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THEMA:   Harry Potter & Co. Fluch oder Segen?

 32 Antwort(en).

Ruth L begann die Diskussion am 30.12.01 (13:15) mit folgendem Beitrag:

Harry Potter, Herr der Ringe und weitere "Schöpfungen" dieser Art feiern Triumphe. Neben der allgemeinen Euphorie erheben sich auch Stimmen, die in diesen Werken eine Gefahr, speziell für unsere Kinder, sehen, da Magie, Hexen und übernatürliche Kräfte verherrlicht werden. Ehrlich gesagt, gehöre auch ich zu den Menschen, die Harry Potter & Co aus Ueberzeugung ablehnen. Wie sehen das meine Diskussionspartner? Ihre Meinung interessiert sicher nicht nur mich.


KlausD antwortete am 30.12.01 (13:26):

Ein Freizeitforscher hat es mal ungefähr so ausgedrückt:

Die Menschen werden alles unternehmen um den Drang nach Unterhaltung zu befriedigen.

Wenn es zu langweilig wird,erzeugt man eben mal ein künstliches Erdbeben.

Armselige Zeit.


Ingrid Steiner antwortete am 30.12.01 (13:47):

Dann müßten wohl Märchen und Sagen genauso gefährlich sein - Hexen, Zauberer, Mord und Totschlag! Viel schlimmer kanns bei Harry Potter (habe kein Buch gelesesen) wohl auch nicht zugehn.


Karl antwortete am 30.12.01 (15:52):

Ich bin Naturwissenschaftler und zähle zu der "rationalen Sorte" von Menschen, die Esoterik, Geistern, Spuk u. Ähnlichem im wirklichen Leben nichts, aber auch gar nichts abgewinnen können. Aber Märchen habe ich immer geliebt. Harry Potter und der Herr der Ringe sind zwei wundervolle Märchen, die beide (Zufall?) von Engländern erfunden worden sind.

Ich habe 1970/71 den kleinen Hobbit (ein relativ dünnes Buch) und den Herrn der Ringe (einen dicken Wälzer) im englischen Original gelesen und war fasziniert. Ich habe immer über die schöpferische Kraft des Autors Tolkien gestaunt und ihn bewundert. Ich habe jetzt natürlich auch den Film des ersten Teils zusammen mit meiner Frau gesehen und war sehr beeindruckt, nicht nur von der Landschaft Neuseelands, sondern auch von der überraschend stimmungsecht übersetzten Handlung.

Harry Potter ist ein wesentlich simpler gestricktes Kinderbuch, aber ich gestehe ohne rot zu werden, ich habe alle Bände verschlungen und innerhalb der weiteren Familie und im Freundeskreis sind inzwischen alle Bände wegdiffundiert.

Fantasie ist eine wundervolle Gabe. Mit ihrer Hilfe können wir uns über die Naturgesetze erheben und uns "Gegenwelten" ausdenken. Ich finde das herrlich. Für meinen Teil habe ich deshalb niemals die Gefahr verspürt, den Sinn für die Realität zu verlieren. Auch Kinder lernen sehr gut den Unterschied zwischen Märchen und der Wirklichkeit zu verstehen. Ich würde mir keine Sorgen machen, sondern mich freuen, wenn Kinder solche Bücher lesen oder in solche Filme anstatt in "Independence Day" o.ä. hineinlaufen.


Mit freundlichen Grüßen

Karl

(Internet-Tipp: https://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3608955364/derseniorentimin)


Barbara antwortete am 30.12.01 (16:46):

In dem Buch "Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch" von Michael Ende geht es auch um Magie, Hexen, u.ä. und keiner hat sich darüber aufgeregt. Ich habe das Buch gern mit unseren Kindern gelesen, da der Sinn des Buches ein höheres Umweltbewußtsein vermitteln will.

