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THEMA:   Karlspreis 2002 geht an den Euro

 19 Antwort(en).

Johannes Michalowsky begann die Diskussion am 18.05.02 (19:08) mit folgendem Beitrag:

Ein Bericht unter dieser Überschrift steht unter der unten angegebenen URL.

Ein etwas ungewöhnlicher Preisträger, wie mir scheint - unwillkürlich kommt es mir vor, als sei dies ein Versuch zur Popularisierung der weiterhin ungeliebten Währung - und ein Ausdruck des schlechten Gewissens derjenigen, die diese der europäischen Bevölkerung aufgenötigt haben.

Mein Eindruck - wirtschaftlich hat der Euro seine Bewährungsprobe bestanden, und das schon längst vor Einführung der Barwährung. Emotional aber ist in der Bevölkerung die Ablehnung groß, und das nicht etwa nur in Deutschland.

(Internet-Tipp: https://online.wdr.de/online/wirtschaft/euro/karlspreis_2002/index.phtml)


Wolfgang antwortete am 19.05.02 (00:21):

Ich kann mich noch gut erinnern, Jo, an Diskussionen über den EURO hier in den Foren des ST... Von denen, die damals vor der Einführung vom neuen Geld geradezu schwärmten, hörst Du heute nichts mehr.

Was heisst das schon, "wirtschaftlich hat der Euro seine Bewährungsprobe bestanden"... Eben nicht! - Bisher hat das neue Geld Teile des Vermögens und Einkommens von Millionen von Menschen "kalt" enteignet. Der EURO - ich glaube, das darf man jetzt ruhig sagen - ist eine die Inflation anheizende Währung. Als TEURO führt sich das neue Geld ein. Entsprechend unbeliebt ist diese Währung.

Die Mehrheit der Deutschen trauert jetzt der D-Mark nach. Und die Nominierung des EURO zum Karlspreis 2002 zeigt die ganze Misere... Die D-Mark hatte solche Mätzchen nicht nötig.

Viele - ich auch - sind halt damals reingefallen auf die schönen Worte und Hochglanzbroschüren und Werbekampagnen unserer Oberen. Pech gehabt... Jetzt müssen wir mit schlechterem Geld leben. :-(

Vielleicht erinnern sich die WählerInnen am Wahltag an die flotten EURO-Sprüche der Politiker?


wese antwortete am 19.05.02 (01:48):

Wolfgang,

wenn das Dein voller Ernst ist, dann erinnere ich mich gerne an die Zeit vor dem EURO. Du sagst:

"Vielleicht erinnern sich die WählerInnen am Wahltag an die flotten EURO-Sprüche der Politiker?"

Es war doch Genosse Gerhard Schröder, der den EURO als kränkelnde Frühgeburt bezeichnet hat. Für diese Aussage musste er viel Prügel einstecken. Und siehe da, wir haben einen sehr klugen Bundeskanzler!


Nuxel antwortete am 19.05.02 (08:33):


Ja,auch ich ärgere mich über den "Teuro"und seine Auswirkungen.
Aber: so manche kränkelnde Frühgeburt ist,sorgsam gehegt und gepflegt,später groß und stark geworden!
Übergangszeiten sind immer schwierig.
Die Leidtragenden sind wir,die Jetztlebenden---
Ich hoffe doch,daß unser "Opfer" nicht umsonst gewesen sein wird!
Und ob Gerhard Schröder so klug ist,nur weil er den o.a. Ausspruch getätigt hat,wage ich denn doch zu bezweifeln!

Denke ich da z.B. an seinen ersten Besuch als Bundeskanzler in Frankreich,wo er mit den Worten willkommen geheißen wurde:... bitte,fühlen sie sich wie zu Hause...
und er nichts Besseres zu antworten wußte:
wieso,ich hab doch ein Zuhause......

hab es selber gehört!

Nuxel


hedwig antwortete am 19.05.02 (10:23):

...Und der Bundeskanzler hat kürzlich im Fernsehen geraten, die Geschäfte zu meiden, die die Umstellung auf den Euro zur Preiserhöhung genutzt haben.
Ich aber kenne keine Geschäfte, die nicht erhöht haben, und so gab er uns keinen Rat...

