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THEMA:   Altersdiskriminierung

 10 Antwort(en).

Margret begann die Diskussion am 07.05.02 (20:56) mit folgendem Beitrag:

Hallo,
ich las (leider erst jetzt) das es im November 2001 einen Beschwerdetag zur Altersdiskriminierung gegeben hat.
Über 4000 kostenpflichtige Anrufe außerdem Faxe und E-mails sind eingegangen.
Mich hat das erschreckt, sind ältere Menschen wirklich so schlecht angesehen?
Gruß Margret


Manfred Franz antwortete am 08.05.02 (06:20):

Vermutlich ja. Bei dem Jugendwahn, der immer noch in Wirtschaft, Werbung und Politik vorherrscht, kein Wunder. Dabei vergessen diese Jugendträumer, dass wir Älteren eine nicht mehr zu unterschätzende Bevölkerungs- und Wählergruppe darstellen.
M.E. nach ist die Einstellung zum Alter und zu den Alten ein sicheres Indiz für die menschliche Reife. Aber auch das müssen viele erst begreifen.
Und wir? Wir sollten nachsichtig und nicht immer gleich persönlich beleidigt sein, wenn sich im jugendlichem Tatendrang manchmal eine gewisse Rücksichtslosigkeit zu dokumentieren scheint. Glauben wir an die Lern- und positive Entwicklungsfähigkeit der Menschen! Es gibt genug Beispiele dafür: Im näherem Umfeld ebenso wie in der großen Politik. (Z.B. vom 68-er zum Bundesaußenminister!)


wese antwortete am 08.05.02 (08:30):

Manfred,

da stimme ich Dir voll zu. Bemerkenswert ist allerdings, daß genau diese Einstellung beim Geld aufhört.

Die Werbung hat längst begriffen, daß ältere Menschen ein enormes Käuferpotential darstellen. Oftmals mit einem gesicherten Einkommen und geordneten finanziellen Verhältnissen.

Deswegen habe ich beobachtet, daß ältere Menschen vermehrt als Werbeträger auftreten dürfen. Irgendwie scheint es stimmig zu sein, daß Geld eben doch stärker ist als Moral.


schorsch antwortete am 08.05.02 (15:34):

Ich behaupte: 90 % aller Carunternehmen müssten Konkurs anmelden, falls plötzlich alle SeniorInnen streiken würden. Dies ist aber nur die Spitze des Eisberges, denn an diesen Fahrten hängen noch unzählige andere Unternehmen wie z.B. fern der Landstrassen liegende Restaurants, die wochentags fast ausschliesslich von den "Alten" frequentiert werden und von ihnen leben. Leider haben dies noch viele Gewerbler nicht begriffen, die zwar das gute Geld der Senioren gern annehmen, diesen aber quasi zu verstehen geben, der Wirt tue ein wohltätiges Werk, wenn er die "Grufties" in seine heiligen Hallen eintreten lasse!
Ein Rat: Entschiedener und selbstsicherer auftreten - und ab und zu eingreifen, wenn das Personal ein altes Muttchen oder einen zittrigen Senior nicht mit der ihnen gebührenden Achtung behandelt. Ich jedenfalls verkneife es mir nicht!

Schorsch


hedwig antwortete am 09.05.02 (10:24):

Jeder hier schreibt, was man annehmen kann und teils ebenso empfindet. Es sei aber nicht vergessen, wie sich Alte manchmal benehmen. Im Bus (gab KFZ auf) beobachtete ich alte
Frauen, die frech und intolerant mit Kindern schmimpften, die nur - und nicht mal laut - für sich ganz albern und fröhlich lachten. Ich half den Kindern;

oder eine alte Frau sonstwie intolerant ungerechtfertigt mit jungen Menschen umging.
Außerdem steht manchmal ein junger Mensch auf, bietet einer älteren Person Platz.

Die Antwort: "Ach bleib man sitzen". Der Junge guckt verlegen, und ich sage laut und vernehmlich zu ihm: "Wie nett von dir, dass du deinen Platz anbietest. Soll mal einer was gegen unsere Jugend sagen"!...Es kommt öfter vor.
Der junge Mensch ist dann nicht mehr so frustriert...


