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THEMA:   Kondolenz an USA

 32 Antwort(en).

js begann die Diskussion am 01.02.03 (17:01) mit folgendem Beitrag:

Ich erklärte eben bei der SZ meine Anteilnahme an dem Raumfahrtunglückder USA,ich fühle mit USA.
Trotzdem bin ich gegen den Irak-Krieg, also aus der Sicht der Amerikaner u.U. ein Antiamerikaner.


Medea. antwortete am 01.02.03 (18:16):

Auch meine Anteilnahme an diesem Unglück gilt den Familien der sieben Astronauten, für die NASA ist es genauso eine Katastrophe wie für die gesamte raumfahrtbegeisterte Nation der Amerikaner. Da kann doch keine Häme aufkommen, denn das Eine ist das Eine und der geplante Krieg im Iran das Andere. Für mich findet da keine Vermischung statt.
Nachdenklich macht allerdings, daß es Sicherheiten - auch bei noch so gut geplanten Unternehmungen - eben doch nicht geben kann und mit menschlichem oder technischem Versagen zu jeder Zeit gerechnet werden muß.

Medea.


Medea. antwortete am 01.02.03 (18:18):

Bloß n i c h t auch noch ein Krieg im Iran.
Schreibfehler: selbstverständlich muß es I r a k heißen.

Medea.


Rosmarie S antwortete am 01.02.03 (20:43):

Auch ich möchte mein Entsetzen über den schrecklichen Unfall mitteilen. Aber auch ich hoffe, dass nicht noch weit mehr Unglück durch einen Krieg gegen den Irak in die Welt kommt!


pheedor antwortete am 01.02.03 (22:08):

@medea

das ist nicht mal eine Freudsche Fehlleistung. Die Bush-Adm. hat bereits angekündigt, wenn man schon im Irak ist, kann man auch im Iran mal >nach dem Besten schauen<.


Karl antwortete am 01.02.03 (22:23):

Als raumfahrtbegeisterter Mensch trauere ich um die internationale Crew der Columbia. Diese 7 Menschen sind ein großer Verlust. Ich werde aber ebenso über die unbekannten unschuldigen Frauen, Kinder und Männer trauern, die die Amerikaner planen im Irak zu verbrennen und zu zerfetzen. Dies werden nicht nur 7 sein, nicht nur 70, nicht nur 700, nicht nur 7000, nicht nur 70 000, Schätzungen gehen bis 250 000.

Ich lehne es ab, amerikanische Menschen höher zu bewerten als irakische, arabische oder Angehörige sonstiger Nationalitäten.

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/php-scripts/offener_brief/offener_brief.php


Angelika antwortete am 01.02.03 (22:48):

..um 12.52 habe ich hier noch in einem anderen Thread von dem unvergleichlichen Gefühl geschrieben, dass man wohl beim Blickk aus dem Fenster eines Shuttle auf unseren kleinen, schönen Planeten hat ... ich bin ebenfalls seit ich denken kann begeistert von der Raumfahrt, ich weiss noch, als die ersten Sputniks starteten und Laika um die Erde flog, und in der Zeit, in der ich in den USA gearbeitet habe, da waren die Besuche in Cape Canaveral ein Ereignis und das Air and Space Museum in Washington ist noch heute für mich eines der grossartigsten Museen der Welt. Und wie viele Nächte habe ich mir schon um die Ohren geschlagen, nur um mir SPACENIGHT in Bayern 3 anzusehen.
Das was heute über Texas geschah, ist wirklich eine grosse Katastrophe - auch wenn die 7 wussten, welche Risiken sie eingehen. Die Raumfahrtprojekte deshalb aufzugeben, das wäre der falsche Weg - und dann wären all die Opfer von heute und der Vergangenheit wirklich umsonst gestorben.


pheedor antwortete am 02.02.03 (00:48):

@karl

Die Geschehen lassen sich gleichzeitig nicht benennen. Bei der Raumfahrt nehmen Beteiligte freiwillig Risiken auf sich, bei einem Krieg werden Risiken Unbeteiligten (dem Volk, Kindern!) zwangsweise aufgebürdet.

