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THEMA:   Poetischer Blumengarten

 38 Antwort(en).

Dietlinde begann die Diskussion am 12.04.01 (10:34) mit folgendem Beitrag:

Bitte laßt den neuen Blumengarten duften indem Ihr lyrische Gedichte zum Thema passend, von bekannten und unbekannten Lyrikern oder eigene Verse, in ihm wachsen und erblühen laßt!

Oh, wer um alle Rosen wüßte,
die rings,
in stillen Gärten stehen -
oh, wer um alle wüßte,
müßte wie im Rausch
durchs Leben gehen.

Christian Morgenstern

(Internet-Tipp: https://easy.to/haikulinde)


Dietlinde antwortete am 13.04.01 (21:23):

Rose wünscht ihr Knospenleben
Noch einmal zurückzuträumen,
Und die Frucht, sie denkt sich gerne
Noch als Blüte an den Bäumen.

Perle selber, die so prächtig
Schlummert in den Muschelhallen,
Sieht sich gern als Tropfen Thaues,
Wie vom Himmel sie gefallen.

Liebe auch, die off`ne Rose,
Träumt zurück ihr Knospenleben,
Wie sie zagte, wie sie wagte,
Wie sie aufbrach nur mit Beben.

Liebe auch, die Frucht des Herzens,
Denket an ihr Blütenwesen.
Wie so duftig, wie so zaghaft,
Wie so zitternd es gewesen.

Moritz Saphir


Anni antwortete am 13.04.01 (22:21):

Wie auf dem Felde die Weizenhalmen,
so wachsen und wogen im Menschengeist
die Gedanken.
Aber die zarten Gedanken der Liebe
sind wie lustig dazwischenblühende
rot und blaue Blumen.

Rot und blaue Blumen!
Der mürrische Schnitter verwirft euch als nutzlos,
hölzerne Flegel zerdreschen euch höhnend
sogar der hablose Wandrer,
den euer Anblick ergötzt und erquickt,
schüttelt das Haupt
und nennt euch schönes Unkraut.
Aber die ländliche Jungfrau,
die Kränzewinderin,
verehrt euch und pflückt euch
und schmückt mit euch die schönen Locken,
und also geziert eilt sie zum Tanzplatz,
wo Geigen und Pfeifen lustig ertönen,
oder zur stillen Buche,
wo die Stimme des Liebsten noch lieblicher tönt
als Pfeifen und Geigen.

(Heinrich Heine)


Dietlinde antwortete am 15.04.01 (21:37):

Leise zieht durch mein Gemüt
liebliches Gläute.
Klinge, kleines Frühlingslied.
Kling hinaus ins Weite.
Kling hinaus, bis an das Haus,
wo die Blumen sprießen.
Wenn du eine Rose schaust,
sag, ich laß sie grüßen.

Heinrich Heine

(Internet-Tipp: https://easy.to/haikulinde)


Georg Segessenmann,alias Georg von Signau antwortete am 16.04.01 (10:55):

Hier ein Gedicht, das mir als eines der wenigen aus der Schulzeit im Kopf hängen geblieben ist. Es stammt von Alfred Huggenberger.

Der Frühling kommt

Drei Zwerglein läuten den Frühling ein,
mit weissen und gelben Glöcklein fein;
drei Elfen tanzen im Sonnenlicht,
lauschen, was der Märzwind spricht.
Kommt der Käfermann vor sein Haus,
putzt sich die Brillengläser aus:
"Was fangt ihr fürnen Spektakel an,
dass unsereiner nimmer schlafen kann?
Ei - da guckt ja ein Veilchen herfür.....!"
Schleunig kehrt er sich gegen die Tür:
"Alte, hab ichs nicht immer gesagt?
Hurtig die Läden auf, es tagt!"
Wwwwupp, schon schlüpft die durchs enge Loch,
hinter ihr her drei Nachbarn noch;
tollen und überkugeln sich satt,
bis einer ein Beinchen zu wenig hat.
Frau Ameise fängt neben an
just ihren Bau zu flicken an:
"Dies windige Pack; man ärgert sich schwer;
weiss nicht, dass Kisten und Kammern leer;
faulenzt schon am ersten lieben Tag;
mich wunderts, wie das noch kommen mag!"
Hoch im Apfelbaum singt der Fink:
"pinkepink, pinkepink;
der Kurier ist schon abgesandt;
er holt mir ein Weibchen aus Mohrenland!"
Professor Rabe - weiss nicht warum -
denkt heut auch nicht ans Studium:
"Wissen soll nun mal jedermann,
dass unsereiner auch singen kann:
Gloobuu, krahaaa; aber war das fein;
übers Jahr werd ich bei der Oper sein!"
Der Winder sitzt am Schattenrain;
stopft ein Stummelpfeifchen sich ein;
tut erst, als ging ihn alles nichts an;
aber schon fängt er zu laufen an;
hopphopphopp, über Stock und Stein;
ein Schmetterling gaukelt hinter ihm drein!"

