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THEMA:   Wir informieren uns, lassen aber nur das an uns heran, was uns passt

 29 Antwort(en).

Wolfgang begann die Diskussion am 29.01.04 (11:46) mit folgendem Beitrag:

'Linke' oder 'Rechte', 'Optimisten' oder 'Pessimisten' (um nur ein paar gegensaetzliche Paare zu nennen) unterscheiden sich primaer durch die 'Brille', mit der sie die Welt betrachten. Dieser Prozess heisst selektive Wahrnehmung.

So kommt es, dass derselbe Sachverhalt, unterschiedlich gesehen wird.

Wichtig erscheint es mir deshalb, weniger ueber die Sachverhalte nachzudenken, sondern mehr ueber die eigene 'Brille' und das Zustandekommen derselben. Das aber tut kaum jemand (so erfahre ich es).

Warum eigentlich ist das Nachdenken ueber das eigene Denken so wenig verbreitet ?


Irina antwortete am 29.01.04 (14:09):

�Optimisten unterscheiden sich von Pessimisten primär durch die Brille, mit der sie die Welt betrachten. Dieser Prozess heisst selektive Wahrnehmung.�

Dieser Text und Ähnliches unter:
https://www.nurindeinemkopf.de/nidk_warum_l.html


Irina

Internet-Tipp: https://www.nurindeinemkopf.de/nidk_warum_l.html


Wolfgang antwortete am 29.01.04 (14:45):

Den meisten Menschen (so erfahre ich es) ist ihr inneres Gleichgewicht ein ziemlich hohes Gut... Alles, was dieses Gleichgewicht gefaehrden koennte, lehnen diese Menschen erst mal ab. Sie selektieren die Erscheinungen der Wirklichkeit (Religion, Politik, Gesellschaft allgemein) frei nach dem Motto: Das angeblich 'Gute' ins Toepfchen, das angeblich 'Schlechte' ins Kroepfchen.

Aber, warum ist das so ? - Ich vermute mal, dass es einfach bequemer ist... Bequemer, als dem eigenen Denken zu misstrauen... Bequemer, als gelegentlich die eigenen Denkmechanismen und -gebote und -verbote gruendlich selbst in Frage zu stellen.


BarbaraH antwortete am 29.01.04 (15:39):

Ja, Wolfgang, das ist auch mir schon oft aufgefallen. Zwei Leute mit total unterschiedlichen Ansichten lesen ein und dasselbe Buch. Beide finden es prima, weil sie sich durch die eine oder die andere Aussage bestätigt fühlen. Passagen, die nicht mit ihrer Sicht überein stimmen, "überlesen" sie einfach, wahrscheinlich sogar unbewusst. Dadurch wird die eigene Meinung immer mehr zementiert und nicht mehr hinterfragt.

Nachdenken über das eigene Denken heißt ja, sich auf andere Menschen und ihre Argumente einzulassen, die eigenen Muster zu hinterfragen. Das kann zu Verunsicherungen führen. Weitaus bequemer ist es, sich seiner Meinung stets sicher zu sein und diese durch selektive Wahrnehmung ständig bestätigt zu finden.

Sich auf andere Menschen und ihre Ansichten einzulassen, empfinde ich jedoch als weitaus spannender. Für mich wäre es wenig fruchtbar, die eigene felsenfeste Meinung ständig zu verteidigen und nie zu hinterfragen, da in dem Fall kein Entwicklungsprozess mehr stattfinden würde.

So kann ich es nur gegrüßen, wenn ich aufgrund interessanter Beiträge im Seniorentreff auf andere Sichtweisen aufmerksam gemacht werde, helfen sie doch, Sachverhalte und Menschen besser zu verstehen.


hl antwortete am 29.01.04 (15:57):

"Wir informieren uns, lassen aber nur das an uns heran, was uns passt"

Ich würde diesen Titel ergänzen, weil "wir" auch nur das an "uns" heran lassen, was wir tragen bzw. ertragen können. Das muss nicht immer nur Bequemlichkeit sein und bedeutet auch nicht immer, dass die Betreffenden nicht über ihr eigenes Gedankengut nachdenken.


schorsch antwortete am 29.01.04 (16:12):

Ins gleiche Thema gehören auch die Leserbriefe. Wer täglich solche liest, der beginnt genau so weit zu lesen, bis er merkt, dass diese Meinung seiner eigenen entgegengesetzt ist - und springt zum nächsten Leserbrief in der Hoffnung, dass dieser seine eigene Meinung bestätigen möge.....


