Archivübersicht | Impressum

THEMA:   Winterdepression

 21 Antwort(en).

dirgni begann die Diskussion am 20.11.03 (00:06) mit folgendem Beitrag:

Gleich vorweg, ich schreibe nicht im Forum Gesundheit, weil ich nicht die Krankheit meine, die natürlich in ärztliche Behandlung gehört, sondern die ganz normalen Verstimmungen, die durch die dunklen Tage hervorgerufen werden.

Werden wir von den "Lampenerzeugern" krankgeredet oder ist es nicht ein völlig natürlicher Zyklus wie er die gesamte Natur erfaßt, wo sich das Leben der Pflanzen unter die Erde zurückzieht, Tiere ihren Winterschlaf halten.
Sollten wir nicht einfach akzeptieren, daß wir nicht so unternehmungslustig wie im Frühling sind?
Ist es nicht sinnvoll, ein wenig innehalten und uns zurückziehen, wenn der Nebel die Welt in graue Watte packt?
Hat nicht auch die Sehnsucht nach Kerzenlicht ihrer Reiz?

Manchmal genieße ich es, jetzt wo der Leistungsdruck weggefallen ist, auch diesen Stimmungen einfach nachgeben zu dürfen. Kennt Ihr das?


tiramisusi antwortete am 20.11.03 (00:23):

liebe dirgni,
du sprichst da etwas an, worüber ich in den letzten tagen noch mit einigen bekannten sprach. alle klagten über das schlechte wetter, die kälte ... und es waren die selben leute, die noch vor wenigen wochen über die sonne, die hitze, die trockenheit klagten ...
viele meiner bekannten konnten nie verstehen, warum ich aus subtropischem klima wieder nach deutschland mit dem ach so schrecklichen wetter zurückkam.-
nun .- es war das wetter, das mit ein ausschlaggebender punkt für meine entscheidung war. wenn man über jahre unter südlicher sonne lebt, ist der ewige frühling bald zu selbstverständlich, wenn nicht gar langweilig. man verliert fast das gefühl für die schönheit und die pracht der blüten und des grüns, der wärme und der sonne. zurück aus der sonne belo horizontes/brasilien flog ich zusammen mit einem patenkind, das einige monate deutsch lernen sollte. wir schwebten früh morgens im januar über düsseldorf ein und der junge war total entsetzt über das tote land. bei den ersten spaziergängen war er traurig, dass alle unsere wälder kaputt seien und es gar keine pflanzen gäbe. er konnte nicht glauben, dass das alles wieder grün werden sollte und bestaunte den darauf folgenden frühling wirklich wie ein wunder. in seinen briefen nach hause überschlug er sich, in was für einem exotischen land er doch sei ...
und er hatte recht: diesen ersten frühling nach dem winter genoss auch ich wieder wie ein wunder und heute, einige jahre später, fasziniert mich jede jahreszeit.
der herbst aber hat etwas besonders schönes, erholsames... die arbeit des jahres ist getan (wenigstens auf dem lande), die letzte blütenpracht des herbstes segelt von den bäumen und alles macht es sich gemütlich und kuschelt sich ein. die maulwürfe schmeissen nochmal ordentliche haufen aus dem rasen und die frische erde, die sie da hochwühlen, lässt noch etwas von der wärme des sommers ahnen. ich finde den herbst selbst überhaupt nicht trübsinnig oder traurig und ich liebe die langen nächte. so man kann sollte man in den rhytmus der natur eintauchen und sich nicht vom weihnachtseinkaufsterror oder dergleichen einholen lassen ... sondern einfach mal der zeit huldigen und sich ganz auf das wesentliche besinnen. endlich ist wieder zeit für hobbies, die nicht im freien stattfinden und essen und trinken schmeckt mir persönlich in der kalten jahreszeit viel besser :-)

depressionen habe ich interessanter weise im hochsommer an einigen tagen wenn es besonders hell und heiss ist.

so, und nun werd ich mir noch einen schönen heissen apfeltee machen und in meinem mausebett verschwinden -
dir einen wunderschönen herbst mit möglichst wenig trüben gedanken...


julchen antwortete am 20.11.03 (04:59):

hallo dirgni

Winter Depressionen haben auch zu tun mit fehlender
Sonne und irgendwas mit der Vitamin D Erzeugung
im Koerper.
Fehlende Sonne, fehlendes Vitamin, ergo fehlende
Laune, Lust und Energy.
Ich bin sicher Karl koennte das so viel besser
erklaeren.

