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THEMA:   Ansicht/Einsicht

 18 Antwort(en).

henner begann die Diskussion am 02.12.02 (11:57) mit folgendem Beitrag:

Ansichten oder Einsicht
Ich Pechvogel:mit 60 Jahren mußte ich in Vorrente gehen.d.h.meinBetrieb entließ mich mit 57 (obwohl ich noch sooo gern gearbeitet hätte)Ich war 30 Monate arbeitslos u. hatte kollossale Geldeinbußen.,trotz einer misserablen Abfindung Ich fiel in ein tiefes Loch voller Depressionen,eine Welt brach für mich zusammen..Regelmässig musste ich zum Arbeitsamt, schämte mich,musste anderen die für mich arbeiteten u. Beiträge zahlten auf der Tasche liegen .Nun bekomm ich eine um 18% verminderte Rente (u. die auch noch nach Rentenpunkten OST berechnet).Muß mich als �Frührentner,Faulpelz,Absahner,fühlen u. betiteln lassen,kann mir fast nichts mehr leisten,dieser Saustaat lässt einem kaum Luft zum atmen......

Ich Glückspilz: mit 57 Jahren durfte ich in Vorruhe gehen, mein Betrieb finanzierte alles ,Ich fiel in die soziale Hängematte wurde sozialverträglich abgewickelt (bekam noch eine Abfindung obendrauf),brauchte mich um keinen neuen Arbeitsplatz bemühen,hatte auch kein schlechtes Gewissen mehr ,daß ich jüngeren bedürftigen Mitmenschen den Arbeitsplatz streitig mache.Von nun ab konnte ich nach Herzenslust allen meinen alten u. neuen Hobbys frönen, Reisen machen ,von denen ich ein Arbeitsleben lang geträumt habe, Tag u. Nacht am Pc sitzen u. chatten.oder im Garten relaxen,die Kinder besuchen,wann immer ich will ,die Sonderangebote der Discountläden studieren u. preiswert einkaufen.
Freue mich,wenn andere neidisch auf meine neugewonnene Freiheit sind.(wer hat u. kann das schon ausser einigen Frühpansionären),also ich bin rundum zufrieden,der Staat meints gut mit mir,,,,


Marianne antwortete am 02.12.02 (12:26):

Lieber Henner,

Die Wahrheit liegt wahrscheinlich in der Mitten und nicht nur aus der Perespektive, unter der man/frau dieses Problem betrachtet.Ich kann nur sagen, dass es mir ähnlich ging (Frühpension krankheitshalber +-58 ) . Aber das Tolle an dieser Problematik ist ja, dass beide Perspektiven möglich und nötig sind. Für die Selbsthygiene die eine - für das soziale Gewissen die andere.


Wolfgang antwortete am 02.12.02 (13:01):

Eine schöne Persiflage hast Du geschrieben, Henner, wie man sich und seine Welt unterschiedlich betrachten kann. Im Moment scheinen die Pessimisten das grosse Wort zu führen. Die Meisten von ihnen tun wohl nur so in der Öffentlichkeit. Privat leben sie vielleicht ganz angenehm und zufrieden.

Im Ausland wundert man sich sowieso, warum anständig bezahlte Arbeitende und ebenfalls recht anständig alimentierte Nicht-Arbeitende in ihrem angeblich 'letzten Hemd' ein Geschrei machen, als stände ihnen das Wasser bis zum Hals . ;-)


DorisW antwortete am 02.12.02 (14:46):

Ich bekenne mich gerne dazu, daß es mir gut geht :-)


Barbara antwortete am 02.12.02 (15:09):

Lieber henner,

ich hoffe, dass Du Dein Leben aus der Glückspilz-Perspektive lebst und wünsche Dir von Herzen, vollkommen neidlos, alles Gute ;-)))


Utelo antwortete am 02.12.02 (16:45):

Hallo Miteinander,
auch mich hat man auf Grund betrieblicher Umstellungen mit 57,4 Jahren frei gestellt. D.h. 32 Monate Arbeitlosengeld, bis zum 58. Geburtstag ein paar Mal zum Arbeitsamt, danach kann man sich aus der Vermittlungsliste ohne Einbußen streichen lassen. Da diese Entlassungen schon lange beratschlagt wurden, habe ich mich nicht darum gerissen, einen Prozess o.ä. anzustrengen, um die Arbeit zu halten. Wäre eh sinnlos gewesen. Ich konnte mich darauf einrichten, endlich mal Zeit für mich zu haben. Die Abfindung habe ich vernünftig eingeteilt, so dass ich sogar jetzt noch davon etwas habe. Ich find es nach wie vor toll, endlich Zeit zu haben und tun zu können, wa sich will. Aber wie schon mehrfach gesagt, man muss die Zeit vorher überlegen, was man alles machen kann und will, weil Arbeit ist nicht alles ab einem bestimmten Alter. Hobby und Freizeit geht vor.


