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THEMA:   Wo liegen die Grenzen für "dichterische Freiheit"?

 25 Antwort(en).

Carola begann die Diskussion am 19.06.02 (15:54) mit folgendem Beitrag:

Schauplatz: Internet-Plattform für Hobby-Schriftsteller. Inhalte: Menschen und Krankheiten (wahr und erfunden). Dann läßt der Autor schriftstellerisch seine erfundene Tochter eine Erkrankung des Autors selber beschreiben (auch erfunden).
Peinlicherweise glaubt die dortige Redaktion, der Autor sei tatsächlich erkrankt, und veröffentlicht einen bedauernden Kommentar. Peinlich, peinlich.

Was sagt Ihr zu dem Vorgang? Hätte ..., wäre ...?


schorsch antwortete am 20.06.02 (09:17):

Wo diese Grenzen liegen wird wohl anhand Walsers neuem Roman wieder einmal festzustellen sein.

Schorsch

PS. Ich wünschte mir, diese Grenzen zu kennen - damit ich sie überschreiten könnte! Denn nichts ist dem Absatz eines Buches förderlicher, als diese Grenzüberschreitung mit anschliessendem grossem Hallo der Szene!


Volker antwortete am 20.06.02 (09:44):

Dein PS, Schorsch, traf in diesem Falle ja ein.
Spricht das für die Qualität des Schreiberlings: unwahre Geschichten erzeugen reale (Gefühls-)Reaktionen?


Eric antwortete am 20.06.02 (17:50):

Ist dieses Thema zu doof oder zu hoch?


antwortete am 20.06.02 (18:24):

Eric, dieses ist zu hoch. absolut doofes zu finden unter kleine kneipe 1-5


sofia204 antwortete am 20.06.02 (18:40):

wer isn da oben so feige !


pilli antwortete am 20.06.02 (22:37):

@ antwortete

hi,

hat�s doch noch leute mit klarem blick im forum?


DorisW antwortete am 21.06.02 (07:16):

Klar. Die sitzen alle in der Kleinen Kneipe.


WANDA antwortete am 21.06.02 (08:19):

Autoren leben von Erfindungen - wie immer im Leben gehören zwei dazu - der Leser kann das Buch zuklappen und weglegen.


pilli antwortete am 21.06.02 (11:01):

@ DorisW

ohne ausnahme "alle"?,
verklärt sich da nicht der blick... .-)).


DorisW antwortete am 21.06.02 (14:30):

O doch, das tut er - aber auch das ist erlaubt :-)
By the way, niemand, aber auch wirklich gar niemand hat behauptet oder beansprucht, daß die Kleine Kneipe ein Ort des anspruchsvollen Gedankenaustauschs sei.

Um zum Thema zurückzukommen:
Wenn die zitierte "Internet-Plattform für Hobby-Schriftsteller" "Menschen und Krankheiten (wahr und erfunden)" zum Thema hat, finde ich es nicht allzu peinlich für die Redaktion, ihr Bedauern / Mitleid für einen vermeintlich erkrankten Autor zu äußern.
Lieber einmal zuviel bemitleidet als einmal zu wenig; oder auch: lieber voreilig bemitleidet als voreilig runtergeputzt. Ein sorgfältigeres Recherchieren (erst mal nachfragen oder sich abseits der Öffentlichkeit per email äußern) hätte natürlich diese Situation verhindert.

Abgesehen davon sind Emotionen merkwürdigerweise nun mal ziemlich losgelöst von der Realität - ich kann ja auch über einem Buch oder Film, um dessen fiktionalen Charakter ich genau weiß, heiße Tränen vergießen...
Die Echtheit der Gefühle wird durch die Realität oder Irrealität ihres Objekts nicht in Frage gestellt - oder?


DorisW antwortete am 21.06.02 (14:31):

P.S. Pilli, bist du einäugig?
(unter Bezug auf dein Emoticon .-)) )


Ruth antwortete am 21.06.02 (17:00):

Was mich eigentlich interessierte:
W E R antwortete am 20.06. (18.24) ?
Nicht, dass es für die Kleine Kneipe oder sonst jemandem besonders wichtig wäre - nur kann ich mir nicht vorstellen, dass solche anonymen Einsendungen webmaster-konform sind.


Karl antwortete am 21.06.02 (18:36):

Liebe Ruth,

Du hast schon recht. Lassen wir das aber doch einfach stehen, denn es ist auch interessant zu sehen, dass einige offenbar grosse Probleme mit kreativen, virtuellen Welten haben.

Ich finde die kleine Kneipe sehr gut, weil sie zeigt, dass sich hier Menschen mit Phantasie tummeln, die miteinander etwas Gemeinsames aufbauen wollen.

Es ist ein Fehler unter "Virtueller Realität" nur simulierte Spielwelten auf dem Computer zu verstehen. Die eigentliche virtuelle Realität spielt sich in unseren Köpfen ab. Wenn ältere Menschen hier zu kreativen Schöpfungen noch fähig sind, dann sind sie wesentlich jünger als Jugendliche, die nichts eigenes in ihrem Kopf mehr bauen können, sondern sich alles am Tablett (bzw. Bildschirm) servieren lassen müssen.

Mit freundlichen Grüßen

Karl


pilli antwortete am 22.06.02 (00:33):

@ DorisW

"freiheit für die gummibärchen und die freie wahl des emoticon", .-]

wenn es denn dann erlaubt und "webmaster-konform" ist?



schorsch antwortete am 22.06.02 (15:12):

Bekanntmachung:

Wegen Übergastung der Kleinen Kneipe müssen vorübergehend die Kleine-Kneipen-Themen in andere Themen ausgelagert werden! (;--))))) (;--)))))

Schorsch


feige antwortete am 22.06.02 (19:05):

hast recht schorsch, der ganze ST wird zu ner kleinen kneipe


Carola antwortete am 23.06.02 (08:38):

Hallo Leute,
die kleine Kneipe hat eine andere Kolumne. Wieso wird immer wieder vom Thema abgewichen, sogar wenn ein Fragezeichen dahinter steht?

