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THEMA:   Hintergründig

 25 Antwort(en).

Pheedor begann die Diskussion am 21.02.03 (10:14) mit folgendem Beitrag:

Ohnmacht?

indem ich dies niederschreibe
verhungern zwei Menschen auf der Erde.

Man sollte das Schreiben lassen!

(aus www.lesebuch.de - >friedlich schon, aber nicht kampflos< ISBN 3-926127-07-4)

Internet-Tipp: https://ehome.compuserve.de/waltanmaren/123/homepage.html


Simba antwortete am 21.02.03 (11:17):

Sie verhungern, wenn wir schreiben, lachen, arbeiten und sonstwas tun - ich fürchte es liegt nicht in unserer Macht dies zu verhindern...


sofia204 antwortete am 21.02.03 (12:50):

liebe Pheedor, schreibe einen Hauch .


Medea. antwortete am 21.02.03 (13:04):

Mir will einfach nicht in den Kopf, daß auf unserer (noch) schönen Erde täglich so viele Menschen verhungern, das Vieh verdurstet, die Wüsten immer größer werden, wo die europäischen Länder so viel an tätiger, vorbeugender, Hilfe zur Selbsthilfe, etc. Mitarbeit leisten. Die Milliarden sind ja gar nicht mehr zu zählen, die in die dritte und vierte Welt gepumpt werden - da stimmt irgendetwas ganz gewaltig nicht, da sie offensichtlich nur ganz wenig bewirken. Nehmerländer haben doch auch Verantwortliche in den jeweiligen Regierungen sitzen. Es ist mir auch zu schnell damit argumentiert, das die europäischen Länder zu den Ausbeuterstaaten gehörten. Es muß eine Vielzahl von Gründen geben, wieso bei gleichen Voraussetzungen der eine Staat es schafft und der andere nicht. Mich treibt diese Frage seit Ewigkeiten um.


Pheedor antwortete am 21.02.03 (14:35):

@ medea,

fragst du das ernsthaft, oder willst du mich auf die Schüppe nehmen. Empfehle Prof. Dürr, Zeitbombe Mensch.
https://www.gcn.de/


Pheedor antwortete am 21.02.03 (14:51):

@ simba

wirklich nicht?


Marianne antwortete am 21.02.03 (16:13):

Brecht
Aus �An die Nachgeborenen�
1
Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!
Das arglose Wort ist töricht. Eine glatte Stirn
Deutet auf Unempfindlichkeit hin. Der Lachende
Hat die furchtbare Nachricht
Nur noch nicht empfangen.

Was sind das für Zeiten, wo
Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist
Weil es ein Schweigen über so viel Unrecht einschließt!
Der dort ruhig über die Straße geht
Ist wohl nicht erreichbar für seine Freunde
Die in Not sind.

Es ist wahr: ich verdiene noch meinen Unterhalt
Aber glaubt mir: Das ist nur Zufall. Nichts
Von dem, was ich tue, berechtigt mich dazu, mich sattzuessen.
Zufällig bin ich verschont ( Wenn mein Glück aussetzt, bin
Ich verloren.)

Man sagt mir: Iß und trink du! Sei froh, dass du hast!
Aber wie kann ich essen und trinken, wenn
Ich dem Hungernden entreiße, was ich esse und
Mein Glas Wasser einem Verdurstenden fehlt.
Und doch esse und trinke ich.

Ich wäre gerne auch weise.
In den alten Büchern steht, was weise ist:
Sich aus dem Streit der Welt halten und die kurze Zeit
Ohne Furcht verbringen
Auch ohne Gewalt auskommen
Böses mit Gutem vergelten
Seine Wünsche nicht erfüllen, sonder vergessen
Gilt für weise.
Alles das kann ich nicht:
Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!
Brecht: Gesammelte Werke 9 Gedichte 2 werkausgabe edition Suhrkamp

Mehr und besser als Brecht kann ich nichts zu dem Thema des Widerspruches zwischen
moralischem Anspruch - durchaus an sich selbst- und
gelebter Wirklichkeit sagen.