Sorry, lieber Kollege Huggenberger, falls ich den einen oder anderen Schnitzer gemacht habe beim Rezitieren - ist doch immerhin schon 60 Jahre her, dass ich dein schönes Frühlingsgedicht gelernt habe. Es hat mir aber so sehr Spass und Eindruck gemacht, dass ich mein Leben lang versucht habe, es dir gleichzutun!

Schorsch


Dietlinde antwortete am 16.04.01 (13:11):

Hallo, lieber Schorsch,
das ist ja ein ganz entzückendes Frühlingsgedicht, das Du noch aus Deiner Schulzeit kennst! Es paßt wunderbar in unseren "poetischen Blumengarten" und schmückt ihn auf "ganz verspielte Weise". Autor und Gedicht sind neu für mich. Vielen Dank!

Liebe Grüße
Dietlinde

(Internet-Tipp: https://easy.to/haikulinde)


Dietlinde antwortete am 17.04.01 (15:09):

Die Ros' ist ohn' warum,
sie blühet, weil sie blühet,
sie acht' nicht ihrer selbst,
fragt nicht, ob man sie siehet.

Angelus Silesius

(Internet-Tipp: https://easy.to/haikulinde)


Anni antwortete am 17.04.01 (23:16):

Im Grase

Glocken und Zyanen,
Thymian und Mohn.
Ach, ein fernes Ahnen
hat das Herz davon.

Und im sanften Nachen
trägt es so dahin.
Zwischen Traum und Wachen
frag ich, wo ich bin.

Seh die Schiffe ziehen,
fühl den Wellenschlag,
weiße Wolken fliehen
durch den späten Tag -

Glocken und Zyanen,
Mohn und Thymian.
Himmlisch wehn die Fahnen
über grünem Plan:

Löwenzahn und Raden,
Klee und Rosmarin.
Lenk es, Gott, in Gnaden
nach der Heimat hin.

Das ist deine Stille
ja, ich hör dich schon.
Salbei und Kamille,
Thymian und Mohn,

und schon halb im Schlafen
- Mohn und Thymian -
landet sacht im Hafen
nun der Nachen an.

(Josef Weinheber)


Dietlinde antwortete am 21.04.01 (16:05):

Rosen lieb`ich sehr! .......

Die Welt umfasset nicht das Bild der Rose,
Die Phantasie umfasset nicht die Rose.
Vom Seelengarten Botin ist die Rose,
Und Inbegriff der Schönheit ist die Rose.

Rumi

(Internet-Tipp: https://easy.to/haikulinde)


Anni antwortete am 23.04.01 (08:47):

Der Rosenbusch

Es haben meine wilden Rosen
- erschauernd vor dem Hauch der Nacht -
die windeleichten, lichten losen
Blüten behutsam zugemacht.

Doch sind sie so voll Licht gesogen,
daß es wie Schleier sie umweht,
und daß die Nacht in scheuem Bogen
am Rosenbusch vorübergeht.

(Hermann Claudius)


Dietlinde antwortete am 23.04.01 (13:55):

Hallo, liebe Anni,

unser Blumengarten wächst, blüht, gedeiht und duftet nach Rosen. Heute hat Dein "Rosenbusch" wieder wunderschöne Blüten getragen! Vielen Dank Dir, und allen anderen Gärtnerinnen und Gärtnern!

Liebe Grüße
Dietlinde


Rudi antwortete am 23.04.01 (21:57):

Hallo Blumenfreunde ! In meiner Fotosammlung habe ich ein Fuchsienbild gefunden, das mich an die blühenden Ampeln erinnert. Es ist schade, daß man hier keine Bilder übermitteln kann, deshalb nur ein paar Zeilen.

