Archivübersicht | Impressum

THEMA:   Gedichte Kapitel 20

 128 Antwort(en).

Heidi begann die Diskussion am 27.11.01 (22:39) mit folgendem Beitrag:

Der Zeit voraus

Ein welkes Sommerblatt
sinkt herab
schreibt mit dem Raschelstift
Hilferufe
auf den heißen Asphalt.

Es wird sich aufreiben
wie alle
die ihrer Zeit voraus sind.

von Robert Höpfner in Xenien Nov./Dez.2001

(Internet-Tipp: https://www.dulzinea.de)


admin antwortete am 27.11.01 (22:51):

Gedichte 19 ist archiviert und kann unter

/seniorentreff/de/diskussion/archiv4/a190.html

nachgelesen werden.

(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/diskussion/archiv4/a190.html)


Karin antwortete am 28.11.01 (07:59):

Weihnachtsmarkt

Bunte Buden, Tannenbäume
Karussell und Riesenrad
Augen leuchten, Kinderträume
Weihnachtsmarkt ist in der Stadt.

Gerüche kämpfen um die Wette
vom Mandelkern bis heisse Wurst
und unter heller Lichterkette
empfiehlt der Glühwein sich dem Durst.

Der Leierkastenmann dreht heiter
das Lied vom grünen Tannenbaum
er ist ein guter Wegbegleiter
in längst vergessnen Kindertraum.

Es gibt unendlich viel zu sehen
ob Holzpferd, Kugeln, Marzipan
die Zeit scheint sich zurückzudrehen
die Freude hat hier freie Bahn.

So kann auch in der Hightechzeit
die Nostalgie uns noch erfreuen
lockt uns aus der Bequemlichkeit
um Weihnachtsstimmung einzustreuen.

(Heinz Bornemann)

(Internet-Tipp: https://www.heinzbornemann.de.vu/)


Stephan Reyntjes antwortete am 28.11.01 (08:20):

Stephel Reyntjes

Nach der Lektüre
einiger Lieblingsgedichte von Rosmarie

Eine Liebste

ist wie ein Fenster in der Weltgeschichte.
Sie umärmelt dich,
sie haucht die Gänsehaut weg.
Und bietest ihr die eigene Narbe
unter der linken Achselhöhle.

"Oder ist es doch die Aorta",
sag!

Und ziehst bei ihr ein,
und wartest ab,
und erzählst ihr,
was von Nietzsches Pferd
mit seinen blauen Augen,
und daß es noch immer dasteht,
am Altstädter Ring,
nahe dem Blutgerüst
und sich nicht losreißen kann.

Oder in Ravensburg,
nahe Spohnstraße,
mit dem Hufe scharrend.

Und lauschenn
nach einer Runde
Haut,
längs der Löcher des Globus,
ob es draußen schon wieder knackt.

Aber Busch, George W., sitzt in seinem Häuschen
Und wartet, bis der Staub die blauen Kanister zudeckt.


sieghard antwortete am 28.11.01 (17:32):


An einem Wintermorgen, vor Sonnenaufgang
....
Ich höre bald der Hirtenflöten Klänge,
Wie um die Krippe jener Wundernacht,
Bald weinbekränzter Jugend Lustgesänge;
Wer hat das friedenselige Gedränge
In meine traurigen Wände hergebracht?

Und welch Gefühl entzückter Stärke,
Indem mein Sinn sich frisch zur Ferne lenkt!
Vom ersten Mark des heutgen Tags getränkt,
Fühl ich mir Mut zu jedem frommen Werke.
Die Seele fliegt, so weit der Himmel reicht,
Der Genius jauchzt in mir! Doch sage,
Warum wird jetzt der Blick von Wehmut feucht?
Ists ein verloren Glück, was mich erweicht?
Ist es ein werdendes, was ich im Herzen trage?
- Hinweg, mein Geist! hier gilt kein Stillestehn:
Es ist ein Augenblick, und Alles wird verwehn!

Dort, sieh, am Horizont lüpft sich der Vorhang schon!
Es träumt der Tag, nun sei die Nacht entflohn;
Die Purpurlippe, die geschlossen lag,
Haucht, halbgeöffnet, süße Atemzüge:
Auf einmal blitzt das Aug, und, wie ein Gott, der Tag
Beginnt im Sprung die königlichen Flüge!

Eduard Mörike 1804 - 1875
.


Karin antwortete am 29.11.01 (07:42):

Verschieden, aber zufrieden

Der Leopard hat Flecken,
Der Papagei ist dreist,
Das Nashorn, das hat Zecken,
Das Nilpferd, das ist feist.

Der Hai hat scharfe Zähne,
Und Krallen hat der Bär,
Der Elch hat eine Mähne,
Der Wal ist träg und schwer.

Die Gans hat weiße Federn,
Die Ziege einen Bart,
Die Haut vom Pferd ist ledern,
Der Schwanz vom Schwein apart.

Sie alle sind verschieden,
Am Kopf, am Schwanz, am Bauch,
Und doch mit sich zufrieden!
Ich hoff, du bist es auch.

(Günter Strohbach)


Ulrike antwortete am 29.11.01 (08:46):

Vom Altern

Der Liebe wird alles wichtig und lieb:
eine Schattenmulde in der Wange,
das Runzelgeflecht ums Auge,
eine Kindheitsnarbe unter den Zehen,
ein verborgener Makel der Haut,
eine sichtbar werdende Ader
und die kahle Stelle im Haar.

Jeder Verlust wird auch Gewinn
und mehrt die Erinnerung.
Treuer als Lust macht Zärtlichkeit,
der Schmerz um Vergängliches erneuert.
Aus Filtern behutsamer Trauer
bergen wir die Schönheit, die bleibt.

Christine Busta 1981


juergen_schmidbauer antwortete am 29.11.01 (12:27):

> Verschieden, aber zufrieden
>
> Der Leopard hat Flecken,
> Der Papagei ist dreist,
> Das Nashorn, das hat Zecken,
> Das Nilpferd, das ist feist.
>
> Der Hai hat scharfe Zähne,
> Und Krallen hat der Bär,
> Der Elch hat eine Mähne,
> Der Wal ist träg und schwer.
>
> Die Gans hat weiße Federn,
> Die Ziege einen Bart,
> Die Haut vom Pferd ist ledern,
> Der Schwanz vom Schwein apart.
>
> Sie alle sind verschieden,
> Am Kopf, am Schwanz, am Bauch,
> Und doch mit sich zufrieden!
> Ich hoff, du bist es auch.
>
> (Günter Strohbach)
>

Gleich, aber unzufrieden

Der Adam ist des Menschen Stamm
Jeder täglich macht hamham
Doch will er lieber besser essen
Drum ist er nicht auf Brot versessen.

Die Ösis, meistens deutsch im Sein,
Der Franzmann schätzet guten Wein.
Der Deutsche schillernd wi'drum ist,
Der Norweger den Lachs gern isst.

Die Amis selbst sich schätzen sehr,
Umgeben rund von nichts und Meer.
Aus Afrika die Menschheit stammt,
Doch heute ist dort armes Land.

Der Chinese meint, er sei sehr wichtig,
Was Deutsche machen, find't er richtig.
Die Eskimo, Indianer, Kosaken,
Alle haben "Knochenbacken",
Drum sind sie alle hartgesotten,
Desgleichen sind die Hottentotten.

Alle sind wir uns'resgleichen,
Doch keiner will vom Vorteil weichen,
Zufrieden ist man nur bedingt,
Wenn and'ren gleiches, bess'res gelingt.

Eigenversuch, 29.11.2001


Heidi antwortete am 29.11.01 (22:44):

manchmal ist das letzte wort eines gedichtes das wichtigste ..

Reiner Kunze

Beim Auspacken der mitgebrachten Bücher (Nach Übersiedlung von der Deutschen Demokratischen Republik in die Bundesrepublik Deutschland)

1
Hier dürfen sie existieren
unter ihrem namen
Mandestam Nadeshda
Solschenizyn

Den undurchsichtigen klebestreifen
von ihren rücken entfernend, entferne ich von meinem

den unsichtbaren sträflingsstreifen

2
Hier dürfen sie
existieren

Noch


Reiner Kunze "Gedichte" S.Fischer Verlag ISBN 3-10-042020-9


Karin antwortete am 30.11.01 (07:54):

Spät im Jahr

Habt Vorrat ihr genug, ihr meine Augen,
Für einen Winter, lang und weiß und grau?
Nehmt noch dies Asternrot, dies weiche Lila,
Dies späte Gelb, dies herbstlich klare Blau,

Und nehmt den Silberglanz der großen Flüge
Des Habichts und des Eichelhähers wahr,
Und auch den Birnbaum nehmt, ein goldnes Gleichnis
Des Überschwangs vom segensreichen Jahr.

Und endlich nehmt das Lächeln und die reine
Strahlung des schönen Menschenangesichts,
Und alle Nacht wird herrlich euch erhellt sein
Vom farbgen Widerschein geliebten Lichts.

(Albrecht Goes)


Karin antwortete am 30.11.01 (14:51):

Für alle, die's noch nicht wissen: Der Ex-Beatle George Harrison ist gestorben:

I'm living in the material world
Living in the material world

can't say what I'm doing here
But I hope to see much clearer,
after living in the material world

I got born into the material world
Getting worn out in the material world
Use my body like a car,
Taking me both near and far
Met my friends all in the material world

Met them all there in the material world
John and Paul here in the material world
Though we started out quite poor
We got 'Richie' on a tour
Got caught up in the material world

From the Spiritual Sky,
Such sweet memories have I
To the Spiritual Sky
How I pray
Yes I pray
that I won't get lost
or go astray

As I'm fated for the material world
Get frustrated in the material world
Senses never gratified
Only swelling like a tide
That could drown me in the
material world

From the Spiritual Sky,
Such sweet memories have I
To the Spiritual Sky
How I pray
Yes I pray
that I won't get lost
or go astray

While I'm living in the material world
Not much 'giving' in the material world
Got a lot of work to do
Try to get a message through
And get back out of this material world

I'm living in the material world
Living in the material world
I hope to get out of this place
by the LORD SRI KRSNA'S GRACE
My salvation from the material world
Big Ending.

(George Harrison - ca. 1978)


Kampf verlieren gegen den Krebs - grausam! Erst R. Hildebrand, jetzt Harrison.


Brita antwortete am 30.11.01 (22:26):

Ja, mit George Harrison's Tod senkt sich auch
unsere Jugend unaufhaltsam dem Horizont entgegen....
und daher die Trauer...
trotzdem....

Der Winter

Das Feld ist kahl, auf ferner Höhe glänzet
Der blaue Himmel nur, und wie die Pfade gehen,
Erscheinet die Natur, als Einerlei, das Wehen
Ist frisch, und die Natur von Helle nur umkränzet.

Der Erde Stund ist sichtbar von dem Himmel
Den ganzen Tag, in heller Nacht umgeben,
Wenn hoch erscheint von Sternen das Gewimmel,
Und geistiger das weit gedehnte Leben.

Friedrich Hölderlin


Karin antwortete am 01.12.01 (08:22):

Wenn die Blätter von den Bäumen stürzen
und die Tage täglich sich verkürzen,
wenn Amsel, Drossel, Fink und Meisen
die Koffer packen und verreisen,
wenn alle Maden, Motten, Mücken,
die wir vergaßen zu zerdrücken
von selber sterben,
dann glaubt mir ...
es steht der Winter vor der Tür!

(Heinz Erhardt)


Heidi antwortete am 01.12.01 (16:35):

zum 1. Advent, dem kommenden Fest der Liebe und des Friedens und auch für den Rest eines Jahres

-Liebe ist langmütig
-Liebe ist gütig
-Sie ereifert sich nicht
-sie prahlt nicht
-sie bläht sich nicht auf
-Sie handelt nicht ungehörig
-sucht nicht ihren Vorteil
-läßt sich nicht zum Zorn reizen, trägt das Böse nicht nach.
-freut sich nicht über das Unrecht
-freut sich an der Wahrheit
-Sie erträgt alles
-glaubt alles
-hofft alles
-hält allem stand.
-Die Liebe hört niemals auf.

Der "Autor" dürfte wohl bekannt sein :-)


Karin antwortete am 01.12.01 (16:50):

Liebe Heidi, dem kann ich eines entgegen setzen:

Advent

Zeit der Besinnung -
alle hetzen
durch Städte und Läden

Zeit des Friedens -
Terror im Nahen Osten

Zeit der Familie -
zerstritten
zerstreut in alle Welt
oder keine Zeit füreinander

Zeit der Tradition -
wo wird sie noch gepflegt

Zeit für dich und mich
verkriechen wir uns, tun
was uns beiden gefällt.

K.E.


Brita antwortete am 01.12.01 (20:32):

Dezember

Schwer der Übergang
Dieser Monat hat seine Wunden

Herzog Dezember
ein Fürst
in unserem Land

Wir dienen ihm
Daß sein Glanz
uns nicht erdrücke
ist unser Gebet

Schnee
uns zu Füßen
Weiße Sterne verbluten

Auch dieser Monat tut weh

Rose Ausländer


Erika Kalkert antwortete am 01.12.01 (23:59):

Ein Winterabend

Vom Himmel in die tiefsten Klüfte
ein milder Stern herniederlacht;
vom Tannenwalde steigen Düfte
und hauchen durch die Winterlüfte,
und kerzenhelle wird die Nacht.

Mir ist das Herz so froh erschrocken,
das ist die liebe Weihnachtszeit!
Ich höre fernher Kirchenglocken
mich lieblich heimatlich verlocken
in märchenstiller Herrlichkeit.

Ein frommer Zauber hält micht wieder,
anbetend, staunend, muss ich stehn;
es sinkt auf meine Augenlider
ein güldner Kindertraum hernieder,
ich fühl`s, ein Wunder ist geschehn.

Theodor Storm


Karin antwortete am 02.12.01 (09:19):

Advent

Es treibt der WInd im Winterwalde
die Flockenherde wie ein Hirt,
und manche Tanne ahnt, wie balde
sie fromm und lichterhellig wird;
und lauscht hinaus. Den weißen Wegen
streckt sie die Zweige hin - bereit,
und wehrt dem Wind und wächst entgegen
der einen Nacht der Herrlichkeit

(Rainer Maria Rilke)

Ich wünsche allen einen schönen ERSTEN ADVENT.
Gruß von Karin.


