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THEMA:   Deutsche Balladen

 31 Antwort(en).

Ellen Kluge begann die Diskussion am 09.05.01 (13:00) mit folgendem Beitrag:

Erinnert Ihr euch noch an die früher einmal gelernten Deutschen Balladen? Vor wenigen Tagen haben wir mal versucht, ob und was wir noch auswendig können und das war eine ganze Menge: gelernt ist eben doch gelernt:))

Belsatzar

Die Mitternacht zog näher schon;
In stummer Ruh lag Babylon.

Nur oben in des Königs Schloss,
Da flackert�s, da lärmt der Tross.

Dort oben in dem Königssaal,
Belsatzar hielt sein Königsmahl.

Die Knechte sassen in schimmernden Reihn,
Und leerten die Becher mit funkelndem Wein.

Es klirrten die Becher, es jauchzten die Knecht;
So klang es dem störrigen Königs recht.

Des Königs Wangen leuchten Glut;
Im Wein erwuchs ihm kecker Mut.

Und blindlings reisst der Mut ihn fort;
Und er lästert die Gottheit mit sündigem Wort.

Und er brüstet sich frech, und lästert wild;
Die Knechtenschar ihm Beifall brüllt.

Der König rief mit stolzem Blick;
Der Diener eilt und kehrt zurück.

Er trug viel gülden Gerät auf dem Haupt;
Das war aus dem Tempel Jehovas geraubt.

Und der König ergriff mit frevler Hand
Einen heiligen Becher, gefüllt bis am Rand.

Und er leert ihn hastig bis auf den Grund,
Und er rufet laut mit schäumenden Mund:

Jehova! dir künd ich auf ewig Hohn,-
Ich bin der König von Babylon!

Doch kaum das grausige Wort verklang,
Dem König ward�s heimlich im Busen bang.

Das gellende Lachen verstummte zumal;
Es wurde leichenstille im Saal.

Und sieh! Und sieh! an weisser Wand
Da kam�s hervor wie Menschenhand;

Und schrieb, und schrieb an weisser Wand
Buchstaben von Feuer, und schrieb und verschwand.

Der König stieren Blicks da sass,
Mit schlotternden Knie und totenblass.

Die Knechtenschar sass kalt durchgraut,
Und sass gar still, gab keinen Laut.

Die Magier kamen, doch keiner verstand
Zu deuten die Flammenschrift an der Wand.

Belsatzar war aber in selbiger Nacht
Von seinen Knechten umgebracht.

Heinrich Heine

(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/hp/kluge/)


Heidi antwortete am 09.05.01 (17:39):

Nachstehende Ballade haben wir leider nicht in der Schule gelernt:


Kinderkreuzzug

In Polen, im Jahr Neunundreißig
War eine blutige Schlacht
Die hatte viele Städte und Dörfer
Zu einer Wildnis gemacht.

Die Schwester verlor den Bruder
Die Frau den Mann im Heer;
Zwischen Feuer und Trümmerstätte
Fand das Kind die Eltern nicht mehr.

Aus Polen ist nichts mehr gekommen
Nicht Brief noch Zeitungsbericht.
Doch in den östlichen Ländern
Läuft eine seltsame Geschicht.

Schnee fiel, als man sich's erzählte
In einer östlichen Stadt
Von einem Kinderkreuzzug
Der in Polen begonnen hat.

Da trippelten Kinder hungernd
In Trüpplein hinab die Chausseen
Und nahmen mit sich andere, die
In zerschossenen Dörfern stehn.

Sie wollten entrinnen den Schlachten
Dem ganzen Nachtmahr
Und eines Tages kommen
In ein Land, wo Frieden war.

Da war ein kleiner Führer
Das hat sie aufgericht'.
Er hatte eine große Sorge:
Den Weg, den wußte er nicht.

Eine Elfjährige schleppte
Ein Kind von vier Jahr
Hatte alles für eine Mutter
Nur nicht ein Land, wo Frieden war.

Ein kleiner Jude marschierte im Trupp
Mit einem samtenen Kragen
Der war das weißeste Brot gewohnt
Und hat sich gut geschlagen.

Und ging ein dünner Grauer mit
Hielt sich abseits in der Landschaft.
Er trug an einer schrecklichen Schuld:
Er kam aus einer Nazigesandtschaft.

Und da war ein Hund
Gefangen zum Schlachten
Mitgenommen als Esser
Weils sie's nicht übers Herz brachten.

Da war eine Schule
Und ein kleiner Lehrer für Kalligraphie.
Und ein Schüler an einer zerschossenen Tankwand
Lernte schreiben bis zu Frie...

Da war auch eine Liebe.
Sie war zwölf, er war fünfzehn Jahr.
In einem zerschossenen Hofe
Kämmte sie ihm sein Haar.

Die Liebe konnte nicht bestehen
Es kam zu große Kält:
Wie sollen die Bäumchen blühen
Wenn so viel Schnee drauf fällt?

Da war auch ein Begräbnis
Eines Jungen mit samtenen Kragen
Der wurde von zwei Deutschen
Und zwei Polen zu Grab getragen.

Protestant, Katholik und Nazi war da
Ihn der Erde einzuhändigen.
Und zum Schluß sprach ein kleiner Kommunist
Von der Zukunft der Lebendigen.

So gab es Glaube und Hoffnung
Nur nicht Fleisch und Brot.
Und keiner schelt sie mir, wenn sie was stahln
Der ihnen nicht Obdach bot.

Und keiner schelt mir den armen Mann
Der sie nicht zu Tische lud:
Für ein halbes Hundert, da braucht es
Mehl, nicht Opfermut.

Sie zogen vornehmlich nach Süden.
Süden ist, wo die Sonn
Mittags um zwölf steht
Gradaus davon.

Sie fanden zwar einen Soldaten
Verwundet im Tannengries
Sie pflegten ihn sieben Tage
Damit er den Weg ihnen wies.

Er sagte ihnen: Nach Bilgoray!
Muß stark gefiebert haben
Und starb ihnen weg am achten Tag.
Sie haben auch ihn begraben.

Und da gab es ja Wegweiser
Wenn auch vom Schnee verweht
Nur zeigten sie nicht mehr die Richtung an
Sondern waren umgedreht.

Das war nicht etwa ein schlechter Spaß
Sondern aus militärischen Gründen.
Und als sie suchten nach Bilgoray
Konnten sie es nicht finden.

Sie standen um ihren Führer.
Der sah in die Schneeluft hinein
Und deutete mit der kleinen Hand
Und sagte: Es muß dort sein.

Einmal, nachts, sahen sie ein Feuer
Da gingen sie nicht hin.
Einmal rollten drei Tanks vorbei
Da waren Menschen drin.

Einmal kamen sie an eine Stadt
Da machten sie einen Bogen.
Bis sie daran vorüber waren
Sind sie nur nachts weitergezogen.

Wo einst das südöstliche Polen war
Bei starkem Schneewehn
Hat man die fünfundfünfzig
Zuletzt gesehn.

Wenn ich die Augen schließe
Seh ich sie wandern
Von einem zerschossenen Bauerngehöft
Zu einem zerschossenen andern.

Über ihnen, in den Wolken oben
Seh ich andre Züge, neue, große!
Mühsam wandernd gegen kalte Winde
Heimatlose, Richtungslose

Suchend nach dem Land mit Frieden
Ohne Donner, ohne Feuer
Nicht wie das, aus dem sie kamen
Und der Zug wird ungeheuer.

Und er scheint mir durch den Dämmer
Bald schon gar nicht mehr derselbe:
Andere Gesichtlein seh ich
Spanische, französische, gelbe!

In Polen, in jenem Januar
Wurde ein Hund gefangen
Der hatte um seinen mageren Hals
Eine Tafel aus Pappe hangen.

Darauf stand: Bitte um Hilfe!
Wir wissen den Weg nicht mehr.
Wir sind fünfundfünfzig
Der Hund führt euch her.

Wenn ihr nicht kommen könnt
Jagt ihn weg
Schießt nicht auf ihn
Nur er weiß den Fleck.

Die Schrift war eine Kinderhand.
Bauern haben sie gelesen.
Seitdem sind eineinhalb Jahre um.
Der Hund ist verhungert gewesen.

Bertold Brecht

(aus Rolf Köhlers Deutsche Balladen, Insel Verlag


Gerlinde antwortete am 12.05.01 (19:27):

Eine kurze Ballade von Peter Rosegger

Ein Freund ging nach Amerika
und schrieb mir vor einigen Lenzen;
"Schicke mir Rosen aus Steiermark,
ich hab eine Braut zu bekränzen."

Und als vergangen war ein Jahr,
da kam ein Brieflein gelaufen:
"Schicke mir Wasser aus Steiermark,
ich hab`ein Kindlein zu taufen."

Und wieder ein Jahr, da wollte der Freund,
Ach noch was anderes haben:
"Schicke mir Erde aus Steiermark;
muß Weib und Kind begraben!"

Und so ersehnte der arme Mann
auf fernsten, fremden Wegen,
für höchste Freud, für tiefstes Leid,
des Heimatlandes Segen.


