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THEMA:   Gedanken zu Gesprächen

 9 Antwort(en).

Pierre Helmer begann die Diskussion am 23.07.00 (15:50) mit folgendem Beitrag:

Gedanken zu Gesprächen.

Ziel könnte die Freude sein, aber nicht irgend eine Freude.
Glück und tiefe, innere Freude sind Bausteine des Lebens.

Tief in uns liegen sicher unendliche Bedürfnisse,
die sich, einzeln betrachtet, oft ausschließen.

Die Suche nach Erfüllung, von jedem unterschiedlich empfunden,
ist unterschwellig für all unser Tun verantwortlich.

Dabei läßt sich unser Verstand, unser Denken nicht ausschließen,
viele werden das Für und Gegen abwägen und so entscheiden.

Müssen Gefühle und Verstand gegeneinander stehen?
Soll nur der Bauch oder nur der Kopf entscheiden?

Wer der Beiden kennt die Wahrheit und was ist das?
Ist nicht gerade diese Unsicherheit Anreiz zur Entwicklung?

Warum kommt immer wieder eine Art Mißtrauen ob der Gefühle auf?
Ist die Angst nicht eigentlich der große Zerstörer des tiefen Spürens?

Die Angst vor was? Muß Angst sein? Hindert sie uns an der Erfüllung?
Sicher werden diese Gedanken erst einmal abgelehnt, stören.

Ich aber bin mir nun meiner Gedanken und Gefühle sicher.
Dankbar für jede Stunde des Glücks und der Freude.

Pierre


Friedgard Seiter antwortete am 25.07.00 (08:06):

Das Gespräch ist die Grundlage des menschlichen Lebens, glaube ich.
Ich hörte von einem Fall eines agressiven, schwierigen Kindes. Nach vielen Fehlversuchen empfahl ein Psychologe der Mutter, einmal eine Woche lang alles aufzuschreiben, was sie zu dem Kind sagt.
Das Ergebnis: nichts.
Sie sprach nicht mit dem Kind.
Das Gegenstück: eine Dreijährige, deren Mutter Engländerin, der Vater Deutscher ist. Sie spricht fast fließend beide Sprachen. Sie stellt Fragen nach den Grundlagen des Lebens, nach dem Tod, nach dem, was wir den "Himmel" nennen. Von klein auf wurde sie ernst genommen und keine ihrer kleinen Fragen belacht oder abgewiesen - aber auch versucht, ihrem kindlichen Auffassungsvermögen gerecht zu werden und ihr nicht abstrakte Begriffe zuzumuten, mit denen sie noch nichts anfangen kann.
Unser Körper braucht Nahrung, um zu wachsen,
unsere Seele, unser Geist, brauchen das Gespräch, um zu reifen.
Friedgard Seiter


Trudi antwortete am 26.07.00 (23:05):

Wenn nicht mit Worten, wie dann wollen wir uns unseren Mitmenschen verständlich machen? Sie sind die Grundlage jeden menschlichen Miteinanders, sonst nehmen wir Schaden an Geist, Seele - und Körper.
Die Vorstellung, nach all den Jahren unserer Ehe heute wortlos neben meinem Mann zu leben, lässt mich schaudern. Natürlich gibt es viele Momente, wo wir uns wirklich ohne Worte verstehen, Momente, die keines gesprochenen Wortes bedürfen. Aber diese Momente sind Geschenke, die - so glaube ich - daraus resultieren, dass wir tatsächlich immer im Gespräch sind. Und das ist kein Widerspruch!
Und wenn ich mir heute unsere drei erwachsenen Kinder ansehe und mir die unendlich vielen Gespräche mit ihnen im Laufe ihres und unseres Lebens in Erinnerung rufe (die in frühen Jahren sicherlich keine "Gespräche" im herkömmlichen Sinne waren), weiß ich, dass sie nur zu dem werden konnten, was sie heute sind, weil wir immer miteinander im Gespräch waren und auch heute noch sind.
Gespräche allein reichen natürlich nicht aus, es gehören immer auch Zärtlichkeit, seelische und körperliche Zuwendung dazu, aber das Wort von Mensch zu Mensch ist unersetzlich.
Und ich zehre heute noch von den Gesprächen, die ich mit meinen Eltern geführt habe, habe heute noch Inhalt und Tonfall im Ohr. Und es gibt Momente, wo mir diese Erinnerungen weiter helfen - und dafür bin ich unendlich dankbar.


