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THEMA:   Wachtdienst aus Mitmenschlichkeit

 3 Antwort(en).

emilwachkopp begann die Diskussion am 12.09.03 (03:30) mit folgendem Beitrag:

Ich hab mir gestern graad wieder über den Edmund aufregen müssen! Das Leben is immer viel Aufregung.
Ich glaub, ich hab über den Edmund schon mal was erzählt. Oder ich verwexel das, weil ins Alter das Gehirn doch immer schon mal abflaut. Wenn ja, denn erzähl ich das eben nochmal. Dadurch entsteht in dies Forum kein Schaden, und wenn doch, denn wird es aus klug.
Edmund is Bierkutscher, wie ich das mal war. Nur in eine andre Brauerei, weil meine schon lange Pleite is.
Wie alt der Edmund is, das weiss ich graad auch nich so. Aber ich glaub, der is bald fellig für die Rente. Oder das is so, dass der noch ganz jung is, aber hat sich schon so runtergesoffen, dass man ihn auf den ersten Blick für ein Rentner hält. Solche Feinheiten lassen sich mit das blose Auge manchmal schlecht erkennen.
Aber dass der Edmund gern mit Bier zu tun hat, dass sieht man ihn schon locker an seine rote Süffelnase an. Die kann Dir bei Dunkelheit den Weg nach Haus aufleuchten. Manchmal hab ich mir schon gefragt, ob sich sich an die woll seine Zigarre anstecken kann.

Eigenlich will ich den Edmund garnich so treffen. Nich weil er kübelt. Deshalb nich. Das is sein Bier. Na, eigenlich muss man wull doch sagen, � is seine Sache.� Was nümlich das Bier anbelangt, is das wull ehrer das Eigentum von die Brauerei. Aver ik segg mi ümmer: Wenn Pollitikers und andre Beamten heute grosse Gelder unvertreuen dürfen, denn kann eine Brauerei ja wull noch�n büschen Bier verknusen.
Das Bier schüttet er sich schon immer während die Arbeitszeit ein. Denn brauch er nach Feierabend nich mehr so viel und denn kost das nich sein Geld. In Notfall fragst immer Emil Wachkopp. Der kennt die Kniffe. Von früher her noch.
Ich will den Edmund nich gern treffen, weil der doch immer so sabbelt. Das geht schon los, wenn er mir trifft, und denn geht das in eine Tour weiter so lange bis er untern Tisch liegt. Und ich krieg garnix gesagt. Wenn er untern Tisch liegt, denn schon ehrer. Denn darf ich reden soviel ich will. Aber denn hört mir ja kein Schwein mehr zu. .
Heut sollt ich mit ihn in die Kneipe. Nich zun Mittrinken, sondern um auf aufzupassen, dass er nich zu viel in sich reinschüttet. Und wenn doch, dass er wenigstens noch heil nach Haus hinkommt.
�Tja�, segg ik noch, �dat bild di man in, Kolleeg! Do kannst aver lang op töven.�
�Emiiil ....�, quarkt he mi denn an, �bist doch sonst immer�n guten Kumpel.�
�Ja, das is unbestreitbar.�
�Du weisst doch, das mir von das U-Bahnfahrn immer slecht ward.�
So lass ich Dussel mir denn doch wieder breitschlagen.
Aber ein letzten Versuch hab ich doch noch gemacht:
�Warum musst du denn mit die U-Bahn in die Kneipe hin? Geh doch in eine wo du wohnst, denn finnst ook naher alleen na Huus hen.�
�Da hab ich doch überall Schulden.�
Ich kann ja nu nich beigehn und den Edmund seine Schulden überall bezahln, bloss dass er in Barmbeck weitersaufen kann. Darum musst ich denn mit die U-Bahn mit ihn los. Zu ein andern Stadtteil hin, wo er noch nich so bekannt is.


emilwachkopp antwortete am 12.09.03 (03:34):

