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THEMA:   Wieder eine Gewissensfrage...?

 5 Antwort(en).

iustitia begann die Diskussion am 11.03.04 (22:55) mit folgendem Beitrag:

Vor Wochen haben wir einmal eine "Gewissensfrage" aus der Süddeutschen Zeitung diskutiert; eine GEWISSENSFRAGE
an DR. DR. RAINER ERLINGER.
Heute diese:

Ein Mann hat um Rat gefragt:

�Seit vielen Jahren gehe ich einmal im Jahr mit alten Freunden auf eine Hütte in den Allgäuer Alpen. Wir haben über die Jahre ein Würfelspiel entwickelt, an dessen Ende die ganze Männerrunde stets gleich betrunken ist. Die Hütte selbst ist allerdings recht rustikal mit Öllampen und offenem Feuer. Damit wenigstens einer einen klaren Kopf behält, versuche ich jedes Jahr, möglichst wenig zu trinken. Dazu muss ich bei dem Spiel auf alle möglichen Arten betrügen. Ist das zu rechtfertigen?� (SIEGFRIED P, MÜNCHEN)

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DIE ANTWORT VON DR.. DR. RAINER ERLINGER .... kommt in zwei Tagen...

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P.S. der S.Z.:
Haben auch Sie eine Gewissensfrage? Dann schreiben Sie an Rainer Erlinger, SZ-Magazin, Hackenstraße 7, 80331 München oder an [email protected].


doris16 antwortete am 12.03.04 (01:55):

Andere Sorgen hat der Mann nicht??


juergen1 antwortete am 12.03.04 (09:13):

Also, wenn das "Spiel" so sein sollte, dass Jeder, der verliert aus "Strafe" was schlucken muss,
dann ist die einzige Möglichkeit , nüchtern zu bleibe und auf das Feuer zu achten das Schummeln.
Falls die Bude mit den Schnapsleichen abbrennt, ist das Spiel sowieso zu Ende.

Also gerechtfertigt :-)


eika antwortete am 12.03.04 (13:32):

Dazu fällt mir der viel zitierte Spruch ein: "Der Zweck heiligt die Mittel".


Felix antwortete am 12.03.04 (17:54):

Diesen Dr.Dr. Siebengscheit haben wir doch schon einmal gehabt hier im Forum!


iustitia antwortete am 21.03.04 (19:55):

Na - trotzdem der Beitrag mit der Antwort von dem DR.Erlinger-Moralgescheit - obwohl einige hier nicht genau genug gelesen haben.
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DIE ANTWORT VON DR.. DR. RAINER ERLINGER (von der Süddeutschen Zeitung...)

FRIEDE DER HÜTTE
Nun könnte man es sich einfach machen und auf das Sprichwort verweisen: �Auf der Alm, da gibt's koa Sund.� Ganz so problemlos aber, wie es der Volksmund sieht, ist es nicht: Aufgehoben sein mögen auf den Bergen vielleicht manche Konventionen, keinesfalls aber die Moral.
Deshalb muss man überlegen: Dass Sie nüchtern bleiben wollen, ist in der Situation nicht nur anständig, sondern absolut notwendig; es fragt sich also nur noch: wie? Im Rahmen des Würfelns haben Sie dafür zwei Möglichkeiten. Entweder Sie ziehen sich aus dem Spiel zurück oder Sie führen eben Ihre Schummeleien durch. Und in dieser speziellen Situation handeln Sie mit dem Betrug ausnahmsweise eher im Sinne Ihrer Mitspieler. Der niederländische Historiker Johan Huizinga schrieb in seinem grundlegenden Essay Homo Ludens, dass derjenige, der sich dem Spiel entzieht, der Spielverderber also, die Welt des Spiels zertrümmert. Er nimmt dem Spiel die Illusion und bedroht damit die Spielgemeinschaft in ihrem Bestand. Das wäre in der Tat der Fall, wenn Sie mit Ihrer Apfelschorle väterlich lächelnd neben den grölenden Würflern säßen. Trinkspiele sind ohnehin etwas Eigenartiges. Macht dann noch einer dezidiert nicht mit, ist der Spaß schnell dahin. Der Falschspieler dagegen, so Huizinga, erkennt dem Scheine nach den Zauberkreis des Spieles immer noch an. Er ist also, so eigenartig es klingen mag, aus Sicht des Spiels vorzuziehen; hier schädigt er die Mitspieler weniger.
Allerdings kann man auch früher ansetzen und insgesamt überlegen, ob ein Kampftrinken notwendig ist. Die Berge sind ohnehin berauschend schön und selbst der Almrausch blüht allein mit Wasser.
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Haben auch Sie eine Gewissensfrage? Dann schreiben Sie an Rainer Erlinger, SZ-Magazin, Hackenstraße 7, 80331 München oder an [email protected].
Unter www.sz-magazin.de können Sie schon jetzt die Gewissensfrage der kommenden Woche lesen - und über deren Antwort abstimmen.