Karin antwortete am 02.12.01 (14:29):

Der Dezember

Das Jahr ward alt. Hat dünnes Haar.
Ist gar nicht sehr gesund.
Kennt seinen letzten Tag, das Jahr.
Kennt gar die letzte Stund.

Ist viel Geschen . Ward viel versäumt.
Ruht beides unterm Schnee.
Weiß liegt die Welt, wie hingeträumt.
Und Wehmut tut halt weh.

Noch wächst der Mond. Noch schmilzt er hin.
Nichts bleibt. Und nichts vergeht.
Ist alles Wahn. Hat alles Sinn.
Nützt nichts, daß man's versteht.

Und wieder stapft der Nikolaus
durch jeden Kindertraum.
Und wieder blüht in jedem Haus
der goldengrüne Baum.

Warst auch ein Kind. Hast selbst gefühlt,
wie hold Christbäume blühn.
Hast nun den Weihnachtsmann gespielt
und glaubst nicht mehr an ihn.

Bald trifft das Jahr der zwölfte Schlag.
Dann dröhnt das Erz und spricht:
"Das Jahr kennt seinen letzten Tag,
und du kennst deinen nicht."

(Erich Kästner)


Dora/Mille antwortete am 02.12.01 (15:08):

Der Apfelbaum ( Eine wahre Geschichte)

Es war einmal ein Apfelbaum
Die Blätter grün, der Stamm war braun
nur der Arme stand so schief
es schien fast so, als ob er schlief

Die Aepfel waren süss und sauer
genau so wollte es der Bauer,
doch niemand kommt nun ihn zu stützen
niemand will seine Früchte nützen

So steht er da, alt und verknorrt
auf einer Seite schon verdorrt
dort wachsen keine Aepfel mehr
auch Blätter gibt er kaum noch her.

Im letzten Herbst da sah ich ihn
und ging ganz zögernd zu ihm hin
Ich wollte meinen Hunger stillen
und vielleicht auch mein Körbchen füllen.

Da lagen sie, die Kinder sein,
und ich biss herzhaft in einen hinein
war das ein königlicher Schmaus !
Der Saft der spritze nur so raus.

Kein Apfel, den man kauft im Laden,
kann so ein Aroma in sich haben,
alle sind mehlig, ohne Geschmack
drum landen viele im Abfallsack.

Nun ging ich jede Woche hin
wenns niemand sah, umarmt ich ihn
Im Frühling, voller Blütenpracht
�ne Bitte ich ihm dargebracht,

Er möge doch so gütig sein
und machen viele Aepfelein
im Herbst , ich würd�s ihm ewig danken
ihm dafür meine Liebe schenken

Und siehe da, das ist ja toll
nun hängen seine Zweige voll
schon viele Körbe konnt ich pflücken
Die Knochen tun mir weh vom Bücken.

Und wenn ihr denkt er sei nun leer
irrt ihr euch, den es hat noch mehr
Im Schnee fand ich im letzten Jahr
noch welche, glaubt mir, es ist wahr!

Dora/Mille


Dela antwortete am 02.12.01 (23:11):

Obwohl kein typisch vorweihnachtliches Gedicht, scheint es mir doch sehr in diese Zeit zu passen. ich wuensche euch allen eine gute Adventszeit.

Friede


Friede, nimm meine Hand,
kreise in jeder Zelle,
jeder,
mit dem Brot, das dich speist.
Lass dich weiterreichen
von Hand zu Hand.
Amen.

Friede, nimm meinen Mund,
keime in jedem Wort,
jedem,
mit dem Wort, das dich schuf.
Lass dich weitersagen
von Mund zu Mund.
Amen.

Friede nimm meinen Fuss,
lebe in jedem Schritt,
jedem,
mit dem Ziel, das dich ruft.
Lass dich weitergehen
von Weg zu Weg.
Amen.

Friede, nimm auch mein Herz,
atme in jedem Schlag,
jedem,
mit dem Geist, der uns liebt.
Lass dich weiterlieben
von Mensch zu Mensch.
Amen.


(Christa Peikert-Flaßpöhler)


Rosmarie Vancura antwortete am 03.12.01 (15:55):

Nachdenklichkeit
_________________

Weshalb sagt er so gar nichts zu ihr?
Weswegen ist ihr Gesicht so abweisend?
Warum vermeiden beide
tunlichst jede Berührung?

Sie zieht ihn auf d i e Seite,
er sie in anderer Richtung.
Sie will ins Cafe.
Er will heim.

Und ich denke an das Grab
welches ich zu pflegen habe...

Waren die zwei mal verliebt?
Aber wie konnte sie sich
in diesen Griesgram verlieben?
Und wie konnte er an diesem
Sauregurkentopf je was finden?

Und ich denke...Na Sie wissen schon...

Was hat die beiden so werden lassen?
Gewohnheit,Sorgen, Mangel an Phantasie?
Weshalb haben sie es zugelassen
dass ihre Beziehung im Eis erkaltet?

Und ich denke darüber nach,
was ich alles täte....
wäre da nicht dieses Grab


hl antwortete am 03.12.01 (23:36):

nachtmusik

in kalten nächten
dunkle saiten klagen
schmerzen
tief in der seele
eingebrannt
das motiv
sehnsuchtsgesicht
im traumpaket
ungeöffnet
eiskörner rieseln
auf träume
leise
weise verklingt
im dunkeln
verloren

hl


Karin antwortete am 04.12.01 (07:52):

Weihnachtsgebäck

Im Küchenschrank stehen eng zusammen
das Mehl, der Zucker und der Zimt
die zufällig zusammen kamen
und warten, was man unternimmt.

Ich bin so wichtig, sagt das Mehl
das könnt ihr mir gern glauben
und mach daraus auch gar kein Hehl
der Zucker hörts mit Schnauben.

Wenn's mich nicht gäb du Mehl bist dumm
würd keiner Plätzchen essen
und wenn du fragst, wieso, warum
man ist auf süß versessen.

Doch weihnachtlich meint da das Zimt
würds keinem richtig schmecken
wenn man ein Stück von mir nicht nimmt
könnt ihrs Gebäck verstecken.

Im Nebenfach feixt frech die Butter
was regt ihr euch so furchtbar auf
wie staubig wär das Weihnachtsfutter
käm da nicht dicke Butter drauf.

Das Backpulver meint schliesslich noch
ihr habt ja mich vergessen
da geht ihr alle gar nicht hoch
und niemand kann euch essen.

So wird nun fröhlich angemengt
das Mehl das Salz der Quark
und die Moral von der Geschicht
ja nur gemeinsam sind wir stark.

(Heinz Bornemann)


Karin antwortete am 04.12.01 (09:23):

Dieses möchte ich Euch auch nicht vorenthalten:

summa summarum

Sag, wie wär es, alter Schragen,
wenn du mal die Brille putztest,
um ein wenig nachzuschlagen,
wie du deine Zeit benutztest.

Oft wohl hätten dich so gerne
weiche Arme weich gebettet;
doch du standest kühl von ferne,
unbewegt, wie angekettet.

Oft wohl kams, dass du die schöne
Zeit vergrimmtest und vergrolltest,
nur weil diese oder jene
nicht gewollt, so wie du wolltest.

Demnach hast du dich vergebens
meistenteils herumgetrieben;
denn die Summe unsres Lebens
sind die Stunden, wo wir lieben.

Wilhelm Busch (1832-1908)


Dietlinde antwortete am 04.12.01 (10:06):


Heute hat Rainer Maria Rilke Geburtstag.


4. 12. 1875 Rainer Maria Rilke (+ 29.12.1926)
Österreichischer Schriftsteller und Lyriker. Nach dem Studium in Prag und München und einer Reise durch Russland zog er 1901 in die Künstlerkolonie Worpswede. Um eine Monographie über den Bildhauer Rodin zu schreiben, ging er im Jahr darauf nach Paris. Er bereiste Italien, Schweden, Dänemark, Nordafrika und Spanien. Im Ersten Weltkrieg diente er kurz beim Militär, doch wurde er aus gesundheitlichen Gründen schon 1916 entlassen. Nach dem Krieg lebte er in der Schweiz. Zu seinen Werken zählen "Duineser Elegien" (1923)und "Die Sonette an Orpheus" (1923). Mit seinen sogenannten Dinggedichten, wie "Das Karussell" oder "Archäischer Torso Apollos", schuf er neue Ausdrucksformen.
gutenberg.aol.de/autoren/rilke.htm
Eine Biografie und eine Auswahl seiner Werke in Online-Version beim "Gutenberg-Projekt".
www.rilke.de
Eine umfangreiche Materialsammlung zu Rainer Maria Rilke.

*******************************************

Die Engel

Sie haben alle müde Münde
und helle Seelen ohne Saum.
Und eine Sehnsucht (wie nach Sünde)
geht ihnen manchmal durch den Traum.


Fast gleichen sie einander alle;
in Gottes Gärten schweigen sie,
wie viele, viele Intervalle
in seiner Macht und Melodie.


Nur wenn sie ihre Flügel breiten,
sind sie die Wecker eines Winds:
als ginge Gott mit seinen weiten
Bildhauerhänden durch die Seiten
im dunklen Buch des Anbeginns

Rainer Maria Rilke


Ich wünsche Euch einen schönen Tag!

Herzlichst
Dietlinde


Heidi antwortete am 04.12.01 (13:15):

Nein, ich mag Weihnachten nicht

Aber die Weihnachtslieder
die bunt geschmückten Fenster
der Duft nach gebrannten Mandeln
und Tannenharz
ist das Weihnachten?

Die eifrigen Sammler von Spenden
quengelige Kinder im Kaufhaus
Das wünsch ich mir auch noch
Sei lieb, sonst kommt das Christkind nicht
Wem muss ich Weihnachtskarten schicken
An Heiligabend müssen wir meine Eltern einladen
am 1. Feiertag dann deine Eltern
den 2.Feiertag können wir uns freihalten
Passt die Weihnachtsgans in die Tiefkühlschublade
Was kochen wir am 1. Feiertag
Was schenke ich ihm bloß
Verdammt, ich habe die Einkaufsliste vergessen
.. Nein, ich mag Weihnachten nicht

Aber die Weihnachtslieder
Kerzenlicht und rote Kugeln
und vielleicht
die Stille meiner einsamen Wohnung
ist das Weihnachten?

hl


sieghard antwortete am 04.12.01 (15:57):


ES KOMMT EIN SCHIFF GELADEN
Johannes Tauler (1300 - 1361)

Es kumt ein schiff geladen
recht uf sin höchsten bort,
Es bringt uns den sune des vatters,
das ewig ware wort,

Uf ainem stillen wage
kumt uns das schiffelin,
Es bringt uns riche gabe,
die heren künigin.

Maria, du edle rose,
aller saelden ein zwy,
Du schöne zitenlose,
mach uns von sünden fry.

Das schiflin das gat stille
und bringt uns richen last,
Der segel ist die minne,
der heilig geist der mast.

.


Adolf antwortete am 05.12.01 (02:30):

Ich wünsche allen eine scöne Adventszeit

Zum Advent
Noch ist Herbst nicht ganz entflohn,
Aber als Knecht Ruprecht schon
Kommt der Winter hergeschritten,
Und alsbald aus Schnees Mitten
Klingt des Schlittenglöckleins Ton.

Und was jüngst noch, fern und nah,
Bunt auf uns herniedersah,
Weiß sind Türme, Dächer, Zweige,
Und das Jahr geht auf die Neige,
Und das schönste Fest ist da.

Tag du der Geburt des Herrn,
Aber Tannen, Engel, Fahnen
Heute bist du uns noch fern,
lassen uns den Tag schon ahnen,
Und wir sehen schon den Stern.

Theodor Fontane


sieghard antwortete am 05.12.01 (08:58):


AM FÜNFTEN DEZEMBER
Christine Busta (1915 - 1987)

Wer hat uns die silberne Nuß auf die Schwelle
gelegt? Es kleben drei schwarze Haare
aus einem Borstenschwänzchen daran.

Wer hat auf der finsteren Kellertreppe
den Handschuh verloren, der weißer als Schnee ist?
Er duftet so seltsam nach Äpfeln und Weihrauch.

Wer holt heut nacht aus dem Bäckerladen
heimlich die süßen Kletzenbrote
und streut den Vögeln Rosinen im Schnee?

Womit wird er alles bezahlen:
Nüsse, Äpfel und Pfefferkuchen?
Schau durchs Fenster: mit goldenen Sternen.
.


Lang Maria antwortete am 05.12.01 (14:42):

Rezeptur fürs JAHR

Man nehme 12 Monate, putze sie ganz sauber von Bitterkeit, Geiz, Pedanterie und Angst,- und zerlege jeden Monat in 30 oder 31 Teile, so daß der Vorrat für ein Jahr reicht.
Es wird jeder Tag einzeln angerichtet aus einem Teil Arbeit und zwei Teilen Frohsinn und Humor. Man füge drei gehäufte Eßlöffel Optimismus hinzu, einen Teelöffel Toleranz, ein Körnchen Ironie und eine Prise Takt.Dann wird die Masse sehr reichlich mit Liebe übergossen.
Das fertige Gericht schmücke man mit Sträußchen kleiner Aufmerksamkeiten und serviere es täglich mit Heiterkeit.


eva antwortete am 05.12.01 (17:13):

Dringende Anforderung


Warum hat die Erde nur einen Mond ?!
Ich weiss, wir sind es so gewohnt,
aber ich fände es wirklich prächtig,
wenn mitternächtig,
etwa vier Monde am Himmel stünden.
Man könnte viel leichter die Wege finden.
Und der Jupiter hätte noch immer zwölf mehr -
und wie günstig für den Strassenverkehr,
für Autofahrer
und Energiesparer ...
Zwar wäre das wohl irgendwie
gegen die Interessen der Beleuchtungsindustrie,
doch kann ich darauf keine Rücksicht nehmen
und fordere die Regierung auf, sich zu bequemen,
(statt durch immer neue Steuern
uns das Leben zu verteuern)
in diesen trüben Zeiten
ein Volksbegehren einzuleiten
für die Anschaffung einiger neuer Satelliten,
denn - Gott wolle es verhüten -
unser Mond scheint alle vier Wochen so schwächlich,
er hängt in den Wolken so zart und zerbrechlich,
er könnte - ich will ja kein Unheil künden -
nach einem Neumond gänzlich verschwinden. -
So würde ich vorschlagen,
die Bevölkerung dahingehend zu befragen,
ob sie es nicht nützlich fänden,
wenn uns mehr Monde zur Verfügung ständen.
Man könnte die Sache ja so gestalten,
einige in Reserve zu halten,
sie zwischenzeitig zu putzen
und abwechselnd zu benutzen,
z.B. für hohe Feste
und Ehrengäste. -
Ich finde, unser Planet hat ein Recht darauf
in seinem Sonnenlauf,
wir sollten ihm das gönnen -
und das werden wir uns doch noch leisten können !
Darum ein dringender Appell :
wir wollen mehr Monde, und möglichst schnell !
- ohne unverschämt zu sein -
Mars hat z. B. zwanzig und ein !!!

