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THEMA:   Rentenreform steht

 10 Antwort(en).

Friedgard Seiter begann die Diskussion am 22.12.00 (21:33) mit folgendem Beitrag:

Mit Erlaubnis des Autors stelle ich hier eine Karikatur von Andreas Rulle zur Rentenreform ein. Hierzu gibt es sicher vieles zu diskutieren.


MfG

(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/gifs/riester.gif)


Anita Gentgen antwortete am 23.12.00 (17:46):

Eine Reform, die diesen Namen verdient, wäre gewesen, wenn man die Renten aus dem sog. Generationsvertrag herausgenommen hätte. Als dieser eingeführt wurde, war er revolutionär und gut, ist aber längst überholt. Eine Rentenversicherung, die wie eine echte Versicherung funktioniert wäre ehrlicher und weniger anfällig gewesen.Um das Bild einzubeziehen: Einen abgestorbenen, abgesägten Baum nicht aufpäppeln mit zweifelhaftem Ergebnis, sondern einen neuen pflanzen.


Mechtild Threin antwortete am 26.12.00 (16:07):

Die Rentenreform von Minister Riester steht und es gibt berechtigt viel Kritik. Doch ich möchte einige grundsätzliche Dinge sagen. Daseinsvorsorge ist ordinäre Aufgabe des Staates und muß es auch bleiben. Auch hat sich der Generationenvertrag bewährt. Wichtig ist nur das alle Bürgerinnen und Bürger in die staatliche Rentenversicherung einbezahlen und nicht immer mehr Menschen (meist Besserverdienende) die Möglichkeit haben aus dem Generationsvertrag auszusteigen. Wenn alle Bürgerinnen und Bürger (auch Beamte und Selbständige) in die staatliche Rentenversicherung einbezahlen, bleibt sie auch finanzierbar und eine zusätzliche private Zwangs-Versicherung, die nur die ArbeitnehmerInnen zahlen ist dann nicht erforderlich. Jeder kann dann freiwillig immer noch so viel private Versicherungen abschließen wie er/sie möchte oder besser wie er/sie kann.


Anita Gentgen antwortete am 26.12.00 (22:47):

Wer oder welche Partei die Renten"reform" macht ist mir völlig egal, ob Riester oder ein anderer. - Und Daseinsvorsorge, ist immer noch in erster Linie die Aufgabe jedes Menschen, nur für die, die das selbst nicht leisten können, ist die Solidargemeinschaft, der Staat verantwortlich. Der Generationenvertrag war gut, da sind wir uns einig, aber jetzt funktioniert er eben nicht mehr. Er spaltet die Generationen.


Johannes Michalowsky antwortete am 27.12.00 (11:56):

Leider geht es manchmal nicht ohne Zwang. Aus meiner Umgebung kenne ich den Fall einer Freiberuflerin, die nie versicherungspflichtig war, Vorsorge als entbehrlich ansah und nun Angehörigen in diese bedrückender Weise finanziell auf der Tasche liegt.

Was Mechtild schreibt, trifft übrigens auch für Beamt i n n e n zu (wenn man auf die grammatikalische Geschlechtersymmetrie achten möchte).

(Internet-Tipp: https://www.rentenseiten.de/)


Anita Gentgen antwortete am 28.12.00 (18:10):

Johannes,es gibt zu jeder Regel, bei jedem Gesetz, immer auch eine oder wenige Ausnahmen, das erklärt nichts


Wolfgang antwortete am 29.12.00 (11:22):

Die Daseinsvorsorge war nie nur Aufgabe der einzelnen Menschen. Vor allem in der Moderne war Daseinsvorsorge immer ein hochpolitisches Anliegen. Die meisten Menschen gerieten in wirtschaftliche Abhängigkeiten, die es ihnen unmöglich machten, sich privat gegen bestimmte Risiken des Lebens abzusichern. An diesem Sachverhalt hat sich bis heute nichts geändert.

Die Sozialversicherungen im Kaiserreich - darauf gründen sich unsere heutigen Sozialversicherungen - wurden eingeführt, um der Arbeiterbewegung - damals SPD - die revolutionäre Spitze abzubrechen. Heute nimmt man - die SPD ist wieder dabei, allerdings auf der anderen Seite *grins* - den Arbeitnehmern diese sozialen Errungenschaften Stück für Stück weg. Bislang wehren sich die Betroffenen noch nicht.


