Archivübersicht | Impressum

THEMA:   Verwaltung -von Noah erlebt

 6 Antwort(en).

Lisa1 begann die Diskussion am 02.05.03 (19:45) mit folgendem Beitrag:


Die Arche

Nach vielen Jahren sah Gott wieder einmal auf die Erde:
Die Menschen waren verdorben und gewalttätig und er beschloß, sie zu vertilgen, genau so, wie er es vor langer, langer Zeit schon mal getan hatte.

Er sprach zu Noah:" Noah, bau mir noch einmal ein Arche aus Zedernholz, so wie damals: 300 Ellen lang, 50 Ellen breit und 30 Ellen hoch. Ich will ein zweite Sintflut über die Erde bringen. Die Menschen haben nichts dazugelernt. Du aber gehe mit Deiner Frau, Deinen Söhnen und deren Frauen in die Arche und nimm von allen Tieren zwei mit, je ein Männchen und ein Weibchen.
In sechs Monaten werde ich den großen Regen schicken."

Noah stöhnte auf; musste das denn schon wieder sein? Wieder 40 Tage Regen und 150 Tage auf dem Wasser mit all den lästigen Tieren an Bord und ohne Fernsehen!
Aber Noah war gehorsam und versprach, alles genau so zu tun, wie Gott ihn aufgetragen hatte.

Nach sechs Monaten zogen dunkle Wolken auf und es begann zu regnen.

Noah saß in seinem Vorgarten und weinte, denn da war keine Arche.
"Noah", rief der Herr, "Noah", wo ist die Arche?"

Noah blickte zum Himmel und sprach: "Herr, sei mir gnädig!"

Gott fragte abermals: "Wo ist die Arche, Noah???"

Da trocknete Noah seine Tränen und sprach: "Herr, was hast Du mir angetan?

Als Erstes beantragte ich beim Landkreis eine Baugenehmigung. Die dachten zuerst, ich wollte einen extravaganten Schafstall bauen. Die kamen mit der ausgefallenen Bauform nicht zurecht, denn an einen Schiffbau wollten sie nicht glauben. Auch Deine Maßangaben stifteten Verwirrung, weil niemand mehr weiß, wie lang eine Elle ist. Also musste mein Architekt einen neuen Plan entwerfen. Die Baugenehmigung wurde mir zunächst abgelehnt, weil eine Werft in einem Wohngebiet planungsrechtlich unzulässig sei.
Nachdem ich dann endlich einpassendes Gewerbegrundstück gefunden hatte, gab es nur noch Probleme. Im Moment geht es z. B. um die Frage, ob die Arche feuerhemmende Türen, ein Sprinkleranlage und einen Löschwassertank benötige. Auf einen Hinweis, ich hätte im Ernstfall rundherum genug Löschwasser, glaubten die Beamten, ich wollte mich über sie lustig machen. Als ich ihnen erklärte, das Wasser käme noch in großen Mengen. Und zwar vielmehr als ich zum Löschen benötigte, brachte mir das den Besuch eines Arztes vom Landeskrankenhaus ein. Er wollte von mir wissen, was ein Schiffbau auf dem Trockenen...


Lisa1 antwortete am 02.05.03 (19:53):

fernab von jedem Gewässer sollte ? Die Suche nach dem Zedernholz habe ich eingestellt. Libanesische Zedern dürfen nicht mehr eingeführt werden. Als ich deshalb hier im Wald Bauholz beschaffen wolle, wurde mir das Fällen von Bäumen " unter Hinweis auf das Landeswaldgesetz " verweigert. Dies schädige den Naturhaushalt und das Klima. Außerdem sollte ich erst eine Ersatzaufforstung nachweisen.
Mein Einwand, in Kürze werde es gar keine Natur mehr geben und das Pflanzen von Bäumen an anderer Stelle sei deshalb völlig sinnlos, brachte mir den zweiten Besuch des Arztes vom Landeskrankenhaus ein. Die angeheuerten Zimmerleute versprachen mir schließlich, für das notwendige Holz selbst zu sorgen. Die wählten jedoch erst einmal einen Betriebsrat. Der wollte mit mir zunächst einen Tarifvertrag für den Holzschiffbau auf dem flachen Lande ohne Wasserkontakt aushandeln. Weil wir uns aber nicht einig wurden, kam es zu einer Urabstimmung und zum Streik.
Herr, weißt Du eigentlich, was Handwerker heute verlangen? Wie soll ich denn das bezahlen? Weil die Zeit drängte, fing ich schon einmal an, Tiere einzusammeln. Am Anfang ging das noch ganz gut, vor allem die beiden Ameisen sind noch immer wohlauf. Aber seit ich zwei Tiger und zwei Schafe von der Notwendigkeit ihres gemeinsamen und friedlichen Aufenthaltes bei mir überzeugt hatte, meldete sich der örtliche Tierschutzverein und rügte die artwidrige Haltung. Und mein Nachbar klagt auch schon wieder, weil er auch die Eröffnung eines Zoos für geschäftsschädigend hält.
Herr, ist Dir eigentlich klar, dass ich auch nach der Europäischen Tierschutztransportverordnung eine Genehmigung brauche? Ich bin schon auf Seite 37 des Formulares und grüble im Moment darüber, was ich als Transportziel angeben soll.
Und wusstest Du, dass z.B. Geweih tragende Tiere während der Brunftzeit überhaupt nicht transportiert werden dürfen?
Und die Hirsche sind ständig am Schnakeln, wie Fürstin Gloria sagen würde und auch der gemeine Elch und Ochse denken an nichts anderes, besonders die südlicheren!
Herr, wusstest Du das ? Übrigens, wo hast Du eigentlich die Callipepia caliconica " Du weißt schon, die Schopfwachteln und den Lethamus Discolor versteckt? Den Schwalbensittich habe ich bisher auch nicht finden können. Dir ist natürlich auch bewusst, dass ich die 47 Vorschriften der Binnenmarkt " Tierschutzverordnung bei dem Transport der Kaninchen strikt beachten muss. Meine Rechtsanwälte prüfen gerade, ob diese Vorschriften auch für Hasen gelten. Übrigens: wenn Du es einrichten könntest, die Arche als fremdflaggiges Schiff zu deklarieren, das sich nur im Bereich des deutschen Küstenmeeres aufhält, bekäme ich die Genehmigung viel einfacher.
Du könntest Dich auch einmal für mich bemühen!
Ein Umweltschützer von Greenpeace erklärte mir, dass ich Gülle, Jauche, Exkremente und Stallmist nicht im Wasser entsorgen darf. Wie stellst Du Dir das eigentlich vor? Damals ging es doch auch!
Vor zwei Wochen hat sich das Oberkommando der Marine bei mir gemeldet und von mir eine Karte der künftig überfluteten Gebiete erbeten. Ich habe ihnen einen blau angemalten Globus geschickt.
Und vor zehn Tagen erschien die Steuerfahndung: Die haben den Verdacht, ich bereite meine Steuerflucht vor. Ich komme so nicht weiter.
Herr, ich bin verzweifelt! Soll ich nicht doch lieber einen Rechtsanwalt mit auf die Arche nehmen ?"