Wolfgang antwortete am 29.01.04 (16:59):

Es ist ein Phaenomen, in der Tat, und niemand ist frei davon. Ob es die Bequemlichkeit ist , oder das Nicht-ertragen-koennen (wobei dann zu fragen ist, warum die Wirklichkeit nicht ertragen werden kann)... Vielleicht gibt es ja noch mehr Gruende fuers Phaenomen ? Vielleicht ist es das Alter ?


wanda antwortete am 29.01.04 (18:02):

@BarbaraH und schorsch - ich gebe euch beiden Recht, das passiert mir auch, soweit es das Lesen angeht. Im Gespräch jedoch, d.h. wenn mir eine andere Meinung direkt gesagt wird, achte ich viel mehr darauf, weil ich zuhöre. Dann bin ich auch bereit, mich damit auseinanderzusetzen, während das beim Lesen nicht ganz so ist.
Jedem Sonntag lege ich mir - mehr zum Spass russische Zigeunerkarten - sie liegen immer gut.
Das ist dasselbe in grün, über die warnenden Sequenzen lese ich schnell hinweg.


BarbaraH antwortete am 29.01.04 (18:20):

Ich muss Heidi Recht geben, dass einige Realitäten auch meine Psyche derart belasten, dass ich mich aus Selbstschutz einer umfassenden Berichterstattung verweigere. Als Einzelne fühle ich mich mitunter machtlos, etwas gegen Ungerechtigkeiten, Tod und Elend auf unserer Welt zu unternehmen.

So ist es mir z.B. unerträglich, Dokumentaraufnahmen über Schikanen und Morde in Konzentrationslagern oder allgemein im 2. Weltkrieg anzusehen. Die Blicke dieser gequälten, bis zum Skelett abgemagerten Menschen werde ich mein Lebtag nicht wieder los... Ich weiß, dass derartiges geschehen ist, bin fassungslos darüber, was Menschen Menschen antun können und kann durch mein Leiden beim Anschauen nichts daran ändern.


desiree antwortete am 29.01.04 (18:32):

Hallo Wolfgang,

ich liebe die Harmonie -- schon wahr. Ich liebe aber auch den guten Ton.
Die Zeit als ich die Welt verbessern wollte, mich zu jedem Thema äussern musste - mich auch immer wieder stritt- war in "meinen Zwanzigern und auch Dreissigern"
Nun, so langsam lernt man das richtige Sehen und auch Hören.
Ich streite nicht mehr um jeden Preis und sehe eben auch, dass es sehr viel Schönes (also Positivens ) gibt.
Vielleicht kann man auch dazu etwas beitragen, ohne lange zu streiten?
Sollten wir nicht alle das Diskutieren ohne Verletzungen gelernt haben? ;-)
Nichts für ungut (sagt man bei uns)
Euch allen ein schönes Wochenende
desiree


hugo1 antwortete am 29.01.04 (18:46):

@ Barbara,,Deine Einstellung: "So ist es mir z.B. unerträglich,,,,,,usw" ist gar nicht so selten, wenn auch aus verschiedenen Beweggründen heraus. Manchmal frag ich mich: ,,da geben sich Autoren, Produzenten, Regisseure, Journalisten, Historiker und andere große Mühe damit, eine umfangreiche teilweise äußerst zeit-und kostenaufwändige Recherche zu betreiben um anschließend eine mehr oder weniger gute Dokumentation anbieten zu können. Die einen, um echt Wahrheitsfindung zu betreiben, die anderen um Meinungsbildend zu wirken und die dritten, um in den Medien Quotenbringend zu agieren. Nicht immer gelingt mir eine dementsprechende Einstufung und vielleicht schüttele oder nicke ich auch mal unpassend dazu mit dem Kopf. Was ich jedoch mit Bestimmtheit bahaupten möchte ist, daß viele gute aufrüttelnde bewegende Beiträge zwar ein breites Publikum erreichen mögen ,an den Verantwortlichen und Mächtigen die in der Lage wären sofort beeinflussend tätig zu werden, gehen wohl die wichtigsten Informationen achtlos oder zumindest wirkungslos vorbei... die Welt müßte ansonnsten wohl anders aussehen. g


pilli antwortete am 29.01.04 (22:14):

wahrgenommen werden doch...auch verursacht durch ein nur begrenztes wahrnehmungsvermögen des menschen...gerne die aussagen, die die eigene meinung bestätigen; die suche nach vergleichenden angeboten um neu differenzieren zu können, damit "neues oder anderes" miteinbezogen werden kann, bedeutet zeit und energie.

