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THEMA:   Was ist Kunst?

 34 Antwort(en).

Edith v.Bomhard begann die Diskussion am 21.06.00 (13:30) mit folgendem Beitrag:

Ist alles, was der Mensch als individuell-schöpferischen Ausdruck fertigt, der Kunst zuzurechnen? Egal ob mit Leinwand und Pinsel, Gegenstände angeordnet zu einer Komposition, Plastiken aller Art, oder mit Worten usw.
Hat sich der Begriff "Kunst" so erweitert, dass sich die Frage "Was ist Kunst" nicht mehr stellen lässt?
Wie sehen das kunstinteressierte Seniorinnen und Senioren?


Eva Wenzel antwortete am 22.06.00 (08:58):

Liebe Edith, habe gerade meinen Beitrag geleistet, aber irgendwie hat es mit dem Weiterleiten nicht funktioniert, Wenn mein Beitrag nun 2x erscheint, bitte ich um Entschuldigung.
Deine Frage wird ein shr unterschiedliches Echo hervorrufen.
Nach meiner Ansicht hat es immer Kunst gegeben und so wird es auch jetzt und in Zukunft sein. Den Begriff Kunst kann man nicht steigern. Ist Kunst also das, was seine Zeit ueberdauert? Die wahren Kuenstler sind zu Lebzeiten ja wohl nur selten anerkannt worden und mussten wie oft im groessten Elend leben.
Daneben gibt es aber auch noch die Hobbykuenstler, wie wir heute sagen. Ich bin viel auf Maerkten und Ausstellungen herumgekommen und habe vor allem dabei auch die Unterschiede kennengelernt. Alle Achtung, kann ich nur sagen. Auch bei uns in Schotten, wird diesen Hobbykuenstlern des oefteren Gelegenheit zur Ausstellung geboten. das sind Menschen, die ploetzlich von dem Gefuehl ueberfallen werden, ihre Empfindungen in irgendeiner Form auszudruecken. Nur ist leider durch Geschmacksverirrungen, so moechte ich es einmal ausdruecken, das Gefuehl fuer gut und schlecht verloren gegangen. Aber trotzdem, immer mutig weitergestalten.


Richard Dammann antwortete am 24.06.00 (17:53):

Liebe Edith
Das ist ein weites Feld....
Kunst hat etwas mit Können zu tun.
In einem Museum für alte Instrumente hat mich ein Musikprofessor herumgeführt.
Als ich die Tasten eines Spinetts berührte wies er mich zurecht: Das dürfen nur die Meister des Fachs.
Das war streng, aber ich glaube das hat etwas mit der Definition von Kunst zu tun.
Echte Kunst ist auch daran zu erkennen, daß wir von ihr berührt werden.
Das Wagnis des Mißlingens ist in jedem Kunstwerk verborgen.
Also Mut gehört dazu.


Germann Podest antwortete am 24.06.00 (19:50):

Kunst ist jedes Werk, das nicht zum täglichen Bedarf zählt und angefertigt wurde, um den Künstler oder andere Menschen zu erfreuen.
Im Sinne des Gebotes der Nächstenliebe ist der Künstler streng verpflichtet, anstößige Werke vor der �ffentlichkeit zu verbergen.


H. Frickel antwortete am 25.06.00 (09:39):

Dr. Dammann hat es schon vermerkt, Kunst kommt von Können. Künstler sind spezifisch überragende Menschen; während aller Epochen gab es immer nur wenige zu registrieren. Ohne Herabwürdigung, differenzieren wird man dennoch zwischen Kunst und Arrangement- bzw. Gestaltungsarbeiten.