Forschungsopfer sind zumeist Folgen von bestehenden Qualitätsvorschriften deren Kontrollen nicht, oder nur unzureichend eingehalten werden, weil sie Geld kosten.

Ganz allgemein meine ich, daß man die Qualität des Todes nicht in dessen Quantität suchen darf; ein infolge Prestige, oder Gewalt Getöteter ist schon zwei zuviel.


Karl antwortete am 02.02.03 (09:10):

@ pheedor

Ich stimme Dir zu. Die Opfer bei der Raumfahrt sind nicht mit Kriegsopfern zu verniedlichen. Für die Angehörigen ist der Verlust eines Menschen jedesmal gleich schlimm. Deshalb ist Trauer um die Opfer der Columbiakatastrophe angebracht.

Ich möchte mir trotzdem erlauben auf das Buch von Totenhöfer aufmerksam zu machen: "Wer weint schon um Abdul und Tanaya?"

Internet-Tipp: https://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3451281155


schorsch antwortete am 02.02.03 (10:13):

Wo Neu-Entdeckungen gemacht werden sollen, da lauern auch unbekannte Gefahren. Ich trauere mit den 7 AstronatInnen. Ich trauere aber auch um all jene, die in der übrigen Forschung für diese ihr Leben gelassen haben - es sei denn, sie hätten dies aus purem Übermut und Leichtsinn getan.


Wolfgang antwortete am 02.02.03 (11:25):

Die "Washington Times" (WT) zeichnet heute ein Bild von der Stimmung in Arabien... "Iraqis 'happy' about blast" (WT v. 02.02.2003) - heisst der Bericht. Dem Bericht nach freuen sich viele Irakis über das Unglück, vor allem auch, weil es mit Oberst ILAN RAMON einen israelischen Offizier getroffen habe, der 1981 als Pilot eines Kampfbombers ein irakisches Atomkraftwerk zerstörte, das kurz vor der Ferstigstellung stand.

Als "Vergeltung Gottes" werde dort das Unglück gesehen.

Die WT erwähnt auch, dass es im Gegensatz dazu in den Palästinensergebieten keinen Jubel gegeben habe, und dass YASSIR ARAFAT - der Präsident der Palästinenser - ein Kondolenzschreiben an die amerikanischen und israelischen Angehörigen der verunglückten AstronautInnen geschickt habe.


Pheedor antwortete am 02.02.03 (12:56):

@karl

Ich bin immer dankbar für Hinweise.

Was mich an diesen Unglücksfällen so maßlos ärgert, ist die Leichtfertigkeit, mit der hier mit Menschenleben umgegangen wird. Da werden alle Beteiligten unter raschem Erfolgszwang gestellt, da sind die Gelder knapp, und schon wird ein Qualitätsprüfpunkt übergangen, oder gestrichen.

Das muß nicht sein! Das ist zumindest grob fahrlässig!


Pheedor antwortete am 02.02.03 (13:48):

@schorsch,

mit der heutigen Technik lassen Gefahren sich auf ein Mindestmaß zurückfahren. Sie wird aber nicht, oder nur unzureichend angewendet. Auch dieses schreckliche Zugunglück hier bei uns hätte nicht sein müssen, hätte an Stelle von billigem Leichtsinn teuere (heilige)Verantwortlichkeit gestanden.

Das sage ich, Pheedor


DorisW antwortete am 02.02.03 (17:39):

@Pheedor

"Man muss die Technik nur richtig anwenden, dann geht auch nichts schief?"

So einfach ist es nicht.
Jedes auch nur einigermaßen komplexe technische Gerät (oder auch Software) ist fast unmöglich fehlerfrei herzustellen.
Denn jedes Produkt wird von Menschen erdacht, von Menschen konstruiert, von Menschen erbaut, von Menschen gewartet...
Und überall gibt es potenzielle Fehlerquellen.
Das macht ja auch die Atomkraft so gefährlich und es ist einfach verantwortungslos, von "beherrschbaren" Risiken zu reden.

Hier von Leichtfertigkeit zu reden, halte ich für eine Unterstellung. Nicht nur dass eine Raumfahrtnation nicht alles für das Leben und die Sicherheit ihrer Experten täte - es sind ja schließlich auch Millionen von Dollars, die mit so einem Shuttle verglühen und sich in Luft auflösen.