Heidi antwortete am 13.05.01 (00:31):

Väterchen Franz

He, Väterchen Franz,
versoffner Chronist,
he, Väterchen Franz,
sag du, wie es ist.
He, Väterchen Franz, he Väterchen Franz
erzähl die Geschichte, erzähle sie ganz.
"Nun gut." Väterchen Franz hebt an:

Seht ihr drüben, Mitbewohner, das Hygieninstitut,
da, wo heut die weißen Riesen die Gehirne waschen? - Gut,
Genau bis dorthin reichte damals unsre Vaterstadt,
und da lebten die im Ausatz, die man nicht ertragen hat:
der SS-Offizier, der nachts nicht schlief, sondern schrie,
und der Zoodirektor, abgehalftert wegen Sodomie,
der schwule Kommunist mit TBC und ohne Paß,
und der abgefallne Priester, der noch schwarze Messen las,
das Hasenschartenkind, das biß, wenn's bitte sagen sollt*,
und der Schreiner, der partout so wie Jesus leben wollt'.

Viele Jahre lebten sie dort zwischen Trümmern, Schrott und Müll,
aßen Krähen, tranken Wermut, rauchten Pfefferminz mit Dill.
Ihre Haare waren lang und ihre Bärte kraus und dick,
und sie stanken wie die Füchse, jeder hatte seinen Tick:
der SS-Offizier, der suchte Massengräber und
stach überall mit einer Eisenstange in den Grund.
Der Zoodirektor schuf aus Pappe, Polsterzeug und Draht
ein riesengroßes Tier, das seufzen konnte, wenn man's trat.
Der Kommunist, der malte rote Sonnen, prophezeite schon
für das nächste Wochenende die Weltrevolution.

Und der Priester psalmodierte monoton von früh bis spät
ein aus Kurs-, Konzils- und Kriegsbericht bestehendes Gebet.
Der Schreiner, der vermehrte meist den Wermutwein-Vorrat,
und das Kind baute den Ratten eine richt'ge Rattenstadt.
Und so hätten sie gelebt, vielleicht bis heute irgendwann.
Doch es fing dann diese peinliche Geschichte plötzlich an:
Töchter und die Söhne aus den allerbesten Familien
zogen, zunächst heimlich, später offen nach dorthin
sangen rohe Lieder, tranken, liebten sich die kreuz und quer,
und sie ließen ihre Haare wachsen, wuschen sich nicht mehr.

Viele schlugen sogar mit den Fäusten ihre Erbschaft aus,
schütteten ihre Mitgift in das Faß voll Saus und Braus.
Sie verbrannten - dazu tanzend - gar den Abendlandaltar
und verleugneten ganz öffentlich die gelbe Gefahr.
Das ging nun freilich weiter als ein high-life-Schabernack.
Voll Angst verschloß man alle Tempeltüren, auch am Tag.
Doch im Hirtenbrief erklärte unser Zeitungszar zuletzt
das sauberre Empfinden unserer Stadt als grob verletzt,
sprach dem Senat das Mißtraun aus, befahl im barschen Ton
dem fetten Polizeichef eine Säuberungsaktion.

Es war an einem Montag, als die Säuberung begann.
Zwanzig Bagger robbten sich ans Aussatzrevier ran.
Das Hasenschartenkind, das mit den Ratten spielte, das
bemerkte sie als erstes, brüllte, schlüpfte in ein Faß.

Der SS-Offizier, der gerade bohrte, hört' es schrein,
gab Alarm, legte die Stange so wie eine Lanze ein,
galoppierte auf die Bagger zu, sang das Horst-Wessel-Lied,
der Baukolonnenführer rieß die Hand hoch und sang mit.
Die Baggerrachen - tief am Boden - fauchten, und in ein'
preschte, blind vor Glück und Wut, der SS-Ritter hinein.

Es formierten sich die Bagger dann zu einem offnen Kreis,
rollten vor zu jenem Panzerlied. - Der Tag war glühend heiß.
Mit riesengroßem Seufzer fiel das riesengroße Tier
ineinander. Ein paar Eisenraupen knirschten drüberher.
Und zunächst fing man mit Netzen alle Bürgerkinder ein,
warf den zappeligen Fang in große Waschtröge hinein.
Nur die Aussätzigen ließ man, und die rannten hin und her.
Doch der Kreis wurd' enger, schloß sich, und dann sah man
sie nicht mehr.
Schließlich spritzte man noch Napalm. Wollt ihr wissen,
was geschah,
wie das Hasenschartenkind zum Beispiel hinterher aussah?

He Väterchen Franz,
versoffner Chronist,
he, Väterchen Franz,
sei's, wie es ist.
Nein, Väterchen Franz, nein, Väterchen Franz,
hör auf mit der Geschichte, Kunst ist doch Genuß
"Nun gut." Väterchen Franz macht Schluß.

Franz Josef Degenhardt


Johannes Michalowsky antwortete am 14.05.01 (21:49):

Der Gang nach dem Eisenhammer.

Ein frommer Knecht war Fridolin,
Und in der Furcht des Herrn
Ergeben der Gebieterin,
Der Gräfin von Savern.
Sie war so sanft, sie war so gut;
Doch auch der Launen Übermuth
Hätt' er geeifert zu erfüllen
Mit Freudigkeit, um Gottes willen.
Früh von des Tages erstem Schein,
Bis spät die Vesper schlug,
Lebt' er nur ihrem Dienst allein,
That nimmer sich genug.
Und sprach die Dame: �Mach dir's leicht!�
Da wurd' ihm gleich das Auge feucht,
Und meinte, seiner Pflicht zu fehlen,
Durft' er sich nicht im Dienste quälen.

Drum vor dem ganzen Dienertroß
Die Gräfin ihn erhob;
Aus ihrem schönen Munde floß
Sein unerschöpftes Lob.
Sie hielt ihn nicht als ihren Knecht,
Es gab sein Herz ihm Kindesrecht;
Ihr klares Auge mit Vergnügen
Hing an den wohlgestalten Zügen.

Darob entbrennt in Roberts Brust,
Des Jägers, gift'ger Groll,
Dem längst von böser Schadenlust
Die schwarze Seele schwoll;
Und trat zum Grafen, rasch zur That
Und offen des Verführers Rath,
Als einst vom Jagen heim sie kamen,
Streut' ihm ins Herz des Argwohns Samen:

�Wie seid Ihr glücklich, edler Graf,�
Hub er voll Arglist an,
�Euch raubet nicht den goldnen Schlaf
Des Zweifels gift'ger Zahn;
Denn Ihr besitzt ein edles Weib,
Es gürtet Scham den keuschen Leib.
Die fromme Treue zu berücken,
Wird nimmer dem Versucher glücken.�

Da rollt der Graf die finstern Brau'n:
�Was redst du mir, Gesell?
Werd' ich auf Weibestugend bau'n,
Beweglich wie die Well'?
Leicht locket sie des Schmeichlers Mund;
Mein Glaube steht auf festerm Grund.
Vom Weib des Grafen von Saverne
Bleibt, hoff' ich, der Versucher ferne.

Der Andre spricht: �So denkt Ihr recht.
Nur Euren Spott verdient
Der Thor, der, ein geborner Knecht,
Ein Solches sich erkühnt
Und zu der Frau, die ihm gebeut,
Erhebt der Wünsche Lüsternheit� -
�Was?� fällt ihm Jener ein und bebet,
�Red'st du von Einem, der da lebet?� -

�Ja doch, was Aller Mund erfüllt,
Das bärg' sich meinem Herrn!
Doch, weil Ihr's denn mit Fleiß verhüllt,
So unterdrück' ich's gern� -
�Du bist des Todes, Bube, sprich!�
Ruft Jener streng und fürchterlich.
�Wer hebt das Aug zu Kunigonden?� -
�Nun ja, ich spreche von dem Blonden.

�Er ist nicht häßlich von Gestalt,�
Fährt er mit Arglist fort,
Indem's den Grafen heiß und kalt
Durchrieselt bei dem Wort.
�Ist's möglich, Herr? Ihr saht es nie,
Wie er nur Augen hat für sie?
Bei Tafel Eurer selbst nicht achtet,
An ihren Stuhl gefesselt schmachtet?

�Seht da die Verse, die er schrieb
Und seine Gluth gesteht� -
�Gesteht!� - �Und sie um Gegenlieb,
Der freche Bube! fleht.
Die gnäd'ge Gräfin, sanft und weich,
Aus Mitleid wohl verbarg sie's Euch;
Mich reuet jetzt, da mir's entfahren,
Denn Herr, was habt Ihr zu befahren?�

Da ritt in seines Zornes Wuth
Der Graf ins nahe Holz,
Wo ihm in hoher �fen Gluth
Die Eisenstufe schmolz.
Hier nährten früh und spat den Brand
Die Knechte mit geschäft'ger Hand;
Der Funke sprüht, die Bälge blasen,
Als gält' es, Felsen zu verglasen.

Des Wassers und des Feuers Kraft
Verbündet sieht man hier;
Das Mühlrad, von der Fluth gerafft,
Umwälzt sich für und für;
Die Werke klappern Nacht und Tag,
Im Takte pocht der Hämmer Schlag,
Und bildsam von den mächt'gen Streichen
Muß selbst das Eisen sich erweichen.

Und zweien Knechten winket er,
Bedeutet sie und sagt:
�Den Ersten, den ich sende her,
Und der auch also fragt:
��Habt ihr befolgt des Herren Wort?��
Den werft mir in die Hölle dort,
Daß er zu Asche gleich vergehe,
Und ihn mein Aug nicht weiter sehe!�

Deß freut sich das entmenschte Paar
Mit roher Henkerslust,
Denn fühllos, wie das Eisen, war
Das Herz in ihrer Brust.
Und frischer mit der Bälge Hauch
Erhitzen sie des Ofens Bauch
Und schicken sich mit Mordverlangen,
Das Todesopfer zu empfangen.