(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/MSP)


Karin Häsing antwortete am 30.06.00 (18:42):

Ich wage kaum noch etwas zu sagen zu solchen Fragen wie: "Was ist Kunst", nachdem ich in meiner Deutschprüfung die Frage "Was ist Kitsch" nicht zur Zufriedenheit beantworten konnte (mündlich) - bzw. mir ist dazu überhaupt nichts eingefallen, sowas hatte ich einfach nicht erwartet. Das war vor ca. 30 Jahren. - Viel Zeit ist seit damals vergangen. Viele Menschen sind mir mittlerweile begegnet. Vieles, zumindest im literarischen Bereich, habe ich seitdem gelesen. Viele Ausstellungen habe ich besucht. Und viele Sendungen zu diesem Thema gesehen. - Wenn ich alleine die Instanz wäre, würde ich sagen: Kunst ist, was mich und meine Gedanken so berührt, dass daraus wieder neue Gedanken, neue Sichtweisen, Aha-Erlebnisse, und eigene Kreativität entsteht. Aber - dazu braucht es eigentlich keinen "überragenden" Menschen, was immer das heißen mag. Dazu braucht es nur fantasievolle differenzierte Menschen, die diese Eigenschaften in ihre Publikationen, Bilder, Kompositionen einfließen lassen. Und die außerdem gelernt haben, dass man, um so etwas zu erreichen, seine Audrucksmöglichkeiten, wo immer die liegen, usbilden muss. Und in dem Sinne kommt Kunst tatsächlich von Können!


Pierre Helmer antwortete am 02.07.00 (18:10):

Ja, lieber Richard, Kunst sollte von Können kommen, aber heute wird unter dem Begriff Kunst ALLES angeboten.
Vor ein paar Jahren waren wir auf der ART Basel, die europaweit bedeutenste Kunstmesse. Ein Galerist aus N.Y. hatte 3 Farbige, Arbeitslose mitgebracht, die auf riesigen Packpapierbögen viel Farbe verteilten. Das galt als Kunst, wurde gut und teuer verkauft.

Meine Frau ist Bildhauerin, hat mit Erfolg in vielen Teilen der Welt ausgestellt, über das Thema "Was ist Kunst" gab und gibt es bei uns immer wieder Diskussionen. Heute schreibt sie Bücher-----
Frage: ist das auch Kunst?????

Liebe Grüsse an alle

Pierre


Friedgard Seiter antwortete am 06.07.00 (22:00):

Wer von Euch kennt die Komödie "Kunst" von Yasmina Reza?? - Sie wurde u.a. im Heidelberger Zimmertheater aufgeführt und auch in Mannheim - ich selbst sah sie im Fernsehen in 3-sat. - Und ich habe mir das Textbuch besorgt! - Handlung: drei Freunde treffen sich - einer hat ein Bild gekauft und nun diskutieren sie dieses Bild. Das Bild ist: ein weiße Leinwand. - Das Gespräch der drei vor diesem "Bild" ist umwerfend witzig und hintergründig.
Einer findet sein Bild toll, der zweite findet es eine Zumutung, das als "Bild" zu bezeichnen und der Dritte versucht, zu vermitteln. - Als wir dies Jahr auf der ART Frankfurt waren, sah ich bei einer Galerie genau dieses Bild und habe es auch fotografiert.
Also: was ist Kunst????


lydia antwortete am 10.07.00 (22:39):

ich möchte etwas zu der definierung "hobbykünstler" sagen. oft werden künstlerisch begabte menschen, welche aber leider nie die gelegenheit zu einer ausbildung hatten, als hobbykünstler abgestempelt.das tut verdammt weh. denn hobby und kunst sind so weit auseinander wie tag und nacht. hobby ist eine beschäftigung zu welcher man rein zufällig stösst (umgebung, vorhandene gelegenheiten usw) so wird z.B. nie ein bergler der abseits jedes gewässers wohnt, das fischen oder das surfen zu seinem hobby machen. (mal abgesehen von der heutigen mobilität) auch wird kaum einem küsten- oder einem buschbewohner das skifahren sein liebstes sein. die kunst hingegen, DIE hat man in der seele, die fliesst im blut!dazu bräuchte man sich, im grunde genommen rein gar nichts anzuschaffen. denn ein künstler sieht in allem,auch nur in einem grashalm, etwas das ihn inspiriert, das ihn fasziniert, entzückt, ja oft in ekstase versetzt.er sieht in jedem noch so unscheinbaren gegenstand, etwas das in ihn den wunsch erweckt, etwas grosses, beständiges zu schaffen,zu vollenden, etwas zu kreirn,zu formen und zu gestalten. und diese gedanken alleine sind schon die kunst im mensch. das ist kein hobby. denn- nimm einem "hobby- mensch" seine "zutaten" weg, und schon hat er auch kein hobby mehr! aber einen künstler kannst du in den finstersten kerker stecken - sein küntlerischer geist, DEN NIMMT ER MIT! den kann ihm NIEMAND rauben. ich glaube also, dass ein mensch sogar ein künstler sein könnte, ohne ein einzig sichtbares werk.(seine gedanken sind sicher oft besser als viele sichtbaren "werke" von selbsternannten künstler, von denen kein mensch was hat davon*fg*)