Sicher gibt es auch immer Fälle (ob in der Raumfahrt, beim Automobilbau oder sonstwo), wo auf Kosten der Sicherheit gespart wird. Aber zu glauben, 100%ige Sicherheit ließe sich mit genügend Aufwand erreichen, ist eine Illusion.


Pheedor antwortete am 02.02.03 (19:10):

@DorisW

Von 100%iger Sicherheit spricht auch niemand. Exakt durchgeführte Qualitätsprüfung verschlingt Milliarden, macht ein Produkt u. U. vermarktungs- und wettbewerbsunfähig. Ich könnte hier seitenlang über Schlamperei aufgrund von Preis-Nutzen bei der Errichtung von AKWs berichten; da werden unkundige Gastarbeiter an einem Seil durch kontaminierte Leitungen gezogen, um nach einem Leck zu suchen, obwohl es Geräte dafür gibt.

Wenn bei der Qualitätssicherung u.a. in der Raumfahrt gespart wird, ist das tödlicher Leichtsinn, Verantwortungslosigkeit; das Leben von Menschen wird leichtfertig aufs Spiel gesetzt, der materielle Schaden ist deswegen nebensächlich. Falls andererseits die Raumfahrt unvorhersehbare Risiken involviert, muß zunächst aus moralischen Gründen auf die bemannte verzichtet werden � Roboter eignen sich dafür auch, die sind aber nicht so billig wie Menschen.

Daher mein Mißtrauen - Pheedor


Felix antwortete am 02.02.03 (19:19):

Eines konnte man wiedereinmal schmerzlich erleben:

Auch die USA kocht mit Wasser ... oder Bäume wachsen nicht in den Himmel.

Man bedenke, was geschehen könnte, wenn die USA ihr grössenwahnsinniges Raketenabwehrsystem realisieren würden ... mit einer Technik, die solche Pannen zulässt!


js antwortete am 02.02.03 (20:17):

Es wundert mich immer wieder, dass die Hunderte/Tausende von Forumsbesuchern zusehen, wie sich zum eigentlichen Thema ein Nebenthema bildet, das einen Dialog zwischen wenigen auslöst, ohne mal selbst sich zu äussern.
Ich meine,es geht hier gar nicht um Vergleiche zwischen den Risiken, denen Menschen im Krieg oder in der Forschung ausgesetzt werden, sondern nur um die Äusserung eines Trauergefühls, denn Technik wird immer nur so perfekt wie möglich sein können, auch Redundanzen in Systemen verbessern das nur, verringern Risiken. Sieh zum Beispiel auch die Rate der tödlichen Unfälle beim Autoverkehr.


katharina antwortete am 02.02.03 (21:15):

js schreibt, dass es (ihm) um "...die Äusserung eines Trauergefühls..." geht.

genau *das* ist es, das mich immer wieder so frappiert. warum es so ein bedürfnis ist, seine betroffenheit, trauer auszudrücken, wenn man bedenkt, dass einander hier die meisten ja nicht einmal kennen (von wegen kollektiv!) und wenn man vor allem bedenkt, dass vermutlich niemand hier irgendwelche kontakte zu den astronauten hatte. ich denke, dass kaum wer überhaupt die namen der verstorbenen kennt.
woher diese trauer und persönliche (!) anteilnahme?
nach meinem empfinden ist das eine medial geschürte "kollektivtrauer", aber dann ist mir noch etwas eingefallen: es ist "leichter", den tod von menschen zu betrauern, die man nicht gekannt hat. es ist ein "reines trauergefühl", das weder etwas mit (persönlichem) verlust zu tun hat, den man verarbeiten muss, noch gibt es irgendwelche ambivalenzen oder ungeklärtes, ungesagtes,..., wie man sie zu menschen hat, mit denen man wirklich zu tun hatte.

es geht mir schon auch so, dass mich die bilder und berichte emotional ergreifen, aber ich halte es nicht für trauer. vielleicht ist es sowas ähnliches wie anteilnahme. und wenn schon kondolenz, dann an die raumfahrt, die jetzt vielleicht nicht mehr ganz so leicht unsummen zugebilligt bekommen wird. oder noch besser: das geld und die energie, die dafür aufzubringen ist, für caritative zwecke nutzen. vor *so einer* anteilnahme hat dann wenigstens jemand was.

