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THEMA:   Aufstand im Altersheim!

 13 Antwort(en).

tilly begann die Diskussion am 05.02.04 (10:46) mit folgendem Beitrag:

Also ich möchte jetzt einfach mal die Öffentlichkeit über die Zustände in einem Altersheim informieren. Es geht um das Altersheim Espel in Gossau.
Hier haben sich eine Gruppe von angagierten Mitarbeiterinnen und die Pflegedienstleitung des Heimes zusammengeschlossen um die Heimleiterin abzusetzten, die in diesem Heim regiert wie eine Königin.
Die Heimleitung verbietet den Bewohnern zu bestimmten Zeiten ihre Zimmer zu verlassen! Das Heim ist ständig überbelegt, d. h. Bewohner müssen in kleinen Kammern hausen nur damit Geld verdient wird, ausserdem gibt noch 4-Bettzimmer die keine privatsphäre für die Bewohner bieten. Das ganze Altersheim weist Stolperfallen und Gefahren für die Bewohner auf. Es sind schon Deckenstücke runtergefallen und es wird nicht unternommen.
Die Mitarbeiter und die Pflegedienstleitung wehren sich leider vergeblich gegen die Heimleitung und die Stadt Gossau.
Da die Stadt Gossau leider total hinter der Heimleitung steht und nicht hinter den Bewohnern des Heims und den Mitarbeitern die sich endlich mal wehren. Warum gibt es heutzutage noch solche Zustände in Altersheimen und warum helfen die Angehörigen, den Mitarbeitern und der Pflegedienstleitung nicht die Heimleitung abzusetzten, ich verstehe diesen Vorgang nicht.


mart antwortete am 05.02.04 (14:27):



Donnerstag, 5. Februar 2004 14:25
"Per sofort frei gestellt

"Die Pflegedienstleiterin des Altersheim Espel in Gossau ist per sofort von ihrem Amt dispensiert. Dies hat der gossauer Stadtpräsident Alex Brühwiler beschlossen. Grund für die Dispensation ist das zerstörte Vertrauensverhältnis zwischen der Pflegedienstleitung und der Heimleitung ..."




Internet-Tipp: https://www.toponline.ch/area-1.rub-37.art-41502.tce


tilly antwortete am 05.02.04 (15:05):

Es wurde nicht nur die Pflegedienstleitung sondern auch langjährige Mitarbeiterinnen freigestellt.
Was sagt das aus?
Vorallem warum sollten sich langjährige Mitarbeiter ohne Grund gegen die Heimleitung setzten?
Man stellt die Mitarbeiter frei, da man keine andere Lösung des Problems sieht?
Die Bewohner haben es jetzt noch schlechter, da zusätzlich zu den anderen Mängeln nun ein noch grösserer Personalmangel zu verzeichnen ist.
Es gibt so viele Dinge die man der Heimleitung ankreidet, aber diese Dame kann sich gegenüber der Öffentlichkeit so schön verstellen, dass alle denken sie sei die perfekte Heimleitung, aber es ist fakt, dass sie sich sogar vor alten Menschen ekelt, was ist das für eine Leitung für ein Altersheim?


mart antwortete am 05.02.04 (15:42):

tilly,

dieses Problem gibt es überall, mehr oder weniger gut verheimlicht. Es gibt aber auch positive Ausnahmen, zwar wurde mir nur davon erzählt, persönlich erlebt habe ich sie nicht.

Im Augenblick überlege ich mir, ob ich in Innsbruck einen Skandal anfangen soll, bei dem das sehr teure Pflegeheim (Seniorenresidenz), das angeblich bei einer schweren Erkrankung meiner Mutter den Funkarzt konsultiert hat, in die Medien käme.

Laut Auskunft der Ärztekammer stimmt das nicht. Es wurde kein Kontakt aufgenommen, die verantwortliche Schwester im Heim handelte ohne Anweisung und überwies meine Mutter in die Chirurgie. Leider war die Diagnose der Schwester falsch, es war einfach eine seit 2 Tagen total ignorierte Erkrankung, eine Lungenentzündung. Von der Ärztekammer werde ich seit einem dreiviertel Jahr vertröstet.

