War es bei euch früher auch so, dass bestimmtes Spielzeug einige Zeit nach Weihnachten wieder vom "Christkind" abgeholt wurde? Pünktlich zu Heiligabend brachte es dann den Kaufladen oder die Puppenküche wieder.
Dieser Brauch scheint mir ausgestorben zu sein. Die heutigen Kinderzimmer quellen über vor teurem Spielzeug, das nach kurzer Zeit unbeachtet in der Ecke liegt. Vielleicht würden viele Kinder ihrem Spielzeug wieder mehr Wert beimessen, wenn es für geraume Zeit einfach verschwände, oder?

Ich besitze ein wunderschönes Buch in Mundart (zwischen moselfränkisch und rheinfränkisch angesiedelt) "Winterowend" von Elfriede Karsch. Darin steht folgendes Gedicht, das mich lebhaft an meine Kindheit erinnert.

Die Bobbekich

Far die Määd kom jede Johr
die Bobbekich zum Fest e voor.
Mer'm Herdche, blankgebutzt unn glatt,
de Aanricht, wo e Voorhang hat.

E klään Regalche in de Hehe
far Zucker, Salz, Gewerz unn Tee.
E Kicheschrank, mit Deller, Dasse, -
unn Schissel wo zu nanner basse.

Uff dem Schrank e Stäänedibbche
mit Essbesteck far'd Bobbesippche.
E Kichedisch mit viar Stihl.
E Wandbehang unn inne Spieh'l.

E Finschter mer'm e Finschterbrääd,
do hott die Katz sich hien geläht.
In de Schloofstu, näwedraan,
war'd Hiemelbettche uffgeschlahn.

Gebliemt, unn die Beziech mit Kneppcher.
Spitzekissjer far die Bebbcher.
E Naachtsdibbche im Schränkelche.
Far miede Fieß e Bänkelche.

E Wäschlavor hott do gestann
mit Wäschschissel aus Borzelan.
Far die ganz klääne Bobbekinn
steht in de Eck e Wahlche jinn.

Noch e schmugger Hobbelgaul
far de Bobbebu', de Paul.
Ei, wat kennt ich noch verziehle!
Scheen war's dodemit se spiele.

Doch dat gitt's nitt nor bei Kinn,
dat se als ebbes läärisch sinn!
Ball steht naicht meh im Gefach,
aach kää Bett is meh gemach.

Unn dann is de Owend komm,
wo'd Christkinnche die mitgenomm.
Fort. Unn verschwunn bis'd anner Johr.
Vum Warte is die scheener wor.

Et hiebt nämlich erscht de Genuss,
wenn ma uff ebbes warte muss!
Meer honn's gelehrt bei gurer Zeit,
dass Voorfreid doch die scheenschte Freid.

Viel Vorfreude wünscht euch
Gila

Bei uns verschwand einige Zeit VOR Weihnachten der Teddybaer meines
juengsten Bruders - andere Spielsachen hatte er nicht - damit er ihn
mit grosser Freude vom Christkind zurueckbekam.
Was fuer ein grausamesChristkind war das.

Walter

Es wäre Pflicht der Eltern gewesen, dem Jungen die Angelegenheit zu erklären, anstatt ihn leiden zu lassen und ein "grausames Christkind" zu erfinden.

Bei uns gab es auch so etwas. Aber uns war völlig klar, daß der Bär beim Christkind gut aufgehoben ist und an Heiligabend mindestens eine neue Mütze haben wird.

Als Eltern liessen wir es nicht zu, dass das Kinderzimmer zu einem Spielzeugladen entartete. Es waren vorallem Verwandte und Bekannte, die es nicht lassen konnten ... bei jedem Besuch ... etwas mitzubringen.
Von Zeit zu Zeit räumten wir die Spielsachen weg, die nicht in Gebrauch waren. Ein Teil davon wurde an Spielgruppen und fürs Wartezimmer des benachbarten Kinderspitals weggegeben. Spielzeug in schlechtem Zustand oder nach unserer Meinung von schlechter Qualität oder von fragwürdigem Geschmack kamen zum Abfall. Einmal geliebtes Spielzeug wurde nach einer gewissen Zeit zurückgebracht. Kostbares, Originelles wurde sorgfältig aufbewahrt.
Als der Sohn schon selber entscheidungsfähig war, durfte er bei dieser Aufteilung mitreden. Weil er es so gewohnt war, machte er das auch sehr geschickt!

@Gilla,
wenn ich solche Mundartgedichte lese wie " die Bobbekich " , bin ich mehr als begeistert. Dies hat mehr mit Muttersprache zu tun als deutsch.

Dankeschön für den Beitrag !!
Frohe Weihnachten Fred Reinhardt

Besser, Spielsachen verschwinden, weil das Christkind sie holt, als dass der Vater schnell um die Ecke geht um Zigaretten zu kaufen - und dann auf Nimmerwiedersehen verschwindet (;--))))