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THEMA:   Wie werde ich ein erfolgreicher 'Sniper'?

 19 Antwort(en).

Wolfgang begann die Diskussion am 24.10.02 (12:16) mit folgendem Beitrag:

Gerade ist man auf der Spur des sogenannten 'Snipers' oder hat ihn sogar schon gefangen. Der Horror rund um Washington ist sicher Grund genug, über das gesellschaftliche 'Klima' zu sprechen, das 'Snipers' erzeugt.

So gibt es zum Beispiel via Internet das 'On-Line Sniper Training'... Zur Verfügung gestellt wird das Training für selbstberufene künftige Scharfschützen von den Waffenfreunden von 'Snipercountry.com' in Verbindung mit den Männern vom 'Sniper's Paradise'. Motto: 'One Shot, One Kill'. Die Tricks und Tipps sollen angeblich von echten 'Snipers' stammen und auf dem Trainingsprogramm der US-Army basieren.

On-Line Sniper Training
https://snipercountry.com/training.html


bello antwortete am 24.10.02 (12:36):

Finde ich überhaupt nicht komisch.

Wie soll - bitte - dieses Thema aufgefaßt werden?


Barbara antwortete am 24.10.02 (13:02):

Auch ich finde das überhaupt nicht komisch -
aber nicht das Diskussionsthema sondern das, was sich die Waffenlobby in Amerika alles ausdenkt und sogar als Training über das Internet anbietet. So züchtet man Waffennarren, die ihre antrainierten Fähigkeiten gern unter Beweis stellen möchten.

Grauenhaft.......
Aber sicher steht auch hier ein großes Geschäft dahinter.....


Wolfgang antwortete am 24.10.02 (13:20):

@bello... Bei über einem Dutzend von Toten und Verletzten, die der/die 'Sniper' auf dem Gewissen haben, solltest Du das Thema nicht 'komisch' auffassen, sondern bitterernst.


Karl antwortete am 24.10.02 (13:54):

Zur Erläuterung:

sniper = Scharfschütze, Heckenschütze


Wolfgang hat also auf das Phänomen aufmerksam gemacht, dass im Internet ungehindert für eine Scharfschützenausbildung Reklame gemacht werden darf. Die amerikanische Waffenlobby ist so gewissenlos, dass anläßlich der Anschläge von ihnen sogar die Empfehlung ausgesprochen wurde, Waffen zu tragen, um zurückschießen zu können.

Mit den besten Grüßen

Karl


Felix antwortete am 24.10.02 (15:11):

Wen wunderts bei dieser Cowboy-Mentalität. Es gibt kein Land auf dieser Erde mit einer solchen Dichte an Schusswaffenbesitz. Es kommt erschwerend dazu, dass diese Waffen unregistriert also unkontrolliert gehandelt werden dürfen.
Mit Erfolg hat die Waffenlobby alle Ansätze zu einem verschärften Waffengesetz mit Erfolg verhindern können.
"Ein Land der unbegrenzten Möglichkeiten... " offensichtlich auch in so fatalen Bereichen!!


bello antwortete am 24.10.02 (15:20):

Wenn ich höre 'online snipertraining', gehn bei mir die Lichter aus. Ich habe auch die URL nicht geöffnet.

Und ich behalte mir vor, ein Thema, jedenfalls für mich persönlich, unwitzig zu finden, wenn es solche URLs weitergibt.

Eben, eben, lieber Wolfgang, nichts für ungut: habe ich (s. Deinen Beitrag von 13:20) irgendwo gesagt, daß ich das alles 'komisch' finde?


Wolfgang antwortete am 24.10.02 (16:02):

Die US-Verfassung garantiert jedem Bürger nicht nur die Rede-, Presse und Religionsfreiheit, sondern eben auch das Recht auf Waffenbesitz.

Aber, ich denke, es ist nicht nur die enorme Anzahl von Schusswaffen und deren weite Verbreitung, die zu der erschreckenden Kriminalitätsrate der USA beitragen. Schusswaffen in Verbindung mit einer Art 'Cowboy-Mentalität" - Felix hat das erwähnt - führen dazu, dass die USA ein gefährliches Pflaster sind.

Ein weiterer Aspekt: Es wäre verwunderlich, wenn die Ausbildung der US-Army, die ja keine Verteidigungsarmee ist und deren Soldaten häufig unter 'ernsten' Bedingungen 'arbeiten', also töten, nicht auch im zivilen Bereich Folgen zeigen würde.

Hier ein Beispiel für die Militarisierung der US-Gesellschaft:

Die Website "Defend AMERICA" des Pentagon bringt eine Fotoserie über den 10-jährigen U.S. Army Sgt. JUSTIN BRYCE... Die Photos sind ein 'Hammer' und sicher nichts für schwache Nerven... In Deutschland ist es undenkbar, dass ein Kind regierungsamtlich in solcher Weise missbraucht würde und mit ihm Werbung für den Krieg gemacht würde.