Drauf Robert zum Gesellen spricht
Mit falschem Heuchelschein:
�Frisch auf, Gesell, und säume nicht,
Der Herr begehret dein.�
Der Herr, der spricht zu Fridolin:
�Mußt gleich zum Eisenhammer hin
Und frage mir die Knechte dorten,
Ob sie gethan nach meinen Worten?�

Und Jener spricht: �Es soll geschehn!�
Und macht sich flugs bereit.
Doch sinnend bleibt er plötzlich stehn:
�Ob sie mir nichts gebeut?�
Und vor die Gräfin stellt er sich:
�Hinaus zum Hammer schickt man mich;
So sag, was kann ich dir verrichten?
Denn dir gehören meine Pflichten.�

Darauf die Dame von Savern
Versetzt mit sanftem Ton:
�Die heil'ge Messe hört' ich gern,
Doch liegt mir krank der Sohn.
So gehe denn, mein Kind, und sprich
In Andacht ein Gebet für mich,
Und denkst du reuig deiner Sünden,
So laß auch mich die Gnade finden.�

Und froh der vielwillkommnen Pflicht,
Macht er im Flug sich auf,
Hat noch des Dorfes Ende nicht
Erreicht in schnellem Lauf,
Da tönt ihm von dem Glockenstrang
Hellschlagend des Geläutes Klang,
Das alle Sünder, hochbegnadet,
Zum Sacramente festlich ladet.

�Dem lieben Gotte weich' nicht aus,
Findst du ihn auf dem Weg!� -
Er spricht's und tritt ins Gotteshaus:
Kein Laut ist hier noch reg';
Denn um die Ernte war's, und heiß
Im Felde glüht der Schnitter Fleiß.
Kein Chorgehülfe war erschienen,
Die Messe kundig zu bedienen.

Entschlossen ist er alsobald
Und macht den Sacristan;
�Das,� spricht er, �ist kein Aufenthalt,
Was fördert himmelan.�
Die Stola und das Cingulum
Hängt er dem Priester dienend um,
Bereitet hurtig die Gefäße,
Geheiliget zum Dienst der Messe.

Und als er dies mit Fleiß gethan,
Tritt er als Ministrant
Dem Priester zum Altar voran,
Das Meßbuch in der Hand,
Und knieet rechts und knieet links
Und ist gewärtig jedes Winks,
Und als des Sanctus Worte kamen,
Da schellt er dreimal bei dem Namen.

Drauf als der Priester fromm sich neigt
Und, zum Altar gewandt,
Den Gott, den gegenwärt'gen, zeigt
In hocherhobner Hand,
Da kündet es der Sacristan
Mit hellem Glöcklein klingend an,
Und Alles kniet und schlägt die Brüste,
Sich fromm bekreuzend vor dem Christe.

So übt er Jedes pünktlich aus
Mit schnell gewandtem Sinn;
Was Brauch ist in dem Gotteshaus,
Er hat es alles inn
Und wird nicht müde bis zum Schluß,
Bis beim Vobiscum Dominus
Der Priester zur Gemein' sich wendet,
Die heil'ge Handlung segnend endet.

Da stellt er Jedes wiederum
In Ordnung säuberlich;
Erst reinigt er das Heiligthum,
Und dann entfernt er sich
Und eilt, in des Gewissens Ruh,
Den Eisenhütten heiter zu,
Spricht unterwegs, die Zahl zu füllen,
Zwölf Paternoster noch im Stillen.

Und als er rauchen sieht den Schlot
Und sieht die Knechte stehn,
Da ruft er: �Was der Graf gebot,
Ihr Knechte, ist's geschehn?�
Und grinsend zerren sie den Mund
Und deuten in des Ofens Schlund:
�Der ist besorgt und aufgehoben,
Der Graf wird seine Diener loben.�

Die Antwort bringt er seinem Herrn
In schnellem Lauf zurück.
Als der ihn kommen sieht von fern,
Kaum traut er seinem Blick:
�Unglücklicher! wo kommst du her?� -
�Vom Eisenhammer.� - �Nimmermehr!
So hast du dich im Lauf verspätet?� -
�Herr, nur so lang, bis ich gebetet.

�Denn, als von Eurem Angesicht
Ich heute ging, verzeiht!
Da fragt' ich erst, nach meiner Pflicht,
Bei Der, die mir gebeut.
Die Messe, Herr, befahlt sie mir
Zu hören; gern gehorcht' ich ihr
Und sprach der Rosenkränze viere
Für Euer Heil und für das ihre.�

In tiefes Staunen sinket hier
Der Graf, entsetzet sich:
�Und welche Antwort wurde dir
Am Eisenhammer? sprich!� -
�Herr, dunkel war der Rede Sinn,
Zum Ofen wies man lachend hin:
Der ist besorgt und aufgehoben,
Der Graf wird seine Diener loben.� -

�Und Robert?� fällt der Graf ihm ein,
Es überläuft ihn kalt,
�Sollt' er dir nicht begegnet sein?
Ich sandt' ihn doch zum Wald.� -
�Herr, nicht im Wald, nicht in der Flur
Fand ich von Robert eine Spur� -
�Nun,� ruft der Graf und steht vernichtet,
�Gott selbst im Himmel hat gerichtet!�

Und gütig, wie er nie gepflegt,
Nimmt er des Dieners Hand,
Bringt ihn der Gattin, tiefbewegt,
Die nichts davon verstand:
�Dies Kind, kein Engel ist so rein,
Laßt's Eurer Huld empfohlen sein!
Wie schlimm wir auch berathen waren,
Mit dem ist Gott und seine Schaaren.�

(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/my/)


Heidi antwortete am 14.05.01 (22:21):

auch eine deutsche Ballade:

Spanische Inquisition

Er stand gefangen da in ihrem Haufen.
"Was bist du?! Sag:
>Ich - bin ein - Juden - schwein<."
Es wurde still. Er hörte nur ein Schnaufen.
Wie lange wird es noch so stille sein?!

Er horchte, um die Antwort dort zu finden
In dieser Stille: sag, was bin ich, sag!
Schon sah er um sich her den Haufen schwinden.
Da holte einer aus zum ersten Schlag:

"Was - bist - du? Ein - verfluchtes - Juden -"
"Nein!"
Warf der Gefangene sich dem Schlag entgegen.
- O würde es noch einmal stille sein.
Dann wüßte ich -... Und unter ihren Schlägen

Wuchs er empor, und wie er höher ragte
Als alle rings, da sah er weit um sich
Die Welt. Es war die Welt, die ihn befragte:
"Was bist du, sag! Wir alle hören dich."

"Ich bin -, ich - bin - ein" ... O welch jubelnd Glück
Dies Wort, es riß ihn los aus ihren Banden!
Da wichen sie entsetzt vor ihm zurück,
Als sei ein Geist vor ihnen auferstanden -

"Ein - Mensch! Ich - bin - ein - ein - Mensch!"
O neugeboren
Ward hier der Mensch in seiner Folterqual.
Es brauste seinen Henkern in den Ohren,
Als hörten sie dies Wort zum erstenmal,

Und duckten sich, und Schritt für Schritt, so schlichen
Sie auf den Menschen in der Mitte zu.
Sie maßen ihren Feind, den fürchterlichen.
Sie schoben vor das Kinn und knurrten "du" -

"Ich bin ein Mensch!" So hörten sie ihn schwören.
Er hob die Hände, als er niederbrach.
"Ich bin ein Mensch!" Es klang ihm wie in Chören
Die eigene Stimme. Klang im Tod ihm nach.

Johannes R. Becher

(aus Rolf Köhlers Deutsche Balladen, Insel Verlag


Rosmarie S antwortete am 14.05.01 (23:02):

Der Knabe im Moor

O schaurig ist�s übers Moor zu gehn,
Wenn es wimmelt vom Heiderauche,
Sich wie Phantome die Dünste drehn
Und die Ranke häkelt am Strauche,
Unter jedem Tritte ein Quellchen springt,
Wenn aus der Spalte es zischt und s�ngt,
O schaurig ist�s übers Moor zu gehn
Wenn das Röhricht knistert im Hauche!

Fest hält die Fibel das zitternde Kind
Und rennt, als ob man es jage;
Hohl über die Fläche sauset der Wind -
Was raschelt dort drüben am Hage?
Das ist der gespenstische Gräberknecht,
Der dem Meister die besten Torfe verzecht;
Hu, hu, es bricht wie ein irres Rind!
Hinducket das Knäbelein zage.

Vom Ufer starret Gestumpf hervor,
Unheimlich nicket die Föhre,
Der Knabe rennt, gespannt das Ohr,
Durch Riesenhalme wie Speere;
Und wie es rieselt und knittert darin!
Das ist die unselige Spinnerin,
Das ist die gebannte Spinnlenor�,
Die den Haspel dreht im Geröhre!

Voran, voran! nur immer im Lauf,
Voran, als woll es ihn holen!
Vor seinem Fuße brodelt es auf,
Es pfeift ihm unter den Sohlen
Wie eine gespenstige Melodei;
Das ist der Geigenmann ungetreu,
Das ist der diebische Fiedler Knauf,
Der den Hochzeitheller gestohlen!

Da birst das Moor, ein Seufzer geht
Hervor aus der klaffenden Höhle;
Weh, weh, da ruft die verdammte Margret:
"Ho, ho, meine arme Seele!"
Der Knabe springt wie ein wundes Reh;
Wär nicht Schutzengel in seiner Näh,
Seine bleichenden Knöchelchen fände spät
Ein Gräber im Moorgeschwele.

