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THEMA:   Videoüberwachung

 19 Antwort(en).

Ellen Kluge -e-l-e-n-a- begann die Diskussion am 04.05.01 (13:32) mit folgendem Beitrag:

Mit Gänsehaut und Grausen lese und höre ich von totaler Videoüberwachung der Städte als Verbrechensprävention. In London soll es schon zu 70% diese Installationen geben. Obwohl ich als "normaler" Bürger nichts zu befürchten habe ist mir der Gedanke fürchterlich nun bald ganz gläsern zu sein. Schon die Benutzung einer Kreditkarte gibt ja über meine Beweglichkeit oder mein Tun reichlich Auskunft, auch daran habe ich mich erst gewöhnen müssen, aber nun auch optische Totalüberwachung, muss das sein?

(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/hp/kluge/)


Rosmarie S antwortete am 04.05.01 (14:09):

Liebe Ellen,

eine Stimme in mir sagt: "Das solltest du ganz genauso empfinden! Wehr dich gegen die totale Überwachung!"
Und dennoch, wenn ich abends allein durch die Mannheimer oder eine andere Großstadt-Innenstadt müsste, empfände ich Video-Kameras der Polizei doch eher tröstlich als beunruhigend...
Ich wohne in einer Kleinstadt mit hoher Drogenkriminalität. Da wäre mir eine Kamera in mancher Unterführung oder selbst in einem Park ganz angenehm.
Denn wo zunehmend Anonymität herrscht, wo also Brutalität und Kriminalität nicht mehr durch ein funktionierendes soziales Netz abgefangen werden können, und wo ständig Einsparungen am Polizeipersonal vorgenommen werden müssen, da empfinde ich Kameras als zwar schlechte, aber eben doch als Alternative.

Herzlich
Rosmarie


Almex antwortete am 04.05.01 (16:04):

Elena,
es ist ein Wechselbad der Gefühle - man würde sich über eine Überwachung zum eigenen Schutz zwar freuen, aber man möchte natürlich anonym bleiben.
Nur - die Frage nach dem "Täter - Opfer - Prinzip": warum muß es so etwas überhaupt geben ?
Doch nur, weil es immer wieder Menschen geben wird, die nur aus Gier, Sucht oder anderen Gründen Menschen bewußt und vorsätzlich Schaden zufügen wollen.
Was ist das geringere Übel ? Daß von Videoüberwachungen Täter abgeschreckt werden glaube ich auch nur bedingt, welcher Bankräuber geht schon unvermummt zum Überfall ?!
In den USA ist es (oder war es) früher üblich, daß von allen, die zur Armee kamen, Fingerabdrücke genommen wurden - gut, viele wurden darauf hin nach einer Straftat schneller ermittelt, aber eine Vorbeugung war es sicher auch nicht.
Wie gesagt - ein Wechselbad der Gefühle - ich persönlich habe nichts zu verbergen und wäre mit einer Überwachung jederzeit einverstanden, solange diese Daten auch wirklich nur von wenigen als zuverlässig überprüften Menschen verwendet werden können.


seewolfbarney antwortete am 04.05.01 (17:34):

liebe elena ...

waren das nicht gute zeiten, als - zB in Hamburg noch in den 60er jahren - ständig eine 2mann-schutzpolizeistreife zu fuß durch jedes viertel ging, jeden grüßte, an jeder stark frequentierten kreuzung ein verkehrspolizist für ordnung und fluß sorgte...

auch damals waren wir für den staat sichtbar, wenn auch ohne namensschild am revers. ein solches tragen wir doch heute auch nicht... aber: unser volk ist zu geizig und zu uneinsichtig, um genügend finanzielle mittel durch die gremien bereitsstellen zu lassen, damit eine gut ausgebildete und ausgerüstete polizei eben wieder präsent sein kann...

...und solange der bürger immer dann nach der polizei ruft, wenn es ihm persönlich an den kragen gehen soll, demgegenüber jedoch die polizeibeamten in der öffentlichkeit als die letzten, dümmsten und schlechtesten zeitgenossen behandelt werden, wenn es gilt, sich an die verkehrsregeln zu halten, solange junge bereitschaftspolizisten mißbraucht werden, um verrücktgewordene bahnstreckenblockierer eigenhändig von den geleisen zu tragen - solange wundere ich mich über gar nix mehr.

dann ruhig kameras und andere technische tricks - um wenigstens die illusion von sicherheit zu verstärken...

germania - quo vadis?


