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THEMA:   Sag beim Abschied ......

 15 Antwort(en).

Hanna begann die Diskussion am 12.02.02 (11:49) mit folgendem Beitrag:


Zur Zeit gibt es ja viele reizende Zuschriften. Danke allen.
Ich möchte gern einanderes Thema anschneiden, und zwar "Abschied" aber nicht traurig oder sentimental sondern eher sanft ironisch, so im Stile Erich Kästners:
Sachliche Romanze

Als sie einander 8 Jahre kannten
(und man darf sagen: sie kannten sich gut)
kam ihre Liebe Plötzlich abhanden.
Wie andern Leuten ein Stock oder Hut.

Sie waren traurig, betrugen sich heiter,
versuchten Küsse, als ob nichts sei,
und sahen sich an und wußten nicht weiter.
Da weinte sie schliesslich. Und er stand dabei.

Vom Fenster aus konnte man Schiffen winken.
Er sagte, es wäre schon viertel nach vier
und Zeit, irgendwo Kaffee zu trinken.
Nebenan übte ein Mensch Klavier.

Sie gingen ins kleinste Cafe am Ort
und rührten in ihren Tassen.
Am Abend saßen sie immer noch dort.
Sie saßen allein, und sie sprachen kein Wort
und konnten es einfach nicht fassen.

Erich Kästner

Findet Ihr was dazu? Hanna

(Internet-Tipp: https://www.lyrikline.org)


schorsch antwortete am 12.02.02 (11:58):

Vielleicht haben sie dann einander gestanden,
dass sie einander erst jetzt richtig fanden?

Vielleicht fanden sie dann an einem anderen Ort
den richtigen Anfang für das richtige Wort?

Schorsch


Rosmarie Schmitt antwortete am 12.02.02 (13:56):

Ein Briefmark erlebte
was Schönes, bevor er klebte.

Er ward von einer Prinzessin beleckt.
Das hat die Liebe in ihm erweckt.

Er wollte sie widerküssen,
da hat er verreisen müssen.

So liebte er denn vergebens.
Das ist die Tragik des Lebens.

(Aus dem Gedächtnis:
Ringelnatz oder Morgenstern?)


ulla antwortete am 12.02.02 (15:30):

Hallo Rosmarie,

das Gedicht ist von Ringelnatz (zuverlässig). Die erste Zeile lauter meines Wissens: Ein männlicher Briefmark erlebte...Der übrige Wortlaut müsste weitgehend stimmen (wenn mich mein Gedächtnis nicht trügt).

ulla


Rosmarie Schmitt antwortete am 12.02.02 (17:32):

Danke, liebe Ulla,
über deine prompte Rückmeldung freue ich mich! Du hast vollkommen Recht: "Ein männlicher Briefmark..."
Wie konnte ich nur seine Männlichkeit unterschlagen? Tzzz... :-)))

Dir und allen einen vergnügten Abend!
Rosmarie


ulla antwortete am 12.02.02 (17:48):

Liebe Rosmarie,

... sollte hier vielleicht der liebe Herr "Freud gegrüsst" haben - was meinst Du?

Auch ich wünsche allen einen vergnüglichen Abend mit "Ringelnatz & Co"

Viele Grusse
ulla


Rosmarie Schmitt antwortete am 12.02.02 (20:10):

Tja, liebe Ulla,
du wirst wohl Recht haben. Vielleicht hätte ich an Weiberfastnacht ein paar Krawatten abschneiden sollen?
So wird sich wohl kein männliches Wesen mehr zum "Abschied" hier einfinden... :-((
Dabei ist Hannas Vorschlag doch wirklich toll!

Leider kenn ich kein weiteres passendes Gedicht. Deshalb nur was Selbstgemachtes.
Helau in die Runde!
Rosmarie


Er nahm Abschied.
Ihr Auge quoll.
Er pfiff ein Lied.
Ihr Busen schwoll.
Er lachte aus.
Sie haute rein.
Das wird�s dann wohl gewesen sein.