Warum sollen Kinder nicht ab und zu in eine Phantasiewelt reisen können, ohne gleich Schaden zu nehmen? Dagegen lehne ich die milliardenschwere Marketingkampagne, mit der der Film von Harry Potter einhergeht, vollkommen ab. In der ARD-Sendung Panorama wurde außerdem darüber berichtet, dass dieser immens teure Schrott in Hongkong unter menschenverachtenden Bedingungen hergestellt wird. Damit bei uns möglichst jedes Kind die Gummifiguren aus diesem Film in Händen halten kann, müssen dort - in der Mehrzahl Frauen - 14 bis 18 Stunden täglich für einen Hungerlohn schuften. Da steigt bei mir die Wut hoch. Zumal meine Tochter mir sagte, dass das Thema des Buches gerade die Unsinnigkeit unserer heutigen Realität "Outfit zählt mehr als das Wesen eines Menschen" anprangert. Und dann werden Eltern, Großeltern, Tanten und Onkel genötigt, Milliarden für Hexenbesen, Zauberhüte, und ähnlichen Schrott auszugeben. Da paßt für mich einiges nicht zusammen.

Barbara


Felix Schweizer antwortete am 30.12.01 (17:48):

Liebe Barbara,

ich pflichte dir bei .... Fantastisches, Märchen, Sagen können die Fantasie anregen ... vorallem, wenn diese Geschichten gelesen oder gehört werden. Schon eine Verfilmung hemmt eher die eigene Fantasie, weil sie fertige Vorstellungen anbietet und eigene unterdrückt oder erschwert. Spielfiguren aus solchen Geschichten habe ich seit jeher als pädagogisch fragwürdig abgelehnt. Leider ist es ein Riesengeschäft schon darum, weil die Figuren verleiden und immer wieder durch neue ersetzt werden müssen. Der Teddybär hat Bestand .. aber wie lange lebten Figuren aus "Star Wars" im Kinderzimmer?


bernhard antwortete am 30.12.01 (20:25):

Besteht die Möglichkeit, dass besonders jene die Gefährdung durch "Zauberei" etc. sehen, die selbst anfällig für mystische Weltsichten sind? Ich finde es interessant Karl, dass Du als rationaler Naturwissenschaftler Märchen und Fantasie magst. Wahrscheinlich ängstigt Dich das nicht so wie jemanden der hinter jedem Busch einen Geist lauern sieht und an Tischerücken glaubt.


Jutta M. antwortete am 31.12.01 (03:50):

Bernhard und Karl,

ich sehe das genauso wie ihr!
Die phantasie eines Kindes anzuregen ist niemals verkehrt.
Solange man noch Kind ist hat auch noch eine "magie" in der Phantasie, die der alltag des Erwachesenseins irgendwann
total uebertuencht - oder hier und da auch zu grossen Taten fuehrt!
Tolkien und seine "Netherworld" gibt es schon solange ich
mich erinnern kann, und wenn seine Buecher einen schlechten
Einfluss genommen haetten auf die Kinder von vor 30 oder 40 Jahren, dann waere die Welt (oder zumindest die USA) voller
boesartiger Zauberer und Hexen!

Auch denke ich es nicht unbedingt schlecht so eine Geschichte wie Harry Potter oder Lord of the Rings in Filmen zu sehen.
Ich werde 50, und ich hatte nur Buecher zum Lesen als Kind und erlaube meiner eigenen Phantasie immer noch lieber die Charakter einer solchen Geschichte "auszustaffiere" wie ich sie mir vorstelle, anstatt sie handgefertigt im Film zu sehen!
Aber ich denke wir muessen doch auch beruecksichtigen dass die jungen generationen eben ein anderes Medium fuer ihre Phantasie benutzen (TV und Filme).
Das heisst aber doch noch lange nicht, dass diese Jungen Leute unfaehig sind eigene phantasie zu haben, oder wirklichkeit mit Film-phantasie durcheinanderzubringen.

Das Argument einiger der hiesigen (fanatischen) Christlichen Kirchen, dass Harry Potter unsere Kinder zur Schwarzen Magie fuehrt ist doch das duemmste was ich je gehoert habe!
Wie bloed denken wir denn dass unsere Kinder sind?