Pierre Helmer antwortete am 27.07.00 (09:48):

Liebe Trudi,

sicher ist das Wort die wesentliche, allerdings auch meist oberflächliche Art der Kommunikation. Gespräche können Inhalt und Sinn des Lebens sein, wenn sie in der Tiefe geführt werden, wenn wir unsere Angst, uns zu entblösen überwunden haben.

Mit meinen Enkeltöchter 14, 2x12, führe ich seit einiger Zeit Gespräche über bestimmte Themen, ich schlug etwa 15 Themen vor, sie suchen sich aus, über was wir reden. Die letzte Disskussion ging um das Thema: Wir wichtig ist es akzeptiert zu werden: braucht man dazu die entsprechenden Klamotten?

In diesem einen Gespräch habe ich mehr über die Mädchen erfahren als in einem Jahr nur zusammenleben.

Lustig war die Frage der Jüngsten: Und wie ist das bei Dir, Pierre, willst Du akzeptiert werden?

Mit anderen Worten, wir sollten mit dem "Wort" weise umgehen, einmal um verstanden zu werden, aber auch um den anderen zu verstehen.

Liebe Grüsse Pierre


Trudi antwortete am 27.07.00 (23:12):

Lieber Pierre,
wenn ich Deine Zeilen lesen, glaube ich nicht, dass ich mit meinen Worten so viel anderes gesagt habe als Du. Aus was bestehen Gespräche denn, wenn nicht aus Worten? Und genau darauf wollte ich hinaus, wenn ich von der Verständigung untereinander sprach. Wir können einander doch nur verstehen, wenn wir miteinander reden - und das geht nun einmal nur mit Worten. Um einander wortlos zu verstehen, benötigt man sehr, sehr viel Zeit und viele vorangegangene Gespräche. Diese Fähigkeit ist sehr selten und ein großes Geschenk, über dem man aber eben das Gespräch mit Worten nicht vergessen darf. Und genau so möchte ich in meinem letzten Beitrag den Begriff "Worte" verstanden wissen. Als Mittel zum Zweck des Gesprächführens.
Oder wie kommunizierst Du mit Deinen Enkelinnen - wenn nicht mit Worten, aus denen sich das Gespräch entwickelt?
Also glaube ich, dass wir gar nicht so weit voneinander entfernt sind mit dem, was Du und ich versucht haben auszudrücken.
Auch das, was hier im Diskussionsforum geschieht, sind "nichts" als Worte, die dann plötzlich an durchaus großer Bedeutung gewinnen - und das gefällt mir so daran.
In diesem Sinne liebe Grüße
Trudi


Heidi Lachnitt antwortete am 08.09.00 (18:10):

Gespräche bestehen nicht nur aus Worten - Zur Kommunikation gehört der ganze Mensch,mit all seinen Gefühlen, das Zuhören mit Auge, Ohr und Herz, das Verstehen gezeigt mit Mimik und Gestik....


Wolfgang antwortete am 10.09.00 (03:13):

Deshalb ist es auch so schwierig, 'Gespräche' zu führen in solch einem Forum oder via E-Mail. Weil nur Worte ankommen und alles fehlt, was in der Wirklichkeit den Worten ihre Bedeutung geben kann. Denn, wer hat es nicht selbst schon erlebt, manchmal kann man anderen ohne viel Worte etwas sagen. Oder etwas für jemanden tun. Auch ohne viel Worte. Es wird unglaublich viel miteinander und untereinander geredet heutzutage. Im gleichen Ausmaß steigen die Missverständnisse. Ich bin skeptisch gegenüber Gesprächen, die oft nur aus Worten bestehen.

