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THEMA:   Rechtschreibereform - reformieren oder stornieren?

 72 Antwort(en).

jo begann die Diskussion am 25.07.04 (13:47) :

Martin Walser meint, die Rechtschreibreform sei ein Produkt �bürokratischen Müßiggangs�. Georg Klein will sie zurücknehmen und auf eine �wirkliche Erneuerung� warten (Weiteres URL unten).

Die Ministerpräsidentenkonferenz wird im Oktober eine Rücknahme der Rechtschreibereform auf der Tagesordnung haben.

Die kritischen Äußerungen mehren sich - was hat sie gebracht, ist nun tatsächliches Alles leichter geworden, hat nicht vielmehr Verwirrung und Unsicherheit erst richtig Einzug gehalten? Oder ist es völlig piepegal, wie wir schreiben oder zu schreiben haben?

Heiße Diskussionen stehen uns also wieder ins Haus!

Internet-Tipp: https://www.netzeitung.de/buecher/buechernews/297061.html


mart antwortete am 25.07.04 (13:58):

Und es werden wieder sehr lange, sehr viele Menschen davon leben und ihre Daseinsberechtigung beweisen:-)

Ich bin für eine gewaltlose Resistance.

Also, werde ich weiterhin die Gemse, Tip, etc. schreiben.

In den Schulen wird doch schon lange kein Wert mehr auf richtiges Schreiben gelegt, also erübrigt sich die Diskussion - everyone as he likes ist mein Motto:-)


Karl antwortete am 25.07.04 (14:13):

Die alten Schulbücher sind eingestampft, die neuen aufgelegt. Seit einigen Jahren werden die Schüler in der neuen Rechtschreibung unterrichtet. Soll nun alles rückwärts gedreht werden?
Ich schlage vor, alles etwas tiefer zu hängen. Sprache dient der Verständigung und dieser sollte sie dienen. Solange Rechtschreibfehler und Kommasetzung den Sinn nicht verfälschen, ist alles akzeptabel. Regeln haben dem Ziel zu dienen, die Lesbarkeit der Sprache zu erhalten.


jako antwortete am 25.07.04 (14:19):

Ich bin froh, dass dieser Schwachsinn endlich einen Namen bekommen hat, nämlich �bürokratischer Müßiggang�. Darauf wurde aber schon ganz am Anfang hingewiesen, aber leider konnten sich die Gegner nicht durchsetzen. Ich hoffe, es gelingt ihnen diesmal.


jo antwortete am 25.07.04 (16:22):

Sprache ist in meinen Augen ein Kulturgut und kein Konmsumartikel, der nur der Verständigung dient. Warum sonst ist es ein Vergnügen, Texte großer Schriftsteller zu lesen? Dem sollte auch die Schreibweise dienen, die nicht der Beliebigkeit anheim fallen sollte.

Warum sollen nicht die jetzigen Schulbücher das gleiche Schicksal erleiden wie ihre Vorgänger und in die Altpapiercontainer wandern? Damals hat man doch auch nicht nach den Kosten gefragt?


matti antwortete am 25.07.04 (19:52):

So einfach mal zurück zu führen, würde ich als falsch empfinden. Wie wäre es, den logischen Teil zu erhalten?
Gemse kommt nun mal eben von Gams, Stengel von Stange, Zierrat von Zier-rat. Auch wenn ich Probleme habe ein dreifaches 'F' anzuwenden, es ist nun mal richtig, das Schifffahrt von Schiff und Fahrt herrührt.

Ich bin dafür die in sich schlüssige Schreibweise (neue Rechtschreibung) zu erhalten, schliesslich schreiben wir Thor und Thür ja auch inzwischen anders, als unsere Altvorderung.

Wer sich nicht von Anfang an gegen sie gewandt hat, wird jetzt schon einige Regeln verinnerlicht haben. Ganz richtig werde 'ich' es sicher nicht mehr lernen, dazu fehlt mir auch der Ehrgeiz.


Miriam antwortete am 25.07.04 (19:54):

Könnte man bitte bei der Gelegenheit den Dativ samt Akkusativ abschafen? vereinheitlichen? ganz durchsichtig gestalten?


trux antwortete am 25.07.04 (20:24):

Die neue Rechtschreibung gilt in den Schulen! wie es aber in Schleswig-Holstein mit den Schulbüchern aussieht, müßte recherchieren werden. Ich bin jedenfalls für die Rücknahme der neuen Regelung. Darf man wirklich von einer Reform sprechen? Was wird eigentlich reformiert? Um zu beurteilen, auch um zu lernen wäre gut, wenn Jo hier einmal die wichtigsten Regeln "alt" gegen "neu" aufzeigen könnte, damit wir über Fakten diskutieren und nicht subjektiv über Meinungen.
Die Rechtschreiberegeln müssen unbedingt eindeutig bleiben und keinesfalls beliebig auslegbar werden.


jo antwortete am 25.07.04 (21:13):

@trux

Nein, dazu bin ich nicht kompetent, ich benutze die Sprache, um mich zu artikulieren, aber ich bin kein Sprachwissenschaftler.

Auch habe ich Fragen gestellt - Fragen, die einige, wir hier, nicht beantworten können, und die die Verantwortlichen wahrscheinlich nicht beantworten wollen, um die Pleite nicht selber offenbaren zu müssen. Denn sonst würde die seinerzeitige demagogische Argumentation wie eine Seifenblase platzen.

Wie ist es - nebenbei gesagt - mit "aufwändig"? Aufwendig kommt von aufwenden, wozu diese Verbiegung (eines von ...zig Beispielen)?


jolli antwortete am 25.07.04 (22:04):

meines Erachtens kommt aufwändig von Aufwand...
aber das nur am Rande...
es ist schon ziemlich groß, das Sommerloch, dass zum unendlichsten Male die neue deutsche Rechtschreibung dran glauben muss ;-)


barba antwortete am 25.07.04 (23:14):

Zur Information zur neuen Rechtschreibung ein Tipp.
https://uploader.wuerzburg.de/rechtschreibreform/a-regeln.html
Die Seite ist nicht zu aufwändig (gräulich, fallt aber trotzdem nicht vom Stängel, platziert euch richtig und schaut nicht so belämmert und vergesst nicht euch zu schnäuzen) und auch für allein stehende Tollpatsche nahe liegend. Lehnt euch bei der Schifffahrt mit der Jacht nicht zu weit aus dem Kunststofffenster, brennt euch nicht an rauen Brennnesseln. Benutzt selbstständig den Geschirrreiniger, wenn ihr Spagetti mit Tunfisch und viel Ketschup geschlämmt habt. Mit dem Kommunikee über Hämorriden und Katarr will ich die neuen Grässlichkeiten beenden.
Apropos Rechtschreibung: 1 Fehler ist im Text, der sowohl in der alten wie neuen Rechtschreibung gilt.

