Archivübersicht | Impressum

THEMA:   Wer keine Zeit hat, tut am wenigsten...

 16 Antwort(en).

Ricardo begann die Diskussion am 02.10.00 (17:07) mit folgendem Beitrag:



Das hat Georg Christoph Lichtenberg überspitzt so in den Raum gestellt,
ein Meister kurzer Sätze...
Was meint Ihr dazu?
Oft ist es doch eine Ausrede,"keine Zeit", und viele Leute haben einen vollgepackten
Terminkalender, sie sagen : ....also in den nächsten vier Wochen ist nix frei....
Ich schäme mich, daß ich Zeit habe :-)))))
Das ist mir wirklich schon passiert


Edith antwortete am 02.10.00 (20:02):

Natürlich, lieber Ricardo, ist es nicht selten eine (höfliche!) Ausrede, wenn man behauptet keine Zeit zu haben. Ehrlicher wäre es vielleicht, zu sagen, man habe keine Lust. Aber Hand aufs Herz: wie kämen wir denn durchs Leben ohne unsere netten kleinen Ausreden und Notlügen?
Lichtenberg war ein ziemlich giftiger Herr, der mit den Schwächen seiner Mitmenschen streng ins Gericht ging.
Also, freu Dich, daß Du Zeit hast und genieße es!


Ricardo antwortete am 02.10.00 (23:33):

Es ist mir neu, daß Lichtenberg nur giftig war, er hatte viel Humor, den es zu entdecken gilt.
Ich habe diese Frage doch nicht als Vorwurf in den Raum gestellt, liebe Edith.
Es geht auch nicht um Ausreden, sondern: wie gehen wir
heute mit der Zeit um, wo sie uns oft davonläuft....


Edith antwortete am 03.10.00 (09:47):

Tut mir leid, lieber Ricardo, das habe ich wohl falsch verstanden.
Das Gefühl, daß mir die Zeit davonläuft, kenne ich nicht.
Ich habe immer Zeit für das, was ich tun will oder tun muß.
Und wenn es zuviel auf einmal ist, treffe ich die Wahl ...
Dein Thema ist interessant und ich bin gespannt, wie andere das sehen.


Alida antwortete am 03.10.00 (18:10):

Was heißt "keine Zeit" zu haben? Hat man nur Streß und Hektik? Oder hat man keine Zeit, weil man immer eine Beschäftigung hat?
Schlimm ist,wenn man zuviel Zeit hat. Ich finde, es ist ein Privileg von Senioren soviel Zeit zu haben, daß man tun kann wozu man Lust hat(meistens jedenfalls). Ich habe immer eine Beschäftigung und bin froh darüber. Wer aber beginnt sich für nichts mehr zu interessieren, nur noch Langeweile hat, verliert schnell den Kontakt zur Umwelt.
Mit Edith bin ich gleicher Meinung in Bezug auf Notlügen. Ohne diese würde man oft Menschen verletzen.


Eva Wenzel antwortete am 03.10.00 (20:33):

Ich gewinne mehr und mehr den Eindruck , dieses "ichhabe keine Zeit" zum gefluegelten Wort werden zu lassen. Wenn ich an die juengere Generation denke, die hat wirklich keine Zeit, der Stress ist enorm.
Aber wir Senioren!? Es ist doch wohl wirklich eine Ausrede!
Ich bin froh, immer meine Beschaeftigung zu haben, das Leben wuerde ja langweilig werden. Aber mit etwas Flexibilitaet laesst sich doch alles arrangieren . Wie leicht koennen wir auch mit dieser Ausrede einem Menschen eine Hilfe verweigern und ihn verletzen.


Gerlinde antwortete am 03.10.00 (22:13):

Für Dinge die mir wichtig sind, finde ich Zeit. Es ist, glaube ich, meist eine Sache des Wollens. Ausreden findet man ja immer aber wenn mann will findet man auch immer Zeit.
Hätte man mich im Vorjahr gefragt ob ich im Internet bin, hätte ich bestimmt spontan geantwortet "wann denn?"
Jetzt schaue ich täglich rein und plötzlich habe ich auch Zeit dafür. Weil ich will und weil es mir Spass macht, mit Euch ihr Lieben zu plaudern.


