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THEMA:   Gedichte Kapitel 28

 128 Antwort(en).

team seniorentreff begann die Diskussion am 28.09.02 (10:17) mit folgendem Beitrag:

Kapitel 28 wird eröffnet mit dem letzten Beitrag von Rosmarie V.

Bitte

Sei sanft, wenn du kannst, das Leben
Ist sowieso hart und schwer.
Vielleicht hat es das früher gegeben,
Jetzt gibt es das nicht mehr:
Leicht sein und einfach leben
Ohne Nutzungs- und Musterungsschein.
Wenn wir uns nicht Liebe geben,
uns umfangen und uns erheben,
Betonieren sie uns ein.

Eva Strittmatter

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/diskussion/archiv4/a359.html


sieghard antwortete am 28.09.02 (15:11):

Verschlossen

Wir sehen aus der Entfernung den Landsitz
des Herrn von Ribbeck zu Ribbeck.
Die Bäume werden noch immer Birnen tragen,
aber das Schloss erscheint uns,
wenn wir vorüberfahren,
wie ein glitzerndes Trugbild.

Alles ist unerreichbar hinter den Hecken,
rankenden Blumen, flatternden Blättern.
Das große lockende, geschwungene Tor
wird uns immer verschlossen bleiben,
obwohl wir den freundlichen Namen
klingen hörten vor langer Zeit.

[Sarah Kirsch]


hl antwortete am 28.09.02 (22:16):

Wiegenlied für Erwachsene


Schlaf, schlaf, wo wohnt denn dein Träumlein
im Haus, im Haus, im Haus
Schlaf, heut nacht geht dein Träumlein fort
zieht aus, zieht aus
ist das Haus auch alt und rauh
ist der Bulldozer jung und glatt
Morgen früh. morgen früh
morgen früh, wenn du erwachst
hat ein Loch die Stadt

Schlaf, schlaf, wo geht denn dein Träumlein
im Wald, im Wald, im Wald
Schlaf, heut nacht muss dein Träumlein dort
verschwinden bald
sind die Bäume auch aus Holz
ist die Säge doch aus Stahl
Morgen früh, morgen früh
morgen früh, wenn du erwachst
ist der Hügel kahl

Schlaf, schlaf, wo schwimmt denn dein Träumlein
im See, im See, im See
Schlaf, heut nacht sieht dein Träumlein dort
viel Weh, viel Weh
ist der See auch tief und blau
der Kanal ist schwarz und lang
Morgen früh, morgen früh
morgen früh, wenn du erwachst
sind die Fische krank.

Schlaf, schlaf, wo fliegt denn dein Träumlein
im Wind, im Wind, im Wind
Schlaf, heut nacht wird dein Träumlein dort
vor Kummer blind
Denn der Wind ist schwarz von Rauch
und die Luft ist grau von Staub
Morgen früh, morgen früh
morgen früh, schläfst du so tief
wie das dürre Laub

Arik Brauer (1971)


Rosmarie.V. antwortete am 29.09.02 (17:52):

Weiden
_______

Einst hab ich drei Weiden besungen.
Eine ist nur geblieben.
Ich habe drei Weiden besungen.
So sind auch drei Weiden geblieben.

Eva Strittmatter


dela antwortete am 30.09.02 (11:23):

Herbsthauch

[Friedrich Rückert]

Herz, nun so alt und noch immer nicht klug,
Hoffst du von Tagen zu Tagen,
Was dir der blühende Frühling nicht trug,
Werde der Herbst dir noch tragen!

Läßt doch der spielende Wind nicht vom Strauch,
Immer zu schmeicheln, zu kosen.
Rosen entfaltet am Morgen sein Hauch,
Abends verstreut er die Rosen.

Läßt doch der spielende Wind nicht vom Strauch,
Bis er ihn völlig gelichtet.
Alles, o Herz, ist ein Wind und ein Hauch,
Was wir geliebt und gedichtet.


sieghard antwortete am 01.10.02 (23:17):

Herbst

Herbstschwere Sonne,
glasharte Disteln am Rain,
weißer Apfelduft aus den Körben,
hinter Scheibenwischern Heidekraut.

Die tonroten Blätter wurden
im Ofen des Herbstes gebrannt.
Sein Herz, die Kastanie,
pocht in der Kinderfaust.

[Gerhard Portele *1933]
.


Rosmarie V antwortete am 02.10.02 (19:28):

Bald beginnen die Herbstnebel. Dazu das Nebelgedicht von Hermann Hesse!

Im Nebel
_________

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein.

Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
ist keiner mehr sichtbar.

Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.


sieghard antwortete am 02.10.02 (22:08):

Das Lied der Deutschen

Deutschland, Deutschland über alles,
Über alles in der Welt,
Wenn es stets zu Schutz und Trutze
Brüderlich zusammenhält;
Von der Maas bis an die Memel,
Von der Etsch bis an den Belt:
Deutschland, Deutschland über alles,
Über alles in der Welt!

Deutsche Frauen, deutsche Treue,
Deutscher Wein und deutscher Sang
Sollen in der Welt behalten
Ihren alten, schönen Klang,
Uns zu edler Tat begeistern
Unser ganzes Leben lang:
Deutsche Frauen, deutsche Treue,
Deutscher Wein und deutscher Sang!

Einigkeit und Recht und Freiheit
Für das deutsche Vaterland!
Danach lasst uns alle streben
Brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
Sind des Glückes Unterpfand:
Blüh im Glanze dieses Glückes,
Blühe, deutsches Vaterland.

