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THEMA:   Währungsreform 20.06.1948

 6 Antwort(en).

Johannes Michalowsky begann die Diskussion am 22.11.02 (08:24) mit folgendem Beitrag:

Wie habt Ihr das erlebt, was habt Ihr mit Eurem ersten Geld gemacht? Ich denke weniger an die Kopfquote, damit konnte man einfach keine großen Sprünge machen, sondern an die ersten Einnahmen danach � d.h. was hatte für Euch damals die erste Priorität?

Ich erinnere mich nicht mehr an sehr viel, nur noch an vier Dinge:

1. Ich bin immer gerne Straßenbahn gefahren, einfach nur so zum Spazieren, und nun war es herrlich leer.

2. Ich habe mir ganz schnell eine Theaterkarte (Cavalleria Rusticana und Der Bajazzo) gekauft, die konnte man auf einmal ohne stundenlanges Schlangestehen bekommen. Nur die Atmosphäre im Theater war dann enttäuschend � es war nämlich gähnend leer. Für den Beifall mußte ich fast alleine sorgen!

3. Ich brauchte ganz schnell Rasierklingen für meinen damals sprießenden und empfindlichen Milchbart.

4. Und schließlich bekam ich noch im Jahre 1948 ein Fahrrad, das war eine dankenswerte finanzielle Kraftanstrengung meiner Mutter.

Und irgendwann entdeckte ich mal, daß man einfach nur in den Laden gehen mußte und sich ein Ei oder einen halben Liter Milch kaufen konnte. Es gab zwar in den ersten Monaten nach der Umstellung noch Lebensmittelkarten, nach denen wurde aber auf einmal nicht mehr gefragt, und ich glaube, die letzte Ausgabe haben wir uns gar nicht erst abgeholt.

Die Fülle in den Schaufenstern � heute würde man mitleidig lächeln � war atemberaubend und wurde zum Teil mit Bitternis zur Kenntnis genommen. Ware war also offensichtlich vorhanden gewesen, sie war nur vorher nicht herausgerückt worden. Aber man erkannte bald, daß ohne ein Angebot die D-Mark so viel wert gewesen wäre wie vorher die Reichsmark und die ganze Aktion für die Katz gewesen wäre. ∞


schorsch antwortete am 22.11.02 (10:39):

Diese Währungsreform war das Gegenteil vom Wechsel von DM zu @: Damals BEKAM man mehr für das Geld - heute KOSTET es mehr!


bello antwortete am 22.11.02 (13:59):

So vergolden würde ich die Zeit der damals ehemaligen Reichsmark nicht. Ich würde eher sagen, man bekam eigentlich fast gar nichts - verglichen mit der D-Mark vor dem �.
Und durch die Abwertung 1:10 verschwanden die letzten Schmuckstücke beim Bauern, um auch einmal ein Ei essen zu können.

Ansonsten erinnere ich mich nur noch daran, daß die Prägeanstalten nicht so schnell reagieren konnten und die alten Scheine und Münzen noch eine Zeitlang im Umlauf blieben. 10:1 ließ sich fast besser umrechnen als jetzt der Gang in memoriam 1:2.


Marianne antwortete am 22.11.02 (16:04):

Ich war sieben Jahre alt, auf Erholungsaufenthalt in Zinnowitz an der Ostsee und bekam einen heillosen Schrecken, als alle Erwachsenen plötzlich in für mich bedrohlichem Ton über die neue Geldwährung sprachen. Es existiert noch in der Familie eine Postkarte, auf der ich die Angst wie folgt verbalisierte" und das schrechlichste ist die neue geldrewerung". Damit werde ich noch heute aufgezogen.
Das ist die einzige persönliche Erinnerung. Alle weiteren Informationen erfolgten dann auf dem Bildungsweg.


Marianne antwortete am 22.11.02 (16:06):

Übrigens, eine nette Idee, so alte ,uns alle betreffenden Ereignisse aus persönlichem Erleben schildern zu lassen.


utelo antwortete am 22.11.02 (17:27):

Ich erinnere mich an meinen ersten DM-Groschenschein. Es war das erste Mal, dass ich eigenes Geld hatte. Da war ich 7 Jahre alt und durfte einfach selbst über Geld bestimmen, unfassbar. Nach eienr Woche kaufte ich mir 5 "Spinnknöpfe" á 2 Pfg. und hatte mindestens eine Woche Spass damit, meine Mutter weniger, weil doch einiges schmutzig wurde durch diese ausziehbare klebrige Masse. Kennt noch jemand von euch diese Spinnknöpfe? War wohl eher was für Mädchen. Schreibt doch mal, welche netten Erfahrungen ihr damit gemacht habt. Genau an diesem Tag wurde auch propagandiert, dass es beim Bäcker richtige Brötchen -kein Maisbrot- geben würde. Wir standen dort mit dem neuen Geld an und warteten. Nach ca. 1 Stunde kam jemand und sagte uns, es sei nur ein Scherz gewesen, es gäbe gar keien Brötchen.


klaus-w antwortete am 30.11.02 (23:41):

Währungreform?
Da lag plötzlich in einem Schaufenster ein Stabilbaukasten, meine Mutter hatte einfach so geld bekommen aber wollte mir diesen Kasten (von Märklin) nicht kaufen. Ich hab lange gebraucht um das zu begreifen.