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THEMA:   Frage zur Knochenmarkspende / Erfahrungen

 9 Antwort(en).

Angelika begann die Diskussion am 10.04.03 (21:04) mit folgendem Beitrag:

Ich wüsste gerne, ob jemand schon einmal positiver Spender von Stammzellen gewesen ist oder jemanden aus dem unmittelbaren Umfeld kennt, der das hinter sich hat - also nicht nur im Zentralregister erfasst wurde.

Mich interessiert, wie es bei der Prozedur vor sich geht, vor allem aber wie man sich selbst als Spender danach fühlt.

Bitte keine Antworten wie "guck mal bei Google" - das hab ich schon :-) Mich interessieren viel mehr ganz persönliche Eindrücke und Ratschläge. Vielen Dank für eine baldige Antwort - ihr könnt Euch denken, warum. Danke

Angelika


Margit antwortete am 11.04.03 (00:41):

Hallo Angelika,

ich hatte 2000 eine autologe Stammzelltransplantation. D.h. mir wurden vor einer Hochdosischemotherapie Stammzellen entnommen, die ich nach der Chemo wieder zurückbekommen habe (das schützt diese Zellen vor der Zerstörung durch die Chemo). Ich nehme an, dass das Prozedere bei einer Knochenmarkstransplantation dasselbe ist. Die Stammzellen wurden mir aus dem Blut entnommen. Dazu wird aus der einen Armvene das Blut über eine Maschine, die die Stammzellen ausfiltert, in die Vene des anderen Arms zurückgeleitet. Der Vorgang dauert etwa drei Stunden und ist schmerzfrei. Bei normalen Venen ist das Legen der Nadeln kein Problem. Damit im Blut genügend Stammzellen vorhanden sind, wird das Knochenmark durch Medikamente (Spritzen) zur erhöhten Produktion und Freisetzung (ins Blut) von Stammzellen angeregt. Das kann - muss aber nicht - zu Schmerzen in den Knochen, die besonders an der Produktion von Stammzellen beteiligt sind, führen. Mir hat das Schmerzmittel Tramal (einmalige Einnahme) gut geholfen.
Direkt nach der Entnahme der Stammzellen war ich etwas schlapp. Zwei Tage später liess ich mir zur Sicherheit nochmals auf dieselbe Weise Stammzellen entnehmen; auch das ging komplikationslos vor sich. Als "Spender" hatte ich keinerlei Probleme und bin jetzt froh, noch eine "Portion Stammzellen" von der zweiten Entnahme als Sicherheit in Reserve zu haben. Durch die Transplantation der Stammzellen wurde mein Krebs endgültig geheilt. Ich arbeite wieder voll und fühle mich o.k. Wenn ich als Spender in Frage käme, würde ich bedenkenlos für andere spenden. Denn Leben ist schön!


Angelika antwortete am 11.04.03 (01:22):

Ich danke Dir ganz herzlich, Margit - genau das mit den Knochenschmerzen sagte mir auch der Arzt, der die Entnahme vornehmen würde - und da ich ohnehin sehr belastet bin mit starken Knochen- und Gelenkschmerzen, mache ich mir ein paar Gedanken. Ich bin selbst an sonsten kerngesund und hab die Probe damals entnehmen und mich im Spenderregister aufnehmen lassen, als ein früherer Kollege dringend eine Spende brauchte und alle seine Freunde sich testen liessen. Das ist schon einige Jahre her, leider konnte ihm nicht geholfen werden. Nun bekam ich die Nachricht, dass ich als Spenderin für ein junges Mädchen in Frage kommen und habe noch etwas Bedenkzeit.

Dir wünsche ich weiterhin gute Gesundheit und finde es toll, das Du alles so gut besiegt hast.