Eva Wenzel antwortete am 11.07.00 (22:21):

Liebe Lydia,Deine Meinung ueber Hobbykuenstler kann ich nicht im Raum stehen lassen.Das ist doch niemals eine Abstempelung!!!, jedenfalls nicht in meinen Augen. Allenfalls, wenn wirklich als Endprodukt nur noch Kitsch dabei herauskommt. Aber deshalb kann man auch diese Menschen nicht dafuer verantwortlich machen. Schuld traegt unsere Umwelt, die kaum noch in der Lage ist,zwischen wahrer Kunst und Kitsch zu unterscheiden. Es dreht sich alles um in mir, wenn ich von volkstuemlicher Musik hoere. Wer kennt denn noch die gute, echte, alte Volksmusik??? Suche vergeblich danach im Fernsehen und Radio.


lydia antwortete am 12.07.00 (20:59):

liebe eva,
ach schon wieder wurde ich missverstanden!!:-(((
wer sagt denn dass ICH hobbykünstler verachte!???im gegenteil!!! ich kämpfe doch dafür, dass auch menschen die keine ausbildung geniessen konnten, aber von natur aus kunst in sich haben, endlich als vollwertige künstler angenommen werden, und eben nicht nur als hobbykünstler abgestempelt werden. auch ich verstehe unter kunst, schöne künste, und nicht solchen schmarrn mit drei strichen, die dann für ein vermögen verkauft werden! nur weil diese drei striche, oder das rote quadrat von einem ausgebildeten "künstler" gefertigt wurde!!
und auch ich finde es sehr schade, dass die volksmusik derart verschändelt wird (auch wenn das nicht gerade mein musikstil ist). diesbezüglich sind wir in der schweiz schon besser dran. bei uns wird deren echtheit pickelhart bewahrt, genau wie die trachten, da wird auf absolute echtheit gepocht.
aber auch die klassische musik wird ja verschändelt (z.b. rondo veneziano, brrr) .
ja und nun habe ich endgültig die nase voll von diesen foren und mails, wo ich dauernd nichts als missverstanden werde. es wird wohl das allerbeste sein auch in diesem, von mir mit tausend freuden endtecktem kunstforum die hände zu lassen :-((((((


Richard Dammann antwortete am 12.07.00 (21:49):

LiebeLydia
Rondo veneziano ist eine wunderbare Sache, wenn auch vielleicht keine "hohe Kunst".
Ein Orchester mit schönen Frauen und sehr einfühlsamer und schwungvoller Musik.
Man merkt es den Damen an, daß sie Freude haben an dem, was sie uns bieten,, und sie haben großen Erfolg.
Mozart, davon bin ich ehrlich überzeugt hätte seine helle Freude daran gehabt,er war ja auch kein Kind von Traurigkeit. .....


H. Frickel antwortete am 13.07.00 (00:03):

Man kann nicht nur in Foren bzw. Emails missverstanden werden, das kann einen auch beim Bäcker passieren. Deswegen hört er doch nicht mit dem Brotessen auf! :-) Über Geschmack lässt es sich bekanntlich schwer streiten. Die Katze frisst Mäuse, wir mögen keine. Unterschiedliche Meinungen sind doch gerade das Salz in der (Suppe) Unterhaltung. ;-) Gleichschaltung kann doch ernsthaft keiner wollen! Im übrigen denke ich, wenn es mir zu bunt wird - "Was streiten sich die Leut herum wohl um den Wert des Glücks. Der eine heisst den anderen dumm, am End weis keiner nichts".

