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THEMA:   Das gekränkte Spätzchen

 1 Antwort(en).

Carmen Dobslaw begann die Diskussion am 30.05.02 (20:54) mit folgendem Beitrag:

Mein Vater sucht seit Jahren ein Gedicht aus seiner Kindheit. Es heißt "Das gekränkte Spätzchen". Die ersten Verse sind folgende:
Dass ich mitunter in Schwalbennestern niste,
das wirft man mir vor.
Doch dass ich bleibe im Winter vor Ort
und nicht fliege wie die anderen fort,
davon spricht man kein Wort."
Wer kennt es oder weiß, wo ich es finden kann? Vielen Dank für die Hilfe.


Erika Kalkert antwortete am 05.06.02 (18:54):

Liebe Carmen,
ich habe noch einige alte Lesebücher mit vielen Gedichten. Leider habe ich das von Dir gesuchte Gedicht nicht gefunden.
Vielleicht gefallen Deinem Vater auch die nachstehenden Gedichte.

Drei Vogelstimmen

Lerche: Ich bin die erste alle Jahr',
der Himmel ist schon blau und klar,
die Erde, die wird auch schon grün,
die Bäume fangen an zu blühn.
O Lust, nach Winterleid und Qual
in lauer Luft und Sonnenstrahl
so wohlgemut sich schwingen,
den Frühling einzusingen -
tireli, tireli,
der Frühling ist schon hie!

Spatz: Ich bin wohl ein gemeiner Wicht,
das Singen gar versteh' ich nicht,
es sieht mich auch kein Mensch nicht an,
nur böse Buben dann und wann,
sie werfen mich mit Steinen;
und dennoch will mir scheinen,
als sei so schön die ganze Welt,
so blau die Luft, so grün das Feld -
piep, piep, piep,
ich habe die Welt so lieb!

Fink: Komm zu mir, lieber Sonnenschein,
in meinen grünen Baum hinein.
Ich lasse gern die ganze Welt,
weil mir's hier gar zu wohl gefällt.
Den lieben langen Tag nichts tun
als so im Sonnenschein zu ruhn,
das Haus gebaut, gedeckt der Tisch,
dabei gesungen hell und frisch -
zink, zink, zink,
ich bin der lustige Fink!

Von Julius Rodenberg.

Der Sperling und das Pferd

Sperling: Pferdchen, du hast die Krippe voll,
gibst mir wohl auch einen kleinen Zoll,
ein einziges Körnlein oder zwei;
du wirst noch immer satt dabei.

Pferd: Nimm kecker Vogel, nur immer hin,
genug ist für dich und mich darin!

Und sie aßen zusammen, die zwei,
litt keiner Mangel und Not dabei.
Und als dann der Sommer kam so warm,
da kam auch manch böser Fliegenschwarm.
Doch der Spwerling fing hundert auf einmal,
da hatte das Pferd nicht Not und Qual.

Verfasser unbekannt