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THEMA:   Vom Wert der Zeit

 60 Antwort(en).

Karl begann die Diskussion am 25.03.01 (12:33) mit folgendem Beitrag:

Der römische Schriftsteller Seneca lebte von 55 v. Chr. bis etwa 40 n. Chr. Was er in einem Brief an Lucilius über den Wert der Zeit gesagt hat, gibt uns noch heute zu denken.

"Vom Wert der Zeit"

...
Mach es also, lieber Lucilius, wie Du es Deinem Brief zufolge machst: Ergreif jede Stunde! Wenn Du den heutigen Tag in die Hand nimmst, wirst Du vom morgigen weniger abhängig sein. Wenn man das Leben aufschiebt, vergeht es.
...
Wie steht ihr dazu?


Ursula J. antwortete am 25.03.01 (13:02):

Recht hat er, der Seneca. Niemand weiß wieviel Zeit wir haben. Leider wird viel zu oft vergessen, dass unsere Zeit begrenzt ist. Ich denke daraus resultiert auch der Wunsch unsterblich zu werden. Wären wir wirklich unsterblich, so wären wir nicht in der Lage zu leben. Was würde dann nicht alles auf später verschoben werden?!


Ruth L. antwortete am 25.03.01 (13:18):

Es ist kein Geheimnis, dass wir in einer Phase des Erschreckens und weltweiter Gefahr leben. Ich sehe in den "Zeichen der Zeit" das zu Ende gehende Gnadenzeitalter, welches mit der Geburt Jesu Christi begann.
Nach biblischer Prophetie muss mit einer im wahrsten Sinne des Wortes "trübseligen" Zukunft gerechnet werden, wobei aber nicht vergessen werden darf, dass diese für den wahren Christen in die Geborgenheit Gottes mündet. Im Erkennen dieser Zusammenhänge liegt für mich der Wert der Zeit.

(Internet-Tipp: https://www.mitternachtsruf.ch)


epikur antwortete am 25.03.01 (13:41):

Einen schönen Text hast du ausgesucht Karl, über den nachzudenken sich lohnt. So ähnlich hat es schon ca. 300 Jahre früher der Philosoph Epikur ausgedrückt, den ich hier zitiere:
"Nur einmal werden wir geboren, ein zweites Mal ist nicht möglich, und wir müssen dann eine ganze Ewigkeit nicht mehr sein. Trotzdem schiebst du den rechten Augenblick immer wieder hinaus und bist doch nicht einmal Herr über den morgigen Tag. Überm Zaudern schwindet aber das Leben dahin und so manche sterben, ohne sich im Leben jemals recht Zeit genommen zu haben."
Dies ist heute noch mehr bedenkenswert als damals, leben wir doch in einer Zeit, in der sich kaum jemand Zeit nimmt und somit auch kaum Zeit hat.


Heidi antwortete am 25.03.01 (14:48):

Ursula schreibt "..Leider wird viel zu oft vergessen, dass unsere Zeit begrenzt ist.."

Häufig resultiert aber auch aus dem Gegenteiligen (die Angst vor dem Tod, die Angst etwas zu verpassen) die heutige Hektik unseres Lebens, der Zwang zu konsumieren, alles mitzunehmen was sich uns anbietet und über diesem Zwang vergessen wir "zu leben", die täglichen kleinen(großen) Freuden zu sehen und zu genießen.

Vor lauter Verplanen des "Morgen" erleben wir das "Heute" nicht mehr und die Rückschau auf "Gestern" ist ganz und gar aus der Mode gekommen.

Mit Rückschau meine ich die tägliche abendliche Reflexion über den vergangenen Tag, das Zurückholen von erlebten Schönem, das nochmalige Genießen in der Erinnerung..

Marc Aurel(161-180 v.Chr.) schreibt: "...Widme die Zeit, die dir noch geschenkt ist, dir selbst!.."

Seneca schrieb dies an Pompejus Paulinus " ...Wir haben aber nicht wenig Zeit, wir haben viel vergeudet. Hinreichend lang ist das Leben und großzügig bemessen, um Gewaltiges zu vollbringen, würde man es im Ganzen nur richtig investieren, wenn wir es keinem guten Zweck widmen, dann wird uns erst in unserer letzten Not bewußt, daß, was von uns unbemerkt verging, vorbei ist!
So ist's: Wir erhalten kein kurzes Leben, sondern haben es dazu gemacht, und es mangelt uns nicht an Zeit, sondern wir verschwenden sie..."

Epikur sagt auch: "...Jeder geht so aus dem Leben, wie wenn er eben erst geboren wäre.." und meint damit(laut Übersetzer) dass die Todesfurcht und Unfähigkeit das Leben zu meistern, beim Erwachsenen und beim Greise noch ebenso groß wie beim Säugling sind, wenn sie nicht durch die Philosophie(Epikurs) überwunden werden.

... Zitate aus dem Zusammenhang gerissen sind natürlich vielseitig deutbar. Wichtig ist, sich überhaupt ab und zu Gedanken über die uns gegebene Zeit zu machen und darüber, was wir mit ihr anfangen und wie wir sie nutzen.
-----
Dabei fällt mir auf, dass ich seit 3 Stunden vor dem PC sitze - ich werde jetzt "meine" Zeit besser nutzen und einen Spaziergang an der frischen Luft machen :-))


Mechtild Threin antwortete am 25.03.01 (14:51):

Wie wertvoll die Zeit ist, die man hat, weiß man erst zu schätzen, wenn man etwas älter
geworden ist und es einem bewusst geworden ist, dass die Zeit, die man hat nicht endlos ist.
Dass das Leben vergeht, wenn man es aufschiebt ist allerdings auch manchmal eine
Beruhigung, nämlich dann, wenn man eine schlechte Zeit hat. Man muß nur warten und die
schlechte Zeit vergeht und es kommen wieder andere Zeiten.


Scheira antwortete am 25.03.01 (17:52):

Ist es uns überhaupt bewusst , wie begrenzt unsere Zeit ist. Mit zunehmenden Alter,
habe ich das Gefühl ,dass die Zeit schneller vergeht als früher.
Ich finde wir sind alle betrogen, wir leben nicht lange genug.
Es ist zu wenig, die Zeit, die Zeit sie läuft uns voran .
Immer voraus, wir sind immer hinten, hinter der Zeit.
Das grausamste ist die Zeit.
Die Zeit zerstört alles einfach alles, ohne Ausnahme die schönste Blume
Den gütigsten Menschen, den treusten Hund.
Alles auch der älteste Baum verdorrt, und die stabilsten Mauern zerfallen.
Alles nur eine Frage der Zeit:
Also nutze Deine Zeit!
Die Zeit ist überall in Dir , um Dich
Die Zeit hinter oder vor Dir. Ob es ein Ende der Zeit gibt ?Wenn es ein Anfang der Zeit gab, (Mit dem Urknall) Dann wird es auch ein Ende geben.
Oder gibt es eine Ewigkeit? Eine ewige Zeit, eine immer wärmende Zeit.
Eine zeitlose Zeit...