(Ich bin noch neu hier und habe keine Ahnung, was es mit der "kleinen Kneipe" auf sich hat.)


schorsch antwortete am 23.06.02 (11:38):

Dann besuch sie doch mal. Im Moments steht sie ganz zuoberst unter Allgemeine Themen.


adolf antwortete am 27.06.02 (23:23):

Karl, wenn auch verspätet so stimme ich dir voll zu. adolf


Werner Bleicher antwortete am 29.06.02 (23:11):

Es ist schon interessant, da fragt jemand nach den Grenzen dichterischer Freiheit und so nach und nach verflüchtigt sich das Thema mit jedem Beitrag - das ist auch dichterische Freiheit.
Aber zum Thema: Solange niemand persönlich angegriffen oder verunglimpft wird - gilt dichterische Freiheit.
Allerdings gibt es Grenzen, wenn die Religionen ins Spiel kommen. Ich denke hier weniger an Martin Walser und das Judentum sondern eher an Salman Rushdi, der noch immer mit dem Tod bedroht wird.


Carola antwortete am 30.06.02 (08:23):

Lediglich Chomeini hat Rushdi die "dichterische Freiheit" begrenzt. Und das wird ja nicht als allgemein gültig gesehen.

Die katholische Kirche hat viele Bücher auf ihrem "Index", die dennoch von allen gelesen werden.

Durch solche, vielleicht nicht unbedingt miteinander vergleichbaren Vorgänge wird m.E. die "dichterische Freiheit" nicht genormt oder eingeschränkt, auch wenn es um Religionen bzw. deren Anschauungen geht.


Alfred antwortete am 02.07.02 (01:15):

Carola ich finde Deine Anmerkung zum Thema als die bisher klügste, sie leuchtet nicht nur ein, sie nimmt auch der möglichen Spitzfindigkeit oder Haarspalterei die implizierten Spitzen, Danke!
Ist dichterische Freiheit - (wenn der Begriff denn so eindeutig als ernst gewertete Freiheit zu definieren wäre, dem finanziellen Verlust des Verlegers zum Trotz?) - nicht vielmehr immer wieder als moralische, d.h. als zeitabhängige Frage des sogenannten "guten Geschmacks" gewertet, bevorurteilt und aufgefaßt worden...?
War seiner Zeit die Erscheinung von "Im Westen nichts Neues" mit der Vorstellung dichterischer Freiheit der Noch-Wilhelmischen-Ära vereinbar? Und dann Mutter Courage... Wer einmal aus dem Blechnapf frißt... und dann erst "Der Fragebogen"!! Aber es ging ja weiter und populär offen die Nutzung der "dichterischen Freiheit" u.a. mit dem "Archipel Gulag" In den USA erscheint u.a. Wendekreis..., aber auch Westsidestory, später ist�s Watergate und die Dr.Martin Luther-King Predigten.
Es sind doch immer sogenannte "Schlüssel(romane)", die alle dichterischen Freiheits-Vorstellungen ausnutzten, und deswegen, der Aufklärung und der freien Sprache wegen, teilweise verboten, nicht verlegt, und auf welchem Index auch immer gelandet - dann erst recht gelesen wurden... Vor den heutigen Schriftstellern waren schon viele andere Autoren der öffentlichen Anklage wegen des Verfehlens des guten Geschmackes angeklagt. Die dichterische Freiheit ist und bleibt grenzenlos - die Hunde sie bellen, die Karawane zieht weiter..!


Frieder antwortete am 03.07.02 (22:47):

Die "dichterische Freiheit" erlaubt das Übertreten der üblichen Ausdrucksweise. Dies findet man vorzüglich in Gedichten. Die kreative Auswahl der Worte und Begriffe - und es gibt Menschen denen steht eine riesige Auswahl zu Verfügung - macht das Lesen interessant. Die Grenze dieser Freiheit wird überschritten, wenn der (gebildete) Leser sich nicht mehr zurecht findet. Also Worte verwendet werden, die man nur in speziellen Lexikas finden kann. Oder wenn der Sinn, die Darstellung unverständlich wird.
Begriffe wie Moral, guter Geschmack etc. unterliegen anderen Kriterien.


schorsch antwortete am 06.07.02 (16:30):

Meine Ansicht über Dichterische Freiheit: Ich möchte mit meinen Gedichten die Leser zum Schmunzeln, zum Nachdenken bringen und sie so nebenbei auch noch ein bisschen unterhalten.
Aber es gibt auch andere Ansichten. Habt ihr euch nicht auch schon gewundert, dass es nicht allgemein verständliche Schreibereien sind, die zu Ruhm führen, sondern jene, die kaum ein Mensch versteht? Warum das so ist? Ganz einfach: Allgemeinverständliches liest man - und legt es zur Seite. Über Unverständliches aber kann man tagelang brüten. Und wenn man es immer noch nicht verstanden hat, kommt man zur Einsicht, dass dieser Schreiber ein ganz besonderer sein müsse, weil er etwas geschrieben habe, das der "gewöhnliche" Zeitgenosse nicht verstehe. Ergo müsse das Geschriebene dieses Schreibers so hochstehen sein, dass es einen Kulturpreis verdiene!


sofia204 antwortete am 06.07.02 (19:19):

o schorsch,
da gibts aber doch noch ein drittes was einem anspricht