Archivübersicht | Impressum

THEMA:   die GESELLSCHAFT u. ihre LEHRER

 17 Antwort(en).

filosofin77 begann die Diskussion am 30.08.03 (18:30) mit folgendem Beitrag:

Hallo Foren-Besucher,

ich habe gerade das erste Jahr als Referendarin am Gymnasium angefangen. Die erste Aufgabe lautet, herauszufinden, was die Gesellschaft von Lehrern erwartet.

Ihr als Mitglieder der Gesellschaft - könntet ihr kurz sagen, was ihr also von dieser Berufsgruppe erwartet? Oder ganz allgemein: was Eurer Meinung nach die GESELLSCHAFT von Lehrern erwartet?

(Angabe von Alter, Beruf, Wohnort, evt. Kinder wäre lieb!)

Danke,

Stefanie (26) aus Dresden


mart antwortete am 30.08.03 (19:04):

Wer heute noch Lehrer werden will, hat meines Erachtens eine masochistische Ader.


Es gibt eine Menge Untersuchungen über Deine gestellte Frage, z. B.

https://www.lehrerinfo-bayern.de/3-01/image2.html



Das Lehrerbild in der Bevölkerung

Die Vorstellungen der Bevölkerung von pädagogischer Qualität sind auf den ersten Blick diffus. Die Fähigkeit zum Pädagogen wird als angeborene Begabung betrachtet. Nur selten wird ein Berufsbild vertreten, welches erkennen lässt, dass pädagogische Kompetenz erlernbar und vermittelbar ist.
Im Zentrum der Erwartungen steht die sozialpädagogisch-therapeutische Komponente (85 %); nur etwa 40 % der Befragten sehen die Wissensvermittlung als zentrale Aufgabe des Lehrers an. Als Autorität und Respektsperson, die streng aber gerecht und konsequent Erziehungs- und Bildungsarbeit leistet, werden die Lehrerinnen und Lehrer nicht einmal von 20 % der Befragten empfunden.
Die Schule wird häufig als legitime Institution zur Delegation von Erziehungsarbeit betrachtet. Lehrerinnen und Lehrer sollten teilweise Vater- und Mutterrolle übernehmen. Diese Forderung gilt nicht nur für die Grundschule, sondern auch für die weiterführenden Schulen.
Die Leistungsbereitschaft der heutigen Lehrerinnen und Lehrer wird von 40 % der Befragten positiv, von 45 % negativ beurteilt. Bezogen auf die einzelnen Schularten wird die Leistungsbereitschaft der Philologen häufiger angezweifelt, als die der Grundschullehrer. Zwischen Leistungsbewertung und regionalem Umfeld ist eine fast lineare Abhängigkeit nachzuweisen. Großstadt: signifikant kritischere Betrachtung. Klein- und Mittelstadt: positivere Einschätzung. Ländlicher Raum: signifikant positive Leistungsbewertung der Lehrerschaft.
Die Einschätzung der Leistungsbereitschaft ist vor dem Hintergrund von allerlei Attributen zu sehen, die den Beruf des Lehrers aus der sozialen Norm herausheben. Die Lehrerinnen und Lehrer haben in den Augen der Öffentlichkeit das größte Kontingent an Freizeit, und sie besitzen als Beamte einen sicheren Arbeitsplatz. Dies sind Privilegien, die besonders in Zeiten einer äußerst angespannten Arbeitsmarktlage mit Argwohn betrachtet werden. Hier kommt eine Komponente von Sozialneid zum Ausdruck. Im Vergleich mit anderen Berufsbildern werden Lehrerinnen und Lehrern neben der Freizeit noch weitere latente Freiräume zugeschrieben: keine offensichtliche hierarchische Unterordnung, keine unmittelbare Leistungskontrolle, hohe Eigenständigkeit ohne unternehmerisches Risiko.
Dennoch möchten drei von vier Befragten keinen Lehrberuf ausüben. Die Mehrheit ist der Auffassung, das Unterrichten sei ein ständiger Kampf mit renitenten, unmotivierten Kindern und Jugendlichen. Dafür fehlen die Nerven. Der Job ist einfach zu anstrengend.