die vielleicht in langen prozessen gebildete eigene art der wahrnehmung trifft plötzlich auf widersprüchliches, das nicht mehr mit dem bisher angenommenen übereinstimmt und sorgt für dissonanz des bisher so harmonisch übereinstimmenden liedes. den misston aufzulösen dazu bieten sich dann u.a. anpassung an geltende meinungen oder aber auch "flucht" an..notfalls bis zum verdrängen oder vergessen :-)

wenn nun zufriedenheit sich breit macht, wird der nützlichen

"unzufriedenheit"

keine chance geboten, die reserven zu wecken, die es braucht damit weitere entwicklung gegeben ist.

ich meine nicht, Wolfgang,

daß es eine frage des alters ist. ich kenne junge wie alte menschen, die es bevorzugen, die angenehmen wege zum ziel zu wählen und "stolpersteine" übersehen.

:-)


iustitia antwortete am 29.01.04 (23:43):

Ja, danke, Wolfgang, Du hast eiige schöne Bemerkungen gemacht, bzw. provoziert. Bei fast jedem Beitrag kann man erkennen, ob jemand sich empathisch verhalten kann oder ob er das Thema, den Stoff, die Intention benutzt, um sich zu produzieren, gar zu stänkern - oder eben doch sinvoll zu provozieren und auf Reaktionen setzt.
Ich gebe viele Themen und Texte gar nicht mehr hier ein, weil die Reaktion auf nicht-alltägliche, literarische Kost fast null ist.

Der Frost-Text, übersetzt von Paul Celan, vielen bestimmt bekannt als Motto aus dem "Club der toten Dichter", beschreibt etwas von einem Lebensgefühl, dem man sich stellen müsste...

**

Robert Lee Frost:
DER UNBEGANGENE WEG

In einem gelben Wald, da lief die Straße auseinander,
und ich, betrübt, daß ich, ein Wandrer bleibend, nicht
die beiden Wege gehen konnte, stand
und sah dem einen nach so weit es ging:
bis dorthin, wo er sich im Unterholz verlor.

Und schlug den andern ein, nicht minder schön als jener,
und schritt damit auf dem vielleicht, der höher galt,
denn er war grasig und er wollt begangen sein,
obgleich, was dies betraf, die dort zu gehen pflegten,
sie beide, den und jenen, gleich begangen hatten.

Und beide lagen sie an jenem Morgen gleicherweise
voll Laubes, das kein Schritt noch schwarzgetreten hatte.
Oh, für ein andermal hob ich mir jenen ersten auf!
Doch wissend, wie's mit Wegen ist, wie Weg zu Weg führt,
erschien mir zweifelhaft, daß ich je wiederkommen würde.

Dies alles sage ich, mit einem Ach darin, dereinst
und irgendwo nach Jahr und Jahr und Jahr:
Im Wald, da war ein Weg, der Weg lief auseinander,
und ich - ich schlug den einen ein, den weniger begangnen,
und dieses war der ganze Unterschied.

Internet-Tipp: https://www.lehrer-online.de/dyn/pics/246422-246423-1-text_farm_newengland.jpg


mart antwortete am 30.01.04 (00:23):

Nur an Justitia:

Nun es kann sich nicht jeder für Keyserling interessieren - übrigens welchen, den alten oder den jungen (inzwischen auch schon alt gewordenen)?


doris16 antwortete am 30.01.04 (02:11):

Selektive Wahrnehmung ist im allgemeinen ein (psychologischer) Schutzmechanismus.


julchen antwortete am 30.01.04 (05:23):