Und woher dieser plötzliche Wunsch ?
Ach - die ganze Stadt duftet nach Vorweihnachtspunsch ...

eKr


Luzia antwortete am 05.12.01 (22:36):

Tannengeflüster

Wenn die ersten Fröste knistern
in dem Wald bei Bayrisch-Moos,
geht ein Wispern und ein Flüstern
in den Tannenbäumen los,
ein Gekicher und Gesumm - ringsherum.

Eine Tanne lernt Gedichte,
eine Lärche hört ihr zu.
Eine dicke alte Fichte
sagt verdrießlich: Gebt doch Ruh!
Kerzenlicht und Weihnachtszeit - sind noch weit!

Vierundzwanzig lange Tage
wird gekräuselt und gestutzt
und das Wäldchen ohne Frage
wunderhübsch herausgeputzt.
Wer noch fragt: Wieso? Warum? - der ist dumm.

Was das Flüstern hier bedeutet
weiß man selbst im Spatzennest:
Jeder Tannenbaum bereitet
sich nun vor aufs Weihnachtsfest.
Denn ein Weihnachtsbaum zu sein:-Das ist fein!

James Krüss


Karin antwortete am 06.12.01 (07:56):

Noch ist Herbst nicht ganz entfloh�n,
Aber als Knecht Ruprecht schon
Kommt der Winter hergeschritten,
Und alsbald aus Schnees Mitten
Klingt des Schlittenglöckleins Ton.

Und was jüngst noch, fern und nah,
Bunt auf uns hernieder sah,
Weiß sind Türme, Dächer, Zweige,
Und das Jahr geht auf die Neige,
Und das schönste Fest ist da.

Tag du der Geburt des Herrn,
Heute bist du uns noch fern,
Aber Tannen, Engel, Fahnen
Lassen uns den Tag schon ahnen,
Und wir sehen schon den Stern.

(Theodor Fontane)

Ich wünsche allen einen Nikolaustag.
Lieben Gruß von Karin.


Karin antwortete am 06.12.01 (14:29):

Es soll kälter werden, hörte ich:

Der Winter

Im Winter geht die Sonn
erst mittags auf die Straße
und friert in höchstem Maße
und macht sich schnell davon.

Ein Rabe stelzt im Schnee
mit graugeschneitem Rücken,
in seinen Fußabdrücken
sieht man jeden Zeh.

Der Winter ist voll Grimm.
Doch wenn die Mutter Geld hat
und viele Briketts bestellt hat,
dann ist er nicht so schlimm.

(Peter Hacks)


Rosmarie Vancura antwortete am 06.12.01 (17:48):

Stephan hier Dein Gedicht!

Lied
____

Welchen Tag haben wir
wir haben alle Tage
meine Freund
Wir haben das ganze Leben
Mein Lieber
Wir lieben und wir leben

Wir leben und wir lieben
Und wir wissen nicht was das ist - Leben
und wir wissen nicht, was das ist - ein Tag
Und wir wissen nicht, was das ist - Liebe
Was wissen wir

Von Jacques Prevert


Karin antwortete am 07.12.01 (07:54):

ADVENTSGEDICHT

.... makaber, aber wunderschön!!!

Es blaut die Nacht, die Sternlein blinken,
Schneeflöckchen leis hernieder sinken.
Auf Edeltännleins grünem Wipfel
häuft sich ein kleiner weißer Zipfel.
Und dort vom Fenster her durchbricht
den dunklen Tann ein kleines Licht.
Im Forsthaus kniet bei Kerzenschimmer
die Försterin im Herrenzimmer.
In dieser wunderschönen Nacht
hat sie den Förster umgebracht.
Er war ihr bei des Heimes Pflege
seit langer Zeit schon sehr im Wege.
So kam sie mit sich überein:
am Niklasabend muss es sein.
Und als das Rehlein ging zur Ruh,
das Häslein tat die Augen zu,
erlegte sie direkt von vorn
den Gatten über Kimm und Korn.
Vom Knall geweckt rümpft nur der Hase
zwei-, drei-, viermal die Schnuppernase
und ruhet weiter süß im Dunkeln,
derweil die Sternlein traulich funkeln.
Und in der guten Stube drinnen,
da läuft des Försters Blut von hinnen.
Nun muss die Försterin sich eilen,
den Gatten sauber zu zerteilen.
Schnell hat sie ihn bis auf die Knochen
nach Waidmanns Sitte aufgebrochen.
Voll Sorgfalt legt sie Glied auf Glied
(was der Gemahl bisher vermied!)-,
behält ein Teil Filet zurück
als festtägliches Bratenstück
und packt zum Schluss, es geht auf vier,
die Reste in Geschenkpapier.
Da tönt's von fern wie Silberschellen,
im Dorfe hört man Hunde bellen.

Wer ist's, der in so tiefer Nacht
im Schnee noch seine Runde macht?
Knecht Ruprecht kommt mit goldnem Schlitten
auf einem Hirsch herangeritten!
�He, gute Frau, habt ihr noch Sachen,
die armen Menschen Freude machen?�
Des Försters Haus ist tief verschneit,
doch seine Frau steht schon bereit:
�Die sechs Pakete, heil'ger Mann,
ist alles, was ich geben kann.�
Die Silberschellen klingen leise,
Knecht Ruprecht macht sich auf die Reise.
Im Försterhaus die Kerze brennt,
ein Sternlein blinkt � es ist Advent.

(von Loriot)


sieghard antwortete am 07.12.01 (08:48):


Könnte ich schreien
wie Bartimäus.
Herausschreien, was in mir festsitzt.
Meine Angst, meine Fragen,
meinen Hunger, meinen Durst.
Könnte ich schreien!
Ich bin eingefroren
in meiner Sprachlosigkeit.
Ich stecke fest und warte darauf,
frei zu werden.
Ich kann es nicht allein.
Zerbrich das Eis.
Schaff mir Tränen.
Hol mich raus.
Lös den Schrei.
Auch du hast geschrien, am Kreuz.
Ach du hast geweint, über Jerusalem.
Du weißt, was es heißt,
Mensch zu sein.
Du weißt, was es heißt,
Liebe zu sein.
In deinen Tränen
sind meine Tränen nicht sinnlos.
Ich schreie, ich weine.
Und du schreist und weinst mit mir.
Und ich darf hoffen:
Einmal wirst du unsere Tränen
für immer abwischen!
.


eva antwortete am 07.12.01 (18:20):

Für Ric, den Mäusefreund, als Dank für die schöne
Grusskarte :


Nächtlich im sonst stillen Häuschen
geht es zu in Saus�und Braus�;
denn es feiern alle Mäuschen -
ha! - die Katz�ist aus dem Haus !!

Ja, die Tante Mauselinde
sitzt, was bisher unerhört,
auf dem Käse tief im Spinde,
schmaust und knabbert ungestört.

Maus-Peppino sieht man winken,
was seither noch nie geschah,
unverfroren von dem Schinken
und er jubelt laut :"hurra !"

Mitten drin in dem Gezeter
hört man plötzlich ein Geschnarch,
ungestört schläft Mäusepeter,
der erfahr�ne Patriarch.

Auch die kleinen Mäuseschwänzlein,
übermütig, niedlich, frisch,
wagen lustig noch ein Tänzlein,
mitten auf dem Küchentisch.

Aber düster schaut die Mutter
in der Küche früh um neun;
angefressen Speck und Butter,
wer wird das gewesen sein ?!

Und sehr zornig schaut der Vater
und er spricht zur Frau im Haus :
"Nachbars dicken grauen Kater
borg ich mir am Abend aus. "

Das nun folgende Gemetzel
übergehe ich diskret,
weil die Sache so entsetzel-
-ich mir an das Herze geht.

Darum, Maus- und Menschenkinder,
glaubt nicht an das ew�ge Glück;
merkt es wohl, ihr armen Sünder :
Immer kommt die Katz� zurück !!

eKr


Stephan Drissen-Reyntjes antwortete am 07.12.01 (18:56):

Hier ein Gedicht - ein nur äußerlich frommes - es ist ein Lebens-, Liebes-Gedicht - vielleicht von einer gemeisnamen Über-Fahrt - Liebrose Du! -

Günter Bruno Fuchs: Für ..... eine Liebe

Ich habe gebetet. So nimm von der Sonne und geh.
Die Bäume werden belaubt sein.
Ich habe den Blüten gesagt, sie mögen dich schmücken.

Kommst du zum Strom, da wartet ein Fährmann.
Zur Nacht läutet sein Herz übers Wasser.
Sein Boot hat goldene Planken, das trägt dich.

Die Ufer werden bewohnt sein.
Ich habe den Menschen gesagt, sie mögen dich lieben.
Es wird dir einer begegnen, der hat mich gehört.


Brita antwortete am 07.12.01 (22:34):

...nach diesen sehr beeindruckenden Beiträgen...
zum Abschluss des Tages...



O GIB MIR FREUDEN, NICHT MIT DEM VERSTRICKT,
was ich als niedres Ich in mir empfinde,
gib solche Freuden mir zum Angebinde
wie Geist sie Geist, der Seele Seele schickt.

O nicht mehr dieser schalen Freuden Pein,
die doch erkauft nur sind von fremden - Leiden!
Schenk Herzen mir, die sich für DICH entscheiden,
so wird auch meines wahrhaft fröhlich sein.

Christian Morgenstern


Adolf antwortete am 08.12.01 (02:56):

Advent, das ist "Warten"
auf die Ankunft des Herrn,
es ist ja so trostlos
und kalt auf der Erden.

Advent, das ist "Hoffen"
auf eine bessere Zeit,
musst auch selbst mithelfen,
mach� dein Herz groß und weit.

Advent, das ist "Glauben",
grad den nicht verlier
und glaub� fest an das Gute
bei allen und in dir.

Advent, das ist "Frieden",
den haben wir nötig in dieser Zeit,
mach� Frieden mit dir selber
und dann mit die Leut�.

Advent, das ist "Gutsein",
gib einen Stoss deinem Herz,
weil die guten Gedanken
steigen hinauf himmelwärts.

Advent, das ist "Licht"
auf der Welt, in deinem Haus.
Zünd� doch jeder eine Kerze an �
dann ist�s mit der Dunkelheit aus.

Advent, das ist "Erwartung"
auf die Ankunft des Herrn,
weil � es ist ja so trostlos
und kalt auf der Erden.

Verfasser unbekannt


Karin antwortete am 08.12.01 (09:17):

Advent

Im Tale sind die Blumen nun verblüht
Und auf den Bergen liegt der erste Schnee.
Des Sommers Licht und Wärme sind verglüht,
In Eis verwandelt ist der blaue See.

Wie würde mir mein Herz in Einsamkeit
Und in des Winters Kälte angstvoll gehen,
Könnt ich in aller tiefen Dunkelheit
Nicht doch ein Licht in diesen Tagen sehn.

Es leuchtet fern und sanft aus einem Land,
Das einstens voll von solchen Lichtern war,
Da ging ich fröhlich an der Mutter Hand
Und trug in Zöpfen noch mein braunes Haar.

Verändert hat die Welt sich hundertmal
In Auf und Ab - doch sieh, mein Lichtlein brennt!
Durch aller Jahre Mühen, Freud und Qual
Leuchtet es hell und schön: Es ist Advent!

(Hilde Fürstenberg)


sieghard antwortete am 08.12.01 (09:17):


"Wo aber Gefahr ist, wächst das
Rettende auch". [Hölderlin]

Wo aber Gefahr ist...
Wo Angst uns überschwemmt
Wo uns Zeit zwischen den Händen zerrinnt
Wo unsere Schuld übermächtig wird
Wo unsere Traurigkeit ohne Trost ist
Wo uns der Boden wegrutscht
Wo der Sinn verloren geht...

...wächst das Rettende auch
weil er uns nachgeht
weil er uns vergibt
weil er Freude gegen die Trauer verheißt
weil er uns Sehnsucht nach Heil macht
weil er sich als Fundament anbietet
weil die Richtung zu ihm Sinn ist

"Glaubst du, dass ich dir helfen kann?"
Glaubst du?
Dann wachse ich in dein Leben.
Dann ist Advent.
Rettung.
.


Dela antwortete am 08.12.01 (11:47):

heute strahlende sonne,- ich wünsche euch lyrikfreunden einen guten tag.
und vielleicht ein paar gedanken zum fest?


Weihnachts-Meditation

Wir machen das beste aus ihm,
dem etwas verkommenen Fest,
das für viele nicht gut zu ertragen ist:
Weihnachten, die Geburt eines Kindes.

Die einen freuen sich über die freien Tage;
Urlaub im Winter, Zeit zur Verfügung.
Die anderen wünschen sich Glück bei den Ihren,
in Familien, wie es sie selten in Wirklichkeit gibt.

Viele fühlen sich ärmer als sonst im Jahr,
allein, frierend, fluchend der falschen Gefühle.
Ach wären die Tage doch endlich vorbei,
die sich doppelt hinziehen so ohne Sinn.

Auch die Christen haben das Feiern verlernt.
Kerzen sind kein Ersatz für menschliche Wärme.
Lieder, gesungen in Sehnsucht nach Kindheit,
klingen vorbei, und Freundschaft bleibt fern.

Das aber, denk' ich, ist, was wir brauchen:
Freunde, die Hand, die uns wärmt,
Blicke, die uns umfassen in Güte,
Worte, die binden ohne Gewalt.

