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THEMA:   Superlativ

 19 Antwort(en).

Schwanstein begann die Diskussion am 23.10.02 (14:40) mit folgendem Beitrag:

Jeder sagt, seine Katze sei die, sein Kater sei der schönste und liebste.

Da ich der gleichen Meinung bin, zeigt sich, ist erwiesen, daß es nur Schönstes und Liebstes gibt.


Felix antwortete am 23.10.02 (16:48):

Ist das Thema: Die Subjektivität der eigenen Bewerung oder des eigenen Urteils .. oder ähnlich?


Schwanstein antwortete am 23.10.02 (17:57):

das nehme jeder gelassen, wie es ihm beliebt...


Pheedor antwortete am 23.10.02 (18:11):

nimm das lieber weg, Schwanstein, das gehört hier ebenso nicht hin wie der Pfau, der ein blühendes Huhn ist...


Schwanstein antwortete am 23.10.02 (20:13):

@Pheedor,

im Nachhinein betrachtet hast du recht, es gehört hier nicht hin. Es ist ein leichtsinniges Argument, daß, wenn überhaupt, mit blühenden Hühnern, oder mit Dieben, die Männer sind, die etwas gefunden haben, was keiner verloren hat, beantwortet werden kann. Es ist wie mit dem Igel im Bett am falschen Platz; man kann sagen: "Iii, ein Igel!" Man kann aber auch sagen, "Aah, kein Tiger!"

In diesem Sinn, einen schönen Abend,
Schwanstein


Rosmarie Schmitt antwortete am 23.10.02 (20:41):

Hallo,

warum sollte dieses Thema nicht hierher gehören? Es macht doch Spaß!
Außerdem schneidet es in meinen Augen viele Bereiche an: Die Subjektivität unserer Wahrnehmung, die Skurilität im Alltag, den Stellenwert der Liebe... Könnte man nicht sogar eine Art von Lebensschule heraus lesen? Wenn Schönheit im Auge des Betrachters liegt, liegen vielleicht auch Unglück, Lebensüberdruss oder Angst teilweise beim Betrachter...


Schwanstein antwortete am 23.10.02 (21:00):

@Rosmarie Schmitt,

so ist es. Geht die Tür im Ernst nicht auf, tritt der Scherz sie ein. Wer weiß? Vielleicht kann der Beitrag doch bleiben...


Karl antwortete am 23.10.02 (22:21):

Lieber Schwanstein,

natürlich ist aller Eindruck subjektiv. Aber Du hast die Zeit mit Deinem Baby, Deiner Katze, Deinem Hund verbracht.

Der Fuchs sagt zum Kleine Prinzen, der gerade auf der Erde einen Rosengarten besucht hat, sich aber nach der einen Rose auf seinem Planeten sehnt: "das ist die Zeit, die Du mit Deiner Rose verbracht hast, die sie so wichtig für Dich macht"

(C'est le temps que tu a perdu pour ta rose qui fait ta rose si importante.).

Mit freundlichen Grüßen

Karl


P.S.: Zum Kleinen Prinzen geht es per Link

Internet-Tipp: https://galeb.etf.bg.ac.yu/mp/mp/ppchap21.html


Schwanstein antwortete am 24.10.02 (00:33):

Lieber Karl,

Sicherlich, ein anderes bemerkenswertes Beispiel, dem ist so.

Eigentlich hat mich ein Forumsteilnehmer auf meine Formulierung gebracht; er hat mir geschrieben, sein Kater sei der schönste und liebste. Darauf hätte ich antworten können, daß das nicht stimme, denn meiner sei es. Ja, weswegen habe ich es nicht derweise getan? Ist doch allgemein üblich so. Um ihn nicht zu verletzen? Um zu verhindern, in einen Streit zu geraten? Oder weil das, was er sagt, ebenso wahr und ehrlich sein muß, wie das, was ich sage, wenn ich ebenso von meinem Kater spreche?

Wenn wir einander jemals uns mit unseren Katern treffen würden, würden wir bestenfalls befinden, daß ein Kater anders ist, jünger, älter, größer, kleiner, von anderer Fellfarbe, lebhafter, oder gemütlicher als der andere, was nicht heißt, daß der eine weniger >schön ist< als der andere.

Man könnte sich jetzt die Frage stellen: gibt es Schönes überhaupt? Oder ist alles >weder noch< und bekommt erst durch unser Empfinden Gestalt?

>Die Liebe macht den Mensch schön<. Macht erst sie ihn gar zum Mensch?


Pheedor antwortete am 24.10.02 (04:51):

hallo Schwanstein,

da fällt mir was ein: vor ein paar Jahren, da hat hier an der VHS in der Literaturwerkstatt ein Akademiker und Germanist behauptet, es gäbe, auf den Mensch bezogen, gar nichts Schönes, nur Häßliches, wir würden uns das Häßliche schön malen. Was sagst du dazu?


bello antwortete am 24.10.02 (08:39):

Das könnte nur jemand, der unter dem Häßlichen nicht so sehr leidet, daß er gar nicht fähig wäre zur Schönmalerei.


schorsch antwortete am 24.10.02 (09:32):

Erinnet mich irgendwie an Gullivers Reise zu den Zwergen auf der Insel Lilliput. Deren König hatte Krieg mit dem König der Nachbarsinsel, welcher behauptete, man müsse die Eier am stumpfen Ende aufschneiden, während er selber der Meinung war, man müsse sie am spitzen Ende öffnen. Das Fazit war eigentlich, dass bei den Zwergen auch die Probleme zwergenhaft seien! (;--))))


Schwanstein antwortete am 24.10.02 (14:24):

hallo Pheedor,

Haben wir hinter aus: einen Gedanken so lange logisch weiterentwickeln, bis sich Widersprüchlichkeit erweist (ad absurdum), oder manchmal auch nicht?