Buecher "fuetterten" uns als Kinder! Filme "fuettern" die
heutigen Kinder - das Resultat ist aber das Gleiche.
Es regt die phantasie an, vielleicht erweckt es ein lebens-interesse. Die Moeglichkeiten sind endlos - genauso
wie sie fuer uns waren wenn wir nachts buecher per taschenlampe under Decke schmoekerten!

Guten Rutsch ins Neue Jahr,

Jutta


Ruth L. antwortete am 31.12.01 (13:44):

Ich finde es toll, dass sich ganz offensichtlich der Sinn für Märchen und geheimnisvolle Geschichten auch bei unserer an Jahren fortgeschrittenen Gesellschaft erhalten hat und das Geltenlassen der persönlichen Meinung ist für mich (wie immer) selbstverständlich.
Aber, lieber bernhard, es sind nicht immer die "für mystische Weltsichten Anfälligen, die hinter jedem Busch einen Geist vermuten und Tischerücken ernst nehmen" und liebe Jutta M. man muss auch nicht ein Fanatiker sein, wenn einem Werke der Harry Potterart nicht liegen.
Nur: Du bist auf der richtigen Fährte, wenn Du in dieser Hinsicht eine überzeugte christliche Einstellung vermutest, die allerdings allgemein wenig gefragt ist. Ich steh jedoch voll zu ihr.
Ich wünsche Euch einen guten Flug ins neue Jahr!

Ruth


Felix Schweizer antwortete am 31.12.01 (16:45):

Ich und viele meiner Kollegen/innen können bestätigen, dass die inovative, produktive Fantasie bei Schulkindern und Vorschulkindern seit der Zunahme des regelmässigen TV-Konsums signifikant abgenommen hat. Sei es beim Erfinden eigener Geschichten oder bei der Produktion bildhafter Darstellungen herrscht bei vielen die grosse Leere. Auch beim Spielverhalten treten öfters als früher von Fernsehserien oder von Comics übernommene Rollen auf. Schliesslich kann ich es an mir selbst erfahren, wie unterschiedlich meine Fantasie und Vorstellungskraft angeregt wird ... je nach dem ich mir eine Geschichte selber ausdenke, sie lese, erzählt bekomme, in einem Hörspiel mit realistischer Geräuschkulisse miterlebe, in einem Puppentheater, auf einer abstrakten Bühne, in einer anspruchsvollen Inszenierung, in einem Zeichentrickfilm, in einem computeranimierten Film (wie das grosse Krabbeln) oder in einem realitätsnahen Spielfilm mit all seinen Tricks und Spezialeffects beinahe wie die Wirklichkeit erlebe. Wo bleibt da Platz für das Selbserdachte?
Oder macht ihr tatsächlich ganz andere Erfahrungen?


helga sauer antwortete am 31.12.01 (18:40):

Hallo Ruth!
Ich habe mir im Laufe einiger Jahre eine Märchenbuchbibliothek zugelegt und Märchen aus aller Welt gesammelt. Harry Potter ist ein weiteres Märchen, das die Fantasie von Kindern und Erwachsenen gleichermassen anregt.
Warum auch nicht?
Durch meine Enkel bin ich zu Harry Potter gekommen und habe alle Bücher gelesen.
Hänsel u. Gretel und Co. sind doch auch wirklich nicht gewaltfrei und haben wohl keinem Kind geschadet.Denn sie lernen doch dadurch, dass es eben SOLCHE und SOLCHE Menschen gibt.
Tolkiens "Herr der Ringe" habe ich vor vielen Jahren gelesen und bin auch voller Spannung in den Film gegangen.
Ich wurde nicht enttäuscht und freue mich, ich gebe es gerne zu, auch schon auf die beiden weiteren Filme.
Ich gehe mit Karl einig, Fantasie ist eine wundervolle Gabe!


karl antwortete am 31.12.01 (19:28):

Sachen gibts. Amerikaner verbrennen Potterbücher! Erhöht sicher die Auflage ,-))

https://www.spiegel.de/panorama/0,1518,174901,00.html

(Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/panorama/0,1518,174901,00.html)


gruxn antwortete am 31.12.01 (21:20):

Beides ist richtig, Fluch und Segen, wie immer.

