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THEMA:   Max Schmeling vs. Joe Louis (1938)

 11 Antwort(en).

Mina Genenz begann die Diskussion am 29.05.01 (12:03) mit folgendem Beitrag:

Sehr geehrte Damen und Herren,

mein Name ist Mina Genenz und ich bin Studentin an der Universitaet in Bonn.

Im Rahmen eines Journalismus Seminars an der Universitaet Bonn sind wir auf der Suche nach Menschen, die den Boxkampf zwischen Joe Louis und Max Schmeling im Jahre 1938 miterlebt haben. Es handelt sich um ein großes Projekt in Zusammenarbeit mit amerikanischen Journalisten der 'New York Times' und 'Vanity Fair', die unter Berücksichtigung unserer Erforschungen bezüglich dieses 'Jahrhundertkampfes' ein Buch verfassen werden.

Nicht unbedingt der Boxkampf steht hier im Vordergrund, uns interessieren vielmehr Ihre persoenlichen Erfahrungen.
Sind Sie z.B. bis 3:00 fuer die Radiouebertragung aus den USA wach geblieben?
Was fuer eine Bedeutung hatte diese fuer sie?
Wie sehr war Deutschland von diesem Spektakel vereinnahmt?
War reiner Sport das Thema des Kampfes, oder gab es auch politische Hintergruende vor allem in Anbetracht der Zeit?

Falls Sie naeheres zu unserem Projekt wissen moechten, stehe ich Ihnen gerne zur Verfuegung. Ueber jegliche Unterstuetzung wuerden wir uns sehr freuen. Vielen Dank im voraus.


Mit freundlichen Gruessen,

Mina Genenz


Werner A. Sedelmaier antwortete am 30.05.01 (21:55):

Sehr bemerkenswertes Thema. Besonders wenn man überlegt, welchen Personenkreis Sie eigentlich ansprechen.

Wer 1938 morgens um 03:00 Uhr Radio gehört hat, der war sicher kein kleines Kind mehr. Also suchen Sie ernsthaft nach Leuten, die inzwischen 90 oder 100 Jahre alt sind. Ich wünsche Ihnen dazu viel Vergnügen!

Frage: Wer kauft solche Bücher eigentlich? Es gibt bereits hunderte Buchtitel zum gleichen Thema.


Johannes Michalowsky antwortete am 01.06.01 (19:28):

Ich war damals in einem Kinderheim, wie Werner sagt, wohl ein bißchen zu klein, um bis morgens am Radio dabei zu sein - und wohl auch zu klein, um dem irgendeine Bedeutung beimessen zu können. Allerdings erinnere ich mich schon dran, daß wir - meine Zimmerkameraden und ich - uns abends die Fäuste zusammengebunden haben, damit wir auch im Schlaf dem Max noch die Daumen drücken!

(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/my/)


KlausD antwortete am 01.06.01 (22:34):

Also Johannes,wie alt warst du da?

Von 1938 bis 2001 sind ca. 63 Jahre!

Wer damals 12 Jahre alt war,ist heute 75!!

Also,ich schätze mal,daß die Freude schon bei den heute ca. 70-jährigen zu finden war - Johannes beschreibt das ja so schön!!

Wer sportbegeistert ist,ist das auch schon mit 7 u. 8 Jahren!


Sammy44 antwortete am 01.06.01 (23:32):

Mein Onkel hat mir erzählt,dass er bei dem Boxkampf anwesend
war.Er war gut befreundet mit Max Schmeling.Leider verstarb
mein Onkel 2000 in Florida.


Werner A. Sedelmaier antwortete am 02.06.01 (08:11):

Hallo Rechenkünstler KlausD,

Du liegst mit Deiner Rechenkunst mal wieder voll daneben. Lese doch einfach die Fragestellung durch, bevor Du einen Beitrag schreibst.