Fuchsie

Soeben fand ich dieses Bild der Blume,
die der Natur gereicht zu Ehr' und Ruhme.
Was erst noch in der kleinen Knospe ruht,
doch zu gegeb'ner Zeit sich prachtvoll öffnen tut
und mit den Blütenständen lockt die Bienen,
sobald die Morgensonne hell erschienen,
bei leichtem Wind sich wiegt im Purpurkleid:
macht and're Blumen blaß vor Neid.

Gruß Rudi


webmaster antwortete am 23.04.01 (22:04):

Hallo Rudi,

es gibt einen Weg, wie jeder auch Bilder in den Seniorentreff bringen kann. Bei einem Eintrag ins Gästebuch kann ein Bild hochgeladen werden. Hier im Diskussionsforum wiederum kann unten auf das Gästebuch verlinkt werden.

(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/senior-bin/search.cgi?action=2&category=1&subcategory=109)


Anni antwortete am 25.04.01 (21:24):

Diese Rose pflück ich hier,
in der fremden Ferne,
liebes Mädchen, dir, ach dir
brächt ich sie so gerne!

Doch bis ich zu dir mag ziehn
viele weite Meilen,
ist die Rose längst dahin,
denn die Rosen eilen.

Nie soll weiter sich ins Land
Lieb von Liebe wagen,
als sich blühend in der Hand
läßt die Rose tragen,

oder als die Nachtigall
Halme bringt zum Neste,
oder als ihr süßer Schall
wandert mit dem Weste.

(Nikolaus Lenau)


Dietlinde antwortete am 26.04.01 (15:09):

Das Rosen-Innere

Wo ist zu diesem Innen
ein Außen? Auf welches Weh
legt man solches Linnen?
Welche Himmel spiegeln sich drinnen
in dem Binnensee
dieser offenen Rosen,
dieser sorglosen, sieh:
wie sie lose im Losen
liegen, als könnte nie
eine zitternde Hand sie verschütten.
Sie können sich selber kaum
halten; viele ließen
sich überfüllen und fließen
über von Innenraum
in die Tage, die immer
voller und voller sich schließen,
bis der ganze Sommer ein Zimmer
wird, ein Zimmer in einem Traum.

Rainer Maria Rilke


blaettchen antwortete am 26.04.01 (17:52):

Ein "blaues Gedicht":

Lupine

Lupinenblau - so war doch was
In meiner Kindheit. War es Glas?
Was war so blaß wie die Lupinen,
Die sich wie wild dem Licht zudrehn,
Wie blaue Flammen, die nicht brennen
Und doch so überschnell vergehn?
Glas war es, Steine, Glitzerkram,
Weiß nicht mehr, wie er an mich kam,
Weiß nur noch dieses bleiche Blau,
Die Sehnsuchtsfarbe. Morgentau
Im leichten Himmelslicht erstarrt,
Und ein Gefühl von solcher Art:
Glückstropfen, in der Faust zerpreßt,
Verloren. Doch es blieb ein Rest
Der Sehnsuchtsfarbe Lerchenblau.
Lupinen brennen unterm Tau.

Eva Strittmatter


hl antwortete am 26.04.01 (19:40):

Rosendornröslein

Rose ist eine Blüte
Rose ist Rose
ist Dorn
grüne Rosenblätter
gelbe braune
fliegen fort im Wind
Stamm wurzelt tief
rote Rosenliebe
weisser Rosentod
Blütenblätter zählen
wieviele
schwarze Rose
wird rot
in der Sonne
blüht und duftet

Rosen haben Dornen!

hl


Anni antwortete am 27.04.01 (07:17):

Es wäre so schön, könnte ich mit eigenen Worten antworten.
Besonders sprechen mich die mit "hl" gezeichneten Gedanken an. Aber leider ist das nicht jedem gegeben. Ich muß durch andere sprechen.

An die Nelke

Blume, runder Sternenkreis,
du, der Rose jüngre Schwester,
die sich stolzer noch und fester
in sich selbst zu schließen weiß

offen weisest du dein Herz;
aber zwo gerollte Flammen
zügeln über ihm zusammen,
zückend brünstig himmelwärts

bittersüßen Würzgeruch,
Feuerstrahl aus dunklen Schlüften;
Und doch schwebst du rank in Lüften
wie der Falter, dein Besuch.

Blühst im Fenster noch, wenn neu
sich der Garten vorbereitet,
schöne Freundin, die mich treu
durch das ganze Jahr begleitet.