Harry Potter bringt unsere früh an action, schnelle Schnitte, möglichst bunte Bilder gewöhnten kids zum LESEN.
Von daher ein voller Erfolg, und die Verfilmung war wohl etwas zu früh...
Ein Segen, wenn Kinder Bücher lesen und ihre Fantasie nutzen, ein Fluch, wenn sie sich auf vorgefertigte Bilder verlassen.

Daher sind alle Eltern gefordert, möglichst früh, durch Vorlesen, Erzählen, Spiele ihren Kindern diese Welt, die Liebe zu Büchern zu eröffnen. Das schließt die modernen Medien nicht aus... im Gegenteil, bewußt und besprochen können sie ein Segen sein. (Mein Sohn, 23, war an Weihnachten nachmittags nicht vom Fernseher wegzubringen, weil "Michel aus Lönneberga" lief, das er von seiner Kindheit kannte.)Und sonst hat er ganz andere Interessen...

Noch etwas, so ab 12, 13 Jahren erscheint das "Fantasyspielen", oft alleine am Compi, aber auch über Stunden in einer Freundesrunde. Mit Letzterem hatte ich nie ein Problem, es wurde auch von der Schule mit einem Lehrer als Nachmittagsbeschäftigung gefördert, mit Ersterem stehe ich in Konflikt.
Wie seht Ihr das???


Gila antwortete am 01.01.02 (15:40):

Vor ca. drei Jahren stieß ich in einer Zeitschrift auf einen Artikel über J. K. Rowling und ihren Harry Potter. Zu der Zeit war das Harry-Potter-Fieber noch nicht weltweit ausgebrochen. Von den Erwachsenen noch weitgehend unentdeckt wurden die ersten beiden Bände aber schon bei den Kindern und Jugendlichen als Geheimtipp gehandelt, so stand es in dem Artikel. Mir war "Harry Potter" gänzlich unbekannt, aber auf der Suche nach einem Vorlesestoff für meine 3. Klasse kaufte ich den 1. Band, las mich kurz ein und war begeistert.

Täglich las ich meiner Klasse einige Seiten daraus vor. Auch die Kinder sprangen sofort auf Harry Potter und seine Zauberwelt an. Der für mich schönste Nebeneffekt: Einige Kinder kauften sich das Buch, weil ihnen das Vorlesen zu lange dauerte. Sie wollten wissen, wie die Handlung weiterging. Selbst Schüler, die ich sonst nie zu freiwilligem Lesen anregen konnte, lasen plötzlich. Natürlich habe ich inzwischen auch alle vier Bände verschlungen und mich keine Minute gelangweilt.

Wie nicht anders zu erwarten, stellen sich nach einem weltweiten Bucherfolg sofort moralinsaure Kritiker ein. Wenn ich deren pathetische Warnungen wegen schwarzer Magie etc. lese, kann ich nur laut lachen. Sie sind für mich allesamt Spaßverderber. Welches Kind (und welcher Erwachsene) wünscht sich nicht ab und zu, zaubern zu können? Harry Potter und seine magische Welt bringen viele Saiten in uns zum Klingen. Sicher muss man ihn nicht gelesen haben, aber er verdirbt auch nicht den Charakter, und es gibt weiß Gott schlechtere Literatur für Kinder.

Die Vermarktung gefällt mir auch nicht. Aber die kann man wohl nicht verhindern, wenn Erwachsene ein Riesengeschäft darin wittern. Den Kindern hätten die Bücher sicher genügt. Sie brauchen keine Filme, Bilder und den ganzen Krimskrams, der nun auf den Markt geschmissen wird. Die eigene Fantasie schafft die schönsten Bilder im Kopf. Es sind immer die Erwachsenen, die die Dollarzeichen in den Augen haben und diese zusätzlichen Produkte erfinden. Hier bestimmt nicht die Nachfrage das Angebot, sondern die Angebote wecken Begehrlichkeiten. Der ganze Plunder rund um den liebenswerten kleinen Zauberer wird irgendwann verschwinden, aber die Bücher werden Bestand haben und sicher zum Klassiker werden. Das hoffe ich zumindest. Verdient hätten sie es.