Nur mündlich wird mir gesagt, daß es keine Beratung und keine Einweisung durch den Arzt gibt. Die Seniorenresidenz hat meine Mutter mit dem Blankoschein eines praktischen Arztes in die Chirurgie geschickt. Der praktische Arzt hat meine Mutter nie gesehen, weiß davon nichts, auf meine Befragung hin sagte er, das sei so üblich, um schnell handeln zu können.

Daß meine Mutter dieses 2 (letztendliche 2-malige Hin- und Herschicken zwischen Spital und Heim mit ihrer Lungenentzündung überlebte ist nur ihrer robusten Natur zu verdanken und meinem Eingreifen, da ich im Spital unmißverständlich sagte, daß ein Bett im Spitalsgang nicht in Frage käme, da sie zuhause bei mir einfach schöner stirbt.
Erst dann kümmerte man sich um sie und verlegte sie in eine Spezialklinik.

Das sind die Probleme der Angehörigen, soll ich den Skandal veröffentlichen oder nicht?, stehe ich das durch oder nicht?

Übrigens habe ich in der Seniorenresidenz mit eigenen Augen zugesehen, wie eine Dame verhungert, umgefallen und wenig später im Spital gestorben ist. Es klingt unvernünftig und ähnlich wie Verfolgungswahn. Aber es war einfach so und die näheren Umstände, wie die Dame geschwächt von ihrem Sessel gefallen ist, sind ekelerregend - ich konnte etliche Monate nicht mehr schlafen.

Soll ich mich hier einmischen- oder nicht? Die natürlich super korrekte Qualitätskontrolle des Heimes spricht gegen mich, ich werde aufgeben - so wie die Angehörigen dieser verhungerten Dame aufgegeben haben, weil sie endlich Ruhe haben wollen.


tilly antwortete am 05.02.04 (16:15):

Warum sollte man immer still sein? Ich finde es wäre mal an der Zeit, dass man sich dagegen setzt. Wenn alle still sind wird sich nie etwas ändern, so sieht es nunmal aus.
Ich arbeite selber in einem Pflegeberuf und weiss, dass es möglich ist die Dinge zu ändern. Ich bin stolz auf alle Pflegekräfte und auf alle Angehörige die endlich nicht mehr die Augen verschliessen und etwas ändern wollen. Sicher ist es oft mit grossen Hürden verbunden aber für die nächste Generation die in die Altersheime muss wird es dann besser sein.
Warum muss immer alles verheimlicht werden? Warum sind immer alle still? Was hat man denn zu befürchten?


eagleca antwortete am 05.02.04 (16:30):

richtig Tilly!
Gib die Geschichte an die Medien, am besten ans TV. Die stuerzen sich auf sowas. Ist man still, unterstuetzt man solche Machenschaften nur!


chris antwortete am 05.02.04 (16:53):

Missstände aufzeigen ist immer wichtig. Wenn man
schweigt, duldet man das ganze. Wichtig ist, dass
man sich an die richtigen Stellen wendet und dort
klar ausspricht, dass man auch die Verantwortlichen
zur Rechenschaft ziehen wird.

Und was glaubt ihr, wie schnell sich was tut.
Wichtig wäre in solchen Fällen auch, dass Betroffene sich
zusammenschliessen, vereint kann man mehr erreichen.


Chris


mart antwortete am 05.02.04 (17:03):

Hast Du das schon getan? , bist du schon bis an deine Arbeitsstelle und bei deinen Vorgesetzten von Rechtsanwälten verfolgt worden, die dir Unseriösität nachweisen wollten - nur im Falle eines Falles, falls sich der Fall nicht mehr verheimlichen lassen kann.

Bist du schon im Gespräch mit Verantwortlichen (zu dritt und du allein) gewesen - bei laufendem Tonband -, und hast du schon versucht, unter betroffenen Angehörigen eine Gemeinschaft herzustellen, die Angst haben, es könnte auf ihre alten Menschen zurückfallen.

Weißt Du, daß erst kürzlich in Wien ein Sachwalter! über ein Jahr brauchte, um allgemeine Mißstände in einem (schon berüchigten) Altersheim in die Öffentlichkeit zu bringen?