(Rudolf Alexander Schröder)


Anni antwortete am 01.05.01 (10:30):

Die Kinder haben die Veilchen gepflückt,
all, all, die da blühten am Mühlengraben,
der Lenz ist da, sie wollen ihn fest
in ihren kleinen Fäusten haben.

(Storm)


Dietlinde antwortete am 01.05.01 (13:03):

Hallo, liebe Anni,

Heute zum 1. Mai, mit den Worten von "Storm", "Der Lenz ist da", hast Du das Gedicht so treffend ausgewählt! Außerdem finde ich Veilchen wundervoll! Danke!

Liebe Grüße
Dietlinde


Dietlinde antwortete am 04.05.01 (17:37):

Rosen - Tanka

Mit gold'nen Flügeln
schwebt das Sonnenglitzerlicht
auf Rosenblüten.
In verzauberter Schönheit
strahlen sie in zartem Glanz.


Anni antwortete am 06.05.01 (21:38):

Sommerbild

Ich sah des Sommers letzte Rose stehn,
sie war, als ob sie bluten könne, rot;
da sprach ich schauernd im Vorübergehn:
so weit im Leben ist zu nah am Tod!

Es regte sich kein Hauch am heißen Tag,
nur leise strich ein weißer Schmetterling;
doch ob auch kaum die Luft sein Flügelschlag
bewegte, sie empfand es und verging.

(Friedrich Hebbel)


Gerlinde antwortete am 12.05.01 (19:39):

Fünf Grüße überbringe ich dir:

Die gelbe Teerose
als Zeichen der Gastfreundschaft,
die rote Rose als Bote der reifen Liebe
und der tiefen Freundschaft,
das rosa Moosröschen
als Inbild der Lieblichkeit und Jugend,
die weiße und die dunkle Rose
als letzten Gruß auf dem Bukett
für den in die Ewigkeit
vorausgegangenen Geliebten.





"Kennst du die Sprache der Rosen" von Johanna Schreiner


Friedgard antwortete am 15.05.01 (09:34):

Frühling - von Agnes Miegel

Nun blüht in Stadt und Land der Flieder auf, -
Blau ist die Welt von all den Blütendolden,
und Himmelschlüssel jeden Grund vergolden,
Und Vogelschlag klingt süß zu mir herauf.

Die jungen Saaten stehen hoch und dicht,
Sie standen nicht so schön seit langen Jahren, -
Ich sah die Roggenmuhme drüber fahren,
Lächelnd und stolz im weißen Mittagslicht.


Dietlinde antwortete am 15.05.01 (09:47):

Das Gedicht von Agnes Miegel "Frühling", gefällt mir sehr!

Wunderschön, Friedgard!

Ich sende Dir einen lieben Frühlings-Gruß

Dietlinde

(Internet-Tipp: https://easy.to/haikulinde)


Hans-Jürgen antwortete am 07.06.01 (00:00):


Zwei Gedichte von Wilhelm Busch
(leider nur fragmentarisch):


Des Morgens früh, sobald ich mir
mein Pfeifchen angezündet,
geh' ich hinaus zur Hintertür,
die in den Garten mündet.
Besonders gern betracht ich dann
die Rosen, die so niedlich;
die Blattlaus sitzt und saugt daran
so grün, so still, so friedlich...

*

In den dichtbelaubten Hecken,
wo es still verborgen blieb,
rüstet sich das Volk der Schnecken
für den nächtlichen Betrieb...


Rosmarie S antwortete am 07.06.01 (08:56):

> die Rosen, die so niedlich;
> die Blattlaus sitzt und saugt daran
> so grün, so still, so friedlich...

Lieber Hans-Jürgen,

Wilhelm Busch ist doch immer wieder unübertroffen... Gerade hatte ich an meinem Efeu diese so still und friedlichen Sauger betrachtet, allerdings etwas beunruhigter und mordlüsterner als Busch...

Herzlichen Gruß in die Runde
Rosmarie


Heinz Frink antwortete am 13.07.01 (19:19):

Leben ist nicht genug,sagte der SCHMETTERLING
Sonnenschein, Freiheit und eine kleine Blume gehören
auch dazu... sagte der Dichter Christian Andersen


Hans-Jürgen antwortete am 15.07.01 (19:21):

Morgenlicht leuchtet, rein wie am Anfang,
Frühlied der Amsel, Schöpferlob klingt.
Dank für die Lieder, Dank für den Morgen,
Dank für das Wort, dem beides entspringt.