[August Heinrich Hoffmann
von Fallersleben 1798-1874]
.


Rosmarie.Vancura antwortete am 04.10.02 (17:31):

An eine Fee
___________

Ich wünsche mir
eine magische Flasche
leer und mit festem Verschluss.

Eingefangene
glückliche Stunden
will ich durch gläserne Wände
anschauen und das gehabte Glück
neu fühlen.

Ich möchte
Zeiten der Schwere
leicht und aus sicherem Abstand betrachten
ohne Schmerzen.

Und ich will Stunden,
die ich verträumte, vertrödelte, fortwarf,sammeln
und sie dort sicher verwahren
als Vorrat
wenn mir die Zeit
nicht reicht.

Helga Zeun
*1939
Rentnerin Hermannsburg
in Lyrik heute


dela antwortete am 05.10.02 (17:41):

MEIN GARTEN

Margit Bachler-Rix,
aus: DAS GEDICHT
EDITION L

In der Tiefe meines Gartens
Weiß ich mich stets gut geborgen,
Hänge meine trüben Sorgen
Wie ein Netz in das Geäst,
Wo der Wind es schwingen läßt.
Fein gesponnen sind die Fäden,
Die sich stets auf�s neu verweben,
Aus Gedanken, Wünschen, Träumen
Nistet es in dunklen Bäumen
Als ein Teil von meinem Ich.
Seltsam fremd
Und doch für mich.

In der Tiefe meines Gartens
Spüre ich die Zeit verweilen,
Nicht mit lauten Schritten eilen.
Sanft verrinnen hier die Stunden.
Oft schon habe ich gefunden
Was ich längst verloren glaubte,
Da der Lärm die Ruh� mir raubte.
Unterm grünen Blätterdach
Hänge ich Gedanken nach,
Manchmal leicht
Und manchmal schwer,
Wie der Duft rings um mich her.

In der Tiefe meines Gartens
Kann ich Angst
und Leid vergraben,
Brauche mich nicht zu beladen
Mit des Tages Zentnerlast.
Suche mir zur stillen Rast
Eine Bank am Regenteich
Wo die Vögel märchengleich
Harfenhelle Lieder singen
Und Libellen tanzend springen
In den Abend dämmerweit.
Insel der Vergessenheit.


Erika Kalkert antwortete am 05.10.02 (23:52):

Welkes Blatt

Jede Blüte will zur Frucht,
jeder Morgen Abend werden.
Ewiges ist nicht auf Erden
als der Wandel, als die Flucht.

Auch der schönste Sommer will
einmal Herbst und Welke spüren.
Halte, Blatt, geduldig still,
wenn der Wind dich will entführen.

Spiel dein Spiel und wehr dich nicht,
laß es still geschehen.
Laß vom Winde, der dich bricht,
dich nach Hause wehen.

Hermann Hesse


dela antwortete am 06.10.02 (22:42):

Marina Zwetajewa
26.9.1892, Moskau - 31.8.1941, Freitod in Jelabuga


Da ich die Dinge bald verlasse,
Denk ich mit großer Zärtlichkeit
Wem bleibt mein Wolfspelz überlassen
Und wem das eingewohnte Plaid

Der schlanke Stock mit Windhundzwinge
Wer hält ihn bald in seiner Hand
Wen schmücken die Türkisenringe
An welchem Arm mein Silberband

Und alle Zettel, alle Blumen bleiben
Ich habs nicht über mich gebracht...
Und wem den Endreim aufzuschreiben
Und wem du - meine letzte Nacht

(aus dem Russischen von Christa Reinig)


hl antwortete am 10.10.02 (14:49):

Oktober

Oktober kommt mit blauem Rauch,
der Wind will Äpfel pflücken,
und gelbe Birnen gibt es auch,
und Süßes reift im Brombeerstrauch,
du brauchst dich nur zu bücken!

So rot und gold wie Feuerschein
steht nun der Wald am Hügel.
Das Eichhorn sammelt Nüsse ein,
der Falter sitzt am warmen Stein
und breitet weit die Flügel.

Ein Spinnwebfaden fliegt im Wald,
es raschelt auf den Wegen.
Der Häher schreit, die Nacht wird kalt,
und auf die Wiesen wird sich bald
der erste Rauhreif legen.

Ursula Wölfel


Adolf antwortete am 12.10.02 (00:47):

Mögest in deinem Herzen du
so manchen reichen Lebenstag
in Dankbarkeit bewahren.
Mit den Jahren wachse jede Gabe,
die Gott dir einst geliehen,
um alle, die du liebst,
mit Freude zu erfüllen,
In jeder Stunde, Freud und Leid,
lächelt der Menschgewordene dir zu,
bleib du in seiner Nähe!
Aus dem alten Irland
Mögest in deinem Herzen du
so manchen reichen Lebenstag
in Dankbarkeit bewahren.
Mit den Jahren wachse jede Gabe,
die Gott dir einst geliehen,
um alle, die du liebst,
mit Freude zu erfüllen,
In jeder Stunde, Freud und Leid,
lächelt der Menschgewordene dir zu,
bleib du in seiner Nähe!
Aus dem alten Irland


hl antwortete am 12.10.02 (00:54):

Wer hockt hinterm Berge,
verhutzelt und grau?
Die alte Hexe,
die Nebelfrau.

Sie schöpft aus der Pfütze,
kocht graudicke Grütze.
Mischt Wasser mit Luft,
mengt Sonne mit Tau.
Das gibt eine Suppe!
Das gibt ein Gebrau!