Internet-Tipp: https://www.lehrerinfo-bayern.de/3-01/image2.html


mart antwortete am 30.08.03 (19:06):

Fortsetzung von

https://www.lehrerinfo-bayern.de/3-01/image2.html

Das Lehrerbild in den Massenmedien

Die Leser der Boulevard- und Tagespresse erhalten in drei von vier Berichten über Schulthemen tendenziell kritisch bis negativ gefärbte Informationen. Besonders deutlich wird das in den Eigenschaften, die den Lehrern zugeschrieben werden.
Das häufigste Wort, das in Zusammenhang mit den Lehrerinnen und Lehrern gebraucht wird, heißt überfordert, ein Begriff, der Unvermögen ausdrückt, doch ohne persönliche Schuldzuweisung. In diese Kategorie gehören ebenfalls die Attribute zu alt, ausgebrannt, gestresst, frustriert und hilflos. Am zweithäufigsten steht bereits der Begriff faul. Faulheit unterstellt Absicht, ja fast Böswilligkeit und damit eindeutig eine individuelle Schuld. Negativ sind auch die anderen genannten Attribute wie ohne Eigeninitiative, scheuen Leistungsvergleiche und notorische Besserwisser.
Weitaus seltener sind im Gegensatz zu den negativen Zuschreibungen (75 %) die positiven Tendenzen der Berichterstattung (25 %), die häufig im Konditionalis verpackt erscheinen: Ein Lehrer sollte z. B. selbstsicher, kompetent, motiviert auftreten. Am häufigsten tauchen in diesem Zusammenhang die Worte engagiert und motiviert auf.
Die Kernaufgabe der Wissensvermittlung findet nur selten lobende Erwähnung. Dies legt die Vermutung nahe, dass sich eine Diskrepanz entwickelt hat zwischen dem, was Lehrerinnen und Lehrer ihrem Selbstverständnis nach leisten und dem, was die Gesellschaft von ihnen erwartet: In 52 % der Aussagen über die Berufsrolle des Lehrers kommt zum Ausdruck, dass er heute die Aufgabe wahrnehmen sollte, neben der selbstverständlichen Wissensvermittlung sozialpädagogisch zu wirken (31 %) und Erziehungsdefizite zu korrigieren (21 %). Erst danach sollte er den Schülern eigenständiges, verknüpftes Denken beibringen (13 %). Im Selbstverständnis der Lehrer stellt sich die Reihenfolge gewöhnlich umgekehrt dar.
Diese tendenziell negative Wertung des Lehrerbildes in den Massenmedien bezieht sich in erster Linie auf die Institution Schule, wird aber von dort zurückprojiziert auf die Lehrerschaft als die Hauptträger dieser Einrichtung.


medea antwortete am 30.08.03 (19:43):

Erziehungsdefizite zu korregieren (in marts Beitrag erwarten das 21 % der Befragten) - nach meiner Einschätzung liegt diese Zahl um vieles höher. Ein großer Anteil von Eltern scheint der Meinung zu sein, sie müssen ihren Sprößlingen nichts beibringen, d a s sei wohl Aufgabe der Schule - bis hin zu Benimmregeln ....
In einer Schule in meiner Stadt ist das tatsächlich mit wöchentlich einer Stunde in den Lehrplan aufgenommen worden als Pilotprojekt... :-)).
Viele Eltern stehlen sich aus der Verantwortung - für mich erneut ein Grund, meine Forderung nach ELTERNSCHULEN zu erneuern - und versuchen, ihre Versäumnisse auf die Schule abzuwälzen .....
Meine Tochter hat Lehramt für Gymnasien studiert, aber nach der ersten Staatsprüfung und vorhergehender Referendarzeit beschlossen, diesen Beruf doch nicht zu wählen .... - ich denke, sie hat recht daran getan ...., wahrscheinlich wäre sie heute in diesem erbarmungslosen Beruf bereits zerschlissen ... :-((


BarbaraH antwortete am 30.08.03 (20:52):

Ich erwarte von einer Lehrkraft vor allem, dass sie die Würde eines jeden Kindes achtet. Wer Kinder schulisch begleitet sollte wissen, dass JEDES Kind Fähigkeiten besitzt, die es zu fördern gilt.

Leider hat die PISA-Studie gezeigt, dass Kinder in unseren Schulen sehr früh sortiert und abgestempelt werden, dass ihre Förderung durch die Schule in der Regel nur auf dem Papier steht. Eine befreundete Grundschullehrerin berichtete mir voller Stolz, dass sie bei Erstklässlern bereits nach drei Monaten sagen könne, für welche Schule sie später geeignet seien.... entsprechend fördere sie sie dann auch... und welch Wunder, ihre Erwartungen erfüllten sich in den allermeisten Fällen :-(

Neben einigen wirklich guten Pädagogen habe ich in den 18 Jahren, die ich meine Kinder sehr intensiv durch ihre schweren Schuljahre begleitete, leider sehr viele verbeamtete Fehlersuchmaschinen erleben müssen. Eine Zusammenarbeit zwischen Eltern und Schule, wie sie lt. Schulgesetz selbstverständlich sein sollte, wurde von den meisten abgelehnt.