Sanft fallen Tropfen, sonnendurchleuchtet.
So lag auf erstem Gras erster Tau.
Dank für die Spuren Gottes im Garten,
grünende Frische, vollkommnes Blau.

Mein ist die Sonne, mein ist der Morgen,
Glanz, der zu mir aus Eden aufbricht!
Dank überschwenglich, Dank Gott am Morgen!
Wiedererschaffen grüßt uns sein Licht.


(Ev. Gesangbuch, Ausgabe Nordelbien, Nr. 455.
Text: Jürgen Henkys, Melodie: Gälisches Volkslied)


Georg Segessenmann,alias Georg von antwortete am 16.07.01 (10:38):

Hell steht die Sonn am Firmament,
nur weisse Wölklein fahren drüber ;
Dichter siehts nicht, weil er pennt;
verpasst ihm doch nen Nasenstüber !

Schorsch

PS. Heute nicht viel - aber wahr und eigen!


Erna Ecker-Philippi antwortete am 20.07.01 (10:54):

Für alle,

ein gar nicht allzu liebliches Gedicht! Mehr zum Schmunzeln.


Blumen

Ein Mensch, erkrankt schier auf den Tod
An Liebe, ward mit knapper Not
Gerettet noch von einer Mimin,
Die sich ihm hingab als Intimin.
Noch wild erfüllt von Jubelbraus
Geht er in tiefer Nacht nach Haus;
Er dampft vor Dankbarkeit und Wonne,
Ein jeder Stern wird ihm zur Sonne:
Ha! Morgen stellt er um den Engel
Gleich hundert Orchideenstengel...
Er wird, und soll's ihn auch zerrütten,
Das Weib mit Rosen überschütten...
Nicht Rosen, nein, die schnell verwelken-
Er bringt ihr einen Büschel Nelken...
Sollt man nicht jetzt, im Winter nehmen
Vier, drei, zwei schöne Chrysanthemen?
Wie wär es, denkt er hingerissen,
Mit Tulpen oder mit Narzissen?
Entzückend ist ein Primelstöckchen;
Süß sind des Lenzes erste Glöckchen.
Doch damit, ach, ist sein Gemüt
Denn auch so ziemlich abgeblüht.
Er sinkt ins Bett und träumt noch innig:
Ein Veilchenstrauß, das wäre sinnig...

Eugen Roth


Rosmarie S antwortete am 20.07.01 (13:13):

> Doch damit, ach, ist sein Gemüt
> Denn auch so ziemlich abgeblüht.
> Er sinkt ins Bett und träumt noch innig:
> Ein Veilchenstrauß, das wäre sinnig...


Woraus Frau schlichtweg lernen kann,
Trau nie �nem Intimussen-Mann.
Erst sahnt er kräftig bei dir ab,
bringt seine Träume schwer auf Trab,
nimmt sich, ach, so vieles vor,
haucht süße Pläne dir ins Ohr...
Doch wenn�s dann an die Taten geht,
er selbst sich nicht mehr recht versteht...

Drum rat ich allen Intiminnen.
seid schlau und macht euch schnell von hinnen.
Kauft selbst euch Blumen märchenbunt,
und als Gefährten nehmt �nen Hund.


Georg Segessenmann,alias Georg von antwortete am 20.07.01 (16:39):

Zu Rosmarie S

"Drum rat ich allen Intiminnen.
seid schlau und macht euch schnell von hinnen.
Kauft selbst euch Blumen märchenbunt,
und als Gefährten nehmt �nen Hund."

Und nähm` dann jede einen Hund,
glaubt ihr, es liefe alles rund?
Dann lachten nur noch fremde Erben,
die Menschheit drohte auszusterben,
das Leben wär` dann für die Katz,
(doch auf der Erde gäb` es Platz!)

Mit Besorgnis

Euer Schorsch


Rosmarie S antwortete am 20.07.01 (20:06):

"und als Gefährten nehmt �nen Hund."

Lieber besorgter Schorsch,

bei meinem Alternativ-Vorschlag dachte ich natürlich nur an kurzzeitig interessierte, egoistische, unzuverlässige männliche Flammen. Die netten, ernsthaft interessierten, liebevollen, fairen, um Partnerschaft bemühten, wundervollen Männer wie dich und andere hier Anwesende meinte ich natürlich NICHT! :-)))

Besser?