Gila


Werner A. Sedelmaier antwortete am 01.01.02 (16:49):

Da ich selbst das Seniorenalter erreicht habe, möchte ich mal einen Blick in die Vergangenheit wagen. Mit was wurde eigentliche unsere (meine) Fantasie angeregt? Was haben uns unsere Eltern und Großeltern angeboten?

An erster Stelle standen immer "aggressive" Figuren. Mit Ritterfiguren aus Blei, bewaffnet mit Speeren und Lanzen, hat es für kleine Jungs begonnen. Es folgten die Zinnsoldaten, Kriegsspielzeug aus Holz oder Plastik. Kanonen, Panzer, Raketen und Pistolen... usw.

Ich kann die Erwachsenen nicht verstehen, die moderne Märchenfiguren für gefährlich halten. Kinder haben glücklicherweise eine gesunde Fantasie, was bei vielen Erwachsenen leider nicht mehr der Fall zu sein scheint.


Rosmarie Schmitt antwortete am 01.01.02 (16:53):

Liebe Gila,

du sprichst mir aus dem Herzen - wie auch die Fürsprecher für diese Art phantastischer Literatur.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Art von Büchern in irgendeiner Weise religiösen Wahrheiten widerspricht.
Ich denke, die Kritik einiger weniger aus kirchlichen Kreisen entspringt in Wahrheit weniger theologischen Überlegungen als dem tiefen Schrecken, sich plötzlich einer wachsenden esoterischen Szene gegenüber zu sehen. Plötzlich wird deutlich, dass vielen Menschen das sinnsuchende, tragende oder mystische Element in ihrer Kirche fehlt. Sie suchen sich andere Sinnschauplätze und lassen manchen Vertreter der Institution verwundert und empört zurück.
Statt nach den wahren Ursachen zu forschen oder den eigentlichen Schauplatz der Auseinandersetzung aufzusuchen, vielleicht aber auch aus Hilflosigkeit und oft damit gepaartem blindem Aktionismus stürzt sich dieser dann auf ein Reizwort, das ihm von irgendwo aus dem esoterischen Konkurrenz-Bereich in den Ohren klingt: "Magie". "Ist es nicht so, dass dies gerade durch eine populäre Lesewelle nach oben gespült wird? Sind hier nicht Gefahren über Gefahren zu sehen? Wehret den Anfängen! Lasst uns die Bücher verbieten..."

Diese Denkfolge ist meiner Meinung nach viel zu vordergründig und dadurch unrichtig. Nicht die Potter-Art von Magie ist die Gefahr. Genauso wenig wie Hänsel und Gretel...

Ich wünsche uns allen ein tolerantes neues Jahr!
Rosmarie


Felix Schweizer antwortete am 01.01.02 (18:25):

Lieber Karl,
ich danke dir für den Hinweis auf die Verbrennung der Potter-Bücher im US-Bundesstaat New Mexiko. Mir läuft es kalt den Rücken herunter, wenn ich daran denke, dass in einem so zivilisierten Land .... wie die USA sich selber bezeichnet ........ noch mittelalterliche Gesinnung und Verhalten vorkommt. Die fundamentalistischen Puritaner christlichen Glaubens sind kein Haar besser als die von ihnen verteufelten Taliban. Punkt!


Gila antwortete am 01.01.02 (19:26):

Ich habe gerade den Artikel im Spiegel gelesen. In Anlehnung an "Asterix und Obelix" kann ich nur sagen: "Die spinnen, die Amerikaner!" (Huhu Jutta, nicht böse sein! Kleiner Scherz! ;-)))

Zitat: "Er habe zwar keines der Potter-Bücher gelesen, gab Brock zu verstehen, dennoch habe er ihren Inhalt studiert. Der sei Hexenwerk, Satanszeug und Anleitung zur Zauberei."