Zur Erklärung: Meine Kinder, heute 25, 27 und 29 Jahre alt, sind alle drei Legastheniker. Obwohl ca. 5-7% der Schüler in jeder Intelligenzgruppe mit diesem Handicap die Schulen durchlaufen müssen, stellen sich noch heute viele Lehrer diesem Problem gegenüber dumm. Legasthenie... nein, so etwas kennen sie gar nicht. Dabei gehört neben den entsprechenden schulrechtlichen Bestimmungen eigentlich recht wenig dazu, diese Kinder tatsächlich zu fördern: Lehrer sollten versuchen, das Selbstwertgefühl dieser Kinder zu stärken und sie auf keinen Fall vor der Klasse aufgrund ihrer Schwäche bloßstellen.

Allerdings möchte ich auch erwähnen, dass in schweren Fällen, und dazu gehörten meine Kinder, Schule allein diese Kinder nicht entsprechend fördern kann. Leider sind mir auch Eltern begegnet, die zur Mitarbeit nicht bereit waren. Gerade die wohlhabenden unter ihnen meinten oft, man könne ein Kind mit dieser Schwäche gegen entsprechende Bezahlung in eine Förderung geben und ein "normales" Kind heraus bekommen. Das ist nicht möglich. Kinder mit diesem Handicap brauchen keine spezielle Förderung sondern tagtäglich eine Hilfskraft an ihrer Seite: zum Vorlesen, Vorschreiben, für Gespräche, um herauszufinden, auf welche Art dieses Kind am besten lernt, etc.

Zwei meiner Kinder haben inzwischen ein abgeschlossenes Studium, das dritte befindet sich noch im Studium. Der Rechtschreibprozentrang meines Sohnes lag bei 0,1%....


mart antwortete am 30.08.03 (21:50):

Aus https://www.dreameronline.de/texte/angst.html von einem �Träumer�

Erinnerungen eines Schülers an seine Schulzeit:

Hier nur Auszüge, bei Interesse vollständig lesen!

....Solange ich zurückdenken kann, war Angst das, was man mir als Hilfe angeboten hat, um durchs Leben zu kommen. Solange ich zurückdenken kann, habe ich mich geweigert, diese Idee zu akzeptieren und als meinen Weg zu sehen.

......Irgendwer hat irgendwann bestimmt was alle Kinder lernen sollen und wissen sollen müssen, und fortan wurden alle weiteren Generationen an diesem Maßstab gemessen. Wer nicht dem Maßstab entsprach, wurde diskriminiert.

Machen wir uns nichts vor:

Rassismus ist nichts, was sich auf Hautfarben beschränkt. Diskriminierung findet immer dann statt, wenn jemand seine Macht missbraucht und andere Maßstäbe als Liebe gelten lässt. Somit fast alle.......


tobias antwortete am 31.08.03 (10:07):

Ein Teil dieser Damen und Herren möge vom Thron des Alleskönnens zur Gesellschaft herab steigen.
Wie kann es angehen, das von sieben Landtagskandidaten fünf Lehrer kandidieren. Im Stadtrat, im Bezirkstag und im Bundestag Lehrer Lehrer Lehrer. Ihre schulmeisterliche Allesbesserwisserei möchten sie somit der gesamten Gesellschaft aufdrängen.

Meiner Ansicht nach soll Wissen in der Schule vermittelt werden. Jeder Handwerksmeister der einen Lehrling ausbildet ist zur Wissensvermittlung verpflichtet. Warum versuchen aber manche Lehrer ihre schlechte Wissensvermittlung in der Schule auf die Eltern abzuschieben.