Wenn wir alle staendig unsere eigenen Entscheidungen, Glaubensbekenntnisse, Ueberzeugungen, Vorlieben oder Ablehnungen
hinterfragen wuerden - nur weil jemand meint
wir wuerden nicht genuegend selber denken, saessen
wir mit hoechster Wahrscheinlichkeit noch auf einem Baum.


wanda antwortete am 30.01.04 (08:14):

danke für das schöne Gedicht.


iustitia antwortete am 30.01.04 (10:05):

mart - Ich habe von k e i n e m Keyserling geschreiben. Aber es gibt nur einen literarisch wichtigen v.K, der heißt Eduard von Keyserling (+1918; lies mal von ihm "Nicky")- und ist genauso modern wie Mann oder Schnitzler oder Koeppen. Man muss allerdings pyschologisch an Schicksalen anderer interessiert sein, nicht nur an der Wahrung der eigenen Schutzmechanismen. - Ich interessiere mich genauso für J.M.R. Lenz oder Herder (+,+), Büchner (geistig nicht tot), Arno Schmidt (+), Wilhelm Lehmann (+), Ingo Schulze (sehr lebendig) oder Peter Bichsel (lebt auch noch), Durs Grünbein (der beste, lebende Büchner-Preisträger) (ist aber wohl jemand, von dem man erst in ca. 80 Jahre wie von Goethe redet.) Noch Beispiele...?
*
julchen - der gedachte, eingebildete Baum heißt dann Julchenbaum..? Ich glaube nicht, dass die Primaten an anderes, ob Sterne, ob Gottesideen oder Sprache oder Nächstenliebe "gedacht" haben. Erich Kästner wusste das, als er von der Menschheit auf Bäumen schrieb.


carla antwortete am 30.01.04 (16:51):

Nachdenken über den eigenen Standpunkt mit dem Ergebnis, daß er nicht gerade toll ist, bedeutet Veränderung. Sonst kann man das Nachdenken gleich lassen. Veränderung fällt uns Menschlein aber meistens schwer; sie setzt den Willen dazu voraus, die Einsicht, das Sich-Entschuldigen bei Leuten, denen man evtl. Unrecht getan hat usw.
Das zeigt u.a. eine Familienaufstellung (nicht unbedingt nach Hellinger) sehr gut: Ändert der Betreffende nach der Aufstellung seine Haltung und sein Denken, so ist auch die Familie/Gruppe betroffen, obwohl sie wahrscheinlich gar nichts von der Aufstellung weiß. Aber sie muß in irgendeiner Form reagieren auf die Veränderung eines Gruppenmitglieds. Das geht oft nicht ohne Schmerzen, Streit und andere Emotionen ab. Und oft wird ein weiterer Veränderungsprozess in Gang gesetzt, der noch weitere Kreise zieht.


pucki antwortete am 30.01.04 (18:31):

Genau so seh ich es -- ich laß nur das heran, was mich
auch interessiert. Alles andere bleibt außen vor. Warum
sollte ich mich denn auf einmal mit Themen herumschlagen,
die mich absolut nicht interessieren ?? Wenn ich gern
Bier trinke, warum soll ich dann mit anderen Wein trinken,
warum sollte ich mich mit Physik herumschlagen, wenn mein
Hobby doch die Chemie ist ?? Ich meine ganz einfach die
Bedürfnisse, die jeder von uns hat. Und ich kann nun einmal
von meinem Gegenüber nicht verlangen, daß er nur meinet-
wegen sich mit Dingen beschäftigt, die ihn im Grunde gar
nicht interessieren. Das ganze beruht also auf Gegenseitig-
keit. Das hört sich sicherlich egoistisch an -- aber -
mal Hand aufs Herz - wer von Euch würde sich denn tat-
sächlich um 180 Grad drehen und sich ändern? -Das bedeutet
nicht, daß ich mich nur noch ausschließlich um meine Ange-
legenheiten kümmere, doch im großen und ganzen selbstver-
ständlich. Denn mir gefallen meine Hobbies, meine Ansichten
ganz gut :-)))
Das Alter spielt natürlich auch eine Rolle. Wieviele Jahre
lebe ich denn noch ?? Und die will ich möglichst harmonisch
und friedlich verbringen. Das ganze hat meiner Ansicht
nichts damit zu tun, daß ich hilfsbereit (wann immer möglich) bleibe, aufmerksam dem Weltgeschehen folge, aber
sonst nach meiner Fasson glücklich und zufrieden weiter-
lebe :-)))
Eine Sorge habe ich ja nun doch - -hoffentlich habe ich den
Sinn des Themas erfaßt !!!!


