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THEMA:   Da trifft man auf den Nachbarn.....

 12 Antwort(en).

schorsch begann die Diskussion am 28.01.03 (09:13) mit folgendem Beitrag:

Auch schon erlebt? Man flaniert durch die Marktstände in der Stadt und trifft kein einziges bekanntes Gesicht an. Und dann flaniert man auf den Dünen von Maspalomas - und wer kommt einem mit seiner illegalen Freundin entgegen?: Der Nachbar!
Aber eigentlich will ich ganz woanders hinaus: Meine Frau und ich fuhren 7 Sommer lang nach Maurach am Achensee, wo wir auf dem Bauernhof von Käthe Wöll immer die gleichen Deutschen trafen. Mit ihnen tranken, feierten und wanderten wir durch das ganze Karwendel. Dann verloren wir uns aus den Augen. Aber immer noch denke ich an Heinz, Magda und Jens Schollenbruch, und Bärbel, Wolfgang und Elvira mit ihren Kindern, die den weiten Weg von Berlin her fuhren. Und noch einige andere, deren Namen mir aber inzwischen verloren gegangen sind.
Wir kennen uns hier ja meist nur unter einem Nicknamen. Vielleicht hats Menschen darunter, die wir von irgendwo kennen?
Darum eröffne ich dieses Thema in der Absicht, dass, wer eine Geschichte erzählen kann, die auch andere interessieren könnte, dies tun sollte. Natürlich mit dem Hintergedanken, dem einen oder der anderen ST-LeserIn könnte diese Geschichte bekannt vorkommen und dann sagt: "He, das könnte ja mich betreffen!"
Aber ich möchte eigentlich nicht eine nüchterne Suchspalte eröffnen nach dem Motto: "Ich suche den Hans und die Frieda, die im Sommer 1948 ......."
Übrigens: Etwa 15 Jahre nach unserem letzten Urlaub in Maurach wanderten wir am Haus von Käthe Wöll vorbei. Da wollte ich es wissen: Ich schaute mal auf dem Briefkasten. Da stand immer noch "Käthe Wöll". Und wieder ging ich durch den düsteren langen Gang, der zur Küche führte. Und wer sass da mit der Zeitung in den Händen wie vor 15 Jahren? Natürlich die Käthe. Und wieder schaute sie über ihre Brillenränder fragend auf mich. Dann sagte sie: "Hallo Herr Schweizer - Schorsch. Wie gehts? Wo hast denn die Edith? Und der Sascha - lebt der noch......?" Und wir sassen eine Dreiviertelstunde zusammen, tranken ein Glas Mineralwasser und erzählten von Alten Zeiten.....


Angelika antwortete am 28.01.03 (09:40):

Ich habe in Rio auf dem Corcovado (da, wo die Jesus-Statue steht) eine frühere Klassenkameradin wiedergetroffen, in New York lief mir im Hotel, in dem wir unser Büro hatten, der Nachbarsjunge von Nebenan in die Arme - der war abe fassungsloser als ich :-) So mit 12 hatten wir zusammen gespielt, dann zog meine Familie weg und dann sowas, nach 25 Jahren. So gab es - sicher auch bedingt durch meinen Beruf - im Laufe der Jahre immer wieder begegnungen am Ende der Welt mit Menschen, die ich quasi aus früherer Nachbarschaft kannte. Seit ich wieder in Deutschland lebe, haben sich solche Begegnungen nicht wieder ereignet. Doch, einmal sprach mich eine Adli-Kassierein an und meinte "Eyyy bist Du nischt die Reiseleiterin, wo mit uns dursch Peru jedüst is?" Ich erinnerte mich sofort an das Gesicht und einen Vorfall, bei dem eine Frau zeternd auf einen Indio einprügelte, der "jefälligst soll dä dreckige Indio da nisch unsere Koffer anpacken" sollte ... das war, als wir in die Kleine Eisenbahn einstiegen, bei der das Reisegepäck der Leute von Indios in einem extra Gepäckwagen verladen wurden, die Bahn brachte uns dann nach Puno, auf die Fähre über den Titicacasee und weiter nach Cochabamba in Bolivien ... ich sagte der Frau, dass ich sie noch nie gesehen hätte und auch nie in Peru war... manchmal möchte man auch gar nicht wiedererkannt werden :-)

Beim Chatten oder durch Forenbeiträge haben mich Bekannte aus dem realen Leben schon "erkannt" - fand ich sehr witzig.