In acht Schuljahren, hatte ich nur drei Jahre lang eine Lehrerin die diesen Titel mehr als verdient hat.


felix antwortete am 31.08.03 (10:16):

Vielleicht interessiert auch die Ansicht eines direkt Betroffenen ... eines Lehrers, der während seiner ca. 40 jährigen Tätigkeit auf sehr unterschiedlichen Stufen seine Erfahrungen gemacht hat:

- Die Berufsausbildung hat lediglich das methodisch -didaktische Know-how verbessert. Die pädagogischen Fähigkeiten bringt man z.T. mit. Wichtig ist die Grundhaltung und Achtung, die man andern Menschen gegenüber hat. Obwohl ich berufsbegleitend Psychologie und auch Verhaltensforschung studiert hatte, war nicht das theoretische Wissen für den Erfolg bei der Ausübung des Lehrerberufes ausschlaggebend, sondern die eigene Lernbereitschaft und Verhaltensänderung durch die praktische Erfahrung.
- Die stressenden Faktoren waren nach meinen Erfahrungen in erster Linie nicht etwa schwierige Schüler/innen sondern Eltern, die meinten allein zu wissen und zu entscheiden, was für ihre Kinder richtig sei.
Diese "Diplomeltern" waren hauptsächlich dann uneinsichtig, wenn es um Fragen der optimalen Schulzuweisung ging. Da wurde sogar mit Rechtsmitteln gedroht, wenn man nicht spurte.
Meine Auffassung war: "Ich bin Anwalt des Kindes ... und nicht der Eltern!"

- Weiter kann belastend sein, dass man als Lehrer oft als "Einzelkämpfer" und nicht im Team arbeitet. Neid und Missgunst im Kollegium bis zum eigentlichen Mobbing sind keine Seltenheit.
- Auch der Erwartungsdruck, der von der Gesellschaft, ihrer rechtlichen Vertreter in der Schulbehörde und von den Lehrplänen, obligatorischen Lehrmitteln oder Gesetzesvorschriften über Rechte und Pflichten etc. ausgeht, kann die Freude am Lehrerberuf schmälern.

- Und trotzallem würde ich diesen anspruchsvollen Beruf auch ein weiteres Mal wählen, denn die positiven Aspekte überwogen bei mir. Für Andere wage ich nicht zu sprechen.

Angaben zur Person und Tätigkeit:
Jahrgang 1937, Basel (Schweiz), Sohn eines Lehrers, habe einen Adoptivsohn aus Kambodscha mit negativen Schulerfahrungen,
Tätig als Primarlehrer mit Erfahrung auf allen Stufen, als Schulleiter (Rektor), Ausbidung und Tätigkeit in Montessori-Heilpädagogik auch mit Praktika in Montessori-Kindergärten und am Schluss an der Realschule Leiter einer Integrationsklasse mit Schüler/innen von 14 - 18, die noch kein Deutsch kannten. Im Laufe von 6 Jahren waren 17 Nationen, 16 Sprachen, 6 Schriftarten und 9 Religionen vertreten.


schorsch antwortete am 31.08.03 (12:35):

So verschieden im Charakter und in seiner Methodik ein Bäcker, ein Drechsler oder ein Kaminfeger sein kann, so verschieden sind eben auch die Pädagogen. Ich selber habe leider in meiner Schulzeit gerade mal einen einzigen Lehrer erleben dürfen, dem ich heute das Prädikat Padagoge erteile.
Inzwischen hat sich vieles in den Schulen geändert. Die meisten Lehrer sind sich bewusst, dass sie ihren Beruf als Berufung ansehen müssen und nicht als Möglichkeit, sich ihre Minderwertigkeitskomplexe an wehrlosen Menschlein abzureagieren.


felix antwortete am 31.08.03 (18:13):