Da mählich gründet der Boden sich,
Und drüben, neben der Weide,
Die Lampe flimmert so heimatlich,
Der Knabe steht an der Scheide.
Tief atmet er auf, zum Moor zurück
Noch immer wirft er den scheuen Blick:
Ja, im Geröhre war�s fürchterlich,
O schaurig war�s in der Heide!

Annette von Droste-Hülshoff


Heidi antwortete am 14.05.01 (23:40):

Das Sklavenschiff

1

Der Superkargo Mynher van Koek
Sitzt rechnend in seiner Kajüte;
Er kalkuliert der Ladung Betrag
Und die probabeln Profite

"Der Gummi ist gut, der Pfeffer ist gut,
Dreihundert Säcke und Fässer;
Ich habe Goldstaub und Elfenbein -
Die schwarze Ware ist besser.

Sechshundert Neger tauschte ich ein
Spottwohlfeil am Senegalflusse
Das Fleisch ist hart, die Sehnen sind stramm,
Wie Eisen vom besten Gusse.

Ich hab zum Tausche Branntewein,
Glasperlen und Stahlzeug gegeben;
Gewinne daran achthundert Prozent,
Bleibt mir die Hälfte am Leben.

Bleiben mir Neger dreihundert nur
Im Hafen von Rio-Janeiro,
Zahlt dort mir hundert Dukaten per Stück
Das Haus Gonzales Perreiro"

Da plötzlich wird Mynher van Koek
Aus seinen Gedanken gerissen;
Der Schiffschirurgius tritt herein,
Der Doktor van der Smissen.

Das ist eine klapperdürre Figur,
Die Nase voll roter Warzen -
"Nun, Wasserfeldscherer", ruft van Koek,
"Wie gehts meinen lieben Schwarzen?"

Der Doktor dankt der Nachfrage und spricht:
"Ich bin zu melden gekommen,
daß heute nacht die Sterblichkeit
Bedeutend zugenommen.

Im Durchschnitt starben täglich zwei,
Doch heute starben sieben,
Vier Männer, drei Frauen - Ich hab den Verlust
Sogleich in die Kladde geschrieben.

Ich inspizierte die Leichen genau;
Denn diese Schelme stellen
Sich manchmal tot, damit man sie
Hinabwirft in die Wellen.

Ich nahm den Toten die Eisen ab;
Und wie ich gewöhnlich tue,
Ich ließ die Leichen werfen ins Meer
Des Morgens in der Fruhe.

Es schossen alsbald hervor aus der Flut
Haifische, ganze Heere,
Sie lieben so sehr das Negerfleisch;
Das sind meine Pensionäre.

Sie folgten unseres Schiffes Spur,
Seit wir verlassen die Küste;
Die Bestien wittern den Leichengeruch
Mit schnupperndem Fraßgelüste.

Es ist possierlich anzusehn,
Wie sie nach den Toten schnappen!
Die faßt den Kopf, die faßt das Bein,
Die andern schlucken die Lappen.

Ist alles verschlungen, dann tummeln sie sich
Vergnügt um des Schiffes Planken
Und glotzen mich an, als wollten sie
Sich für das Frühstück bedanken."

Doch seufzend fällt ihm in die Red
Van Koek: "Wie kann ich lindern
Das Übel? wie kann ich die Progression
Der Sterblichkeit verhindern?"

Der Doktor erwidert: "Durch eigne Schuld
Sind viele Schwarze gestorben;
Ihr schlechter Odem hat die Luft
Im Schiffsraum so sehr verdorben.

Auch starben viele durch Melancholie,
Dieweil sie sich tödlich langweilen;
Durch etwas Luft, Musik und Tanz
läßt sich die Krankheit heilen."

Da ruft van Koek: "Ein guter Rat!
Mein teurer Wasserfeldscherer
Ist klug wie Aristoteles,
Des Alexanders Lehrer.

Der Präsident der Sozietät
Der Tulpenveredlung im Delfte
Ist sehr gescheit, doch hat er nicht
Von Eurem Verstande die Hälfte.

Musik! Musik! Die Schwarzen solln
Hier auf dem Verdecke tanzen.
Und wer sich beim Hopsen nicht amüsiert,
Den soll die Peitsche kuranzen."

2

Hoch aus dem blauen Himmelszelt
Viel tausend Sterne schauen,
Sehnsüchtig glänzend, groß und klug,
Wie Augen von schönen Frauen.

Sie blicken hinunter in das Meer,
Das weithin überzogen
Mit phosphorstrahlendem Purpurduft;
Wollüstig girren die Wogen.

Kein Segel flattert am Sklavenschiff,
Es liegt wie abgetakelt;
Doch schimmern Laternen auf dem Verdeck,
Wo Tanzmusik spektakelt.

Die Fiedel streicht der Steuermann,
Der Koch, der spielt die Flöte,
Ein Schiffsjung schlägt die Trommel dazu,
Der Doktor bläst die Trompete.

Wohl hundert Neger, Männer und Fraun,
Sie jauchzen und hopsen und kreisen
Wie toll herum; bei jedem Sprung
Taktmäßig klirren die Eisen.

Sie stampfen den Boden mit tobender Lust,
Und manche schwarze Schöne
Umschlingt wollüstig den nackten Genoß -
Dazwischen ächzende Töne.

Der Büttel ist maitre des plaisirs,
Und hat mit Peitschenhieben
Die lässigen Tänzer stimuliert,
Zum Frohsinn angetrieben.

Und Dideldumdei und Schnedderedeng!
Der Lärm lockt aus den Tiefen
Die Ungetüme der Wasserwelt,
Die dort blödsinnig schliefen.

Schlaftrunken kommen geschwommen heran
Haifische, viele hundert;
Sie glotzen nach dem Schiff hinauf,
Sie sind verdutzt, verwundert.

Sie merken, daß die Frühstückstund
Noch nicht gekommen, und gähnen,
Aufsperrend den Rachen; die Kiefer sind
Bepflanzt mit Sägezähnen.

Und Dideldumdei und Schnedderedeng -
Es nehmen kein Ende die Tänze.
Die Haifische beißen vor Ungeduld
Sich selber in die Schwänze.

Ich glaube, sie lieben nicht die Musik,
Wie viele von ihrem Gelichter.
Trau keiner Bestie, die nicht liebt
Musik! sagt Albions großer Dichter.

Und Schnedderedeng und Dideldumdei -
Die Tänze nehmen kein Ende.
Am Fockmast steht Mynher van Koek
Und faltet betend die Hände:

"Um Christi willen verschone, o Herr,
Das Leben der schwarzen Sünder!
Erzürnten sie dich, so weißt du ja,
Sie sind so dumm wie die Rinder.

Verschone ihr Leben um Christi willn,
Der für uns alle gestorben!
Denn bleiben mir nicht dreihundert Stück,
So ist mein Geschäft verdorben."

Heinrich Heine


Gerlinde antwortete am 16.05.01 (18:16):

Das Riesenspielzeug

Burg Niedeck ist im Elsaß der Sage wohlbekannt,
Die Höhe wo vorzeiten die Burg der Riesen stand;
Sie selbst ist nun verfallen, die Stätte wüst und leer;
Du fragtest nach den Riesen, du findest sie nicht mehr.

Einst kam ein Riesenfräulein aus jener Burg hervor,
Erging sich sonder Wartung und spielend vor dem Tor,
Und stieg hinab den Abhang, bis in das Tal hinein,
Neugierig zu erkunden, wie`s unten möchte sein.

Mit wen`gen raschen Schritten durchkreuzte sie den Wald,
Erreichte gegen Haslach das Land der Menschen bald,
Und Städte dort und Dörfer und das bestellte Feld
Erschienen ihren Augen gar eine fremde Welt.

Wie jetzt zu ihren Füßen sie spähend niederschaut
bemerkt sie einen Bauer, der seinen Acker baut;
Es kriecht das kleine Wesen einher so sonderbar,
es glitzert in der Sonne der Pflug so blank und klar.

"Ei,artig Spielding!" ruft sie,"das nehm ich mit nach Haus."
Sie knieet nieder, spreitet behend ihr Tüchlein aus
und feget mit den Händen, was sich da alles regt,
zu Haufen in das Tüchlein, das sie zusammenschlägt,

Und eilt mit freud`gen Sprüngen - man weiß wie Kinder sind-
Zur Burg hinan und suchet den Vater auf geschwind:
"Ei, Vater, lieber Vater, ein Spielding wunderschön!
So Allerliebstes sah ich noch nie auf unsern Höhn."

Der Alte saß am Tische und trank den kühlen Wein,
Er schaut sie an behaglich, er fragt das Töchterlein:
"Was Zappeliges bringst du in deinem Tuch herbei?
Du hüpfest ja vor Freuden;Laß sehen was es sei."

Sie spreitet aus ihr Tüchlein und fängt behutsam an,
den Bauer aufzustellen, den Pflug und das Gespann;
wie alles auf dem Tische sie zierlich aufgebaut,
So klatscht sie in die Hände und springt und jubelt laut.

Der Alte wird gar ernsthaft und wiegt sein Haupt und spricht:
"Was hast du angerichtet? Das ist kein Spielzeug nicht!
Wo du es hergenommen, da trag es wieder hin!
Der Bauer ist kein Spielzeug, was kommt dir in den Sinn!"

Sollst gleich und ohne Murren erfüllen mein Gebot;
Denn wäre nicht der Bauer, so hättest du kein Brot.
Es sprießt der Stamm der Riesen aus Bauernmark hervor;
Der Bauer ist kein Spielzeug, da sei uns Gott davor!"