Das was wir brauchen, ersehnen auch andere.
Das Kind in der Krippe fing damit an:
Laßt uns mit Mut den anderen berühren,
ihn wärmen, anschauen, ein Wort für ihn finden-

dann leuchtet ein Licht. Freude und Feier kann sein.
Weihnachten heißt dann: Fest mit den Freunden,
den nahen, den fernen, den fremden, den andern.
Wo Menschen Freunde werden, wird Frieden.
Wo Frieden ist, macht das Leben auch Spaß.


(Hanne Brügelmann)


Rosmarie Vancura antwortete am 08.12.01 (11:50):

Höhe des Lebens
_______________

So soll es sein...

Auf meinem Weg zur Welt,
auf der Höhe meines Lebens,
bist du das Licht meiner Seele,
du, wirklicher Traum.

Nicht grosse Feuer werden es sein,
die in mir entflammen;
wer die Höhe überschritt,
weiss um das kleinste Gestirn.

Die einen Liebenden halten,
werden sich selber begegnen,
die sich ganz darbringen,
werden sich ganz gewinnen..



Die gemeinsam träumen,
werden gemeinsam Erfüllung finden,
die ein Liebeslied singen,
werden miteinander schweigen.

Wir werden die Zeit nicht halten,
jedoch keine Stunde verlieren;
wir wollen das Grösste versuchen,
um ein kleines Glück zu erlangen.

Auf meinem Weg zur Welt
sollst du meine Träumen teilen,
der Wind, der um die Berge weht,
wird ihre Reise begleiten.

Gebhard Schuhböck


Heidi antwortete am 08.12.01 (12:16):

nachfrage

dann sag mir -
wo ist frieden?
zeig mir das land
wo menschen freunde sind
es heißt
den frieden bringt das kind
so lange schon..

doch sag mir
wo ist frieden?

hl


Herbertkarl Huether antwortete am 08.12.01 (13:01):



manna

kosmische fruechte
niederschlag der seele

verschleuderte traeume
der geborgenheit und heimat

efeuranken des infernalischen
hinein in das fruchtende leben

glut im bunker
des realen

falten im rock
unerreichter liebe

salbe im herzen
frohgemuter trauer

zeppeline der wolken
verziehener luegen

abgestorbene worte
ohne authentizitaet

rinnsal der waesser
uebers land

kupferrote gletscher
gen vergessene taeler

manko im salz
getrockneter traenen

broeseln der steinernen rinde
des messingnen ringes

blaehendes gewebe
mit verstummten mund

trommeln
ans gehobene fell

tau an den halmen
neugeborener wuerde


hkh


sieghard antwortete am 08.12.01 (16:02):


meine immer wieder versuchte
antwort auf heidis nachfrage:

Wer Frieden hat im eigenen Haus,
trägt Frieden in die Welt hinaus.
.


heidi antwortete am 08.12.01 (16:50):

weiterfrage

wer frieden hat
im eignen haus
und trägt ihn
in die welt hinaus
der wird verlacht
verhöhnt, verschrien

sag sieghard,
wie soll's weitergeh'n?

hl


Rosmarie Schmitt antwortete am 08.12.01 (16:51):

Liebe Heidi,

deine Gedichte sind mir oft ein nachdrücklicher Gedankenanstoß. Besonders da ich manchmal eher von der anderen Seite her denke. Nimm meine Antwort auf dein Gedicht also bitte nicht als Kritik, sondern als schlichte Ergänzung von meinen Denkmustern aus gesehen.

Dir und allen einen herzenswarmen Advent
Rosmarie S

> den frieden bringt das kind
> so lange schon..
>
> doch sag mir
> wo ist frieden?

Frieden ist allein im eigenen Herzen.
Nicht im Anspruch an andere.
Nicht in kluger Kritik.
Nicht im Vorwurf.
Friede ist nur in mir.
In meinem Ertragen des Anderen.
In meinem Verzicht auf Mich-Durchsetzen.
In all dem, was ich nicht vom Anderen fordere.

Nur von mir selbst.

rsch


hl antwortete am 08.12.01 (17:21):

quellcode

hiersein
nutzloser istzustand
für jederman
überflüssiges selbst
abgestanden schal
geflüster
langweilt
in taube ohren
nur
so nebenbei
der stich
von außerhalb
im roten innendrin
schmerzhaft
tief

wie vermessen
zu glauben jemand
höre zu
auch ich flüstere
von tief unten
wie kommt es dass
meine stimme
von oben
in dein ohr dringt
unverstanden

hl


Karin antwortete am 09.12.01 (10:08):

Allen hier wünsche ich einen schönen Zweiten Advent!

Anbetung

Wir sind mit unserer Königsmacht
schwermütig hergeritten.
Es schneite auf uns Tag und Nacht,
auf Mann und Pferd und Schlitten.

Die Tür geht auf, es summt der Wind,
wir beugen unsern Rücken,
da wir die Krippe und das Kind
im Dämmerlicht erblicken.

Hier ist das Gold, der Weihrauch hier
und hier, o Kind, die Myrrhen.
Du lächelst, und schon fühlen wir,
wie wir uns ganz verwirren.

Wir haben anders dich geglaubt.
Nun treten wir ins Dunkel
und heben ab von unserm Haupt
der Kronen Goldgefunkel.

Das Wissen von der bunten Welt,
vom Meer und seinen Häfen,
von Mond und Stern am Himmelszelt,
wir streifen's von den Schläfen.

Das Ich, das trotzig sich erschuf
über den andern allen,
will nun wie ein verlorner Ruf
im Innersten verhallen.

Wir neigen unsers Alters Gram
auf deine kleinen Hände.
Und in dem Neigen wundersam
geht alle Not zu Ende.

Die Pferde draussen schütteln sich
und klirren mit den Glocken.
Und lautlos fallen Strich an Strich
darüberhin die Flocken.

Manfred Hausmann (1898-1986)


Karin antwortete am 09.12.01 (10:35):

Christkind im Walde

Christkind kam in den Winterwald,
Der Schnee war weiß, der Schnee war kalt.
Doch als das heil'ge Kind erschien,
Fing's an, im Winterwald zu blühn.

Christkindlein trat zum Apfelbaum,
Erweckt ihn aus dem Wintertraum.
"Schenk Äpfel süß, schenk Äpfel zart,
Schenk Äpfel mir von aller Art!"

Der Apfelbaum, er rüttelt sich,
Der Apfelbaum, er schüttelt sich,
Da regnet's Äpfel ringsumher;
Christkindlein's Taschen wurden schwer.

Die süßen Früchte alle nahm's,
Und so zu den Menschen kam's.
Nun, holde Mäulchen, kommt, verzehrt,
Was euch Christkindlein hat beschert!

(Ernst von Wildenbruch)


eva antwortete am 09.12.01 (11:46):

"Das du es niemals lernst,"
sprach tadelnd mein Gegenüber,
"dir fehlt einfach der Ernst."

- Ach, der Rudolf ist mir doch lieber !

eKr


Rosmarie Vancura antwortete am 09.12.01 (17:00):

Nachtlektüre
_____________

Fridolin Tschudi

Von hinten links, das Buch beleuchtend,
gemütlich warmer Lampenschein...
Du drehst... die Finger sacht befeuchtend
die Seiten um und hüllst dich ein -

ja, mummst dich ein in weiche Decken,
die Schlummerrolle im Genick,
um wohlig dich im Bett zu strecken
gelöst, doch mit gebanntem Blick.

Ringsum schier klösterlicher Frieden
und draussen Schnee, der fällt und fällt...
So liegst du, still und abgeschieden,
und liest, was dich in Spannung hält.

Behext, gefesselt und gefangen
vom heissen Kriminalroman,
drängt dich ein brennendes Verlangen
nach dem Bescheid:" Wer hat's getan?"

Noch eh du zwar den mysteriösen
und heiklen Fall bewältigt hast,
fängst du schon langsam zu dösen,
und gähnst -u-aaaah! - und schläfst schon fast.!

Auf Seite hundert-sechs-und-dreissig
(das Opfer stöhnt:" Bald ruhst auch du!")
machst du, es schneit noch immer fleissig -
das Buch und dann die Augen zu


[email protected] antwortete am 09.12.01 (19:24):

Etwas zum Schmunzeln:

xmasnachten

When the last Kalender-sheets
flattern through the Winter-streets
and Decemberwind is blowing,
then is everybody knowing,
that it is not allzuweit.
she does come, the Weihnachtszeit.

All the Menschen, Leute, people
flippen out of ihrem Stubel
run to Kaufhof, Aldi, Mess
make Konsum and business.
Kaufen this und jenes Dings
and the churchturmglocke rings!

Manche holen sich a Tannchen.
When this brennt, they cry: Attention!.
Rufen for the Feuerwehr;
Please come quick, and rescue her !
Goes the Tannchen off in Rauch
they are standing on the Schlauch.

In the kitchen of the house
mother makes the Christmasschmaus.
She is working, schufting, bakes,
Hit is now her Yoghurtkeks.
And the Opa says as Tester;
"We are killed bis zu Silvester".
Then he fills the last Glas wine,
yes, this is the Christmastime.

Day by day does so vergang,
and the holy night does come.
You can think, you can remember,
this is immer in December !

Then the childrenlein are coming
candle-wachs is abwarts running,
Bing of Crosby Christmas sings
while the Towerglocke rings
and the angels look so fine
Well! This is the Weihnachtstime

Baby-eyes are big and rund
the family feels kerngesund,
when unter'm Baum is hocking-
then nothing can them shocking.
They are so happy, are so fine
this happens in the Christmastime.

The animals all in the house
the Hund, the Katze, the bird, the mouse,
are turning round the Weihnachtstree
enjoy the day as never nie,
weil they find Kittekat and Schappi
im Geschenkkarton von Pappi.

The family begins to sing
and wieder does a Glockchen ring.
Zum song vom grunen Tannenbaum
die Traen rennen down and down-
bis the mother plotzlich flennt:
"Die Gans im Ofen ist verbrennt!"

because her nose is very fine
wie jedes Jahr zur Christmastime.
So all can say the fest is nice,
but all of this hat seinen Preis.
The nervs are laying alle blank,
This is mir klar, by this Gestank
from the verbrennte Weihnachtsgans

This must etwas besonderes sein.
All people stimmen mit mir ein
and sing with me so loud and clear
MERRY X-MAS AND A HAPPY NEW YEAR.


Schönen Abend an alle und Gruß von Karin.


Ulrike antwortete am 09.12.01 (22:21):

Wo, wo, wo
Dichtet man denn so
In Soho
Oder Tokio
Pss, psst, ich weiß
Die Seite, die ist heiß;)


Luzia antwortete am 09.12.01 (22:57):

Kennst du einen Menschen?

Kennst du einen Menschen wo du hingehn kannst,
wenn du selber nicht mehr weiter weißt,
dem du alles sagen kannst, was dich schon lange drückt,
der nicht sagt: Du bist total verrückt?
Geh zu diesem Menschen, geh zu ihm, zu ihr.
Und manchmal sei für andre selbst solch ein Mensch!

Kennst du einen Menschen, der dich sehr gut kennt:
deine Träume, deine Schmerzen, deine Schuld?
Der dich akzeptiert, so wie du wirklich bist,
der für dich ein starkes Kraftfeld ist?
Geh zu diesem Menschen, geh zu ihm, zu ihr.
Und manchmal sei für andre selbst solch ein Mensch!

Kennst du einen Menschen, der auch hart sein kann,
der dich fordert und dir nichts erspart?
Der dir manchmal weh tut und dich hinterfragt,
der dir offen seine Meinung sagt?
Geh zu diesem Menschen, geh zu ihm, zu ihr.
Und manchmal sei für andre selbst solch ein Mensch!

Kennst du einen Menschen, der vom Ziel was weiß,
von den Sackgassen und Umwegen auch?
Der die Spuren deutet, der den Kompaß lesen kann,
der dich fragt:Wohin? Wozu? Und: Wann?
Geh zu diesem Menschen, geh zu ihm, zu ihr.
Und manchmal sei für andre selbst so ein Mensch!

Hermann Josef Coenen

Ich wünsche allen solch einen Menschen im Leben.


Rosmarie Vancura antwortete am 10.12.01 (00:10):



Zum Einschlafen zu sagen
________________________

Ich möchte jemanden einsingen,
bei jemandem sitzen und sein.
Ich möchte dich wiegen und kleinsingen
und begleiten schlafaus und schlafein.
Ich möchte die Einzige sein im Haus,
die wüsste: die Nacht war kalt.
Und möchte horchen herein und hinaus
in dich, in die Welt, in den Wald.
Die Uhren rufen sich schlagend an,
und man sieht der Zeit auf den Grund,
Und unten geht noch ein fremder Mann
und stört einen fremden Hund,
Dahinter wird Stille, Ich habe groß
die Augen auf dich gelegt;
und sie halten dich sanft und lassen dich los,
wenn ein Ding sich im Dunkel bewegt.

Rainer Maria Rilke


Karin antwortete am 10.12.01 (08:53):

Ein Winterabend

Wenn der Schnee ans Fenster fällt,
Lang die Abendglocke läutet,
Vielen ist der Tisch bereitet
Und das Haus ist wohlbestellt.

Mancher auf der Wanderschaft
Kommt ans Tor auf dunklen Pfaden.
Golden blüht der Baum der Gnaden
Aus der Erde kühlem Saft.

Wanderer tritt still herein;
Schmerz versteinerte die Schwelle.
Da erglanzt in reiner Helle
Auf dem Tische Brot und Wein.

(Georg Trakl)


Karin antwortete am 10.12.01 (09:03):

Im Netz gefunden:

Vorweihnachtstrubel

Grüner Kranz mit roten Kerzen
Lichterglanz in allen Herzen
Weihnachtslieder, Plätzchenduft
Zimt und Sterne in der Luft.
Garten trägt sein Winterkleid
wer hat noch für Kinder Zeit?

Leute packen,basteln, laufen,
grübeln, suchen, rennen, kaufen,
kochen, backen, braten, waschen,
rätseln, wispern, föüstern, naschen,
schreiben Briefe, Wünsche, Karten,
was sie auch von dir erwarten.

Doch wozu denn hetzen, eilen,
schöner ist es zu verweilen,
und vor allem dran zu denken,
sich ein Päckchen Zeit zu schenken.
Und bitte lasst doch etwas Raum
für das Christkind unterm Baum!