Aus den traurigen Erfahrungen von Tobias und Schorsch, die sich beliebig vermehren liessen, sollte der Schluss gezogen werden, dass es für eine Gesellschaft nicht gleichgültig sein kann, wer und unter welchen Bedingungen diesen Beruf ausüben sollte.
Die Ansicht von mart:
"Wer heute noch Lehrer werden will, hat meines Erachtens eine masochistische Ader."
... ist eher humoristisch zu sehen ... wie auch die gegenteilige Auffassung, dass Lehrer/innen heimliche Sadisten seien .
Schorschs Formulierung:
"...dass sie ihren Beruf als Berufung ansehen müssen und nicht als Möglichkeit, sich ihre Minderwertigkeitskomplexe an wehrlosen Menschlein abzureagieren."
Dies wäre dann noch eine neurotische Variante.
Leider gibt es diese Fehlbesetzungen ... Vermutlich auch in andern Berufen, die mit Menschen zu tun haben. Ich denke da an Polizisten, Berufsmilitär, Psychiater, Richter, Ärzte, Sozialarbeiter etc. etc.
Deshalb beschränkt sich die Aufgabe der Schule keinesfalls auf reine Wissensvermittlung . Sie hat in Ergänzung zum Elternhaus einen pädagogischen Auftrag zu erfüllen. Dazu gehört auch die Sozialisierung und die Gewissensbildung.
Wichtiger als das Wissen ist die Anregung und Hilfe bei der Entwicklung und Anwendung der Anlagen und Begabungen. Besondere Gewichtung sollte die Motivation zum lebenslangen Lernen, zur Kreativität wie zu einer gesunden Neugier erhalten.
Zur Gesellschaftsfähigkeit gehört auch der geübte Umgang mit den jeweiligen Kulturtechniken wie Sprechen, Lesen, Schreiben (auch auf einer Tastatur!) und mit Arbeitstechniken, wie der Umgang mit Nachschlagwerken (heute auch Internet), handwerklichem Können, Staats- und Rechtskunde etc.
Der jeweilige Unterrichtsstoff an welchem man diese fürs Leben wichtigen Fähigkeiten entwickelt, ist von zweitrangiger Bedeutung! Lexikalisches Wissen nützt fürs reale Leben in der Regel wenig.
Wichtiger ist, dass man sich in unserer hoch technisierten Welt mit ihrem gigantischen Informationsangebot überhaupt noch zurecht findet!

Eine ideale Lehrerpersönlichkeit ist also nicht in erster Linie ein Wissensvermittler sondern eher so etwas wie ein "Geburtshelfer", der mit viel Geduld und Fantasie den jungen Menschen dabei begleitet und anregt selbst die Welt zu entdecken und seine eigenen Fähigkeiten zu entwickeln.
Diese grundsätzliche Auffassung hat schon Maria Montessori (1870-1952) zu ihrer speziellen Pädagogik geführt.
Leider werden in Deutschland und der Schweiz die Montessorischulen als Privatschulen geführt ... und das bringt wieder andere Schwierigkeiten mit sich.


simba antwortete am 31.08.03 (23:18):

@ Mart
Rassismus ist nichts, was sich auf Hautfarben beschränkt. Diskriminierung findet immer dann statt, wenn jemand seine Macht missbraucht und andere Maßstäbe als Liebe gelten lässt. Somit fast alle.......

Danke für diesen Satz - ich war Linkshänderin und schwerhörig und somit für den Lehrer ein willkommenes Objekt .....


wanda antwortete am 01.09.03 (08:50):

den Beitrag von Felix möchte ich voll unterschreiben aber hier auch zum Ausdruck bringen wie entsetzt ich bin, über das zum Teil vorhandene Bild des Lehrers.
Ich selbst kam als Flüchtling in die Schweiz und unter allerschlechtesten Voraussetzungen dort in die Schule. Trotzdem habe ich an meine gesamte Schulzeit gute Erinnerungen.


schorsch antwortete am 01.09.03 (11:10):

Wie angedeutet hatte auch ich in meiner Jugendzeit sehr schlechte Erfahrungen mit LehrerInnen gemacht. Als unsere Kinder dann eingeschult wurden, habe ich mich, als Mitglieder für die hiesige Schulkommission gesucht wurden, spontan gemeldet. Anfänglich hatte ich einige Bange, mich im Kreise der LehrerInnen zu bewegen. Insbesondere mit einer Lehrerin hatte ich einige Mühe, hatte ich doch vorher per "Buschtelefon" vernommen, dass sich diese sich in der Öffentlichkeit sehr kritisch über mich geäussert habe, weil ich ja geschieden sei....
Gerade mit ihr bemühte ich mich um guten Kontakt, mit dem Resultat, dass sie mir einmal zu verstehen gab, sie habe mich vorher falsch eingeschätzt.
Mit einem anderen Lehrer aber konnte ich mich nie erwärmen, denn dieser war noch einer der alten Schule, der seine grösste Befriedigung darin fand, Kinder, die Mühe hatten, dem Unterricht zu folgen, an den Pranger zu stellen. Als unsere Tochter dann bereits verheiratet war, organisierte ihr Jahrgang eine Klassenzusammenkunft, an die dieser Lehrer auch eingeladen wurde. Als die Stimmung recht angeheitert war und der Lehrer seine faulen Sprüche fallen liess, fielen die SchülerInnen unisono mit Worten über ihn her, die er wohl Zeit seines Lebens nicht mehr vergessen wird! Eingeladen wurde er übrigens seither von keinem Jahrgang mehr - und ich glaube, er hätte auch keine Einladeung mehr angenommen!