Defend AMERICA
https://www.defendamerica.mil/photoessays/oct2002/p101102a1.html

Internet-Tipp: https://www.defendamerica.mil/photoessays/oct2002/p101102a1.html


WANDA antwortete am 24.10.02 (18:20):

Die Überschrift ist sicher sarkastisch gemeint, trotzdem ist die Frage makaber.


DorisR antwortete am 24.10.02 (19:23):

So total unreguliert sind Schusswaffen in USA nun auch wieder nicht. Es gibt u.a. das "James Brady Gesetz", benannt nach dem Mann, der bei dem Anschlag auf Reagan so schwer verletzt worden war. Händler müssen/sollen bei Verkauf eine Suchaktion starten, ob der Käufer vorbestraft oder sonstwie nicht qualifiziert ist. Man braucht, bzw. bekommt, eine Erlaubnis, eine Waffe zu besitzen. Es gibt schwere Strafen für unerlaubten Waffenbesitz, auch wenn jemand mit einer versteckten Waffe erwischt wird, und/oder eine Waffe benutzt hat in der Ausführung einer Straftat wie Raub oder Ueberfall. Das Problem ist selbstverständlich, dass viel zu viele illegale Waffen im Umlauf sind.


schorsch antwortete am 25.10.02 (11:18):

@DorisR
Kein Mensch wird wohl glauben, dass je ein Händler Nachforschungen betreibt, bevor er einem Kunden eine Waffe verkauft. Zudem gibt es für Eingeweihte - und dazu zähle ich alle Gangster - dunkle Kanäle zu hauf, wo sie illegal die besten und modernsten Feuerwaffen beziehen können.
Dass man beim illegalen Tragen einer Waffe erwischt wird, ist etwa so wahrscheinlich, wie das Erwischtwerden beim Konsum von illegalen Drogen - man muss schon das Pech haben, in eine strassenkontrolle zu geraten.
Wie es ausschaut, ist der Mörder ja nun erwischt worden. Ich glaube es allerdings erst, wenn keine neuen Morde mit der gleichen Methode passieren.


Wolfgang antwortete am 25.10.02 (11:50):

@Wanda... Die Überschrift habe ich gewählt in Anlehnung an eine Aussage in der erwähnten Website. Dort wünschen deren Autoren den Absolventen des On-Line Sniper Trainings 'viel Erfolg'.

Heute berichtet auch die 'Süddeutsche Zeitung' in ähnlichem Tenor darüber, wie man ein erfolgreicher 'Sniper' werden kann. Vielleicht gehören die SZ-Redakteure ja zu den eifrigsten ST-Lesern. ;-)

Distanzenthusiasten
Im Internet können Nachwuchs-Sniper ihr Handwerk lernen
Von ALEX RÜHLE
https://www.sueddeutsche.de/aktuell/sz/getArticleSZ.php?artikel=artikel3936.php

Internet-Tipp: https://www.sueddeutsche.de/aktuell/sz/getArticleSZ.php?artikel=artikel3936.php


Wolfgang antwortete am 25.10.02 (12:54):

Der gestern festgenommene mutmassliche Täter JOHN ALLEN MUHAMMAD war ein ausgebildeter Scharfschütze. Aus dem US-Verteidigungsministerium hieß es, Muhammad sei von 1985 bis 1995 in der Armee gewesen und habe 1991 am Golfkrieg teilgenommen. Er sei mehrfach ausgezeichnet worden. Auch habe er sich als Scharfschütze am M-16-Sturmgewehr bewährt.

Die mutmassliche Tatwaffe war eine "Bushmaster XM-15", die von der gleichnamigen Firma in den USA auch online vertrieben wird. Nur eine 'Federal Firearms License' ist erforderlich, die leicht zu bekommen ist. Ausserdem gibt es ja noch den privaten Markt, der mangels Meldeverpflichtungen, was Wohnort der WaffenbesitzerInnen und Herkunft der Waffen betrifft, für die Sicherheitsbehörden praktisch unkontrollierbar ist.

Bushmaster XM-15 E2S Rifle Kits
https://www.bushmaster.com/shopping/weaponskit/


seewolf antwortete am 25.10.02 (22:42):

Wolfgang -

danke für den link zum Lieferanten.

Werde mal versuchen, online 100 Stück zu ordern...

:-)))


Wolfgang antwortete am 27.10.02 (12:16):

JOHN ALLEN MUHAMMAD, der mutmassliche 'Sniper' - bei der US-Army ausgebildeter Scharfschütze und Golfkrieg-Veteran -, der in den letzten Wochen rund um Washington zehn Menschen erschoss und drei weitere verletzte, wurde festgenommen. Wenige Tage später, an diesem Wochenende, trifft sich im 'TACPRO Shooting Center' in der Nähe von Dallas im US-Bundesstaat Texas eine verschworene Gemeinschaft: Die Hobby-Scharfschützen des Landes zelebrieren ihre alljährliche 'Sniper Challenge'. Deren Motto: 'One Shot, One Kill'.