e k o antwortete am 02.12.02 (17:25):

@ henner alias Hugo1

Lieber Freund, was Du da geschrieben hast ( erst dachte ich, was ist denn jetzt mit dem los?) zeigt die Stimmungslage vieler Menschen jeweils in derselben Situation. Man kann es so sehen oder auch so, je nachdem.

Derjenige, der sich die negative, pessimistische Version zu eigen macht, steht sich selbst im Wege herum. Er verkürzt sich sein Leben dadurch.

Wer sich aber die positive, optimistische Version "reinzieht", gewinnt trotz nicht optimaler Bedingungen dem Leben noch viel Freude ab....und er wird länger leben.

Also, lasst uns das Glas halbvoll sehen und nicht halbleer.

Allen, die nicht mehr arbeiten "dürfen", möchte ich sagen: Seid froh, dass Ihr aus der Tretmühle raus seid. Von aussen sieht es so sehr toll aus, aber fragt sie mal, die arbeiten "müssen", die beneiden Euch oft genug.( Sagt auch henner)

Schönen Gruß vom e k o


Hanskarl antwortete am 02.12.02 (17:27):

Hallo Henner,

die Frage ( der Betrachtungsweise ) ist: Kann man mit sich zufrieden sein, oder muß
man mit sich zufrieden sein?

Ich habe mit 56 gekündigt und bereue, dies nicht mit 50 schon gemacht zu haben.

Es wurde eben nur wenigen die Gnade zuteil auch ohne Arbeit glücklich werden
zu können.

Gruß Hanskarl


Natschi antwortete am 02.12.02 (20:56):

Auf jeden Fall werde ich die zweite Variante in Anspruch nehmen
Ich werde nächstes Jahr 60 und habe gar kein schlechtes Gewissen, nach 46 Jahren Arbeit meine wohlverdiente Rente zu erhalten.
Ein wenig arbeiten werde ich trotzdem nocch,solange es Spaß macht.


kleinella antwortete am 02.12.02 (23:27):

Es ist tatsächlich so, jedes Ding hat zwei Seiten.
Ich bin inzwischen seit etwa 8 Jahren ohne Arbeit. Anfangs, mit damals 47 Jahren war das eine unvorstellbare Situation und ich war voller Hoffnung auf eine neue Stelle. Doch diese Hoffnung schwand und schwand ....
Außer einem Lehrgang vom AA mit anschließendem Praktikum und wieder voller Hoffnung auf eine Festeinstellung war nichts, und das liegt bereits über 5 Jahre zurück.
Nur, wenn es dann dem Partner ähnlich ergeht, muß man in den neuen Ländern schon den Cent dreimal umdrehen um über die Runden zu kommen. Und wie dann später die Rente mal ausfällt, darüber mag man gar nicht nachdenken. Ist nun das Glas halbvoll oder halbleer?


Manfred Franz antwortete am 03.12.02 (06:38):

Dass ich für die zweite Betrachtungsweise bin, ist den hier versammelten Senioren sicher schon lange bekannt.
Man kann und muss sich natürlich mit den neuen, vor allem finanziellen, Gegebenheiten zurechtfinden. Uns als Computerfreaks dürfte es sicher nicht schwer fallen, mithilfe entsprechender Programme das "Centumdrehen" selbst zum Hobby zu machen. Ihr glaubt ja garnicht, welche "Einsparpotenziale" allein im Preisvergleich liegen. Noch mehr aber in der ständigen Fragestellung: Brauche ich das oder jenes wirklich? Wie oft und wie lange? Habe ich an einer Anschaffung lange meine Freude, oder ist sie vermutlich bald vorüber? Aufwand/Freudewert? Ist leihen evtl. günstiger? Was kann ich selbst tun/erledigen? Wo und wie kann ich sparen, OHNE mich einschränken zu müssen- also einfach durch Vermeidung dann doch ungenutzter Anschaffungen? Was und wieviel brauche ich wirklich?