Und Pheedor, so neu ist das Thema m.E. nicht und auch nicht zu lösen.


henner antwortete am 21.02.03 (16:43):

@ Medea na ist doch klar daß es Hunger auf dieser Welt geben muß.Die Dollars werden doch für "viel wichtigere" Ausgaben dringend benötigt:zB.für die Erhöhung der Kriegsfähigkeit der USA
2.852 F-35 Kampfflugzeuge 200 Mrd. Dollar
333 Kampfflugzeuge F-22 63 Mrd. Dollar
1.292 Kampfhubschrauber Comanche 34 Mrd. Dollar
Digitalisierung im Heer 20 Mrd. Dollar
19 Zerstörer DDG-5 20 Mrd. Dollar
548 F/A-18 Kampfjets 47 Mrd. Dollar
Navy möchte 30 neue Atom-U-Boote 64 Mrd. Dollar
Entwicklg.Weltraummilitarisierung 60 Mrd.Dollar
dazu neue Präzisionswaffen, unbemannte Flugzeuge, Kriegsschiffe, Panzer ,höheren Sold und bessere Wohnungen für die Soldaten.
10 Mrd. Dollar als operative Reserve die USA Militärausgaben .
Auf 451 Mrd. Dollar jährlich steigen (ohne verteidigungsbezogene Ausgaben der anderen Ministerien )die Militärausgaben.
Die weltweiten Rüstungsausgaben des Jahres 2000 lagen bei etwa 811 Mrd Dollar
(davon die USA 295 Mrd. Dollar die europäischen Natoländer 162 Mrd. Dollar)
Lühr Henken (auszug) uni-kassel friedensratschlag

,,ist doch klar das die USA deshalb öfter mal Schulden bei der UNO machen müssen.


,


Pheedor antwortete am 21.02.03 (17:15):

@marianne,

neu ist das Thema gewiß nicht, habe ich auch nicht behauptet, es gibt eine Lösung, sie ist nicht einfach, aber, es gibt sie, schau dir die Adresse GCN an.

>Die Resignation, ich fürchte, daß wir dagegen nichts tun können, ist gefährlich, weil wir es uns überhaupt nicht mehr leisten können, nichts zu tun, es sei denn, wir wären Weltuntergangsfanatiker<.

(aus wie vor)


Marianne antwortete am 21.02.03 (17:56):

Brecht hat nicht resigniert, ich auch nicht! Aber was ich für scheinheilig halte, halte ich für scheinheilig.


Pheedor antwortete am 21.02.03 (18:08):

@marianne,

das ist von Belang:

... es gibt eine Lösung, sie ist nicht einfach, aber, es gibt sie, schau dir die Adresse GCN an.
... und dann reden wir weiter - möglicherweise


Barbara antwortete am 21.02.03 (19:09):

Pheedor,

es bringt nichts zu sagen: schau Dir die Adresse an, dort steht die Lösung....

Du hast ein sehr interessantes Thema eröffnet, einen ebenso interessanten Link genannt und medea und auch Marianne haben gesagt, dass es ganz so einfach nicht ist zu sagen:

Stellt eure Lebensgewohnheiten um und schon sind die Probleme der Welt gelöst!

Ich schlage vor, einfach einmal einem einzelnen Gedanken nachzugehen. Mal sehen, was daraus wird:

Unsere Gesellschaft ist auf Konsum gegründet. Das ist umweltschädlich und ausbeuterisch für die sogenannte "Dritte Welt"...

Wir träumen einmal, die westliche Welt würde das begreifen. Hier würden Qualitätsprodukte hergestellt, die um ein Vielfaches teurer wären, dafür jedoch ewig hielten. Sind sie defekt, werden sie repariert....

Würde die Industrie dadurch zusammenbrechen?
Meiner Meinung nach müsste das nicht sein....
Schließlich wären ihre Produkte ja dann auch um ein Vielfaches höher, so dass ihr Umsatz evtl. gleich bliebe!?
Etliche Müllhalden könnten geschlossen werden, da die Müllberge drastisch reduziert würden. Dadurch würden die Abgaben der Bürger sinken.

Ein in Deutschland hergestelltes Qualitäts-T-Shirt hielte zig-Jahre....
Die menschenunwürdigen Arbeitsplätze in Fern-Ost fielen fort. Die Menschen könnten sich dort um ihre Felder, um die Wasserversorgung, um ihren Hausbau, um ihre Familien, um ihre Bildung....kümmern.
Hätten sie dadurch gewonnen oder verloren?

Nur als Gedankenanstoß gedacht....


Pheedor antwortete am 21.02.03 (20:03):

Hallo, Barbara,

ich habe nicht gesagt, daß dort eine Lösung steht, sondern daß es eine gibt. Die von Prof. Dürr vertretene These klingt glaubwürdig, wenn sie auch eminente wirtschaftliche Folgen, auf die er nicht eingeht, haben wird. Mit Lebensgewohnheiten umstellen allein funktioniert das nicht, sicherlich müssen wir zuerst unsere psychische Einstellung zur Gemeinsamkeit aller Menschen grundsätzlich revidieren.