Noah fing wieder an zu weinen. Da hörte der Regen auf, der Himmel klärte auf und die Sonne schien wieder. Und es zeigte sich ein wunderschöner Regenbogen.

Noah blickte auf und lächelte. "Herr, Du wirst die Erde doch nicht zerstören?"

Da sprach der Herr: "Darum sorge ich mich nicht mehr, das schafft schon eure Verwaltung!"

gefunden :-)


schorsch antwortete am 03.05.03 (15:15):

Wenns nicht zum Weinen wäre, wärs zum Lachen! Dem Beispiel wären wohl noch tausende anzufügen. Hier nur eins:

Als Eigenheimler habe ich Freude an einem gepflegten Garten. Aber nicht nur ich erfreue mich an den Blumen, Sträuchern und Bäumen, die meinen Garten bereichern und schmücken. Nein, oft stehen Passanten an meinem Gartenhag (und an denen der Nachbarn) und staunen ob der Blütenpracht oder an den Palmen und Bananensträuchern, die letztere ich jeden Frühling setze und im Herbst wieder mühsam in die Garage zügle.
Leider geben die Sträucher und Bäume eine Menge Schnittholz, das irgendwie entsorgt werden muss. Man darf zwar Ster-weise Fallholz aus dem Wald holen, aber kein Schnittholz zurück in den Wald. Bis dato hatten wir einige Sammelplätze im Dorf, wohin wir das Schnittholz bringen konnten. Dort wird es gehäckselt, die Schnitzel kann man entweder selber holen für den Garten, oder die Bauern machen entlang ihren Äckern Haufen damit. Daraus entsteht dann hochwertiger Düngstoff.
Aber nicht mehr lange. Die Bürokraten in den Amststuben haben uns Landschaftsverschönerer zu "Verursachern" erklärt, die nun happige Gebühren bezahlen müssen für jedes Ästchen.......


Hanskarl antwortete am 03.05.03 (22:38):

@Lisa1

Eine wunderbare Geschichte und leider allzu wahr

Gruß Hanskarl


Antonius antwortete am 06.05.03 (22:09):

@ Lisa 1
Tolle Geschichte!
Hat mich nach einem Tag - mit Kirchenbesuchen in meiner Heimat am Niederrhein, auch der Beton-Kirche in Emmerich, Heilig Geist - wieder zum Lachen gebracht! Die Unheilige Verwaltung, super!
Das Thema "Noah" interessiert mich auch; besonders wg. der Evolution des Lebens - und was die kath. Kirche aus dieser "Story" (Legende - infolge der Paradiesgeschichte und der Unkenntnis von oder Ignoranz über Tierverhaltensweisen) herausliest.
Vielleicht morgen meine Geschichte dazu; sie ist eben religionskritisch ausgelegt.


Lisa1 antwortete am 07.05.03 (12:43):

Diese Geschichte hat mich unter anderem auch wegen einer perönlichen Erfahrung fasziniert,ich wollte nur eine Holztreppe bauen lassen und dann.... :-(
Auch das Nachdenkliche dieser wenn auch lustig dargestellten
Probleme sollten zur Kenntnis genommen werden. (wird auch )
Danke Schorsch ,Hanskarl und Antonius,ich freue mich auf Deine Geschichte Antonius.


Viele Grüße,Lisa1


friedrich antwortete am 11.05.03 (10:10):

Liebe LISA1, vielen Dank für Deinen Hinweis. --- Also ich kann an die merkwürdige biblische ARCHE-NOAH Legende prinzipiell nicht glauben, weil ich meine, dass man einem allwissenden GOTT nicht derartige Unkonsequentheit unterstellen darf !! d e n n wenn ein geistreicher Schöpfer erkannt hat, dass sein Prototyp schwerwiegende Mängel an sich hat, dann dürfte er nicht ein einziges Exemplar davon überleben lassen, und erstrecht nicht eine Weitervermehrung des Typs gestatten ! ---- Im übrigen ist d a s genau das Problem, das FRANKENSTEIN hatte, und das schecklicherweise nun auch die heutigen Gentechniker haben: nämlich wohin mit den mißratenen Clon-Lebewesen ( insbesondere falls diese in Kürze aus menschlichen Stammzellen hergestellt sind, die ausgerechnet aus Israel geliefert wurden ) ???