Er hätte lieber früh genug eine Erhöhung verbieten sollen, wie es woanders auch geschah..


wese antwortete am 19.05.02 (10:36):

@ hedwig:

Wenn Du solche Geschäfte nicht kennst, dann hast Du einfach ein Defizit an Information. Dafür bist Du allerdings selbst verantwortlich.

Spreche bitte nur für Dich selbst! Das Wort "uns" hat in Deinem Beitrag keine Existenzberechtigung. Oder warum glaubst Du, daß Du für "alle" sprechen darfst?


Johannes Michalowsky antwortete am 19.05.02 (10:40):

Liebe Hedwig,

wo gibt es solche Verbote? Außer in Deutschland kenne ich mich nur in Frankreich und Spanien in dieser Hinsicht aus, und von dorther sind mir solche Verbote nicht bekannt.

Nochmal zur bestandenen wirtschaftlichen Bewährungsprobe des Euro:

Es wird ständig übersehen oder ignoriert, daß wir den Euro jetzt bereits im vierten Jahr haben. Nur die Einführung des Euro-Bargeldes ist dieses jahr noch sozusagen nachgekleckert. Der Hauptverdruss besteht in dem weit verbreiteten und vielfach berechtigten Eindruck, daß die Gelegenheit genutzt wurde, das aber wahrhaftig nicht nur in Deutschland . . . übrigens nicht nur von Handel und Gewerbe.

Wenn so etwas dann auch noch preisgekrönt wird, dann kann man einfach nicht anders als eine politische Absicht dahinter zu vermuten.


Tessy antwortete am 19.05.02 (12:04):

Der Preis ist für die Bereitschaft in vielen europäischen Ländern eine Währung zu handhaben.
In Frankreich wurde (noch) nicht erhöht, wie ich vor Ort feststellen konnte.
Die Preise bei uns sind teilweise eine Frechheit und ich kaufe derzeit nur in Geschäften die sich an den Erhöhungen nicht beteiligt haben. Die gibt es. Und nur so kann der Verbraucher sein Mißfallen nachdrücklich bekunden.
Bekunden - in dem er nur dort Kunde ist wo er sich nicht abgezockt fühlt.


e k o antwortete am 19.05.02 (17:59):

Dass der Karlspreis an den EURO geht, finde ich ganz in Ordnung. Wenngleich dabei eine Tradition durchbrochen wurde, ihn nicht an eine Person, sondern an Sache zu vergeben.

Ich finde die EURO-Währung faszinierend.Dieses ewige Nachgejammere an die D-Mark ist rückwärtsschauende Larmoyanz und negativ.

Ich wohne im Dreiländereck Deutschland/Belgien/Niederlande in Aachen. Wenn das mit dem Teuro so stimmen würde, wie es hier bejammert wird, dann frage ich mich, warum die Belgier und Holländer dann in Scharen nach Aachen zum Einkaufen kommen. Im Gegenzug tanke ich in Belgien, wo der Diesel bis zu 10 Cent ( 20 Pfennig!) pro Liter billiger ist.

Abzocker und Preistreiber bestraft man nicht durch Jammern und Schimpfen, sondern durch Kaufbykott ! Das geht, erfordert aber Kaufdisziplin. Wer dies nicht aufzubringen willens ist, darf auch nicht meckern.

Die für den "Normalbürger" nicht sichtbare Seite ist - was Jo schon angesprochen hat - der vergrößerte Wirtschaftsraum des EURO, durch den Europa sich gegen Dollar und Yen besser behaupten kann. Die Einsparungen gehen in die Milliarden und werden unserer Wirtschaft auf die Dauer eine bessere Ausgangsposition verschaffen.

Fazit: Nicht soviel herumjammern und keine unsinnigen Forderungen an die Politik stellen ( Verbot von Preiserhöhungen z.B.) Kaufdisziplin üben und den EURO nicht verteufeln.


