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THEMA:   Sexualität und Partnerschaft ab 50

 7 Antwort(en).

Richard begann die Diskussion am 28.07.01 (05:23) mit folgendem Beitrag:

Liebe Mitbetroffene und Ratgebende,
vorab zu eurer Aufklärung: ich bin ein Mann in den End-Fünfzigern. Als beginnender Senior suche ich Rat und Aufklärung durch Mitbetroffene, die älter sind als 55 Jahre und zu meinen Fragen ihre Erfahrungen und ihren Rat einbringen können.
Ich lebe seit mehr als 30 Jahren in einer erfüllten Partnerschaft mit meiner Frau, die ich von ganzem Herzen liebe. Es käme mir niemals in den Sinn, mich jemals einer anderen Frau zuzuwenden.
Meine Frau, die nur zwei Jahre jünger ist als ich, hatte vor einigen Jahren eine Totaloperation. Seitdem ist ihr sexuelles Verlangen deutlich reduziert. Möglicherweise spielen dabei die hormonellen Veränderungen eine entscheidende Rolle, denn ansonsten ist ihr Bedürfnis nach Zärtlichkeit uneingeschränkt.
Auch ich möchte gerne mit ihr zärtlich sein. Mir würde ein Schmusen und Liebkosen in vielen Situationen reichen. Es muss nicht unbedingt zu einem Orgasmus kommen.
Meine Frau sieht sich offenbar in der Zwangslage, dass wenn sie mit mir zärtlich wird, ich auch unbedingt einen Orgasmus haben müsste. Und schlimmer noch, sie versucht selber, einen eigenen Orgasmus herbeizuzwingen. Wenn das nicht gelingt, fällt sie in ein tiefes Loch, ist enttäucht und weint, was mir dann besonders weh tut.
Seit diesen Erfahrungen bedränge ich sie nicht mehr, um sie nicht zu verletzen. Ich warte darauf, dass sie sich von sich aus mir wieder zuwendet. Nur leider geschieht das nur noch recht selten, und selbst dann habe ich das Gefühl, dass sie das nur tut, weil sie glaubt, es mir als Mann schuldig zu sein. Ich spüre das und bin dann ebenfalls enttäucht und habe gar keine Lust mehr.
Ich bitte um den Meinungsaustausch und Ratgebungen. Als Mann interessiert mich natürlich besonders die Beurteilung der Frauen. Aber auch die Erfahrungen meiner eigenen Geschlechtgenossen wären unbedingt hilfreich.
Ich bitte um Euer Verständnis, wenn ich hier, auch zum Schutze der Persönlichkeitsrechte meiner Frau, nicht meinen richtigen Namen angebe.
Ich verbleibe mit aufrichtigem Gruß unter dem Pseudonym
Richard


Lara antwortete am 28.07.01 (10:41):

Hallo Richard,
m.E. sollte man - was nicht bei j e d e r Frau in einem künstlich erzeugten (Total-Op.) Klimakterium nötig ist - mit �strogenen substituieren.
Ich hoffe, Deine Frau kann sich ihrem Frauenarzt gegenüber bezüglich Euerer partnerschaftlichen Probleme öffnen und auch den von mir gemachten Vorschlag ansprechen; er wird dann schon das Richtige tun. Ansonsten eine zweite Meinung einholen.
Das Hauptproblem liegt unverschuldet zunächst einmal bei Deiner Frau. Mit Behebung ihres so plötzlichen Hormon-Mangels würden sich dann Deine eigenen (psychogenen) Reaktionen auch erledigen.
Grüße, auch an Deine Frau!
Lara


Ceci antwortete am 28.07.01 (13:00):

Lieber Richard,

ich kann eure Probleme gut nachvollziehen, weil es mir genau so ergangen ist wie deiner Frau. Aus deinem posting lese ich viel Liebe und Verständnis für sie, aber auch einige Denkfehler deinerseits.

Du schreibst:
"Meine Frau sieht sich offenbar in der Zwangslage, dass wenn sie mit mir zärtlich wird, ich auch unbedingt einen Orgasmus haben müsste. .... Seit diesen Erfahrungen bedränge ich sie nicht mehr, um sie nicht zu verletzen. Ich warte darauf, dass sie sich von sich aus mir wieder zuwendet."

Hast du ihr schon mal zu Verstehen gegeben, dass dir auch Schmusen und Liebkosen reichen würde? Dann befände sie sich erst gar nicht in dieser Zwangslage. Dann fühlte sie sich auch nicht bedrängt.
Durch deine abwartende Haltung verunsicherst du sie noch mehr. Du verlangst von ihr, die Initiative zu ergreifen. Damit verstärkst du ihr Schuldbewusstsein noch.
Ich weiß nicht, ob diese �Funkstille� zwischen euch allein durch eine Hormontherapie bei deiner Frau zu beheben ist. Ich denke, ihr müsstet vor allem über eure Probleme offen miteinander REDEN. Ansonsten bleibt ihr in diesem Teufelskreis aus Rücksichtnahme, Missverständnissen und Verletztheit auf beiden Seiten.