>Nachts sind alle Katzen grau.<
>Wenn du den Frieden willst, bereite den Krieg vor?<


Pheedor antwortete am 24.10.02 (15:18):

hallo, Schwanstein,

schau mal in deinen Briefkasten.


Schwanstein antwortete am 24.10.02 (15:38):

@schorsch

Weswegen denn immer mit Hergebrachtem vergleichen? Wieso nicht in völlig neuen Kategorien denken? Pfauen sind blühende Hühner! Diebe sind Männer, die was finden, was niemand verloren hat!

Sind übrigens Definitionen von Kindern...


Pheedor antwortete am 24.10.02 (15:50):

die Frage ist nicht: was kostet ein Auto?

sondern:

"brauche ich eines?"


Felix antwortete am 24.10.02 (16:18):

Ich kann den Diskussionsansatz von Schwanstein und Pheedor bis jetzt nicht nachvollziehen.
Es ist ja trivial und leuchtet jedem ein, dass es keine "Schönheit" oder "Hässlichkeit" an sich gibt.
Beides sind Bewertungskriterien, die sich auf eine Eigenschaft .. die der Ästhetik beziehen. Klar, dass solche Kriterien vom beobachtenden Subjekt abhängig sind.
Die Rose des kleinen Prinzen, die er als Einzelwesen auf seinem kleinen Planeten aufgezogen hatte, war in seiner beschränkten Erlebniswelt das einzige Wesen, das nichts Bedrohliches wie z.B. die Affenbrotbäume, an sich hatte. Obwohl die Rose mit ihrem gekünstelten Gehüstel und besonderen Ansprüchen ihn genervt hatte, merkte er beim Anblick des Rosenfeldes, die Schönheit und Besonderheit seiner geliebten Rose ... für die er sich verantwortlich fühlte!
Zur Anregung noch einige erlebte Beispiele, um die Ambivalenz von Schönheit und Hässlichkeit zu demonstrieren.
In Indien filmte ich die ausgedehnte Schmutzschicht , die sich vor dem Überlauf eines Gewässers gestaut hatte.... eine gräulich, grünliche Masse aus Schlamm und Schaum, gespickt mit kleinen schwimmenden Abfallteilchen in allen Farben. Die ganze Masse hatte durch die Stauung eine runzelige Oberflächenstruktur, die sich ständig langsam veränderte und verzerrte. Obwohl der Geruch widerlich war, blieb ich fasziniert von diesem Anblick stehen ... und hielt ihn im Bild fest.
Bei Vorführungen brachen die Betrachter oft in Beifall und Bewunderung aus "... wie schön ... was für ein Wunder .. wer macht solche Objekte ...?" Erst nach meinen Erläuterungen folgten Reaktionen wie " ... gruusig ... Umweltverschmutzung ... abscheulich ... zum kotzen ...etc." Es kommt also nicht nur auf den Betrachter, sondern auch auf den Kontext an.
Ähnliche Situationen habe ich erlebt mit Stillleben an stark verschmutzten Stränden, halbverfaulte Tierkadaver in einer Sumpfvegetation, Gegenlichtaufnahmen von Erdölraffinerien im Abendrot , verrusste Gesichter von Bergleuten in Nahaufnahme u.s.w.
Anderseits, war ich bitter enttäuscht, als ich nach einer langen Warterei im Louvre zum ersten Mal das weltberühmte Bild der "Mona Lisa" als Original sah. Ich hatte es vorher unzählige Male abgebildet gesehen und ellenlange Abhandlungen über die ausgewogene Gestalt und geniale Ästhetik bis zum magischen Blick ihres Antlitzes gelesen. Nun hing sie dort ... in einem eher protzigen Rahmen .. allein in einem eigenen Raum hinter einem Sicherheitsglas ... mit einer andächtigen Masse von Bewunderern davor... nein das war nicht mein Bild von ihr!


Pheedor antwortete am 24.10.02 (17:02):

es ist die Einfachheit der Argumentation; Einfachheit ist der Mut zum Wesentlichen (Helmar Nahr, Mathematiker und Wirtschaftswissenschaftler *1931)

>was ich weiß, interessiert mich überhaupt nicht, was ich nicht weiß, regt mich an - oder auch auf, lehrt...


Schwanstein antwortete am 25.10.02 (18:10):

Hallo, Pheedor,

es ist einfach. Es wäre schon zuviel, es zu einer Hypothese zu erheben, zu folgern; es bliebe eine Hypothese.

Es ist nicht mehr und nicht weniger, als eine der unendlich vielen Möglichkeiten der Symbolisierung des Begriffes >schön<.

In diesem Zusammenhang empfehle ich den neuen Spiegel. Dort gibt es ein Interview mit dem Linguisten Derek Bickerton, Thema: Sprache.


Bis dahin
Schwanstein und alle symbolträchtigen Kater und Katzen


Pheedor antwortete am 25.10.02 (18:57):

hallo,

Schwanstein,

habe ich so gesehen, aber man muß ja nicht gleich den Ball ins Tor treten, dann war die Lust am Spiel weg und leider ist die tiefenpsychologische Stunde zu früh abgelehnt worden.