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THEMA:   Sterbehilfe

 25 Antwort(en).

magretm begann die Diskussion am 10.01.03 (16:52) mit folgendem Beitrag:

Meine Frage an alle, was ist Sterbehilfe? Ein lieber Verwandter ist vor 3 Wochen verstorben. Er hatte Lungenkrebs-hoffnungslos.
13 Tage lebte er mit einen Sauerstoffgerät. Er war sehr schwach und aß sehr wenig. Er wurde zu Hause von seiner Lebensgefährtin gepflegt. Täglich nahm er noch so ca. 4 - 5 Stunden am Leben teil. Man konnte sich dann gut mit ihm unterhalten auch Schach konnte er noch spielen. Nach seiner eigenen Aussage(3 Tage vor seinem Tode) hatte er keine Schmerzen. 24 Stunden vor seinem Tod bekam er von seiner Lebensgefährtin 2 Schlaftabletten und Morphium. Danach viel er in die Bewustlosigkeit und starb. Nach Aussage seiner Lebensgefährtin hat sie ihm vieles erspart.Ich bin sehr verunsichert. War das Sterbehilfe?. Wer hat ähnliches erlebt und kann dazu etwas sagen.


schorsch antwortete am 10.01.03 (17:04):

Schau mal mit dem Suchprogramm (z.B. google) unter "exit" (ohne Anführungszeichen) nach. EXIT ist eine Organisation, die Hilfe zur Selbsthilfe in solchen Fällen vermittelt.


Gertrud antwortete am 10.01.03 (18:00):

Ich kann diesen Sterbeprozess nur bestätigen. Auch mein Mann hatte Krebs und war ca. 36 Stunden vor seinem Tode voll ansprechbar. Er war seid Jahren auf Morphium eingestellt. Die Dosis wurde bei Verstärkung der Schmerzen erhöht. Ich bin sehr dankbar, dass ich meinen Mann in seinen letzten Stunden seines Lebens zu Hause schmerzfrei begleiten durfte.


Felix antwortete am 11.01.03 (15:36):

Wenn ich im gleichen Fall wäre ... unheilbar, aber noch bei vollem Bewusstsein ... wäre es mein innigster Wunsch, dass man mir hilft, meine letzte Ruhe in Würde zu finden!


Angelika antwortete am 11.01.03 (15:58):

zum Glück gibt es Hausärzte, die diesen Wunsch, Felix, erfüllen - ohne grosse Erklärungen...
Und wenn ich mir heute das unendliche Leid und den langen Sterbeweg meiner Mutter vor Augen halte - ich glaub nicht, dass ich sie noch einmal so leiden lassen würde und manchmal bereue ich, nicht den mir damals entsetzlich klingenden Rat eines befreundeten Mediziners befolgt zu haben.. ich hätte ihr nur 1kg Bananen, die sie sehr gerne ass, hinstellen müssen - für einen Menschen mit Niereninsuffizienz offenbar ein Todesurteil wegen des hohen Kaliumsanteil ... und so schmerzlos :-((


margretm antwortete am 11.01.03 (17:48):

Es war aber noch nicht sein Wille. Er hätte gerne noch geredet, gerne nochmal mit seinem Bruder Schach gespielt. Er hätte gerne noch mal ein Klavierkonzert gehört. Ich denke niemand hat das Recht über einen anderen zu bestimmen. Man hat ihm etwas erspart, ohne ihn zu fragen.
Ich bin sehr unruhig darüber.


Geli antwortete am 12.01.03 (14:32):

Hallo margretm!

Wenn es so ist, wie Du vermutest oder befürchtest, dann ist es sehr, sehr traurig! Denn in einer solchen Situation kann jeder Tag, jeder Tag mehr oder aber auch jeder Tag weniger, so unendlich große Bedeutung haben.
Wie wohl die meisten hoffe ich, wenn es einmal so weit ist, SELBST über den Zeitpunkt und die Art und Weise meines "Abgangs" entscheiden zu können, womit ich Felix 100prozentig zustimme.

Könnte es aber vielleicht sein, daß dieser Verwandte unter vier Augen mit seiner Lebensgefährtin doch eher zugegeben hat, es nicht länger ertragen zu können? Konntest Du mit ihr darüber sprechen?


hl antwortete am 12.01.03 (14:51):

"..dann ist es sehr, sehr traurig! "

Das ist nicht traurig, das ist Mord.


Geli antwortete am 12.01.03 (14:58):

@ hl

Es ist sehr, sehr traurig, daß es so etwas gibt oder geben kann, meinte ich.


