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THEMA:   Niederdeutsche Gedichte

 8 Antwort(en).

Margret begann die Diskussion am 27.05.02 (18:45) mit folgendem Beitrag:

wer kann mir helfen, ich habe es schon an vielen Stellen versucht, kann aber diese Verse nicht finden.
Ich suche von Johann Meyer? - "Kiek ens, wo is de Himmel so rood"
und von August Krantz? - "Gries de Heven, gries de Heid, allens still op Feld un Weid"
Diese Verse passen zwar nicht zur Jahreszeit, aber ich würde mich trotzden freuen wenn ich den vollständigen Text hätte, einfach nur erinnerungen an die Kinderzeit.
Gruß Margret


DorisW antwortete am 27.05.02 (19:28):

Margret,

ich kenne ein ähnliches:

"Mudder, wat is de Heben so rot
Dat sünd de Engel, de backen dat Brot
De backen all de soeten Stuten
For all de lütten Leckersnuten"

Das Gedicht kenne ich aus Hermann Kants Roman "Der Aufenthalt". Die Wiedergabe ist nur aus dem Gedächtnis und daher sicher nicht ganz originalgetreu (schon gar nicht, was den "korrekten" Dialekt betrifft). Wenn es auch nicht das Gesuchte sein sollte, gefällt es dir vielleicht trotzdem.

Liebe Grüße
DorisW


Margret antwortete am 29.05.02 (19:46):

Hallo DorisW,
Danke für deine Hilfe. Ich habe mir das Buch aus der Bücherei geholt und werde jetzt suchen wo dieser Vers steht.
Eigentlich hatte ich geglaubt das bei der großen Anzahl älterer Menschen hier im Treff auch der andere Vers bekannt wäre,aber das war wohl ein Irrtum.
Jedenfalls freue ich mich das ich von dir den Tipp mit dem Buch bekam, nochmals vielen Dank
Gruß ;-)) Margret


Anna antwortete am 30.05.02 (12:03):

@Margret

Gries de Himmel, gries de Heid,
alles still in Feld un Weid.

Ganz verschwunnen is de Sünn,
un de Dag dürt man fief Stünn.

Doch nu wachtet man bis morgen,
dann vergeiht ju all de Sorgen.

Un noh all de Sorg un Plag,
kump de lichte Wiehnachtsdag!

Ut is't mit de Heimlichkeit,
alles läwt in Glück un Freid.

Wenn sick open deit de Dören,
un de Ollen und de Gören.

Mauder in de Stow rinlett,
de sei noch versloten hätt.

Nu mag mannieine wall weten,
dat mol dat Schluten wätt vergäten.

Bi Ostermanns was't ock passärt,
'n Dag vör Heiligabend wärt.

De Botterkauken kömp van'n Bäcker,
fiev grote Platten fein un lecker.

Sei kömen, weil kien Platz tau finnen,
platt up denn Grund tau liggen.

Besinnen nu in de beste Stow rinschoven,
wo ock all lägen dei Wiehnachtsgoben.

Äs düt un dat besorgt de Frau,
schlütt sei de Döre nich wer tau.

Bold kump nu de Obend ran,
dor geit Vader Ostermann.

In'n düstern in de Stowe rin,
wor ock de Botterkauken stünn.

Hei merket, äs hei wieder geiht,
dat hei up wat weikes steiht

"Süh", denkt hei, dat is ja nett,
'nen Teppich schenkt mi mine Lisbeth.

Hei pättket no rechts, pättket no links,
"un rümlick grot is ock dat Dings"

Dat mot wall'n ganzen düren sien,
de Feut sackt ord'ntlich däip herin.

Ganz sachte schleik hei sück wer trügge,
dor kümp'n Geschrei üm achtern Rüggen.

Dat wör sine gaude Frau,
de kömp mit dät Lucht dor jüst uptau,

Un nu kiek Vader Ostermann,
bi Lucht sück die Bescherrung an.

De gaude Kauken, jammern se beide,
vörbi is nu de beste Freide.

Vertrampelt is hei van den Ollen,
de üm vö'n Teppich hädde hollen.

Hoffentlich mienst du das Weihnachtsgedicht.

Hol di munter


Anna antwortete am 30.05.02 (12:16):

Hallo Margret, fand in meinen Utensilien noch dieses Gedicht, da es auch plattdeutsch ist, dachte es du würdest Spaß daran haben.

Dat Schöddeldauk


Mit dat Schöddeldauk güng dat fröuer so her -
dat was'n Gegreime und Geschmär!
Dei jungen Lüe schöllt dat woll nich mehr wäten,
und dei Ölleren willt dat am leiwaten vergäten.
Man ick will jau nu erst sis vertellen,
wat man mit son Schöddeldauk kunn alles anstellen.

1. Dat begünn morgens all bie dei Arbeit an Herd
dor was dat Schöddeldauk all Deuwels wat wert.
Dei Hande wassen vull Raut und Aske,
mit dat Schöddeldauk offwisken - schone wassen sei -

2. Biet Koffie maken - dei Melkers kammen wär -
dat Schöddeldauk dör dei Köppkes -
schone wassen sei wär.

3. Dann kamen dei Kinner ut Beere -
dat Schöddeldauk her - dormit dört Gesicht -
schone und schier, wassen sei wär.

4. Nu güngt in dei Schaule -
Heini her immer dei Nösse vull Schnött -
dat Schöddeldauk drunner langes - und drock up'n Patt.

5. Dei Bur kam ut denn Stall, dei Hande vull Schiete
In Mund ha hei sien olle Piepe.
Dei Hande unner dei Pumpe, dat meiste was droff,
dat leste reef hei int Schöddeldauk off.