Mechtild Threin antwortete am 29.12.00 (15:06):


Lieber Wolfgang,
gut dass Du auf den geschichtlichen Hintergrund der Sozialversicherungen hingewiesen hast. Ich finde es auch schlimm, dass die SPD und vor allem Minister Riester als ehemaliger Gewerkschaftsfunktionär die Parität der Finanzierung der Rentenversicherung mit der privaten Zusatzversicherung aufbricht. Nur bitte von welchen Betroffenen erwartest Du, dass sie sich dagegen wehren und vor allem wie sollen sie sich wehren? Sollen sich die heutigen Rentner wehren, denen es gottlob meist recht gut geht? Oder sollen sich die jungen Menschen wehren, die in einer Gesellschaft aufwachsen, in der Individualität der höchste Wert ist den es gibt und die sich hoffentlich noch nicht für ihre Rente interessieren oder erwartest Du, dass sich die heutigen die Erwachsenen wehren, die meist den Wert der Solidarität nicht gelernt haben und die durch den Stress der modernen Arbeits- und Freizeit- und Konsumwelt vom Nachdenken abgehalten werden.


Anita Gentgen antwortete am 29.12.00 (17:19):

aber natürlich war - bevor es ein hochpolitisches Anliegen wurde - die Daseinsvorsorge die Aufgabe jedes Menschen selbst und in den meisten Ländern ist es dies auch noch. Nur wer das nicht tun kann oder konnte, dem hat die Solidargemeinschaft (der Staat als Vertreter) geholfen. Und das halte ich für ehrlicher als eine Rentenversicherung, die schon längst keine Versicherung mehr ist. Wieviele versicherungsfremde Leistungen werden damit bezahlt!


Hans antwortete am 02.01.01 (00:31):

Gut, zu den Senioren gehöre ich noch nicht! -lächel-

Mein Beruf bringt es aber mit sich, dass ich mit dem Thema Rente etwas tiefergehend beschäftigen muss. Als ich 1992 von der "Wende" in meinem persönlichen Arbeitsleben die Schnauze voll hatte und mich entschieden habe, zukünftig in der gesetzlichen Rentenversicherung zu arbeiten, da habe ich keinen Augenblick daran gedacht, dass dies, mein neuer Beruf, für mich zur Berufung werden würde, heute neben der Sorge um bestimmte Kinder, deren Eltern ich versuche zu beraten, zu meinem Lebensinhalt geworden ist! Und wenn ich heute mit dafür verantwortlich bin, dass 120.000 Leute ihre Rente bekommen, dass 240.000 Versicherte sich darauf verlassen können, dass ihr Rentenversicherungskonto ordentlich geführt wird, so habe ich doch als Privatmensch, denke ich, einen recht guten Überblick zum Thema Rente gewonnen, der es legimentieren mag, dass ich auch hier meine Meinung kund tue.

So stören mich in Euren Diskusionen zu erst einmal die Interpretationen des Generationenvertrages. Nein, der ist nicht überholt!!! Man muss nur etwas tiefer schauen. Was ist der Generationenvertrag? Eigentlich gibt es den nicht, obwohl die Politik uns das weismachen will. Der Generationenvertrag ist eine Institution, die länger besteht, als die Menschheit an sich! Er ist naturgegeben und beinhaltet doch eigentlich nichts anderes, als das es Wege gibt, das die Art einerseits für den Nachwuchs sorgt, und andererseits auch für die älteren, nicht mehr voll leistungsfähigen, einsteht. Wie das nun im Einzelnen ausgestaltet wird, das kann doch vollkommen verschieden sein! Selbst wenn man die persönliche Vorsorge an die erste und einzige Stelle stellt, dann ist das doch ein Schmarren, wenn die Generationen nicht mitspielen! Was sollen z.B. angehäufte Aktien zur Altersvorsorge, die Werte, die aus diesen dann ziehe, die muss eine andere Generation schaffen. Denn von dem Papier wird wohl schwerlich jemand leben können. Das möge provokativ sein, wie ich es sage, dafür bin ich bekannt, aber bei tieferem Nachdenken zeigt sich sicher der gemeinte Hintergrund.