rotti antwortete am 30.01.04 (21:21):

@pucki
du sprichst mir bei diesem Thema aus dem Herzen. Warum muß hier alles so verwirrend dargestellt werden, wenn es auch einfach geht? Eigentlich wollte ich bei diesem Thema gar nicht weiter lesen, aber nun fand ich endlich meine Wellenlänge!!!:-))
Ich trinke gern Wein und find keinen Anstoß wenn neben mir jemand Bier trinkt.
Sollen doch die Leseratten ruhig lesen während ich mit meinem Hund die Natur genieße!

Also werde ich mich für den Rest meines Lebens (sofern es das Schicksal gestattet) nur mit Dingen beschäftigen, die mir Freude bereiten und wo ich in meinem Umfeld auch Freude verschenken kann.
Dabei erhebt sich auch bei mir die Frage:
"Wieviele Jahre darf ich noch leben?"

Trotzallem entgleitet mir nicht die Information über das Weltgeschehen, obwohl ich gestehen muss, das ich in der Zeitung auch nur das lese, was mir passt.
Nun kann ich die gleiche Frage stellen:

"Habe ich den Sinn des Themas erfasst mit meinen einfachen Worten?"


julchen antwortete am 31.01.04 (04:17):

Hey, Justice, was ist Dein Problem mit mir?

Jemand, der sich ueberheblicherweise Iustitia nennt
sollte vielleicht ein bisschen weniger pre-judgmental sein.
Vor allem den Primaten gegenueber!

(... Ich glaube nicht, dass die Primaten an anderes, ob Sterne, ob Gottesideen oder Sprache oder Nächstenliebe "gedacht" haben.....)

Du kannst Dich drauf verlassen, dass IRGENDJEMAND, zwischen Primaten auf einem Baum
und Erich Kaester - eben doch gedacht hat!
Und zwar abstrakt und tiefergehend als nur: was esse ich heute!


Wolfgang antwortete am 31.01.04 (09:50):

Nur zu wahr ist der Gedanke von 'iustitia': "Man muss allerdings an Schicksalen anderer interessiert sein, nicht nur an der Wahrung der eigenen Schutzmechanismen." - Danke auch fuer das schoene Gedicht von ROBERT LEE FROST.

'Nicht die Stimme ist es, die der Erzaehlung gebietet: es ist das Ohr.' (Quelle... Die unsichtbaren Staedte (von ITALO CALVINO), Hamburg 1990)

Internet-Tipp: https://www.ctl-presse.de/buecher/02ca.htm


pilli antwortete am 31.01.04 (10:05):

und was flüstert dir Wolfgang,

dein ohr, wenn du die beiträge liest, die m.e. absolut nix mit deiner frage zu tun haben? :-)

---------
"So kommt es, dass derselbe Sachverhalt, unterschiedlich gesehen wird.

Wichtig erscheint es mir deshalb, weniger ueber die Sachverhalte nachzudenken, sondern mehr ueber die eigene 'Brille' und das Zustandekommen derselben. Das aber tut kaum jemand (so erfahre ich es).

Warum eigentlich ist das Nachdenken ueber das eigene Denken so wenig verbreitet ?"
---------------------

das wäre es doch wert zu diskutieren, meine ich mal...

vielleicht wird dann auch klarer, wie schmal der grat zwischen streiten und andere meinung zeigen ist.

:-)


pucki antwortete am 31.01.04 (10:47):

Natürlich denke ich über mein Denken nach - jeden Tag.
Vielleicht kann mir ja Wolfgang einmal klarmachen, wie
er sich das Denken über sich selbst vorstellt?? Meint Du
vielleicht, daß man sich selbst in Zweifel zieht, daß man
eine Meinung umwirft, die sich ja beim Denken gebildet hat ? Nachdem ich nun die entgegengesetzte Meinung in Zeitungen,
über das Radio oder auch hier im Forum lese bzw. höre ?

