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THEMA:   Maigedichte

 12 Antwort(en).

piri begann die Diskussion am 02.05.02 (15:58) mit folgendem Beitrag:

Hallo und guten Tag!

Nun haben wir den Wonnemonat und ich suche Gedichte über diesen! Sicherlich gibt es unendlich viele - könnt ihr mir welche nennen?


schorsch, alias Georg von Signau antwortete am 02.05.02 (18:15):

Maidüfte


Endlich ist der Mai gekommen,
hat mich bei der Hand genommen,
zieht mich durch das Feld, den Wald.
Sehnsucht, mit mir durchgebrochen,
hat mich tief ins Herz gestochen.
Halt mich fest, ich fliege bald.


Will nichts weiter, als geniessen,
staunen, wie die Knospen spriessen,
lauschen, wie der Kuckuck ruft,
die Natur, dies Wunder sehen,
spüren, wie die Lüfte wehen,
riechen ihren Blütenduft.


Wo ich geh`, nur Frohgesichter,
jeder wird zum Clown, zum Dichter,
Augen strahlen froh mich an.
Graue Wolken ziehen weiter
und am blauen Himmel, heiter
zieht die Sonne ihre Bahn.

April 1993, Schorsch, alias Georg von Signau


Tessy antwortete am 02.05.02 (22:07):

Hallo, piri,
leider weiß ich kein Gedicht, möchte Dir aber erzählen daß ich heute einen Maikäfer gesehen habe!!
Gruß
Tessy


piri antwortete am 03.05.02 (09:16):

MAIKÄFER FLIEGE

Einer von diesen Frühsommertagen,
Die hell und voller Versprechen sind.
An einen Baum gelehnt im Garten lagen
Wir, du und ich, Vater und Kind.
Du wieseltest auf allen vieren
Zu der verwitterten Gartenbank
Und fandest eins von diesen Krabbeltieren
Und eine Kinderstimme sang:

Maikäfer fliege,
Daß ich dich nicht kriege!
Flieg hinaus ins weite Land,
Fliege fort von meiner Hand!

Noch einmal Tränen vor dem Kindergarten,
Schultüten und so viel Begeisterung.
Das Selbstbewußtsein kriegt die ersten Scharten,
Und das Vertrauen einen ersten Sprung.
Und immer wieder kommen Zeugnistage
Manchmal Kraftproben und Reiberei'n.
Und jedes Wort erst mal auf die Goldwaage,
Und Feilschen um die Zeit, zu Haus zu sein.

Maikäfer fliege,

Daß ich Dich nicht kriege!
Flieg hinaus ins weite Land,
Fliege fort von meiner Hand!

Die Zeit der Pflaster und der Schrammen
Auf deinen Knien liegt weit entfernt.
Manchmal stehen wir beide stumm beisammen.
Fliegen hast du längst gelernt.
Dein Bleiben ist nur noch Verweilen,
Gezählt und kostbar ist mir jeder Tag.
Und jedes Schweigen, das wir teilen,
Bis zum großen Flügelschlag.

Maikäfer fliege, ...


schorsch antwortete am 03.05.02 (09:44):

Maienkäfer, du brauner Stinkgeselle,
kommst mir nicht über die Schwelle.
Kommst du trotzdem auf die Schnelle,
hau ich dich mit meiner Suppenkelle!

Schorsch

Apropos "brauner Stinkgeselle": Ähnlichkeiten mit anderen Zeitgenossen wären rein zufällig!


Anton antwortete am 03.05.02 (12:57):

Neulich in der Altstadt. Geht ein Mann ins Restaurant und
bestellt sich dort eine Suppe.
Während des Essens bekleckert er sich und bittet den Kellner
um eine weitere Serviette.
Der Kellner geht in die Küche, findet aber keine Serviette
mehr. Daraufhin läuft er in die Toilette, holt eine Rolle
Klopapier und geht damit zu dem Gast.
Der Mann ist ob dieses Vorgangs total erstaunt sagt:
"Das ist doch keine Serviette, das ist ja Klopapier!?"
Daraufhin der Kellner schlagfertig:
"Tja, für den einen ist es Klopapier und für den anderen die
längste Serviette der Welt..."


Anna für T.heo antwortete am 04.05.02 (10:44):

Mai

Ist man verliebt und auch noch jung,
erlebt man den Mai mit Elan und Schwung
Du wirst nun älter, bist nicht mehr jung,
es bleibt nur die Erinnerung.
Drum lieb den Mai und denk daran
was er Dir alles bieten kann.
An Liebe und noch anderen Sachen,
die jungen Menschen Freude machen.
Freut euch des Maien immerdar
es gibt nur einen Mai im Jahr.

T. heo 31.02.91


Erika Kalkert antwortete am 04.05.02 (21:31):

Flieder

Jährlich bringt der Mai
uns wieder vielbesungen
zarten Flieder,
blau und weiß,
in Duft und Fülle schält
er sich aus grüner Hülle.