gruß
katharina


pheedor antwortete am 02.02.03 (21:17):

ja, Felix, das ist es.


pheedor antwortete am 02.02.03 (21:58):

@katharina

ein guter Vorschlag; mir fällt es ohnehin derzeit leidlich schwer, in der Raumfahrt überhaupt einen Nutzen für die Menschheit zu sehen. Zum zwangsweisen Verlassen der Erde haben wir ja noch ein paar Milliarden Jährchen Zeit.

Meint Pheedor


henner antwortete am 02.02.03 (23:16):

@ Katharina : genau das ist oft mit dabei, eine medial geschürte "Kollektivtrauer" aber sehr differenziert.
vergnüglich-masochistischer Voyeurismus "
dazu werden täglich dutzende Artikel verfasst,ganze Zeitungsseiten beschrieben ,TV Spezialsendungen kurzfristig angeordnet Unglücke ,Abstürze.Untergänge,Brand-und Explossionskatastrophen,Kriege usw.
Neuerdings das Internet (zB über 800 Deasaster Links zu https://www.binomial.com/bookstore/index.htm)
diese Art Journalismus ist es der die Massen abstumpft,und nur durch besonders "reale aktuelle,direkte,möglichts Vorortberichterstattung mit Bild und Ton sind die Einschaltqoten zu schaffen.Ich möchte Wetten,wenn gleichzeitig zur Nasakatastrophe (so schrecklich und bewegend sie auch ist)irgendwo auf der Welt ein technisches Unglück passiert mit doppelt sovielen Toten und vielleicht auch noch einigen Kindern , nicht 1 Prozent dieser medialen Aufmerksamkeit gewidtmet wird
damit möchte ich nur ausdrücken,:eine Meldung muss sich auch entsprechend vermarkten lassen,ansonnsten wird sie mehr oder weniger ignoriert.


Barbara antwortete am 02.02.03 (23:44):

henner,

dieses Unglück ist bereits passiert. Mit wenigen Worten und Bild von der Landkarte im Hintergrund der Ansagerin:

Mehr als 40 Tote bei Explosion in Lagos

Dreistöckiges Gebäude im Stadtzentrum eingestürzt - Ursache vorerst unklar

In der nigerianischen Wirtschaftsmetropole Lagos ist aus ungeklärter Ursache ein Gebäude in die Luft geflogen, in dem eine Bank und Dutzende von Wohnungen untergebracht waren. Mindestens 42 Menschen kamen bei der Explosion nach Angaben von Rettungskräften ums Leben, noch Stunden danach waren Schreie Verschütteter aus den Trümmern zu hören.

Internet-Tipp: https://www.heute.t-online.de/ZDFheute/artikel/0,1367,MAG-0-2032467,00.html


Felix antwortete am 02.02.03 (23:49):

Eigentlich ein schreckliches Phänomen ... wie selektiv und ungerecht unsere Anteilnahme ist.
Eine handvoll Astronauten/innen, die bei einer freiwilligen riskanten Mission ums Leben kommen, lösen eine Staatstrauer aus.
Kein Mensch bewegt es, dass jede Sekunde ein Vielfaches an unfreiwilligen Opfern zu beklagen wären. Gut ... wir sind abgestumpft ... wir gehorchen auch mit unseren Gefühlen dem kommerziell gesteuerten Diktat der Medien!
Sie bestimmen schlussendlich, um wen es Wert ist zu trauern.
Wichtig ist nur der Schauwert eines Opfers ... dann muss es noch journalistisch reisserisch vermarktet sein.
Sind wir uns das überhaupt noch bewusst ... ja? ... und das ohne uns zu schämen?

Also ... mir und meiner Frau passiert das ab und zu!


pheedor antwortete am 03.02.03 (00:14):

wie wäre es denn mit diesem (Trauer!?)thema

Jede 3,6 Sekunden stirbt jemand durch Hunger auf unserer Welt. ...

da hätten wir aber viel zu tun!