(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/MSP)


s.birkenhof antwortete am 13.07.00 (16:04):

hallo eva,
wie du siehst,gibt es menschen,die scheinen immer missverstanden zu werden.
liegt es an unserer sprache? oder ist es
auch eine kunst,ein wort,einen satz,
richtig zu interpretieren?
auch das wort-hobbykuenstler-kann,obwohl
ein schon fest bestehender begriff,ver-
schieden gedeutet werden.
ich habe auch schon in schotten ausgestellt(wenn wir den gleichen ort im
vogelsberg meinen). es faellt mir dennoch schwer,mich als kuenstler zu bezeichnen,wenn ich die werke der grossen maler und bildhauer der jahrhunderte betrachte. ebensowenig sehe ich es als hobby an.
aber deine aussage:...das sind menschen
...ihre empfindungen in irgendeiner form
auszudruecken...,die trifft(fuer mich)den punkt!
aber steckt nicht in jedem menschen-zu-
mindest ein ganz klein wenig-ein kuenstler?
richard dammann hat recht,wenn er sagt:
kunst ist,wenn wir davon beruehrt werden.
richtig ist aber auch,jeder kann von etwas anderem beruehrt werden.(dies ist
wie ein strauss bunter blumen! erst die vielfalt laesst die ganze schoenheit er-
kennen)


Eva Wenzel antwortete am 13.07.00 (21:17):

hallo,s.birkenhof, schade, da weiss ich natuerlich nicht, ob maennlich oder weiblich.Ja, ich wohne in Schotten (Schatte)im Vogelsberg
Aber noch ein Dankeschoen an Richard Dammann.Bekam ja einen Schrecken, was ich angerichtet hatte.Das war ein sehr gutes Beispiel, um die Wogen zu glaetten.


s.birkenhof antwortete am 13.07.00 (23:24):

hallo eva,wenn es fuer dich von bedeutung ist,ich bin maennlich und wohne bei dir hinter dem berg,in feldatal. was hast du denn angerichtet?
lydia fuehlte sich-wie schon in anderen foren-wiedereinmal missverstanden.
wenn sie doch noch einmal in dieses forum schaut(ich hoffe es!),moechte ich ihr an dieser stelle sagen-auch wenn sie es gerade von mir nicht erwartet-ich
fand ihren beitrag vom 10.7.00(22:39)gut!! weniger gut fand ich ihre reaktion. richtig ist,dass man evtl.in deinem beitrag vom 22.6.00 einen zusammenhang zwischen -geschmacksver-
irrungen und hobbykuenstlern-vermuten koennte! auch ein urteil ueber kunst und
kitsch-was ist was?-wird wohl von vielen
verschieden gesehen! aber ich bin mir sicher,dass dein beitrag keine verunglimpfung von sog.hobbykuenstlern sein sollte. und was die kunst angeht:
nehmen wir es doch so,wie mit dem essen:
dem einen schmeckt der griessbrei am besten,dem anderen der hummer!
ps. im gegensatz zur kunst,mag ich beides.


Eva Wenzel antwortete am 14.07.00 (13:53):

Lieber s,birkenhof!
Danke fuer Deine Antwort.Feldatal ist ja nun wirklich nur ein Katzensprung von Schotten. Keine Angst, ich will Dich nicht belaestigen. Aber wir koennten ja vielleicht einmal mailen. Habe Dich aber nicht im Gaestebuch gefunden. Meine Mail-adresse : [email protected] Bis dann, Eva


Sieghard Winter antwortete am 02.08.00 (22:40):

Kunst
Künstlerin
Künstler
Kunstferitgkeit
Kunstobjekt
Kunstbetrieb
Kunsthalle
Kunstausstellung
Kunstverein
Kunstgenuß
Kunstverdruß

Ist das künstlich?
natürlich!
Natürlich?
Künstlich natürlich!