Wie in drei Teufels Namen *g* (bin ich jetzt auch des Satankults verdächtig?) kann man den Inhalt von Büchern studieren, ohne ihn zu lesen??? Das sollte Mr. Brock mal näher erläutern. Ich hege den starken Verdacht, dass er selber der Zauberei frönt, wenn ihm dieses gelingt.

Grüße in die Runde
von einer erheiterten Harry-Potter-Anhängerin, die sich schon oft einen Rennbesen gewünscht hat.


Jutta M. antwortete am 02.01.02 (23:28):

Gila,
Du wirst laut lachen, aber Obelix war auch mein erster
Gedanke:
"Die spinnen, die Amis"

Gottlob handelt es sich dabei aber wie gesagt lediglich
um eine "Kirche", die bei naeherem Hinsehen eigentlich
vielmehr eine Sekte ist.
Noch hat man aber hier die Freiheit sich seine Religion so
zu gestalten wie man moechte - zum Guten oder nicht so Guten.
Ein Ueberbleibsel der vielen, vielen religioes verfolgten
Einwanderer, und dem Willen dass keine Religion jemals
verfolgt oder verboten werden duerfe.
Leider heisst das aber auch, dass man mitunter solchen
fanatischen Gruppen ihren spass lassen muss, wenn sie
denken Buecher zu verbrennen diene ihrem Gott!

Und Felix hat natuerlich auch recht! Die Denkweise dieser
Buecherverbrenner unterscheidet sich in absolut NICHTS
von der Denkweise der Taliban! Lediglich der Fakt dass jeder
von den Beiden glaubt dem einzig wahren Gott zu dienen, waehrend ihr Gegenstueck dem Teufel nachrennt und
unbedingt belehrt werden muesse.
Traurig aber wahr!

In keiner Weise spiegelt dies jedoch das allgemeine Denken
des Volkes wider, sondern wird auch hier mit Seufzen und
Kopfschuetteln beobachtet.

Jutta

PS, wenn Du den Rennbesen dann hast, darf ich mir den mal pumpen???


Gila antwortete am 03.01.02 (12:28):

Aber klar doch, Jutta, ich komm dann mal kurz nach Texas geflogen, lass dich hinten aufsitzen, und dann spielen wir mit Mr. Brock & Co. eine Partie Quidditch, dass ihm der Schnatz nur so um die Ohren fliegt. ;-))))

Übrigens, diese religiösen Eiferer gibt es leider auch hierzulande. Sie sind nur nicht so extrem, eine öffentliche Bücherverbrennung zu veranstalten.

Im Vorfeld des Harry-Potter-Films ist es auch in Deutschland zu kontroversen Debatten gekommen. Das ging so weit, dass ein CSU-Politiker die Freigabe des Films für Sechsjährige kritisiert hat, weil für diese so viel Okkultismus zu gefährlich sei. Sie seien religiös noch nicht gefestigt und glaubten alles, was sie sähen. Darauf hin haben sich Filmbeauftragte der Kirchen, Jugendschutzbeauftragte und die Kinderkommission mit dem Thema befassen müssen. Sie kamen aber übereinstimmend zu der Überzeugung, dass der Film durchaus für Sechsjährige freigegeben werden dürfe. Am besten hat mir die Bemerkung des Vorsitzenden der Kinderkommission gefallen, der sinngemäß meinte: Dann müsste man auch den Tierschutzbund aufrufen, gegen die Brüder Grimm einzuschreiten, weil sie den Wolf auf Rotkäppchen und die Großmutter loslassen. Der Mann hat Humor.

Ich habe einen interessanten Artikel im Internet gefunden, der schmunzeln lässt, aber auch nachdenklich stimmt.