Erleichtert
Rosmarie


KarinD antwortete am 08.09.01 (20:22):

Hier war ich noch nie, haber aber auch ein hübsches passendes Gedicht:

Singet leise, leise, leise,
singt ein flüsternd Wiegenlied,
von dem Monde lernt die Weise,
der so still am Himmel zieht.

Singt ein Lied so süß gelinde,
wie die Quellen auf den Kieseln,
wie die Bienen um die Linde
summen, murmeln, flüstern, rieseln

(Clemens Brentano).


Dietlinde antwortete am 08.09.01 (21:13):


Liebe Karin,

wunderschön Dein Gedicht von Clemens Brentano. Er hat übrigens gerade heute Geburstag.

Die Rose blüht, ich bin die fromme Biene,
Die in der Blätter keuschen Busen sinkt,
Und milden Tau und süßen Honig trinkt,
Doch lebt ihr Glanz und bleibet ewig grüne.
So singt mein tiefstes Freudenlied,
Ach meine Rose blüht!
Die Rose blüht, o Sonnenschein verziehe,
Daß lange noch der liebe Sommer währt,
Und mir kein Sturm die süße Lust versehrt,
Daß all mein Heil aus dieser Rose blühe
So freut sich innig mein Gemüt,
Weil meine Rose blüht!

Die Rose blüht, und lacht vor andern Rosen,
Mit solcher Huld, und Liebesmildigkeit,
Daß gern mein Sinn sich zu der Pflicht erbeut,
Mit andern Blumen nie mehr liebzukosen,
Weil alle Liebe, die erglüht,
Aus dir du Rose blüht!

Clemens Brentano



Clemens Brentano (08.09.1778-28.07.1842)


Clemens Brentano (8.9.1778-28.7.1842)
Deutscher Schriftsteller. Während seines Medizinstudiums in Halle und Jena kam Brentano 1797 mit den Ideen der Frühromantiker in Berührung. In dieser Zeit nahm seine lebenslange Freundschaft zu seinem zukünftigen Schwager Achim von Arnim ihren Anfang. Zusammen mit dem Gelehrten Joseph von Görres bildeten Brentano und Arnim ab 1805 das Zentrum der Heidelberger Romantik. Von 1805 bis 1808 gaben sie hier ihre Liedersammlung "Des Knaben Wunderhorn" heraus, eine Anthologie deutscher Volksdichtungen. Brentano verfasste darüber hinaus den Roman "Godwi", Erzählungen wie die "Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl" und Kunstmärchen ("Fanferlieschen Schönefüßchen"). Wegen seiner postum 1854 erschienenen Gedichte gilt Brentano neben Joseph von Eichendorf als bedeutendster Lyriker der Romantik.
www.rheintal.de/kultur/personen/brentano.htm
Biografie und Portrait Clemens Brentanos.
gutenberg.aol.de/autoren/brentano.htm
Online-Fassungen der Hauptwerke Brentanos.


Liebe Grüsse und einen schönen Abend

Dietlinde

(Internet-Tipp: https://easy.to/haikulinde)


KarinD antwortete am 08.09.01 (21:50):

Danke, liebe Dietlinde!

Was meinst Du, warum mir gerade heute vBrentano in die Hände fiel. Halte ich mich doch auch gerne auf der gutenberg-Seite auf :-)
Da gibt's doch nicht etwa eine Seelenverwandtschaft?
Heute mußte ich nun endlich auch mal in Dein Gästebuch schreiben, weil mir die Seite gut gefällt.

Lieben Gruß, auch noch einen schönen Restabend.
Karin


KarinD antwortete am 15.09.01 (08:35):

Lyrisches Intermezzo II

Aus meinen Tränen sprießen
Viel blühende Blumen hervor,
Und meine Seufzer werden
Ein Nachtigallenchor.

Und wenn du mich lieb hast, Kindchen,
Schenk ich dir die Blumen all,
Und vor deinem Fenster soll klingen
Das Lied der Nachtigall.

(Heinrich Heine)


A.Widenka antwortete am 15.11.01 (02:15):

Noch ein Gedicht.

Erwartung.

Sommer wird es immer wieder,
ist dein Herz auch noch so bang,
und es klingen frohe Lieder,
jedes Jahr die Lerche sang.

Auf den Wiesen blüht es wieder,
alle Welt ist neu erwacht,
Gottes Sonne scheint hernieder,
Herr, du hast es gut genacht.

Last uns Menschen glücklich werden,
in der schönen Sommerzeit,
denn, wer möchte nicht auf Erden
leben voll Zufriedenheit
J.Hawner