Pheedor antwortete am 03.02.03 (03:48):

also doch!

Kein Leichtsinn? Keine Verantwortungslosigkeit? Keine Ignoranz von Qualitätssicherungsvorschriften?

Eine Hitzeschildbeplättelung bricht ab und der Experte sagt, "macht nichts. Weitermachen!" Und schon haben wir den GAU!

Verantwortungsvolle Experten? Daß ich nicht lache (wenn ich darüber lachen könnte)

Zornig, Pheedor


Wolfgang antwortete am 03.02.03 (08:08):

Selektive Anteilnahme... Anders können wir gar nicht Anteil nehmen... Ich frage mich: Anhand welcher Kriterien entscheiden wir, für wen wir öffentlich trauern? Sind uns diese Kriterien bewusst? Oder entscheiden wir uns mehr oder weniger unbewusst? Oder nehmen uns andere gar die Entscheidung ab? Wer selektiert zu wessen Nutzen?

Ich meine auch, dass alles für die "medial geschürte Kollektivtrauer" spricht. Dann wäre die öffentlich zelebrierte "Trauer" keine wirkliche Trauer, sondern ein politisches Bekenntnis... In diesem Fall und in dieser historischen Situation ein Bekenntnis zu den USA.

"Kondolenz an USA"... Ein Aufruf, den "USA" öffentlich zu kondolieren, nicht etwa den Angehörigen der Opfer. Sprache ist verräterisch...

Heute in der WELT der Leitartikel, geschrieben von UWE SCHMITT: "Der Columbia-Schock"... Ein ganz ähnlicher Tenor: "Die zivilisierte Welt trauert, noch einmal, wieder einmal, mit Amerika." Das ist deutlich: Wer nicht "trauert", gehört nicht zur "zivilisierten Welt". Wer gar es wagt, an "Ikarus' Fall" oder an den "Untergang der Titanic" zu erinnern, wird des Feldes verwiesen.

Das Unglück ist für ProamerikanerInnen eine neue willkommene Gelegenheit, ein makabres Fest zu feiern. Die sieben Leichen sind Anlass dafür und Kulisse zugleich. Aber nicht nur die Pros feiern ein Fest... Pro- und AntiamerikanerInnen sind in diesen "festlichen" Tagen in permanenter Feierlaune. :-(


Angelika antwortete am 03.02.03 (10:14):

Über einige Kommentare hier bin ich doch etwas nachenklich geworden - ich versuche mir vorzustellen, wenn das hier ein Angehöriger der Astronauten liest ...

Bestürzung und Anteilnahme aber auch triviale Hilflosigkeit angesichts grosser Katastrophen, ob wie hier die Wissenschaftler, ob Flugzeugabsturz, Erdbeben, Kriegstote, Attentate oder dem plötzlichen Tod eines Prominenten sind meiner Meinung nach doch immrhin ein Zeichen von Menschlichkeit und jeder zeigt das Verarbeiten solchen geschehens auf unterschiedliche Weise. Und einige verdrängen es eben total. Scheinheilig? Dann ist auch Trauer um einen nahen Freund oder Verwandten scheinheilig, besteht sie doch vor allem aus Selbstmitleid.


Simba antwortete am 03.02.03 (11:23):

Ich bedauere zwar die Familien der Opfer, jedoch trauere ich nicht mit Amerika deswegen. Wenn ich in mein Auto steige, weiss ich auch nicht ob ich wieder lebend rauskomme - aber ich tu es trotzdem. Die Astronauten werden sich sicher ihres Risikos bewusst sein, wenn sie in den Weltraum fliegen und es hat sie ja sicher niemand gezwungen dazu, sich in solche Gefahr zu begeben, sowas ist eben Berufsrisiko. Es sterben täglich Menschen bei der Erfüllung ihrer Pflicht, nur halt nicht so spektakulär.....


henner antwortete am 03.02.03 (17:35):