Tessy antwortete am 12.01.03 (15:22):

Vor kurzem führte ich mit Heidi ein Gespräch das zwar nichts mit Sterbehilfe zu tun hatte, aber mit dem Sinn des Lebens in der letzten Zeit.
Seit einigen Wochen besuche ich eine Verwandte (82), die schwer erkrankt ist und deren Geist sich zunehmend verwirrt. Und ich stelle fest daß es im Leben (in der Seele) dieser Frau noch sehr viel gibt was sie nicht verarbeiten konnte und diese Dinge bahnen sich nun einen Weg nach außen, für Fremde wirkt es wie unzusammenhängendes Gerede, für Näherstehende sind es klar erkennbare Probleme, über Jahrzehnte "tapfer" unterdrückt, ganz so wie es von der Gesellschaft meist gefordert wird.
Vielleicht ist es so eine Art "Seelenhygiene" die gegen Ende der Lebenszeit stattfindet??
Wie halten wir es mit dieser Hygiene?


Angelika antwortete am 12.01.03 (21:17):

magretm, es ist sehr schwer, als aussenstehende hier ein urteil zu fällen und von mord zu reden, halte ich schon für mehr als übereifrig und unverantwortlich. wir wissen alle nicht, was wirlkich passierte und ob es zwischen diesen beiden menschen eine übereinkunft gab. ich erinnere mich an einige fälle, wo nach aussen zu den freunden und bekannten, die sporadisch vorbei kamen, die kranken selbst immer wieder erzählten, wie gut es ihnen geht - selst meine eigene mutter, deren wirkliches leid nur ihr arzt und ich erlebten und erahnten, gab ihren anderen kindern, die sie nie besuchen kamen und auch ihren eigenen geschwistern immer die auskunft, es würde ihr wunderbar gehen - in einem gespräch, in dem ich ihr dann sehr verzweifelt sagte, dass ich mich ein wenig wie ein mülleimer fühle und die anderen immer nur nettes von ihr hören, sagte sie mir folgendes: "es geht niemanden ausser uns etwas an, sie kümmern sich ja doch nicht um mich und ich will ihnen die intimität meines leidens nicht blosslegen. dir vertraue ich - den anderen nicht". verstanden hab ich das ... übrigens glaubt die andere tochter meiner mutter (die ich mit absicht nicht als schwester bezeichne, weil sie diese qualitäten niemals hatte) bis heute noch nicht einmal, dass unsere mutter erblindete und im rollstuhl sass ...
aber noch einmal zu dem fall: ich wäre schon sehr vorsichtig mit so einem verdacht - wenn du dich aber nicht beruhigst, dann rede eindringlich , ohne vorwürfe, mit dieser frau und rate ihr, dass sie sich eventuell einem anwalt anvertraut .


schorsch antwortete am 13.01.03 (09:33):

Meistens ist es auf dem Sterbebett zu spät, all die Sachen, die man noch gerne gesagt und erledigt hätte, zu bereinigen. Ganz allgemein aber meine ich, es sei besser, Dinge, die man ein Leben lang mit sich herum trug um niemanden damit zu belasten, nicht im letzten Moment preis zu geben - um dann zwar ruhiger sterben zu können, den Angehörigen aber eine Last zu hinterlassen.


margretm antwortete am 13.01.03 (13:54):

an Angelika,
ich rede nicht von Mord. Ich rede davon, dass die Lebensgefährtin( 6 Jahre) in unverantwortlicher Weise vor seinem Tod und nach seinem Tod Sätze von sich gegeben hat, die jeden zum Nachdenken bringen müssen. Wie zum Beispiel " ich wüßte wie man nachhelfen könnte. Oder " ich habe ihm den Krankenhausaufenthalt und die künstliche Ernährung erspart". Und wenn dann die Kinder heute feststellen, daß die Konten 14 Tage vor seinem Tode leergeräumt wurden, ( von seiner Lebensgefährtin) dann frage ich mich schon, ist das alles rechtens.
an alle - Ich möchte dieses Thema hiermit gerne beenden.
Ich sage Danke - Margret


Angelika antwortete am 13.01.03 (14:17):

@Margret - nicht Du schriebst Mord sonder hl ... und das hielt ich für sehr gewagt.
Was hattest Du mit Deinem Posting beabsichtigt ?


margretm antwortete am 13.01.03 (22:49):

Angelika,
ich hatte eine Frage gestellt, die für mich jetzt beantwortet ist.