Johannes Michalowsky antwortete am 04.05.01 (19:04):

Was gemacht werden kann, wird auch gemacht, genutzt, mißbraucht. Ich fürchte, hier wird das Instrumentarium vorbereitet für Leute, von denen wir hoffen, daß sie nie Macht über uns erlangen. Wie "gut" war doch die Stasi, und wie hätten die sich die Finger geleckt nach den technischen Möglichkeiten, die es heute gibt und die sich immer weiter verbessern werden. Da würde ich lieber auf so manche Videokamera verzichten und dann eben nicht durch diese Unterführung oder jene einsame Straße wandeln, wenn es dort ungemütlich scheint.

(Internet-Tipp: https://www.rewi.hu-berlin.de/Datenschutz/DSB/SH/material/themen/video/videomv.htm)


Johannes Michalowsky antwortete am 04.05.01 (20:58):

Ein Weiteres - das Thema lässt mich nicht los):

Es geht doch um eine Überwachung der Einhaltung von Recht und Gesetz und der vorsorglichen Beschaffung von Beweismaterial für den Fall, daß Übertretungen erfolgen. Es geht aber auch darum, Verdachtsmöglichkeiten zu beseitigen.

Die Frau, die den Frankfurter Hauptbahnhof auf der Suche nach einen Parkplatz umrundet, landet zwischen Taschendieben und Nutten auf der Polizeiwache. Der junge Mann, der seiner Freundin ein Briefchen zusteckt, wird des Drogenhandels verdächtigt. Wer seinen Hosenstall nicht richtig zu hat, könnte - au wei geschrien - ein Exhibitionist sein. Wer mit einer Aktentasche die Grenze von der Schweiz her überschreitet, könnte Schwarzgeld darin haben.

Und wie ist es z.B. mit Vergewaltigung in der Ehe? Ein bislang schwer zu beweisender Straftatbestand. Wäre es da nicht wunderbar, wenn in jedem ehelichen Schlafzimmer eine Videokamera installiert würde - man kann ja nie wissen? Da ließen sich doch künfitg solche Delikte genau so hübsch beweisen wie heute eine Geschwindigkeitsüberschreitung, die, da bequem und einnahme trächtig, schon jetzt zum Albtraum der Big Brother-Zukunft geworden ist?

Wir Senioren sollten da weniger an uns als an unsere Jugend denken. Was staatliche Bevormundung, Überwachung, Kontrolle nach sich zieht, haben doch genau wir zur Genüge kennen gelernt.

(Internet-Tipp: https://www.cdu.de/politik-a-z/familie/kap75.htm)


Johannes Michalowsky antwortete am 04.05.01 (21:14):

Es geht nicht oder nicht nur um geschlechtsspezifische Bedrohung, das ist nur eine der Spielarten. Es geht um die Einschränkung der individuellen Freiheit schlechthin. Würdest Du gerne unter dem Verdacht der Prostitution auf einer Polizeiwache landen, nur weil Du abends am Frankfurter Hauptbahnhof - sicherheitshalber vom Auto aus, das macht Dich aber ganz besonders verdächtig!!! - nach einem Briefkasten gesucht hast? Übrigens mit sofort veranlasster einschlägiger medizinischer Untersuchung, ist verbürgt.

Ich selber bin - noch unaufgeklärt - auch schon mal im Bett eines geilen Bockes gelandet, das kann also auch männlichen Wesen passieren, Ihr Frauen solltet nicht immer nur Euren eigenen Nabel betrachten.

Das alles sind jedenfalls Anfänge, es geht weiter, sei sicher, und solche �ußerungen wie die Deinen geben den Gauweilers, Kanthers und Schilys unter uns die Handhabe und den öffentlichen Konsens, die Schraube uns allen weiter zuzudrehen, zum Wohle ihrer Nachfolger, von denen wir nur hoffen können, daß sie wenigstens weiterhin in staatlicher Rechtlichkeit, so wirkungsarm die auch ist, eingebunden bleiben.