Herzlichen Gruß
Gila

(Internet-Tipp: https://www.autobahnkirche.de/temporalia-container/weihnachten2001/muggle-religion.html)


schorsch antwortete am 03.01.02 (13:10):

Unsere Enkelin, sonst höchst ungern lesend, hat in wenigen Tagen etwa 100 Seiten aus Harry Potter gelesen. Nun keimt in mir ganz leise die Hoffenung, sie möge, wenn ein paar Jährchen älter, auch meine Bücher lesen!
Seufzend und auf J. K. Rowling ein ganz klein bisschen neidisch, Schorsch


usella antwortete am 03.01.02 (15:00):

Hallo Schorsch,

... das ist doch ein echtes Votum für Harry Potter:

Ein Kind, das eine Abneigung gegen Lesen hat, muß schon ganz besonders fasziniert sein, wenn es die Anstrengung, die ihm die visuelle Aufnahme offenbar abverlangt, überwindet.
Mein Rat: Schenk der Kleinen gleich den nächsten Band, wenn sie diesen durch hat und dann den übernächsten u.s.w. . Und dann ordne schon mal Deinen Bücherschrank neu, damit sich Deine Enkelin dort schneller zurechtfindet.

Schade, daß es Harry Potter erst heute gibt: Meine jüngste Tochter (heute 29 J. und Harry Potter - Fan) hätte mit Harry Potter ihre legasthenischen Leseschwierigkeiten ganz bestimmt leichter überwunden.

Viele Grüße
usella


Jutta M. antwortete am 04.01.02 (05:31):

It's a date, Gila :)))

Wollte schon immer mal mit nem Rennbesen ueber die Prairie
saussen........

Usella, auch mein Sohn ist dyslexic (legasthenisch) und
hat daher eine Ablehnung zum Lesen.
Aber hier und da fand er ein Buch - ein Thema - eine
Geschichte, die er geradezu verschlang - und ja, es hat
ihm sehr geholfen.
Harry Potter ist auch fuer ihn ein bisschen spaet, aber
ich denke da an so viele andere Kinder die die Angst vor'm
Lesen eben durch Harry Potter (u.A.) beiseite legen koennen
und fuer die sich damit eine ganz neue Welt oeffnen koennte.

Ja, Schorsch, auf diese Art Phantasie kann man auch ein
bisschen neidisch sein.
Und Usellas Ratschlag fuer die Enkelin ist ein Guter!

Tschuess
Jutta


Brigitte antwortete am 04.01.02 (11:18):

Auch ich habe die Bücher zusammen mit meinen Enkelkindern (11/9 Jahre) gelesen. Oft wurde mir der Mund dabei fransig und dann übernahmen die kids wechselseitig das Vorlesen. Übrigens, den großen Vorteil eines Buches gegenüber einem Films sehe ich darin: meine Phantasie läßt nur soviel zu wie ich auch verkraften kann, während mir bei Verfilmungen so manches um die Ohren geschlagen wird was ich nicht sehen will.Geht es euch auch so?


usella antwortete am 04.01.02 (12:17):

Hallo, Brigitte,

da möchte ich Dir zustimmen: Auch ich lese lieber, als daß ich mir die Verfilmungen ansehe. Ganz besonders ungern schaue ich mir einen Film an, wenn ich das zugrundeliegende Buch bereits kenne: Ich war in der Vergangenheit eigentlich so gut wie immer von der Verfilmung enttäuscht, weil die mir vorgesetzten Bilder sich so wenig mit den in mir selbst entstandenen vertrugen.
Das ist aber sicher Geschmackssache und von Fall zu Fall verschieden.

Für Kinder (je jünger sie sind, umso mehr) finde ich es aber grundsätzlich wichtig, daß ihre eigene Phantasie so wenig wie möglich durch vorgebene Bilder überlagert, blockiert oder sogar erstickt wird. Außerdem läßt die kindliche Phantasie nur Bilder entstehen, die ihre Seele auch verkraftet.
Deshalb sind für Kinder nach meiner Ansicht in jedem Fall Bücher vorzuziehen.
Wenn ein Kind sich mit dem Lesen (aus welchen Gründen auch immer)etwas schwer tut, sind Hörbücher und/oder Vorlesen zumindest vorübergehend eine gute Alternative.