Rosmarie Schmitt antwortete am 25.03.01 (19:25):

Karls Text von Seneca, aber auch die zitierten Texte von Epikur, sprechen mich sehr an.
Ich versuche es wie dieser Lucilius zu machen und jede Stunde zu ergreifen. Das heißt für mich, die Dinge zu tun, die mir wichtig sind - auch unangenehme - und möglichst jedem Moment die positive Seite abzugewinnen.

Das bedeutet in diesem Moment, dass ich vor dem PC sitze und mich freue, diesen Gedankenanstoß bekommen zu haben. Ich sitze, schaue immer mal wieder in die Ferne und genieße dieses Gefühl des Nachspürens, was denn der Begriff "Zeit" in meinem Leben bedeutet.

Es heißt auch, dass ich den Berg Stapelkram neben mir NICHT betrachte, den ich noch aufräumen möchte, dass ich NICHT an den anstrengenden Anruf denke, den ich noch tätigen muss oder dass ich NICHT meine emotionalen Bedürnisse betrachte, die vielleicht momentan brach liegen.

Denn das alles sind die Gedanken, die mir meine Zeit stehlen. Es sind also nicht die Dinge selbst, die meine Zeit beschneiden, sondern meine endlosen vorherigen "plandenden" Gedanken. Nur die halten mich vom Genuss dessen ab, was ich gerade habe und tue.

Wenn ich aber das fühle und genieße (oder auch erleide), was gerade dran ist, habe ich das Gefühl, meine Zeit in Fülle zu leben.

Nur damit keine Missverständnisse aufkommen: Was ich beschrieben habe, ist mein Ideal von "meine Zeit leben". Verwirklichen tue ich es leider nur in winzigen Schritten.


Heidi antwortete am 25.03.01 (19:58):

Nein, wir sind nicht betrogen Scheira,wir leben lange genug. Es ist genug Zeit, nur haben wir sie (manchmal)in jungen Jahren vergeudet und manch einer merkt es viel zu spät.
Das schöne an der Natur, um Dein Beispiel der Blume aufzugreifen, ist der Wechsel. Knospen im Frühling, Blüte im Sommer, bunte Blätter im Herbst und Stille im Winter. Der ewige und schöne Kreislauf der Natur lässt sich auch auf das menschliche Leben übertragen, alles hat seinen Anfang und sein Ende - seine Zeit!

Vergangene Zeit muss keine verlorene Zeit sein. Wie viele schöne Erinnerungen haben wir im Laufe eines Lebens angesammelt...


Scheira antwortete am 25.03.01 (21:10):

Liebe Heidi!
Der Ewige Kreislauf der Natur...
Aber uns ist kein wieder erwachen gegönnt,
Bei uns Menschen gibt es nur
Anfang und das Ende...
Ein Frühling, ein Sommer ein Herbst
Das Alter, der Winter ,
(Erinnerungen an den Frühling)
Und dann die Ewige Stille..


Heidi antwortete am 25.03.01 (21:25):

Scheira!
Zwischen Anfang und Ende liegt das Wesentliche :-)

Zur ewigen Stille - noch einmal Epikur - auszugsweise:

"...Mit dem Tode ist für uns als Persönlichkeit alles zu Ende. Aber damit fällt auch unsere ganze bängliche Sorge um das Schicksal unserer Seele nach dem Tode hinweg, denn sie kann ja nun nach dem Tode weder belohnt, noch weniger aber bestraft werden. Es gibt kein 'jenseits'..."
und "... Der Tod ist Aufhebung jeglicher Empfindung gleicherweise von Angenehmen wie von Unangenehmem, Frohem und Schmerzlichem. Wenn wir da sind, ist der Tod nicht da, und wenn der Tod da ist, sind wir nicht mehr da....".

Mich trösten diese Worte immer wieder. :-)

Also nutze die Zeit, die du jetzt noch hast und verschwende sie nicht mit �ngsten an die Zeit nach dem Tod.


friedrich antwortete am 25.03.01 (22:22):

War dieses zu kurze "Lebendigsein" wirklich schon ALLES ? Kommt nach all den fleißig gesammelten Erfahrungen und dem grausamen Altern keine bessere Ewigkeit mehr nach ?lieber Philosoph Epicur ? Wenn es kein JENSEITS nach dem Tode gibt, dann gibt es eigentlich auch keine EWIGKEIT. Aber fallen die Neugeborenen nicht aus der Ewigkeit in die Zeit ?
Und ist das Geborenwordensein nun eine Gnade (( nämlich etwas erleben zu dürfen )), oder eine Strafe dafür, in der Ewigkeit etwas verbrochen zu haben ?? Am schwersten bestraft sind diejenigen Unglückseligen, die viele Jahre im Gefängnis verbringen müssen.


Rosmarie antwortete am 25.03.01 (23:10):

Die Zeit ist das Kostbarste aller Dinge in der Welt. Sie ist das eigentliche Leben. Denn wieviel man an Zeit verliert, soviel verliert man an seinem Leben. Leibnitz


Heidi antwortete am 25.03.01 (23:37):

lieber Friedrich, meine persönlichen Ansichten zu dem Thema Leben und Tod haben keine Allgemeingültigkeit. Das muss schon jeder für sich selbst entscheiden was er "glaubt" oder was er "nicht glaubt". Jeder hat seine eigenen Erfahrungen, jeder sieht sein "Altern" anders...

Eines kann ich Dir aber mit Gewissheit sagen: Neugeborene fallen aus dem Mutterleib und nicht aus der "Ewigkeit" :-), jedenfalls ist das zur Zeit noch so.


Manfred Franz antwortete am 26.03.01 (07:21):

Jeder lebt in SEINER Zeit. Für die ist er angepasst, da findet er sich zurecht. Ich denke manchmal, so wie sich unsere Eltern kaum noch in UNSERER Zeit wohl fühlen würden, so ginge es uns sicher auch. Durch geistige -und körperliche Aktivitäten können wir das Altern hinausschieben und insgesamt erträglicher machen. Nur wer ständig jung bleibt, sich fort- und weiterbildet, kann in Ruhe alt werden, ohne das Gefühl, von der Entwicklung überrollt zu werden. Das schließt nicht das ruhige, wohlige Genießen der Zeit als solcher aus. Und das, obwohl wir wissen, dass auch unsere Zeit endlich ist. Das (scheinbare) schneller Werden der Zeit hat übrigens einfach mathematische Gründe. Für einen Säugling ist der 2.Lebenstag 50 % seiner Lebenszeit. Für einen Sechzigjährigen ist ein Tag nur noch 0,004 % des Lebens.


Werner antwortete am 26.03.01 (07:32):

Guten Morgen!

Diese Diskussion interessiert mich. Aber WO kann man den Text "Der Wert der Zeit", um den es hier geht, online nachlesen?
Bin noch nicht so lange im Netz, und habe beim Suchen nichts gefunden. Kann jemand hier helfen?