Internet-Tipp: https://Radefeld.here.de


schorsch antwortete am 03.12.02 (09:13):

Der Satte glaubt dem Hungrigen nicht! Darum denke ich, hier mitreden kann nur, wer "es" selber miterlebt hat. Wer aber seinen gesichterten Arbeitsplatz hat (gibts das überhaupt noch?), der/die sollte sich nicht anmassen, jemanden zu qualifizieren, der/die dieses Glück nicht hat.
Ich habe schon Leute erlebt, die sich anmassend frech über "diese faulen Drückeberger" geäussert hat. Es waren zumeist Menschen im Beamtenstatus. Dann wurden sie trotzdem wegrationalisiert - und fielen in ein Loch, aus dem sie nicht mehr herausfanden!
Drum sei Jeder dankbar und zufrieden, der - noch - einen "sicheren" Arbeitsplatz hat - und urteile nicht über solche, die das nicht - mehr - haben!


eko antwortete am 03.12.02 (16:22):

Kleinella fragt ( mich), ob denn nun in ihrer Situation das Glas halbleer oder halbvoll sei.

Liebe kleinella, Du bist um Deine Situation wahrhaftig nicht zu beneiden. Ich will mich aber auch nicht einfach nur hinter mein wohlbehütetes Leben zurückziehen. Nur, was kann ich daran ändern ? Eigentlich so gut wie nichts.

Ich bin mir aber auch bewusst, dass es hinter der Grenze des wohlbehüteten Lebens recht einfach ist, �dumme Sprüche� vom halbvollen Glas loszulassen.

Dennoch, liebe kleinella, findest Du, dass Du besser lebst, wenn Du Deine Situation nur beklagst, also nur das halb leere Glas siehst ? Doch sicher nicht.

Ich denke eben, dass Ihr beiden es sicher leichter haben werdet, wenn Ihr trotz allem in Eurem Leben das Positive seht, das es sicher auch gibt.

Einer der vielen Aussagen, die ich von meiner Partnerin ( sie ist Psychotherapeutin) immer mal wieder höre, lautet: �Mangeldenken erzeugt Mangel�. Und damit hat sie recht, wie ich an mir selbst schon feststellen konnte. Willst Du mal darüber nachdenken ?

Herzliche Grüße aus der Euregio ( Aachen) nach Sachsen von eko


sofia204 antwortete am 03.12.02 (19:02):

ich frage aber nur, wem mangelts an was ?


katharina antwortete am 04.12.02 (08:29):

�Mangeldenken erzeugt Mangel�. Und damit hat sie recht, wie ich an mir selbst schon feststellen
konnte. Willst Du mal darüber nachdenken ?

ja, ich habe darüber nachgedacht - nachdem ich erstmal das kleine grausen, das mich bei diesem psychojargon immer anzuspringen droht, ins winkerl gestellt hatte.

ich bin zu dem schluss gekommen, dass ich mangel auch als mangel bezeichnen (bezeichnet haben) möchte.

wenn ich in der wüste bin und fast am verdursten und mir jemand ein halb gefülltes wasserglas anbietet, werde ich es schwuppdiwupp austrinken, mir hinterher die lippen lecken und feststellen, dass mir ein volles glas lieber gewesen wäre als ein halb geleertes. wenn mich dann der wasserglasbringer (dessen rosige gesichtshaut und volle lippen davon zeugen, dass er nicht nur die andere wasserhälfte, sondern jede menge wassergläser geleert hat) zu positivem denken anhalten möchte, mich darauf hinweist, dass das glas doch nicht halbleer, sondern halbvoll gewesen sei, dann werd ich ihm wohl an die wasserschläuche gehen. falls mich das halbe wasserglas ausreichend mit kraft versorgt hat. - hat es aber vermutlich nicht. und ich werde auf die böse idee kommen, ob der edle wasserspender mir die andere hälfte des wassers mit genau diesem ziel weggetrunken hat.

tja, so kann's gehen!

gruß
katharina


e k o antwortete am 04.12.02 (18:55):

@ katharina:

Schade drum, aber du hast - leider - nicht verstanden, worum es geht.


sofia204 antwortete am 04.12.02 (21:31):

@eko,
wie wärs mit halblang?


DorisW antwortete am 05.12.02 (12:23):

... oder doch eher halbkurz? ;-)


e k o antwortete am 05.12.02 (18:37):

Spottet ruhig, Leute, ich sehe, dass ich nicht verstanden wurde, was solls !