Es wäre für mich von Vorteil, wenn jemand die These von Prof. Dürr kennen würde, über die sicherlich interessant zu diskutieren wäre, und die mich letzthin zu dem eingangs gemachten hintergründigen Aphorismus verleitet hat.

Mit freundlichen Grüßen
Pheedor


pilli antwortete am 21.02.03 (21:20):

ja pheedor, da stolpert mann oder frau in so heeren geistigen höhen und vergißt dabei, das einfache liegt doch so nah.:-)

in der zeit, in der du dir soviele gute gedanken machst, hättest du ja auch mal eben ein bischen arbeiten können und den wenn auch kleinen verdienst bei aldi in toastbrot, margarine und käse eintauschen können. in jedem ort leben menschen, für die vieles keine selbstverständlichkeit ist.

stell die aldi tüte einfach vor die haustür oder lege sie neben die nach almosen fragenden wohnsitzlosen. geht ganz einfach; kostet nicht viel und verdirbt dir deinen appetit nicht.

die winzigkleinen schritte zum nächsten zu gehen kann ich dir nur empfehlen bevor du dein hirn strapazierst und vor lauter wald die bäume nicht mehr siehst :-)


Pheedor antwortete am 21.02.03 (22:53):

hallo, pilli, damit habe ich schon vor 40 Jahren begonnen! Lies mal Zyprianos Zynikos, da steht vorne ein Hinweis, wohin der Erlös geht - an ein Kinderheim...

danke


Pheedor antwortete am 21.02.03 (23:08):

und damit verlasse ich die Gesprächsrunde, ich lasse mich nicht anpöbeln!

Schönen Abend
Pheedor


pilli antwortete am 21.02.03 (23:21):

warum du, wenn du werbung für dein buch oder den verlag machen willst, über appetitlosigkeit und verhungernde mitmenschen den einstieg suchst, bleibt deine idee; versprochen!

ansonsten, mach ett juuut!


Pheedor antwortete am 21.02.03 (23:36):

pilli, nur zur Richtigstellung: Werbung ist nicht nötig, da Buch vergriffen, Aktion gelaufen
bitte nicht beantworten


Manfred Franz antwortete am 22.02.03 (06:49):

Komme erst jetzt zum Thema, wo Ihr alle(?) schon oder noch schlaft.
Meiner Ansicht nach könnte schon jeder etwas dazu tun, der ewigen Wegwerferei ein Einde zu bereiten. Z.B
durch geschickte Produktwahl und Bekämpfen des eigenen kleinen Schweinehundes, der immer nach Neuem
schreit, wenn doch das Alte noch gut und brauchbar ist. Reparatur VOR Neuanschaffung vernichtet nämlich
keine Arbeitsplätze, sondern schafft welche- und mehr und interessantere, weil die Reparatur höheren geistigen
Aufwand erfordert als stupide Fließbandarbeit.
Noch ein Wort zu medea und henner:
Die von der ersten Welt gespendeten Mittel werden nicht von den USA, sondern von den Herrschenden der
Empfängerländer zur Anschaffung von Kriegsgerät missbraucht. Hinzu kommt noch der enorme "Abfluss" in die
Taschen der dort Herrschenden selbst. Manchmal ist auch die aus aufgeputschtem Sozialneid entstandene
Misswirtschaft der Hauptgrund für Not und Elend.
Also: Nicht nur die "bösen" Kapitalisten der ersten Welt und ihr Wirtschaftssystem, unser aller
Verschwendungssucht und Jagd nach Billigprodukten, sind die Ursache für Hunger und Elend der Dritten
Welt, da ist auch ein guter Teil Hausgemachtes dabei.


tippy antwortete am 22.02.03 (11:10):

Medeas Beitrag vom 21.2. möchte ich hier nur beantworten, weil mir daraufhin so spontan in den Sinn kommt: Unsere Spenden sind bisher größtenteils mißbraucht worden von den "Häuptlingen" der Entwicklungsländer, die sich doch erstmal bewaffneten und ihre Privatflugzeuge fein ausstatteten.
Obergangster Mobuto ist nur ein Beispiel. Der hat in 30 Jahren sein Volk verelenden lassen. Was wohl mit seinen Privatgeldern im Ausland geschah? Ich selber weiß es nicht.