Medea. antwortete am 28.01.03 (12:48):

Meine Cousine und ihr Mann liegen in Jugoslawien am Strand in einer total einsamen Bucht und sonnen sich.
Kommt ein junger Mann vorbei, stutzt kurz und sagt dann freundlich "Guten Tag, Herr Senator". Der junge Mann war sein ehemaliger Personenschützer, sie hatten sich total aus den Augen verloren.


mechtild antwortete am 28.01.03 (13:04):

Ja, Schorsch es waren viele schöne Begegnungen im Laufe der Jahre und oft fragt man sich, wie mag es der gehen oder man wünscht sich den einen noch einmal zu sehen.
Ich denke sehr gerne an eine schöne Begegnung im Urlaub. Wir haben heiß über Politik und Philosophie diskutiert, fast so wie hier im Forum. Es gab aber auch ruhigere Themen. Mit Gedichten von Erich Fried oder dem Steppenwolf von Herman Hesse kamen wir uns im Gespräch recht nah. Da wir im realen Leben einige hundert Kilometer auseinander wohnen haben wir uns aus den Augen verloren. Aber auch heute noch lese ich gerne Gedichte von Fried oder Hesse und denke an die schöne Zeit


susanna berger antwortete am 28.01.03 (13:30):

Erlebt vor 28 Jahren. Spaziergang mit meinem Zukünftigen (von dem noch niemand wissen sollte) auf einem Feldweg in Irland.

Plötzlich sah ich ein vorbeifahrendes Auto mit dem Nummernschild aus unserer Heimatstadt. Als wir nach dem Urlaub wieder zu Hause ankamen, war es "rund". Kein Verstecken mehr, kein Geheimnis mehr.

Eigentlich schade, wir hätten es gern noch ein wenig "unter der Decke" gehalten.


Marianne antwortete am 28.01.03 (17:25):

Urlaub am Schwarzen Meer 1987. Nacktbadestrand völlig j.w.d. ( für Nichtberliner: - janz weit draußen ):
meine Schwägerin, so wie Gott sie schuf, sie lustwandelt am menschenleeren Strand, ich etwas weniger nackt neben ihr. Ein älteres, angezogens Ehepaar kommt uns entgegen und der Mann schmettert ganz laut: "Schönen Tach ooch, Frau Doktor".Meine Schwägerin ist Berlinerin und Nervenärztin.


Marianne antwortete am 28.01.03 (18:47):

Der Mann war natürlich ein Patient von ihr.


schorsch antwortete am 29.01.03 (09:43):

Meine Mutter war Österreicherin. Als ich um die Fünfzig war, überredete ich meine Frau, mit mir nach Kärnten ins Heimatland meiner Mutter zu fahren. Aber schon kurz vor Innsbruck - es war etwa 16 Uhr - drängelte sie, hier zu übernachten. Also nahm ich die Ausfahrt Völs und wir machten uns auf die Suche nach einer Bleibe für die Nacht. Aber überall wo "Zimmer Frei" stand, war plötzlich keines mehr frei. Auf dem Parkplatz eines Hotels wendete ich gestresst den Wagen und wollte mich wieder zur Autobahn begeben. Da sah ich im Rückspiegel zwei Autos mit SO-Kennzeichen (Schweizer Kanton Solothurn). "Das eine kenne ich doch", sagte ich erstaunt zu meiner Frau. "Das ist doch unser Nachbar!" "Ach was...", antwortete sie. Aber ich liess nicht locker und ging zur Wirtin des Hotels. "Ja", sagte diese, "die Balmers kommen schon viele Jahre zu uns...." Dann überraschte ich unsre Nachbarn, die glücklicherweise im Zimmer waren. Mit ihrer Hilfe fanden wir dann doch noch ein Zimmer im Dorf. Von da aus machten wir ein paar Ausflüge, u.a. an den Aachensee. Wir verliebten uns so in diesen, dass wir hier blieben und die nächsten sechs Jahr auch noch hinfuhren.
Kärnten? Das besuchten wir dann fast 20 Jahre später.....


Marianne antwortete am 29.01.03 (09:47):

@ Schorsch


Du, in Völs haben wir 15 Jahre lang gelebt.Absolut nicht zum Thema passend, aber lustig!Finde ich.


Ursula Trautmann antwortete am 29.01.03 (23:17):

Es war Winter und naßkalt, regnerisch und ich lief mit eingezogenen Schultern von der Ubahn zu meinem Ziel. Ein Mann kam mir entgegen im Parka, mit Kaputze,kaum Gesicht! Ich hatte das Gefühl, ich kenne diesen Mann, aber woher! Vorsichtshalber grüßen, kann nicht schaden! Er ging an mir vorbei sein Schritt zögerte kaum merklich.Nach ein paar Schritten drehte ich mich um gerade im gleichen Augenblick wie er.Wir lachten und traten einen Schritt aufeinander zu und überlegten, wo haben wir uns schon gesehen! Damals war die Zeit der großen Parties 20 oder 40 Leute war üblich! jeder brachte wen mit! Aber alle Möglichkeiten die wir uns gegenseitig anboten führten zu nichts. Wir verabschiedeten uns, es war als wäre der Tag ein wenig weniger regnerisch! Ich habe aber weiter überlegt, der Mensch wollte mir nicht aus dem Kopf. Endlich abends als ich im Bett lag wußte ich es plötzlich! In Sommer davor hatten wir eine Zeltreise nach Italien gemacht mit einer Freundin und ihren Kindern. Wir waren eine Gruppe von 6 Menschen und genossen einen Nachmittag am Bolsenasee. Bald kam ein VWBus. dem entstieg eine Familie Vater Mutter und vier kleine Kinder. Unsere Kinder tobten den ganzen Nachmittag zusammen. Wir Erwachsenen haben nur ein paar höfliche Worte gewechselt und genossen die Ruhe , die Sonne und das die Kinder so zufrieden waren. Gegen Abend wurde eingepackt.Wir so gut wie die Familie deren Namen wir nicht wußten.Ein halbes Jahr habe ich nicht an diesen Nachmittag gedacht! Dann die Begegnung im Parka! Das ist was anderes als eine Badehose oder Haut! Nie wierder habe ich diesen Mann getroffen um ihm zu sagen" Hallo, jetzt weiß ich wo wir uns getroffen haben!"


