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THEMA:   Luftsiege

 8 Antwort(en).

jo begann die Diskussion am 18.07.04 (17:00) :

Die Traditionsgemeinschaft des Jagdgeschwaders 52 aus dem 2. Weltkrieg erhielt laut einer Pressenotiz jetzt die Seitenruder der Jagdflugzeuge von Oberst Hermann Graf und Hauptmann Alfred Grislawski. Auf ihnen sind die Erfolge der beiden Jagdflieger verzeichnet. Pro Abschuss gab es einen Strich; wenn der Platz nicht mehr reichte, wurden auch Abschusszahlen aufgemalt. Graf hat 212 Luftsiege errungen, Grislawski deren 133.

Ich stoße mich an dem Wort Luftsieg, denn jeder dieser Siege bedeutete die Vernichtung von Menschenleben. In einem US Bomber des Jahres 1944 saßen 7 Mann Besatzung, man kann also nachrechnen. Zu den militärischen Handlungen und ihren Folgen waren die Männer damals zweifellos verpflichtet. Heute aber noch von Siegen zu sprechen und die Erinnerung an diese hochzuhalten, scheint mir anachronistisch. Ich denke allerdings, daß die Kämpfer in jenem Augenblick das gegnerische Flugzeug (das Schiff, das Uboot, den Panzer) sehen und nicht die Menschen.

Zur Information: Auf alliierter Seite alleine sind von 1939-1945 genau dokumentierte 55.573 Mann fliegendes Personal ums Leben gekommen.

Die folgende URL führt zu der HP der Gemeinschaft, auf der man neben dem Motorengeklapper einer Me109 auch einen zackigen Marsch unseligen Angedenkens hören kann - viel Spaß!!!





Internet-Tipp: https://www.jg52.de/


Felix antwortete am 18.07.04 (18:00):

Die Verherrlichung und Heroisierung von Kriegstaten und Kriegsgeräten ist mir ein Greuel.
Gerade in der Luftwaffe ist diese Unsitte besonders verbreitet. Auch innerhalb der Schweizer-Armee meint das fliegende Personal eine oder mehrere Stufen höher zu stehen, als die Sandhasen und das Kanonenfutter der Infanterie!

Wenn man auch für am Boden vernichtete Ziele Markierungen aufgemalt hätte ..... frage ich mich, wie der Bomber ausgesehen hätte, der die erste Atombombe in Japan abgeworfen hat!!!!!!!!!!!

Die Helden der Lüfte und die armen Frontschweine im Morast ...... Das Denken in Kasten! ... Pfui!


schorsch antwortete am 18.07.04 (19:10):

Ein ganz besonderer Brauch war unter den Piloten der feindlichen Geschwader, dass sie beinahe freundschaftlich verbunden waren.......


matti antwortete am 18.07.04 (22:25):

@ Lieber Felix,

du hast mir aus der Seele gesprochen und ich kann nicht verstehen, wieso das noch ständig thematisiert wird!!

Ich finde das (mal schlicht gesagt) zum Erbrechen.


wanda antwortete am 19.07.04 (07:36):

@matti, das wird thematisiert, weil Kriegserlebnisse nicht verarbeitet werden konnten.
Ihr könnt Euch nicht vorstellen, was ich an Krankenbetten über Stalingrad gehört habe, immer wieder kamen diese Themen und es war wichtig, zuzuhören.


iustitia antwortete am 19.07.04 (08:30):

Ein Stück Bedrohung - noch heute:

Internet-Tipp: https://www.jg52.de/Hartma~1.gif


schorsch antwortete am 19.07.04 (09:09):

Stalingrad ist überall und jederzeit......

...nur die Ortsnamen und das Datum ändern sich.....


jo antwortete am 19.07.04 (09:27):

Ich weiß nicht, welcher Jahrgang Ihr seid - ich bin 1931 und habe keine Kriegserlebnisse in dem Sinne gehabt, daß ich da etwas verarbeiten müsste. Als Junge war ich am Kriegsgeschehen sehr interessiert und verfolgte alles, was da berichtet wurde, und zwar natürlich so berichtet, wie die Machthaber das verkauften.

Die Me109 war ein technisches Faszinosum und keineswegs eine Bedrohung, und die, die darin saßen, waren die Helden der Nation wie heute Boris Becker, etwas Anderes wurde uns Kindern nicht erzählt. Jede Woche gab es für 20 Pfennig ein neues Heft der Serie "Kriegshefte der deutschen Jugend", auf das wir uns jedesmal stürzten und es sofort verschlangen. Luftlagemeldungen wurden wie heute die Verkehrsmeldungen im Radio verfolgt, nach einer Flakabwehr konnten wir Granatsplitter auf der Straße sammeln - ich besaß eine hübsche Kollektion -, evt. durften wir mal zum Sammeln von Flugblättern oder von Kartoffelkäfern, die die Briten angeblich abgeworfen hatten, ausrücken, einmal fanden wir einen Zusatztank, den ein US Flieger abgeworfen hatte usw.

Was Krieg wirklich bedeutete, war nicht im Entferntesten klar, das habe ich erst viel später realisiert. Daß der Pilot einer Me109 oder die Besatzung alliierter Bomber Angst haben könnten, wäre mir nie in den Sinn gekommen und hätte mich damals vermutlich enttäuscht. Ich habe mir aber genau aus diesem Grund erlaubt, mich daran zu stoßen, daß noch heute von "Luftsiegen" gesprochen wird. Enttäuschend, aber nicht unerwartet die Indolenz, die hier aus Kreisen des ST einem wieder einmal entgegenschallt. Habt Ihr denn keine Kindheitserinnerungen, welcher Art auch immer? Oder ist hier das, was man als 12 jähriger erlebt hat, zu tabuisieren?


wanda antwortete am 20.07.04 (06:45):

@jo, ich wollte Dir das keineswegs unterstellen, dass Du evtl. irgendetwas nicht verarbeitet haben könntest, alles was ich wollte, war Matti und Felix eine evtl. Erklärung zu liefern.

Ich selbst war ja auch Kind im Krieg. Im Nachhinein glaube ich, dass Kinder die Dinge anders aufnehmen und auch verarbeiten, wie hätten sonst so viele von uns die Ausbombung oder die Flucht ohne Schäden überstanden.