Burg Niedeck ist im Elsaß der Sage wohlbekannt,
Die Höhe wo vorzeiten die Burg der Riesen stand;
Sie selbst ist nun verfallen, die Stätte wüst und leer,
und fragst du nach den Riesen, du findest sie nicht mehr.




Adelbert Chamisso


Heidi antwortete am 16.05.01 (22:54):

Der Revoluzzer

War einmal ein Revoluzzer,
im Zivilstand Lampenputzer;
ging im Revoluzzerschritt
mit den Revoluzzern mit.

Und er schrie:" Ich revolüzze!"
Und die Revoluzzermütze
schob er auf das linke Ohr,
kam sich höchst gefährlich vor.

Doch die Revoluzzer schritten
mitten in der Straßen Mitten,
wo er sonsten unverdrutzt
alle Gaslaternen putzt.

Sie vom Boden zu entfernen,
rupfte man die Gaslaternen
aus dem Straßenpflaster aus,
zwecks des Barrikadenbaus.

Aber unser Revoluzzer
schrie: "Ich bin der Lampenputzer
dieses guten Leuchtelichts.
Bitte, bitte, tut ihm nichts!

Wenn wir ihn' das Licht ausdrehen,
kann kein Bürger nichts mehr sehen.
Laßt die Lampen stehn, ich bitt! -
Denn sonst spiel ich nicht mehr mit!"

Doch die Revoluzzer lachten,
und die Gaslaternen krachten,
und der Lampenputzer schlich
fort und weinte bitterlich.

Dann ist er zu Haus geblieben
und hat dort ein Buch geschrieben:
nämlich, wie man revoluzzt
und dabei doch Lampen putzt.

Erich Mühsam


Heidi antwortete am 18.05.01 (21:40):

Weil in "Allgemeine.." gerade das Jugendstrafrecht diskutiert wird:

Die Ballade vom Nachahmungstrieb

Es ist schon wahr: Nichts wirkt so rasch wie Gift!
Der Mensch, und sei er noch so minderjährig,
ist, was die Laster dieser Welt betrifft,
früh bei der Hand und unerhört gelehrig.

Im Februar, ich weiß nicht am wievielten,
geschah's, auf irgend eines Jungen Drängen,
daß Kinder, die im Hinterhofe spielten,
beschlossen, Naumanns Fritzchen aufzuhängen.

Sie kannten aus der Zeitung die Geschichten,
in denen Mord vorkommt und Polizei.
Und sie beschlossen, Naumann hinzurichten,
weil er, so sagten sie, ein Räuber sei.

Sie steckten seinen Kopf in eine Schlinge
Karl war der Pastor, lamentierte viel
und sagte ihm, wenn er zu schrein anfinge,
verdürbe er den anderen das Spiel.

Fritz Naumann äußerte, ihm sei nicht bange.
Die andern waren ernst und führten ihn.
Man warf den Strick über die Teppichstange.
Und dann begann man, Fritzchen hochzuziehn.

Er sträubte sich. Es war zu spät. Er schwebte.
Dann klemmten sie den Strick am Haken ein.
Fritz zuckte, weil er noch ein bißchen lebte.
Ein kleines Mädchen zwickte ihn ins Bein.

Er zappelte ganz stumm, und etwas später
verkehrte sich das Kinderspiel in Mord.
Als das sie sieben kleinen Übeltäter
erkannten, liefen sie erschrocken fort.

Noch wußte niemand von dem armen Kinde.
Der Hof lag still. Der Himmel war blutrot.
Der kleine Naumann schaukelte im Winde.
Er merkte nichts davon. Denn er war tot.

Frau Witwe Zickler, die vorüberschlurfte,
lief auf die Straße und erhob Geschrei,
obwohl sie doch dort gar nicht schreien durfte.
Und gegen Sechs erschien die Polizei.

Die Mutter fiel in Ohnmacht vor dem Knaben.
Und beide wurden rasch ins Haus gebracht.
Karl, den man festnahm, sagte kalt:" Wir haben
es nur wie die Erwachsenen gemacht."

(Anmerkung: Der Ballade liegt ein Pressebericht aus dem Jahre 1930 zugrunde)

Erich Kästner


Capsi antwortete am 20.05.01 (23:24):

Nicht grad' eine Ballade, aber vielleicht doch ganz interessant wegen des Autors, von dem schon oben etwas steht:

Johannes R. Becher
Stalin

Es wird ganz Deutschland einstmals Stalin danken.
In jeder Stadt steht Stalins Monument.
Dort wird es sein, wo sich die Reben ranken,
Und dort in Kiel erkennt ihn ein Student.
Dort wirst Du, Stalin, stehn in voller Blüte
Der Apfelbäume an dem Bodensee,
Und durch den Schwarzwald wandert seine Güte
Und winkt zu sich heran ein scheues Reh.
Wenn sich vor Freude rot die Wangen färben,
Dankt man Dir, Stalin, und sagt nichts als "Du!"
Ein Armer flüstert "Stalin" noch im Sterben,
Und Stalins Hand drückt ihm die Augen zu.


Heidi antwortete am 20.05.01 (23:43):

Zitat aus unten angegebener website

"..Der Poet Becher hatte nach Stalins Tod einen peinlichen Aussetzer: �Dort wirst du, Stalin, stehn, in voller Blüte .."

(Internet-Tipp: https://www.jungewelt.de/1999/08-21/022.shtml)


Capsi antwortete am 21.05.01 (08:55):

"Aussetzer" ist gut. B. war ein glühender *Bewunderer* des roten Diktators. Das sollte man nicht vergessen.


Heidi antwortete am 21.05.01 (14:45):

:-)) ein bißchen geschummelt, das ist nämlich keine deutsche Ballade, aber ich liebe sie schon seit meiner Jugendzeit :-))

John Keats ~ La Belle Dame Sans Mercy

"Was ist dein Schmerz, o Rittersmann,
zu sein so bleich und so gering,
wo im verdorrten Schilf am See
kein Vogel singt?

Was ist dein Schmerz, 0 Rittersmann,
zu sein am See so bitterweh,
wo's Eichhorn schloß den Eichelbau
vorm Winterschnee?

Ich seh die Lilie deiner Stirn
von Angst verheert im Fieberhauch
und deiner Wangen blasse Ros
erloschen auch."

"Ich traf ein' edle Frau am Rain,
die war so schön - ein feenhaft Bild,
ihr Haar war lang, ihr Gang war leicht,
und ihr Blick war wild.

Ich flocht ein Kränzlein für ihr Haupt,
und Gürtel und duftige Armgewind;
sie sah mich an, als liebte sie mich,
und seufzte so hin.

Ich hob sie auf mein schreitend Roß
und was ich sah, das war nur sie,
die mir zur Seit sich lehnt'
und sang ein Feenlied.

Sie suchte mir Würzlein süß im Gras
und Manna-Tau und Honigseim
und sprach, so wahr, wie ich's verstand:
"Für immer dein!"

Sie führte mich in ihr Grottenhaus,
dort weinte sie und schluchzte sehr;
dort schloß ich ihr wild-wildes Aug
mit Küssen vier.

Da hat sie mich in Schlaf gewiegt,
da träumt ich - weh der Nacht voll Leid -,
da träumt ich, was ich immer träum
an des kalten Hügels Seit.

Sah Könige bleich und Königskind,
todbleiche Ritter, Mann an Mann;
die schrien: "La Beile Dame Sans Mercy
hält dich in Bann!"

Sah Lippen, die verschmachtet warn
und mir zur Warnung klafften weit,
und war erwacht und fand mich hier
an des kalten Hügels Seit.

Drum muß ich hier sein und allein
und sein so bleich und so gering,
wo im verdorrten Schilf am See
kein Vogel singt."


Hans-Jürgen antwortete am 21.05.01 (15:56):