Anita antwortete am 12.05.02 (11:29):

hedwig Deine Darstellung war sicher gut gemeint, ist aber trotzdem schlecht, weil sie ALT und JUNG trennt. Es gibt sie nicht, d i e Alten und d i e Jungen.
Ich kenne z. B. mehrere Senioren, die nichts mehr sagen, wenn Jugendliche sich daneben benehmen z.B. dreckige Schuhe auf die Straßenbahnsitze legen etc. weil sie sich vor verbalen oder tätlichen Angriffen fürchten.
Fest steht, daß "alt" kein hohes Image besitzt und wir aufpassen müssen, daß "alt" zukünftig nicht mit "überflüssig" oder "unnütz" behaftet wird.


schorsch antwortete am 13.05.02 (10:05):

Was ist denn eigentlich "Alter"?
Einmal nach einer meiner Lesungen in einer Schulklasse begleitete der Lehrer jener Klasse mich noch zum Portal. Unterwegs sagte er: "Das habe ich noch nie erlebt - Sie wurden bei Ihrem Vortrag von Minute zu Minute jünger!"
"Da muss ich mir wohl bald einen neuen Pass besorgen!", antwortete ich etwas verlegen.

Schorsch


Margret antwortete am 14.05.02 (20:54):

Hallo, Danke für die Meinungen.
Sooo schlimm scheint es mit der Diskriminierung noch nicht zu sein, denn sonst wären wohl andere Zuschriften gekommen, oder??
Sicher hängt es oft davon ab wie sicher wir auftreten, aber wichtig scheint mir zu sein, dass wir selber lernen unser Alter zu respektieren.
Wenn wir selber bestrebt sind uns so jugendlich wie möglich darzustellen, wie sollen die jungen Menschen uns für voll nehmen (respektieren).
Gelächelt habe ich über das "alte Muttchen" und den "zittrigen Senior" von Schorsch. ;-))
Gruß Margret


isolde antwortete am 16.05.02 (08:27):

Hi, die Alterdiskreminierung ist hoch, doch wieviel Alte hängen im Internet?????

Was mir die Tage durch den Kopf ging, war die Feststellung, warum lassen wir das mit uns machen?????

Ich bin Nachkriegsgeborende.

Meine Mutter, Heimatvertriebene, hat sehr viel um unser Lebensunterhalt gekämpft und was tun wir Nachgeborende? Wir sind passiv, lassen alles über uns ergehen.

Ich kann mich noch daran erinnern, als wir damalien Jugendlichen uns fragten, wie es geschehen konnte, dass die Juden sich so zur Schlachtbank führen liessen.

Ich frage heute, wie kann es geschehen, dass wir uns so ausgrenzen lassen, von der sogenannten GEsellschaft, die wir ja wohl auch sind.

Im übrigen, obwohl ich sehr zurückgezogen lebe, habe ich Kontakt zu jungen Leute.
Liegt es daran, dass ich ihnen etwas mitzuteilen habe? Ich meine nicht das übliche Nachkriegsgejammere, sondern altes Wissen.

Lieben Gruss - isolde


WANDA antwortete am 16.05.02 (17:19):

Ich wollte hierzu eigentlich nichts sagen, aber nur in der kleinen Kneipe wollte ich mich auch nicht aufhalten - im Moment fehlt mir hier im Forum der "Biss".
Also hier zum Thema: Ich fühle mich nicht ausgegrenzt, an der Uni sind wir zwar Gasthörer, aber nicht nur geduldet. Auch in der Mensa geht es absolut partnerschaftlich zu, deshalb muss man vielleicht fragen, wann ist der Mensch überhaupt alt ?


Roberto antwortete am 22.05.02 (10:46):

Liebe Wanda,
du fühlst dich nicht ausgegrenzt an der Uni, wie schön für dich. Gratulation!
Ich fühle mich mit meinen 68 Jahren schon ausgegrenzt. Täglich muss ich es erdulden dass im Fernsehen nur die Themen: Sex, Kindermachen und Family, nebst brutalster Gewalt gezeigt werden. Mich interessiert so etwas nicht, ich habe es satt, ich will so etwas nicht dauernd sehen!
Warum soll ich, wie meine vorgegangenen Diskutantinnen und Diskutanten im Seniorenalter meinen der Jugend gegenüber tolerant und aufgeschlossen sein?
Habe ich das nötig?
Wo bleibt meine Würde als älterer Mensch? Ich beanspruche auch das Recht mich vom Jugendterror zu schützen und abzugrenzen in dem ich eben nicht tolerant und verständnisvoll bin. Darf man das nicht mehr sagen, dass die große Mehrheit der Jugend des 21.Jahrhunderts moralisch verkommen und unsolidarisch ist? Siehe: Das Wahlverhalten der Jugend, die Duldung der Kriegspolitik der Regierungen, und die absolute Hingabe an die "Werte" des US Globalkapitalismus?
Ich habe es satt, dauernd "mea culpa" zu sagen wenn es um die Kritik an unserer Jugend geht. Das habe ich nicht zu vertreten. So wenig wie auch die damals jungen Menschen, die gegen die Nazibarbarei, den Stalinismus und gegen die Amerikanisierung unserer Gesellschaft antraten.