Die Diskussion ist ausgesprochen interessant! Kann folgenden Link zum Thema "Zeit" beisteuern, den vielleicht manche noch nicht kennen (SEHR UMFANGREICH!):

https://www.chrischona-eichstetten.de/textwerkstatt/zeit.htm

Gruß von Werner.


Friedgard antwortete am 26.03.01 (09:08):

Ein unerschöpfliches Thema - ich nehme mir die Zeit, ein paar meiner vielen Gedanken
dazu zu formulieren. Ein Fluß: das Wasser fließt in einer Richtung an uns vorbei -
aber es verschwindet nicht. Es ist weiterhin vorhanden. Es steigt - siehe Goethe - zum
Himmel auf, bildet Wolken, kommt wieder - "ewig wechselnd". Ist es so auch mit der
Zeit? Wir können uns die "Vierte Dimension" nicht vorstellen. Man sagt uns: Zeit ist
relativ. Stephen Hawking, der nur noch ein lebender Geist ist, weil sein Körper von
der Krankheit zerstört wurde, hat über die "Zeitschleife" geschrieben: die Unendlichkeit.
Es gibt Menschen, die Zukunftsblicke haben. Manch einer von uns hat es vielleicht
schon einmal erlebt. Daher bewegt mich der Gedanke: ist das Vergangene wirklich
vergangen? Oder nur aus unserem Blickwinkel?
Zurück zur Praxis: Menschen, die immer sagen, sie hätten keine Zeit - nützen sie
den ihnen zur Verfügung stehenden Anteil optimal? Es ist für jeden wohl eine Frage
der Wertigkeit, wofür er die ihm zugeteilte Zeit verwendet. Manchmal vielleicht auch
dazu, einfach nichts zu tun, zu entspannen, zu meditieren. Oder ein Gespräch zu
führen, oder eine Blume anzusehen, oder Musik zu hören -
oder am Fluß zu stehen und zuzusehen, wie das Wasser an uns vorbeifließt - wohin?


Rosmarie Schmitt antwortete am 26.03.01 (09:31):

Manfred Franz:
"Das (scheinbare) schneller Werden der Zeit hat übrigens einfach mathematische Gründe. Für einen Säugling ist der 2.Lebenstag 50 % seiner Lebenszeit. Für einen Sechzigjährigen ist ein Tag nur noch 0,004 % des Lebens."

Lieber Manfred,

deine Argumentation hat mich verblüfft! Ob das wirklich der Grund für das schnellere Verfließen der Zeit im Alter ist?
Ich dachte bisher, dieses subjektive Empfinden beruhe vielleicht darauf, dass wir im Alter nicht mehr so intensiv erleben. Welcher ältere Mensch ist noch so voller Lebensfreude und -schwung wie jüngere? Wer unternimmt im Alter noch soviel und erlebt soviel wie ein Jüngerer?
Oder es beruhe vielleicht darauf, dass wir unseren erlebten Tag nicht mehr so umfangreich und differenziert abspeichern wie früher. Was vergessen ist, ist nicht mehr da, also viel schneller vergangen...

Worauf beruht nach Meinung der Anderen das scheinbar schnellere Vergehen der Zeit?


Rosmarie Schmitt antwortete am 26.03.01 (10:05):

Friedgard antwortete am 26.03.01 (09:08):

> ...Ein Fluß: das Wasser fließt in einer Richtung an uns vorbei - aber es verschwindet nicht. Es ist weiterhin vorhanden...
... "ewig wechselnd". Ist es so auch mit der Zeit?


Liebe Friedgard,

dein Bild vom Fluss spricht mich sehr an. In meiner Vorstellungs- oder Erlebenswelt gleicht die Zeit auch einem Fluss. Altes, auch sehr Liebgewordenes, wird weggespült, Neues kommt nach. Nichts lässt sich halten, alles fließt ("Alles fließt", Heraklit). Sich aufbäumen und dagegen stemmen, nützt wenig. Die einzige Lösung ist, sich mittreiben zu lassen und alle guten Möglichkeiten zu ergreifen, die sich bieten...

>... Daher bewegt mich der Gedanke: ist das Vergangene wirklich
vergangen? Oder nur aus unserem Blickwinkel?

Einige unserer Vorredner sind überzeugt, dass mit dem Ende unserer Zeit, also mit dem Tod, für uns alles vorbei ist.
Ich neige eher dazu zu glauben, dass es eine andere Dimension gibt, in die wir hinüber wechseln. Ob als Individuum oder einfach als allgemeine Energie, weiß ich nicht. Zu deiner Frage oben: Für mich ist es denkbar, dass unsere Welt von einer Art geistigem Energiefeld durchdrungen und mit ihm verwebt ist und sich permanet in wechselseitigem Austausch damit befindet.
Vergangenes würde sich darin niederschlagen und in das Gegenwärtige mit einfließen. Für mich sind Sheldrakes "morphische Felder" ein guter Denkansatz.
Ich persönlich habe - wie vielleicht du auch? - schon die Erfahrung gemacht, dass Zukünftiges vorausgesehen werden konnte. Inwieweit aber auch Zukunft in einem solchen "morphischen Feld" vorhanden sein kann, ist mir schleierhaft.

Vielleicht ist Zeit etwas ganz Anderes, als wir sie empfinden? Vielleicht existiert sie nicht in sich, sondern ist nur eine "Arbeits-" oder "Lebenshypothese" des Menschen?


lydia h. antwortete am 26.03.01 (16:22):

hallo werner,
warum setzt du keine mailadresse? ich hätte dich gerne etwas gefragt. aber vielleicht hast du es vergessen, das passiert mir auch ab und zu:-)
gruss
lydia


blaettchen antwortete am 26.03.01 (17:01):

Wie Manfred Franz es so schön sagt: "das ruhige, wohlige Genießen der Zeit" kann man wahrscheinlich erst, wenn diese Zeit nicht mehr unendlich lang vor uns liegt sondern absehbar ist, also mit dem bewußten �lterwerden.
Drückt das Gedicht von Berthold Brecht dies nicht wunderbar aus?

Vergnügungen

Der erste Blick
aus dem Fenster am Morgen
Das wiedergefundene alte Buch
Begeisterte Gesichter
Schnee, der Wechsel der Jahreszeiten
Die Zeitung
Der Hund
Die Dialektik
Duschen,Schwimmen
Alte Musik
Bequeme Schuhe
Begreifen
Neue Musik
Schreiben, Pflanzen
Reisen
Singen
Freundlich sein.


friedrich antwortete am 26.03.01 (22:05):

Hallo Friedgard u. RosmarieSchmitt, bezüglich ZUKUNFT muß man eigentlich strikt verneinen, dass irgend jemand in sie hineinsehen könne und sie sozusagen vorhersagen könnte, denn ZUKUNFT entsteht immer erst gerade im allerletzten Gegenwarts-Zeit-Augenblick ---- das heißt, eine ZUKUNFTS-ZEIT ist überhaupt nicht vorhanden ----sondern nur unser gedankliches Wunschdenken ---- also in Wirklichkeit gibt es nur VERGANGENHEIT und GEGENWART ---
Albert EINSTEIN meinte : Nicht einmal GOTT könnte vorauswissen (( ?? vorausberechnen)), auf welcher Zahl letztlich ein zum Stillstand kommender Würfel liegen bliebe ----.


friedrich antwortete am 26.03.01 (22:10):

Hallo Heidi, was war zuerst da, das EI oder die Henne ?
der Mutterleib ist doch nur ein Brutkasten --- Woher weiß das EI, dass es ein Huhn werden soll ??


