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THEMA:   Ernst schreiten, oder zynisch durchschlagen?

 20 Antwort(en).

pheedor begann die Diskussion am 27.12.02 (14:05) mit folgendem Beitrag:

Jedes Jahr zu Sylvester drängt sich erneut der Spruch auf >Brot statt Böller<. Also, ehrlich gesagt, ich weiß gar nicht, was ich mit soviel Brot anfangen soll und nebenbei, Brot knallt nicht. Ich meine, wenn schon, dann sollte ausgerufen werden, >Kaviar statt Böller<. Der knallt zwar auch nicht, schmeckt aber auch ohne Brot.

In diesem oder anderem Sinn, guten Rutsch


bello antwortete am 27.12.02 (15:43):

Sehr komisch.
Niemand ist ja der Meinung, daß D i r das Brot im Halse stecken bleiben soll.
Arme und viele andere feiern kein Silvester oder würden allenfalls Deinen Kaviar in die Luft schießen.
:-(((


pheedor antwortete am 27.12.02 (16:20):

Das absichtlich Absurde hebt eine mögliche Tatsache heraus, daß nichts zu ändern sein dürfte; trifft es zu, wem, was hilft der Aufruf? Außer daß er den Bäckern einen höheren Umsatz als den Herstellern von Böllern einbringt, abgesehen davon, daß in dieser Branche dann Arbeitsplätze zu beklagen wären.

Es könnte eine Werbemaßnahme der Bäcker sein!


Nuxel antwortete am 27.12.02 (17:06):


Hallo,Pheedor

bin etwas irritiert über Deinen ungewohnt leicht schnodddrigen Frageton;-))
Es ist ein alter,heidnischer Brauch,in der Sylvesternacht böse Geister mit Feuer und "Krach"
zu vertreiben.Doch,wie es nun mal so ist,wir müssen natürlich übertreiben!
Und wieviel Unglücke könnten vermieden werden,wenn nicht.....
ich möchte auch noch sagen,dass in der heutigen Zeit,wo täglich Kinder und auch Menschen in aller Welt verhungern,eigentlich nicht zu verstehen ist,dass Unsummen für diese "Luxusfreude" ausgegeben werden!
Wenn ich an die vielen Arbeitslosen in unserem Land denke,die möglicherweise nicht wissen,wie sie ihre Kinder ernähren oder kleiden sollen,und wovon die nächste Miete beglichen werden kann,sollte doch besser ein Fond für Bedürftige eingerichtet werden,statt Geld für Böller zu verknallen!
Darüber hinaus besteht ja durchaus leider die Gefahr,dass wir bald überall in der Welt mehr Knallerei haben,als ertragbar ist------und nicht ungefährlich!
Wenn Du Dein Brot nicht alleine essen kannst,dann teil doch mit einem Hungrigen .....


schorsch antwortete am 27.12.02 (17:45):

Mir tun die armen Tiere (in den Wohngebieten bis zum Wald)leid, die durch des Menschen überböllernde Freude gar keine haben....


Marianne antwortete am 27.12.02 (18:30):

Pheedor:
abgesehen davon, dass ich Kaviar hasse, glaube ich, dass Du ganz richtig liegst, wenn Du den zwar gut gemeinten aber von mir ebenfalls als Heuchelei empfundenen Spruch persiflierst.

Man könnte auch fragen: Ändert die Tatsache, dass ich mein Brot teile, etwas an der Tatsache, dass täglich viele viele Menschen verhungern?

Ich finde, wir Alten haben das Recht, provokative Fragen zu stellen. Wir sind es ja auch, die unentwegt spenden ( ich auch ).


pheedor antwortete am 27.12.02 (18:48):

@marianne

ja, es geht einem schwer runter.

