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THEMA:   Gedicht gesucht zur Pensionierung

 2 Antwort(en).

amarella begann die Diskussion am 27.12.01 (19:17) mit folgendem Beitrag:

Wer kennt zur Pensionierung ein passendes Gedicht oder hat Ideen für eine spontane Party zu diesem Anlass?


Erika Kalkert antwortete am 28.12.01 (17:20):

Liebe Amarella,
das nachstehende Gedicht: Stufen von Hermann Hesse
fand ich bei meiner Pensionierung sehr passend.

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend dem Alter weicht,
blüht jede Lebensstufe, blüht jede Weisheit auch und jede Tugend zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe bereit zum Abschied sein und Neubeginne, um sich in Tapferkeit und ohne Trauern in andere, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir wollen heiter Raum um Raum durchschreiten, an keinem wie an einer Heimat hängen, der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
er will uns Stuf`und Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen.
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde uns neuen Räumen jung entgegen senden.
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden...
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

Liebe Grüße Erika


schorsch antwortete am 03.01.02 (14:12):

Liebe Amarella

Natürlich kann man einfach ein bestehendes Gedicht nehmen und vortragen. Aber die meisten Gedichte, die ich bei irgendwechen Anlässen zu hören bekam, hatte ich andernorts auch schon gehört. Falls es dem Jubilaren, dem man damit eine Freude machen wollte, auch so geht, muss er u.U. zehn Minuten lang etwas anhören, das er schon anderswo zu hören bekommen hatte - und so tun, als ob es für ihn neu wäre. Darum: Mach doch spontan selber anhand der Biographie des zu Feiernden selber ein paar Strophen. Auch wenn es dann holpert, ist es doch etwas Einmaliges.
Dazu eine Geschichte:
Nachdem ich mal vor ein paar Jahren in der Schweizer TV-Sendung "Quer" erschien und da eines meiner Gedichte vortrug, erhielt ich den Anruf einer jungen Frau, deren Eltern eine Champignonzucht hatten und das 50-Jahr-Jubiläum zu feiern hatten. Die junge Frau fragte mich, ob ich nicht..... Ich, geehrt durch solche Anerkennung meiner Sprüchekunst, sagte zu unter der Bedingung, dass ich beizeiten die Stichworte zu einer "Schnitzelbank" (in Deutschland wohl eher als Büttenrede bekannt) erhalten würde. Die Frau sagte zu und wir machten noch ein bescheidenes Honorar aus. Die Zeit verging, nichts kam, ich freute mich - weil meine Zusage mich schon reute! Aber nach ein paar Wochen kam ein Tonband mit bruchstückhaften Erzählungen, kunterbunt in der Reihenfolge, wie sie die junge Frau eben in der Verwandtschaft zusammentragen konnte. Im Hintergrund hörte ich noch die Kinder miteinander spielen und streiten.
Ich spielte das (stündige!) Band ein paarmal ab und machte mir laufend Notizen, damit die Lebensgeschichte der Familie einigermassen der Reihe nach war. Dann fing ich an zu dichten. Es wurde das längste Gedicht meines Lebens - etwa 50 Strophen zu etwa 8 Zeilen! Aber offenbar hat es Anklang gefunden, wie mir die junge Frau nachher noch mitteilte. Das Tonband aber habe ich mir als Souvenir zu behalten erlaubt!

Schorsch