Ich spende nicht für die Dritte Welt, auch nicht angesichts elender Kinderfotos....., aber ich kaufe - etwas teuerer - Transfair-Kaffe, um die überseeischen Erzeuger wenigstens zu Unterstützen.


jako antwortete am 22.02.03 (13:41):

Auch ich kaufe, wenn immer möglich, meine Kleidung und andere Artikel in Dritte-Welt-Läden.


schorsch antwortete am 22.02.03 (13:46):

@Barbara."....Die Menschen könnten sich dort um ihre Felder, um die Wasserversorgung, um ihren Hausbau, um ihre Familien, um ihre Bildung....kümmern..."

Ja, wenn dem so einfach wäre....

In den Staaten, wo diese menschenverachtenden Zustände in der Industrie herrschen, leben Millionen zusammengepfercht auf kleinem Raum. Würde man das Land auf- und jedem Einwohner den betreffenden Anteil an Land zuteilen, hätte wohl jeder gerade ein paar Quadratmeter, die er bepflanzen könnte. Ich denke, wenn jede Familie das nötige Land hätte um sich ernähren zu können, würde kaum ein Mensch auf die Idee kommen, sich ungeschützt den Säuren auszusetzen, die für die Fabrikation der Exportwaren skrupellos eingesetzt werden. Diese Chemikalien sind übrigens eine Zeitbombe für diese Länder. Denn sie werden so entsorgt wir vor hundert Jahren bei uns: Irgendwo hingeleert oder vergraben!


Medea. antwortete am 22.02.03 (19:58):

@ Manfred und @ Tippy

Zu Euren Beiträgen: Das sind genau die Gedanken, die ich mir seit ...zigJahren mache (ich meinte in diesem Zusammenhang nicht die USA); es werden Potentaten in Ländern mit schlimmster Mißwirtschaft ständig unterstützt, die Gelder wandern in die Clans der dort Herrschenden, daß Volk bleibt dumm und verelendet. Meine regelmäßige Spende geht nach Tansanija zu den Benediktinern, die vor Ort tätige Hilfe und Hilfe zur Selbsthilfe seit Jahrzehnten praktizieren, da kann ich auch für 10 Sack Zement spenden für den nächsten Brunnenbau, d a s kommt auch an. Ich bin Protestantin, aber wenn die "Katholischen" dort unter Einsatz ihres ganzen Lebens wirken, denke ich, das ist Unterstützenswert. Die Reihe ließe sich fortsetzen...


henner antwortete am 22.02.03 (20:36):

@ medea,,wenn Deine Hilfe zur Selbsthilfe jahrzehntelang nicht dazu geführt hat,daß dort eine sich selbst erhaltende Gemeinschaft ohne fremde Hilfe entstanden ist,müsstest Du vielleicht doch mal nachfragen,was mit deiner Spende passiert.Ich drück Dir trotzdem alle Daumen daß Du bei Deinem Optimismus bleibst und deine Hilfe auch halbwegs nutzbrinngend ankommt wo Du es Dir vorstellst.
Hast Du irgendeine Möglichkeit der vorsichtigen Kontrolle ? oder vertraust Du da blind..Vertrauen ist gut,,,,aber ,,


maggy antwortete am 25.02.03 (12:27):

Bekannter Spruch passt nun hier her.....
Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!
Also, nicht so viel drüber reden, sondern etwas tun. Augen aufmachen, es gibt in Deutschland genug Menschen, denen es nicht gut geht. Als Einzelner kann ich nicht die ganzen armen Menschen in dieser Welt sättigen (leider, ich würde es gerne tun) aber in unserer unmittelbaren Nähe ist immer etwas möglich.

Internet-Tipp: https://www.oldenburger-tafel.de


Barbara antwortete am 25.02.03 (17:16):

Ich habe heute einen interessanten Artikel in der verdi-Zeitschrift gelesen. Er beschreibt, unter welchen Bedingungen in Sri Lanka Artikel für Wal-Mart, h&m u.a. produziert werden, und wie die ArbeiterInnen über ihre Rechte aufgeklärt werden.

Ein Ausschnitt:

>>"Wenn die Eil-Bestellungen von Wal-Mart hereinkommen, dann müssen wir oft bis zwei Uhr nachts arbeiten, Essen gibt es nicht und kein Bus fährt zu den Wohnheimen", berichten sie. Sie schlafen dann in der Fabrik und arbeiten gleich morgens um acht Uhr weiter. "Weil wir bei der Arbeit oft tage- und nächtelang stehen müssen", sagt eine Näherin, "geht es uns körperlich schlecht."<<

https://www.verdi-publik.de/verdi_publik_wcms/fmpro?-db=verdi_publik_wcms.fp5&-lay=eingabe&-format=text.html&-error=fehler.html&-recid=34754&-find

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