(Ursel Scheffler)


Rosmarie Vancura antwortete am 10.12.01 (21:34):

Dezembernacht
_____________

Winterliche Abendlichter
blinken in der Dunkelheit
desto zärtlicher, je dichter
und je flaumiger es schneit.

Wenn die weichen Flocken fallen,
dämpft sich jeder Laut und Schritt:
ihr Adagio teilt sich allen
Dingen sanft und leise mit.

Über schwarzen Pelerinen
tragen Türme, Baum und Strauch,
weisse Hauben der Beginen,
hergestellt aus Schnee und Hauch.

Manchmal geht ein feines Beben,
beinah unhörbar und sacht,
wie wenn Engel niederschweben,
durch die stille Winternacht.

Alle Welt ist wie in Watte
und in Andacht eingetaucht;
selbst wer keine Heimat hatte,
weiss, dass er nun Wärme braucht.

Fridolin Tschudi


Karin antwortete am 11.12.01 (07:56):

Winternacht am Fenster

Draußen
träumt der Schnee
auf Altstadtdächern,
Stille. Weich.

In mir zerrt der Sturm
an jungen Mauern.
Aufruhr. Hart.

Der Schnee wird schmelzen.
Der Sturm in mir
darf sich nie legen.

(Kristiane Allert-Wybranietz)


Karin antwortete am 12.12.01 (07:22):

Kleine Korrektur, damit keine Mißverständnisse aufkommen!

.....am 09.12.01 (19:24) stellte ich diesen Beitrag hier hinein: "Etwas zum Schmunzeln: xmasnachten".....

Dieser Beitrag ist nicht auf meinem Mist gewachsen, sondern ich habe ihn aus dem Internet.

Wenn ICH etwas selbst produziere, landet das IMMER in "eigene Lyrik".

Ich hoffe, das ist jetzt verständlich. Sorry, falls das falsch rüber kam.

Schönen Tag allen, und Gruß von Karin.


Rosmarie Vancura antwortete am 12.12.01 (09:17):

Christgeschenk
_______________

für Stefan und seine Waldweihnacht

Mein süsses Liebchen! Hier in Schachtelwänden
Gar mannigfalt geformte Süssigkeiten.
Die Früchte sind es heilger Weihnachtszeiten,
Gebackne nur, den Kindern auszuspenden!

Dir möchte ich dann mit süssem Redewenden
Poetisch Zuckerbrot zum Fest bereiten;
Allein was soll's mit solchen Eitelkeiten?
Weg den versuch, mit Schmeichelei zu blenden!

Doch gibt es noch ein Süsses, das vom Innern,
Zum Innern sprich, geniessbar in der Ferne,
Das kann nur bis zu dir hinüber wehen.

Und fühlst du dann ein freundliches Erinnern,
Als blinkten froh dir wohlbekannte Sterne
wirst du die kleinste Gabe nicht verschmähen.


Johann Wolfgang Goethe


Karin antwortete am 12.12.01 (16:03):

Wenn es Winter wird

Der See hat eine Haut bekommen,
so daß man fast drauf gehen kann,
und kommt ein großer Fisch geschwommen,
so stößt er mit der Nase an.
Und nimmst du einen Kieselstein
und wirfst ihn drauf, so macht es klirr
und titscher - titscher - titscher - dirr . . .
Heißa, du lustiger Kieselstein!
Er zwitschert wie ein Vögelein
und tut als wie ein Schwälblein fliegen -
doch endlich bleibt mein Kieselstein
ganz weit, ganz weit auf dem See draußen liegen.
Da kommen die Fische haufenweis
und schaun durch das klare Fenster von Eis
und denken, der Stein wär etwas zum Essen;
doch sosehr sie die Nase ans Eis auch pressen,
das Eis ist zu dick, das Eis ist zu alt,
sie machen sich nur die Nasen kalt.
Aber bald, aber bald
werden wir selbst auf eignen Sohlen
hinausgehn können und den Stein wiederholen.

(Christian Morgenstern)


Brita antwortete am 12.12.01 (22:45):

...hier tröstende und klärende
Worte darüber, wie unzertrennlich
Freud und Leid sind... aus "Prophet" von


Kahlil Gibran

Eure Freude ist entlarvtes Leid.
Und dieselbe Quelle, aus der euer La-
chen entspringt, ward oft erfüllet von eu-
ren Tränen.
Je tiefer das Leid in eurem Innern bohrt,
um so mehr Freude vermöget ihr zu fassen.
Ist nicht die Schale, die euren Wein
enthält, das gleiche Gefäß, das im Ofen
des Töpfers gebrannt?
Und ist nicht die Laute, die euer Leid
lindert, das gleiche Holz, das von Messern
durchbohrt ward?
Seid ihr fröhlich, so spähet tief in eurem
Herzen und ihr werdet entdecken, daß nur,
was euch Leiden schuf, euch auch Freude
bringt.
Seid ihr betrübt, so spähet wiederum in
eurem Herzen, und ihr werdet finden, daß ihr
in Wahrheit weinet um gewesene Wonne.
Etliche von euch sagen: "Freude ist
größer denn Kummer", und andere sagen:
"Nein, Kummer ist größer als Freude."
Doch ich sage euch: Beide sind unzer-
trennlich ...
Wahrlich, wie die beiden Schalen einer
Waage hanget ihr zwischen Leid und Freude.
Nur wenn ihr leer seid, gelangt ihr zum
Stillstand und Gleichgewicht.


Rosmarie Vancura antwortete am 13.12.01 (00:48):

Das hässliche Tännlein
______________________

Fridolin Tschudi

Ein magres Tännlein, schief und krumm,
als Krüppelchen geboren,
ward nie vom Förster - eben drum! -
zum Christbaum auserkoren.
Er sah den Unglückswurm und war
bei allem Mitleid kritisch
und fand ihn wüst und, Jahr für Jahr,
zu elend und rachitisch.
Der kümmerliche kleine Baum
nahm sich dies sehr zu Herzen
und träumte dennoch seinen Traum
von bunten Weihnachtskerzen...
Schon war er nicht mehr so gebückt,
verwachsen und verbogen;-
ein Engel hatte ihn geschmückt,
vom Himmel hergeflogen.
Der Bote kam zur stillen Nacht
und hiess ihn aufrecht stehen.
Das Bäumchen aus dem Schlaf erwacht,
sprach baff: " Was ist geschehen?" -
Es reckte sich und wurde bald,
schier zweifelnd am Mirakel.
zum schönsten Baum im ganzen Wald,
gesund und ohne Makel.
Sie selber aber sehn, obzwar
nicht weniger verwundert:
s'gibt doch noch Märchen offenbar
im technischen Jahrhundert! -


Karin antwortete am 13.12.01 (07:49):

Winternacht

Der Winter ist gekommen
Und hat hinweggenommen
Der Erde grünes Kleid;
Schnee liegt auf Blütenkeimen,
Kein Blatt ist auf den Bäumen,
Erstarrt die Flüsse weit und breit.

Da schallen plötzlich Klänge
Und frohe Festgesänge
Hell durch die Winternacht;
In Hütten und Palästen
Ist rings in grünen Ästen
Ein bunter Frühling aufgemacht.

Wie gern doch seh' ich glänzen
Mit all den reichen Kränzen
Den grünen Weihnachtsbaum;
Dazu der Kindlein Mienen,
Von Licht und Lust beschienen;
Wohl schön're Freude gibt es kaum.

(Volksgut)


Herbertkarl Huether antwortete am 14.12.01 (22:03):


gewissenshagel

strecken mit lebendigen gliedern
momente der klaren irritation
beruhren der koerper
im vorbeirennen

austherapierte wuermer
des ermuedeten hirns
eiskristallisierte formen
des gemeinsamen uebels

muender heiss und gebend
empfangene waerme der erwuenschtheit
gefuehl der zuckenden nerven
im simultanen geniessen

spueren des anderen
im licht der dunkelheit
wissen um das dasein
im enthuellten zauber

schoenheit ist wolkenloses sehen
der wahren begierden des du
geschliffen an der mauer
des unerprobten

raffen der gardinen
seligkeit im verhalten
gatter der haehne
im feld wiesengrund

gaensegesang gegangener
schollen fruchtbaren ackers
fest haftend an der ferse
zwischen den huegeln der falten

schwellende lippen
angepresst auf die haut
verlockender sinne
mitreissend in den bach
erfuellter lueste

ein apfel vom garten eden
den teilend die fee mir reichte
unser glueck zu versuessen
dem hader zum trotz

hkh


Heidi antwortete am 14.12.01 (23:23):

Spanische Lyrik

Thema:Architektur - Adagio

Urne deiner selbst, Gedächtnis, das Denken
ist ein Geräusch von Sand, das zu dir wiederkommt,
verändert, auch nicht als Echo deiner selbst;
vielmehr als Nacheinander eines Stimmenkanons.

Da hier die Zeit nicht länger das Gewesene ist,
sondern Abfolge des Seins in seinen Augenblicken,
verharrt die ganze Architektur
beschlossen in ihrem Innenraum, und der ist eine Musik.

Und durch sie werden die Stunden aufgehoben,
geneigt, nichts anderes zu sein als Gegenwart:
Auflösung des Echos in jedem Gewölbe
und in jedem Kapitell, und das ist eine Form.

Und wenn ein Steinebeben hier erschallt,
kennt dessen Hallen weder Dauer noch Bewegung:
es wirkt als Strebewerk, erst einend und dann trennend
von dem Raum, und der ist ganz und gar nur
Aufeinanderfolge.

Das Nacheinander eines Hochbaus, der offen
auf den totalen Traum hin eines Erinnerns,
das keine anderen Mauern stützen
als die Leere, die sein Innen füllt.

Jenseits von diesem Laublicht durch das Maßwerk
ist kein anderes Licht, noch tönen andere Stimmen,
noch schwillt in seinem Innenraum ein anderes Raunen
als das der immer gleichen Stimme noch und noch.

Jaime Siles (Deutsch von Gustav Siebenmann)
in Spanische Lyrik des 20. Jahrhunderts
Reclam ISBN 3-15-008035-5


Herbertkarl Huether antwortete am 15.12.01 (18:56):


limericks von "erbse":

Wolfgang Erbroth
* 1929
dt. Konrektor

(((o: hkh


Wenn Hanni zu Gast ist bei Kurt,
sitzt sein Hund vor dem Sofa und knurrt.
Denn Kurt hat Hanni, die lose,
ganz dicht bei sich auf dem Schoße,
wo wie ein Schmusekätzchen sie schnurrt.



Für Loyalität meines Freundes Jürgen
konnte ich bisher unbesehen bürgen.
Doch jetzt baggert der Mann
meine Ehefrau an.
Ich könnte den Jürgen erwürgen!



Kurts neue Freundin, die Carmen,
kennt in der Liebe kein Erbarmen.
Doch hat er die Nacht
mit ihr tätig verbracht,
kann er sich ausruhen in ihren Armen.



In seinem Urlaub stürzte der Gerd
beim Ritt durch die Dünen vom Pferd.
Er fiel punktgenau
auf eine dort liegende Frau.
Doch nicht sie, sondern Gerd blieb unversehrt.



In unserem Städtchen ist Fritze
im Aufreißen von Mädchen Spitze.
Nach den Gründen befragt,
hat er lächelnd gesagt:
"Weil ich Aphrodisiaka besitze!"



Ein Junggeselle - er war schon 80 -
entschloß nach einer einsamen Nacht sich,
ein Bordell zu besuchen.
Doch bald hört man ihn fluchen -
das hat er wohl anders gedacht sich.



Ein Mann erkennt, wird er 60,
ganz plötzlich: "Was ächz ich
beim Verkehr in den Betten!"
Das sind die Zigaretten
und die vielen Bierchen - das rächt sich!



Man sagt, ein Mann sei mit 40
in der Liebe nicht mehr so würzig.
Wenn er Frauen bediene,
sei vieles Routine.
Wer so etwas sagt, der irrt sich!



Zur Bischofskonferenz in Osthessen
erscheinen auch immer Hostessen,
die sich anbiedern
mit unzüchtigen Liedern,
und die auch recht weltliche Kost essen.



Es überlegte ein Jüngling vom Bodensee:
"Ob ich wohl mal wieder in Loden geh?
Doch werde ich's kaum wagen,
enge Hosen zu tragen,
denn dann tun mir wieder die Hoden weh!"



Einem Playboy aus dem hessischen Langen
waren die Verhüterli ausgegangen.
Doch in festem Vertrauen
schlief er weiter mit Frauen
und schwebt nun zwischen Hoffen und Bangen.



Ein bekannter Rotschopf aus Leimen
versah Frauenschöße mit Keimen.
Dieses Versehen
kommt ihm teuer zu stehen.
Daher mein Rat: Belaß es bei 3, man!



Ein Sexprotz aus dem romantischen Celle
tat's mit den Girls auf die Schnelle
ganz ohne Bedenken
auf Tischen und Bänken -
ganz egal, ob es dunkel, ob helle.



Ein Junger Mann aus Bad Essen
war ganz auf ein Mädel versessen.
Doch dann wurde ihm klar,
daß eine Lesbe sie war.
Da nahm er 'ne andere stattdessen.



Es war ein Mädchen auf den Lofoten
im Internet auf der Suche nach Zoten.
Bis die Eltern kamen
und ihr den PC wegnahmen,
weil Zoten ihr Weltbild bedrohten.



Ein Vater sprach zum Sohne in Wittlich:
"Näherst du dich Frauen, tue es sittlich!"
Der Sohn also sittlich begann,
doch bei keiner kam er an -
der Zeitgeist ist eben unerbittlich!



Es war ein Mädchen aus Herne,
die tat es mit Männern ganz gerne.
Drum beschloß sie hell:
"Ich geh ins Bordell,
damit ich für die aus Herne was lerne!"


Schorsch antwortete am 16.12.01 (11:22):

Kompliment für die Limeriks mit Pfiff.
Doch einiges ich nicht ganz begriff:
Sind alle vom Wolfgang,
oder nur die am Anfang?
Tat der Huether zu Wolfgang nen Griff?

Schorsch


Herbertkarl Huether antwortete am 16.12.01 (12:42):


Von Wolfgang, dem "Konrektor" aus Kassel
sind saemtliche Limericks mit Gerassel.
Als "alter Lehrer"
und "Frauenverehrer"
produzierte er dieses sinnreiche Geprassel.

hkh


Rosmarie Vancura antwortete am 16.12.01 (16:14):

Schon wieder R.M.Rilke! Aber ich liebe ihn so sehr dass ich glaube, alles aus seiner Feder erfreut auch Euch?