Meine Meinung zur neuen Rechtschreibung: grausam gräuliches greuliches Greuel Gräuel!

Internet-Tipp: https://uploader.wuerzburg.de/rechtschreibreform/a-regeln.html


marie2 antwortete am 26.07.04 (00:11):

Die Rechtschreibreform sollte ja eigentlich den Kindern das richtige Schreiben erleichtern. Gibt es da schon Untersuchungen? Wobei diese ja nur bei den Schülern durchgeführt werden dürften, die jeweils nur nach der alten bzw. nur nach der neuen Rechtschreibung unterrichtet wurden.

@ barba
Spagetti mit Tunfisch und viel Ketschup kann auf einem Kindergeburtstag sicher zu einer Schlammschlacht werden, aber ich möchte da nicht mit schlemmen.

Marie2


Felix antwortete am 26.07.04 (01:10):

Ich wiederhole mich hier zum x-ten Male. Habt ihr keine wichtigeren Probleme als die Orthographie, Orthografie, Ortographie, Ortografie oder Rechtschreibung. Diese ist eine Kulturtechnik wie die Schrift und wandelbar. Sie ist für die Kommunikation nur bedingt wichtig ... ist aber für eine oberflächliche Beurteilung einer Person leider immer noch zu dominant.
Somit pflegte ich als Pauker zu sagen:

Die Rechtschreibung ist nicht sehr wichtig ... aber es ist gut für euch, wenn ihr sie beherrscht!


Lars antwortete am 26.07.04 (07:09):

Somit hast du recht Felix mit diesem Satz: Leider noch immer sehr dominant, fühle mich betroffen!


jo antwortete am 26.07.04 (07:49):

@Felix

Oh doch, ich - und sicher Viele - haben auch noch wichtigere Probleme, das schließt aber nicht aus, sich auch mit etwas weniger Wichtigem zu beschäftigen. Wenn ich mir die Themen hier so anschaue, dann denke ich, daß da wesentlich Unwichtigeres darunter ist und manche Diskussionen erst gar nicht zustande kommen. Da gibt die Rechtschreibung schon Einiges her. Mich jedenfalls reizt das Thema, das werde ich mir nicht ausreden lassen!


trux antwortete am 26.07.04 (09:47):

@ Barbara
Ein toller Beitrag von Dir, danke.

@ Felix
Deine Gedanken zum Thema treffen tief. Kannst Du erahnen, wie belastend für mich als Schüler schlechte Noten im Fach Deutsch waren? warum ich Angst hatte, mich zu artikulieren, besonders im Gebrauch von �mir� und �mich�, warum sich heute viele Senioren mit dem Schreiben von E-Mails zurückhalten, auch hier im Forum mit dem Formulieren ihrer Gedanken? Vielleicht wirst Du lachen, Felix, doch ich behaupte mal, daß beim Entstehen von Minderwertigkeitskomplexen auch die Angst vor der Rechtschreibung eine Rolle spielt. Viele Altersgenossen sprachen früher Platt, da hieß es für �mir� und �mich� ganz einfach �mi�. Doch in der Schule und dort wo man Hochdeutsch verlangte, begann der psychische Einbruch.
Heute ist die Gesellschaft so weit, daß diese Problematik kaum noch eine Rolle spielt, wären da nicht die ausländischen Kinder, bei denen es wieder losgeht und wäre da nicht das Theater um die Rechtschreibreform. Läßt man sich das Wort �Reform� auf der Zunge zergehen und vergleicht mit dem Begriff der anstehenden politischen Reformen, na ja......---!
Ich bin für die Rücknahme! Wer sind eigentlich die Initiatoren dieser fragwürdigen �Reform�?


BarbaraH antwortete am 26.07.04 (09:52):

Durch die Rechtschreibreform ist vielen Großeltern eine einzigartige Möglichkeit genommen worden, ihr Enkelkind zu rügen, verständnislos über seine Fehler den Kopf zu schütteln.

Nun kann der kleine Enkel über Oma und Opa den Kopf schütteln, dass sie einfach nicht begreifen, wann heute das "ß" und wann das "ss" richtig eingesetzt wird, dass sehr viele Kommataregeln einfach weggefallen sind und dass es dem "st" kein bisschen weh tut, wenn es getrennt wird.

Für Oma und Opa ist das hart und für Menschen, die sich ihren Lebensunterhalt mit dem Schreiben verdienen umsomehr.

Für mich besteht der größte Nutzen dieser Reform darin, dass Rechtschreibfehler endlich lockerer gesehen werden und man es nicht als Dummheit ansieht, wenn jemand gegen vom Duden aufgeschriebene Regeln verstößt.

Goethe hat ein und dasselbe Wort in einem Gedicht auf vier verschiedene Weisen geschrieben. Daraufhin angesprochen sagte er, die Schreibweise interessiere ihn nicht, ihm käme es auf den Inhalt an. Nehmen wir uns doch diesen Meister der Worte zum Beispiel und sehen Rechtschreibfehler nicht länger als Makel oder Zeichen von Dummheit an.


claudiawien antwortete am 26.07.04 (09:57):

barba schrieb:
>Apropos Rechtschreibung: 1 Fehler ist im Text, der sowohl in der alten wie neuen Rechtschreibung gilt.<


Ha, ich hab's! "Schlämmen" ist falsch, gell? :-)


schorsch antwortete am 26.07.04 (10:19):

Diese Sprachverbesser/Sprachverschlimmerer gehören meiner Meinung nach in den Knast, wo sie ein Jahrzehnt lang Gelegenheit bekommen sollten, in einer eigenen Gruppe sich die Köpfe einzuschlagen.....

Und noch dies: Sie schlugen sich offenbar schon in den Jahrzehnten, da sie die neuen Regeln erschufen, die Köpfe blutig - aber da sie sich nicht einigen konnten, sondern ein Mischmasch als Kompromiss schufen, werden wir Normalverbraucher wohl noch weitere Jahrzehnte unter diesen Koriphäen zu leiden haben.


Felix antwortete am 26.07.04 (10:40):

@trux

weit gefehlt .... Ich kann über das Leiden unter einer Rechtschreibschwäche sicher nicht lachen. Ich kenne das Problem aus eigener Erfahrung.
Eine gewisse Sicherheit in der Rechtschreibung erlangte ich, als ich die Arbeiten meiner Schüler/innen korrigieren musste. Erst dann bekam die korrekte Schreibweise einen wichtigen Stellenwert. Es wäre ja eine Schande und vorallem für die Kinder total verunsichernd, wenn ich falsche Korrekturen angebracht hätte.
Mir ist das Phänomen Legasthenie sehr vertraut .... auch seine Therapie.
Und trotzdem behaupte ich, dass die Bedenken die im Zusammenhang mit der letzten Rechtschreibereform aufkommen, stark übertrieben sind.
Während einer längeren Übergangszeit wird man die alte wie auch die neue Schreibweise tolerieren. Weshalb wehrt man sich gegen logischere Ableitungen und konsequentere Regeln.