Sammy antwortete am 26.03.01 (22:16):

Für mich ist die ZEIT eine Umschreibung für "ANFANG bis ENDE".Diese Umschreibung füllen wir mit Leben aus.
Jeder wird sie individuell gestalten-für SICH und mehr oder weniger wertvoll und immer nach dem Motto >ALLES ZU SEINER ZEIT<. So läßt sich m.E. sogar der Ablauf eines TAGES mit dem ZEITRAUM eines LEBENS vergleichen.Je nach Anspruch kann
von einem erfüllten Tag, bzw. Leben gesprochen werden.
Erst ein unausgefüllter, überfüllter oder falsch geplanter Tagesablauf läßt uns zu der Erkenntnis kommen ZEIT vergeudet oder keine Zeit zu haben.


Claudine antwortete am 26.03.01 (22:25):

In Imre Kertesz' "Roman eines Schicksallosen"( aus dem KZ)gibt es die ergreifende Passage, in der er seine Erfahrung beschreib als eine, in der die � Zeit� eine gewichtige Rolle spielt. Ohne " die Zeit , die langsam vergeht,und die immer weiter geht, wie er selbst ,die langsam zu den unmenschlichen Orten und Zuständen führt, könnte man das nicht ertragen haben."
Auch darüber lohnt es sich einmal nachzudenken in unserer so friedlichen Zeit, in der es uns an nichts mangelt .
Grüße Claudine


Karl antwortete am 26.03.01 (22:35):

Ich würde gern noch einmal das von Manfred Franz geschilderte faszinierende Problem aufgreifen, warum im Alter die Zeit schneller zu laufen scheint. Er schreibt: "Das (scheinbare) schneller Werden der Zeit hat übrigens einfach mathematische Gründe. Für einen Säugling ist der 2.Lebenstag 50 % seiner Lebenszeit. Für einen Sechzigjährigen ist ein Tag nur noch 0,004 % des Lebens."
Diese Idee ist interessant, m.E. aber nicht der Grund. Wenn die Kapazität unseres Gehirns unbeschränkt wäre und jeder Zeitabschnitt mit der gleichen Menge von Informationen abgespeichert wäre, würde die erinnerte Zeit - und nur um diese geht es - im Alter nicht schneller ablaufen. Ein vergangenes Jahr ist für uns kurz, wenn wir uns nur an weniges aus diesem Jahr erinnern. Erinnern tun wir uns nur an besonders interessante Dinge. Im Kleinkindalter ist alles interessant, da neu. Im Alter geht alles seinen gewohnten Gang. Es wäre unökonomisch alles zu speichern, was wir sowieso schon kennen.
Die erinnerte Zeit ist das eine, die zu erwartende Zeit das andere. Ich kann mich sehr gut erinnern, wie ich als 8jähriger aus dem Fenster lehnte und darüber nachgedacht habe, dass es ja eine Ewigkeit dauern wird bis ich 30 bin. Den mathematische Effekt von Manfred Franz sehe ich eher bei der zu erwartenden Zeit am Werk. Wenn ich heute darüber nachdenke wie lange es dauern wird bis ich 80 bin, dann ist das keine Ewigkeit mehr.


Heidi antwortete am 26.03.01 (22:43):

"..Erinnern tun wir uns nur an besonders interessante Dinge. Im Kleinkindalter ist alles interessant, da neu. "Im Alter geht alles seinen gewohnten Gang".
.."

Richtig Karl, wenn man aber im Alter "Neues erlebt, neue Erfahrungen macht, wird man merken, dass in diesem Moment die Zeit wieder langsamer vergeht. :-))


Karl antwortete am 26.03.01 (22:53):

Einverstanden, Heidi


Manfred Franz antwortete am 27.03.01 (06:36):

Ihr habt ja Alle so recht. Die Ordnung in den Abläufen, der gewohnte Gang, die Ruhe, geben uns die Zeit, sie als solche zu genießen.
Zur Zukunft: Sie ist immer nur eine geistige Projektion, meist aus den Wünschen, Erfahrungen und Ereignissen der Vergangenheit heraus, wobei wir die Umstände stets als einigermaßen stabil annehmen. Gerade das ist aber der Knackpunkt: Sie, die allgemeinen und besonderen Umstände, ändern sich eben auch. Wer hätte vor, sagen wir 15 Jahren, ernsthaft geglaubt, dass der Sozialismus an sich selbst zerbrechen würde? Gehofft hatte es sicher Mancher- aber ernsthaft für möglich gehalten?


Rosmarie S antwortete am 27.03.01 (09:46):

>...bezüglich ZUKUNFT muß man eigentlich strikt verneinen, dass irgend jemand in sie hineinsehen könne...

Lieber Friedrich,

so sehe ich das auch: "EIGENTLICH"!

Ich weiß zwar, dass du fest von deiner Meinung überzeugt bist und sicher nur aus Höflichkeit das "eigentlich" eingeflochten hast, um mit deinen Gegenargumenten nicht zu hart zu wirken (danke! :-)), aber dennoch ist dieses EIGENTLICH für mich der springende Punkt.

Ich denke auch, dass Blicke in die Zukunft eigentlich nicht funktionieren können. Aber ich habe mal den Autounfall meiner Schwiegertochter ein paar Tage vorher "mitgeteilt" bekommen. Und jemand in meinem Umfeld hat mit allen Details den Unfall seines Sohnes Wochen vorher vorausgesehen...

Vielleicht ist unser naturwissenschaftliches Weltbild noch nicht vollständig?


Rosmarie S antwortete am 27.03.01 (09:56):

>Im Kleinkindalter ist alles interessant, da neu. Im Alter geht alles seinen gewohnten Gang. Es wäre unökonomisch alles zu speichern, was wir sowieso schon kennen.

Lieber Karl,

das leuchtet mir ein! Denn das Gehirn arbeitet ja auch sonst äußerst ökonomisch. Hinzu könnte kommen, dass das Gedächtnis auch nicht mehr so gut funktioniert wie in früheren Jahren, also auch "leicht Interessantes" nicht mehr abegspeichert wird.