Du,Nachbar Gott
_______________

Du, Nachbar Gott, wenn ich dich manchesmal
in langer Nacht mit hartem Klopfen störe
so ist's , weil ich dich selten atmn höre
und weiss: Du bist allein im Saal.
Und wenn du etwas brauchst, ist keiner da,
um deinem Tasten einen Trank zu reichen:
Ichn horche immer: Gieb mir ein kleines Zeichen.
Ich bin ganz nah.

Nur eine schmale Wand ist zwischen uns,
durch Zufall; denn es könnte sein:
ein Rufen deines oder meines Munds -
und sie bricht ein
ganz ohne Lärm und Laut.


Lang Maria antwortete am 16.12.01 (17:58):

Ein bisschen mehr Friede und weniger Streit,
ein bisschen mehr Güte und weniger Neid,
ein bisschen mehr Wahrheit immerdar
und viel mehr Hilfe bei Gefahr.
Ein bisschen mehr WIR und weniger ICH,
ein bisschen mehr Kraft und nicht so zimperlich,
und viel mehr Blumen während des Lebens
denn auf den Gräbern sind sie vergebens.


Heidi antwortete am 16.12.01 (23:42):

Nacht, um elf Uhr

Dies sind die Knie der Nacht.
Von ihren Augen wissen wir noch nichts.
Die Stirn, das Taglicht, das blonde Haar,
sie kommen später.
Ihr Körper, träge durchströmt
von den Leben ohne Schlaf,
taucht in die Orangen des Abends
die schweifenden Füße, während die Hände
im Frühwind auferstehen.
An der Brust der Mond.
Mit der Sonne im Gedenken.
Hochmütig. Schwarz. Einzig.
Weib oder Nacht. Erhaben.

Manoel Altolaguirre (Deutsch von G.Siebenmann)
in spanische Lyrik s.o.


hl antwortete am 17.12.01 (00:40):

nihil obstat! oder?

negligiertes sinngebirge
abstrakte alltäglichkeit
einer nekrotischen welt
lethe ruft dich
höre!
die kinder des fin de siecle
streben unter die rute
des finalismus
verzückt, entzückt
langweilen sie mich
zu tode

(h)omo (l)ingualis


Ulrike antwortete am 17.12.01 (07:36):

Von der notwendigkeit der zensur

Retuschierbar ist
alles

Nur
das negativ nicht
in uns

(Reiner Kunze, 1966)


;-)) Heidi antwortete am 17.12.01 (08:43):

Legende vom grossen Maler Sesschu

Nichts nützliches tat
der schüler Sessschu, vertat
die zeit mit malen

zur strafe ließ binden
der zenmeister ihn und werfen
in den turm

Da malte mit seinen tränen Sesschu
eine ratte, sie biß
die fessel durch

Reiner Kunze


hl antwortete am 17.12.01 (08:59):

sorry, das Wörterbuchgedicht(nihil obstat..) sollte eigentlich im Thema Unsinnsgedichte landen :-)))


Ulrike antwortete am 17.12.01 (09:35):

;-)

Sensible wege

Sensibel
ist die erde über den quellen:kein baum darf
gefällt, keine wurzel
gerodet werden

Die quellen könnten
versiegen

Wie viele bäume werden
gefällt, wie viele wurzeln
gerodet

in uns

(Rainer Kunze 1966)


:-)) Heidi antwortete am 17.12.01 (09:50):

In Erlau, wortfühlig

Wir schlafen, die wange am fluß,
an der unbeirrbarkeit des wassers

Doch immer öfter liegen wir wach,
um halt zu finden an der stille

Abseits der wörter
von den wühltischen der sprache

Vor dem haus, in der astgabel der eibe,
brütet die amsel unhörbar gesang aus,

und die glocke von Pyrawang jenseits des stroms
bucht ab von der zeit

Reiner Kunze


Ulrike antwortete am 17.12.01 (10:15):

;) CONRADY

Wie schreibt man "R__ner"?
Fragte sich einer
Der hieß Karl Otto
Nahm sich zum Motto
"Im Zweifel verton
eine Zweifachversion."


Karin antwortete am 17.12.01 (14:31):

Iss nich so interessant wie das zwischen Heidi und Ulrike, aber was soll's :-)

Weihnachtsschnee

Ihr Kinder, sperrt die Näschen auf,
es riecht nacht Weihnachtstorten,
Knecht Ruprecht steht am Himmelsherd
und bäckst die feinsten Sorten.

Ihr Kinder, sperrt die Augen auf,
sonst nehmt den Operngucker:
die große Himmelsbüchse, seht,
tut Ruprecht ganz voll Zucker.

Er streut - die Kuchen sind schon voll -
er streut - na, das wird munter:
er schüttelt die Büchse und streut und streut
den ganzen Zucker runter.

Ihr Kinder sperrt die Mäulchen auf,
schnell! Zucker schneit es heute;
fangt auf, holt Schüsseln - ihr glaubt es nicht?
- Ihr seid ungläubige Leute!

(Paula Dehmel)


Adolf antwortete am 18.12.01 (01:59):

Ich wünsche allen noch eine schöne Vorweihnachszeit.

Ich wünsche dir zur Weihnachtszeit
von Lemmie

Ich wünsche dir zur Weihnachtszeit,
dass es vom Himmel leise schneit
und dass zu Hause immerzu
nur Frieden herrscht und heil�ge Ruh,
die Menschen froh und glücklich sind
und frei von Tränen jedes Kind.
Ich wünsche dir zur Weihnachtszeit,
dass Freude übertönt manch Leid,
das Glück dir stets gewogen bleibt,
die Sorgen aus dem Herzen treibt,
die Liebe immer überwiegt
und Toleranz den Hass besiegt.
Ich wünsche dir zur Weihnachtszeit,
dass es vom Himmel leise schneit
und dass auf dieser schönen Welt
nicht nur der Wert des Geldes zählt,
dass Zeit genug zum Leben bleibt,
denn dann ist wirklich Weihnachtszeit!

Es Grüßt Adolf


Karin antwortete am 18.12.01 (08:27):

Weihnachtsdichter

Zur Weihnachtszeit bei Kerzenlicht
schrieb auch der Weihnachtsmann
so gerne einmal ein Gedicht
mit allem drum und dran.

Doch was reimt sich auf Krippe
ihm fällt partout nichts ein
der Rauch von seiner Kippe
vernebelt Heiligenschein.

Wieso nur reimt sich ein Gedicht
das ist doch wirklich viel zu schwer
und auch beim hellsten Himmelslicht
hilft auch kein beten mehr.

So lasse ich die Menschen reimen
sie haben schliesslich es erfunden
solln sie es doch zusammenleimen
ich hab mich damit abgefunden.

(� Heinz Bornemann 2001)

(Internet-Tipp: https://www.heinzbornemann.de.vu/)


eva antwortete am 18.12.01 (08:46):

Eines meiner Weihnachts-Lieblingsgedichte; leider habe
ich den Autor vergessen (Storm, Busch ?), ich zitiere
aus dem Gedächtnis und bitte um Entschuldigung fü evt.
Fehler :

Hätte einer auch mehr Verstand
als die drei Weisen aus Morgenland,
und wenn er meinte, er wäre wohl nie
dem Sternlein nachgereiset wie sie;
so fällt doch, wenn das Weihnachtsfest
seine Lichtlein wonniglich leuchten läßt,
auch auf sein verständig Gesicht,
er mag es wollen oder nicht,
ein freundlicher Strahl
des Wundersterns von dazumal.


Einen schönen Tag Euch allen - eva


Dietlinde antwortete am 18.12.01 (09:49):






Robert Reinick 1805 -1852


Der Schneemann

Steh, Schneemann, steh!
Und bist du auch von Schnee,
So bist du doch ein ganzer Mann,
Hast Kopf und Leib und Arme dran,
Und hast ein Kleid, so weiß und rein,
Kein Seidenzeug kann weißer sein:
Du stehst so stolz und fest und breit
Als wär' es für die Ewigkeit. -
Steh, Schneemann, steh! -
Wenn ich dich recht beseh':
So fehlt dir nichts auf weiter Welt
Du hungerst nicht, sorgst nicht um Geld.
Ich glaub' auch, daß dich gar nichts rührt,
Und wenn es Stein und Beine friert;
Der Frost, der andre klappern läßt,
Der macht dich erst recht hart und fest -

Steh, Schneemann, steh!
Die Sonne kommt, Juchhe!
Jetzt wirst du erst recht lustig sein! - -
Was ist denn das? Was fällt dir ein?
Du leckst und triefst ohn' Unterlaß,
o Schneemann, Schneemann, was ist das?
Das schöne warme Sonnenlicht,
Der Menschen Lust erträgst du nicht?

Weh, Schneemann, weh!
Du bist doch nichts als Schnee!
Dein Kopf war dick, doch nichts darin,
Dein Leib war groß, kein Herz darin,
Und das, was andre fröhlich macht,
Hat dir, du Wicht, nur Leid gebracht.
Ich glaub', ich glaub', manch Menschenkind
Ist grade so wie du gesinnt:
Schnee, nichts als Schnee!


Ich wünsche Euch einen fröhlichen Dienstag!

Herzlichst
Dietlinde


Ulrike antwortete am 18.12.01 (13:26):

Schenken

Schenke gross und klein
Aber immer gediegen.
Wenn die Bedachten
Die Gaben wiegen,
Sei dein Gewissen rein.
Schenke herzlich und frei.
Schenke dabei
Was in dier wohnt
An Meinung, Geschmack und Humor,
So dass die eigene Freude zuvor
Dich reichlich belohnt.
Schenke mit Geist ohne List.
Sei eingedenk,
Dass dein Geschenk
Du selber bist.

(Joachim Ringelnatz 1883-1934)

Wünsch allen viel Spaß bei der Auswahl der Geschenke, falls sie noch nicht erworben wurden.

Gruß
Ulrike


Karin antwortete am 18.12.01 (13:44):

Die Weihnachtsmaus

Die Weihnachtsmaus ist sonderbar, sogar für die Gelehrten.
Denn einmal nur im ganzen Jahr entdeckt man ihre Fährten.
Mit Fallen oder Rattengift kann man die Maus nicht fangen.
Sie ist, was diesen Punkt betrifft, noch nie ins Garn gegangen.
Das ganze Jahr macht diese Maus den Menschen keine Plage.
Doch plötzlich aus dem Loch heraus kriecht sie am Weihnachtstage.
Zum Beispiel war vom Festgebäck, das Mutter gut verborgen,
Mit einem Mal das Beste weg am ersten Weihnachtsmorgen.
Da sagte jeder rundheraus: Ich hab� es nicht genommen!
Es war bestimmt die Weihnachtsmaus, die über Nacht gekommen!
Ein andres Mal verschwand sogar das Marzipan vom Peter;
Was seltsam und erstaunlich war. Denn niemand fand es später.
Der Christian rief rundheraus: Ich hab� es nicht genommen!
Es war bestimmt die Weihnachtsmaus, die über Nacht gekommen!
Ein drittes Mal verschwand vom Baum, an dem die Kugeln hingen,
Ein Weihnachtsmann aus Eierschaum nebst andren leck�ren Dingen.
Die Nelly sagte rundheraus: Ich habe nichts genommen!
Es war bestimmt die Weihnachtsmaus, die über Nacht gekommen!
Und Ernst und Hans und der Papa, die riefen: "Welche Plage!
Die böse Maus ist wieder da, und just am Feiertage!"
Nur Mutter sprach kein Klagewort. Sie sagte unumwunden:
Sind erst die Süßigkeiten fort, ist auch die Maus verschwunden!
Und wirklich wahr: Die Maus blieb weg, sobald der Baum geleert war,
Sobald das letzte Festgebäck gegessen und verzehrt war.
Sagt jemand nun, bei ihm zu Haus - bei Fränzchen oder Lieschen - ,
Da gäb� es keine Weihnachtsmaus, dann zweifle ich ein bisschen!
Doch sag� ich nichts, was jemand kränkt! Das könnte euch so passen!
Was man von Weihnachtsmäusen denkt, bleibt jedem überlassen!

(James Krüss)


schorsch antwortete am 18.12.01 (15:46):

Und ist`s auch manchmal beschwerlich
die Wahrheit euch zu berichten,
bin ich am Jahresend mal ehrlich
und hoff, es würd` dann lichten.
Ja, ich gesteh`s hier frei heraus:
Auch ich bin so ne Weihnachtsmaus!

Schorsch


sieghard antwortete am 18.12.01 (17:46):


WEIHNACHTSLIED
ernst jandl + 1925

machet auf den tuerel
machet auf den tuerel
dann kann herein das herrel
dann kann herein das herrel
froe weihnacht
froe weihnacht
und ich bin nur ein hund
froe weihnacht
froe weihnacht
und ich bin nur ein hund
.


Rosmarie Vancura antwortete am 18.12.01 (21:50):

Und mitten im Winter das tröstliche Gedicht

Vom Kirschbaum
______________

Ist alles ganz kahl und still,
nicht mal im Grase sich's regen will.
steht alles geduckt,
klappert im Frost und muckt
mit dem Winter. Der putzt es mit Rauhreif auf,
aber keines gibt was drauf.

Doch im Garten
sagt einer: " Ich kann warten."
Ist jemand, du kennst ihn wieder kaum,
so dünn ist er worden: der Kirschenbaum.
Schläft er nicht?
Trau einer dem Wicht!
Heute Mittag, um Uhre eins
gab's mal ein Pröbchen Sonnenscheins:
Darin - ich habe
das deutlich gesehn -
mit seinen Knospen
fingerte der alte Knabe,
ein wenig vorsichtig und geziert,
wie man Badewasser probiert.
Und über seine Runzeln
ging ein Schmunzeln.