Ich bleibe bei meiner Aussage:

Die Rechtschreibung ist für die Kommunikation von untergeordneter Bedeutung. Es sind gesuchte Beispiele, in welchen ein Rechtschreibfehler den Sinn verändert.

z.B. Er isst nicht viel - Er ist nicht viel.
Der gefangene Floh - Der Gefangene floh.

Es ist aber von Vorteil, wenn man die Rechtschreibung beherrscht, weil diese für Viele leider immer noch ein Qualifikationsmerkmal darstellt.

Meine Forderung wäre:
Zieht die Reform durch ... Räumt eine genügend lange Übergangsfrist ein ... Deklariert gleichberechtigte Schreibweisen als Wahlformen.


trux antwortete am 26.07.04 (12:37):

@Felix! Ich hoffe, daß Du hier bei einer Abstimmung unterliegen würdest.

@Schorsch:))))))))!

In den Schulen Schleswig-Holsteins soll die Umstellung auf die neuen Schulbücher in 2005 abgeschlossen werden, solange sind die alten noch gültig.


Zacharias antwortete am 26.07.04 (12:47):

Rechtschreibreform reformieren?
Reformen reformieren?

Das schaffen nicht einmal Politiker.
Inländisch zurück zum deutschen Kulturgut - einschließlich der Sütterlin-Schrift!
----------------------------------------
Und noch anderes, was Germanisten empört: der Trend, unsere Klassiker in ein "Deutsch" zu übersetzen, das die Jugendlichen zu mehr Interesse an der Literatur führen soll.
Da steht dann bei Goethe "verarscht" statt "getäuscht", bei Schiller "geil" statt "liebestoll", bei Kafka "bescheuert" statt "verwirrt" und bei Hölderlin "Song" statt "Melodei".


chris antwortete am 26.07.04 (16:32):

Nun, Reform und nicht Reform, das was wir gelernt haben,
vergessen wir nicht, wenn nun alles wieder geändert wird,
dann wird die Fehlerquote noch größer.

Aber offensichtlich hat ja Vater Staat genug Geld, dass
er wieder neue Schulbücher drucken kann. Das Geld dafür
entnimmt er aber woooooooooo???


Chris


Felix antwortete am 26.07.04 (17:19):

Hallo Schorsch,
dein massloser Zornausbruch und deine gehässigen Worte:

" .... Diese Sprachverbesser/Sprachverschlimmerer gehören meiner Meinung nach in den Knast, wo sie ein Jahrzehnt lang Gelegenheit bekommen sollten, in einer eigenen Gruppe sich die Köpfe einzuschlagen....."

sind hoffentlich nicht dein Ernst ... sonst muss ich mir von dir als humorvollen, witzigen, schreibgewandten, kritischen Miteidgenossen ein falsches Bild gemacht haben.

Bitte Schorsch, gib zu, dass dir da die Sicherungen durchgebrannt sind!


trux antwortete am 26.07.04 (22:06):

Hallo Barbara,
ich wollte mich in meinem Beitrag eigentlich bei "barba" wegen des Internet Tipps und auch sonst bedanken, bitte entschuldige die Verwechslung.


BarbaraH antwortete am 26.07.04 (23:28):

Zacharias,

wenn Du Dich da man nicht täuscht! Die Sprache der Klassiker war z.T. sehr viel drastischer als die Sprache der heutigen Jugend. Wollen wir mal bei den Räubern nachsehen, welch klare Aussprache dort herrschte?

Übrigens finde ich "verarscht" als weitaus treffender für so manche Situation als "getäuscht".


Zacharias antwortete am 27.07.04 (07:55):

Ich weiß, ich weiß, BarbaraH, oder im Götz von Berlichingen. Vielleicht habe ich auch falsche Beispiele gebracht.

Dennoch finde ich es vermessen, die Klassiker umschreiben zu wollen!
Und in 50 Jahren versteht sie dann wieder keiner.


schorsch antwortete am 27.07.04 (09:17):

Felix, es gab eine Zeit, da duellierten sich Sprachgelehrte wegen ihren Ansichten, wie bestimmte Wörter geschrieben werden sollten. Die Gelehrten, die die heute gültige Schreibweise bastelten, haben Jahrzehnte gebraucht um einen einigermassen gemeinsamen Nenner zu finden. Sie haben es damit nicht weiter gebracht, als dass nun ganze Heerscharen von unschlüssig gewordenen SchreiberInnen nicht mehr wissen, was nun gelte. Und schon wieder wollen jene, die sich damals unterlegen fühlten, die Sprachreform wieder hervorrupfen. Und vor solchen "Genies" sollen wir "Gewöhnlichen" Respekt haben?
Mein erstes Posting dazu war gewiss überrissen. Es ist aber nicht gehässiger, als die Sprachgelehrten Jahrzehnte miteinander umsprangen. Wozu sollte ich mich also schämen oder mich entschuldigen? Sie entschuldigen sich bei uns ja auch nicht, sondern jeder meint, er komme gerade nach dem Herrgott......


Lars antwortete am 27.07.04 (10:23):

gut gekontert schorsch!


Felix antwortete am 27.07.04 (10:42):

Da frage ich mich wirklich ... ob das gut gekontert ist!
Schorsch scheint eine blühende Fantasie zu haben, wenn er beschreibt, wie die "Schriftgelehrten" sich gegenseitig bekämpft haben sollen.
Man könnte ja meinen ... du seist dabei gewesen!
Bitte lies einmal das Vorwort zur 21.DUDEN-Auflage von 1996.
Viele Spezialisten haben sich redlich bemüht, die Deutsche Rechtschreibung zu vereinfachen oder logischer zu machen.
Dein Rundumschlag wird der Sache in keiner Weise gerecht.
Als Lehrer habe ich die Umsetzung auf den Rechtschreibeunterricht gerade noch selber miterlebt. Es sind die älteren Semester, die Mühe mit der Änderung ihrer liebgewonnenen Schreibgewohnheiten haben ... nicht die Kinder an der Basis.

Aber wenn es dich glücklich macht, kannst du noch lange das scharfe sz verwenden und Photos und Delphine wird es noch lange geben.

Ist dies für dich ein Trost?


Lars antwortete am 27.07.04 (12:04):

Lieber Felix, manchmal habe ich das Gefühl, dass es unter uns fantasievolle Schriftgelehrte hat!
Wünsche dir noch einen schönen Tag.


heinzdieter antwortete am 27.07.04 (12:23):

Was wurde unter der Regierung Kohl nicht alles manchmal auch sinnloses geändert; und zu diesen sinnlosen gehört auch unsere Rechtschreibung. Die Änderung Anfang des 20. Jahrhunderts war schon überflüssig.
Stellt euch einmal vor was passieren würde, wenn es in Frankreich so eine Reform geben würde oder in England ??
Man sollte aus diesem Zustand nur das Beste machen, denn
rückgängig ist wohl kaum machbar.