(Ein Schelm, der bei "rein hauen" etwas Falsches denkt. Ich dachte natürlich an Kuchen und so... :-)))


Ursula antwortete am 13.02.02 (08:02):

Abschied

Ich weiss nicht mehr, wie es gekommen.
Kurzum! Nach längerem Verborgensein
Hab ich dereinst auf Erden Platz genommen,
Um auch einmal am Licht mich zu erfreun.
Und alsogleich fasst mich die Zeit am Kragen
Und hat mich neckisch, ohne viel zu fragen,
Bald gradeaus, bald wiederum im Bogen,
durch diese bunte Welt hindurchgezogen.

Inzwischen pflückt ich an des Weges Rand
Mir dies und das, was ich ergötzlich fand.
Auch leert ich manchmal manchen vollen Krug
Mit guten Freunden, bis es hiess: Genug!
Nur eins erschien mir oft verdriesslich:
Besah ich was genau, so fand ich schliesslich,
Dass hinter jedem Dinge, höchst verschmitzt
Im Dunkel erst das wahre Leben sitzt.

Allein, wozu das peinliche Gegrübel?
Was sichtbar bleibt, ist immerhin nicht übel.
Nun kommt die Nacht. Ich bin bereits an Ziele.
Ganz nahe hör' ich schon die Lethe fliessen.
Und sieh! Am Ufer stehen ihrer viele,
Mich, der ich scheide, freundlich zu begrüssen.
Nicht allen kann ich sagen: Das tut gut!
Der Fährmann ruft. Ich schwenke meinen Hut.

Wilhelm Busch, Mechtshausen 1907


Ursula antwortete am 13.02.02 (08:09):

Kleine Korrektur:

Die letzte Zeile muss heissen:

"Der Fährmann ruft, ich schwenke n u r den Hut."

Ursula


hedwig antwortete am 14.02.02 (08:43):

Darf s auch ernst sein?

Abschied..

von Kindheit und Jugend,
von Unbefangenheit und Spiel,
von Erwartung....
von einem nahen Menschen...

von Wehmut nicht,
sie bleibt.... h.


Elke antwortete am 16.02.02 (01:01):

Spontan fällt mir das Lied ein:
Sag zum Abschied leise servus�nicht auf Wiedersehn
und weiter?


hedwig antwortete am 16.02.02 (08:58):

.....leise servus, nicht leb wohl und nicht adieu,
denn das Scheiden tut so weh.....

denn das kleine Wörtchen servus......

soweit kenne ich es nur.


Ilse Wedelstaedt antwortete am 16.02.02 (15:46):

"...nicht leb wohl und nicht adieu,
diese Worte tun so weh.
Denn das kleine Wörtlerl servus
ist ein lieber stiller Gruß,
wenn man Abschied nehmen muß
�s gibt jahraus, jahrein ein� neuen Wein
und neue Liebelei.
Sag beim Abschied leise servus;
denn gibt`s auch kein Wiedersehn,
einmal war es doch schön."

Unsere österreichischen Chatter werden gewiß noch Korrekturen anzubringenhaben.


hedwig antwortete am 17.02.02 (07:45):

Schön, Ilse, daß du es richtig kennst und uns wiedergibst. Danke! h.


Anna antwortete am 02.04.02 (22:33):

Ringelnatz lässt grüssen.
War einmal ein Bumerang ...


Gerlinde antwortete am 07.04.02 (22:17):

Die Andern sind das weite Meer.
Du aber bist der Hafen.
So glaube mir: Kannst ruhig schlafen,
Ich steure immer wieder her.

Denn all die Stürme die mich trafen,
Sie ließen meine Seele leer.
Die Andern sind das bunte Meer,
Du aber bist der Hafen.

Du bist der Leuchtturm. Letztes Ziel.
Kannst, Liebster, ruhig schlafen.
Die Andern..... das ist Wellenspiel,

Du aber bist der Hafen.





Mascha Kaleko