Ferdinand Avenarius
geb.1856 zu Berlin, gest. 1923


Adolf antwortete am 19.12.01 (00:02):

Ich grüße alle, vor allen die alleine sind und die in diesem Jahr kein Weinnachtbaum haben, dass die auch so einen Traum haben. Und vielleicht geht er ja auch in Erfüllung. Dieses Gedicht habe ich aus dem Internet Adolf

Der Traum
von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben

Ich lag und schlief; da träumte mir
ein wunderschöner Traum:
Es stand auf unserm Tisch vor mir
ein hoher Weihnachtsbaum.
Und bunte Lichter ohne Zahl,
die brannten ringsumher;
die Zweige waren allzumal
von goldnen Äpfeln schwer.
Und Zuckerpuppen hingen dran;
das war mal eine Pracht!
Da gab's, was ich nur wünschen kann
und was mir Freude macht.
Und als ich nach dem Baume sah
und ganz verwundert stand,
nach einem Apfel griff ich da,
und alles, alles schwand.
Da wacht' ich auf aus meinem Traum,
und dunkel war's um mich.
Du lieber, schöner Weihnachtsbaum,
sag an, wo find' ich dich?
Da war es just, als rief er mir:
"Du darfst nur artig sein;
dann steh' ich wiederum vor dir;
jetzt aber schlaf nur ein!
Und wenn du folgst und artig bist,
dann ist erfüllt dein Traum,
dann bringet dir der heil'ge Christ
den schönsten Weihnachtsbaum.


Karin antwortete am 19.12.01 (08:34):

Geschichte eines Pfefferkuchenmannes

Es war einmal ein Pfefferkuchenmann,
von Wuchse, groß und mächtig,
und was seinen innern Wert betraf,
so sagte der Bäcker: "Prächtig".

Auf dieses glänzende Zeugnis hin
erstand ihn der Onkel Heller
und stellte ihn seinem Patenkind,
dem Ftitz, auf den Weihnachtsteller.

Doch kaum war mit dem Pfefferkuchenmann
der Fritz ins Gespräch gekommen,
da hatte er schon - aus Höflichkeit -
die Mütze ihm abgenommen.

Als schlafen ging der Pfefferkuchenmann,
da bog er sich krumm vor Schmerze:
an der linken Seite fehlte fast ganz
sein stolzes Rosinenherze!

Als Fritz tags drauf den Pfefferkuchenmann,
besuchte, ganz früh und alleine,
da fehlten, o Schreck, dem armen Kerl
ein Arm schon und beide Beine!

Und wo einst saß am Pfefferkuchenmann
die mächtige Habichtsnase,
da war ein Loch! Und er weinte still
eine bräunliche Sirupblase.

Von nun an nahm der Pfefferkuchenmann
ein reißendes, schreckliches Ende:
Das letzte Stückchen kam schließlich durch Tausch
in Schwester Margeretchens Hände.

Die kochte als sorgfältige Hausfrau draus
für ihre hungrige Puppe
auf ihrem neuen Spiritusherd
eine kräftige, leckere Suppe.

Und das geschah dem Pfefferkuchenmann,
den einst so viele bewundert
in seiner Schönheit bei Bäcker Schmidt,
im Jahre neunzehnhundert.

(von Jens Paul Richter)


sieghard antwortete am 19.12.01 (08:43):


Die Nacht ist vorgedrungen,
der Tag ist nicht mehr fern.
So sei nun Lob gesungen
dem hellen Morgenstern.
Auch wer zur Nacht geweinet,
der stimme froh mit ein.
Der Morgenstern bescheinet
auch deine Angst und Pein.
.


Dela antwortete am 19.12.01 (12:37):

Der Titel dieses Textes erinnert mich leise an die Lyrik der nationalsozialistischen Zeit. Ist sicher ein Zufall. Wuensche allen Lesern dieses Forums eine frohe Weihnachtszeit.
Ich fahre morgen in Urlaub.

Die Weihe der Nacht

(Friedrich Hebbel 1813-1863)

Nächtliche Stille!
Heilige Fülle.
Wie von göttlichem Segen schwer
Säuselt aus ewiger Ferne daher!

Was da lebte,
was aus engem Kreise
auf ins weitste strebte.
Sanft und leise
sank es in sich selbst zurück
und quillt auf in unbewusstem Glück.

Und von allen Sternen nieder
Strömt ein wunderbarer Segen,
dass die müden Kräfte wieder
sich in neuer Frische regen,
und aus seinen Finsternissen
tritt der Herr, so weit er kann,
und die Fäden, die zerrissen,
knüpft er alle wieder an.


Rosmarie Vancura antwortete am 19.12.01 (15:15):

Weihnachtsgefühle
_________________

Ganz zögerlich nur stellen sich weihnachtliche Gedanken ein.
Ich brauche sehr viel Zeit um sie in mir zu entdecken.
Hektik, Hast, Eile, Einkaufsrummel stemmen sich dagegen.

Ein Ritt durch den verschneiten Winterwald
vor mir der Hauch des schweratmenden Pferdes
und ausser seinem weichen Schneetritt nur Stille.

Bäume, Äste, Gebüsch winterlich rauhreifig
Eine dickaufgeplusterte Amsel äugt mich an.
Und dann endlich die willkommene Wärme des Stalles.

Ist es der Stall, der mich an Weihnachten denken lässt?
Ställe im Winter haben eine eigene, seltsame Kraft.
Vor 2001 Jahren soll es geschehen sein, in einem Stall...

Wieder zu Hause beginne ich, endlich und sehr spät
meine Wohnung weihnachtlich zu schmücken,
an mir noch Pferde- und Stallgeruch
Und ich höre von fern so etwas wie ein HALLELUJA!


Karin antwortete am 20.12.01 (07:35):

Winterlied

Mir träumt' ich ruhte wieder
Vor meines Vaters Haus
Und schaute fröhlich wieder
In's alte Tal hinaus
Die Luft mit linden Spielen
Ging durch das Frühlingslaub
Und Blütenflocken fielen
Mir über Brust und Haupt.

Als ich erwacht, da flimmert
Der Mond vom Waldesrand
Im falben Scheine schimmert
Um mich ein fremdes Land
Und wie ich ringsher sehe
Die Flocken waren Eis
Die Gegend war vom Schnee
Mein Haar vom Alter weiß.

(von Eichendorff)


schorsch antwortete am 20.12.01 (08:59):

Nachempfunden

Noch heute träum ich immer
von meines Vaters Haus
und seh duch Traumes Schimmer
ins weite Land hinaus.
Doch was ich immer träume
es ist verblichene Zeit
und all die weiten Räume
sind längst Vergangenheit.

Schorsch


Luzia antwortete am 20.12.01 (12:34):

Wunsch des Weihnachtsmannes
von Johanna Balkenhol

Hüllt sich die Erde in ihr Winterkleid,
dann wird es für mich Zeit,
wenn Kerzenschein das Haus erhellt
mach ich mich auf den Weg in eure Welt.

Wenn Weihnachtsglocken klingen,
wenn Kinder vom Christkind singen,
glaubt man an eine heitere Welt
ohne zu ahnen, wie rasch sie zerfällt.

Ein Herz, das heute so weich wie Wachs,
hat morgen den sozialen Knacks,
alljährlich werden Gefühle ausgepackt
die im Kampf ums Dasein versackt.

Drum komme ich als Weihnachtsmann;
der sich von euch was wünschen kann,
ich wünsche mir:löscht doch das Kerzenlicht
auch nach den Weihnachtstagen nicht.

Laßt etwas vom warmen Schein
in den kalten Alltag hinein,
denn Liebe,nur saisonbedingt
ist wie ein Vogel, der nicht singt.

Es gibt nicht nur zur Weihnachtszeit
Menschen in Not und Einsamkeit;
wen man das ganze Jahr vergaß,
dem nützt kein weihnachtliches Übermaß.

Wer im Lichterschein
läßt überall Frieden sein;
wer sein Herz nicht verhüllt,
hat meinen Weihnachtswunsch erfüllt.


Luzia antwortete am 20.12.01 (12:34):

Wunsch des Weihnachtsmannes
von Johanna Balkenhol

Hüllt sich die Erde in ihr Winterkleid,
dann wird es für mich Zeit,
wenn Kerzenschein das Haus erhellt
mach ich mich auf den Weg in eure Welt.

Wenn Weihnachtsglocken klingen,
wenn Kinder vom Christkind singen,
glaubt man an eine heitere Welt
ohne zu ahnen, wie rasch sie zerfällt.

Ein Herz, das heute so weich wie Wachs,
hat morgen den sozialen Knacks,
alljährlich werden Gefühle ausgepackt
die im Kampf ums Dasein versackt.

Drum komme ich als Weihnachtsmann;
der sich von euch was wünschen kann,
ich wünsche mir:löscht doch das Kerzenlicht
auch nach den Weihnachtstagen nicht.

Laßt etwas vom warmen Schein
in den kalten Alltag hinein,
denn Liebe,nur saisonbedingt
ist wie ein Vogel, der nicht singt.

Es gibt nicht nur zur Weihnachtszeit
Menschen in Not und Einsamkeit;
wen man das ganze Jahr vergaß,
dem nützt kein weihnachtliches Übermaß.

Wer im Lichterschein
läßt überall Frieden sein;
wer sein Herz nicht verhüllt,
hat meinen Weihnachtswunsch erfüllt.


Rosmarie Vancura antwortete am 20.12.01 (15:09):

So zwischendurch mal etwas weg von Weihnachten, der Liebe zu, der dieses Fest ja gewidmet ist.

Glückes genug
______________
und für St.R.

Detlev von Liliencron

Wenn sanft du mir im Arme schliefst,
ich deinen Atem hören konnte,
im Traum du meinen Namen riefst,
um deinen Mund ein Lächeln sonnte -
Glückes genug.

Und wenn nach heissem, ernsten Tag
du mir verscheuchtest schwere Sorgen,
wenn ich an Deinem Herzen lag
und nicht mehr dachte an ein Morgen -
Glückes genug.


Rosmarie Vancura antwortete am 20.12.01 (15:09):

So zwischendurch mal etwas weg von Weihnachten, der Liebe zu, der dieses Fest ja gewidmet ist.

Glückes genug
______________
und für St.R.

Detlev von Liliencron

Wenn sanft du mir im Arme schliefst,
ich deinen Atem hören konnte,
im Traum du meinen Namen riefst,
um deinen Mund ein Lächeln sonnte -
Glückes genug.

Und wenn nach heissem, ernsten Tag
du mir verscheuchtest schwere Sorgen,
wenn ich an Deinem Herzen lag
und nicht mehr dachte an ein Morgen -
Glückes genug.


Luzia antwortete am 20.12.01 (17:48):

Unter dem Schnee
von Friedrich Wilhelm Weber

Es wächst viel Brot in der Winternacht.
Weil unter dem Schnee frisch grünet die Saat;
Erst wenn im Lenze die Sonne lacht,
Spürst du, was Gutes der Winter tat.
Und deucht die Welt dir öd und leer
und sind die Tage dir rauh und schwer,
Sei still und habe des Wandels acht:
Es wächst viel Brot in der Winternacht.


Brita antwortete am 20.12.01 (23:13):

Am Wintermorgen

Am Wintermorgen zur bleichen Zeit,
grau starren die Gärten und kahl.
Zwei Mädchen frösteln im dünnen Kleid,
und der Wachtposten gähnt am Kanal.

Alte Weiblein, wie Dohlen dunkel und schmal,
flattern und rudern herum,
Sie huschen gescheucht ums Klosterspital,
doch ihre Schritte sind stumm.

Wie willst du den traurigen Tag bestehn?
Und zum Abend ist es noch weit.
Du wirst dir die Füße blutig gehn
in deiner Verlassenheit.

Da tritt aus dem Düster tastend ein Strahl
wie schüchterne Vogelmusik.
Und über dem schwarzen Kirchenportal
aufglüht das Goldmosaik.

Werner Bergengruen


eva antwortete am 21.12.01 (10:59):

Weihnachtsbegegnung

Gestern hab ich das Christkind gesehen :
Ich sah es still auf der Gasse stehen,
ganz versteckt im Dunkeln,
sah man nur matt ein Sternlein funkeln ...
ich konnte so nicht vorübergehen
und fragte das Kind, was denn geschehen ?
Es antwortete wie in Trance :
"Gegen Santa Claus habe ich keine Chance.
Ja früher, da gab es überall
Kripplein mit Ochs und Esel im Stall,
Maria und Josef im Heiligenschein,
und ich im Stroh - nun bin ich allein.
Und die lieben Kinder beschenken ?
Nicht einmal daran zu denken !
Santa Claus brüllt nur Hoho, hoho,
und alle Menschen werden froh;
er trampelt mit groben Schritten
in Werbung und Fernsehauftritten;
rote Jacke, weisser Bart und huckepack
trägt ER den vollen Gabensack !
Frieden und Stille sind verbannt,
statt dessen Events und Glitzertand..."

So seufzte ds Christkind und verschwand.
Ich dachte : so unrecht hat es nicht !
und ging mit einem langen Gesicht
durchs Menschengewühl nach Haus in Ruh
und schloss vor der Welt meine Tür fest zu.

eKr


sieghard antwortete am 21.12.01 (18:03):

Aus hartem Weh die Menschheit klagt,
sie stand in großen Sorgen:
Wann kommt, der uns ist zugesagt,
wie lang bleibt er verborgen?
O Herr und Gott, sieh an die Not,
zerreiß des Himmels Ringe!
Erwecke uns dein ewig Wort,
und lass herab ihn dringen,
den Trost ob allen Dingen!
.


Anton Stephan Reyntjes antwortete am 22.12.01 (00:08):

Gedichtlein
- besonders für Rosmarie für liebe Gaben:Paul Konrad Kurz:

Das Bündel Fleisch

Ein bißchen Fleisch
Wie Menschenfleisch
und rohes Kinderfleisch
Kaum anzufassen
Die Augen noch geschlossen
Die Brust zerbrechlich
und eingepackt in Schlaf
Ein Nacktes
Lämmernackt
und sperlingsnackt im Nest
Ein Wurm zum Wickeln
für eine Mädchenmutter
die kniet und wieder kniet
und ihre Sinne martert
und nicht begreifen kann
das Bündel Gottes.

(Aus: Paul Konrad Kurz: Der Fernnahe. Theopoetische Texte. In der Reihe "Religion und Ästhetik". Matthias-Grünewald-Verlag Mainz 1994. S.36)


Rosmarie Vancura antwortete am 22.12.01 (13:15):

Schuld und Sühne
_________________

Nie wird so dem Bauch gefrönt
als am christlichsten der Feste!
Hinterher wird dann geklönt,
und man legt, indem man stöhnt,
seine Hand auf seine Weste.