Viele Grüße
usella


schorsch antwortete am 04.01.02 (15:31):

Ja, Usella, auch mir ging es so: In meiner Fantasie setzte ich das Gelesene farbig um. Wenn ich dann später den Film guckte, schien mir sogar ein noch in so grellen Farben gemachter immer noch schwarz-weiss. Umgekehrt ist es ähnlich. Drum schaue ich schon lange keinen Film mehr, dessen Inhalt ich vom Lesen her kenne. Und: Meine Meinung ist, dass Kinder, die schon im Baby-Alter viel TV gucken, später Mühe haben mit dem Lesen und insbesondere mit dem Verstehen des Gelesenen. Darum haben gerade wir älteren Menschen die dankbare Aufgabe, unseren Enkeln die Fantasiewelt des "geschriebenen Bildes" schmackhaft zu machen, indem wir ihnen anfangs vorlesen und, sobald sie es einigermassen können, uns vorlesen zu lassen. Dass wir uns dann aber bei Letzterem lieber nicht auf das Korrigieren und Kritisieren des Vorgelesenen konzentrieren sollten, sondern dass wir uns begeistern lassen, dürfte wohl selbstverständlich sein. Denn nichts ist hier so tödlich als Kritik und Verweise.
Übrigens: Dass ich als Schreiberling mich immer begeistert über die Aufsätze meiner Enkel äussere, trägt zusehends Früchte. Sie wollen ja schliesslich nicht nur mit einem schreibenden Opa angeben, sondern mit ihren eigenen Erzeugnissen!

Schorsch


nd antwortete am 21.01.02 (14:32):

Natürlich ist das ein Fluch denn es geht um satanische Magie, die immer öfter praktiziert wird und laut Religionsfreiheit in den USA erlaubt ist: Es sind dort strenge Puritaner wie normale Atheisten aber auch bekennende Satanisten anzutreffen. Wenn dann die ersten Menscheopfer sterben ernennt man die Täter zu Kranken. Die Frage die sich jeder Stellen darf ist woher diese Krankheit kommt denn bestimmt nicht vom Biblellesen.


Gila antwortete am 21.01.02 (14:58):

Aber bestimmt auch nicht vom Harry-Potter-lesen!!!

Gila


Ruth L. antwortete am 24.01.02 (11:10):

ja, lieber oder liebe nd., Du hast es meiner Meinung nach auf den Punkt gebracht. Nur: erkennen will und kann das kaum einer, denn hierfür ist eine ganz andere Perspektive gefragt - und die ist weitgehend "out".
Gruss Ruth


Ruth L. antwortete am 25.01.02 (01:36):

Liebe oder lieber nd. Meine Antwort an Dich ist offenbar im Aether hängen geblieben. Ich bin Deiner Meinung, nur ist die Beurteilung aus unserer Perspektive ebenso wenig gefragt wie akzeptiert. Damit müssen wir wohl leben.
Gruss Ruth


Gila antwortete am 25.01.02 (18:33):

Hallo Ruth und EndE ;-)

habt ihr eins der Harry-Potter-Bücher eigentlich gelesen?
Ich kenne alle vier Bände und habe an keiner Stelle eine Verherrlichung satanischer Magie herauslesen können.

Gila


Wolfgang antwortete am 26.01.02 (16:10):

Ich habe auch alle Bände gelesen (zusammen mit meinem kleinen Sohn). Uns hat das Lesen dieser Bücher viel Spass gemacht. Jetzt sind wir auch Harry Potter-Fans. Den Film werden wir uns noch anschauen. :-))) Satanische Magie? - Nein, keine Spur davon!

(Internet-Tipp: https://www.ecotrip.de)


Herta antwortete am 01.02.02 (10:53):

Hallo,
ich habe auch alle bücher von harry potter gelesen und finde sie sehr gut und spannend geschrieben.
allerdings muss ich ruth zum teil beipflichten.gerade weil die harry potter bücher so interessant zum lesen sind besteht die gefahr,dass das lesende kind seine seele zum teil dem okkultismus öffnen kann.
ich habe diese bücher paralell zu meinen kindern gelesen und wir haben dann auch manche gute diskussion darüber gehabt.ich glaube nicht,dass man die harry potter bücher den kindern vorenthalten soll sondern dass man gerade anhand dieser bücher die kinder über vielerlei gefahren im okkulten bereich aufklären kann.