Was der Edmund mir so allens vertellt hett, dat will ik goor nich weten. Ich hab nümlich gar nich erst zugehört. Das ging schon an�n S-Bahnhof Stadtpark los. Und denn die ganze Fahrt lang. Und denn auf den Fussweg nach die Kneipe hin. Und als er denn die ersten drei, vier Kästen weghatte, da ging das erst richtig los.
Ich hab nur ein strategischen Versuch gemacht, um sein Gekübel maal büschen zu bremsen. �Nu laat man maal�n beten suutje angahn�, heff ik seggt. �Dat is noch nich maal Middernacht, aver dien Süffelnees, de lücht al as�n Komet.� Aver he hett goor nich op mi hürt sünnern bloot antert: �Scher di man üm diene Süffelnees, Emil, un ik kümmer mi denn üm mien Beer.�
Denn war also Plan Nr. 1 gescheitert und ich musste auf Plan Nr. 2 umschalten und zusehn, dass er noch ganz nach Haus kam.
Die Rechnung musste ich natürlich blechen. Aber darauf war ich schon büschen gefasst, weil 16 Kästen Bier an ein Abend kann sich heut gar kein gewöhnlichen Arbeiter mehr leisten. Vonwegen die hohe Steuer.
Aber geärgert hab ich mir über was andres. Und das war auf den U-Bahnhof Kellinghusenstrasse. Wenn ich zusehn soll, dass jemand ordentlich nach Haus kommt, denn muss ICH doch das Kommando haben. Und denn muss man mir auch parieren. Aber das hat er gar nich.
�Da müssen wir einsteigen�, heff ik seggt. Aber er muss natürlich gegenan dibbern und lallt, dass ich ihn kaum verstehn konnt: �Kwaschischjemil, ich weischochnoch wo in Hamburschie Schlüge finpahrn. Dor mööt wi stintiegen.� (Wahrscheinliche Übersetzung: �Kwatsch nich Emil. Ich weiss doch noch, wo in Hamburg die Züge hinfahren. Da müssen wir einsteigen.�)
�Jaja�, hab ich gesagt. �Aber ohne Gewehr. Und denn will ich auch nich, dass du mir bein Sprechen immer so anatmen tust, sonst krieg ich auch noch�n Nebel in�n Kopp. Du hast bestimmt mehr Alkohol in die Atemwege als wie in ein ganzes Bierfass drin is.�
Ich hab mir denn, dusselig wie ich bin, von ihn breitschlagen lassen. Aber ich musste doch denken, dass seine Birne noch nich so abgeflaut is als wie meine, weil er doch viel jünger is. Denkste! Wir steigen da ein, wo er wollt, und die Gegend, wo wir denn ankamen, die kannt ich garnich wieder.
(Aber Hamburg muss das schon darum noch gewesen sein, weil die U-Bahn nich ins Ausland hinfährt.)
Das Schlimmste stand mir aber noch bevor. Der Edmund schlief mir nümlich in Zug auch noch ein und ich kriggte ihn garnich mehr wach.
Die Polizei musste uns denn wegholen, weil ich kann doch nich die ganze Nacht mit ein Süffel auf das Abstellgleis verdösen! Wo der ganze Wagen auch noch so vermieft war. Aber die Polizei hat denn obendrein auch noch den schwerwiegenden Patzer gemacht, dass sie mir auf die Wache eingesperrt und den Edmund bei mir zu Haus abgeliefert haben. Die Dussels haben ihn nümlich mehr geglaubt als wie mir. Und das, obwohl ich bei meine frenetischen Proteste fast den letzten Atemzug verhaucht und die Polizei sogar Prügel angedroht hab.

Daran kann man mal wieder sehen, dass die heutige Polizei keine Menschenkenntnis hat und dass die jungen Leute den Sinn für die Wirklichkeit ganz verloren haben. Wenn man nich alles selber organisiert, denn ..... Obwoll das so einfach nu auch wieder nich is.
Ich hab mir den Bahnhof Kellinghusenstrasse heut mal bei Tageslicht beschnuppert. Wenn wir da eingestiegen wärn, wo ich wollte, denn wärn wir auch verkehrt gekommen. Daran sieht man, dass man sich auf sich selbst auch nich verlassen kann. Darum denk ik mi hüüt: Wenn der Edmund wieder mal so eine krumme Idee in�n Kopp kriggt, denn müsste man vielleicht noch ein Neutralen mitnehmen. Ein Mittelalterlichen, den aber der Kürbis noch nich so abgeflaut is. Wenn der aber auch noch versagt, denn muss das Mal danach noch�n Vierter mit u.s.w. Und denn is bald ganz Barmbeck unterwegs, blos um Edmunds Besäufnisse zu überwachen.


jako antwortete am 12.09.03 (19:54):

Köstlich, Emilwachkopp:-)))
Für eine alte HH.lerin ein wahrer Genuss. Ich danke Dir! Ich hoffe, es kommt noch mehr von Dir!

Tschüß

jako


emilwachkopp antwortete am 14.09.03 (04:28):

Tausend Dank!

Tschüss ook,
Emil