Wenn du Wohlstand für alle willst, dann mußt du deine Ansprüche auf das Empfinden der 68er Jahre zurücksetzen (Prof. Dürr). Na, dann geht infolge der Population nicht nur bei mir um 20:00 das Licht aus, dafür ist es im Winter in meinem Kühlschrank wärmer, als in meiner Wohnung. Und Internet ist für mich auch nicht. (und das ist kein Zynismus)


Marianne antwortete am 27.12.02 (19:51):

an Pheedor

eben!


e k o antwortete am 28.12.02 (14:26):

Diese pseudomoralischen Sprüche "Brot statt Böller" werden ja jedes Jahr aufs Neue geklopft.

Ich habe seit mindestens 20 Jahren keine Böller mehr gezündet und keine Rakete mehr in die Luft gejagt. Ich bezweifle aber, ob deshalb auch nur ein einziger hungriger Mensch auf der Welt davon satt geworden ist oder ein Arbeitsloser davon provitiert hat.

Stellte die Gesellschaft das Böllern ganz ein, gäbe es höchstens noch mehr hungrige Menschen, nämlich, die, die von der Herstellung der Böller bislang gelebt hatten.

Im Übrigen habe ich heute in der Zeitung gelesen, dass sich eine deutliche Zurückhaltung beim Böllerkauf zeigen würde. Na also!

Guten Rutsch, ob mit oder ohne Böller

e k o


Barbara antwortete am 28.12.02 (14:43):

eko,

genau die von Dir geäußerten Gedanken mache ich mir auch, wenn es heißt:

Brot statt Böller

Wie viele Menschen/Arbeitsplätze hängen von der Vermarktung der Silvesterartikel ab? Ein ganzes Jahr lang wird für diese wenigen Stunden produziert....

Außerdem meine ich, dass es ein Urbedürfnis der Menschen ist, mit Feuer zu spielen. Heute, wo es kaum noch Ofenheizungen gibt, ist für Kinder Silvester der einzige Tag im Jahr, an dem mit Feuer "gespielt" werden darf. Meine Kinder freuten sich auf Silvester mehr als auf Weihnachten.

Ich denke, es sollte alles im Rahmen bleiben. Niemandem ist jedoch geholfen, wenn jede Freude mit einem schlechten Gewissen belastet wird. Meist handelt es sich doch um wenige Jahre, in denen den Jugendlichen das Böllern Freude macht, also gönnen wir es ihnen doch und spenden trotzdem.


Marianne antwortete am 28.12.02 (15:00):

an eko und an Barbara:

Genau das, was Ihr sagt, ist meiner Meinung nach richtig.
Ich habe das auch gemeint, nur habe im im Eifer des Antimoralisierens ganz die Freude meines Enkelsohnes am Krachen vergessen.


Karl antwortete am 28.12.02 (15:41):

Als meine Schwägerin von einem mehrjährigen Aufenthalt in Nigaragua zurückkam, war sie von der "Silvesterknallerei" dort beeindruckt. Es ist ein Irrglaube anzunehmen, Böller würden nur bei uns verschossen und das "Brot für die Welt"-Problem sei durch den Verzicht auf Böller zu lösen. Infrastrukturprobleme dort löst man nicht hier durch Konsumverzicht oder Almosen.


DorisW antwortete am 28.12.02 (16:17):

Und warum auch ausgerechnet auf Böller verzichten?

Ein einziger Kinobesuch kostet mich deutlich mehr als das bißchen Geknalle an Silvester, aber "Brot statt Kino" hat noch keiner von mir gefordert.

