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THEMA:   Todesurteil für 400.000 (oder mehr?) Rindviecher

 8 Antwort(en).

Johannes Michalowsky begann die Diskussion am 06.02.01 (20:12) mit folgendem Beitrag:

Die BSE-Fälle geben der Land- und Fleischwirtschaft einen willkommenen Vorwand zur Marktbereinigung, wie man das ja ganz unverhohlen erzählt bekommt. Fast entsteht der Eindruck, daß für diese Leute nichts Besseres hätte passieren können, um uns im Anschluß "bessere" Preise für unser Steak verpassen zu können.

Man kann natürlich einwenden, daß diese Tiere ihr Leben ohnehin auf einen geplanten und kalkulierten Tod hin absolvieren. Doch eine Massenvernichtung nur deswegen, weil man nun auf einmal feststellt, daß man sie eigentlich gar nicht braucht, muß sehr befremdlich wirken. Es ist nur erstaunlich, wie relativ ruhig bis gleichgültig die �ffentlichkeit diese Vorgehensweise hinnimmt.

Ist es Euch auch so egal, berührt Euch dieser Vorgang nicht?

(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/my/)


Karl antwortete am 06.02.01 (21:50):

Lieber Jo,

als Tierliebhaber und Fleischesser hatte ich die Tötung von Tieren zum Zweck der Ernährung akzeptiert. Was jetzt geplant ist, halte ich für höchst unmoralisch. Die "Entsorgung" von BSE-freien Tieren, damit sich das Geschäft wieder lohnt, entspricht nicht unserem Tierschutzgesetz. Die Behandlung von Tieren als Sachen ist nicht mehr zeitgemäß und widerspricht unserem Wissen über unsere evolutionsbiologische Nähe zu ihnen. Ich sehe die Reduktion meines täglichen Fleischkonsums als etwas Positives an und werde diese neue Gewohnheit beibehalten - nicht aus Angst vor BSE, aber aus Respekt vor den Tieren.

(Internet-Tipp: https://www.tierschutz-online.de/tierschutz/aktuell/tiervergessen.shtml)


Friedgard antwortete am 07.02.01 (01:32):

Genau so sehe ich es auch - und ich fand heute einen Leserbrief in der FAZ, der es auch so ausdrückt. Ich bedaure tief die Bauern, deren Existenz mit dieser "Marktbereinigung" gefährdet ist. Wir vernichten die Tiere
und in anderen Teilen der Welt verhungern die Menschen - welch eine Schizophrenie, und nur, um die
Preise zu halten.
Warum konserviert man nicht das Fleisch der gesunden Rinder und gibt es weiter an die, die es brauchen?
Kann man die irrsinigen Überproduktionen auf verschiedenen Gebieten - siehe Butterberg - nicht recht-
zeitig verhindern, indem man die Produktion vorher steuert? Das müßte für die heutigen "Rechenkünstler"
doch möglich sein?


Ricardo antwortete am 07.02.01 (16:23):

Ich gebe zu bedenken, daß bei aller Betroffenheit über den Tod der vielen Tiere die Frage offen bleibt, wer in aller Welt sich um Tiere kümmern soll, die keinen Nutzen mehr bringen.
Wir können das den Bauern doch nicht zumuten, diese Tiere alle am Leben zu halten, sie täglich zu versorgen für ein vergelts Gott.
Schuld an der Misere sind wir alle und die Folgen, so schlimm sie sind, müssen wir auch alle tragen.
Trotzdem hoffe ich auf eine bessere Zukunft auch für die Tiere, vielleicht hat diese Katastrophe daher auch ihr Gutes.


Ursula J. antwortete am 07.02.01 (17:47):

Es können doch nicht 400.000 Rinder wie Haustiere gehalten werden. Sie waren ja nun mal zum Verzehr vorgesehen und wenn wir sie nicht essen wollen, dürfen wir sie auch der "dritten Welt" nicht zumuten. Hoffentlich bringt uns die BSE Krise dazu, mal nachzudenken, ob es nicht gesünder ist weniger, aber besseres Fleisch zu essen.


von Selasinsky York antwortete am 08.02.01 (11:02):

die politiker sind jetzt gefordert,daß die landwirtschaft gesunde lebensmittel produziert,die sich alle verbraucher leisten können.
mal sehen ,ob die heutige bundestagsdebatte ein fortschritt in diese richtung bringt.


Wolfgang antwortete am 08.02.01 (13:09):

Klasse statt Masse - das soll das Motto der neuen "grünen" Landwirtschaftspolitik sein. Durch umwelt- und artgerechte Tierhaltung sollen gesunde Lebensmittel erzeugt werden. - Endlich, kann man da ja nur sagen. - Aber, ob sich das Alle leisten können? Ich habe meine Zweifel: Denn umwelt- und artgerechtes Produzieren ist teuer. "Klasse statt Masse" - diese Politik muss sicher von einer ihr entsprechenden Sozialpolitik begleitet werden.


Heidi antwortete am 08.02.01 (23:45):

Ich finde es sehr bemerkenswert, dass für das Schicksal von 400.000 Rindern, mehr Interesse bekundet wird, als für das Schicksal von weitaus mehr alten und pflegebedürftigen Menschen, die ebenfalls nicht "artgerecht" versorgt werden.


Christa Jahr (engel) antwortete am 09.02.01 (18:27):

Jo, ich stimme Dir voll und ganz zu.Das man Tiere züchtet und dann feststellt, dass man "aus Versehen zu
viele gezüchtet hat, das kann man doch wohl nicht glauben. Kühe sind Lebewesen und wenn der Mensch sie unbedingt zu seinem eigenen Nutzen züchtet, dann ist er auch verantwortlich dafür.
Ich lebe zwar vegetarisch aber trotzdem fühle ich mitschuldig an diesem Massenmord!
Sicher gibt es viele Mißstände auf anderen Gebieten, doch das Thema ist ja wohl die Tiervernichtung aus marktwirtschaftlichen Interessen. Was wird wohl als nächstes aus marktwirtschaftlichen Interessen vernichtet werden?
Christa Jahr