Ein Löffel Warm,
zwei Handvoll Kalt -
schon brodelt's am Berge.
Schon dampft es im Wald.

Eine Prise Wind,
halb kalt, halb lau. -
Hihi, so schmeckt es
der Nebelfrau.

Die Grütze blubbert,
steigt über den Rand.
Hu, was für ein Nebel!
Verschwunden das Land.

Hanna Hanisch


sieghard antwortete am 12.10.02 (08:00):

Die große Fracht

Die große Fracht des Sommers ist verladen,
das Sonnenschiff im Hafen liegt bereit,
wenn hinter dir die Möwe stürzt und schreit.
Die große Fracht des Sommers ist verladen.

Das Sonnenschiff im Hafen liegt bereit,
und auf die Lippen der Galionsfiguren
tritt unverhüllt das Lächeln der Limuren.
Das Sonnenschiff im Hafen liegt bereit.

Wenn hinter dir die Möwe stürzt und schreit,
kommt aus dem Westen der Befehl zu sinken;
doch offnen Augs wirst du im Licht ertrinken,
wenn hinter dir die Möwe stürzt und schreit.

[Ingeborg Bachmann 1926 - 1973]
.


Rosmarie Schmitt antwortete am 12.10.02 (09:11):

Lieber Adolf,

mir scheint, dein Segensspruch ist sehr ähnlich wie mein altirischer Lieblingssegensspruch. Den wollte ich mal meiner Freundin und ihrem Mann auf ihrer Hochzeit aufsagen. Ich konnte ihn sehr gut auswendig. Aber durch den vorherigen Sekt bin ich schmählich stecken geblieben und den Text hatte ich nicht dabei... :-(

Nicht,
dass keine Wolke des Leides über dich komme,
nicht,
dass dein künftiges Leben ein langer Weg von Rosen sei,
nicht,
dass du niemals eine Reueträne vergießen mögest,
nicht,
dass du niemals Schmerz fühlen solltest,
nein,
das alles wünsche ich dir nicht.

Mein Wunsch für dich ist:
Dass du in deinem Herzen immer bewahren mögest
die goldene Erinnerung an jeden reichen Tag deines Lebens.
Dass du tapfer seist in der Stunde der Prüfung,
wenn das Kreuz auf deine Schultern gelegt wird,
wenn der Berg, den du zu besteigen hast, überhoch scheint
und das Licht der Hoffnung sehr fern.
Dass jede Gabe, die Gott dir geschenkt hat, wachsen möge
und dass sie dir dazu diene
die Herzen derer, die du liebst,
mit Freude zu erfüllen.

Altirischer Segensspruch


Nuxel antwortete am 12.10.02 (10:11):

Liebe Rosmarie Schmitt

das ist ein sehr schöner Spruch,der mich nachdenklich macht.
ich habe ihn kopiert...

wir nehmen so gerne alle guten und angenehmen Ereignisse in unserem Leben an,freuen uns darüber...und können dann "grosszügig" zu anderen Menschen sein.
Wenn Kummer Leid,oder Schwierigkeiten Schatten werfen und unseren Einsatz fordern,hadern wir allzu ungerecht mit dem "Schicksal"----
Gutes,Schönes und Angenehmes ist weder Verdienst noch selbstverständlich--jeder kann und hat sicher auch Leidvolles erlebt----es wäre sonst kein Leben----
Licht und Schatten,Freud und Leid ist,wie kommen und gehen.
Was wir daraus machen,kennzeichnet uns.
Denke ich

Einen Spruch meiner Mutter,Hanne Braeuner, möchte ich hierherschreiben:

Leucht' dir ein Licht in deinen Tag,
trags hin,zu einem,der's grad dunkel haben mag.


Adolf antwortete am 12.10.02 (13:28):

Liebe Rosmari Schmitt,
Danke für Deine lieben Zeilen. Auch Dein Gedicht ist sehr schön, ich habe es mir gleich kopiert. Herzlichen Gruß Adolf


Adolf antwortete am 12.10.02 (13:32):

Liebe Nuxel, Dein Spruch ist sehr gut, ich habe ihn mir kopiert. Herzlichen Gruß Adolf


Medea antwortete am 12.10.02 (19:50):

Dieses Herbstgedicht hat mich immer besonders berührt:

Herr, es wird Zeit - der Sommer war sehr groß.
Leg Deinen Schatten auf die Sonnenuhren und in den Fluren
laß die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein,
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
treibe sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr ...
wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird lesen, lange Briefe schreiben
und in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

Herbstliche Grüße von Medea.


hl antwortete am 12.10.02 (20:27):

Oktoberlied

Der Nebel steigt, es fällt das Laub;
schenk ein den Wein, den holden!
Wir wollen uns den grauen Tag
vergolden, ja vergolden!

Und geht es draussen noch so toll,
unchristlich oder christlich,
ist doch die Welt, die schöne Welt,
so gänzlich unverwüstlich!

Und wimmert auch einmal das Herz -
stoss an und lass es klingen!
Wir wissen s doch, ein rechtes Herz
ist gar nicht umzubringen.

Der Nebel steigt, es fällt das Laub;
schenk ein den Wein, den holden!
Wir wollen uns den grauen Tag
vergolden, ja vergolden!

Wohl ist es Herbst; doch wartet nur,
doch wartet nur ein Weilchen!
Der Frühling kommt, der Himmel lacht,
es steht die Welt in Veilchen.