Gitti antwortete am 05.02.04 (20:34):

Hallo Tilly,
ich denke an die Oeffentlichkeit kommt es am schnellsten,
wenn man der Bild-Zeitung einen Tipp gibt, Bild kaempft
setzt sich auch fuer so etwas ein.


alima antwortete am 06.02.04 (20:00):

Ich denke mal es muß auch positives berichtet werden.
Ich habe 1 Jahr in einem Altersheim-Pflegeheim gearbeitet, welches dem Roten Kreuz angeschlossen ist.
Bei uns gab es solche Misstände nicht. Einmal jährlich wurde eine große Inspektion vom Gesundheitswesen durchgeführt. dann unangemeldet kleinere. Da kannst dir keine Vergehen leisten. Die Arzte kommen 1x die Woche, ist jemand nicht auf dem Posten wurde der Arzt gerufen, bzw. mit ihm Rücksprache genommen. Unsere Bewohner haben alle Freiheiten je nach Krankheit. Beschneidungen der Freiheit werden über das Gericht geklärt.
Unsere Bewohner sind zufrieden.
Allerdings habe ich auch von andern Häusern negatives gehört.
Was traurig ist, das immer mehr Personal abgebaut wird und das geht auf Kosten der Senioren. Viel Zeit ist leider nicht gewesen um sich mit ihnen wirklich beschäftigen zu können. Nur findet man immer ein paar Minuten um ein persönliches Wort zu tauschen.
Gern wäre ich da geblieben, nur wie gesagt - die Kosten


Fanny antwortete am 07.02.04 (00:06):

Auch ich möchte etwas Positives sagen. Meine Mutter lebt seit 4 Jahren in einem Altenheim. Und ich muss sagen, dass dort alles für die Bewohner getan wird. Sie werden ihren Bedürfnissen und ihren Fähigkeiten entsprechend betreut. Auch um desorientierte Bewohner kümmert man sich liebevoll und behandelt sie immer mit Respekt. Bei gesundheitlichen Problemen wird sofort der Arzt benachrichtigt. Leider führt, wie Alima es schon erwähnte, auch in diesem Haus die Personalknappheit dazu, dass den Schwestern meistens kaum Zeit für persönliche Gespräche bleibt. Zur Zeit gibt es noch genug Zivis für die Unterhaltung. Aber dieser Dienst wird ja immer mehr verkürzt und soll später ganz wegfallen.

Wenn in der Zeitung eine Schreckensmeldung über ein Altenheim zu lesen ist, neigt man sicher immer dazu, diese Zustände zu verallgemeinern. Das ist bestimmt nicht richtig. Wenn man für seinen Angehörigen einen Heimplatz sucht, ist es ganz wichtig, dass man sich gut über die in Frage kommenden Heime informiert, bevor man sich für eins entscheidet. Wenn es bei einem Notfall ganz schnell gehen muss, kann man lieber eine Umzug in Kauf nehmen, wenn man mit dem Haus nicht zufrieden ist.


tilly antwortete am 07.02.04 (09:44):

Also ich möchte bestimmt nicht dagegen sprechen, wenn jemand sagt, dass es auch gute Heime gibt. Aber es ist schon so das Angehörige oftmals nur das gute Sehen möchten, da sie sowieso ein schlechtes Gewissen haben, da sie ihren Opa oder die Oma ins Altersheim geben mussten. Auch ist es natürlich so, dass die Angehörigen oftmals fachlich, überhaupt keine Ahnung haben. Das der Arzt gerufen wird, wenn es um einen Notfall geht ist ja wohl das mindeste.
Den Senioren, welche ins Altersheim müssen, wird ihre Rolle im Leben weggenommen, das sie keiner. Wenn ein Mensch keine Rolle hat, fühlt er sich nicht angenommen und auch nicht mehr als eigenständige Persönlichkeit, daran denkt keiner.
Personalmangel hin und her, aber um eine gerechte Pflege zu leisten muss man nicht nur waschen und das Essen eingeben, sondern man muss den ganzen Menschen sehen. Das geht auch, wenn man nicht so viel Zeit hat. Das Klima auf Station und die Bedingungen spielen eine Rolle. Arbeitseinteilung und Prioritäten setzen das ist wichtig in der Pflege alter Menschen. Nicht nur auf somatische Dinge achten sondern auch auf das komplette Wohlbefinden des Menschen. Jede Pflegekraft die in diesem Beruf arbeitet, sollte sich in den Menschen reinversetzten, den sie pflegt, erst dann versteht man ansatzweise, wie man arbeiten muss.