Angelika antwortete am 13.01.03 (23:17):

Na entschuldige bloss, dass ich gefragt habe!
Du machst es Dir etwas einfach.
Und tschüss


schorsch antwortete am 16.01.03 (09:19):

Gestern kam im Schweizer Fernsehen eine eindrückliche Dokumentation über eine Frau, die ihre letzten Tage vor der Sterbehilfe auf Band aufgenommen haben wollte. Diese Frau hatte schon mehrere Suizidversuche unternommen. Da sie psychisch angeschlagen war - aber geistig noch absolut fit - wollte die bekannteste Sterbehilfe-Organisation EXIT ihr nicht helfen. Ein Mann von einer anderen Hilfsorganisation, mit Doktortitel, sprang ein, welcher es nicht so eng sieht.
Nach der Dok kam eine Psychologin zu Worte, die dieses Vorgehen in der Luft zerriss.
Meine Meinung: Man darf nie von seinen eigenen Vorstellungen über dieses Thema ausgehen, die man nur deshalb haben kann, weil man selber als Gesunder und Lebensfreudiger sich nicht in die Psyche eines psychisch oder körperlich Angeschlagenen versetzen kann. Nur derjenige, der in dieser verzweifelten Lage ist, ist kompetent über sein Sein oder Nichtsein zu entscheiden.


Christa Mueller antwortete am 17.01.03 (23:15):

Ich bin der festen Überzeugung, das zu solch einem Thema eigentlich nur Betroffene die richtige Antwort finden können. Wer in seinem Leben Situationen erleben muß, die nur noch von Qual und Schmerz gezeichnet sind, sehnt sich nach Erlösung. Außenstehende sind hier um Meinungsäußerung fehl am Platz.Beruflich war ich in meinem ganzen Leben mit Tieren verbunden und es bedarf viel Liebe und Zuneigung für diesen Job. Aber wenn es für ein Tier keine Hoffnung oder Rettung mehr gab, dann wurde es von seinen Qualen erlöst. Wir Menschen müssen ausharren bis zum letzten Atemzug, egal, wieviel Qualen es zu etragen gibt. Ist das nicht ungerecht.


susanna berger antwortete am 17.01.03 (23:52):

@ Christa

du triffst genau den Punkt, dass was du schreibst, sage ich bereits seit Jahren. Ich hoffe irgendwann wird es auch für die Menschen eine humane Lösung geben.

Wie diese auszusehen hat, kann ich jedoch nicht sagen, da sind Fachleute gefragt. Denn eines ist ganz sicher, es darf nicht zu Mißbrauch führen.


schorsch antwortete am 18.01.03 (11:03):

@Susanne B.: "...Wie diese auszusehen hat, kann ich jedoch nicht sagen, da sind Fachleute gefragt....."

Fachleute sind grundsätzlich gegenteiliger Meinung. Wie sollte da jemals eine allgemein gültige Lösung zustande kommen?

Die einzig kompetenden "Fachleute" sind m.E. die Betroffenen selber.


rotti antwortete am 18.01.03 (18:53):

hallo ihr Gleichgesinnten, ist schon ein bewegendes Thema, aber sicher von enormer Wichtigkeit. Nur schade das es immer noch ein fast tabu Thema ist in unserem Land und wir werden an dieser Sache wohl kaum etwas ändern können. Bleibt nur zu hoffen, das wir mit einem oder 2 blaue Augen davon kommen. Ich war auch schon mal in einer kritischen Lage mit Chemotherapie und Strahlenbehandlung. Erst seit dieser Zeit (1993) kann ich ziemlich sicher über solche Dinge reden.
mfg rotti


hl antwortete am 19.01.03 (14:28):

/seniorentreff/de/diskussion/archiv1/a359.html

vielleicht ist jemand interessiert an der archivierten diskussion zu diesem thema

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/diskussion/archiv1/a359.html


rotti antwortete am 19.01.03 (19:36):

Ich war im Archiv und bin der Meinung, das dieses Thema ausreichend nun schon 2 Jahre diskutiert wird und deshalb diese Für und Wieder der Archivbeiträge genügt. Also, beenden wir diese Diskussion und Danke für den Hinweis hl. Da ich hier neu bin und wie gesagt lernfähig, werde ich nun schweigen.


hl antwortete am 19.01.03 (19:47):

Hallo rotti,

es lag nicht in meiner absicht mit diesem hinweis die diskussion zu stoppen!

deine meinung interessiert mich.


margretm antwortete am 19.01.03 (23:18):

Für einen unheilbar Kranken Menschen, der unter großen Schmerzen leidet, ist sicherlich Sterbehilfe eine humane Lösung, wenn es dis möchte.
Aber; darf ein Außenstehender dies übernehmen? Ohne Zustimmung des Kranken, nur weil man ihm noch mehr Schmerzen und Leid ersparen will.


Doris R. antwortete am 20.01.03 (02:38):

Nein, Margret, selbsverstaendlich nicht! Aber, freiwillige Euthanasie, wie in Holland, ist human. Sie ist uebrigens auch jetzt genehmigt in Oregon (USA).