Den Stoff sieht jedermann vor sich,
den Gehalt findet nur der, der etwas hinzuzutun weiß,
und die Form ist ein Geheimnis den meisten.

Was Kunst ist, und ob etwas Kunst ist:
quot capita, tot sententiae!


isel antwortete am 26.08.00 (16:38):

Ich denke, daß Caspar David Friedrich das sehr richtig sieht, wenn er sagt:"der Maler soll nicht bloß malen, was er vor sich sieht, sondern auch das, was er in sich sieht. Sieht er nichts, so unterlasse er auch zu malen, was er vor sich sieht......
...ein Bild muß nicht erfunden, sondern empfunden sein!"
Ich denke, das ist übertragbar auf alle Kunst! Kunst muß nicht schön sein, aber ehrlich!


isel antwortete am 26.08.00 (16:57):

Ich denke, ich muß doch noch genauer sagen, was ich meine: Kunst ist nicht das Gleiche wie Geschicklichkeit;wie C.D.Friedrich sagt, es muß etwas dahinter sein! Nichts gegen Hobbykünstler! Aber auch bei ihnen denke ich, daß nicht die Versiertheit des Strichs - der Technik - entscheidend ist, sondern immer das, was der Künstler mit seinem Werk vermitteln will und tatsächlich vermittelt!


Friedgard Seiter antwortete am 09.09.00 (10:18):

Es ist mir ein Bedürfnis, Euch von einem - für meine Begriffe - vollkommenen Kunstwerk zu berichten. Wir waren ein paar Tage in Lörrach in Urlaub und sind mehrmals über die Grenze gewandert nach Riehen. Dort liegt die Fondation Beyeler - eine Kunstgalerie. Diese Anlage ist für mich eine Höhepunkt der Kunst. Sowohl der Bau in der wunderschönen Landschaft, als auch die Sammlung, die Anordnung der Exponate in den Räumen, die Zuordnung von moderner Kunst und Eingeborenenkunst - für meine Begriffe vollkommen.
Ich empfehle Euch einen Besuch, wenn Ihr an Kunst interessiert seid. Es ist auf dem Gelände auch eine Cafeteria, die man sehr empfehlen kann. Übrigens hat dort vor zwei Jahren Christo die ganzen Bäume verpackt. Auch das habe ich seinerzeit gesehen und Aufnahmen davon gemacht.


Lothar, Mannheim antwortete am 12.10.00 (00:08):

Der Umgang mit moderner Kunst ist für mich äußerst problematisch. Oft fühle ich mich von den Werken moderner "Künstler" regelrecht veralbert. Insbesondere seit ich das sog. Vermächtnis von Picasso gelesen habe, das da lautet: "Wenn ich aber allein mit mir bin, kann ich mich nicht als Künstler betrachten im großen Sinn des Wortes. Große Männer waren Tizian, Rembrandt und Goya! Ich bin nur ein Spaßmacher, der seine Zeit verstanden hat und alles, was er konnte herausgeholt hat aus der Dummheit, der Lüsternheit und Eitelkeit seiner Zeitgenossen".


Friedgard Seiter antwortete am 12.10.00 (08:55):

Ja, Lothar, so geht es uns auch. Das Zitat von Picasso kannte ich nicht, aber ich kenne zwei Bilder von ihm im Kunstmuseum in Basel: die Stadt
Basel wollte sie nicht kaufen, weil sie für die Basler Bürger zu unanständig schienen. Da hat Picasso sie ihnen geschenkt. Jetzt hängen sie dort. Das paßt zu der obigen Aussage.
Wir haben zwei Künstler in der Familie und die Diskussion reißt nicht ab.
Man versucht immer wieder, uns zu erklären, was eine einfarbige Fläche mit drei Kringeln drauf für eine tiefere Bedeutung hat - bisher haben wir's nicht kapiert. Wir sind wohl zu alt......???
Auf der anderen Seite entstehen Bilder im Stil eines Edwar Hopper - und da kommen wir mit.
Ein Thema ohne Ende....


