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THEMA:   Jacques Chirac hat entschieden .....

 2 Antwort(en).

Medea. begann die Diskussion am 19.12.03 (14:21) mit folgendem Beitrag:

In dem seit 1989 andauernden Streitthema in Frankreich wegen des Tragens des islamischen Kopftuches, hat jetzt Staatspräsident Jacques Chirac entschieden, daß deutlich sichtbare religiöse Zeichen und Kleidungsstücke in öffentlichen Schulen gesetzlich zu verbieten sind. Ausdrücklich trifft das Verbot auch größere christliche Kreuze und die jüdische Kippa. Er hielt ein leidenschaftliches Plädoyer für die laizistische Republik Frankreich, sagte aber auch, daß der Graben zwischen den sozialen Brennpunkten in den Vorstädten und dem Rest des Landes immer tiefer werde und kündigte eine Behörde zum Kampf gegen Diskriminierung an.
Religion allerdings gehöre in die Privatsphäre, seit circa 100 Jahren gilt in Frankreich die Laizität, die damals beschlossene strikte Trennung von Kirche und Staat.


mart antwortete am 19.12.03 (21:34):

Laut APA Meldung befürchtet die diesjährige Friedensnobelpreisträgerin S. Ebadi, daß die Entscheidung des französischen Präsidenten allein "Fundamentalisten" zugute käme. Durch ein Verbot würden gläubige Musliminnen aus den Schulen in islamische Privatschulen verdrängt.

"Je gebildeter die Mädchen sind, je mehr sie die Schulen besuchen, um so emanzipierter werden sie sein", betonte Ebadi.

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Dieser Logik kann ich mich nicht ganz verschließen.


mart antwortete am 19.12.03 (22:17):

Und hier ein anderer sehr interessanter Aspekt:


Die "Kopftuch-Freiheit" in Österreich ist aber ein Thema in der Türkei, die Kopftücher im öffentlichen Dienst untersagt �"Belagerung Wiens durch Kopftuch-Studentinnen" nannte sich die Titel-Story der auflagenstarken türkischen Tageszeitung "Hürriyet" in einer November-Sonntagausgabe.


�Kritische Frage

�Mit Missfallen wird vor allem in der gehobenen bürgerlichen Schicht der Türkei beobachtet, dass in Ländern wie Österreich großzügig gestattet wird, was der kemalistische Staat Atatürks im Sinne der Trennung von Religion und Staat und des Fortschritts vor 80 Jahren verboten hat.

Da kann es schon vorkommen, dass man in der Türkei als ÖsterreicherIn angesprochen wird, wieso denn die SchülerInnen der religiösen Imam-Hatep-Institute, an denen auch Arabisch gelehrt wird, so gerne nach Europa studieren gehen.

"Belagerung Wiens durch Kopftuch-Studentinnen"

�Tatsache ist, dass das Thema der "Kopftuch-Freiheit" in Wien vor nicht allzu langer Zeit in der türkischen Presse Schlagzeilen machte.

Kurz nachdem in Italien ein Neo-Moslem einen Kreuzzug gegen das Kreuz in Klassenzimmern entfacht hatte, wurde Österreich quasi als Paradies für "Türban-Trägerinnen" einer breiten Öffentlichkeit präsentiert. "Belagerung Wiens durch Kopftuch-Studentinnen" nannte sich die Titel-Story der auflagenstarken Tageszeitung "Hürriyet" in einer November-Sonntagausgabe.

�Breitgetreten

�Drei Fotos mit Kopftuch-Mädchen illustrierten die Titelseite - von Kopf bis Fuß verhüllte Türkinnen auf dem Stephansplatz, in einem Hörsaal der Wiener Wirtschaftsuniversität, an einem Tisch im Cafe Central. In dem zweiseitigen Bericht im Blattinneren ging es um das Leben der türkischen Mädchen in Wien, durchwegs Absolventinnen der islamischen Imam-Hatep-Schulen, die zwar die Universitätsaufnahmsprüfungen in der Türkei geschafft haben, dort aber nicht studieren dürfen, weil sie sich weigern, in den öffentlichen Hochschulen den "Türban" abzulegen.

�In Österreich existiert dieses Problem (noch) nicht. "Der österreichische Staat macht keinen Unterschied nach Religionen", stellte "Hürriyet" anerkennend fest. Der Islam ist als Religion staatlich anerkannt. ...



�Ein Hilfsverein namens "Wonder" - als "Verein zur Unterstützung von Internationalen Studenten und Studentenaktivitäten" eingetragen - organisiert den frommen Jugendlichen ihren Aufenthalt in Wien. Vor zwei Jahren wurde der Verein gegründet, seither hat er laut Angaben gegenüber "Hürriyet" je 200 Studenten und Studentinnen mit Studienplätzen versorgt.


�Tatkräftige Unterstützung für "Wonder" leistet ein pensionierter Beamter des österreichischen Außenministeriums - Mohammad Yusuf Matuska, der bis vor wenigen Jahren Konsul in Ankara war, wie "Hürriyet" schildert.
Die Zeitung bezeichnet ihn als "Brücke zwischen Österreich und dem Islam". Der Ex-Diplomat, der mit 17 Jahren zum Islam konvertierte, kümmere sich heute um die Informationsarbeit des Vereins.

�Bei der Selektion für ein Wien-Studium geht "Wonder" laut "Hürriyet" nach strengen Maßstäben vor. JedEr StudentIn muss eine Imam-Hatep-Schule mit hohem Notendurchschnitt abgeschlossen haben und charakterlich-religiös geeignet sein..."

Internet-Tipp: https://diestandard.at/?ressort=diesose3