Der rechte Barbier

Und soll ich nach Philisterart
Mir Kinn und Wange putzen,
So will ich meinen langen Bart
Den letzten Tag noch nutzen.
Ja, ärgerlich wie ich nun bin,
Vor meinem Groll, vor meinem Kinn
Soll mancher noch erzittern!
"Holla! Herr Wirt, mein Pferd! macht fort!
Ihm wird der Hafer frommen.
Habt Ihr Barbiere hier im Ort?
Laßt gleich den rechten kommen!
Waldaus, waldein, verfluchtes Land!
Ich ritt die Kreuz und Quer und fand
Doch nirgends noch den rechten.
Tritt her, Bartputzer, aufgeschaut!
Du sollst den Bart mir kratzen;
Doch kitzlig sehr ist meine Haut,
Ich biete hundert Batzen;
Nur, machst du nicht die Sache gut,
Und fließt ein einzges Tröpflein Blut, -
Fährt dir mein Dolch ins Herze."
Das spitze, kalte Eisen sah
Man auf dem Tische blitzen,
Und dem verwünschten Ding gar nah
Auf seinem Schemel sitzen
Den grimmgen, schwarzbehaarten Mann
Im schwarzen, kurzen Wams, woran
Noch schwärzre Troddeln hingen.
Dem Meister wird's zu grausig fast;
Er will das Messer wetzen;
Er sieht den Dolch, er sieht den Gast;
Es packt ihn das Entsetzen;
Er zittert wie das Espenlaub,
Er macht sich plötzlich aus dem Staub
Und sendet den Gesellen.
"Einhundert Batzen mein Gebot,
Falls du die Kunst besitzest;
Doch merk es dir, dich stech ich tot,
So du die Haut mir ritzest."
Und der Gesell: "Den Teufel auch!
Das ist des Landes nicht der Brauch."
Er läuft und schickt den Jungen.
"Bist du der rechte, kleiner Molch?
Frisch auf! fang an zu schaben;
Hier ist das Geld, hier ist der Dolch,
Das beides ist zu haben!
Und schneidest, ritzest du mich bloß,
So geb ich dir den Gnadenstoß;
Du wärest nicht der erste."
Der Junge denkt: der Batzen, druckst
Nicht lang und ruft verwegen:
"Nur still gesessen! nicht gemuckst!
Gott geb Euch seinen Segen!"
Er seift ihn ein ganz unverdutzt,
Er wetzt, er stutzt, er kratzt, er putzt:
"Gottlob! nun seid Ihr fertig."
"Nimm, kleiner Knirps, dein Geld nur hin;
Du bist ein wahrer Teufel!
Kein andrer mochte den Gewinn,
Du hegtest keinen Zweifel;
Es kam das Zittern dich nicht an,
Und wenn ein Tröpflein Blutes rann,
So stach ich dich doch nieder."
"Ei! guter Herr, so stand es nicht,
Ich hielt Euch an der Kehle;
Verzucktet Ihr nur das Gesicht
Und ging der Schnitt mir fehle,
So ließ ich Euch dazu nicht Zeit;
Entschlossen war ich und bereit,
Die Kehl Euch abzuschneiden."
"So, so! ein ganz verwünschter Spaß!"
Dem Herrn ward's unbehäglich;
Er wurd auf einmal leichenblaß
Und zitterte nachträglich:
"So, so! das hatt ich nicht bedacht,
Doch hat es Gott noch gut gemacht;
Ich will's mir aber merken."

Adelbert von Chamisso


Heidi antwortete am 26.05.01 (01:08):

Ballade des äußeren Lebens

Und Kinder wachsen auf mit tiefen Augen,
Die von nichts wissen, wachsen auf und sterben,
Und alle Menschen gehen ihre Wege.

Und süße Früchte werden aus den herben
Und fallen nachts wie tote Vögel nieder
Und liegen wenig Tage und verderben.

Und immer weht der Wind, und immer wieder
Vernehmen wir und reden viele Worte
Und spüren Lust und Müdigkeit der Glieder.

Und Straßen laufen durch das Gras, und Orte
Sind da und dort, voll Fackeln, Bäumen, Teichen,
Und drohende, und totenhaft verdorrte...

Wozu sind diese aufgebaut? und gleichen
Einander nie? und sind unzählig viele?
Was wechselt Lachen, Weinen und Erbleichen?

Was frommt das alles uns und diese Spiele,
Die wir doch groß und ewig einsam sind
Und wandernd nimmer suchen irgend Ziele?

Was frommts, dergleichen viel gesehen haben?
Und dennoch sagt der viel, der "Abend" sagt,
Ein Wort, daraus Tiefsinn und Trauer rinnt

Wie schwerer Honig aus den hohlen Waben.

Hugo von Hofmannsthal


Capsi antwortete am 01.06.01 (09:58):

Ach könnt' auch ich aus Waben saugen
den süßen Dichter-Honigseim,
ich glaub', ich würd' mit andern Augen
genießen manchen Vers und Reim.

Es gab wohl immer schon Poeten,
die auch 'mal Kitschiges vollbrachten
und sich dabei nicht zuviel dachten -
man findet sowas selbst bei Göthen.

Doch ist das völlig unbeträchtlich,
drum red' ich hier auch nicht verächtlich,
bewund're vielmehr all' die Könner
(es seien Frauen oder Männer),
die, als sie die Verse schliffen,
ganz selten nur danebengriffen.


Anni antwortete am 03.06.01 (07:06):

Aus Avenarius "Balladenbuch"

Der beständige Freier

Andreas, lieber Schutzpatron,
Gib mir doch nur einen Mann!
Räche doch jetzt meinen Hohn,
Sieh mein schönes Alter an!
Krieg ich einen oder keinen? - Einen.

Einen krieg ich? Das ist schön!
Wird er auch beständig sein?
Wird er auch zu andern gehn?
Oder sucht er mir allein
Und sonst keiner zu gefallen? - Allen.

Allen? Ei das wär nicht gut!
Ist er schön und wohlgestalt?
Ist's ein Mensch, der viel vertut?
Ist's ein Witwer? Ist er alt?
Ist er hitzig oder kältlich? - �ltlich.

�ltlich? Aber doch galant?
Nun so sage mir geschwind:
Wer ist ihm denn anverwandt,
Und wer seine Freunde sind?
Sind sie auch von meinesgleichen? - Leichen.

Leichen? Ei, so erbt er viel!
Hat er auch ein eignes Haus,
Wenn er mich nun haben will;
Und wie sieht es drinnen aus?
Ist es auch von hübscher Länge? - Enge.

Enge? Ei wer fragt danach?
Wenn er nur ein größres schafft,
Und wie steht's ums Schlafgemach?
Ist das Bette auch von Taft,
Wo ich drinnen liegen werde? - Erde.

Erde? Das klingt wunderlich,
Ist ein sehr nachdenklich Wort!
Andreas, ach! Ich bitte dich,
Sage mir doch auch den Ort,
Wo du ihn hast aufgehoben? - Oben.

Oben hat er seinen Platz?
Nun, so merk ich meine Not;
Der mir jetzt beschriebne Schatz
Ist vielleicht wohl gar schon tot,
Ist mir sonst nichts übrig blieben? - Lieben.

Lieben soll ich nun das Grab?
Ach, wie manches Herzeleid,
Weil ich keinen haben mag,
Hier in dieser Sterblichkeit,
Keinen Krummen, keinen Lahmen! - Amen.

(Volkslied)


Heidi antwortete am 05.06.01 (17:47):

Die Tote Erde
(Legende)

Zwölf Engel hielten am Himmelstor:
"Ihr Türmer herunter, ihr Wächter hervor!
Was bringt ihr, ihr lieben Leute?"
"Wir kommen geritten vom Erdenrund,
Gar frohe Botschaft bringt unser Mund,
Stimm an die Glocken und läute!"

Und als das Pförtchen war aufgetan,
Da setzten sie die Posaunen an
Und bliesen aus vollen Wangen:
"Juchhe, ihr Völker, juchhe, haja!
Herbei ihr alle, halleluja!
Die frohe Post zu empfangen:

Worum wir inbrünstig gebetet oft,
Was jeder ersehnte, was keiner gehofft,
Es hat sich in Gnaden begeben.
Wir kommen geritten von Erden fern:
Erloschen, verglommen der blutige Stern,
Verhaucht das unselige Leben."

Da flogen die Türen und Fenster auf,
Und alle die Seligen eilten zu Hauf
Und zogen zu Fuß und zu Pferde,
Mit Pfeifern und Trommlern und Saitenspiel
Und fröhlichem Schwatzen und Lachen viel,
Hinab auf die einsame Erde.

Doch als sie im glitzernden Sternenreich
Gewahrten die traurige Weltenleich
Verkohlt in den Wolken schwimmen,
Da ging den Pfeifern der Atem aus,
Und mancher wischt sich ein Tränlein aus
Und tät ein Greinen anstimmen.

Dann schlichen sie auf dem Riesengrab
Mit heimlichen Flüstern talauf, talab
Und erzählten mit Bangen und Zagen
Von alter verschollener Menschenzeit,
Von Krankheit und Sterben, von Zank und Streit
Einander die schaurigen Sagen.

Sie stifteten einen Sühnealtar,
Drauf brachten die Priester die Messe dar
Beim Klange der Trauerlieder.
Ein Requiem aeternam lallt ihr Mund,
Weihwasser sprengten sie auf den Grund
Und flehten den Segen hernieder.

Der Segen, der schwebte wohl über die Welt,
Das Weihwasser rann übers Ackerfeld -
Doch sieh! was will das bedeuten?
Der Segen flog ängstlich im Kreis herum,
Das Weihwasser wälzte sich um und um -
Sagt an, was soll das bedeuten?

Da sprach das Weihwasser:"Ich sehe, ich seh
Auf Erden kein Plätzchen, wohin ich auch späh,
Das nie eine Träne benetzt hat."
Und der Segen, der sprach:"Ich suche, ich such
Einen Fleck, einen kleinen, den nicht der Fluch,
Den nicht der Mord schon besetzt hat."

Carl Spitteler (1845-1924)


Anni antwortete am 05.06.01 (18:51):

Tschinka Milla

Wenn ihr jetzt schön leise seid,
Wie der Schnee, der draußen schneit,
Wird, wenn sie sich's vorgenommen,
Wird die Tschinka Milla kommen.
Klein wie eine Hagebutte
Und in buttenroter Kutte,
Wie vom Wald ein Reisigbuschen,
Wird sie durch die Stube huschen.

"Tschinka Milla! - Schenk mir Milch!
Für die Kinder Zwirn und Zwilch!
Milla! Milla!" wird es flüstern,
Nach dem großen Milchtopf lüstern,
Und zwei Augen werden glühn,
Nadelspitz und grasegrün.
Schlecken wird es, schmatzend schmecken,
Keiner darf sie mir erschrecken.

Manchem schon hat über Nacht
Tschinka Glück ins Haus gebracht.
Ist gekommen, ist gegangen,
Andern Tags hat's angefangen.
Nicht mit einem goldnen Wagen
Und vier Schimmeln, blitzbeschlagen -
Nein, behutsam in der Stille
Blüht das Glück der Tschinka Mille.