Fortan blühen seine
Dolden weithin leuchtend.
Einen holden Duft
ausströmen im Gelände
blau-rot-weiße
Blütenstände.
Werden jetzt in bunter
Pracht Blumen jemand
zugedacht, dann sei
Flieder mit dabei;
er gehört zum Monat Mai.

Schon die Oma konnt'
im Garten oft sein Blühen
nicht erwarten,
weil mit duftig-off'nem
Flieder kam die warme
Sonne wieder!

Gertrud Knobloch


Gisa Ruf antwortete am 07.05.02 (14:48):

Morgen in der Stadt ....

Drüben liegt das Häusermeer,
dampfend ziehen Nebenschleier
über Gassen öd� und leer
lautlos sacht, wie graue Reiher.

Doch es ist Mai: Der Sonnenschein
vertreibt das Spuckgebilde
und im Glück am Erdensein
schimmern grüner die Gefilde.

Wißt Ihr noch? Vor wen�gen Tagen
barg die Knospe noch das Laub,
heut die Zweige Blüten tragen,
grüner Rain erstand im Staub.

-gr-
05/01


piri antwortete am 07.05.02 (14:57):

...schön, die Maigedichte! Was dem Mann im Restaurant mit der Suppe allerdings hierher getrieben hat, ist mir ein Rätsel!

Ganz liebe Grüße in die Runde ...piri


Erika Kalkert antwortete am 07.05.02 (19:25):

Maiglöckchen und die Blümchen.

Maiglöckchen läutet in dem Tal,
das klingt so hell und fein;
so kommt zum Reigen allzumal,
ihr lieben Blümelein!

Die Blümchen blau und gelb und weiß,
die kommen all herbei,
Vergißmeinnicht und Ehrenpreis,
Zeitlos' und Akelei.

Maiglöckchen spielt zum Tanz im Nu,
und alle tanzen dann,
der Mond sieht ihnen freundlich zu,
hat seine Freude daran.

Den Junker Reif verdroß das sehr,
er kommt ins Tal hinein;
Maiglöckchen spielt zum Tanz nicht mehr,
fort sind die Blümelein.

Doch kaum der Reif das Tal verläßt,
da rufet wiederum
Maiglöckchen zu dem Frühlingsfest
und läutet bim, bam, bum.

Nun hält auch mich nicht mehr zu Haus,
Maiglöckchen ruft auch mich;
die Blümchen gehn zum Tanz hinaus,
zum Tanze geh' auch ich.

Von Heinrich Hoffmann von Fallersleben.

(Gefunden in einem alten Lesebuch)

Bei mir im Garten fangen die Maiglöckchen auch bald an zu blühen.


Heidi antwortete am 08.05.02 (18:13):


Mein Herz, mein Herz ist traurig,
doch lustig leuchtet der Mai;
ich stehe, gelehnt an der Linde,
hoch auf der alten Bastei.


Da drunten fließt der blaue
Stadtgraben in stiller Ruh;
ein Knabe fährt im Kahne,
und angelt und pfeift dazu.


Jenseits erheben sich freundlich,
in winziger, bunter Gestalt
Lusthäuser, and Gärten, und Menschen,
und Ochsen, und Wiesen, und Wald.


Die Mägde bleichen Wäsche,
und springen im Gras herum:
das Mühlrad stäubt Diamanten,
ich höre sein fernes Gesumm.


Am alten grauen Turme
ein Schilderhäuschen steht;
ein rotgeröckter Bursche
dort auf und nieder geht.


Er spielt mit seiner Flinte,
die funkelt im Sonnenrot,
er präsentiert und schultert-
ich wollt, er schösse mich tot.

HEINRICH HEINE


Pamina antwortete am 10.05.02 (18:01):

Mai
(aus "13 Monate" von Erich Kästner)

Im Galarock des heiteren Verschwenders,
ein Blumenzepter in der schmalen Hand,
fährt nun der Mai, der Mozart des Kalenders
aus seiner Kutsche grüßend übers Land.

Es überblüht sich, er braucht nur zu winken.
Er winkt und rollt durch einen Farbenhain.
Blaumeisen flattern ihm voraus und Finken
und Pfauenaugen flügeln hinterdrein.

Die Apfelbäume hinterm Zaun erröten,
die Birken machen einen grünen Knicks.
Die Drosseln spielen auf ganz kleinen Flöten
das Scherzo aus der Symphonie des Glücks.

Die Kutsche rollt durch atmende Pastelle.
Wir ziehn den Hut - die Kutsche rollt vorbei.
Die Zeit versinkt in einer Fliederwelle.
O gäb es doch ein Jahr aus lauter Mai!

Melancholie und Freude sind wohl Schwestern,
und aus den Zweigen fällt verblühter Schnee.
Mit jedem Pulsschlag wird aus Heute Gestern.
Auch Glück kann weh tun. Auch der Mai tut weh.

Er nickt uns zu und ruft: "Ich komm ja wieder!"
Aus Himmelblau wird langsam Abendgold.
Er grüßt die Hügel, und er winkt dem Flieder.
Er lächelt, lächelt - und die Kutsche rollt.