alima antwortete am 07.02.04 (18:25):

Also Tilly ich möchte da noch was zu sagen, die Angehörigen in unserem Heim haben immer gesagt wenn ihnen was nicht gepaßt hat und das ist gut so. Kritik ist immer gut, wenn sie angebracht ist. Wir hatten ehrenamtliche Mitarbeiter die gekommen sind um unsere Blinden das Essen zu reichen, mit ihnen spazieren zu gehen. das war eine große Hilfe. Viele Angehörige sind gekommen, wenn wir Veranstaltungen für die Senioren hatten oder sie waren beim Gottesdienst dabei.
Vielleicht solltest Du Dir einmal die Zeit nehmen und dort am Wochenende eventuell mal ehrenamtlich ein paar Stunden zu arbeiten. Dann kannst Du Dir ein besseres Bild von der Arbeit der Schwestern machen. Vielleicht setzt Du Dich auch nur mit Deinem Angehörigen in den Aufenthaltsraum und beobachtest die Sache mal. Auch dann kannst Du tiefere Einblicke bekommen.
Es tut mir natürlich sehr leid, das Ihr wahrscheinlich ein schlechtes Heim erwischt habt. Rede mit der Heimleitung über die Misstände und wenn sich nichts ändert, dann geh an die Öffentlichkeit.
Ich wünsch Dir und Deinen Lieben von Herzen alles Gute


roeschen antwortete am 07.02.04 (23:25):

Ich finde die angestossene Diskussion recht interessant, da die Pflege und Betreuung eines alten Menschen heute, doch auch für unsere eigene Zukunft wichtig ist. Lassen wir heute Zustände zu, die wir hätten verändern können, wird es uns später dann genauso gehen, falls wir in die Situation kommen in ein Pflegeheim zu müssen.Unsere Mutter ist auch in einem Pflegeheim. Weil wir als Angehörige uns auch gegen offensichtliche Missstände wehren, hat unsere Mutter doch etwas Angst, es könnte ihr Schaden sein. Ein kleines Beispiel wie nützlich das Einmischen ist, habe ich vergangene Woche erlebt.
Unsere Mutter bekam zum Kaffee eiskalte Milch vorgesetzt. Auf meine Bitte sie zu erwärmen wurde mir geantwortet, dass die Mikrowelle schon wochenlang kaputt sei. Da ich ohnehin schon ärgerlich war, dass man es nicht nötig hat, dann die Milch im Topf zu wärmen, führte mich mein Weg zur Oberschwester und weiter bis zur Leitung. Meine etwas heftige Kritik beim Heimleiter führte dazu, dass am nächsten Tag eine neue Mikrowelle im Wohnbereich da war und sich die Schwestern bei mir bedankten. Nur EINMISCHEN und zur Not auch öffentliche Kritik führen zu Veränderungen.Man muss sich dann eventuell Verbündete suchen um nicht allein gegen eine Übermacht kämpfen zu müssen. Der angebliche Mangel an Geld ist kein Grund, die berechtigten Interessen der alten Menschen einfach zu ignorieren.Mensclichkeit ist auch ohne viel Geld möglich.Vergessen wir nicht, dass wir es morgen sein können,die im Pflegeheim oder Altersheim leben könnten. Wir sorgen damit also auch für uns selbst mit--da lohnt es sich schon zu kämpfen. Wer das Elend in einen ganz normalen Pflegeheim gesehen hat, ist dankbar für jeden Tag in einer angenehmen und wohnlichen Umgebung. Also viel Kraft und Mut und unbedingt einschreiten, wenn solche Mängel bekannt werden.