Mit herzlichen Grüßen
Ceci


verdana antwortete am 28.07.01 (15:59):

Lieber Richard,

aus eigener Erfahrung kann ich dir berichten, dass die OP sicher nicht allein der Anlass für die sexuellen Ermüdungserscheinungen sind, davon einmal abgesehen bleiben ja meist die Ovarien erhalten.
Jenseits der 50 lässt bei den meisten Frauen die Libido nach, auch Hormone helfen nur wenig. Bis ein neuer Weg gefunden wird, dauert es, aber mit viel Geduld und ohne Druck von der einen oder anderen Seite, werdet ihr ganz andere Spielarten finden. Leider hat unsere Generation das viel zu wenig ausprobiert. Wir bestehen ja nicht nur aus Genitalien, sondern haben auch Hände und Mund.
Es gibt heute so gute und lesenswerte Literatur, befasst euch doch einmal damit. Allerdings ist dazu ein erotischer Spannungsaufbau erforderlich, der das Verlangen wieder erzeugt, dennoch in jeder Beziehung gibt es Zeiten, wo die Sexualität ruht. Wichtig ist allerdings, dass sie nicht ganz verlorengeht, denn dann wird ein Neuanfang schwierig.

Frage ist aber auch: wie hat deine Frau die OP psychisch verkraftet, fühlt sie sich noch als begehrenswerte Frau? Da könntet ihr in einer Paartherapie eine ganze Menge auf- und abarbeiten.


Lara antwortete am 28.07.01 (16:19):

Liebe Verdana,
dem letzten Absatz Deines Beitrags stimme ich zu.

Richard schreibt "Totaloperation". Bei einer solchen werden die Ovarien a u c h entfernt. Sonst würde es "Hysterektomie" oder "Uterus-Exstirpation" heißen.

Auch sagt Richard, daß die genannten Probleme s e i t dieser Operation bestehen. Das hört sich doch nach einer Reaktion einer Frau auf einen plötzlichen Hormon-Ausfall an, zumal eine noch nicht einmal 50Jährige sich vermutlich noch nicht jenseits der natürlichen körperlichen Umstellung befindet.
Lara


Ceci antwortete am 29.07.01 (11:39):

Unter der allgemein gebräuchlichen Bezeichnung Totaloperation versteht man die Hysterektomie (Gebärmutterentfernung). Wenn auch die Eierstöcke mit entfernt werden, spricht man von einer Radikaloperation. So hat mir das mein Frauenarzt erklärt vor meiner Hysterektomie. Und ins Klimakterium kann frau auch schon vor dem 50. Lebensjahr kommen. Aber das nur am Rande.

Eine Hormontherapie kann u.U. wirkungsvoll sein, ist aber nicht die allein seligmachende, vor allem wenn man die Nebenwirkungen bedenkt.

Aus eigener Erfahrung kann ich dem, was Verdana schreibt, nur voll zustimmen.

Gruß Ceci


Lara antwortete am 29.07.01 (12:17):

Total = Gebärmutter und Eierstöcke
Radikal = Gebärmutter, Eierstöcke und dazugehörige Lymphknoten
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Lieber Richard, ehe wir uns hier alle streiten (irgendwie hat ja jeder recht): ich gebe unten eine Internet-Adresse an, von der (bei "Fragen und Antworten") Du Dir 8 Seiten zum Nachlesen über Euere Probleme ausdrucken kannst.

Alle guten Wünsche von Lara

(Internet-Tipp: https://www.almeda.de)


Lisa antwortete am 02.08.01 (19:36):

Lieber Richard, schon dass Du mit diesem Thema an völlig Dir fremde Menschen herantrittst zeigt, wie wichtig Dir die Sache ist. Ich denke in einer gut funktionierenden Partnerschaft, muss die Frau keinen Orgasmus erzwingen oder vorspielen. Vielleicht kommt sich Deine Frau bedrängt vor. Man kann Drängen auch durch Gehaben und nicht nur durch Worte empfinden.
Ich selbst habe auch diese Operation hinter mir (wie sie genau heißt, tut nichts zur Sache), bin 57 und habe noch großen Spass an Sex. Allerdings ohne Leistungszwang und nicht mehr so häufig wie früher. Das hat aber eher mit dem �lterwerden zu tun. Die Werte haben sich verschoben. Ich liebe meinen Partner intensiver,inniger und bewusster wie in den jungen Jahren. Sex ist ein schöner Bestandteil unserer Partnerschaft aber nicht die Hauptsache. Gemeinsame schöne Stunden, Augenblicke in denen man schon weiss was der Andere will, ohne dass er es sagen muss, sind mir heute wichtiger. Dann kommt alles Andere von selbst.
Ich wünsche Dir, dass es Dir gelingt, die Welt auch mit den Augen Deiner Frau zu betrachten, Ehrlichkeit Dir gegenüber und noch viele schöne Jahre mit Deiner Partnerin.