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THEMA:   Eigene Lyrik "Mensch und Natur" (Bitte! nur Lyrik, keine Kommentare u.Grüsse)

 11 Antwort(en).

hl begann die Diskussion am 18.11.01 (17:24) mit folgendem Beitrag:

unterwegs

wege, in berge geschnitzt
erweitert, verbreitert
metall begleitet den fluss
natürlicher weg
neben menschengemachtem
klaffen die wunden
jahrhunderte später
der berg blutet
immer noch
lebende natur
grau verstaubt
menschenwerke
- verlassen

hl


Karin antwortete am 18.11.01 (18:18):

An den Baum

Vertrockneter Baum am Straßenrand
mit nur noch einem grünen Blatt
müde und traurig siehst du aus

alle anderen um dich herum
grünen um die Wette
nur du siehst aus
als wolltest du sterben

deine Heimat war
vielleicht eine andere
du wurdest verpflanzt, nicht gefragt
wolltest nicht wachsen

traurig warst du vor Heimweh
wolltest den Kampf nicht aufnehmen
mit deinen Brüdern neben dir

gib nicht auf, lieber Baum
fang wieder an zu kämpfen
- es lohnt sich
ein großer, stolzer Baum zu werden
die Zweige der Sonne zuzuwenden

nutze jetzt im Herbst
die Ruhe der Natur
zu deiner Erholung
um neue Kräfte zu sammeln
über den Winter

um dann neu auszuschlagen
und zu wachsen
in ganz neuem Glanz
... im kommenden Frühling.


Ute antwortete am 18.11.01 (18:56):

Fest an seinen Zweig geborgen
freut sich im Sommer des Lichtes das Blatt.
Nun ist der Himmel mit Regen bezogen
herbstlicher Sturm an der Sonne Statt.

Losgelöst vom sicheren Platze
schwebt es dahin in fröhlichem Flug,
sieht noch nicht dahinter die Fratze,
fühlt noch nicht, dass alles nur Trug.

Doch nun presst der Sturm es zu Boden,
wirbelt es wieder in die Höh`,
lässt ihm nirgends die endliche Ruhe,
bis es ihm gleich, was mit ihm gescheh`.

Haltlos, bleich, vom Sturme getrieben,
grausam zerrissen, zu Tode matt,
hierhin und dorthin und nirgends geblieben -
- sind wir mehr als ein fallendes Blatt? -


hl antwortete am 21.11.01 (09:47):

am strassenrand

halt ein

bleib stehen, öffne deine augen
gehe ein wenig näher, siehst du es?

aus der nähe betrachtet
hat auch das unbeachtete
seine eigene schönheit

im kleinen ausschnitt
der grossen welt
bekommt die maserung
eines verwelkten blattes
eine neue dimension

menschen sind einzelne blätter am baum der erde
im wald des unendlichen universums
vielfältiges laub aus der ferne gesehen
einzelnes blatt, unnachahmbar, ein unikat
der einzelne mensch, geboren zum sterben
menschen - unsterblich..

hl


Ulrike antwortete am 21.11.01 (10:34):

Ermutigend

Grau und trist
Beginnt der Tag
Hoffnung auf Besseres?
Kaum

Aber immerhin:
Haben WIR�s nicht schön WARM?


hl antwortete am 24.11.01 (01:01):

novemberblätter

bunte blätter
auf wiesen, gehweg, strasse
schlafplatz der kleinen
ungesehenen
schutz für die keime
des frühlings
augentrost für die sehenden
erinnerung an die farbenpracht
des sommers
ungeliebtes kunstwerk
der natur
..
laubsauger, straßenbesen, kehrmaschine:
schnell weg damit,
bei uns herrscht ordnung!

hl


Ulrike antwortete am 25.11.01 (12:27):

Sie

Wieder
Ließ ein Vogel sein Leben
Ein Geschenk an mich
Wieder
Muss ich ihr vergeben:
Schmiegsam und räuberisch
Ihre Katzennatur
widersetzt sich Dressur


Dora/Mille antwortete am 01.12.01 (20:08):

Der Apfelbaum ( Eine wahre Geschichte)

Es war einmal ein Apfelbaum
Die Blätter grün, der Stamm war braun
nur, der Arme stand so schief
es schien fast so, als ob er schlief

Die Aepfel waren süss und sauer
genau so wollte es der Bauer,
doch niemand kommt nun ihn zu stützen
niemand will seine Früchte nützen

So steht er da, alt und verknorrt
auf einer Seite schon verdorrt
dort wachsen keine Aepfel mehr
auch Blätter gibt er kaum noch her.