Nick antwortete am 04.05.01 (22:06):

Und was ist dann, wenn einer andere Menschen photografiert, die Bilder in seine Homepage stellt und anmerkt, dass die Abgelichteten es nicht wissen?


Johannes Michalowsky antwortete am 05.05.01 (00:04):

Das kann ich ganz schnell aufklären, das ist meine private HP, also nicht die vom Seniorentreff, das kann man sehen unter

/seniorentreff/de/hp/michalowsky/

sind sehr gelungene Aufnahmen (habe privat noch viel mehr davon), auf die ich stolz bin und die mir manche neiden.

(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/hp/michalowsky/)


Ellen Kluge -e-l-e-n-a- antwortete am 05.05.01 (00:07):

Liebe Ursel,
ich habe wunderschöne Fotos von ganz alten, gelebten Gesichern gemacht, die mich sehr angesprochen haben und diese dann in meine Homepage gestellt. Es gibt auch Fotos von einer Feria in Malaga und dort sind Prunkwagen mit verschiedenen Menschen zu sehen, diese habe ich ebenfalls veröffentlicht. Aber ebenso wie Fernsehaufnahmen für die Nachrichten gemacht werden, habe ich eben Fotos geschossen, das geht zwar an unserem Thema vorbei, aber ich denke Nick meint genau das.
Grüsse an dich.
-e-l-e-n-a-

(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/hp/kluge/)


Johannes Michalowsky antwortete am 05.05.01 (00:48):

Liebe Ursel,

na, z.B. diese:

"Obendrein kann ich mich, gerade ja in den Wintermonaten, nicht schon gegen 17 Uhr in die Wohnung wegsperren."

Also man her mit der staatlichen Überwachung, die können wir dann auch gleich für Anderes brauchen.

Vielleicht machst Du Dir die Mühe, unten stehende URL anzuklicken!

(Internet-Tipp: https://www.stud.uni-siegen.de/markus.fick/us/us.html)


Nick antwortete am 05.05.01 (10:29):

Ich habe bewusst keine Namen genannt. Es gibt viele, die das machen. Einige sind mir bekannt. Aber ich möchte mein Konterfei auf keinen Fall in einer fremden Homepage vorfinden. Vor allen dann nicht, wenn ich ungefragt abgelichtet werden sollte. Es gibt so etwas wie das Recht auf das eigene Bild.
Eine Diskriminierung oder eine persönliche Anfeindung ist nicht gemeint oder gewollt.
Der Vorwurf einer persönlichen Feindschaft wird hier schnell gemacht und dann ist der Beitrag weg.


nick antwortete am 05.05.01 (11:32):

Ich ziehe mir keine Schuhe an, die mir nicht passen. Ich habe eine eigene Meinung und ich stehe dazu. Mit Kritik kann ich leben, andere nicht.


Sammy antwortete am 05.05.01 (15:31):

Ein Vorschlag für die "SENIOREN-KAMPFARENA";
wie wärs mit Verbesserungsvorschlägen für die Zukunft?
1. Überwachungskameras schalten sich nur bei Gesetzesüber-
tretungen ein.
2. Alle Handlungen werden gesetzlich vorgeschrieben.
(Parkplatzsuche, Briefkastensuche,Schlafzimmertätigkeiten,Photografieren
usw., usw.
So findet dann der "Gesetzestreue" ein "Paradies" - ohne
persönliche Beeinträchtigungen vor!!!!

Oder wir erziehen uns und unsere Nachkommen zur richtigen
Freiheit (auch bessere Demokraten): "DIE FREIHEIT BESTEHT DARIN,DASS MAN ALLES TUN KANN,WAS ANDEREN NICHT SCHADET"


Lotte antwortete am 05.05.01 (23:50):

Wie hieß doch das Buch von O.W. "1984" (the big brother is watching you). Erschreckend, was der Autor damals schon so treffend in seinem Buch beschrieben hat.
Wenn ich wirklich "so" überwacht leben müßte, daß würde mich aufregen. Wir werden z.B. schon seit Jahren in der U-Bahn bzw. im Innenstadtbereich durch Kamera gesichtet, gestört hat das so gut wie niemanden. Dadurch werden unangenehme Personen herausgefiltert, überprüft und evtl. vorläufig von den entsprechenden Plätzen entfernt.
Außerdem gibt es doch eh schon Sateliten, die punktgenau herausheben können, was wir tun.
Ich denke es ist viel zu spät, um sich über so etwas aufzuregen. Der Mensch ist gierig danach, ständig die neueste Technik zu bekommen- aber die Konsequenz daraus will er nicht tragen.
Das ist eigentlich ein unerschöpfliches Thema, deshalb lasse ich es für Heute gutsein.