Lars antwortete am 27.07.04 (12:56):

Lieber Felix, bei schönstem Sonnenschein unternehme ich heute Nachmittag noch eine "Schifffahrt" auf dem Zürichsee!


rebbia antwortete am 27.07.04 (12:58):

Daß die "behördlich verordnete Rechtschreibänderung gründlich in die hosen" gegangen ist, dürfte inzwischen jedem klar sein. Aber: Kultusminister gehen offensichtlich keinen Zentimeter zurück, wenn sie Murks gemacht haben.

Die positive Auswirkung der Änderung ist eine angenehme Liberalisierung, denn "jeder schreibt jetzt wie er will"; die negative Auswirkung ist aber die, daß man inzwischen eine Vielzahl verschiedener "Rechtschreibungen" hat, von der traditionellen der FAZ und nahezu alle Belletristikverlage hin zur neuen, behördlich verordneten Rechtschreibung, und dazu viele Zwischenformen........


jo antwortete am 27.07.04 (14:17):

Zu dem, was Rebbia schreibt, möchte ich auf die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) verweisen, die von vorneherein erklärt hat, daß sie von der neuen Falschschreibung das adaptieren wolle, was ihr vernünftig erscheine, also ihre eigene Rechtschreibung pflegen wolle - womit schon die zig-Gleisigkeit der neuen Schreibweise demonstriert wird - was doch nicht gewollt sein kann.

In meinen Augen ist der Sprachstil der NZZ vorbildlich und das Beste, was es in deutscher Sprache gibt. Für mich ist schon deswegen - inhaltlich sowieso - die Lektüre der NZZ ein Genuss - das wird durch die differenzierte Handhabung des amtlichen Schreibunfuges unterstrichen.

Zu den Äußerungen unserer Schweizer Freunde - dieses Wort wähle ich bewusst! - ist vielleicht auch noch zu bemerken, daß die Schweiz wegen ihrer fünf Landessprachen ein weniger puristisches Verhältnis zur deutschen Sprache hat als wir Deutsche - die Österreicher sollten sich dazu selber äußern!!

Das ß ist in der Schweiz schon 1938 abgeschafft worden, der Lesbarkeit schweizerische Texte ist damit nicht gedient worden.


Lars antwortete am 27.07.04 (15:22):

Hallo, bin schon wieder zurück von der Schifffahrt!

Lieber Jo, mit der NZZ hast du recht. Aber auch die "Frankfurter Allgemeine" finde ich gut, sie ist jedenfalls weniger "linkslastig", als viele Schweizer Blätter!
Im übrigen, die Schweiz hat vier Landessprachen, oder meinst du etwa"Boslerditsch"? weiss nicht, ob man das so schreibt!
Will dir nicht zu nahe treten lieber Miteidgenosse, du kannst ja nichts dafür, schmunzel!


jo antwortete am 27.07.04 (15:54):

Lieber Lars,

nein, ich habe gelernt, daß in der Schweiz Englisch die fünfte Landessprache sei - so meinte ich das!


schorsch antwortete am 27.07.04 (16:14):

Die Schweiz hat tatsächlich 5 Landessprachen. Die 5. ist nämlich jene, von der wir Schweizer glauben, es sei Hochdeutsch (;--))))


Felix antwortete am 27.07.04 (17:00):

Nicht nur die NZZ auch die BaZ und sicher noch viele andere Zeitungen haben ihre hauseigene Rechtschreibung. Dies war schon lange vor der letzten Rechtschreibreform so!

Die Rechtschreibung wird zu einer wahren "Kunst", wenn es um Dialekte geht. In der Zwischenzeit existieren darüber auch Wörterbücher und grammatische Regelwerke.

Lieber Lars mit deinem "Boslerditsch" hast du dich auf die Äste hinausgewagt.
Wenn schon heisst das "Baaseldytsch" und ist nicht ganz leicht einigermassen korrekt zu schreiben.

Schon der I-Laut wie in <bin> respektive Y-Laut wie in <wir> kann Mühe bereiten.

Dii lieb y nit - Dich liebe ich nicht.
Die lieb y nie - Diese liebe ich nie.
Do yyne kemme Blyemli - Da hinein kommen Blümchen.
Dye Lyt hänn syydigi Hietli - Diese Leute haben seidene Hütchen.
siess - süss, siede - sieden, Syyde - Seide, siider - seither etc.

Da ist doch die schriftdeutsche Rechtschreibung leichter?


Lars antwortete am 27.07.04 (17:12):

oder ( Chempäaschi ) lieber felix
Berndeutsch: Steiner Ernst!


Felix antwortete am 27.07.04 (17:28):

Wenn ich richtig kombiniere ist also der Begründer der Anthroposophie der <Chämperüedu> ?


Lars antwortete am 27.07.04 (17:32):

iiuu


mart antwortete am 27.07.04 (22:39):

Vielleicht ist folgender Artikel aus der Presse für Rechtschreibliebhaber und für diejenigen, die sich nicht dazu zählen, interessant.

Meinung Zum Tag:
Der nächste Duden kommt bestimmt . . .

(Die Presse) 27.07.2004





Die Reklame für die Ausga be des neuen Duden, die für Ende August angekündigt ist, läuft in diesen Tagen an. Sie hebt wie üblich auf die 5000 neu aufgenommenen Einträge ab, unter ihnen Billigflieger, Ich-AG und Sars. Ihre langfristigen Überlebenschancen sind nicht allzu günstig, im Unterschied zu jenen Wörtern, die nun, nach acht Jahren, von Staats wegen rehabilitiert sind, aber vom Verlag nicht eigens beworben werden:

daransetzen, hochdosiert, nichtssagend, vornüberbeugen und manche andere mehr, unter ihnen auch sogenannt.

Schon vor vier Jahren war im Duden die klammheimliche Wiederaufnahme von besorgniserregend, furchteinflößend und anderen Wörtern dieses Musters zu verzeichnen.

Jetzt zündet die zweite Stufe der Reform der Rechtschreibreform, und wenn es im gleichen Tempo weiterginge, hätte die deutsche Sprache in etwa zwanzig Jahren wieder eine Orthographie, die allen Anforderungen genügt.

Bis auf weiteres aber bleiben Wörter wie zum Beispiel fertigstellen, Handvoll, kennenlernen und Zeitlang offiziell verboten.


Die Reformstrategen haben sich vor etwa fünfundzwanzig Jahren vorgenommen, das schwierige Gebiet der Zusammen- und Getrenntschreibung einer strengen Normierung zu unterwerfen.

Im Sinne des Regelwerks galten ungezählte Wörter nur noch als "Wortgruppen", die aus den Wörterbüchern zu streichen waren: achtgeben, auseinanderhalten, ebensogut, ekelerregend, gutgelaunt, übriglassen, zuviel . . .