Liebe Heidi,

deinem > "Neues erlebt, neue Erfahrungen macht, wird man merken, dass in diesem Moment die Zeit wieder langsamer vergeht. :-))möchte ich mich ebenfalls anschließen! :-))


Ricardo antwortete am 27.03.01 (11:18):

Um etwas Farbe in die Diskussion über den Wert der Zeit zu bringen, gebe ich einer Philosphin unserer Tage, Brigitte Weißhaupt (Zürich) das Wort:
Es ist die Frau, auf der das "Gewicht des Alltäglichen" besonders lastet, "die Frau als Sisyphos", die eine Hälfte der Menschheit hat sich auf Kosten der anderen von der Mühsal des Alltags weitgehend entlastet.
Selbstlosigkeit heißt das von den Männern verordnete Schicksal der Frauen, (auch was die Zeit anbetrifft).....(M.Rullmann u.a.: Philosophinnen II; 1995)

Als Student wohnte ich bei einem berühmten Freiburger Philosophen, man mußte "auf Zehenspitzen" laufen, damit der Meister denken konnte, so hat es mir seine Frau aufgetragen, alles Alltägliche wurde ihm aus dem Weg geräumt.
Was ist das für ein Denken?

Edith Stein, Philosophin aus Freiburg, hatte die Aufgabe, die Zettel ihres Professors(Husserl) mühsam, d.h. zeitaufwendig, zu ordnen um daraus "sein " Werk zusammenzusuchen, er selbst war nicht mehr in der Lage, sie zu entziffern.

Noch kein Philosoph hat ein Buch über das "Gewicht des Alltäglichen" geschrieben.
Zu wenig Zeit?
Hat nur der Zeit, der vom "Gewicht des Alltäglichen" befreit ist?


Wolfgang antwortete am 27.03.01 (16:20):

Es gibt scheinbar alles auf dieser Welt (und besonders im Web)... sogar einen Verein zur Verzögerung der Zeit e. V. - Die wollen dort, wo es sinnvoll ist, die Zeit verzögern und blinder Aktivismus ist ihnen ein Greuel. Deren Motto: "Ich verzögere, also bin ich !" *fg*

Verein zur Verzögerung der Zeit e. V.
https://www.s-line.de/homepages/wwall/VVZ.htm

(Internet-Tipp: https://www.s-line.de/homepages/wwall/VVZ.htm)


Heidi antwortete am 27.03.01 (16:22):

"...Selbstlosigkeit heißt das von den Männern verordnete Schicksal der Frauen..."

Leider kann ich hier nicht unterstreichen, sonst hätte ich *von den Männern verordnet* dick unterstrichen.

Lieber Ricardo, zu meinst es zwar gut mit uns Frauen, aber ich glaube es liegt an jeder Frau selbst, inwieweit sie bereit ist, dem Mann die "Alltäglichkeiten" abzunehmen und auch an jedem Mann selbst, inwieweit er bereit ist die Frau "auf den Händen zu tragen". :-)) Beides gibt es und keines von beiden ist erzwungen.

Interessanter an Deinem Beitrag ist die Frage, ob die alltäglichen Dinge oder Verpflichtungen zu den Zeitfressern gehören, ob sie uns die Zeit für das Wesentliche nehmen.

Bei einem guten Zeitmanagment (das kann man lernen) - Nein!

Außerdem lässt es sich bei so monotonen Aufgaben wie Bügeln, Wäscheaufhängen etc. ganz hervorragend denken (und dichten *g*) - die alltägliche Arbeit muss also keine verlorene Zeit sein.


Heidi antwortete am 27.03.01 (16:36):

Schöööööne Seite, Wolfgang :-))


Rosmarie S antwortete am 27.03.01 (16:51):

Ricardo zitiert Brigitte Weißhaupt:... "die Frau als Sisyphos", die eine Hälfte der Menschheit hat sich auf Kosten der anderen von der Mühsal des Alltags weitgehend entlastet.
> Selbstlosigkeit heißt das von den Männern verordnete Schicksal der Frauen...

Lieber Ricardo,
o, als Frau geht mir das Herz auf, wenn ein Mann solche Zitate bringt...:-))

Aber natürlich war und noch weniger _ist_ das nicht immer und überall so, wie B. Weißhaupt dies auf den Punkt bringt. Es gibt auch die umgekehrten Fälle... (und bei jüngeren Leuten scheinen mir die Gewichte wesentlich gleichmäßiger verteilt)
Aber in meinem Leben sah es tatsächlich oft so aus. Im Alltag, wenn auch die Frau berufstätig ist, das Kind groß zieht, den größten Teil des Alltagskrams bewältigt, und abends den Partner zufriedenzustellen versucht und sich für die gute Laune in der Familie verantwortlich fühlt, dann bleibt ihr tatsächlich wenig eigene Zeit...

Deshalb genieße ich es jetzt so sehr, a) Zeit zu haben, b) mich dem Luxus hinzugeben, mir Gedanken darüber machen zu können und c) ständig noch hochinteressante Anregungen zu diesem Thema lesen zu können!

Mit was für schönen Dingen die Zeit ausgefüllt sein kann, wenn sie nicht mehr im vollen Maß im Erfüllen von "Pflichten" besteht! :-))))


Claudine antwortete am 27.03.01 (17:55):

An Karl:
Perspektiven

Das große Glück noch klein zu sein
sieht mancher Mensch als Kind nicht ein
und möchte , daß er ungefähr
so sechzehn oder siebzehn wär �.
Doch schon mit achzehn denkt er : Halt,
wer über zwanzig ist , ist alt .
Kaum ist die Zwanzig knapp geschafft ,
erscheint die Dreißig greisenhaft.
Und dann die Vierzig , welche Wende !
Die Fünfzig gilt beinah� als Ende .
Doch nach der Fünfzig peu � peu
schraubt man das Ende in die Höh� .
Die Sechzig scheint noch ganz passabel
und erst die Siebzig miserabel .
Mit siebzig aber hofft man still :
ich werde achzig , so Gott will .
Und wer die Achzig überlebt ,
zielsicher auf die Neunzig strebt .
Dort angelangt zählt man geschwind ,
die Leute , die noch älter sind .

Schöne Grüße
Von Claudine









lydia h. antwortete am 27.03.01 (18:47):

so ein köstliches- und so wahres gedicht! ein echter genuss es zu lesen, DANKE Claudine!!


von Selasinsky,York antwortete am 27.03.01 (23:30):

Ja über die zeit könnte man romane schreiben.......
...über die gute,alte zeit..von denen die Eltern und großeltern schwärmten
von der gegenwart,als meine geschäftskunden bei terminabsprachen sagten......keine zeit
bis zu der weisheit ..zeit heilt wunden..in seelischer(liebeskummer)und körperlicher hinsicht
gruß an alle die sich hier so nett mit beiträgen beteiligt haben....auch besonders an heidi...gruß york


Ricardo antwortete am 28.03.01 (13:55):

Liebe Heidi
Zu deiner Antwort:
Auch ich glaube, dass die Alltagsbeschäftigungen zum Nachdenken ganz gut sein können.
Es ging mir gerade darum, dass ein Fehlen dieser Erfahrungen zu einem Verlust an Realität führt und dass der Philosphie gerade diese Seite des Lebens abgeht.
Philosophinnen können da vielleicht hilfreich sein...


Heidi antwortete am 28.03.01 (17:49):

"...dass ein Fehlen dieser Erfahrungen zu einem Verlust an Realität führt und dass der Philosphie gerade diese Seite des Lebens abgeht..."