Die blauen Tage brechen an
und ehe sie verfliessen,
wie wir wollen sie, mein wackrer Freund,
geniessen, ja geniessen.


Theodor Storm


hl antwortete am 12.10.02 (20:32):

Ich sah ein großes Herbstblatt,
das der Wind
Die Straße lang trieb, und ich
dachte: Schwierig
Den künftigen Weg des Blattes auszurechnen!

Bertolt Brecht


Adolf antwortete am 12.10.02 (22:33):

Herbstzeit

Raschelndes Laub
unter meinen Füßen,
feucht und nach
Erde riechend.

Die Spätsommerträume sind
alle schon vergangen
und doch halten sie
uns noch umfangen.

Die Sonne scheint mit
letzter Kraft, ihre Strahlen
berühren die letzten Rosen,
sie streicheln mein Gesicht.

Ich schau in den Himmel,
seh die Wildgänse ziehen
und ich weiß, im Frühjahr
werde ich sie wiedersehen.

Jede Jahreszeit hat seine Reize,
so wie es auch mit jedem Lebensalter ist,
auch wenn man das im Alltag
nur all zu oft vergisst.

Unbekannt
Einen schönen Sonntag wünscht allen Adolf


Medea antwortete am 13.10.02 (10:01):

Mir ist eben noch ein wunderschönes Herbstlied eingefallen:

Bunt sind schon die Wälder, gelb die Stoppelfelder
und der Herbst beginnt.....
Rote Blätter fallen, graue Nebel wallen
Kühler weht der Wind.

Dazu gibt es noch zwei weitere Strophen.

Der wilde Wein an meiner Hauswand ist auch rot-gelb gefärbt.

Herzliche Grüße
Medea


hl antwortete am 13.10.02 (11:51):

:-) ja, ein schönes Herbstlied, Medea. Hier ist es vollständig:

Johann Gaudenz Frhr. v. Salis-Seewis "Herbstlied" 1782

Bunt sind schon die Wälder,
Gelb die Stoppelfelder,
Und der Herbst beginnt.
Rote Blätter fallen,
Graue Nebel wallen,
Kühler weht der Wind.

Wie die volle Traube
Aus dem Rebenlaube
Purpurfarbig strahlt!
Am Geländer reifen
Pfirsiche, mit Streifen
Rot und weiß bemalt.

Flinke Träger springen,
Und die Mädchen singen,
Alles jubelt froh!
Bunte Bänder schweben
Zwischen hohen Reben
Auf dem Hut von Stroh.

Geige tönt und Flöte
Bei der Abendröte
Und im Mondesglanz;
Junge Winzerinnen
Winken und beginnen
Frohen Erntetanz.


hl antwortete am 13.10.02 (11:57):

Hier gibt es die Melodie als Midi :-)

www.herbert-fritz.de/volksliedermidi/Bunt_sind_schon.mid

Internet-Tipp: https://www.herbert-fritz.de/volksliedermidi/Bunt_sind_schon.mid


Erika Kalkert antwortete am 13.10.02 (17:07):

Im Herbst

Nun prangt das Feld mit goldnen Garben,
der Fruchtbaum hat sich tief gebückt
und mit des Jahres dunklern Farben
die Flur noch einmal sich geschmückt.

Doch schauern kalt die Abendwinde,
die Sonne ward so krank und blaß;
und leise zittert von der Linde
das welke Laub ins welke Gras.

Ich ahne schon des Winters Tosen
und gäbe gern, so karg ich bin,
für eine Handvoll Frühlingsrosen
des Herbstes ganzen Reichtum hin.

Friedrich Wilhelm Weber


Medea antwortete am 13.10.02 (23:54):

Liebe hl

Mit der Melodie zu "Bunt sind schon die Wälder..." und den
restlichen drei Strophen zu dem Lied hast Du mir eine große Freude gemacht. Ich habe gleich mitgesungen.
Mir gefällt es, wenn dann und wann die passende Musik ertönt.
Danke.

Medea


Margret antwortete am 14.10.02 (22:34):

Herbstgespräch mit dem lieben Gott

Lieber Gott, ganz ehrerbötig:
War es wirklich dringend nötig,
dass alljährlich Jahreszeiten
wechseln hier in diesen Breiten?
Muss es sein, dass kühl und prompt,
Herbst nach jedem Sommer kommt?
Und viel schlimmer, noch dahinter
dieser endlos lange Winter?
Könntest du, statt dieser Sachen,
nicht auf Dauer Frühling machen
und uns Herbst und Winter sparen
etwa wie auf den Kanaren?
Uns mit Schnee stets einzudecken:
Willst du was damit bezwecken?
Missversteh�dies nicht als Klage -
war ja nur mal so�ne Frage.
Wenn du meinst, es muss so sein,
na dann stecken wir�s halt ein.
Dann lass es hier auf Erden
demnächst wieder Winter werden ....
In Gottes Namen! AMEN!
(Verfasser unbekannt)


Adolf antwortete am 16.10.02 (23:32):

Unverzagt

Sieh nur, wie sie sich bemühn,
die Geranien, in dem Schutz der Kästen
im November noch einmal zu blühn
unter all den kahlgefegten Ästen!

Aussichtslos, dies Unterfangen,
wo es vielleicht bald schon schneit,
noch zu blühen und zu prangen;
ist das nicht Vermessenheit ?