Mina Genenz betonte ausdrücklich, daß der Boxkampf selbst nicht im Mittelpunkt steht. Gefragt wird in erster Linie nach dem politischen Hintergrund. Das wiederum dürfte ein damals 10 oder 12-jähriges Kind kaum interessiert haben. Geschweige denn davon, daß Kinder in diesem Alter noch kein politisches Urteilsvermögen besitzen. Konkrete und differenzierte Aussagen können faktisch nur Personen machen, die 1938 schon erwachsen waren. Folgedessen handelt es sich um einen Personenkreis, der inzwischen hochbetagt ist.

Dann gibt es auch noch ein anderes Problem. Es war nur relativ wenig Leuten möglich, überhaupt eine Radioübertragung zu verfolgen. Ein Radioapparat kostete damals zwischen 200 und 400 Reichsmark. Das konnte sich die breite Bevölkerung überhaupt nicht leisten.

Im August 1933 wurde auf der Funkausstellung in Berlin der erste, sogenannte Volksempfänger vorgestellt. Nur 35 RM kostete ab 1938 der als "Goebbels' Schnauze" titulierte "Deutsche Kleinempfänger". Trotz einer vergleichsweise hohen monatlichen Rundfunkgebühr von 2 RM erhöhte sich die Ausstattung der deutschen Haushalte mit Radiogeräten zwischen 1933 und 1941 von 25 auf 65 Prozent.

Der Volksempfänger besaß nur einen Mittelwellenteil, ausländische Sender waren damit kaum zu empfangen.

Zusammenfassung:

Wer 1938 über ein fundiertes politisches Weltbild verfügte, der war kein kleines Kind mehr. Es kommen da auschließlich Personen in Frage, die damals schon erwachsen waren. Und wer dann damals erwachsen war (etwa 20 oder 30 Jahre alt), der ist eben heute - im Jahr 2001 - weit mehr als 80 bzw. 90 Jahre alt.


KlausD antwortete am 02.06.01 (15:54):

Werner,
die Fragestellung hat zwei Abschnitte!

Im ersten Abschnitt wird gefragt,wer 1938 den Boxkapf miterlebt hat und daß ein Buch verfasst werden soll -mehr nicht!

Der zweite Abschnitt besteht aus fünf Frage - welche jede für sich einzeln beantwortet werden kann.
Einige dieser Fragen kann ein 12-jähriger gut beantworten-
15-jährige können bestimmt alle beantworten.

Und,die wahren politischen Hintergründe sind in den Büchern zu ersehen,welche Du in Deinem ersten Beitrag erwähntest.

Mit meiner Rechenkunst hat das doch wohl nichts zu tun- oder?

Man sollte sich mal vorstellen,so Beiträge wie der Johannes ihn schrieb würden hier vermehrt auftauchen - wir würden den Boxkampf noch einmal erleben.


Werner A. Sedelmaier antwortete am 02.06.01 (19:12):

Hallo KlausD,

eigentlich wollte ich in dieses Thema nicht weiter einsteigen. Die Geschichte ist hundertfach dokumentiert, beschrieben, verfilmt und verarbeitet worden. Sollte es sich hier wirklich um eine wissenschaftliche Arbeit handeln, so ist sie schon rein faktisch nicht nachvollziehbar.

Der Boxkampf zwischen Max Schmeling und Joe Louis, der in Deutschland zur Legende wurde, der fand nicht 1938, sondern bereits am 19. Juni 1936 statt. Durch einen Knockout (K.o.) in der 12. Runde besiegte Schmeling in New York den bis dahin ungeschlagenen Amerikaner Joe Louis (1914-1981). Der Sieg gilt bis heute als eine der größten Überraschungen in der Boxgeschichte und begründet Schmelings weltweite Popularität.

Die NS-Propaganda feierte den Sieg über den schwarzen Louis als Beweis "arischer Überlegenheit". In den Kinos wurde der Kampf unter dem Titel "Max Schmelings Sieg - ein deutscher Sieg" aufgeführt.