Für jeden 'Sniper' ist das ein MORDs Event.

Sniper's Paradise
https://www.snipersparadise.com/index_hq.htm


Ebba antwortete am 27.10.02 (13:03):

Wolfgang,
was ich nicht verstehe: warum empfiehlst Du derartige Internet-Seiten? Entspricht das Deinem Verständnis von verantwortungsvoller Aufklärung?


Karl antwortete am 27.10.02 (13:16):

Liebe Ebba,

als Empfehlung will das Wolfgang sicherlich nicht verstanden wissen, sondern als Beleg seiner Aussagen. Ich werde aber den direkt anklickbaren Link entfernen, denn als Beleg gilt auch der nicht anklickbare Link.

Ich selbst möchte auf einen Spiegelartikel über ein Snipertreffen in Texas verweisen, der zeigt, wie schwer es ist, den Waffennarren Einsicht zu vermitteln.


Mit freundlichen Grüßen

Karl

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/panorama/0,1518,220120,00.html


Wolfgang antwortete am 01.11.02 (17:49):

@Ebba... Mit dem Vorwurf der Verantwortungslosigkeit muss ich mich auseinandersetzen. Vorab: Ich bin Dir bestimmt nicht böse, dass Du diesen Aspekt angesprochen hast. Ich benutze gerne die Gelegenheit, mein Anliegen noch deutlicher zu machen.

Die beschriebenen Morde und Mordversuche des 'Snipers' oder der 'Sniper' haben eine (nicht die einzige) Ursache darin, dass in den USA Waffenerwerb und -besitz so gut wie unkontrolliert sind. Eine zusätzliche Ursache (es gibt noch weitere Ursachen) ist die "Kultur" der Gewalt, die die amerikanische Gesellschaft durchzieht, in einem Ausmass, wie wir das in Europa nicht kennen. Ein Indiz dafür ist der Sniperkult... Unter dem Motto "One shot, one kill" werden Websites unterhalten, lokale und nationale Treffen arrangiert, Meisterschaften ausgeschossen (wobei nicht nicht, wie bei uns, in einem Schützenverein sportlich geschossen wird, sondern unter militärischen Bedingungen und mit Waffen, die bei uns unter der Rubrik "Kriegswaffen" eingeordnet sind). "Sniper" und ihr Kult sind in den USA akzeptierter Teil einer ausserordentlich gewaltorientierten und gewaltbereiten Gesellschaft.

Auf diesen Tatbestand wollte ich hinweisen... Auch durch die beigefügten Links. Die Links waren aber nicht die Hauptsache, sondern Anhängsel eines ausführlichen Beitrages. An meiner Ablehnung des Sniperunwesens kann nach dem Lesen meiner Beiträge demnach kein Zweifel bestehen. SPIEGEL und SZ haben in ähnlicher Form berichtet und sogar Screenshots einschlägiger Websites veröffentlicht.

Deshalb denke ich, dass ich mich verantwortungsvoll verhalten habe.

P.S.: @Karl... Ich werde künftig Links zu "problematischen" Websites nur noch im Text erwähnen, so, dass diese nicht mehr direkt anwählbar sind.


Barbara antwortete am 01.11.02 (18:21):

Ich habe heute einen interessanten Artikel gelesen, in dem den Medien eine Mitschuld an derartigen Wahnsinnstaten gegeben wurde. Diese irren Täter träumen in der Regel davon, durch ihre Taten berühmt zu werden, einmal in ihrem Leben ganz groß in den Schlagzeilen zu stehen. Für besonders gefährlich hielt man, den Tätern spezielle Namen zu geben, wie z.B. "Tarot-Mörder", weil in der Nähe eines Opfers die Tarot-Karte "Der Tod" gefunden wurde. Die Täter träumen davon, dadurch in die Kriminalgeschichte einzugehen.

Es wurde beobachtet, dass gewisse Medien direkt "heiss" darauf waren, vom nächsten Mord berichten zu können, ihn praktisch kaum erwarten konnten. Leider weiß ich nicht mehr, wo ich diesen Artikel gelesen habe, aber etwas Wahres ist m.M.n. daran.

Sicher müssen Medien informieren, die Täter dürfen jedoch nicht zu Stars gemacht werden. Dadurch könnten sich andere Irre aufgerufen fühlen, denen nachzueifern.


Ebba antwortete am 02.11.02 (13:50):

Wolfgang, wenn ich beispielsweise eine Videothek anprangere, die eine besonders große Kollektion an Gewaltvideos anbietet, so gebe ich nicht die Adresse und Öffnungszeiten an, um zu untermauern, daß ich nicht gelogen habe. Einzig und allein das war gemeint bei meiner Kritik und Seewolf hat das ja schon witzig-überspitzt ausgedrückt, warum diese Links problematisch sein könnten.
Ansonsten gebe ich Dir in Deiner Einschätzung vollkommen recht.