Solltest dir ein Beispiel nehmen,
könntest gar nichts Besseres tun:
vor dem Ende dich nicht grämen
und dich regen, statt zu ruhn.
Elli Michler
Allen Nachteulen eine schöne Nacht, den andern eine guten Tag. Herzliche Grüße Adolf


sieghard antwortete am 17.10.02 (09:11):

War das die Liebe, die mich gestern streifte,
wie eines seidenen Gewandes Atem
im Dunkel, wie ein windvertragner Duft,
wie Harmonien aus der blauen Nacht,
woher, du weißt es nicht, doch stockt dein Blut
und horcht in die Geheimnisse der Dinge...
und all dein Wesen flutet zögernd aus,
du fühlst dich wie ein Strom die Welt durchrinnen
und ahnst doch noch ein Mehr-als-diese-Welt,
wie hinter feiner Schleier Wehr noch wartend,
ein Himmelreich voll Blüten, Früchten, Sonnen,
und lächelnd winkt, die dich so sehr gerührt.

[Christian Morgenstern 1871-1914]
.


Adolf antwortete am 17.10.02 (22:02):

Ein Lächeln andern zugedacht
behält und hat stets große Macht,
erhellt es doch die Seele gleich,
als wie ein warmer Sonnenstreich!

Oft ist's dies kleine Lächeln nur,
das uns den Tag verschönt
und uns so unser Tagesmüh'n
erleichtert und verschönt!
Unbekannt


sieghard antwortete am 18.10.02 (18:20):

Mein blaues Klavier

Ich habe zu Hause ein blaues Klavier
Und kenne doch keine Note.

Es steht im Dunkel der Kellertür,
Seitdem die Welt verrohte.

Es spielen Sternenhände vier
- Die Mondfrau sang im Boote -
Nun tanzen Ratten im Geklirr.

Zerbrochen ist die Klaviatür...
Ich beweine die blaue Tote.

Ach liebe Engel öffnet mir
- Ich aß vom bitteren Brote -
Mir lebend schon die Himmelstür -
Auch wider dem Verbote.

[Else Lasker-Schüler]
.


Wolfgang antwortete am 18.10.02 (23:43):

Für mlB...


Comme un plant de mais déplanté de sa terre,
Une vieille coquille oubliée par la mer,
À côté de la vie

Je me tourne vers toi qui a osé m'aimer
Viens avec moi, parton, je voudrais retrouver
Les traces de la nuit.

Michel Houellebecq

Wie ein Setzling Mais, aus seiner Erde gerissen / Eine leere Muschelschale, vom Meer vergessen / Am Rande des Lebens

Wende ich mich an Dich, die mich zu lieben gewagt hat / Komm mit mir, lass uns gehen, ich möchte wiederfinden / Die Spuren der Nacht.


Heidi antwortete am 18.10.02 (23:49):

Für mlB..

Ich bin wie ein Kind, das nicht mehr weinen darf,
Führ mich in das Land, wo die gutmütigen Menschen leben
Führ mich durch die Nacht, umhülle mich mit einem Zauber
Ich möchte so gern Wesen begegnen, die anders sind.

Ich trage tief in mir eine uralte Hoffnung
..

Michel Houellebecq


britt antwortete am 19.10.02 (08:44):

Bohnen und Birnen

Bevor die grünen Dotter welken, -
die Hennen brüten einen frühen Herbst, -
jetzt gleich, bevor die Scherenschleifer
den Mond mit hartem Daumen prüfen,
der Sommer hängt noch an drei Fäden,
den Frost verschließt ein Medaillon,
noch eh der Schmuck, verwandt dem Regen wandert,
noch eh die Hälse nackt, vom Nebel halb begriffen,
bevor die Feuerwehr die Astern löscht
und Spinnen in die Gläser fallen,
um so der Zugluft zu entgehen,
vorher, bevor wir uns verkleiden,
in ärmliche Romane wickeln,
laßt uns noch grüne Bohnen brechen.
Mit gelben Birnen, einer Nelke,
mit Hammelfleisch laßt uns die grünen Bohnen,
mit schwarzer Nelke und mit gelben Birnen,
so wollen wir die grünen Bohnen essen,
mit Hammelfleisch mit Nelke und mit Birnen.

Günter Grass


Adolf antwortete am 22.10.02 (18:04):

Viele Dinge kann man
nicht mit Geld bezahlen,
aber mit einem Lächeln
und einem herzlichen
Dankeschön


dela antwortete am 22.10.02 (21:22):

Astern, schwälende Tage,
Alte Beschörung, Bann
Die Götter halten die Waage
Eine zögernde Stunde an.

Noch einmal die goldenen Herden
Der Himmel, das Licht, der Flor,
Was brütet das alte Werden
Unter den sterbenden Flügeln vor?

Noch einmal das Ersehnte
Den Rausch der Rosen Du -,
Der Sommer stand und lehnte
Und sah den Schwalben zu,

Noch einmal ein Vermuten
Wo längst Gewissheit wacht;
Die Schwalben streifen die Fluten
Und trinken Fahrt und Nacht.-------

Gottfried Benn


britt antwortete am 24.10.02 (11:27):

Nur zwei Dinge

Durch so viel Formen geschritten,
durch Ich und Wir und Du,
doch alles blieb erlitten
durch die ewige Frage: wozu?

Das ist eine Kinderfrage.
Dir wurde erst spät bewußt,
es gibt nur eines: ertrage
- ob Sinn, ob Suche, ob Sage -
dein fernbestimmtes: Du mußt.

Ob Rosen, ob Schnee, ob Meere,
was alles erblühte, verblich,
es gibt nur zwei Dinge: die Leere
und das gezeichnete Ich.