Philosophie und Realität ...? Ich habe einige Zeit darüber nachgedacht, ob das eine das andere ausschließt und bin zu dem Schluß gekommen, dass das hieße �pfel und Birnen miteinander zu vergleichen. Das eine ist die Lehre - für mich meine Vorstellung vom idealen Leben oder besser meine Anleitung zum Leben :-)). Das andere ist der aktuelle Zustand - "ich" in meiner Umwelt.

Frage ist, braucht die Philosophie Realität? Ich denke schon. Ich muss ja erst einmal sehen was "ist" und dann darüber nachdenken (was könnte "sein" - wenn? Warum "ist" es so? Wo liegt der Ursprung ... etc.) .

Kann dann der Philosoph ohne die alltäglichen Erfahrungen des Lebens, wie in obigem Beispiel "das Sortieren der Notizzettel", noch "richtig" philosophieren? Das ist, glaube ich, abhängig vom Thema - denkt er über den Ursprung des Seins nach, sind die Notizzettel unerheblich (oder??). Denkt er jedoch über den Wert der Zeit nach - gehört diese alltägliche Tätigkeit zu den Dingen die er berücksichtigen muss.

Wie finde ich jetzt wieder den Bogen zurück zum Wert der Zeit? Vielleicht, dass ich jetzt 2 Stunden damit verbracht habe über den Wert der Philosophie nachzudenken, daraus nur etwa 10 Zeilen Text entstanden sind und ich dies durchaus nicht als verlorene Zeit betrachte :-)))


Heidi antwortete am 28.03.01 (17:55):

zur Ergänzung Zitat aus meinem Wörterbuch:

"Philosoph (gr.-lat. "Freund der Weisheit") jemand der nach dem letzten Sinn, den Ursprüngen des Denkens u. Seins, dem Wesen der Welt, der Stellung des Menschen im Universum fragt; ...; jemand der gern philosophiert, über etwas nachdenkt, grübelt;..."


W.Strübing antwortete am 28.03.01 (20:38):

Die Zeit wird nicht besser.:

Darum.: Sorge Dich nicht , Lebe.


Christel antwortete am 28.03.01 (21:11):

>Zeit nicht verschwenden, vergeuden, vertun, das Leben nicht aufschieben;
Last des Alltäglichen, die Zeit kostet und hauptsächlich von Männern den Frauen aufgebürdet wird<
Seit ich die so erfreulich zahlreichen und interessanten Beiträge zum Thema "Zeit " gelesen hatte, fragte ich mich besorgt: Vergeudest du deine Zeit? Selbst im Schlaf fuhr ich hoch: "Ist das jetzt Zeitverschwendung?"
Ich versuchte sogar, eine ganze Stunde lang absichtlich meine Zeit zu verschwenden. Versuchte es mit Nichtstun, aber da gingen die Gedanken spazieren und brachten mir Freude ein. Ist es Zeitverschwendung, sich zu freuen? Das kann doch nicht sein.
Schließlich kam ich dahinter: Verschwendung kann es nur geben, wenn man ein ganz bestimmtes Ziel im Auge hat. Erreiche ich es nicht, kann es sein, dass ich die dafür genutzte Zeit als Verschwendung empfinde.
Wichtig für mich ist auch, ob ich eine Beschäftigung mit Liebe ausführe. Niemals kann es dann eine verschwendete Zeit sein. Das Alltägliche ist bei mir zu Hause wie bei den meisten Menschen äußerst vielfältig. Es gibt für mich einiges davon, das Spaß macht. Die Kunst ist nur, einen erträglichen Wechsel zwischen erfreulichen und unangenehm empfundenen Tätigkeiten zu organisieren.

Dass manche Männer versuchen, Frauen zu knechten, steht auf einem anderen Blatt. Ich finde, dagegen hilft nur, ihnen Kompromisse abzuringen oder sich offen zur Wehr zu setzen und wenn es sein muss, sie auch zu verlassen. Ich kenne Frauen, die diesen Schritt mutig gegangen und heute froh darüber sind. Niemand hat das Recht, anderen Menschen die Freude an ihrer Lebenszeit durch Knechtschaft zu vergällen.


Bruno antwortete am 29.03.01 (21:54):

christel, du mußt ja einen schrecklichen Ehemann - oder andere männer - gehabt haben. Knechtschaft, jessas.Und du warst ganz die naive, unschuldige - das Opfer??????
Aber bei Männern - und die stempelst du ja hier zu Tätern ab,
und dich selbst als das - unschuldige - Opfer, und Frauen und in der Beziehung zu einander kann man nur sagen:
Es gehören immer zwei dazu, einer der macht, und eine, die machen läßt.
Ich stimme dir zu, daß in einer solchen Beziehung die schnelle Trennung das beste ist.


Helga, S. antwortete am 29.03.01 (23:40):

Meine Devise ist :

Verbringe nicht die Zeit mit der Suche nach einem Hindernis, sondern vertraue auf das was du kannst !


Rosmarie S antwortete am 30.03.01 (09:50):

> Helga, S. schrieb am 29.03.01 (23:40):
>
> Meine Devise ist :
>
> Verbringe nicht die Zeit mit der Suche nach einem Hindernis, sondern vertraue auf das was du kannst !

Liebe Helga,

das ist ein gutes Motto, ganz besonders im Beruf!

Im übrigen Leben sind bei mir schon zuviel Einbrüche von außen, aber auch jede Menge Glücksfälle auf mich zugekommen, so dass mich der Gedanke an meine eigenen Kräfte nicht ausschließlich tragen könnte. Ich tue darum einen ganz irrationalen Schritt und vertraue auf mein Schicksal... :-))) Mir kommt immer wieder in den Sinn: Ich liebe das Leben, und das Leben liebt mich. :-)))) Dieser Blickwinkel lässt mich bei Problemen dann wenigstens die Schlupflöcher leichter finden...


Wieland Wall antwortete am 30.03.01 (14:20):

Werte Diskussionsteilnehmer

Es ist doch interessant, zu welchen vielseitigen Gedanken die Frage nach dem Wert der Zeit führt. Viele Dinge haben mich sehr zum Nachdenken angeregt (positiv und auch negativ).
Seit Jahren beschäftige ich mich mit dem Thema Zeit: unzähliges habe ich gelesen, mehr als tausend Aphorismen gesammelt und schier unendlich lange über sie nachgedacht. Doch was die Zeit ist und welches ihr Wert?, ich vermag es nicht zu sagen. Es gibt keine allumfassende Definition der Zeit!
Ich will an dieser Stelle Martin Heidegger erwähnen: Wir haben ein Dasein und dies fordert uns zur Auseinandersetzung mit den Themen Sein und Zeit heraus. Das wir dabei nicht zu endgültigen Lösungen gelangen, sollten wir mit Gelassenheit (um es mit Seneca zu sagen) ertragen, keinesfalls aber den Fragen ausweichen oder sie verdrängen (nach meiner Meinung waren die Verdrängungsmöglichkeiten nie so vielfältig wie heute).
Diese Auseinandersetzung ist ein wichtiger Bestandteil meines Lebens. Hierin beschäftige ich mich mit mir selbst, besinne mich auf meine eigene Existenz, kann ausgehend von mir selbst für mich Antworten finden. Häufig erfahre ich dabei, was mir wichtig ist; wofür ich meine begrenzte, noch verbleibende Lebenszeit (unabhängig von einer möglichen Ewigkeit) einsetzen möchte. In diesem Zusammenhang verstehe ich auch Seneca, der schreibt: Es ist nicht wenig Zeit die wir haben, mein lieber Lucilius, es ist vieles was wir nicht nützen.
Weiterhin viel Spaß bei dieser Diskussion.