Angelika


margit antwortete am 15.04.03 (23:51):

Liebe Angelika,

Du musst Deine Entscheidung zu spenden oder nicht zu spenden selbst treffen.
Vielleicht kann ich Dir aber aus meiner Erfahrung etwas dabei helfen. Das Spritze mit dem Medikament, das die Stammzellfreisetzung ins Blut veranlasst, bekam ich die ersten Male, als meine Leukozyten infolge der Chemotherapie gefährlich weit abgesunken waren. In der darauffolgenden Nacht schmerzten mich die Hüftknochen und das Brustbein stark, das von der Klinik verschriebene Schmerzmittel half mir nur bedingt. Mit wenigen Tropfen "Tramal" war dann der Schmerz im Nu beseitigt. Eine einmalige Einnahme reichte aus, jeweils am Tag darauf war ich schmerzfrei und brauchte keine weiteren Schmerzmittel. Für das Absammeln meiner Stammzellen wurde die Dosis beträchtlich erhöht (statt 1 Spritze an sechs Tagen hintereinander je 1 Spritze) und da brauchte ich keine Schmerzmittel mehr; das Knochenmark hatte sich wohl an die erhöhte Stammzellproduktion gewöhnt.
Von anderen Patienten weiss ich, das das Medikament zur erhöhten Stammzellproduktion bei ihnen keinerlei Beschwerden oder Schmerzen verursachte.
Mein Fazit aus den Erfahrungen: Du brauchst Dich vor den Knochenschmerzen nicht zu fürchten - entweder treten sie nicht auf oder im schlimmsten Fall - falls andere Medikamente nicht greifen, hilft Tramal schnell und gut. Bis die Wirkung von Tramal einsetzt (geht sehr schnell!) kann Dir der Gedanke helfen, damit einem Menschen ein neues Leben zu schenken.
In meiner Erinnerung an meine Gesamttherapie war die Stammzellentnahme nicht weiter dramatisch. Also: nur Mut!


Angelika antwortete am 26.05.03 (20:41):

....also NOCh mal würde ich das nicht machen... es war der reinste Horror :-( Ich war wohl mal wieder die Ausnahme von der Regel ... das nur dazu, Einzelheiten möchte ich lieber nicht schreiben.............


Karl antwortete am 26.05.03 (22:36):

Liebe Angelika,


und ich habe mich gefragt, wo Du bleibst. Setze auf das schnelle Vergessen von Schmerzen. Das ist eine wohltuende Fähigkeit. Das junge Mädchen wird Dir dankbar sein!

Mit freundlichen Grüßen

Karl


pilli antwortete am 27.05.03 (07:33):

hi Angelika

na endlich...:-))

geht es dir gut? vielleicht magst du doch ein bißchen berichten, von den ereignissen?

wie geht es dem mädchen?

:-)


Angelika antwortete am 27.05.03 (13:59):

Nur so viel: Es wurden zunächst "periphere Stammzellen" entnommen. Dazu wird dem Spender zunächst ein Mittel injiziert, das die Produktion von Stammzellen anregt, später wird dann das mit neuen Stammzellen angereicherte Blut entnommen und dem Patienten mittels Infusion zugeführt - also scheinbar völlig unkompliziert. Ich habe das Mittel überhaupt nicht vertragen und hatte ausser gewaltigen Kopfschmerzen über Tage auch ziemliche Skelettschmerzen und allergische Reaktionen (Asthmaanfälle und Hautrötungen), daraufhin entschloss man sich, mir Knochenmark nach älterer Methode aus der Hüfte zu entnehmen - klappte alles, aber die Narkose vertrug sich nicht mit den Mitteln, die ich vorher bekam und ausserdem gab es noch eine saftige Wundentzündung und zu allem Überfluss will die Kasse meine "Folgeschäden" nicht zahlen, weil ich ja auf eigenes Risiko usw .... es ist Schwachsinn in höchster Potenz - wenigstens hat die Therapie dem Mädel genutzt und es geht aufwärts - und dafür hat es sich dann fast gelohnt. Nun streite ich mich mit der KK ...


Medea. antwortete am 27.05.03 (15:31):

Hallo Angelika,

ich habe mich auch gefragt, w o Du wohl abgeblieben bist und Dich mehr unter südlicher Sonne als im Krankenhaus vermutet ....
eine große Leistung, was Du da gewagt hast - laß es mich bitte dir einmal sagen dürfen.


Angelika antwortete am 27.05.03 (15:35):

Danke, Medea. Aber ich bin ehrlich - ich stehe seit Jahren im Spenderregister, weil man das ja irgendwie ja auch gerne macht, wenn man sowieso zur Blutspende geht - ich habe meine Daten dort jetzt aber streichen lassen und stehe bestenfalls nur diesem Mädchen noch einmal zur Verfügung, sollte sie einen Rückfall haben.