Ellen Kluge -e-l-e-n-a- antwortete am 06.05.01 (15:50):

Lieber Seewolf,
du hast meine Gedanken genau auf den Punkt gebracht. Ich bin froh, dass noch immer junge Leute bereit sind, bei dem mageren Gehalt, den Beruf eines Polizisten zu ergreifen, denn ich kann mich des Gefühls nicht erwehren: sie sind der Ar... der Nation. Tun sie etwas werden sie an die Wand geschraubt, tun sie nichts finden sie sich ebenfalls dort wieder.
Ein kleines Beispiel: Da gibt es in manchen Städten sog. Drogen-Viertel, die kameraüberwacht und observiert werden. Es werden Dealer festgenommen, die 2 Stunden später genau an dieser Ecke wieder auftauchen (zu jung, fester Wohnsicht usw.) Was hilft da der ganze Aufwand? Andererseits geraten dann unbescholtene Bürger in die Falle. Es fällt mir dabei schwer den typischen Spruch zu akzeptieren: wo gehobelt wird, fallen Späne, das kann es ja wohl nicht sein.

-e-l-e-n-a-

(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/hp/kluge)


Werner Gans antwortete am 08.05.01 (15:10):

Hallo zusammen,

ich finde diese Diskussion auch aus folgendem Grund interessant. Zu einer Zeit als noch niemand an Videokameras dachte, suchten viele Schutz und Trost "im Auge das alles sieht". Die absolute Freiheit gab es demnach noch nie, im Gegenteils - damals wurde bis in den letzten Winkel überwacht.


Manfred Franz antwortete am 09.05.01 (07:10):

Meine Meinung dazu: Wenn ich mich in der �ffentlichkeit bewege, habe ich doch ohnehin keine Tarnkappe auf. Ich weiß das und kann mich danach reichten. Weil die Überwachung an bestimmten, dazu auch noch besonders ausgewiesenen und bekannt gemachten Plätzen lediglich der besseren allgemeinen Sicherheit dient, ist das m.E. nach i.O. Polizisten auf Streife können doch ebenso zu falschen Schlüssen verleitet werden, wenn sie etwas ihrer Meinung nach Verächtiges sehen.


seewolf antwortete am 10.05.01 (20:18):

lieber manfred -

ist es nicht ohnehin eher so, daß sehr viele zeitgenossen sich heftig darüber beklagen, daß sie nicht genug beachtung finden; daß deshalb der trieb, in einer der unsäglichen talk-shows in großaufnahme zu "ercheinen" offenbar weiter zunimmt; daß es schon deshalb als wenig glaubwürdig erscheinen muß, wenn "man-frau" sich über eine "aufnahme" durch ein überwachungsgerät an öffentlich zugänglicher stelle ereifert - und im selben atemzug nach mehr "sichtbarer" polizeipräsenz verlangt?


Georg Segessenmann antwortete am 13.05.01 (19:12):

Wenn ich mich auf öffentlichen Plätzen bewege, nehme ich in kauf, von vielen Mitmenschen gesehen und beobachtet zu werden. Kommt es denn da noch darauf an, dass mich ein paar Hüter der Ordnung mitsehen? Ich meine: Tue ich niemandem etwas zuleide, können dies meinetwegen hunterttausend Mitmenschen sehen. Grund zur Beunruhigung kann doch nur haben, wer aus irgendeinem Grund die �ffentlichkeit scheut. Und: Wer wäre denn nicht froh wenn ihm etwas zustösse, wäre da jemand, der ihm zu Hilfe kommen könnte oder doch Zeuge wäre?

Schorsch