Gottfried Benn, 1953


sieghard antwortete am 24.10.02 (18:43):

Herbst
Herbstschwere Sonne,
glasharte Disteln am Rain,
weißer Apfelduft aus den Körben,
hinter Scheibenwischern Heidekraut.
Die tonroten Blätter wurden
im Ofen des Herbstes gebrannt.
Sein Herz, die Kastanie,
pocht in der Kinderfaust.

[Gerhard Portele *1933]
.


Adolf antwortete am 25.10.02 (04:05):

WARNUNG

[Eugen Roth]

Ein Mensch, verführt von blindem Zorn
Bläst in das nächste beste Horn.

Nun merkt er, nach dem ersten Rasen,
Daß er ins falsche Horn geblasen.

Zu spät! Der unerwünschte Ton
Ist laut in alle Welt entflohn.

Wenn schon Moral, dann wär es diese:
Daß man am besten gar nicht bliese!
Einen schöne Tag wünscht Adolf


Rosmarie V. antwortete am 26.10.02 (17:25):

Allerheiligen
_____________

Heut hält das Leben
Den Atem an,
Es spinnt der Herbst
Sein Seidengewand.

Faden um Faden
Hüllt ein die Welt
Novembernadel
Umstrickt das Feld.

Ins tote Laub
Kein Windhauch fährt.
Keine Blume sprengt
Die trauernde Erd'.

Kein Vogelflug
Lenkt ab die Schau
Vom glatt gefegten
Himmelsblau-

So still der Tag,
So kahl, so rein,
Gefangen in
Kristallnem Schein.

Erde harrt auf Wunder,
Der Mensch mit ihr -
Alle Heilgen gehen vorüber
Heute und hier.

Gefunden in: Das Schönste von Anne Mottow Lindbergh.
Herausgegeben von Elisabeth Pieper
Sehr lesenswert!


Nuxel antwortete am 26.10.02 (20:31):

@Rosmarie V.

kleine Frage:
Könnte es ein Schreibfehler von Dir sein,dass da steht:
Anne Mottow Lindbergh ?

Du meinst doch sicher:

Anne Morrow Lindbergh


Adolf antwortete am 27.10.02 (01:55):

Oktoberlied
Der Nebel steigt, es fällt das Laub;
Schenk ein den Wein, den holden!
Wir wollen uns den grauen Tag
Vergolden, ja vergolden!

Und geht es draußen noch so toll,
Unchristlich oder christlich.
Ist doch die Welt, die schöne Welt,
So gänzlich unverwüstlich!
Und wimmert auch einmal das Herz �

Stoß an und laß es klingen!
Wir wissen's doch,
Ein rechtes Herz
Ist gar nicht umzubringen.

Der Nebel steigt, es fällt das Laub;
Schenk ein den Wein, den holden!
Wir wollen uns den grauen Tag
Vergolden, ja vergolden!

Wohl ist es Herbst; doch warte nur,
Doch warte nur ein Weilchen!
Der Frühling kommt, der Himmel lacht,
Es steht die Welt in Veilchen.

Die blauen Tage brechen an,
Und ehe sie verfließen,
Wir wollen sie, mein wacker Freund,
Genießen, ja genießen!
Theodor Storm

Einen schönen Sonntag wünscht Adof


Erika Kalkert antwortete am 28.10.02 (14:47):

Herbstgeruch

Wieder hat ein Sommer uns verlassen,
starb dahin in einem Spätgewitter.
Regen rauscht geduldig, und im nassen
Walde duftet es so bang und bitter.

Herbstzeitlose starrt im Grase bläßlich
und der Pilze wucherndes Gedränge.
Unser Tal, noch gestern unermeßlich
weit und licht, verhüllt sich und wird enge.

Enge wird und duftet bang und bitter
diese Welt, dem Lichte abgewendet.
Rüsten wir uns auf das Spätgewitter,
das des Lebens Sommertraum beendet.

Hermann Hesse


sieghard antwortete am 28.10.02 (16:52):

Musical von Jerry Herman [Musik]
und Harvey Fierstein [Text]:

Ein Käfig voller Narren

Die schönste Zeit ist heut,
was blieb vom Sommer - nur ein Edelweiß.
Die schönste Zeit ist heut,
was kommen wird, wer weiß?

Ergreif den Augenblick,
du lebst und liebst nie mehr so jung wie heut
und blicke nicht zurück,
erkenn die schönste Zeit ist heut.
.


Adolf antwortete am 31.10.02 (00:12):

Etwas zum nachdenken, Adolf

Bekehrung
Als ich unzufrieden werden wollte
über die nachlassende Kraft meiner Augen,
begegnete ich einem Blinden.

Als ich zu jammern begann,
weil der Fuß mich schmerzte,
fuhr ein Mann ohne Beine in
einem Rollstuhl an mir vorüber.

Als ich Klage erhob über mein Alter,
hörte ich von einer Frau,
die schon in jungen Jahren sterben musste.

Und als ich jene, denen es besser zu gehen
schien als mir, um ihren Reichtum beneidete,
bat mich ein Bettler am Rande der Straße
um Linderung seiner Not.

Da ging ich hinein in das Gotteshaus,
mischte mich still unter jene,
die nur um zu bitten gekommen waren,
und stellte zufrieden und dankbar die Frage:
Herr, womit habe ich all deine Güte verdient?
Elli Michler


dela antwortete am 01.11.02 (18:22):

DAS GEFIEDER DER SPRACHE

Das Gefieder der Sprache streicheln
Worte sind Vögel
mit ihnen
davonfliegen


(Hilde Domin)


dela antwortete am 02.11.02 (20:07):

wie treffend und erheiternd liest sich dieses zitat,
meint dela.