Als Paradebeispiel für die mit der Reform erzielten Vereinfachungen galt die Wiedereinführung der altertümlichen Schreibung "Rad fahren" anstelle von "radfahren".

Auf die Substantvierung "das Radfahren" sollte sich diese Änderung gar nicht erstrecken.

Trotzdem will zum Beispiel die Stadt Schwechat "in allen Bereichen des Rad Fahrens" Verbesserungen herbeiführen, um "das Rad fahren in Schwechat" noch populärer zu machen.


Die jüngsten Beschlüsse der deutschen Kultusministerkonferenz, derentwegen ein neuer Duden auf den Markt gebracht werden kann, ziehen nun unter anderem auch die Wiederzulassung des Adjektivs "radfahrend" nach sich.

Der Jubel wird verhalten sein, denn längst haben sich die Zeitungsleser an Konstrukte wie "Herz zerreißend" gewöhnen müssen, Kollateralschäden der Reform.

"Die Leid Tragenden sind die Kinder", stand im letzten Duden aus dem Jahr 2000 - als Beispielsatz, aber wohl auch als subversiver Kommentar zur deutschen Sprachpolitik. "



Reinhard Markner



Der Autor ist Vorsitzender der Forschungsgruppe Deutsche Sprache und Historiker in Berlin

Internet-Tipp: https://diepresse.at/Artikel.aspx?channel=m&ressort=q&id=434541&archiv=false


schorsch antwortete am 28.07.04 (09:33):

Also habe ich mit meiner vielleicht etwas zu geharnischten Aussage weiter oben doch Recht?: Die Schriftgelehrten, die die gegenwärtige Reform reformieren wollen, strömen aus allen Ecken. Es wird wieder zu Kriegen zwischen Gutwissenden und Besserwissenden kommen.


matti antwortete am 28.07.04 (11:21):

Meine Überlegungen zu diesem Thema sind:

wenn ich bei jeder Formulierung den Duden zurate ziehen muss, würde mir die Freude am Schreiben bald vergehen. Ich erlaube mir einen 'Mix' aus alt und neu, da ist dann für jeden etwas dabei.

Aber Felix hat natürlich Recht, es sollte schon irgendwann eine einheitliche Rechtschreibung geben, die dann für alle verbindlich ist ..... nur für mich nicht:-))

Grüsse von Matti


trux antwortete am 28.07.04 (12:40):

@matti
Wieso hat Felix Recht? Die Mehrheit hat recht!


Felix antwortete am 28.07.04 (15:56):

Ums Rechthaben geht es mir überhaupt nicht. Doch glaube ich, dass die endlose Nörgelei um einige neue Rechtschreibformen der ganzen Sache nur schadet.
Am Schluss ist die Verunsicherung so gross, dass niemand mehr sicher ist, was nun eigentlich gilt.
Das gleiche Theater haben wir mit den EU-Normen oder der Vereinheitlichung der Masse.
Es ist wirklich eine Erleichterung und eine Vereinfachung, wenn man sich an allgemeine Abmachungen hält ... und zwar auch dann, wenn man in Einzelfällen ganz anderer Meinung ist.

Obwohl ich ein eingefleischter Individualist bin, halte ich mich in der Regel an Abmachungen.

Kommt noch dazu, dass die Rechtschreibung für die wenigsten eine zentrale Bedeutung hat und die Lebensqualität kaum beeinflusst.
Schlimm genug, dass man auf Reisen immer Adapter mitnehmen muss, weil die Stecker, Buchsen und oft auch die Spannung noch nicht normiert werden konnte.


jo antwortete am 28.07.04 (16:09):

Abmachungen? Die Rechtschreiberegeln sind doch Vorschriften und von einem Gremium ausgeheckt und dann verabschiedet und verordnet worden? Zu einer Abmachung gehören doch immer zwei oder mehr Seiten? Und wenn es eine Verunsicherung gibt, dann ist sie doch durch diese Vorschriften erst ausgelöst worden - ohne die "Reform" keine Unsicherheit.

Und welcher "Sache" wird durch die Nörgelei - wenn Du Kritik so nennen möchtest - geschadet?

Und schließlich, Felix, Du hast doch selbst geschrieben, daß nicht nur die NZZ, sondern auch die BaZ und sicher noch viele andere Zeitungen ihre hauseigene Rechtschreibung hätten - wo bleibt denn da die Einheitlichkeit?

Mit Steckern, Buchsen und Spannung gibt es zumindest in Westeuropa keine Probleme mehr, da muß man schon etwas weiter weg reisen.


schorsch antwortete am 28.07.04 (17:02):

Natürlich hat Felix Recht mit seiner Bemerkung "Doch glaube ich, dass die endlose Nörgelei um einige neue Rechtschreibformen der ganzen Sache nur schadet."

Nur: Wer nörgelt denn eigentlich? Sind es denn nicht genau die gleichen Kreise, die an der neuen Rechtschreibung beteiligt waren, mit ihren Argumenten und Vorschlägen nicht reüssieren konnten und es nun eben wieder probieren?


jo antwortete am 28.07.04 (18:02):

Aber Schorsch, wo waren wir Nörgler - wenn Ihr so wollt - denn beteiligt? Ich kann mich nicht erinnern auch nur gefragt, geschweige denn beteiligt worden zu sein, und alle, die hier wie dort ihre Einwände vorbringen, ebensowenig. Da wird man doch meckern dürfen??

Der Anlass ist übrigens der Umstand, daß das zumindest in Deutschland auch politisch wieder zum Thema erhoben worden ist. Ist es Nörgelei, wenn man sich an der nun zweifellos wieder entbrennenden Diskussion beteiligt?


marie2 antwortete am 28.07.04 (20:37):

Wie gesagt, wurde die Rechtschreibreform doch grundsätzlich gemacht, um den Schülern das Rechtschreiben zu erleichtern. Es ist fraglich, ob das in allen Punkten gelungen ist. Aber ich finde es, wie Felix schrieb, schlecht, wenn Kinder jetzt wieder zurückrudern müssten.
Mir ist noch nicht aufgefallen, dass Schüler über die neuen Regeln meckern. Es sind meistens die, die umlernen müssen, wobei es für die meisten Senioren ja noch nicht einmal ein Muss ist.

Marie2


schorsch antwortete am 29.07.04 (10:53):

jo, hast du irgendwo hier gelesen, dass ich ST-Teilnehmer als Nörgeler bezeichnet habe? Meine Schreibe: "...Nur: Wer nörgelt denn eigentlich? Sind es denn nicht genau die gleichen Kreise, die an der neuen Rechtschreibung beteiligt waren, mit ihren Argumenten und Vorschlägen nicht reüssieren konnten und es nun eben wieder probieren?..."

Ich meinte also, um es nochmal zu sagen, jene Koriphäen, die Jahrzehnte lang Sitzungsgelder bezogen um die Rechtschreibung zu modifizieren. Und genauer jene, die den Kürzeren zogen mit ihren Argumenten, und nun wieder Oberwasser riechen, ihre damaligen Postulate doch noch in die Tat umsetzen zu können.