York v. Selasinsky antwortete am 19.05.02 (19:01):

Dass der Euro den Karlspreis bekommen kann ich nur als Witz der Weltgeschichte bezeichnen..........
Der Staat macht das mit dem Abzocken vor.......Wiederzulassung des Motorrades vorher 10,--D-Mark jetzt 10,20 Euro...da kann man der Gartronomie es nicht verdenken,wenn sie nachzieht....gestern mal wieder mit meiner Frau Tanzen gewesen sie bestellte eine Flasche Sprudel...4,6o Euro!!!!1Wenn man dies boykottieren will dann muss man zu Hause tanzen...grins
Politisch habe ich wenigstens ein reines Gewissen wählte
1998 die D-Mark Partei.......in unserem Ort allerdings nur 0,6 % Stimmenanteil erreicht,schade!!!!
Ei echter Hammer zum Schluß......voriges Jahr einen Hammer für 5,--Mark im Baumarkt gekauft...gestern mal geguckt,was er heute kostet:4,99 EURO das ist doch wirklich ein Hammerpreis
Gruß York


e k o antwortete am 19.05.02 (19:26):

"Witz der Weltgeschichte....?!?!?

Was haben denn die unverschämten Preiserhöhungen mit dem EURO zu tun ? Da wird doch der falsche Hund geprügelt!!

Man kann doch dem EURO nicht anlasten, dass seine Einführung zu Preiserhöhungen missbraucht wurde.

Ich finde ein solches Denkschema doch sehr kurzsichtig und die Sache am falschen Haken aufgehängt.

Und welche Begründung hätten sich denn die lieben Jammerer hier einfallen lassen, gäbe es den EURO nicht und die Preise wären dennoch in die Höhe gegangen ?

Schließlich hat es zu Jahresbeginn auch Steuererhöhungen gegeben. Man mag sich fragen, ob dieser Zeitpunkt überhaupt gut gewählt war, denn damit hat man dem Ruf der Gemeinschaftswährung einen denkbar schlechten Dienst erwiesen.

Ich jedenfalls bleibe bei meiner positiven Einstellung zum EURO.


wese antwortete am 19.05.02 (21:17):

Ich finde den EURO ebenfalls gut. Er macht vieles einfacher und überschaubarer. Er wird der Wirtschaft Kosten sparen. Wechselkurse fallen innerhalb der EU weg. Und so weiter...

Etwas negativer sehe ich die eigentliche Preisverleihung. Ist irgendwie komisch, wenn eine Währung einen Preis bekommt. Bisher blieb diese Preisverleihung Personen und Institutionen vorbehalten.

In der Begründung für diesen Preis steht folgendes:

"Der Euro ist weit mehr als das einheitliche Zahlungsmittel in Europa. Er..... stabilisiert die Gemeinschaft und hat damit eine friedensstiftende Wirkung."

Ist das nicht doch ein wenig verwunderlich? Es war mir zwar schon immer klar, daß man mit Geld viele Dinge kaufen kann. Wenn man aber jetzt mit Geld sogar Frieden stiften kann, dann bin ich so gerührt, daß ich am liebsten weinen würde.

Wer trocknet meine Tränen? Und wer erklärt mir, warum der verflixte EURO in diesem Forum keinen Frieden stiftet?


Renate Müller antwortete am 19.05.02 (21:47):

Ist mit der Verleihung nicht eine Idee gemeint. Verbindet uns jetzt doch wenigstens das Zahlungsmittel in Europa. Grüsse aus dem Dreiländereck.


hedwig antwortete am 19.05.02 (21:48):

Auf Wese s "Beitrag" vom 19.5., 10.36 Uhr:

Auch die ungezogene Art und Weise, auf Formulierung "uns" zu reagieren, ändert nichts daran, dass der Bundeskanzler im Interview ....UNS.....(uns Bürgern) riet, die Geschäfte mit Preiserhöhungen zu meiden.


hedwig antwortete am 19.05.02 (21:51):

Lieber Johannes,
auf deine Frage vom 19.5., 10.40 Uhr: Es handelt sich um die Niederlande, wo ein Gesetz extra erlassen wurde. Dort, so hieß es, habe man sogar Schwarze Listen von Preistreibern erstellt.