Nein, ich sehe das nicht wie "normale" Tendenz zu
einer Art Verlangsamung des Koerpers und des
Geistes - Winterschlaf aehnlich eben.
Weil ich naemlich nicht glaube dass der nackte
Mensch in nordischen Gefielden in seiner natuerlichen
Umgebung lebt, sondern nur, weil er gelernt hat sich
ein kuenstliches Fell anzulegen und auch sonst
die Elemente zu ueberlisten.


wanda antwortete am 20.11.03 (11:59):

Im Winter fühle ich mich eigentlich pudelwohl, aber trübe Gedanken stellen sich dann eher ein. Vielleicht liegt es mit am Volkstrauertag und Totensonntag, dass man so gestimmt ist. Ich traf - ausgerechnet in einer Bar und rein zufällig - einen alten Freund wieder, der an Alzheimer leidet. Es war und ist für mich ein Schock, ich sehe ihn jetzt jede Woche und oft habe ich Tränen in den Augen, weil dieser Mann ein ganz besonderer Mann war und mir der Verfall sehr zusetzt. Mir wird in diesen Tagen immer wieder klar, dass das gesunde Leben ein Geschenk ist und dass uns dieses Geschenk irgendwann weggenommen wird.


Gudrun_D antwortete am 20.11.03 (12:27):

Liebe Wanda

so gut kann ich Dich verstehen!
Lass uns dankbar sein,dass wir nicht-vorher-wissen,was aus uns wird!
Glaub mir,ich sage das nicht nur so.
Wir können sehr viel dazu beitragen,dass unser Hirn leistungsfähig bleibt------aber,wenn es das Schicksal will,geschieht ganz einfach,was wir nicht mehr selber steuern können.
Wohl dem, der das nicht mehr -selber-erleben muss.
Aber,die Menschen,die ihm nahe stehen leiden-für ihn mit!

Ich wünsche Dir viel Kraft!

Gudrun


chatti antwortete am 20.11.03 (14:47):

Ich liebe die herrlichen Farben des Herbstes, die aber nun doch dem trüben Grau weichen mussten. Unweigerlich kommen mir dann bei einem Spaziergang durch die Natur Gedanken vom Leben und Sterben. - - Wie halt alles so vergänglich ist - -.
Aber gerade die Natur hilft mir, auch diesen Gefühlen Positives abzugewinnen, durch den Zauber, den der Frühling wieder bringen wird.
Beschert uns das Wetter dann einen schönen, kalten, weißen Winter, na prima,
Hauptsache nicht so gammlig, dunkel und nass. Das schlägt auf�s Gemüt und ich warte auf den Frühling, wie ein Kind auf Weihnachten. Ende Februar, können mich dann auch gemütliche lange Abende mit Kerzenschein nicht so wirklich trösten, und ich werde ungeduldig.
Während dieser langen, dunklen Zeit, sollten die Vitamine und Hormone stimmen. Dann hilft noch viel Bewegung an frischer Luft und möglichst nette Menschen um sich - - was will man mehr- -


navallo antwortete am 20.11.03 (21:38):

Tageshelligkeit (=Sonnenscheindauer) ist für meine Aktivitäten (=Unternehmungslust) entscheidend, egal ob ich am Polarkreis oder Äquator rumwusele.


schorsch antwortete am 21.11.03 (11:01):

Herbstzeit


Bunt ist der Bäume Laub,
die letzten Blätter fallen;
versammeln sich im Staub;
der Hebst trägt Trauerkleid.
Melancholie erfüllet
mein Herz, die Nebel wallen;
das Auge wird verhüllet
und ahnet herbes Leid.

**********

Im Wald ein letztes Singen;
ein Vogel, ganz verloren,
möcht` mir noch Freude bringen.
schwingt sich zum Himmel auf.
Wolken am Himmel fahren;
bald wird die Nacht geboren,
und nur wer jung an Jahren,
hat noch genügend Schnauf.


1995 Schorsch


Medea. antwortete am 21.11.03 (12:34):

Lieber sind mir die Zypressen,
als die Depression .....
möchte jetzt gern Kirschen essen,
mich im Kernespucken messen.
Ach, es ist nur Illusion.


schorsch antwortete am 21.11.03 (16:43):

Ja,leider musst du das vergessen;
die Kirschen haben nicht Saison;
willst trotzdem welche essen,
musst zum Laden du halt stressen,
und nicht warten à la maison...


tiramisusi antwortete am 21.11.03 (17:00):

hier medea ...der ist von mir und ich schenk ihn dir heute einfach mal .. und allen denen, die über den herbst an sich und das älterwerden grübeln:

"erst im herbst kann man aus frühlingsträumen
nahrhafte marmelade kochen"

in diesem sinne ...
ich geh erstmal waffeln mit selbst eingekochter quittenmarmelade essen :-.)