Bin ich nun auf dem richtigen Wege ? Ja, lieber Wolfgang,
Du siehst, ich versuche, DIch zu verstehen. Es wäre sicher-
lich hilfreich, einmal an einem Beispiel zu zeigen, wie Du
Dir diese ganze Diskussion vorgestellt hast.


Irina antwortete am 31.01.04 (10:48):

"Vielleicht gibt es ja noch mehr Gruende fuers Phaenomen ?" (Wolfgang am 29.01.)

"selektive Wahrnehmung
... bedeutet, dass die wahrnehmende Person nie die ganze Wirklichkeit, die sie umgibt, aufnimmt, sondern sich Ausschnitte unbewusst daraus auswählt. Die Auswahl wird gesteuert durch Erlebnisse, Erfahrungen, Einstellungen, Interessen, sozialen Status u.a. Dies erklärt, warum z.B. bei einem Verkehrsunfall drei Zeugen den selben Hergang unterschiedlich beschreiben können."

Aus
https://www.111er.de/lexikon/inhalt.htm,
- ein Lexikon ("Wissenswertes zur Erwachsenenbildung"), das zu obigem Thema empfehlenswert ist.

Irina

Internet-Tipp: https://www.111er.de/lexikon/inhalt.htm


frieder antwortete am 31.01.04 (15:38):

Warum ist das Nachdenken über das eigene Denken so wenig verbreitet.

Einer der Gründe mag sein, daß es schwer ist, sich selbst zu zuschauen.
Wenn wir andere beurteilen, so sind es die vielfältigsten Motive die in uns unaufgefordert lebendig werden, und auch ihr Recht fordern.

Das Nachdenken über unser Tun setzt voraus, daß wir aus uns heraustreten und unser Tun auf eine der beiden Schalen einer Waage (Gut u. Böse) legen.

Diese Waage sind wir aber selbst. Ich meine damit, ich gestehe ungern, dieses oder jenes hättest du auch besser machen könen.
Z.B. Anstat mutig zu sei, ist es bequemer feige auszuweichen.

Ich behaupt mal so: Für Jedermann ist es jedoch auch ein Elixier, ein bestimmtes Maß an festen Meinungen zu haben. Wenn diese sich ändern, so kann es z.B. sein, daß er über sein Denken nachdenkt. Prima!

Grüße von Frieder

Internet-Tipp: https://[email protected]


schorsch antwortete am 31.01.04 (16:12):

Wenn ich anfange, über mein Denken nachzudenken, dann kommt unweigerlich der Zeitpunkt, wo ich nachzudenken beginne, warum ich über mein Denken nachdenke. Und wenn mal dieser Zustand erreicht ist, dann ist jener nicht mehr fern, wo ich zu denken beginne, warum ich denn......

Alles klar? (;--))))


doris16 antwortete am 01.02.04 (02:23):

Anknüpfend an Irinas Beitrag: das ist die Definition des ganz persönlichen "Bezugssystems" (frame of reference), und deshalb einzigartig, weil niemand dieselben/identischen Erfahrungen, Erlebnisse usw. im Leben hat. Dieses Bezugssystem ist auch die Grundlage für die ebenso ganz persönlichen Vorurteile. Das hier unter diesem Thema empfohlene Nachdenken ist bestens dazu angetan, eben diese Vorurteile zu hinterfragen und sich deren gewahr zu werden. Demzufolge, wie erwähnt, kommt es dann auch zu solch verschiedenen Aussagen von Augenzeugen, denn alle Wahrnehmungen, aber auch Gedanken, werden eben durch den 'frame of reference" gefiltert.


wuermchen antwortete am 17.02.04 (18:41):

Grundsätzlich ist zu sagen, daß wir viel zu viel über unsere Logik urteilen und noch eines draufsetzen indem wir über unser eigenes Denken "nachdenken" sollen.
Ein Großteil unserer Erfahrungen werden untuinitiv erfaßt und auch bearbeitet. Und manchmal ist es sogar besser als groß darüber nachzudenken!
Über bereits in der Vergangenheit gelegenen Geschehnissen noch groß nachzudenken finde ich unnötig. Das kann man nicht mehr rückgängig machen, äußerstenfalls kann man daraus Rückschlüsse ziehen.