Ich weiss, das Interesse der Bevölkerung war damals noch recht gering, genau gesagt gleich null. So blieb denn auch die peinliche Tatsache praktisch unbemerkt, dass es fast genau so viele Meinungen und Lager gab wie Teilnehmer, die einander manchmal recht hart an den Karren fuhren. Ich erinnere mich auch an den Auspruch eines Professors (Name leider nicht mehr präsent) der auf den Einwurf, es würden mit den neuen Schreibregeln hauptsächlich die älteren Menschen betroffen, antwortete: "Das ist eine aussterbende Rasse!"


jo antwortete am 29.07.04 (12:08):

Du hast in Deinem Beitrag vom 28.07. um 17.02 Uhr Felix mit seiner Bemerkung über die Nörgelei ausdrücklich recht gegeben und Dich also damit identifiziert?

Kritische Überlegungen und Äußerungen als Nörgelei abzutun finde ich nicht gut. Auch sich mit Dingen zu beschäftigen � und darüber zu sprechen -, die Andere für weniger wichtig halten, sollte erlaubt sein.

Eines verstehe ich weiterhin nicht:

Wir haben alle nach �alten� Regeln lesen und schreiben gelernt, und das zum Teil doch auch mit Erfolg. Wieso war dieses Lernen auf einmal der nachwachsenden Generation so wenig zumutbar, daß eine dermaßen aufwendige Reform her musste??


trux antwortete am 29.07.04 (12:25):

Wäre dies nicht Gegenstand einer Befragung aller Deutschsprechenden in der Welt gewesen? Der Demokratie und der Akzeptanz hätte es bestimmt nicht geschadet. In meinen Augen hat die Frage hohes gesellschaftspolitisches Gewicht. Mit dem Ergebnis einer Befragung könnte man auf jeden Fall sicherer entscheiden. Einfach zu bestimmen, daß man ab sofort Brennessel mit drei "n" schreibt, Mittag aber nur mit zwei "t", Fremdwörter so oder so schreiben darf, für Yacht auch Jacht, empfinde ich als unangemessenen Eingriff. Warum macht man das mit uns und was soll das alles?


Felix antwortete am 29.07.04 (16:30):

Immer mehr bin ich davon überzeugt, dass die Gegner der neuen Rechtschreibung gar nicht wissen, was die international zusammengesetzte Kommission damit bewirken wollte.
Die Absicht war ein Regelwerk zu schaffen, das logischer, ableitbarer, einfacher ist und mit weniger Ausnahmen auskommt als das bisherige.

Als Beispiel greife ich die Gross- und Kleinschreibung heraus.

Ursprünglich wollte man die gleiche Regelung wie in den meisten andern Sprachen einführen. Also nur Satzanfänge und Eigennamen <gross> ... sonst konsequent <klein>.

Zitat siehe Link:


"...Da sich für die vom Internationalen Arbeitskreis für Orthographie ursprünglich vorgeschlagene Kleinschreibung der Substantive keine mehrheitliche Zustimmung finden ließ, wurde in Wien über den Vorschlag einer modifizierten Großschreibung entschieden.... "

So werden Substantive in Verbindung mit einer Präposition (wie auf Grund, in Bezug, mit Bezug) oder einem Verb (z. B. Rad fahren, Tennis spielen) generell großgeschrieben.

alte Schreibung...............neue Schreibung
in bezug auf,-----------------in Bezug auf
aber mit Bezug auf------------(wie mit Bezug auf)
radfahren---------------------Rad fahren
aber Auto fahren--------------(wie Auto fahren)

Großgeschrieben werden substantivierte Adjektive als Ordinalzahlen (z. B. der Erste und der Letzte, der Nächste, jeder Dritte), den Indefinitpronomen nahe stehende unbestimmte Zahladjektive (z. B. alles Übrige, nicht das Geringste) sowie Adjektive in festen Wortverbindungen (z. B. im Klaren, im Folgenden, im Nachhinein, des Näheren oder - bei Verwendung sowohl in wörtlicher als auch in übertragener Bedeutung - im Dunkeln tappen, im Trüben fischen).

alte Schreibung...................neue Schreibung
der, die, das letzte--------------der, die, das Letzte
der nächste, bitte----------------der Nächste, bitte
alles übrige----------------------alles Übrige
nicht das geringste---------------nicht das Geringste
im großen und ganzen--------------im Großen und Ganzen
des näheren-----------------------des Näheren
im allgemeinen--------------------im Allgemeinen
es ist das beste------------------es ist das das Beste
(= am besten), wenn ...
auf dem trockenen-----------------auf dem Trockenen sitzen sitzen
(in finanzieller
Verlegenheit sein)
den kürzeren ziehen---------------den Kürzeren ziehen
(Nachteile haben)

Dies sind nur Beispiele. Ausführlicher im Link oder im Regelwerk selber.

Nun frage ich euch. Findet ihr die alte Schreibweise wirklich praktikabler? Da musste man sich für jeden Einzelfall merken, wie es richtig geschrieben wird.
Am besten merkt man die bisherige Inkonsequenz, wenn man dies andern Menschen beibringen muss.... und das gehörte zu meinem Beruf.

Nun seid ihr dran ... aufzuzeigen, dass die neue Schreibweise schlechter oder inkonsequenter ist als die alte! ........ sonst bleibt es beim Nörgeln!

Internet-Tipp: https://www.rechtschreibkommission.de/


Lars antwortete am 29.07.04 (18:22):

möchte dem trux völlig recht geben, oder schreibt man (Recht) nun gross?
Möchte hier gerne ab und zu mitschreiben, nun bin ich aber total verunsichert lieber Felix!


jo antwortete am 29.07.04 (18:39):


Nun können wir ja anfangen, Beispiele zu suchen und gegeneinander abzuwägen. Bekannt sind die Regeln der Zusammen- bzw. Auseinanderschreibung, die ja nicht zur Erleichterung der Rechtschreibung, sondern zur Unmöglichkeit führen, bestimmte Aussagen zu machen.

Das Verbot der Zusammenschreibung lässt z.B. Schwerbeschädigte nicht mehr zu, es gibt nur noch �schwer Beschädigte�. Es gibt auch keinen frischgebackenen Ehemann mehr, sondern nur noch einen frisch gebackenen � der arme Kerl!!

Ich habe mal paar Beispiele aus dem Internet gefischt � ein Forum zur Diskussion von Fragen der Rechtschreibung findet sich unter der URL unten.

Version 1: �Wir müssen uns kurz fassen."
Version 2: �Wir müssen uns kurzfassen."

Version 1:�Er ist schwer beschädigt."
Version 2: Er ist schwerbeschädigt.�

Version 1: �Er hat das Essen mies gemacht."
Version 2: �Er hat das Essen miesgemacht."