Ist ein kleines Trippelding,
Waldgelichter, moosgering.
Uralt - eines von den letzten,
Die der Zeit sich widersetzen
Und bei denen sich nun laben,
Die noch Frieden um sich haben,
Um an ihrem Gotterbarmen
Heimchenheimlich zu erwarmen.

Schaut! - Jetzt ist sie dagewesen!
Raspelnd strich es um den Besen.
Auch dem Kater, buckelkrumm,
Sträubt das Fell sich rundherum,
Fauchend sprüht er Feuerfunken:
Eins hat seine Milch getrunken,
Eins in buttenroter Kutte,
Klein wie eine Hagebutte,
Und doch wie die Welt so alt:
Tschinka Milla aus dem Wald!

(Friedrich Bischoff)


:-) Heidi antwortete am 12.06.01 (00:15):

Liebesromanze von Fräulein Luft
und Junker Duft

Es kam das zarte Fräulein Luft,
vom Himmel her entstiegen,
und sah in Blumenwiegen
den zarten Knaben liegen,
den zarten Knaben Duft.

Es sah das zarte Fräulein Luft
so hold und so verschwiegen
die Blätter her sich schmiegen,
sich um das Kind her biegen,
so zierlich abgestuft.

Da rief das zarte Fräulein Luft
und ließ sein Stimmlein fliegen:
Zu dir komm' ich gestiegen;
wie lange willst du liegen
in deiner stummen Gruft?

Da sprach der zarte Knabe Duft,
der bis daher geschwiegen;
still blieb er dabei liegen
in seinen sanften Wiegen
und sprach: Wer ist's der ruft?

Ich bin das edle Fräulein Luft,
es sei dir nicht verschwiegen;
ich, die kann gehn und fliegen
und mich auf Flügeln wiegen,
ich bin's, mein Junker Duft.

Da lächelte der Knabe Duft
und blieb nicht ruhig liegen
in seinen engen Wiegen;
sein Haupt tät er vorbiegen:
Was willst du, Fräulein Luft?

Ich will, o süßer Junker Duft,
aus deinen engen Wiegen
will ich dich lehren fliegen,
und Flügel sollst du kriegen
wie ich, das Fräulein Luft.

Da lächelte der lose Duft,
so fein und hold-verschwiegen:
ich habe längst vom Fliegen
geträumt, vom Flügelkriegen,
in meiner stillen Gruft.

Voll Lüsternheit der Knabe Duft
war seinen blum'gen Wiegen
mit halbem Leib entstiegen;
es dachte schon zu siegen,
das list'ge Fräulein Luft.

Da duckte doch der kleine Schuft
zurück sich in die Wiegen,
sich tiefer drein zu schmiegen:
Und willst du mich betrügen,
o holdes Fräulein Luft?

In meiner engen stillen Gruft
konnt' ich so ruhig liegen,
mich sanft auf Blättlein wiegen;
wohin soll ich nun fliegen
mit dir, o Fräulein Luft?

Durch Feld und Wald, durch Berg und Kluft,
wo schöne Schätze liegen,
die Brünnlein nie versiegen;
dahin nun sollst du fliegen
mit mir, o Junker Duft.

Da sollst du, holder Junker Duft,
zum Himmel hoch gestiegen,
zu sehn, zu hören kriegen,
was ewig hier verschwiegen
dir blieb in deiner Gruft.

So folge mir, die dich beruft,
und laß dein furchtsam Schmiegen;
sonst muss ich weiter fliegen,
und du mußt ewig liegen
in deiner Gruft, o Duft!

Hold schmeichelte das Fräulein Luft
und ließ ein Seufzen fliegen:
Ich will dich nicht betrügen;
o komm aus deinen Wiegen,
sonst sterb' ich, süßer Duft!

Doch sträubte sich der Knabe Duft,
da ging es an ein Kriegen
es stritten um die Wiegen,
darin er wollte liegen,
sich Duft und Fräulein Luft.

Da wehrte noch der kleine Schuft
so streng sich und gediegen;
er mußte doch erliegen,
es wußt' ihn zu besiegen
das starke Fräulein Luft.

Im Blättlein hoch und tief gestuft,
wie er sich mochte schmiegen,
sie wußte sich zu biegen
und ihn hervorzukriegen
aus der geheimen Schluft.

Da faßte sich ein Herz der Duft:
Nun lebet wohl, ihr Wiegen!
Sollt' ich im Kuß versiegen,
keck will ich jetzt mich schmiegen
an meine Freundin Luft.

Ihn küßt' und nahm in Arm die Luft,
stolz war sie auf ihr Siegen;
doch traurig mußten liegen
die Blättlein, deren Wiegen
entnommen war der Duft.

Hinflogen freudig Duft und Luft;
und es ist uns verschwiegen,
ob sie zum Himmel stiegen,
ob noch zusammen fliegen
durch Feld und Wald und Kluft.

Friedrich Rückert
(Deutsche Balladen, Hrsg.Hans Joachim Hof, Piper-Verlag)


Luzia antwortete am 13.06.01 (23:51):

John Maynard!
"Wer ist John Maynard?"
"John Maynard ist unser Steuermann,
aus hielt er,bis er das Ufer gewann,
er hat uns gerettet,er trägt die Kron`,
er starb für uns,unsere Liebe sein Lohn.
John Maynard"

Die "Schwalbe" fliegt über den Eriesee,
Gischt schäumt um den Bug wie Flocken von Schnee,
von Detroit fliegt sie nach Buffalo-
die Herzen aber sind frei und froh,
und die Passagiere mit Kindern und Fraun
im Dämmerlicht schon das Ufer schaun,
und plaudernd an John Maynard heran
tritt alles:"Wie weit noch Steuermann?"
Der schaut nach vorn und schaut in die Rund:
"Noch dreißig Minuten....halbe Stund."

Alle Herzen sind froh,alle Herzen sind frei-
da klingts aus dem Schiffsraum her wie Schrei,
"Feuer!"war es, was da klang,
ein Qualm aus Kajüt` und Luke drang,
ein Qualm,dann Flammen lichterloh,
und noch zwanzig Minuten bis Buffalo.

Und die Passagiere,buntgemengt,
am Bugspriet stehn sie zusammengedrängt,
am Bugspriet vorn ist noch Luft und Licht,
am Steuer aber lagert sichs dicht,
und ein Jammern wird laut:"wo sind wir?Wo?"
Und noch fünfzehn Minuten bis Buffalo.-

Der Zugwind wächst,doch die Qualmwolke steht,
der Kapitän nach dem Steuer späht,
er sieht nicht mehr seinen Steuermann,
aber durchs Sprachrohr fragt er an:
"Noch da,John Maynard?" "Ja,Herr.Ich bin,"
"Auf den Strand! In die Brandung!" "Ich halte drauf hin."
Und das Schiffsvolk jubelt:"Halt aus!Hallo!"
Und noch zehn Minuten bis Buffalo.--

"Noch da,John Maynard?" Und Antwort schallt`s
mit ersterbender Stimme:"Ja,Herr,ich halt�s!"
Und in die Brandung,was Klippe,was Stein,
jagt er die "Schwalbe"mitten hinein.
Soll Rettung kommen,so kommt sie nur so.
Rettung:der Strand von Buffalo!
Das Schiff geborsten.Das Feuer verschwelt.
Gerettet alle.Nur einer fehlt!

Alle Glocken gehn;ihre Töne schwelln
himmelan aus Kirchen und Kapelln,
ein Klingen und Läuten,sonst schweigt die Stadt,
ein Dienst nur,den sie heute hat:
Zehntausend folgen oder mehr,
und kein Aug` im Zuge,das tränenleer.

Sie lassen den Sarg in Blumen hinab,
mit Blumen schließen sie das Grab,
und mit goldner Schrift in den Marmorstein
schreibt die Stadt ihren Dankspruch ein:
"Hier ruht John Maynard!In Qualm und Brand
hielt er das Steuer fest in der Hand,
er hat uns gerettet,er trägt die Kron`,
er starb für uns,unsre Liebe sein Lohn.
John Maynard."

Theodor Fontane


Rosmarie Vancura antwortete am 03.08.01 (20:32):

Nis Randers von Otto Ernst.

Krachen und Heulen und berstende Nacht
Dunkel und Flammen in rasender Jagd-
ein Schrei durch die Brandung!

Und brennt der Himmel, so sieht man's gut;
ein Wrack auf der Sandbank! Noch wiegt es die Flut-
gleich holt sich's der Abgrund.

Nis Randers lugt- und ohne Hast
spricht er: "Da hängt noch ein Mann im Mast;
wir müsssen ihn holen."

Da fasst ihn die Mutter:" Du steigst mir nicht ein!
Dich will ich behalten, du bliebst mir allein,
ich will's,deine Mutter!

Dein Vater ging unter und Momme,mein Sohn,
drei Jahre verschollen ist Uwe schon,
mein Uwe, mein Uwe!"

Nis tritt auf die Brücke. Die Mutter ihm nach!
Er weist nach dem Wrack und spricht gemach:
" Und seine Mutter?"

Nun springt er ins Boot und mit ihm noch sechs:
hohes, hartes Friesengewächs-
schon sausen die Ruder.

Boot oben, Boot unten, ein Höllentanz!
Nun muss es zerschmettern----! Nein, es blieb ganz!...
Wie lange, wie lange?

Mit feurigen Geißeln peitscht das Meer
die menschenfressenden Rosse daher;
sie schnauben und schäumen.