Ich spende über das ganze Jahr hinweg und lasse mir wegen fünf oder zehn Euro für ein paar Raketen kein schlechtes Gewissen einreden.


g antwortete am 28.12.02 (17:43):

Hallo,
jedes Jahr wird einem ein schlechtes Gewissen einzureden ver
sucht, wieviel Geld für die Silvesterknallerei ausgegeben wird. Dabei wird aber nicht bedacht, wenn nur jeder vielleicht für diesen Spass 5,-� ausgibt summiert sich das
eben unheimlich, es gibt halt so viel Menschen. Früher hat
mir das auch immer Spass gemacht, - so als gutes Omen für das neue Jahr. Heute geb ich nicht mal mehr 5.-- � aus.
Allen ein Gesundes, Glückliches und Zufriedenes neues Jahr
wünscht Gitti


pheedor antwortete am 28.12.02 (19:41):

@karl,

es gibt eine These von..., die ich oben nur angerissen habe, deren Folgen habe ich mal sehr vereinfacht und unvollständig dargestellt. Diese These enthält noch eine weitere Bedingung. Ich weiß nicht, ob es sinnvoll ist, in diesem eher zynischen Zusammenhang darüber zu reden. Für mich hat auch diese These eine Haken.


pheedor antwortete am 28.12.02 (20:22):

@karl,

noch dazu

Ich habe bei diesem Thema bisher nur schlechte Erfahrungen gesammelt. Es wird nicht eingesehen, daß

Die Veränderung der Zustände in der Dritten Welt* grundsätzliche und einschneidende Veränderungen des Verhaltens der Menschen der Ersten und Zweiten Welt* auf Dauer voraussetzt.

Die wirtschaftlichen und politischen Systeme sich in Frage stellen dürften.

Die Veränderung nicht mit Geld, oder Brot, sondern nur mit >Kopf< herbeizuführen ist.

Da ich selbst an dieser These von (...) meine Zweifel habe, nicht an ihrer notwendigen Richtigkeit, mehr an ihrer dauerhaften Haltbarkeit, suche ich zur Zeit nach einer Diskussion mit dem Verfasser. Ich habe hier jemanden, der sich in vielen solcher Länder auskennt, der ebenso mit Teppiche knüpfenden, wie mit vor Karren gespannten Kindern gesprochen und die grauenhafte Notwendigkeit solchen Lebensunterhaltserwerbs erfahren und meine Zweifel hervorgerufen hat.


Möglicherweise ist das von (...) Veröffentlichte nur zum Allgemeinverständnis geeignet, was erstaunlicherweise schon auf Unverständnis, oder gar Ablehnung stößt.

*allgemein gebräuchlichen, verachtenden terminus technicus angewendet


hl antwortete am 28.12.02 (20:52):

"..Deutschlands größte Silvesterparty soll auch dieses Jahr wieder in Berlin steigen. Die Höhe der Gesamtkosten wollte er nicht nennen. In Zeitungsberichten war von etwa drei Millionen Euro die Rede..."

Ich denke, dass es eher um die Einsparung dieser "Böller" geht und nicht um die paar Euro die Jugendliche dafür ausgeben.


henner antwortete am 28.12.02 (21:47):

ein interessanter Aspekt zu o.g Ansicht,daß durch "Enthaltsamkeit bei der Silvesterballerei" Arbeitsplätze verlorengehen könnten,läßt doch im Umkehrschluß vermuten........nix als ballern ,ballern ,ballern am besten das ganze Jahr hindurch und die Arbeitskräfte würden knapp,,,,,usw...
ich glaube hier bin ich einem Denkfehler unterlegen


pheedor antwortete am 28.12.02 (21:59):

@henner,

auch du grüne Neune, es ist eine Persiflage...


schorsch antwortete am 29.12.02 (10:20):

Knalle wem der Knall gegeben....

Wir haben ein Châlet. Jedes Jahr wird das Holz dürrer. Und jedes Jahr der Stossseufzer: Hoffentlich findet keine Rakete den Weg zwischen Fensterläden und Fenster - oder auf die alten Polstermöbel auf dem offenen Balkon!


kinski antwortete am 29.12.02 (13:20):

hallo zusammen....Sprüche kann jeder abgeben aber bitte etwas
nach denken,wir haben so viele Kriege da sollte man nicht Scherzen.Es geht einigen Leuten noch zu gut im unseren Lande.Keine Böller.... Weihnachten und Silvester verbannen.Ist so wieso nur Saufkultur.....

Gruß Walter