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THEMA:   Kardinal Ratzinger und sein Papst

 9 Antwort(en).

iustitia begann die Diskussion am 03.10.03 (08:57) mit folgendem Beitrag:

Warum musste Kardinal Ratzinger weinen?
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Eine Meldung der römischen Agentur ZENIT:

Papstsekretär glättet Medienwogen um die Gesundheit des Heiligen Vaters
Kardinal Ratzingers Aussagen von der Presse manipuliert

VATIKAN, 2. Oktober 2003 (ZENIT.org).- Der Sekretär von Papst Johannes Paul II. gab am Donnerstag eine Pressekonferenz, bei der er versuchte, die Wogen zu glätten, die durch Berichte der "Bunten" über den Gesundheitszustand des Papstes entstanden sind. Man habe die Aussagen Ratzingers aus dem Zusammenhang gerissen, so Erzbischof Stanislaw Dziwisz.

Am Donnerstag Morgen empfing der Papst den Präsidenten Rolandas Paksas von Litauen und vier philippinische Bischöfe sowie den Präfekten der Bischofskongregation Giovanni Battista Kardinal Re in Privataudienz, wie der vatikanische Pressesaal mitteilte.
Erzbischof Dziwisz, der Privatsekretär des Papstes und auch schon des Erzbischofs von Krakau, wies darauf hin, dass man Aussagen des Präfekten der Glaubenskongregation, Joseph Kardinal Ratzinger, verfälscht und aus dem Zusammenhang gerissen habe.
"Kardinal Ratzinger hat gestern geweint", nachdem er gesehen hatte, dass die deutsche Illustrierte "Bunte" seine Aussagen veröffentlicht hatte, verriet Dziwisz vor den beim Heiligen Stuhl akkreditierten Journalisten nach der päpstlichen Privataudienz für Präsident Paksas.
Der Kardinal, so der eben erst zum Erzbischof ernannte Privatsekretär Seiner Heiligkeit, habe keinerlei Interview gegeben. "Von einem Journalisten angesprochen, sagte er lediglich: wenn der Papst krank ist, dann beten Sie für ihn".
Dziwisz bat die Journalisten, bei Berichten über den Gesundheitszustand des Papstes nicht zu dramatisieren und zu übertreiben. Viele der in den letzten Jahren veröffentlichten Berichte hätten sich als falsch erwiesen.
"Einige Journalisten, die in den letzten Jahren viel über den Gesundheitszustand des Papstes gesprochen und geschrieben haben, sind bereits im Himmel", so Dziwisz mit einem Lächeln.
Während der 15-minütigen Privataudienz für Präsident Paksas schien der Heilige Vater ausgeruht und bei Kräften.
ZENIT: ZG03100207


Medea. antwortete am 03.10.03 (10:16):

Entschuldige bitte, justitia ;-)),

mich erinnert das an "Die Heilige und ihr Narr"

Neulich den Papst kurz im Fernsehen geschaut, er wirkte kränker denn je und gestern mit einer Freundin darüber gesprochen. Sie warf die Frage auf, warum Johannes Paul II nicht endlich zurücktritt bei dieser Gesundheitslage?
Dürfen Päpste eigentlich überhaupt zurücktreten? Ich vermute eher nein, denn alle bisherigen sind doch auch im Amt verstorben. Ich erinnere mich, daß im Mittelalter einmal ein Papst verjagt wurde, der aber prompt in Frankreich eine "Zweigstelle" eröffnete und als Gegenpapst fungierte. Kann aber auch sein, daß mich hier meine geschichtliche Erinnerung im Stich läßt. :-))


simba antwortete am 03.10.03 (22:42):

Dieser Papst stirbt öffentlich und lässt alle teilhaben - ich denke das ist Absicht. In einer Welt wo wir alle den Tod wegsperren, zeigt er sich uns mutig in all seiner Schwäche und Krankheit. Es gibt vieles mit dem ich nicht einverstanden war, was er von sich gab, aber was er jetzt macht imponiert mir....


Sonnenblume antwortete am 04.10.03 (20:57):

Liebe Medea, Päpste dürfen zurücktreten, laut unseren Kardinal Franz König. Es wird aber nicht gehandhabt, weil eine Spaltung befürchtet wird.Einige könnten noch dem "pensionierten" Papst anhängig sein und die anderen so eine Art Gegenpartei gründen. Deshalb wird empfohlen, dass man mit einer Neuwahl erst nach dem Ableben des Papstes beginnt.
Liebe Grüße, Sonnenblume


Medea. antwortete am 05.10.03 (08:10):

Danke Sonnenblume,
was Du schreibst, leuchtet mir ein.
So manchesmal kommen einem die kuriosten Gedanken in den Sinn.
Einen rundum schönen Sonntag wünsche ich Dir.


mart antwortete am 10.10.03 (08:22):

Der Papst stirbt öffentlich

Von Michael Fleischhacker




Man darf davon ausgehen, dass in den Redaktionen der Tageszeitungen fertige Seiten mit dem Nachruf auf Papst Johannes Paul II. aufbewahrt werden. In den TV-Stationen liegen mit Sicherheit digitale Datenträger bereit, auf denen das Leben dieses außergewöhnlichen Mannes dokumentiert ist. Das alles nicht erst, seit der Wiener Erzbischof philosophisch, wie er nun einmal ist, der staunenden Öffentlichkeit mitgeteilt hat, dass auch der Pontifex Maximus zu den Sterblichen gehört.