ZITAT:
Joachim Ringelnatz, (1883-1934)

Ob ich Biblio- was bin ?
Phile? "Freund von Büchern" meinen Sie ?
Na, und ob ich das bin !
Ha ! und wie !

Mir sind Bücher, was den anderen Leuten
Weiber, Tanz, Gesellschaft, Kartenspiel,
Turnsport, Wein und weiß ich was, bedeuten.
Meine Bücher --- wie beliebt ? Wieviel ?

Was, zum Henker, kümmert mich die Zahl.
Bitte, doch mich auszureden lassen.
Jedenfalls: viel mehr, als mein Regal
Halb imstande ist zu fassen.

Unterhaltung ? Ja, bei Gott, das geben
Sie mir reichlich. Morgens zwölfmal nur
Nüchtern zwanzig Brockhausbände heben ---
Hei ! das gibt den Muskeln die Latur.

Oh, ich mußte meine Bücherei,
Wenn ich je verreiste, stets vermissen.
Ob ein Stuhl zu hoch, zu niedrig sei,
Sechzig Bücher sind wie sechzig Kissen.

Ja natürlich auch vom künstlerischen
Standpunkt . Denn ich weiß die Rücken
So nach Gold und Lederton zu mischen,
Daß sie wie ein Bild die Stube schmücken.

Äußerlich ? Mein Bester, Sie vergessen
Meine ungeheure Leidenschaft,
Pflanzen fürs Herbarium zu pressen.
Bücher lasten, Bücher haben Kraft.

Junger Freund, Sie sind recht unerfahren,
Und Sie fragen etwas reichlich frei.
Auch bei andern Menschen als Barbaren
Gehen schließlich Bücher mal entzwei.

Wie ? - ich jemals auch in Büchern lese ??
Oh, sie unerhörter Ese---
Nein, pardon! - Doch positus, ich säße
Auf dem Lokus und Sie harrten
Draußen meiner Rückkehr, ach dann nur
Ja nicht länger auf mich warten.
Denn der Lokus ist bei mir ein Garten,
Den man abseits ohne Zeit und Uhr
Düngt und erntet dann Literatur.

Bücher - Nein, ich bitte Sie inständig:
Nicht mehr fragen ! Laß dich doch belehren !
Bücher, auch wenn sie nicht eigenhändig
Handsigniert sind, soll man hochverehren.

Bücher werden, wenn man will, lebendig.
Über Bücher kann man ganz befehlen.
Und wer Bücher kauft, der kauft sich Seelen,
Und die Seelen können sich nicht wehren.


Wolfgang antwortete am 03.11.02 (00:14):

Brote und Fische (von DAVID WHYTE)

Dies ist nicht das Informationszeitalter.
Dies ist NICHT
das Informationszeitalter.

Vergesst die Nachrichten
und das Radio
und das unscharfe Fernsehbild.

Dies ist die Zeit
der Brote
und Fische.

Die Menschen haben Hunger,
und ein gutes Wort ist Brot
für tausend.

Übersetzung des amerik. Originals... "Loaves and Fishes" from "House of Belonging" (by DAVID WHYTE), Many Rivers Press, 98 pps., ISBN: 0962152439, Publication Date: March 1998


britt antwortete am 03.11.02 (09:03):

Stilles Reifen

Alles fügt sich und erfüllt sich,
mußt es nur erwarten können
und dem Werden deines Glückes
Jahr und Felder reichlich gönnen.

Bis du eines Tages jenen
reifen Duft der Körner spürest
und dich aufmachst und die Ernte
in die tiefen Speicher führest.

Christian Morgenstern


hl antwortete am 05.11.02 (09:44):

imagine

Stell dir vor, es gibt kein Himmelreich,
es ist leicht es zu versuchen,
keine Hölle unter uns,
über uns nur Himmel.
Stell dir vor, alle Menschen,
leben für das "heute".
Stell dir vor, es gibt keine Länder,
es ist nicht schwer es zu tun,
nichts wofür man morden oder sterben müßte,
und auch keine Religion.
Stell dir vor, alle Menschen
leben in Frieden.
Du wirst vielleicht sagen, ich bin ein Träumer
aber ich bin nicht der Einzige.
Ich hoffe du wirst dich eines Tages uns anschließen,
und die Welt wird eins sein.
Stell dir vor es gibt keinen Besitz,
ich frag mich ob du das kannst,
kein Grund für Gier oder Hunger,
alle Menschen wären Brüder.
Stell dir vor, alle Menschen
teilen sich die Welt.
Du wirst vielleicht sagen ich bin ein Träumer
aber ich bin nicht der Einzige.
Ich hoffe du wirst dich eines Tages uns anschließen,
Und die Welt wird eins sein.

von John Lennon


Erika Kalkert antwortete am 05.11.02 (18:59):

Herbstbild

Dies ist ein Herbsttag,
wie ich keinen sah!
Die Luft ist still,
als atmete man kaum,
und dennoch fallen
raschelnd, fern und nah,
die schönsten Früchte ab
von jedem Baum.

O stört sie nicht,
die Feier der Natur!
Dies ist die Lese,
die sie selber hält,
denn heute löst sich von den
Zweigen nur,
was vor dem milden Strahl
der Sonne fällt.