MariaM. antwortete am 31.01.03 (02:29):


Lieber Schorsch, Dein Themenvorschlag ist wunderbar. So viele Menschen gingen mir in den letzten Tagen durch den Kopf, von denen ich im Lauf meines Lebens gern mal wieder was gehört hätte. Aber erst nach Ursulas Erzählung finde ich den Mut, wenigstens ein Erlebnis zu schildern.

Es muss so um 1975 herum gewesen sein, als eine alte verwirrte Dame mit viel viel Geld in der Handtasche (ca. 300 000 Mark damals) durch Hamburg irrte. Sie nächtigte auf Parkbänken, die Polizei schaltete sich ein. Ich recherchierte damals (ohne Internet!!) und konnte einen Sohn auffindig machen - in Kanada. Er flog sofort nach Deutschland. Ich ging mit ihm zur Adresse, wo seine Mutter untergebracht worden war - es war eine Psychiatrie. Nie in meinem Leben werde ich diese Augenblicke vergessen: Inmitten grunzenden und nach uns grapschenden kranken Menschen sass diese alte einsame Dame ganz still und vornehm (heute nennen wir ihre Krankheit Alzheimer). Und ich wollte in den Boden versinken, so peinlich war mir alles. Ich hatte eine Pension vermutet und den Sohn in eine damals im Volksmund "Irrenanstalt" genannte Einrichtung geführt. Aus diesem gemeinsamen Schock entstand eine - ja, was? Wir liefen stundenlang durch Regen über Stock und Stein. Wir redeten, bis der Morgen graute. Wir waren total ineinander "verknallt", obwohl wir uns nicht einmal geküsst haben - aber als er mich bat, mit ihm nach Kanada zu gehen, sagte ich nein. Heute denke ich oft daran, wieviel Wegkreuzungen es in meinem Leben schon gegeben hat, an denen ich nach rechts statt nach links ging. Er flog ein paar Wochen später nach Kanada zurück. Und ich wüsste zu gern, was aus ihm geworden ist. Einfach nur so. Und ob er überhaupt noch lebt. Und ob er ein gutes Leben hatte. Na ja, was man halt so wissen will...


Günter Peltz antwortete am 31.01.03 (11:36):

Liebe Marianne,
Schiffe, die sich nachts begegnen!?
Beruflich war ich in der IT-Branche. Habe in meiner Jugend öfter gewechselt (Gehaltsschleifen gedreht). Aber, man trifft sich irgendwie immer wieder, und wenn es in Nic (ex-Jugoslavien) oder Taiwan ist.
Ein Beispiel aus DE. 1959 Neuen Job in O. (am Harz) angenommen. Sitze mit einigen der neuen Kollegen abends beim Bier. Sagt einer plötzlich: �Du heißt Peltz? Bist du etwa der Poldi, von R&S in München?� �Klaro, warum?� Du kennst mich nicht? Ich war damals Dein Lehrling!�

Dortselbst lernte auch ich ein Mädel kennen. Man kauft ja keine Katze im Sack, also fragte ich bei einer anderen Sause, ob einer meiner Mitsäufer selbige kennt. Einer kannte, wußte aber nichts Gutes über diese Dame zu berichten. Später erfuhr ich, war ihr voriger Freund! Peinlich! Als ich diese Dame später mit �auf Bude� nahm, erfuhr ich, daß mein Budenwirt der ehem. Lehrherr ihres großen Bruders war! Aber immerhin, unsere spätere Ehe hat 30 J. gehalten. Bitte lächeln .


Lonny antwortete am 31.01.03 (21:39):

Es ist nun doch schon wieder ein paar Jahre her. Ich besuchte in der Volkshochschule den Computerkurs für Senioren. Das nächste Semester setzte ich aus und als ich dann im übernächsten wieder einstieg, saß da ein lieber Bekannter aus der Jugendzeit. Etwa vor 40 Jahren hatten wir uns aus den Augen verloren. Wir freuten uns nun auf jede Unterrichtsstunde, am Lehrgangsende fanden wir keinen triftigen Grund uns wiederzusehen,denn beide sind wir inzwischen(aus unterschiedlichen Gründen) zum zweiten Mal verheiratet - nicht miteinander! Ich hatte bei Lehrgangsbesuch noch keinen eigenen PC und folglich auch keinen Internet-Anschluß, aber vielleicht liest "er" auch die Diskussionen im ST?