H. Frickel antwortete am 12.10.00 (09:28):

Als Laie empfindet man vieles was so mit Kunst bezeichnet wird als Dekoration.
Bringt ein Dekorateur Werke zustande, wie sie von alten anerkannten Meistern geschaffen wurden, zögert sicher keiner ihn als Künstler anzusehen.

(Internet-Tipp: https:///seniorentreff/de/MSP)


Sieghard Winter, Freiburg antwortete am 12.10.00 (12:26):

An Picasso hat sich schon mancher die Zähne ausgebissen,
(wenn er/sie noch welche hat),
nicht nur in Hinsicht auf seine Kunst, sondern auch in Hin-
sicht seines Lebenwandels. Das Baseler Kunstmuseum hat
selbstredend noch mehr "Picasso" da, etwa "Les deux fr�res" aus der
rosa Phase. Wer da sagt, das ist keine Kunst, versteht nichts
von Kunst.
Aber hören wir uns zum Troste Dürers bekannte Worte darüber,
was Kunst ist:

Aus Dürers Lehrbuch 'Von menschlicher Proportion'' 1528:
"Dy schönheit und die kunst, was das sey, daz weis ich nicht,
wy woll sy vill dingen anhangt... Nymant weis daz dan gott allein..."


Wolfgang antwortete am 25.10.00 (09:08):

Oft denke ich auch: Das kann keine Kunst sein. Andererseits habe ich eine gehörige Skepsis vor meinen eigenen Einschätzungen. Denn ich weiss: Es gibt vieles auf der Welt, wovon ich wenig oder keine Ahnung habe. Also gehe ich pragmatisch an die Sache ran. Ich merke ja, ob mir etwas gefällt oder nicht. Das kann aber nicht der Massstab für Kunst sein. Denn oft gefällt mir etwas, was ganz offensichtlich Kitsch ist. Und Kitsch ist das Gegenteil von Kunst.

Was tun? - Weniger geniessen? Mehr drüber nachdenken oder sogar grübeln? Sich auch etwas "reinziehen", was einem nicht gefällt, wovon alle Welt aber überzeugt ist (oder so tut), dass es Kunst sei? - Mein Weg: Ich geniesse mehr. Und wenn einer mir sagt, das sei doch keine Kunst, dann widerspreche ich ihm nicht. Oder er beharrt drauf, das sei Kunst. Dann sage ich: Warum nicht. Vielleicht hast du recht. Man wird sehen, wie lange die Menschen deine Kunst im Gedächtnis behalten. Wenn sie es schnell wieder vergessen, dann war es wohl doch keine.


Wolfgang antwortete am 25.10.00 (09:38):

Damit 's nicht zu trocken wird - ein Beispiel: Ein Gedicht von Ernst Jandl. Der �sterreicher - Vertreter der sogenannten experimentellen Lyrik - plädierte für einen "offenen" Kunstbegriff - einer, der sich nicht nur an den bisherigen Erscheinungsformen orientiert. Dieses "Gedicht" wurde 1956 veröffentlicht - mir gefällt es:

urteil (von Ernst Jandl)

die gedichte dieses mannes sind unbrauchbar

zunächst
rieb ich eines in meine glatze.
vergeblich. es förderte nicht meinen haarwuchs.

daraufhin
betupfte ich mit einem meine pickel. diese
erreichten binnen zwei tagen die grösse mittlerer kartoffeln.
die ärzte staunten.

daraufhin
schlug ich zwei in die pfanne.
etwas misstrauisch, ass ich nicht selber.
daran starb mein hund.

daraufhin
benützte ich eines als schutzmittel.
dafür zahlte ich die abtreibung.

daraufhin
klemmte ich eines ins auge
und betrat einen besseren klub.
der portier
stellte mir ein bein, dass ich hinschlug.

daraufhin
fällte ich obiges urteil.