rolf antwortete am 20.05.02 (10:18):

eko,
der Vergleich mit dem geprügelten Hund hinkt ganz gewaltig.
Um eine gesetzliches Verbot der Preiserhöhung zu vermeiden, hat der Einzelhandelsverband eine freiwillige Selbstbeschränkung verkündet.
Aber sehr viele Mitglieder haben sich nicht daran gehalten und die Umstellung auf Euro zu Preiserhöhungen bis zu 100 % genutzt. Hier ist der Euro nicht Hund sondern Schutzschild, hinter dem sie sich verstecken.
York, was willst Du denn? Der Hammer kostete 5,00 - jetzt 4,99 ;-))) Wer achtet da schon auf die Währung?


Johannes Michalowsky antwortete am 21.05.02 (13:54):

@Rolf - es geht nicht nur um den Einzelhandel. Es gibt noch andere, die die Gelegenheit genutzt haben, Gastronomie, Dienstleistungen aller Art vom Friseur bis zur Schuhreparatur, nicht zu vergessen Öffentliche Betriebe - so hat der VVS genannte Verkehrsverbund in Stuttgart just mit der Einführung des Euro gemerkt, daß er einer über 4%igen Tariferhöhung bedarf, von der Ekosteuer ganz zu schweigen.

Und weiterhin: Nicht jede Kritik - auch wenn sie negativ ist - ist sofort mit "Lamento" gleichzusetzen, wie hier geschehen. Solches berührt nicht die grundsätzliche Haltung, sondern orientiert sich an Auswüchsen, die allerdings ein sicher unerwartetes Ausmaß angenommen haben. Das bedauere ich als Verfechter des Euro zutiefst.


rolf antwortete am 22.05.02 (10:01):

Jo, ich weiß daß viele Einrichtungen/Dienstleister ihre Preiserhöhungen hinter dem Euro versteckt haben - deshalb ja mein Vergleich mit dem Schutzschild.
Den Einzelhandel habe ich auch nur angeführt, weil mir bekannt ist, daß er eine Verpflichtungserklärung abgegeben hat. Eine von "oben" verordnete neue Preisauszeichnung verleitet nun mal dazu, die Preise gleich etwas anzuheben.
Wenn wir uns alle an den Euro gewöhnt haben, werden wir ihn nicht mehr missen wollen. Vor allem die, die viel in ganz Euroland unterwegs sind.


Johannes Michalowsky antwortete am 22.05.02 (11:15):

Da muß ich doch gleich noch etwas zu sagen:

Ich habe es immer als Erfolgserlebnis empfunden, ganz schnell Peseten, Schillinge, Francs usw. in DM umrechnen zu können und umgekehrt. Wer der heutigen Taschenrechnergeneration kann noch im Kopf durch 7 dividieren oder mit 1,2 multiplizieren? Außerdem war das Reisegefühl viel größer, wenn man auf einmal fremdes, ungewohntes Bares in der Tasche hatte. Europa wird eh immer mehr zum Einheitsbrei und seine Regionen verlieren an Individualität - von Lidl über Schlecker bis MacDonald ist alles überall da, und nun auch noch überall dasselbe Geld!


Johannes Michalowsky antwortete am 22.05.02 (11:24):

Noch etwas:

Der Supermarkt, in dem ich regelmäßig einkaufe, rühmt sich, 40.000 Artikel anzubieten. Das wäre doch wie der Glaube an den Osterhasen, wenn man erwartet, daß 39.000 der Preise (mindestens) nicht ein klein wenig oder nicht auch etwas mehr zuungunsten der Kunden gerundet wurde - mehr als 1.000 der alten Preise wird wohl auch die am besten rechnende Hausfrau oder der am besten rechnende Hausmann nicht im Kopf haben. Und von der Butter, den Eiern und dem Tchibokaffee alleine lebt der Mensch nun halt mal nicht.

Und wenn ich das sage, ist das kein Lamento, sondern eine Feststellung, die ich mit Bedauern treffe, weil auch ich den Euro sehr begrüßt und vertreten hatte.

(Internet-Tipp: https://www.verkauf-aktuell.de/news/02-04-04-04.htm)