Zum Thema gesetzliche Rente, zurückreichend auf das Kaiserwort! Keine Versorgungsleistung hat bisher alle Höhen und Tiefen so gut meistern können, wie die gesetzliche Rentenversicherung! Ob es die Inflation war, der Krieg, die Wiedervereinigung, die deutsche Rentenversicherung hat durch ihre Bezogenheit zum Nettodurchschnittsverdienst diese Schwernisse überstanden, hat es dem Bezieher eines Ruhegeldes, einer Altersrente, ermöglicht, angemessen dem allgemeinem Standart zu leben. Bitte , Härten gibt es da immer, aber ich bin mir sicher, in einem anderen System wären diese Härten noch schlimmer! Denn wer in einem beitragsbezogenem System unten durchfällt, wie hätte der wohl in einem kapitalgedecktem die Mittel für die Vorsorge aufbringen können?

Und nun zur Rentenreform, dem eigentlichen Thema. Das ist ein Schmarren, den Riester, Schröder und Co. da fabrizieren, es ist nicht mehr anzuhören! Hat der Schröder vor nicht alzu langer Zeit doch gesagt, es wird so, basta! Was sagt er heute? Was sagt die Opposition? Die Merkel sagt, wenn die SPD die Reform durchboxt und wir gewinnen die nächste Wahl, dann machen wir alles rückgänig. Ja so macht man die Rentenversicherung kaputt! Denn diese beruht auch auf Vertrauen der Versicherten, so zerstört man dieses restlos! Rentenversicherung sollte nicht Politik sein, sie sollte einen Konsenz beinhalten, aller daran Beteiligten. Aber das will keiner hören, Regierung, Gewerkschaften, Arbeitgeber, Opposition, jeder kocht an seinem Süppchen! Jeder will das Mögliche für sich herausholen, keiner denkt daran, dass hier die Weichen für die Zukunft gestellt werden. Im Dezember war der Riester in Australien, da wurde sein Konzept am Boden zerstört. Erstmals wurde die Meinung von Fachleuten auf diesem Gebiet gehört, Riester hat die da schon immer bestehenden Bedenken in den Wind geschrieben. Und dann kommt er zurück, sieht den Scherbenhaufen und reist sein Maul auf, damit kann ich leben, die Experten mögen einen Anteil bekommen, mein neues Konzept steht 3 Tage später! Der Mann kommt aus der Gewerkschaftsbewegung, scheint, er hat nichts anderes gelernt, als eigene Pfründe zu sichern! Und Schröter brüllt ein neues Basta! Merkel stellt alles in Frage! Und der Leidtragende ist der kleine Mann, der Versicherte.

Rente und Politik, ich habe einmal veröffentlicht, wenn Politiker Rente machen, dann ist das Ende erreicht! Die Herren leben im Alter von Pensionen, Leut, davon reden wir lieber nicht! Die haben doch gesetzliche Rente garnicht nötig! (Am 65. des Herrn Kohl sprang der Stammsatz der Rentenversicherung um auf Rentenbezieher!) Das hat mir damals einen Rüffel meines Verbandes eingetragen, als Privatmann, blos gut, an die fachliche Kompetenz kann man so schnell nicht, da greift auch der Verband mit zusätzlichen Aufgaben auf mich zurück. -grins-

Ich weiß, ich bin sehr provokativ, schon erwähnt, es liegt so in mir! Aber ich denke, dass sind Punkte, wo wir drüber nachdenken sollten und wir sollten auch die Herren da oben zwingen, darüber nachzudenken.

Also, schlagt mich, steinigt mich, aber denkt nach!

Liebe Grüße

Hans

(Internet-Tipp: https://www.rentenseiten.de)


Anita Gentgen antwortete am 19.01.01 (14:44):

Ich hoffe sehr, daß alle, die sich für die Rentenproblematik interessieren am Mo. 15.l. im Fernsehn ARD die Sendung FAKT gesehen haben. Dem ist nichts hinzuzufügen!!