Version 1: �Es wird nicht leicht fallen."
Version 2: �Es wird nicht leichtfallen."

Version 1: �Das frisch gebackene Ehepaar ..."
Version 2: �Das frischgebackene Ehepaar ..."


�Wir wollen fest stellen, was los ist."

�auseinander reißen", jedoch zusammenreißen,
�auseinander setzen", jedoch zusammensetzen,
�auseinander halten", jedoch zusammenhalten ...

Oh, wie ist doch alles leicht und logisch geworden!

Internet-Tipp: https://rechtschreibreform.de/Forum/


trux antwortete am 29.07.04 (20:41):

@Felix,
man will uns zu etwas zwingen, was wir freiwillig nicht wollen. Wenn wir widersprechen, nennst Du es Nörgeln. Bedenke bitte in ganzer Tragweite, was Du da sagst. Wenn Sprachwissenschaftler sich an einen Tisch setzen und neue Vorschriften erarbeiten, die tief in deutsches Kulturgut eingreifen und jeden von uns tangieren, dann sollte man die Menschen befragen, ob sie das wollen oder nicht. Wenn die Mehrheit das will, ist es in Ordnung. Man wird sich damit abfinden. Aber wenn sie es nicht will, dann sollte es nicht geschehen. So verstehe ich Demokratie.


Felix antwortete am 30.07.04 (02:08):

@ Trux

Eine Volksbefragung vor Einführung neuer Rechtschreibregeln?
Ich kann mir nicht vorstellen, dass dir das ernst ist. Stell dir das einmal realistisch vor.
Ihr Deutsche dürft ja nicht einmal bei einschneidenden Beschlüssen abstimmen ... nicht einmal wenn es um den EU Beitritt oder die Währungsunion geht.

@ Jo

ich bitte dich schon sehr darum die neuen Regeln für das Zusammen- und Getrenntschreiben mit den willkürlichen Gepflogenheiten bis anhin sachlich zu vergleichen. Wenn dich die Neuregelungen komplizierter oder uneinsichtiger vorkommen, dann bin ich überzeugt, dass du die Überlegungen, die dazugeführt haben nicht mitbekommen hast.
Das Gleiche gilt auch für die anderen Neuerungen. Oder siehst du eine Logik im Trennverbot von <st> oder in der Regel, dass bei zusammengesetzten Wörtern nur dann 3 Konsonanten geschrieben werden dürfen, wenn danach ein weiterer Konsonant folgt?
bis jetzt: Schiffahrt, aber Schifffracht
neu: ......Schifffahrt und auch Schifffracht
bis jetzt: Fussschweissohle, Brennessel, Balleder
neu:.......Fussschweisssohle, Brennnessel, Ballleder

Was noch ungewohnt erscheint ... muss nicht unbedingt schlechter sein.

Internet-Tipp: https://www.teachsam.de/deutsch/d_rechtschreibung/orthogr_neu4.htm


jo antwortete am 30.07.04 (09:01):

... aber auch nicht besser, so daß man drauf verzichten könnte.

Die Fußschweißsohle liest sich nur deswegen so, weil Ihr in der Schweiz das ß schon längst abgeschafft habt, bei uns und in Österreich entstehen da keine drei Buchstaben s.

Es kann keinem Zweifel unterliegen - an meinen Beispielen ist es sichtbar -, daß Getrennt- und Zusammenschreibung zu Sinnänderungen führt.

Die Bild-Zeitung meldet heute: Neue Rechtschreibung so gut wie abgeschafft.

Und Meldung von gestern:

Deutsche Bibliothekare gegen Rechtschreibreform
Braunschweig, 28. 7. 2004.

Hundert deutsche Bibliothekare haben anläßlich der aktuellen Diskussion die folgende Resolution unterschrieben:

Rechtschreibung soll dem Leser dienen! Als Bibliothekare sehen wir mit großer Sorge den Verlust einer einheitlichen Orthographie durch die Rechtschreibreform. Die seit Jahren andauernde Reform der Reform und eine zunehmende Gleichgültigkeit erzeugen zudem viele weitere Schreibvarianten, die niemand mehr überblicken kann.

Nicht nur das Lesen und Lernen, sondern auch die Suchmöglichkeiten in Katalogen, Datenbanken und Textsystemen werden durch die uneinheitliche Schreibung erschwert: �Brennessel� findet man nicht, wenn man �Brennnessel� eingibt und umgekehrt.

Die neuen Getrenntschreibungen sind besonders tückisch: z. B. waren immer �nichtlinear� oder �alleinerziehend� prägnante Suchwörter, doch diese Wörter gibt es nun gar nicht mehr. Man muß also mehr wissen als vorher statt weniger, und ältere und neuere Texte kann man nicht mit einem Zugriff finden.

Sorgen macht uns auch das Aussondern von Büchern � besonders in Kinder- und Jugendbüchereien � allein wegen ihrer �veralteten� Schreibung!

Als bester Weg der Schadensbegrenzung erscheint uns die Rückkehr zur bewährten Rechtschreibung, mit einer zehnjährigen Übergangsfrist, in der reformierte Schreibungen Schülern nicht als Fehler angerechnet werden.

Internet-Tipp: https://rechtschreibreform.com/


trux antwortete am 30.07.04 (13:08):

@Felix
Zur politischen Komponente des Themas: Man kann erkennen, daß die Menschen bei uns nicht mehr bereit sind alles zu schlucken was von oben angeordnet wird. Man sieht ja im übrigen, wohin wir damit gekommen sind. Wenn auch zur Zeit wohl nicht realisierbar, so darf man doch hier im Forum ernsthaft über eine Volksbefragung nachdenken. Vielleicht klappt es ja auch ganz ohne, mit Unterstützung der Presse und Unterschriftensammlungen kompetenter und anderer Gruppen, vielleicht sogar mit politischer Einsicht.


jo antwortete am 30.07.04 (14:34):

@Felix

"Ihr Deutsche dürft ja nicht einmal bei einschneidenden Beschlüssen abstimmen "

Darf ich aus dieser Deiner Bemerkung schließen, daß in der Schweiz vor seiner Einführung über das neue Regelwerk abgestimmt worden ist?

Das ist mir neu, aber wenn dem so ist, dann würden mich Einzelheiten, natürlich vor allem das Ergebnis, sehr interessieren.


Felix antwortete am 30.07.04 (17:55):

Hallo Jo,

Eine Abstimmung wäre nur notwendig geworden, wenn ein fakultatives Referendum zustande gekommen wäre ... und dies war hier nicht der Fall.