Im letzten Herbst da sah ich ihn
und ging ganz zögernd zu ihm hin
Ich wollte meinen Hunger stillen
und vielleicht auch mein Körbchen füllen.

Da lagen sie, die Kinder sein,
und ich biss herzhaft in einen hinein
war das ein königlicher Schmaus !
Der Saft der spritze nur so raus.

Kein Apfel, den man kauft im Laden,
kann so ein Aroma in sich haben,
alle sind mehlig, ohne Geschmack
drum landen viele im Abfallsack.

Nun ging ich jede Woche hin
wenns niemand sah, umarmt ich ihn
Im Frühling, voller Blütenpracht
�ne Bitte ich ihm dargebracht

Er möge doch so gütig sein
und machen viele Aepfelein
im Herbst , ich würd�s ihm ewig danken
ihm dafür meine Liebe schenken

Und siehe da, das ist ja toll
nun hängen seine Zweige voll
schon viele Körbe konnt ich pflücken
Die Knochen tun mir weh vom Bücken.

Und wenn ihr denkt er sei nun leer
irrt ihr euch, den es hat noch mehr
Im Schnee fand ich im letzten Jahr
noch welche, glaubt mir, es ist wahr!

Dora/Mille

















Koloman Stumpfögger antwortete am 12.01.02 (13:52):

Der Elfe Jammer

Die Sonne gesunken,
der Mond versteckt in dunkler Nacht,
die Sterne am schwarzen Himmel erloschen.

Kein Wort,
kein Lied,
keine Musik.

Kein Licht,
kein Schatten,
kein Laut.

Erblindet
ist die Elfe
und taub.

Jedoch
Elfen sterben nicht.
Wer wird sie erlösen?

kNs


hl antwortete am 12.01.02 (15:39):

Kälte

In der Kälte dieses Winters
tief unter dem gefrorenen Spiegel
des Seerosenteiches
schläft eine Elfe

vertrieben von der Dunkelheit
der Menschenherzen
Ihre Ohren sind taub geworden
von gellendem Kriegsgeschrei
Ihre Augen blind
von den Bildern des Grauens
Die Kinder der Toten
verschließen mit ihren
kleinen braunen Händen
der Elfe Mund

krank von dem Elend der Welt
schläft eine Elfe
tief unter dem gefrorenen Spiegel
des Seerosenteiches
in der Kälte dieses Winters

hl


Herula antwortete am 16.01.02 (02:06):


Du sagtest mir, das Stille näher dem Frieden ist .
als ein Gedicht
Aber ist es meine Gabe ,
ich brächte Dir die Stille,
( weil ichdie Stille kenne )
Du würdest sagen das ist nicht Stille,
sondern ein anderes Gedicht.
Und Du würdest sie mir zurückgeben.


hl antwortete am 21.01.02 (08:58):

winterfarbe

meine farbe
soll nun weiß sein
nicht mehr rot
ich weiß
weiß ist keine farbe
als bin ich farblos?
stand rot für leben
und liebe
bin ich nun lieb- und leblos?

meine farbe
soll nun weiß sein
nicht mehr schwarz
ich weiß
schwarz ist keine farbe
also bin ich farblos?
stand schwarz für verzweiflung
und schmerz
bin ich nun gleichgültig und schmerzlos?

meine sprache
soll nun blau sein
auf weißem hintergrund
blau für die treue zu mir selbst
weiß für die gelöschten Farben
des regenbogens
solange
bis die sonne eines neuen frühlings
und der sanfte regen eines frühsommermorgens
den regenbogen
wieder neu erstehen lässt
in mir

hl