6. Bernd kam ut dei Schaule - har ne Blautnäse krägen.
Bis Mia müssen wie erst mol denn Dreck affegen
Anna ha ne doe Mus in dei Hand,
dat Schöddeldauk mök alles wer schier und blank.

7. Up dat Hüsken, mit dat Hatken in dei Dör,
oh, Kinner, dat is doch woll kien Malheur.
Dor häbt dei Müggen so Stippkes up dohn,
man kann doch mit'n Schöddeldauk drover gohn.

8. Use Hinnerk häff immer so schmärige Feute
dat Schöddeldauk mott her, mit nen fussen greune Seipe

9. Son Schöddeldauk mokt uck dei Glöser schier,
egal off för Appel, Schluck oder Bier.
Kummp Obends Visite, so kött no Neijohr -
- dat Schöddeldauk mokt alle Glöser war klor!

10. Doch letztens biet Schlachten - dat har heller froren -
dor ha ick doch tatsächlich mien Schöddeldauk verloren!
Oh Kinner, oh Kinner, wat har ick ne Not,
taun Glück fünd use Opa dat 14 Doge löter int Wostebrot.

11. As ick düsse Doge kam ut dei Achterdör
neide use Hund Charly mit mien Schöddeldauk da dör.
Ick klabasterte üm no, un füng an tau raupen -
Wor fünd ick min Schöddeldauk, - achtern up dei Graupen

12. Dei schmärigen Holkes stünden parat vör dei Dör,
mit'n bittken witten Sand moß dat Schöddeldauk dröwer her.

13. Use Pastor güng dört Dörp, dei Husbeseuke wassen dran.
Son besten Mann bütt man det Sönndagsköppken an.
In dat Sönndagsköppken, son bittken Stoff was ja drin
mit Schöddeldauk utwisken, - und de Koffie kann drin.

14. So heiht dat dör, bit Obends not Äten.
Steuhle offwisken, dürt man ock nich vergäten.

15. Dann füng use Lüttke noch an tau wöhren
dat Dauk was full, hei kunn nich mehr gewähren
Ich dochte, dat Schöddeldauk is ja hier, -
- rund üm dat Nersken, use Berndken was schier.

16. Und dann har dat woll nietske froren.
dat Schöddeldauk was in dei Waschkaomer faste froren.
Ick red und red - doch wat ein Malheur,
- dat Schöddeldauk kaputt!
Pape, Pape, dei olle Unnerbückse maut her!

17. Aber nich dat ih meint,
wie wassen verschmärt.
Obends wörde dat Schöddeldauk wasket und ummekehrt!

18. Har ich Obends dei Arbeit mit mien Schöddeldauk don,
kunn ick beruhigt mit use Pape not Bedde hen gohn!

Gaude Nacht!


Anna antwortete am 30.05.02 (12:19):

noch en Gedichte

Plattdeutsches Weihnachtslied

Melodie; Ihr Kinderlein kommet....
1. In Bethlehem Stall is et Aovens so still
Maria deiht alles, wat dat Kindken man will,
Sei packt et bit Händken un nümmt upn Schoot
Watt ist Kindken flügge, watt is et all grot.

2. Dei Hirtenfrau bringt noch watt Botter un Melk
Ein Kümpken vull Honnig un'n Appel för elk.
Maria, de freit sük un dankt ehr so warm
Un legg ehr förn settken dat Kindken upn arm.

3. Van wieden steiht Josef, dei hillige Mann,
Hai fangt all so sachte dat Schlaopleidken an
Maria singt mit ümm so fin as se kann,
Singt: eia popeia, susanni, susann!

4. Nu kaomt ok de Engelkes aal in de Dör
Sei fleigt owert Kindken wall hen und wall her,
Sei singet und singet un kaomt nich ut'n Ohm
Dat kindken, dat schlöp all un lachet in'n Drom.

5. Maria dei legg et int Krippken so sacht,
Un deket et tau mit ehr'n Schleier för de Nacht,
Nu kump ok St. Josef ganz dichte heran
Un fallt in de Kneie un bät dat Kind an.

6. Dann leggt sük dei Beiden int Hei un int Stroh
Und bünt bi al Armaut doch selig un froh
Dann schlaopt se al Dreie so friedlich de Nacht,
Dei Stern un de Engelkes holt bi ehr de Wacht.


Margret antwortete am 31.05.02 (10:16):

@Anna,
herzlichen Dank für die Gedichte, nein das Weihnachtslied kannte ich nicht, freue mich aber sehr dass du dir die Mühe gemacht hast es aufzuschreiben.
Meine Mutter sagte oft plattdeutsche Gedichte auf, ich kann zwar kein Platt sprechen, aber wenn ich die Gedichte lese kommen so viele angenehme Erinnerungen hoch, im laufe der Jahre habe ich doch sehr viele Verse vergessen.
Danke :-)) Margret


DorisW antwortete am 04.06.02 (21:36):

Hallo Margret,
hoffentlich habe ich dich da auf keine falsche Fährte geführt, der Roman "Der Aufenthalt" hat ansonsten herzlich wenig mit Plattdütsch zu tun, ich habe die Quelle nur der Vollständigkeit halber erwähnt.
Lesenswert finde ich ihn aber allemal.


Margret antwortete am 05.06.02 (15:19):

hallo DorisW, ja das Buch ist lesenswert, aber mir im Moment zu "schwer".
Ich habe mir den Titel notiert und werde das lesen an langen abenden nachholen. Im Moment passen zu meiner Stimung "leichtere" Bücher.
Gruß ;-) Margret