Dies ist der entsprechende Artikel der Bundesverfassung:

Art. 141 Fakultatives Referendum

1 Verlangen es 50 000 Stimmberechtigte oder acht Kantone innerhalb von 100 Tagen seit der amtlichen Veröffentlichung des Erlasses, so werden dem Volk zur Abstimmung vorgelegt:

a. Bundesgesetze;
b. dringlich erklärte Bundesgesetze, deren Geltungsdauer ein Jahr übersteigt;
c. Bundesbeschlüsse, soweit Verfassung oder Gesetz dies vorsehen;
d. völkerrechtliche Verträge, die:

1. unbefristet und unkündbar sind;
2. den Beitritt zu einer internationalen Organisation vorsehen;
3. wichtige rechtsetzende Bestimmungen enthalten oder deren Umsetzung den Erlass von Bundesgesetzen erfordert.

Ferner gibt es wie z.B. bei Veränderung der Bundesvefassung die obligatorische Volksbefragung.

In Bezug auf die Regelung der Rechtschreibung wäre auch eine Volksinitiative denkbar. Davon hörte ich bis heute nichts.

Zu den Bedeutungsunterschieden bei Zusammen- oder Getrennt-
schreibung kann ich nur beipflichten. Es kommt darauf an, wo der Schwerpunkt der Bedeutung liegt.

Ich habe eine grossen Gewinn bringende Investition gemacht.
Dies ist eine äusserst gewinnbringende Investition.

Dies ist eine Furcht einflössende Gestalt.
Aber diese ist noch furchteinflössender.

Es gibt nach Duden 21. Auflage diverse Wahlformen:

anstelle oder an Stelle, aufgrund - auf Grund, infrage - in Frage, zugrunde - zu Grunde, aufseiten - auf Seiten etc.

Es kann dir niemand verbieten feine Bedeutungsunterschiede mit Hilfe dieser Formunterschiede zu machen.

Oft ist die Bedeutung aus dem Kontext klar:

"Ich bitte dich, die Türe kurz zu schliessen."
"Damit der Motor anspringt, sind diese beiden Drähte kurzzuschliessen."
"Ein Schwerstbehinderter bezieht Hilfslosenentschädigung."
"Diese Zufahrt bleibt weiterhin schwer behindert."


jo antwortete am 30.07.04 (18:06):

Nun sind wir uns ja beinahe einig. Sicher kann mir niemand irgend etwas verbieten, ich muss das aber lesen, was Andere schreiben - und verstehen, was die gemeint haben. Das kann ich mir nicht aussuchen.

Als einen der Einwände gegen die augenblickliche Situation - die sich wohl nicht so schnell ändern wird - las ich den Hinweis darauf, daß ich nicht weiß, ob der Schreiber sich alter oder neuer Rechtschreibung bedient.

Was sich an der Rechtschreibung nun erleichtert hat, verstehe ich, nach unseren Beispielen, noch weniger als zuvor.


trux antwortete am 30.07.04 (18:18):

Nicht ernst gemeint:
Komme gerade vom Rentner-Einsatz zurück. Rentner mit doppel "n", Abstammung rennen?


schorsch antwortete am 31.07.04 (08:13):

Überlassen wir die richtige Rechtschreibung doch den Schriftgelehrten und Professoren und schreiben wir weiterhin wie uns der Schnabel gewachsen ist......oder so!


trux antwortete am 31.07.04 (09:31):

Ein sinnreiches Schlusswort, Schorsch. Sinnreich, weil ich darüber nachdenke, ob Dein Vorschlag meiner Mentalität entspricht. Für Dich wahrscheinlich kein Problem. Ich warte ab, wie sich die Dinge entwickeln. Wenn es bei der Regelung bleibt, werde ich wohl umlernen.


Miriam antwortete am 06.08.04 (09:13):

Hallo trux (obwohl Du Dich vorläufig verabschiedet hast),

vielleicht sinnreich, doch noch kein Schlusswort! (Siehe oben)
Ich habe eine so schöne Glosse gefunden, die will ich Euch nicht vorenthalten!

Lieber Peter Müller,

lieber Widerstandskämpfer gegen die Rechtsschreibreform. Willkommen an Bord im Kreis all derer, die schon früher nicht so recht wussten, wie man richtig schreibt und heute es erst recht nicht wissen.

Als ich las, dass Sie auch weiterhin Sauerstoffflasche mit zwei "ff" schreiben wollen, da habe ich innerlich applaudiert: toller Kerl, dieser Sauerländer! Bis ein Kollege darauf aufmerksam machte, dass Sauerstoffflasche seit jeher mit drei "fff" geschrieben wird.
Lieber Peter Müller, willkommen im Kreis der standhaft Fehlerhaften.

Grüße aus dem Glashaus
Ihr Wolfgang Brüser

(Wolfgang Brüser ist Chefredakteur für "Städtisches" beim Kölner Stadtanzeiger. Seine allwöchentliche Kolumne, "Grüße aus dem Glashaus" ist jedesmal lesenswert!)


rolf antwortete am 06.08.04 (18:46):

Von mir aus kann die Reform in die Tonne, ich habe auch in Word die neue Rechtschreibung deaktiviert und schreibe, wie ich es mal gelernt habe.


Karl antwortete am 06.08.04 (19:20):

Ich habe zur Frage der Rechtschreibreform jetzt die längst fällige Abstimmung erstellt:

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/votes/rechtschreibung.html


jo antwortete am 07.08.04 (17:14):

Ich glaube, diese Abstimmung ist obsolet. Wir werden zur klassischen Rechtschreibung zurückkehren dürfen - Spiegel (notabene aauch sonst Hauptargumentationshilfe hier im Forum) und Springer haben es beschlossen, der Süddeutsche Verlag will folgen, der Rest wird nachziehen; sogar der Klettverlag atmet auf (der größte Schulbuchverlag im Lande) - wer kann sich diesem erfreulichen Trend noch entziehen?


walter4 antwortete am 10.08.04 (12:31):

Ich nehme mit Verwunderung zur Kenntnis, daß nur 47 von 91 Teilnehmern die alte Rechtschreibung wiederhaben wollen. Wenn ich mich im Freundeskreis umhöre, sind es viel mehr jener, die der neuen Rechtschreibung überdrüssig sind und sie als teilweise Unsinn und Irrwitz empfinden. Mein Hauptargument: Die Sinnentstellung beim Auseinanderschreiben der Wörter. "weit gehend" ist in meinem Sprachverständnis etwas anderes als "weitgehend".

Den "Abschuß" fand ich folgenden Satz aus der Süddeutschen Zeitung:

"Der Kormoran ist ein gefrässiger Standort fremder Räuber".

Wem es da nicht graut, dem muß seine Muttersprache schon sehr egal sein.


dirgni antwortete am 10.08.04 (13:26):

Die Sinnentfremdung fängt doch schon beim Wort "Rechtschreibung" an. Es wird nicht Recht geschreiben, sondern richtig oder falsch geschrieben.

Ich in meinem Alter kann ruhig abwarten, was sich durchsetzt oder nicht. Wenn es einmal klar ist, wie was richtig zu schreiben ist, kann ich es immer noch lernen. Wenn ich es nicht mehr lernen kann, brauche ich es auch nicht mehr.