Angelina antwortete am 04.10.00 (23:35):

Dieser Satz "Ich habe keine Zeit" ist wirklich eine Notlüge. Ehrliche wäre es zu sagen:"Dafür habe ich keine Zeit oder dafür nehme ich mir nicht die Zeit, weil sie mir dafür zu kostbar ist." Ich bin mit Gerlinde einer Meinung. Wenn ich für einen Menschen Zeit haben möchte, dann habe ich sie. Ganz egal, was ansteht, ich mache mir dann Zeit.
Ich finde es schön, in Eurem Forum zu sein und einen guten Gedankenaustausch mit Euch zu haben.


christa1 antwortete am 06.10.00 (11:19):

ZEIT ist etwas sehr KOSTBARES.
Man merkt es erst wenn man etwas reifer ist.
Wenn ich mein Leben so betrachte , kann ich nur sagen die Zeit zerrinnt mir
unter den Fingern.

Den ganzen Tag Arbeiten, dann der Haushalt und Familie.
Am Wochenende wird geputzt und gekocht und der Rest von der Woche erledigt was man nicht geschafft hat.
Deshalb bin auch immer ehrlich wenn Einladungen kommen, dann sage ich wenn es nicht geht: ich bin einfach zu kaputt und brauche ein Relax-Wochenende.
Was dann auch der Wahrheit entspricht und jeder versteht. Es gibt nur eine Ausnahme, für meine Mutter habe ich immer Zeit wenn sie es wünscht.
Liebe Grüße Christa


Ilse Fahl antwortete am 27.10.00 (21:30):

So, wie Du dieses Thema ansprachst, kann ich es nicht sehen! Für mich ist Zeit - gerade jetzt nach meiner Pensionierung - doch eine hervorragenden Möglichkeit, über vieles etwas gründlicher nachdenken zu können, die Ruhe, die mich dahinführt, so rasch entstandene Gedanken zu überprüfen, die Freiheit zu haben und auch dazu zu stehen, daß ich heute etwas doch anders sehe, es noch einmal zu prüfen, aber auch freimütig selber zu einer neuen Überzeugung zu stehen!
Klar geht man leicht immer von seiner eigenen Situation aus! und mein Leben war eine ganz ungeheuere Belastung und Herausforderung, da kam es doch auch bei vorsichtiger Überlegung manchesmal zu schnellen Schlüssen! Und heute habe ich Ruhe und kann mich selber anders damit beschäftigen! Dieses heutige körperlich "Überlastet sein" das ist für mein Gefühl nur ein Weglaufen vor den Realitäten! Das erspare ich mir gern!


Ilse Fahl antwortete am 27.10.00 (21:41):

Hier ist schon wieder etwas weggelaufen!???? Also: noch einmal!
Ricardo, so wie Du das äußerst, so kann ich es nicht sehen! Es ist doch herrlich, wenn wir nun nach unserer Pensionierung alles, was wir so erlebt haben noch einmal an uns vorübergehen lassen können! Da hat man doch früher manches vielleicht falsch gesehen, jetzt aber kann ich in aller Ruhe alles noch einmal gründlich durchdenken! Da stelle ich dann doch manchesmal fest, daß wir uns hier oder dort geirrt haben! - Klar, denkt man immer, daß jeder die gleichen Bedingungen hatte, wie man selber! Und mein Leben war eine verdammte Herausforderung und riesengroße Belastung, da passierte es schon mal, daß man etwas in Eile obwohl gut überdacht - wie ich damals meinte - doch anders beurteilte, als ich es nun heute in Ruhe sehe und erlebe!
Und das ist mir Ruhe und Zeit wert! Oft ist es doch wirklich so, daß der, der eine hektische Unruhe ausströmt mehr das Bedürfnis hat, vor der Realität wegzulaufen, sie jedenfalls bloß nicht richtig einschätzen möchte!?? So kommt es mir wenigstens oft vor!


Heidi antwortete am 01.11.00 (21:51):


Mit viel Freude und Interesse habe ich Eure Diskussion verfolgt und möchte Euch allen dieses Gedicht schenken, leider ist es nicht von mir.