@ Simba,,genau das ist es:S P E K T A K U L Ä R muß es sein

dann,und nur dann ist es eine dicke Überschrift ,ein oder mehrere große Bilder viele Kommentare wert ,und kommt auf die Titelseite und an vorderste Stelle der TV Nachrichten.
Hier werden wir eindeutig manipuliert.
@ Angelika,,vielleicht ist es den Angehörigen gar nicht so sehr recht,das ein Riesenrummel um ihre verunglückten Angehörigen gemacht wird (aber verhindern können sie es nicht)
Riesenrummel deute ich nicht als Riesentrauer


angelika antwortete am 03.02.03 (18:04):

@henner stimmt. ist beim ganz normalen todesfall und dem "tamtam" was dann veranstaltet wird, auch nicht viel anders. oder? ...


e k o antwortete am 03.02.03 (18:11):

Manche Beitragsschreiber argumentieren in der Richtung, dass die 7 Astronauten sich des Risikos und der Gefährlichkeit ihrer Mission bewusst gewesen seien.

Das halte ich für nicht in Ordnung. Sie waren der Überzeugung, sich auf ihre Sicherheit verlassen zu können.

Aber genau da haben einige wenige Menschen versagt! Nämlich diejenigen, die um des Erfolgsdrucks willen die Raumfähre starten ließen, wohl wissend, dass an der Abdeckung der Schubdüsen einige Teile nicht ordnungsgemäß angebracht waren, die dann nach einer gewissen Zeit abfielen und dabei die Hitzeabdeckung am linken Flügel so beschädigten, dass die über 1000� heiße Hitze, die beim Wiedereintritt in die Atmosphäre durch Reibung entsteht, diesen linken Flügel wie mit einem Schweißbrenner abrasiert hat.

Das ist für mich ein bodenloser Leichtsinn ! Derselbe Leichtsinn hat auch seinerzeit zum Tod der Challenger - Besatzung geführt, als man den Shuttle starten ließ, obwohl Frost die Gummidichtungen der Zusatzraketen brüchig gemacht hatte.

Man kann auch sagen: Es ist blindes Vertrauen in die Technik, die die Augen verklebt. Immerhin ist die jetzt verunglückte Raumfähre schon 28-mal pannenfrei geflogen und hätte man aufgepasst, wäre auch dieses Mal nichts passiert.

Ich würde die Raumfahrt nicht unbedingt als "spektakulär" abtun, es ist inzwischen doch schon zur Routine geworden ( Leider, wie man sieht!)

Und so manche Dinge des täglichen Lebens ( Computer, Handys und die oft beschworene Teflon-Pfanne) würde es ohne Raumfahrt nicht geben.

Die 7 toten Astronauten mit anderen Toten gleich zu setzen und zu sagen: Sind ja "nur" 7 tot, finde ich auch nicht richtig. Gewiß, anderswo sterben weitaus mehr Menschen auf einmal ( allein in Deutschland an einem Tag auf den Straßen!), aber diese 7 Astronauten ragen doch ein bisschen heraus, oder ?


Pheedor antwortete am 03.02.03 (18:59):

@eko

Erfolgsdruck, Vormachtstreben, da ist der Verzicht auf Bedingungen, die bei gewagten Unternehmungen einen tödlichen Ausgang ausschließen, zumindest sehr erschweren, vorprogrammiert, ich habe es bereits andeutungsweise erwähnt.

Pheedor


Wolfgang antwortete am 05.02.03 (12:41):

Gestern das übliche amerikanische Tamtam um tote "Helden"... Präsident BUSH liess es sich nicht nehmen und begab sich zur offiziellen Trauerfeier ins 'Lyndon B. Johnson Space Center' in Houston, Texas.

Wofür sind die "Helden" gestorben?

Für den "uralten Traum der Menschheit", "die Erde, die Luft, die Schwerkraft hinter sich zu lassen"?

Für die "Sache der Erforschung und Entdeckung" - für diese "(Sehn-)Sucht, geschrieben in das menschliche Herz"?

Oder sind sie für nichts weiter gestorben, als für eine interessante Beschäftigung, von der niemand so genau weiss, was sie uns eigentlich Nutzbringendes gebracht hat oder noch bringen soll?

P.S.: Alle Zitate stammen aus der Rede BUSHs - "Remarks by the President at the Memorial Service in Honor of the STS-107 Crew, Space Shuttle Columbia", gehalten am 04.02.2003.