Was 1938 geschah, von diesem Jahr wird doch gesprochen, das ist sehr schnell geschildert. Am 22. Juni 1938 gab es in New York einen WM-Titelkampf von Max Schmeling gegen Joe Louis. Nach genau 124 Sekunden war Schmeling k.o.


Georg Segessenmann antwortete am 03.06.01 (10:30):

Also ICH boxe lieber mit Worten als mit Fäusten!

Schorsch


Johannes Michalowsky antwortete am 03.06.01 (13:03):

Mein Alter ist sehr genau geschätzt worden, ich bin jetzt gerade 70 geworden. Damals war ich also nach Adam Riese die errechneten 7 Jahre alt, wußte kaum, was Sport ist, von Begeisterung dafür also keine Spur, nur daß in jener Nacht etwas Wichtiges stattfinden würde, das war zu uns Kindern rübergekommen. Am nächsten Morgen war die Sache für uns, soweit ich mich erinnere, vergessen.

Daß Joe Louis mit Max Schmeling so kurzen Prozess machen würde, wußte man indes erst hinterher. Es wurde später als Ergebnis eines Tiefschlages, also einer Regelwidrigkeit verkauft. Wie weit das stimmt, weiß ich nicht, in das damalige Propagandaschema würde es passen.

Meine Heroen, wenn überhaupt, hatten die Namen Rosemeyer, Caraciola und Stuck.

Wenn sich Mina - oder andere Diskutanten - orientieren möchten, dann empfehle ich die unten angegeben URL!

(Internet-Tipp: https://www.hagalil.com/archiv/2001/04/boxen.htm)


Mina Genenz antwortete am 08.06.01 (19:40):

Mein PC war für eine Woche lahmgelegt und ich konnte deswegen bisher leider nicht auf die einzelnen Kommentare eingehen. Ich bin über die Anzahl der Antworten positiv überrascht; in anderen Diskussionsforen bekam ich nicht so viel 'Feedback'. Ich bedanke mich an dieser Stelle für Ihre Beiträge und hoffe, dass sich noch weitere hier einfinden werden.

Nun zum Thema.
Sicherlich ist man als Kind nicht in der Lage, das politische Klima einzuschätzen. Man sollte jedoch nicht unterschätzen, was Kinder sich alles merken. Wie sich zum Beispiel die Eltern oder Geschwister über den Kampf unterhalten haben; dass Nachbarn erzählten, dass Louis in seinem Boxhandschuh ein Stück Eisen versteckt hatte; oder dass zum Beispiel die Eltern das Radio ausgeschaltet haben, weil sie, wie sich später für die Kinder herausstellte, nicht nur Sport, Gegenstand des Kampfes war.
Jugendliche, 15/16 Jhr. alt haben vielleicht am nächsten Tag, etwas interessantes in der Zeitung gelesen oder in der Schule heiß diskutiert.

In einem Interview erzählte mir ein Herr, dass er selbst nicht den Kampf bzw. die Kämpfe miterlebt hatte, seine Jugend aber trotzdem durchaus von Schmeling beeinflusst worden war. Sein Vater habe in seiner Gegenwart ständig von Schmeling geschwärmt: "Schmeling dies, Schmeling das!".
Auch Erfahrungen, wie Johannes Michalowsky sie geschildert hat, sind für uns von Interesse. (DANKE! Übrigens handelt es sich bei uns genau um das Projekt, das auf Ihrem genannten Link dargestellt wird!.)

Wie man sieht, fällt es mir ein wenig mich kurzzufassen... ich hatte jedoch den Eindruck, dass das Diskussionsthema nicht klar genug geschildert wurde. Falls immer noch Fragen bestehen, stehe ich Ihnen wie bereits gesagt gern zu Verfügung.


Almex antwortete am 16.07.01 (15:31):

Man kann sich nur wundern, daß ein Mensch, der einmal im Leben einem anderen Menschen eine Körperverletzung beigebracht hat (was anderes ist Boxen ja nicht) davon endlos lange zehren kann !!