Zeit zum Leben
Ich wünsche dir nicht alle möglichen Gaben.
Ich wünsche dir nur, was die meisten nicht haben:
Ich wünsche dir Zeit, dich zu freun und zu lachen,
und wenn du sie nützt, kannst du was daraus machen.

Ich wünsche dir Zeit für dein Tun und dein Denken,
nicht nur für dich selbst, sondern auch zum Verschenken.
Ich wünsche dir Zeit - nicht zum Hasten und Rennen,
sondern die Zeit zum Zufriedenseinkönnen.

Ich wünsche dir Zeit - nicht nur zum Vertreiben.
Ich wünsche, sie möge dir übrigbleiben
als Zeit für das Staunen und Zeit für Vertraun,
anstatt nach der Zeit auf der Uhr nur zu schaun.

Ich wünsch dir Zeit, nach den Sternen zu greifen,
und Zeit um zu wachsen, das heißt, um zu reifen.
Ich wünsche dir Zeit, neu zu hoffen, zu lieben.
Es hat keinen Sinn, diese Zeit zu verschieben.

Ich wünsche dir Zeit, zu dir selber zu finden,
jeden Tag, jede Stunde als Glück zu empfinden.
Ich wünsche dir Zeit, auch um Schuld zu vergeben.
Ich wünsche dir: Zeit zu haben zum Leben!

Liebe Grüsse an Euch alle
Heidi


hier antwortete am 02.11.00 (12:42):

Seitdem ich mein Rentenalter erreicht habe, genieße ich vor allen Dingen die "Zeit" die damit verbunden ist. Zugegeben, ich teile sie nicht immer richtig ein und verplempere sie auch oft. Aber auch das genieße ich. Ich kenne gar nicht wenige Menschen, die als Rentner mit einem dicken Terminkalender herumlaufen und erst nach "Zeit" schauen müssen. Ich habe (nehme) mir fast immer Zeit, z.B. für Kinder, Freunde usw.usw., auch wenn ich mal etwas verschieben muß. Im Augenblick sollte ich schon in der Küche sein, aber ich sitze am PC. So isses.
Dem schönen Gedicht kann man nichts mehr hinzufügen. Danke dafür Heidi.
Gisela


Heidi Lachnitt antwortete am 02.11.00 (15:52):

aufgrund einer Nachfrage und ohne Wertung :-) - obige Heidi ist nicht identisch mit mir -


Ricardo antwortete am 02.11.00 (22:27):

Über eure Beiträge habe ich mich gefreut und sehe, daß Lichtenberg, der alte Provokateur, seine Freude an der lebhaften Debatte über die Zeit gehabt hätte.
Dank auch für das schöne Gedicht von Heidi


Waltraud Heise antwortete am 05.01.01 (17:14):

Ich habe mal an einem Gottesdienst in einer fremden kirche teilgenommen, da hing über dem altar ein spruchband:
"schenk mir von deiner zeit" und das war wohl auch das thema vom umgang mit anderen. es hat mich sehr berührt und ich habe aufeinmal gemerkt, daß ein solches geschenk mehr wiegt als dem anderen etwas zu kaufen - einfach mal für ihn dasein.


Friedgard antwortete am 08.01.01 (09:11):

Als ich noch ein junges Mädchen war, sagte ich einmal: ich möchte nie
zu den Leuten gehören, die immer sagen: "ich habe keine Zeit."
Im Laufe meines Lebens habe ich es wohl auch einigermaßen geschafft.
Dabei half mir sehr mein verstorbener Mann, der mir beibrachte:
"Prioritäten setzen".
Es gibt vieles, was man tun, aber auch lassen kann. Es gibt Zwänge, denen
man sich nicht entziehen kann. Aber wenn mir etwas oder jemand wirklich
wichtig ist, dann schaffe ich mir die Zeit - bisher ist es geglückt.
Ich kenne viele - gerade junge - Menschen, die wirklich keine Zeit haben, weil
sie in einem enormen beruflichen Streß stehen, aber ich kenne darunter solche,
die sich trotzdem ihre Ruhepausen nehmen. Eine große Begabung, die ich
jedem wünsche.