Das öffentliche Sterben Karol Wojtylas bewegt die Massen und ihre Medien, so wie das öffentliche Leben des kraftvollen Papstes aus Polen die Massen und ihre Medien bewegt hat. Johannes Paul II. hat es wie keiner vor ihm verstanden, den Zug zur Personalisierung, der die Medienwirklichkeit der vergangenen zwei Jahrzehnte prägte, für seine Verkündigungszwecke zu instrumentalisieren.

Es ist ihm zuzutrauen, dass er auch die Rolle des leidenden Gottesknechtes, die er nun schon seit Jahren in der am meisten besuchten Veranstaltung der modernen Unterhaltungsindustrie spielt, als Mittel zum Zweck der globalen Missionierung sieht.
Es ist ein ambivalent angelegtes Stück, in dem der Papst hier auftritt: Einerseits mag man sein öffentliches Leiden als wünschenswerten Kontrapunkt zum Jugend-, Schönheits- und Gesundheitskult schätzen, von dem das päpstliche Leitmedium TV im profanen Alltag geprägt ist. Andererseits drohen die schaurig-schönen Bilder vom alten, kranken, frommen Mann die problematische Seite des Interregnums, das im Vatikan seit Jahren herrscht, vollständig auszublenden.

Was dann noch übrig bliebe, wäre von Sozialpornographie der Marke Vera kaum noch zu unterscheiden.

Der Autor ist stellvertretender Chefredakteur der �Presse�.


Internet-Tipp: https://www.furche.at/archivneu/archiv2003/fu4103/02.shtml


Mechtild antwortete am 10.10.03 (15:50):

Das Leiden von Karl Wojtylas gibt sicher auch vielen Kranken Kraft und deshalb ist es positiv, dass es in der Öffentlichkeit stattfindet. Es gehört auch viel Kraft und Stärke dazu sich so krank und gebrechlich in der Öffentlichkeit zu zeigen und diese Kraft hat der Papst. Solange ein Mensch lebt soll er auch am Leben teilhaben können. Ihn von all seinen Ämtern zu entfernen halte ich für keine gute Lösung. Der Papst ist geistig in der Lage zu sagen, was er sich zu muten will und was nicht. Viele Menschen müssen mit Krankheit leben und sollen am öffentlichen Leben teilnehmen. Die meisten haben nicht die Hilfen, die der Papst hat.


tiramisusi antwortete am 10.10.03 (16:57):

Brief eines kleinen spanischen Mädchens an den Papst, nachdem es die Weihnachtsandacht im letzten Jahr gesehen hatte:

"Lieber sehr geehrter Papa (Papst auf spanisch)
ich heisse Puri und ich bin 9 Jahre alt. Ich habe einen neuen warmen Schal von meiner Tante geschenkt bekommen, obwohl noch nicht "Dia de los Reyes" war. (6. Dezember, dann bekommen die Kinder dort ihre geschenke). Ich hab dich im Fernsehn gesehen und Du hast mir so leid getan, obwohl Du doch der Papa bist. Du hast so müde und so zerbrechlich ausgesehen und am liebsten hätte ich Dich ein bisschen in den Arm genommen und Dich mit Küssen übersät und geherzt, so wie ich es mit meinem Opa mache, wenn er traurig ist. Hat Gott denn keine warmen Kleider für Dich? Wenigstens einen Schal hätte er Dir geben können. Aber vielleicht hat er es vergessen denn er muss sich ja um so viel kümmern. Deshalb schenk ich Dir meinen Schal, denn ich habe ja noch einen anderen und brauch ihn nicht wirklich. Aber Du musst ihn auch anziehen und nicht weiterschenken, versprichst Du mir das? Wenn Du noch etwas brauchst, sag mir einfach bescheid. Ich kann es bestimmt besorgen oder wenn nicht ich, dann mein Pappa, der kann alles! Ich hab Dich sehr lieb und bete jeden Abend für Dich. Pass gut auf dich auf und werd bald wieder gesund. Besito (Küsschen) Deine Puri"

Diesen Brief samt Schal schickte die Tochter meiner spanischen Freunde im vorigen Jahr an den Papst - leider erhielt sie nie eine Antwort.


DorisW antwortete am 11.10.03 (16:01):

... vielleicht mal bei seinem Chef beschweren?
*sfg*


tiramisusi antwortete am 11.10.03 (17:49):

der kümmert sich kaum noch ums bodenpersonal :-)