(Internet-Tipp: https://www.s-line.de/homepages/wwall/VVZ.htm)


Marianne Otto antwortete am 30.03.01 (14:28):

Es hat mir ganz besonders gefallen, was Du, liebe C h r i s t e l, zum Thema "Wert der Zeit" geschrieben hast. Spielerisch und nachdenklich bist Du damit umgegangen. Hast Ideen, wie man sie auskosten kann - die Zeit und dadurch Zeit gewinnt. Für sich.

B r u n o, hast Du denn nicht gemerkt, daß Christel, wenn sie Ricardos Worte über die Männer interpretiert, die sich auf Kosten der Frauen Zeit "verschaffen", nicht gerade ihre eigenen Erfahrungen preisgibt? Und meinst Du wirklich, daß es solche "ausbeutenden" oder gar gewalttätigen Männer nicht gibt? Dann bräuchten wir ab sofort auch keine sogenannten "Frauenhäuser", in die sich geschlagene und unterdrückte Frauen flüchten können.

Wenn Du gar meinst, die Frauen, die von ihren Männern gedemütigt und dominiert werden, seien selbst an ihrem Schicksal Schuld. Oh, dann siehst Du die Welt aber sehr einseitig und wohl vom Manne aus.

Ich kann nur sagen, daß das Leben nach einer Trennung, selbst wenn man mit drei kleinen Kindern allein bleibt, noch beglückend sein kann. Plötzlich findet man bei allen Pflichten und in allem Trubel die nötige
Z e i t , sich an klitzekleinen Dingen zu freuen.

Und erst einmal als Rentnerin! Mein Sohn sagt immer:
"Mutter Du hast ja jetzt alle Zeit der Welt", ja so ist es hoffentlich noch ein Weilchen.
Paula


Heidi antwortete am 30.03.01 (22:32):

Zum Auflockern :-))

Zeitverwirrung

Wenn ich von morgen schreibe
ist morgen bereits heute
und heute wird gestern sein.

So wünsche ich mir nur,
daß morgen sei wie heute,und
daß heute nie zum gestern werde.

hl


Bruno antwortete am 01.04.01 (21:39):



> Danke für deine scharfe Entgegnung. Du kannst gar nicht beurteilen,
> wovon ich geredet habe, denn warst du schon einmal mit einem Mann
> verheiratet, he? Und wie man sich da als geknechtetes Opfer fühlt
> kannst du überhaupt nicht ermessen! Bestimmt unterjochst du dein Weib
> gnadenlos. Frag sie, frag sie!

CuANe, ich hab sie gefragt, meine Frau meine ich.Sie hat ja gesagt, ja!!! sowas, mein ganzes
Leben bricht zusammen, ich dachte immer, sie liebt mich und macht alles
gern für mich. Nix da. Sie ist geknechtet. Und mir fällt es wie Schuppen
von den Augen.
jetzt gehen wir beide in therapiegruppen, getrennt, versteht sich. Sie
geht in die Gruppe für Frauen , thema: Wenn Frauen zu sehr lügen, und ich in die Männer- Gruppe, Thema: Wenn Männer zu sehr liegen.
Es hilft schon jetzt. Jetzt können wir uns beide arrangieren mit dem status quo. Alles bleibt erstmal so (Rat des Therapeuten), wie es ist, aber wir können uns und alles andere besser akzeptieren. wunderbar, jetzt kann der Frühling kommen.
Danke für die Lebenshilfe.
Bruno>


caravella antwortete am 01.04.01 (22:08):


An Bruno,
Ja, Deine Frau möchte ich nun echt nicht sein!! was für ein gehässiger frustrierter Mensch musst du sein!! Da greifst du zu unrecht eine Teilnehmerin (christel) an, die, wie es Marianne auch verstand, spielerisch und nachdenklich, und eben als ANTWORT auf Ricardos (eines Mannes!!) Beitrag reagierte.
Und nun brummst Du schon wieder (zu wem eigentlich??) so unverständiges verwirrtes Zeugs. Warum muss denn in diesem schönen Forum immer jemand für gehässigkeit sorgen und anderer Leute Meinung auf so primitive Art in den Dreck ziehen?


Marianne Otto antwortete am 02.04.01 (10:17):

Oh Bruno,
ich kann nicht glauben, daß Du das wirklich geschrieben hast. Ich habe Dich in Büsum kennen gelernt und Du warst so liebenswert und erzähltest uns, daß Du allein lebst und Dich darum so engagierst für ein wünschenswertes gemeinsames Wohnen im Alter mit Deiner "Wahlfamilie".

Und jetzt dies. Du zitierst in Deinem letzten Beitrag, was a n g e b l i c h "CuAne", also Christel an Dich geschrieben hat. Falls sie das geschrieben hat, dann aber nicht öffentlich in diesem Forum.

Und dann gehst Du mit diesem sensiblen Thema (Leid der Frauen unter dominierenden Männern) so unsachlich und gar z y n i s c h um. Ich bin sprachlos. Das kannst nicht Du sein?! Was bedeutet das? Ich kann es nicht verstehen.

Mit solch einer Einstellung zum Leben ist man keine Bereicherung für eine Wohngemeinschaft.
Paula


Christel antwortete am 04.04.01 (08:52):

Bruno, nie wieder schreib ich dir privat, wenn du das öffentlich zitierst und noch dazu nur einen Teil davon! Wie steh nun ich, wie stehn wir beide da! Bisschen lustig machen wollt ich mich über dich, ernst konnte ich dir nichts mehr entgegensetzen, denn das hatte Marianne schon ganz in meinem Sinne getan. Lustig machen wollt ich mich über d i c h, um Gottes Willen nicht über diejenigen Frauen, die ein beklagenswertes Schicksal an der Seite ihres Mannes haben. - Du hast mich schon verstanden, denke ich, denn so hab ich deine Antwort aufgefasst, sie galt nur m i r (ein Gegenschlag!) und war nicht prinzipiell. Mit der Bitte um Verständnis an Marianne und Caravella
Christel


Wolfgang antwortete am 04.04.01 (09:51):