Gerlinde antwortete am 25.10.00 (13:46):

Noch ein Ernst Jandl


Wünschen war
der Ausgangspunkt
der gemeinsamen
Wanderung.

Beide stadtkrank
suchten sie
in der Landschaft
�nderung.

�nderung gelang ihnen nicht,
Wald und See
sträubten sich.

Wären sie klüger
fänden sie
in der Landschaft
Linderung.


Das "Urteil" gefällt mir, Wolfgang. Ich bin aber keine leidenschaftliche Anhängerin von Ernst Jandl. Aus manchen, seiner sogenannten Gedichten, werde ich nicht klug. Sie sind für mich wie abstrakte Bilder. Herzliche Grüße
Gerlinde


Sieghard antwortete am 25.10.00 (16:26):

Schönes neues Wort: Leitkultur [Merz]
was sowieso schon bekannt ist:
Leitartikel
Leitbild
Leitfähigkeit
Leitfossil
Leitgedanke
Leithammel
Leithund
Leitkuh
Leitlinie
Leitstrahl
Lightkultur
Leitmaul
Leitmotiv
Leitplanke
Leitsatz
Leitspruch
Leitstudie
Leittier
Leitton
Leittrieb
Leitwährung
Leitwerk
Leitwolf
Leitzahl
Leidtragende


Ricardo antwortete am 25.10.00 (16:36):

Lieber Sieghard
Bitte die Quelle angeben, das stand heute in der Zeitung...
Fair bleiben


Sieghard antwortete am 25.10.00 (21:58):


eins zu null für dich ric.
BZ von heute DAS DRITTE BUCH, SEITE I


Ilse Fahl antwortete am 14.11.00 (21:59):

Liebe Frau (?( Frickel! Ihrer Aussage:"Künstler sind immer hervorragende Menschen!"hab ich doch noch etwas hinzuzufügen! So ganz einfach sehe ich das nicht! Wieviele Künstler haben ihr Leben lang furchtbar um Anerkennung zu kämpfen gehabt und werden von ihren Zeitgenossen selten verstanden, egal in welcher Kunstsparte!? Aber ich denke, daß die Tatsache, daß ein Künstler sein Kunstwerk dadurch prägt, daß er etwas Bestimmtes im Leben zum Ausdruck bringen möchte, weil es ihm auf der Seele brennt,das macht ein Bild - oder - m.E. zum Kunstwerk, wenn es ihm denn gelingt, den Betrachter auch anzusprechen. M.E. muß ein Kunstwerk ehrlich empfunden werden und auch in der Lage sein, dieses deutlich zu machen! - Klar, man sollte Hobbykünstler mit anderem Maßstab messen! Auch die haben ja oft hervorragende Ergebnisse,!


Wolfgang antwortete am 15.11.00 (14:33):

Vielleicht hilft dieses Gedicht dabei, alle bisher schon aufgeworfenen tiefgründigen Fragen zu beantworten. :-)

Der grosse und der kleine Künstler (von Robert Gernhardt)

Der große Künstler
sieht die Dinge größer,
nicht so, wie sie der
kleine Künstler sieht.

Der kleine, ach, sieht statt des Kopfs nur Ohren,
statt Ohren Haut und statt der Haut die Poren -
der kleine Künstler.
Doch der große -
Der große sieht statt eines Dorns die Rose,
statt einer Rose Flammen, statt der Flammen Brände,
hebt auch die Mitwelt aufgeschreckt die Hände -
das zählte schon seit je zu seinem Lose.
Klein sieht der kleine Künstler,
groß der große.

Und naht sich eines Tages der Erlöser,
und denkt der kleine Künstler
"Wasn das für einer?"
Wie sieht der große Künstler ihn?
Sieht er ihn dünner?
Sieht er ihn dicker? Breiter? Oder kleiner?
Geschnitten!
Nein! Er sieht ihn größer!
So sieht der große Künstler den Erlöser.

Indesses sieht der kleine Künstler nur das eine.
Groß ist der große Künstler.
Klein der kleine


Sieghard antwortete am 13.12.00 (07:58):

hier ist auch nichts mehr los!