Viele Grüsse... Wolfgang.


Heidi Lachnitt antwortete am 15.09.00 (09:58):

Gespräche im Forum - "Nur" schreiben oder "nur" lesen -
ich denke schon einige Tage über dieses Thema nach, angeregt durch die Vorredner.
Worte allein, ob im Gedicht oder Mail, können unter Umständen viel sagen und viel über den Schreiber verraten. Allerdings ist es auch leicht, sich mit Worten hinter einer Fassade zu verstecken, eine Scheinperson aufzubauen - häufig ohne es zu wollen. Die Kommunikationstheoretiker haben hierüber viel zu sagen (s.Watzlawik, Rogers etc...).

Andererseits ist es interessant zu beobachten, wie unterschiedlich die "Worte" von den Lesern aufgenommen werden jeweils abhängig von Person, Zeit und aktueller Stimmungslage.

Grundsätzlich halte ich ein Gesprächsforum, wie es hier angeboten wird, für sinnvoll und positiv. Wieviele Menschen gibt es, die einsam und isoliert zu Hause sitzen und via Internet Kontakte finden können. Kommunikation "nur" mit Worten ist besser als keine Kommunikation.

Liebe Grüße, Heidi


Sieghard Winter, Freiburg antwortete am 15.09.00 (17:56):

für alle, die mit Partnern zusammenleben:

Ihr sollt stets 1 sein
Ihr sollt euch nie ent 2 en
Ihr sollt euch 3 bleiben
Ihr sollt euch stets gut 4 ren
Ihr sollt eure 5 Groschen zusammenhalten
Ihr sollt es mit dem 6 nicht zu toll treiben
Ihr sollt eure 7 Sachen stets schonend behandeln
Ihr sollt euch gegenseitig 8 ten
Ihr sollt eure Liebe jeden Tag er 9 ern
Ihr sollt euch nie die 10e zeigen

Ein Gespräch hierüber wäre lohnend

Beste Grüße S.


Wolfgang antwortete am 17.09.00 (11:40):

Ein Gespräch, Kommunikation überhaupt soll dem Verstehen oder dem Verständnis dienen und Menschen näherbringen. So hätten wir es gerne und Gott sei Dank klappt das auch manchmal. Gespräche haben aber oft auch andere Funktionen: Rechte durchsetzen, Macht demonstrieren oder verletzen wollen... Heidi hat diesen Doppelcharakter von Gesprächen und Worten schon erwähnt. In diesen Foren hier kann man alle Spielarten beobachten: Es gibt "gute" und "schlechte" Gespräche. Wie im wirklichen Leben auch. Jeder hier hat es bestimmt am eigenen Leib schon erlebt. Man fühlt sich verstanden, mit dem was man sagte oder man fühlt sich mißverstanden, was an der eigenen Argumentation liegen kann oder an dem fehlenden Willen zum Verständnis bei anderen.

Trotz aller Vorbehalte und Schwierigkeiten: Ich begrüsse die Möglichkeit, Gespräche zu führen mit Menschen, die ich auf anderem Weg nie erreichen würde. Ich bin halt nur skeptisch, ob man viel von dem "rüberbringt", was die eigene Persönlichkeit wirklich ausmacht. Gespräche und Worte sind Werkzeuge und können als Waffen missbraucht werden. Für unbedingt erforderlich halte ich es, allen Gesprächsteilnehmern Respekt zu zollen, gerade wenn sie Meinungen äußern, die einem nicht passen.

Einen schönen Sonntag noch... Wolfgang.

(Internet-Tipp: https://www.teachsam.de/deutsch/d_rhetorik/argu/arg0.htm)


Sieghard antwortete am 13.12.00 (07:55):

Gespräch Sprache Sprachbuch Sprachkurs Versprechen
sprechen aussprechen besprechen versprechen ansprechen
sprachbegabt sprechbereit
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