Vielleicht, doch noch einmal zurück zum Ausgang des Themas, zu SENECA... Irgendjemand hat gefragt, wo es diesen Text online zu lesen gibt. Bei LATEINONLINE.de kann man das. Die haben eine Fülle von übersetzten Texten zusammengetragen:

https://www.geocities.com/lateinonline/index.htm

Der Text, um den es hier geht, ist der erste Brief von Senecas Alterswerk "Buch der moralischen Briefe" (insofern sind das also die Ansichten eines alten Mannes, was die Sache etwas relativiert):

https://www.geocities.com/lateinonline/Seneca1.htm

Der letzte Teil des Briefes über die Zeit ist voller Weisheit, deshalb möchte ich ihn hier zitieren... in meiner eigenen - zugegeben - ziemlich freien Übersetzung *fg* (auf der o.a. Seite liest es sich etwas anders):

"... Du aber (Lucilius), wahre Deinen Teil (an Zeit) und fang rechtzeitig damit an. Denn, wie unsere Vorfahren schon wussten: Zu spät kommt die Sparsamkeit, wenn das Fass erst leer ist - ganz unten bleibt nicht nur sehr wenig, sondern auch sehr Schlechtes." ;-)

(Internet-Tipp: https://www.geocities.com/lateinonline/Seneca1.htm)


Karl antwortete am 04.04.01 (09:59):

Hallo zusammen,


ein wenig betrübt bin ich schon, wie ein gutes Thema solch eine Wendung nehmen kann. Aber wir kennen ja das Kinderspiel, einer flüstert seinem Nachbarn eine Geschichte ins Ohr, dieser dem Nächsten etc. Und wenn sich der Kreis schliesst ist nichts mehr von der ursprünglichen Geschichte übrig. Ganz ähnlich läuft das manchmal hier in den Foren. Das ist kein Vorwurf! Es ist ebenso. Trotzdem oder vielleicht deshalb (?) war es interessant, diese Diskussion zu verfolgen.
In der Diskussion wurde Stephen W. Hawking bereits erwähnt. Jeder der seine mechanische Computerstimme schon einmal live gehört hat, ist tief bewegt. Ich erlaube mir hier einen Hinweis auf sein Buch zur "Geschichte der Zeit".

(Internet-Tipp: https://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3499605554/derseniorentimin/)


Karl antwortete am 04.04.01 (10:08):

Hallo Wolfgang,

deinen Beitrag (danke!), hatte ich noch nicht gesehen.

MfG Karl


Rosmarie S antwortete am 04.04.01 (15:57):

>...Und wenn sich der Kreis schliesst ist nichts mehr von der ursprünglichen Geschichte übrig. Ganz ähnlich läuft das manchmal hier in den Foren.


Lieber Karl,

ja, so ist es! Wenn sich dann irgendwo jemand verletzt fühlt, ist das traurig, und sicher bedauert jeder hier eine solche Wendung.
Aber prinzipiell bin ich sehr froh, dass wir hier alle frei sind, unsere Gedanken an irgendeinem Stichwort festmachen zu dürfen. In der Schule früher hätte dann sicher darunter gestanden "Vom Thema abgekommen". Ui, war das jedesmal eine Zurechtweisung, wo es einen doch so schön fort gerissen hatte... :-)))) Und heute sind wir frei und dürfen unsere Gedanken dorthin reisen lassen, wo es uns lohnend erscheint! Das ist doch auch ein Gewinn!

Stephen Hawking finde ich auch einen bewundernswerten Menschen. Seine Größe als Astrophysiker kann ich zwar nicht ausloten, aber seine "Kurze Geschichte der Zeit" hat mich auch fasziniert. (Das war das letzte Buch, was ich aus diesem Bereich noch "verstanden" zu haben glaubte. Ein Bekannter von mir - Physiker und Mathematiker - monierte, er würde es leider, leider nicht verstehen. So unterschiedlich sind halt die Ansprüche. Ich war einfach froh, den grundlegenden Gedanken ganz grob folgen gekonnt zu haben. Er wollte wirklich nachvollziehen und verstehen... :-))))
Besonders bewundernswert an Hawking finde ich aber seinen eisernen Willen, trotz seiner schweren fortschreitenden Erkrankung sich ganz einer Sache hinzugeben und sich nicht in Selbstmitleid aufzugeben.


Wolfgang antwortete am 06.04.01 (10:27):

"Vom Wert der Zeit" heisst das Thema... Aber in der modernen Welt hat Zeit eigentlich keinen Wert an sich. Wie alle anderen Dinge in dieser Welt auch keinen Wert an sich haben. "Zeit ist Geld", sagt man zum Beispiel, und drückt damit aus, dass Zeit für etwas Anderes verwendet wird: Geld, Wohlstand, Macht... Zeit ist im modernen Denken eine Ressource, wie zum Beispiel die Natur auch. Diese Ressource(n) gilt es, gnadenlos auszubeuten. Zeit wird deshalb in grossem Stil eingespart, um sie woanders nutzbringender und vor allem rentabler einzusetzen.

Diese Strukturen sind es, dass moderne Menschen kaum Zeit haben. Wachstum, Tempo, Fortschritt, Dynamik... wie beschwörende Gebete werden diese Begriffe des Kampfes gegen die Zeit tagtäglich verbreitet. Die immerwährende Hatz nach einem angenehmen und immer angenehmeren Leben verbraucht dann die Zeit, die sie doch eigentlich sparen wollten. Währenddessen vergeht das Leben...


Christel antwortete am 06.04.01 (15:59):

Kleine irdische Wichte erlauben sich einen Schlenker ins Zwischenmenschliche inmitten der Zitate göttlicher Philosophen. Was für eine Zeitverschwendung! (Womit wir wieder beim Thema wären.)


Georg Segessenmann,alias Georg von Signau antwortete am 08.04.01 (11:22):

Als ich noch jung war, da strichen die Jahre wie Kilometersteine an mir vorbei, heute wie die Staketen eines Gartenhages!
Was ist denn Zeit eigentlich? Ich behaupte: Zeit ist Bewegung.
Stellt euch vor, es gäbe keine Gestirne, die unentwegt ihre Bahnen ziehen; keine Luft, die uns zärtlich streichelnd über das Gesicht schmeichelt; kein Bächlein, das fröhlich plaudernd uns am Wegrand begleitet; keine Blumen, die wachsen und uns mit ihren bunten Farben und mit ihren berauschenden Düften kitzeln; keine Rehe, die am Waldessaum friedlich äsen oder uns fragend in die Augen schauen.
Das alles gibt es doch nur, weil es Bewegung gibt!
Was überhaupt ist denn "Gestern", "Heute", "Morgen"?
Könnte es sein, dass alles gleichzeitig, nur in oder auf anderen Zeitebenen stattfindet? Könnte es sein, dass Menschen, die in die Zukunft blicken können, nichts anderes tun, als sozusagen einen Deckel über ihrem Kopf zu öffnen, damit sie ihren Kopf in die nächste Zeitebene strecken können?
Genug spintisiert? Mit dem Thema "Zeit" befasse ich mich seit meiner frühesten Jugend. Einen Teil meiner Gedanken habe ich in meinem 3. Roman festgehalten. Man kan diesen unter
"Autoren im ST/Romane"
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/seniorentreff/de/autoren/Georg_Segessenmann/Eden/EDEN.html

Ich grüsse Alle herzlich

Schorsch