Selbst wer sich zusamennahm,
bringt das drückende Empfinden
von zu viel genossnem Rahm,
trotz der Reue und der Scham,
nicht so rasch mehr zum Verschwinden.

Jedermann, auch wer er sei,
schwört und nimmt sich vor, zu fasten,
um den Magen, schwer wie Blei
von der Festtagsvöllerei,
unverzüglich zu entlasten.

Während man sich kurz kasteit,
übersättigt noch von gestern,
ist man doch schon bald bereit,
mit erneuter Üppigkeit
zu neujahren und silvestern....

Recht viel Glück und Appetit
wünsche ich zu Ihrem Wohle,
und ,falls ein Malheur geschieht,
etwas Natron oder Kohle!

Fridolin Tschudi


Karin antwortete am 22.12.01 (16:45):

Gäste zur Weihnacht

Leise wehen die Flocken,
aus Hauch und Winterrauch,
wehen, wirbeln, wehen
über Weg, Baum, Strauch.
Mit den Flocken weht Dämmerung,
weiße Dämmerung im Raum,
hüllt Häuser, Bäume, Menschen
in weißen Traum.

Das erste Fenster leuchtet,
es zündet sich Licht an Licht.
Bald strahlt das zweite, das dritte-.
Wie am Baum von Licht zu Licht
geht der Strahl von Fenster zu Fenster,
von Haus zum nächsten Haus.
überall leuchten die Tannen
mit den Kerzensternen heraus.

Die vergangenen Leben
schreiten rings durch den Schnee,
gehen jedes zu einem Hause,
doch ohne Spuren im Schnee -,
verschwinden in den Türen
und stehn mit unter dem Baum:
verschollen - vergessene Jugend,
gealtertes Glück, toter Traum.

Indessen die Kinder jauchzen
und jubeln im Kerzenschein,
stehen die Männer und Frauen
beieinander allein,

sehn in die Dämmergewebe,
die Vergangenheit um sie spinnt,
und grüßen die stillen Gäste,
die zum Feste gekommen sind...

(Wilhelm von Scholz)


Heidi antwortete am 22.12.01 (21:01):

weihnachtswunsch

ich wünsche uns frieden
ich wünsche uns liebe
ich wünsche, dass beides
auf erden bliebe
bis zum ende des lebens
bis zum ende des sein
ohne liebe und frieden
ist jeder allein

ich wünsche uns ruhe
ich wünsche uns kraft
ich wünsche, dass beides
zufriedenheit schafft
bis zum ende des lebens
bis zum ende des sein
ohne ruhe und kraft
kann frieden nicht sein

ich wünsche uns freude
und nicht so viel leid
ich wünsche, dass beides
den weg uns zeigt
bis zum ende des lebens
bis zum ende des sein
ohne freude und leid
kann erkenntnis nicht sein

hl


Allen Dichterinnen und Dichtern, sowie den Lesern eine gute und friedvolle Zeit!

(Internet-Tipp: https://www.hl-gedichte.de)


Brita antwortete am 23.12.01 (08:48):

Einst

Einst, wenn der Winter begann,
du hieltest von seinen Schleiern,
den Dämmerdörfern, den Weihern
die Schatten an.

Oder die Städte erglommen
sphinxblau an Schnee und Meer -
wo ist das hingekommen
und keine Wiederkehr.

Alles des Grams, der Gaben
früh her in unser Blut -:
wenn wir gelitten haben,
ist es dann gut?

Gottfried Benn


Rosmarie Vancura antwortete am 23.12.01 (09:39):

Für Stephan zum Geburtstag und allen anderen zur Freude

Ein bisschen Freude
___________________

C.F.Meyer

Wie heilt sich ein verlassen Herz,
der dunklen Schwermut Beute?
Mit Becher - Rundgeläute?
Mit bittrem Spott? Mit frevlem Scherz?
Nein, mit ein bisschen Freude!

Wie flicht sich ein zerrissner Kranz?
denn jach der Sturm zerstreute?
Wie knüpft sich der erneute?
Mit welchem Endchen bunten Bands?
Mit nur ein bisschen Freude!

Wie sühnt sich die verjährte Schuld,
die bitterlich bereute?
Mit einem strengen Heute?
Mit Büsserhast und Ungeduld?
Nein. Mit ein bisschen Freude!


Karin antwortete am 23.12.01 (09:57):

Ein nie vorher gesehener Stern

Manchmal des Nachts, wenn ich die Öfen schürte,
Sah ich durchs Fenster, nah und weltenfern,
So jäh, als ob mich eine Hand berührte,
Den nie vorher gesehenen Stern.

Er sprang und zuckte grün in kaltem Feuer -
So groß war nie ein Licht, und kein Planet.
Mein Blick war blind davon, und ungeheuer
Erschrak mein Herz, und fand nicht zum Gebet.

Hob dann die Lider ich, war er verschwunden.
War es ein Zeichen? War's ein Ruf des Herrn?
Ich frage nicht. Doch hält mich tief gebunden
Der nie vorher gesehene Stern.

(Carl Zuckmayer)

Allen einen schönen 4. Advent wünscht Karin.


Adolf antwortete am 23.12.01 (19:15):

Alle Tore stehen offen
heut der Freude. Lasst sie ein!
Möge euer Streben, Hoffen
immerdar gesegnet sein!
Mögen nicht nur Weihnachtskerzen
hell erleuchten euren Pfad.
Glücklich seien eure Herzen!
Das ist es was ich für euch erbat.

Ich wünsche allen frohe und geruhsame Weihnachten
Adolf


Brita antwortete am 23.12.01 (20:16):

...frohe Stunden wünsche ich
allen, die mich irgendwie
kennen....



Stille Nacht

Der Wind weht leise und ganz sacht
Es nähert sich die Heil�ge Nacht

Der Himmel färbt sich dunkelgrau
Der Abendstern stellt sich zur Schau

Die Menschen suchen alle Wärme
In Haus und Heim, auch in der Ferne

Ein jeder will geborgen sein
Und keiner bleiben ganz allein

Und kennst Du jemanden in Not
Mach� ihm sogleich ein Angebot

Ihn anzurufen in der Nacht
Er fühlt sich glücklich und bedacht

Vielleicht wird dieser Mensch gesund
Und Du warst dieses Mal der Grund �


sieghard antwortete am 23.12.01 (22:20):

1
Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage,
Rühmet, was heute der Höchste getan!
Lasset das Zagen, verbannet die Klage,
Stimmet voll Jauchzen und Fröhlichkeit an!
Dienet dem Höchsten mit herrlichen Chören,
Lasst uns den Namen des Herrschers verehren.

5
Wie soll ich dich empfangen
Und wie begegn' ich dir?
O aller Welt Verlangen,
O meiner Seelen Zier!
O Jesu, Jesu setze
Mir selbst die Fackel bei,
Damit, was dich ergötze,
Mir kund und wissend sei!

12
Brich an, o schönes Morgenlicht,
Und laß den Himmel tagen!
Du Hirtenvolk, erschrecke nicht,
Weil dir die Engel sagen,
Daß dieses schwache Knäbelein
Soll unser Trost und Freude sein,
Dazu den Satan zwingen
Und letztlich Freude bringen!

[Aus Bachs Weihnachtsoratorium]
.


Luzia antwortete am 23.12.01 (23:41):

Weihnachtsabend

Gesegnet sei die Heil'ge Nacht,
die uns das Licht der Welt gebracht!
Wohl unterm lieben Himmelszelt
die Hirten lagen auf dem Feld.

Ein Engel Gottes, licht und klar,
mit seinem Gruß tritt auf sie dar.
Vor Angst sie decken ihr Angesicht,
da spricht der Engel:"Fürcht't euch nicht!

Denn ich verkünd euch große Freud:
Der Heiland ist geboren heut!"
Vom Himmel hoch der Engel Heer
frolockt:"Gott in der Höh sei Ehr!"

Da gehn die Hirten hin in Eil,
zu schaun mit Augen das ewige Heil,
zu singen dem süßen Gast Willkomm,
zu bringen ihm ein Lämmlein fromm.

Bald kommen auch gezogen fern
die Heil'gen Drei Kön'ge mit ihrem Stern.
Sie knien vor dem Kindlein hold,
schenken ihm Myrren,Weihrauch, Gold.

Ich wünsche allen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest.


sieghard antwortete am 24.12.01 (11:38):



15
Frohe Hirten, eilt, ach eilet,
Eh ihr euch zu lang verweilet,
Eilt, das holde Kind zu sehn!
Geht, die Freude heißt zu schön,
Sucht die Anmut zu gewinnen,
Geht und labet Herz und Sinnen.

28
Dies hat er alles uns getan,
Sein groß Lieb zu zeigen an;
Des freu sich alle Christenheit
Und dank ihm des in Ewigkeit.
Kyrieleis!

59
Ich steh an deiner Krippen hier,
O Jesulein, mein Leben;
Ich komme, bring und schenke dir,
Was du mir hast gegeben.
Nimm hin! es ist mein Geist und Sinn,
Herz, Seel und Mut, nimm alles hin,
Und laß dirs wohlgefallen.

63
Was will der Höllen Schrecken nun,
Was will uns Welt und Sünde tun,
Da wir in Jesu Händen ruhn?

[Aus Bachs Weihnachtsoratorium]

.


Heidi antwortete am 24.12.01 (12:13):

Nachstehendes wurde mir (aus einem anderen Anlass) zugesandt, ich denke es passt für Vieles.. :-)

Hoffnung

Steingesichter
Realität hat getroffen
mitten in
die geschützte Enklave des Miteinander
Tränenaugen
Hilflosigkeit macht Angst
unberechenbar
haben Gegenwart und Zukunft dunkle Schatten
doch....

Neue Wege
sind offen und rufen
beieinander
sich im Sturm zu halten
Menschen
tauschen gegenseitig Wärme und Erfahrung
ganz klein
zäh, leise und beharrlich
Hoffnung
weil immer überlebt, wer liebend kämpft.

Sylvie H.


Karin antwortete am 24.12.01 (12:49):

Weihnachtsnacht

Weht im Schnee ein Weihnachtslied
Leise über Stadt und Felder,
Sternenhimmel niedersieht,
Und der Winternebel zieht
Um die dunklen Tannenwälder.

Weht im Schnee ein Weihnachtsduft
Träumerisch durch dichte Flocken,
Füllt die schwere Winterluft
Und aus weichen Wolken ruft
Sanft der Klang der Kirchenglocken.

Geht durch Schnee ein Weihnachtskind
Liebend über kalte Erde,
Geht dahin und lächelt lind,
Hoffend, daß wir gütig sind
Und die Menschheit besser werde.

(Hilde Fürstenberg)

Ich wünsche allen ein schönes und friedliches Weihnachtsfest.

Herzliche Grüße von Karin.


Heidi antwortete am 24.12.01 (14:58):

Noch mehr Wünsche

Weihnachtsfrieden, Weihnachtsfreud
gehn einher mit Not und Leid,
für's neue Jahr viel frommes Wünschen
kann doch nicht Kriege übertünchen

Auszeit vom Denken ist geordert
Liebe und Ruhe angefordert.
Das Leben geht weiter
- auch zur Weihnachtszeit,
Frieden für alle liegt noch so weit.

Ich wünsche mir Frieden,
ich wünsche mir Zeit
für die anderen, denen voll Leid
die Tage vergehen,
ohne Hoffnung auf Licht,
ich senke voller Scham mein Gesicht
und wünsche mir Einsicht
und Liebe und Kraft
und dass unser Handeln
vielleicht Frieden schafft..

hl


Heidi antwortete am 24.12.01 (17:50):

Weit, so weit

Trotz alledem, trotz alledem -
kann mich der Wehmut nicht entziehn
Kinderglauben, Weihnachtszeit
Erinnerungen weit, so weit

Weihnachtslieder, feuchte Augen
ach, ich möchte glauben, glauben
Weihnachtsklänge, Traurigkeit
Kinderzeiten weit, so weit

Einsam sind viele und allein
können heute nicht fröhlich sein
Weihnachtswünsche, Herzensleid
Glück und Freude weit, so weit


So lasst uns aneinander denken
aus der Ferne Nähe schenken
hoffen auf eine neue Zeit
ist auch der Weg noch weit, so weit

hl


Ich grüsse von Herzen alle, die heute alleine sind


Luzia antwortete am 25.12.01 (00:37):

Dämmerstille Nebelfelder,
schneegurchglänzte Einsamkeit,
und ein wunderbarer weicher
Weihnachtsfriede weit und breit.

Nur mitunter, windverloren,
zieht ein Rauschen durch die Welt,
und ein leises Glockenklingen
wandert übers stille Feld.

Und dich grüßen alle Wunder,
die am lauten Tag geruht,
und dein Herz singt Kinderlieder,
und dein Sinn wird fromm und gut.

Und dein Blick ist voller Leuchten,
längst Entschlaf'nes ist erwacht....
Und so gehst du durch die stille
wunderweiche Winternacht.

von Wilhelm Lobsien


Dela antwortete am 25.12.01 (13:02):

Mit meinem Beitrag mag ich mich mal etwas von Weihnachten entfernen. Trotzdem wuensche ich allen Freunden dieses Forums schoene Feiertage und ein gutes 2002.

(Mascha Kaléko)

Träumer mittleren Alters

Wie einen doch der große Weltschmerz quälte,
Als man so etwa zwanzig Jahre zählte!
Nun wird man niemals wieder zwanzig sein.
Oft ist in mir ein seltsames Bedauern:
Daß ich nicht traurig bin, das macht mich trauern
Und hüllt mich in die alte Wolke ein.

Soll man die Wohlgeratenen beneiden,
Die kühl und praktisch nie an Weltschmerz leiden,
Weil ihre Herzen längst gestorben sind?
Ach, der Gedanke schon läßt mich verzagen...
Mein Schicksal bleibt es, Träumen nachzujagen,
Ein hoffnungslos verlornes großes Kind.


sieghard antwortete am 25.12.01 (17:55):

Weihnacht
Erfurter Handschrift 1394

Sys willekomen heirre kerst,
want du onser alre heirre bis,
sys willekomen lieve heirre,
her in ertriche also schone
Kyrieleys.

Gelobet seist du, Jesus Christ,
daß du Mensch geboren bist
von einer Jungfrau, das ist wahr,
des freuet sich der Engel Schar
Kyrieleison!
.