Wie hechelnde Hast sie zusammenzwingt!
Eins auf den Nacken des anderen springt
mit stampfenden Hufen!

Drei Wetter zusammen! Nun brennt die Welt!
Was da? ein Boot, das landwärts hält.-
Sie sind es, sie kommen!

Und Auge und Ohr ins Dunkel gespannt...
Still- ruft da nicht einer?- Er schreits durch die Hand:
" Sagt Mutter, s'ist Uwe!"


Uwe Kramp antwortete am 09.10.01 (15:41):

Ich suche ein Gedicht (oder eine Ballade), die von der"knöchernen Weiche" handelt. Wer kann mir dazu den Text schicken.


Ingrid Steiner antwortete am 09.10.01 (18:55):

Karl Freiherr von Berlepsch

Der Weichensteller

Und nun noch der Schnellzug nach Charleroi!
In fünf Minuten schon ist er da!-
Er trottet hinaus zum äussersten End,
die letzte Weiche zu stellen behend.
Im Schnee seine Tritte knarren,
die Nacht ist kalt zum Erstarren!
Bald lädt bei traulichem Lampenschein
die warme Stube den Müden ein,
Und ein Kuss vergilt ihm des Tages Qual,
ein liebendes Weib und ein einfach Mahl:
Dann werden am Bettchen sie stehen
und das Bübchen schlummern sehen!-

Hei, wie der Ostwind eisig pfeift,
wie's tief durch's wollene Wams ihm greift!
Eine rote Lampe? Nun ist er zur Stell!
Nur schnell!
Fern sind zwei Lichter erschienen,
Schon stossen und stampfen die Schienen.

Der Zug! Es war die höchste Zeit!
Doch was ist das? Barmherzigkeit!
Der Hebel dreht sich im Bügel zu leicht,
Und wie er in Eile sich niederneigt,
Da hat es ganz leise geklungen,
Das eiserne Band ist zersprungen! -

Verzweifelt presst er die Hand an die Stirn,
Ein einzger Gedanke durchzuckt sein Hirn:
Der Zug!- Und braust er die falsche Bahn,
So ist es um ihn und die Menschen getan!
Denn kaum minutenlang weiter
rast ihm entgegen ein zweiter!-

Da wirft sich zwischen die Schienen der Mann,
presst dicht seinen Leib an das Eisen an
und dehnt und stemmt sich mit Riesenkraft -
Ein gewaltiger Druck! Nun ist es geschafft!
Ob lebendig oder als Leiche,
Er liegt eine knöcherne Weiche!

Er liegt und sieht und hört nichts mehr,
Der Eilzug rasselt über ihn her.
Nur ein Haken im Weg, eine Bremse zu tief!
Wie's heiss und kalt durch die Adern ihm lief!
Was gilt nur dein Leben!
Du musst es für hundert geben! -

Ein Haken zu tief, eine Bremse im Weg!
Sekunden! Doch schlichen sie viel zu träg!
Und wenn er nur diesmal am Leben blieb!
O Gott! Wie hat er das Leben so lieb!
Da ist es vorbeigeschnoben,
Und ferner hört er es toben!-

Nun naht es wieder und flackert und braust
und ist an ihm vorbeigesaust:
Der zweite Zug, von Lichtern erhellt,
Voll Menschenglück - eine kleine Welt! -
Gerettet! - Er lauscht in die ferne,
- und über ihm funkeln die Sterne! -

***********

kopiert von Seite https://www.uni-giessen.de/~gi04/MM/gedichte/ber_k.html


Jean Besenius antwortete am 13.10.01 (15:08):

Ich suche eine Ballade mit dem Titel Frau Hit (Hitt).Wer kann vieleicht helfen? Vielen Dank.


Ingrid Steiner antwortete am 13.10.01 (19:57):

Hallo Jean Besenius,

Karl Egon Ritter von Ebert
1801 - 1882

Frau Hitt und die Bettlerin
Nach einer alten Sage

Wo schroff die Straße und schwindlig jäh
herniederleitet zum Inn,
dort saß auf der mächtigen Bergeshöh
am Weg eine Bettlerin.

Ein nacktes Kindlein lag ihr im Arm
und schlummert in süßer Ruh,
die zärtliche Mutter hüllt es warm
und wiegt es und seufzte dazu:

"Du freundlicher Knabe, du liebliches Kind,
dich zieh ich gewiß nicht groß,
bist ja der Sonne, dem Schnee und dem Wind
und allem Elende bloß.

Zur Speise hast du ein hartes Brot,
das ein anderer nimmer mag,
und wenn dir jemand ein �pflein bot,
so war es dein bester Tag.

Und blickt doch, du Armer, dein Auge hold,
wie des Junkers Auge so klar,
und ist doch dein Haar so reiches Gold,
wie des reichsten Knaben Haar."

So klagte sie bitter und weinte sehr,
als Lärmen ans Ohr ihr schlug,
mit Jauchzen trabte die Straße einher
ein glänzender Reiterzug.

Voran auf falbem, schnaubendem Roß
die herrlichste aller Fraun,
im Mantel, der strahlend vom Nacken ihr floß,
wie ein schimmernder Stern zu schaun.

Die strahlende Herrin war Frau Hitt,
die Reichste im ganzen Land,
doch auch die �rmste an Tugend und Sitt',
die rings im Lande man fand.

Ihr Goldroß hielt die Stolze an
und hob sich mit leuchtendem Blick
und spähte hinunter und spähte hinan
und wandte sich dann zurück.

"Blicht recht, blickt links hin in die Fern',
blickt vor- und rückwärts herum,
so weit ihr überall schaut, ihr Herrn,
ist all mein Eigentum.

Viel tapfre Vasallen gehorchen mir,
beim ersten Winke bereit,
fürwahr, ich bin eine Fürstin hier,
und fehlt nur das Purpurkleid."

Die Bettlerin hört's und rafft sich auf
und steht vor der Schimmernden schon
und hält den weinenden Knaben hinauf
und fleht in kläglichem Ton:

"O seht dies Kind, des Jammers Bild!
erbarmet, erbarmet Euch sein
und hüllet das zitternde Würmlein mild,
in ein Stückchen Linnen ein!"

"Weib, bist du rasend?" zürnt die Frau,
"Wo nähm' ich Linnen her?
Nur Seid' ist alles, was an mir ich schau,
von funkelndem Golde schwer."

"Gott hüte, daß ich begehren sollt!
was fremde mein Mund nur nennt,
o, so gebt mir, gebet, was Ihr wollt
und was Ihr entbehren könnt!"

Da zieht Frau Hitt ein hämisch Gesicht
und neigt sich zur Seite hin
und bricht einen Stein aus der Felsenschicht
und reicht ihn der Bettlerin.

Da ergreift die Verachtete wütender Schmerz,
sie schreit, daß die Felswand dröhnt:
"O würdest du selber zu harten Erz,
die den Jammer des Armen höhnt."

Den stutzenden Falben spornt Frau Hitt -
"Ei, Wilder, was bist du so faul?"
Sie treibt ihn durch Hiebe und Stöße zum Ritt,
doch fühllos steht der Gaul.

Und plötzlich fühlt sie sich selbst so erschlafft
und gebrochen den kecken Mut;
in jeglicher Sehne stirbt die Kraft,
in den Adern stockt das Blut.

Herunter will sie sich schwingen vom Roß,
doch versagen ihr Fuß und Hand,
entsetzt will sie rufen den Rittertroß,
doch die Zunge ist festgebannt.

Ihr Antlitz wird so finster und bleich,
ihr herrisches Aug' erstarrt:
ihr Leib, so glatt und zart und weich,
wird rauh und grau und hart.

Und unter ihr strecken sich Felsen hervor
und heben vom Boden sie auf
und wachsen und steigen riesig empor
in die schaurige Nacht hinauf.

Und droben sitzt, ein Bild von Stein,
Frau Hitt im Donnergeroll
und schaut, umzuckt von der Blitze Schein,
ins Land so grauenvoll.

kopiert von Seite
www.gutenberg.aol.de/balladen/deutsch/frauhitt.htm


sabine antwortete am 19.10.01 (13:18):

in der schule mussten wir einmal eine ausgewählte ballade vorlesen.
ich suchte mir "Die Brück' am Thay" von Theodor Fontane aus.
irgendetwas darin berührte mich damals sehr; heute weiss ich kaum noch eine zeile daraus.
leider finde ich sie im netz nicht. mag jemand helfen?


KarinD antwortete am 19.10.01 (14:26):

Liebe Sabine!

Unten setze ich einen Link rein, dort kannst Du es finden. (Falls Du nicht direkt zu "Die Brück...." kommst, bitte auf Fontane klicken.

Lieben Gruß von Karin.

(Internet-Tipp: https://gutenberg.aol.de/index.htm)


Stephan Drissen-Reyntjes antwortete am 07.12.01 (18:49):

Gesucht: Theodor Fontanes Ballade "Die Jüdin"

Fontane hat sie 1854 in einem Magazin "Argo" ("Bellestristische Blätter") veröffentlicht - und wg. möglicher Mißverständnisse (Antisemitismus) sie in den späteren Gedichtbüchern nicht mehr präsentiert... - kennt wer diese wohl recht schaurige Ballade..?

Dank für jeden/jede...!


Gisela Cames antwortete am 10.12.01 (13:26):

Ich suche dringend - möglichst heute noch den Text der Ballade "Der Erlkönig". Wer kann mir diesen Text schnell
per email senden an [email protected] oder faxen unter 030 77209875 Danke!