felix antwortete am 01.09.03 (17:27):

Lieber Schorsch,

du erinnerst mich an die schönsten Aufsteller in meinem Leben ... den beglückenden Begegnungen mit ehemaligen Schülern.
Immer wieder bin ich erstaunt darüber, was von der damaligen Schulzeit hängen geblieben ist. Es sind oft Erinnerungen an Episoden oder Unterrichteinheiten, denen ich damals keine allzugrosse Gewichtung gegeben hatte:
z.B. der Bau und das Fliegenlassen von Papierdrachen oder Heissluftballonen, der Besuch einer Grotte, bei der man auf dem Bauch durch Schlammpfützen robben musste, das Schwimmen im offenen Rhein, ein Nachtorientierungslauf im Schullager, Theateraufführungen, Mikroskopieren, der Bau einer Dampfkanone (da gab es Elternproteste!), das Betreiben einer gruseligen Geisterbahn oder das Aufstellen einer Modellmesse mit Buden und laufenden Bahnen u.s.w.
Aber auch peinliche Momente, als mir beim Vorführen eines Sprungs über das Langpferd die Turnhosen rissen, ein mysteriöser Diebstahl aus dem Materialschrank, die Vorführung eines Tieres, die nicht wie geplant verlief (Mein Ziesel machte sich selbständig und brachte die ganze Klasse in Aufregung), das Verpassen des Kursschiffes ... etc.
Es gibt Schüler/innen die sich tief in mein Gedächtnis eingeprägt haben ... und andere bei denen ich Quervergleiche brauche, um mich an sie zu erinnern.
Umgekehrt merkte ich selber, dass ich für die Einen die ideale Person war ... Anderen konnte ich es nie recht machen. Damit müssen wir auch leben können!
Ich habe auch hier im Internet Kontakt mit Ehemaligen gefunden, die zufällig beim Herumsurfen auf meinen Namen stiessen. Kürzlich meldete sich einer aus Kanada. Er hatte die Pilotenlaufbahn eingeschlagen und lebt mit seiner Familie schon Jahrzehnte dort.


schorsch antwortete am 01.09.03 (18:09):

Ja, lieber Felix: Nomen ist eben doch Omen (;--)))) Ich mags dir gönnen!

Trotz allen negativen Erfahrungen aus der Kindheit möchte ich keines missen. Denn sie haben mich geformt zu dem, was ich eben bin! Und Hand aufs Herz: Was könnte oder wollte man denn erzählen und weitergeben, wenn man nichts erlebt hätte, das zu erzählen sich lohnte.....


schorsch antwortete am 01.09.03 (18:13):

Anmerkung: Beim Anmelden für diesen Beitrag kam - oh Wunder - wieder wie früher das Anmeldekästchen mit dem vorbereiteten Nicknamen und Passwort eingesetzt. Als ich aber auf "weiter zur Vorschau" klickte, behauptete das System, ich sei nicht angemeldet. Ich kopierte den geschriebenen Beitrag und setzte ihn nochmals ein. Dann klappte es....


Medea. antwortete am 01.09.03 (18:46):

Meinen Lehrerinnen und Lehrern verdanke ich viel:
sie haben die Liebe zur Sprache, zum Theater, zur Musik, zu fremden Ländern und Kulturen, die Neugierde auf Neues und die Freude am Fabulieren in mir geweckt, meine Fantasie gefördert, sie haben toleriert, daß die mathematischen Fächer nicht meine Stärke waren - sie haben dem kleinen und später dem heranwachsenden Mädchen behutsam eine Form
gegeben ....
bis auf die Werk- und Handarbeitslehrerin ... :-(( - die konnte wirklich keine Freude in mir wecken an den Dingen, die sie unterrichtete .....
in den Socken rosteten die Stricknadeln, weil ich sie in der Waschküche auf das Fensterbrett gelegt und dort vergessen hatte, der Einsatz im Kissenbezug wurde schief eingenäht, das Knopfloch franzte noch während des Umstechens aus und beim Einsetzen in die alte Nähmaschine zerbrach ich auch noch die Nadel ... :-((
ich vermute, daß ich als Lehrerin so eine Schülerin auch nicht gerade geliebt hätte ... ;-))


schorsch antwortete am 02.09.03 (16:40):

Kleiner Trost: meine Schwestern hatten mir (etwa 10jährig) das Stricken beigebracht. Ich wollte meiner Mutter einen Abwaschlappen lismen - es wurde eine Puppenkappe.....