Medea. antwortete am 21.11.03 (19:02):

Oh, ich liebe Quittenmarmelde - meine Mutter hat immer eine vorzügliche gekocht
und danke für das schöne literarische Geschenk ;-))
ich nehme dankend an;


Schorsch, wenn schon keine Kirschen, dann wenigstens
Weintrauben, die haben doch jetzt Saison ... ;-))


feldi antwortete am 21.11.03 (19:11):

Ich liebe alle Jahreszeiten, sie kommen zurück wie alte Freunde und ich empfinde nie Trennungsschmerz, nur Wiedersehensfreude.


tiramisusi antwortete am 21.11.03 (22:31):

@ medea.
du solltest mal mit quitten kochen ... so ein marokkanisches lammfleisch oder so ... mit frischen quitten als gemüse..köstlich :-)

bei mir liegen jetzt immer welche in der schale, schon weil sie so schön aussehen


schorsch antwortete am 22.11.03 (11:39):

Will nicht weiter Worte klauben;
nehmt statt Kirschen halt die Trauben!


Medea. antwortete am 22.11.03 (12:27):

....und die Kerne von den Trauben,
spuck ich, daß sie nur so stauben.... .-))


dirgni antwortete am 22.11.03 (13:32):

Offenbar gelingt es zur Zeit, jedes noch so ernst gemeinte Thema auf unter Null-Niveau zu senken. Ich wünsche weiterhin viel Spaß. Belehrungen hinsichtlich der natürlichen Entwicklung eines Diskussionsthemas halte ich für überflüssig, die sind zur Genüge nachzulesen.


Medea. antwortete am 22.11.03 (14:42):

Liebe dirgni

es lag nicht in meiner Absicht, das Thema "Winterdepression" zu zerreden ....
aber manchmal kann ich (und Gottseidank auch andere) eben nicht widerstehen und dann werden aus den Depressionen plötzlich Impressionen.
Ich entschuldige mich und bitte, wieder ernsthafte Gespräche hier zu führen.


lola antwortete am 22.11.03 (15:15):

Hallo, dirgni,
Du, da muss ich Dir berichten, daß hier mir früher mal ein
Prof der hiesigen Universität berichtete, daß er in dieser Zeit grundsätzlich ständig überfüllte Wartezimmer hätte.
Du, ich habe da meine eigne Art, diese Zeit zu erleben!
Ich liebe die Gemütlichkeit, kaufe mir ein schönes warmrotes Alpenveilchen, stelle mir ein Kerzchen daneben und trinke genüßlich meinen Wein dazu!
Das ist so gemütlich und wir alle genießen so diese herrliche Dunkelheit. Bei Sonne hat man doch immer das Gefühl, "eigentlich müßtest du noch schnell den Rasen...." Nichts Dergleichen jetzt! Ruhe - Ruhe - nichts wie Wärme und Ruhe,Du, das genieße ich unendlich!


pilli antwortete am 22.11.03 (15:37):

nur einen?

:-))))


lola antwortete am 22.11.03 (16:30):

November

Solchen Monat muss man loben:
Keiner kann wie dieser toben,
keiner so verdrießlich sein
und so ohne Sonnenschein!
Keiner so mit Wolken maulen,
keiner so mit Sturmwind graulen!
Und wie nass er alles macht,
ja, es ist 'ne wahre Pracht!
Seht das schöne Schlackerwetter!
Und die armen, welken Blätter,
wie sie tanzen in dem Wind
und so ganz verloren sind!
Wie der Sturm sie jagt und zwirbelt
und sie durcheinander wirbelt
und sie hetzt ohn' Unterlass:
Ja, das ist Novemberspaß!
Und die Scheiben, wie sie rinnen!
Und die Wolken, wie sie spinnen
ihren feuchten Himmelstau,
ur und ewig, trüb und grau!
Auf dem Dach die Regentropfen,
wie sie pochen, wie sie klopfen!
Schimmernd hängt's an jedem Zweig,
einer dicken Träne gleich,
Oh, wie ist der Mann zu loben,
der solch unvernünft'ges Toben
schon im Voraus hat bedacht
und die Häuser hohl gemacht,
so daß wir im Trocknen hausen
und mit stillvergnügtem Grausen
und in wohlgeborg'ner Ruh
solchem Greuel schauen zu.


Heinrich Seidel
sieht den November so!


schorsch antwortete am 22.11.03 (18:37):

Liebe dirgni, es macht keinen Sinn, Menschen, die zu Depressionen neigen, mit "ach du Armes...." zu Unterstützen. Ich habe selber einen depressiven Schwager. Dieser ist jeweils - nachdem ich mit ihm zusammenwar - wieder viel aufgestellter. Würde er meine "Sprüche" nicht mögen, würde er wohl meine Nähe nicht so oft suchen.....