Friedrich Hebbel


Adolf antwortete am 05.11.02 (22:36):

Ach, was sind wir dumme Leute-
Wir genießen nie das Heute,
Unser ganzes Menschenleben
Ist ein Hasten, ist ein Streben,
Ist ein Bangen, ist ein Sorgen-
Heute denkt man schon an morgen,
Morgen an die spät're Zeit-
Und kein Mensch genießt das Heut'-.
Auf des Lebens Stufenleiter
Eilt man weiter, immer weiter.
Nutz den Frühling deines Lebens
Leb im Sommer nicht vergebens
Denn gar bald stehest du im Herbste
Bis der Winter naht, dann sterbstet.
Und die Welt geht trotzdem heiter
Immer weiter, immer weiter...
Otto Reutter


Pamina antwortete am 10.11.02 (01:44):

Die Zeder

Ich wachse langsam, meine Zeit
ist eine lange Geduldigkeit.
Ich wachs an allem, was mir ward,
kein Sturm zu zäh, kein Frost zu hart.

Ich wachs am Dunkel,
daraus ich stieg,
ich wachs am Licht
darin ich mich wieg.
Ich wachs am Wurm,
der an mir nagt,
ich wachs am Sturm,
der durch mich jagt.

Verwandelnd zwing ich jede Kraft
hinaufzudehnen meinen Schaft.
Ich dulde Blitz und Glut und Guss
und weiß nur, dass ich wachsen muss.

Und kommt die Stunde,
die mich fällt
und scheid ich einst
aus dieser Welt,
schmück Tempel ich
und Paradies
des Gottes,
der mich wachsen ließ.

Bertram


sieghard antwortete am 10.11.02 (22:04):

Laterne, Laterne

überliefert aus Norddeutschland

Laterne, Laterne,
Sonne Mond und Sterne!
Brenne auf mein Licht,
brenne auf mein Licht,
aber nur meine liebe Laterne nicht.

Laterne,Laterne,
Sonne Mond und Sterne,
Sperrt ihn ein den Wind,
Sperrt ihn ein den Wind,
er soll warten, bis wir zu Hause sind,
Laterne,Laterne,
Sonne Mond und Sterne,

Laterne,Laterne,
Sonne Mond und Sterne,
bleibe hell mein Licht,
bleibe hell mein Licht,
denn sonst strahlt meine liebe Laterne nicht.
Laterne,Laterne,
Sonne Mond und Sterne.


Gerlinde antwortete am 15.11.02 (18:41):

Lange habe ich dieses Gedicht gesucht, möchte es Euch nicht vorenthalten, weil es gut zu dieser Jahreszeit passt!


Der verspätete Wanderer

Wo aber werd' ich sein im künft'gen Lenze?
So frug ich sonst wohl, wenn beim Hüteschwingen
Ins Tal wir ließen unser Lied erklingen,
Denn jeder Wipfel bot mir frische Kränze.

Ich wußte nur, daß rings der Frühling glänze,
Daß nach dem Meer die Ströme leuchtend gingen,
Von fernem Wunderland die Vögel singen,
Da hatt' das Morgenrot noch keine Grenze.

Jetzt aber wirds schon Abend, alle Lieben
Sind wandermüde längst zurückgeblieben,
Die Nachtluft rauscht durch meine welken Kränze,
Und heimwärts rufen mich die Abendglocken,
Und in der Einsamkeit frag ich erschrocken:
Wo werde ich wohl sein im künft'gen Lenze?



Josef von Eichendorff


Adolf antwortete am 16.11.02 (03:28):

Übereinstimmung
Wenn du einem Baum in die Seele schauen willst, so betrachte ihn nicht nur im Frühling. Denn dann siehst du sein Bild in der überschwänglichen Blüte, die dich verführt, an ihre Dauer zu glauben. Betrachte ihn nicht nur im Sommer und auch nicht nur im Herbst. Denn dann versteckt er sich unter der Macht seiner Krone oder schmückt sich mit der Pracht seines farbigen Laubs.Betrachte ihn im Winter, noch bevor es geschneit hat. Betrachte ihn in all seiner Nacktheit, wenn er nichts anderes ist als er selbst. Sieh ihn an, wie er seine mächtigen Arme ausstreckt, wie er sich reckt bis in die fingrigen Spitzen seiner gegabelten Aste und Zweige hinein, tiefschwarz und leuchtend die Rinde vor dem Hintergrund des blauen Himmels. Und du erkennst seine Kraft, sein Ausgeliefertsein, sein Streben nach oben, seine Ausdauer, seinen Mut, seine Hoffnung, seinen tapferen Willen, standhaft zu bleiben: seine tiefe Verwandtschaft mit dir selbst.
Elli Michler

Herzliche Güße und ein schönes Wochenende,Adolf


britt antwortete am 17.11.02 (10:03):

... passend zum Sonntag...

Der Schauende

Ich sehe den Bäumen die Stürme an,
die aus laugewordenen Tagen
an meine ängstlichen Fenster schlagen,
und höre die Fernen Dinge sagen,
die ich nicht ohne Freund ertragen,
nicht ohne Schwester lieben kann.

Da geht der Sturm, ein Umgestalter,
geht durch den Wald und durch die Zeit,
und alles ist wie ohne Alter:
die Landschaft, wie ein Vers im Psalter,
ist Ernst und Wucht und Ewigkeit.

Wie ist das klein, womit wir ringen,
was mit uns ringt, wie ist das groß;
ließen wir, ähnlicher den Dingen,
uns so vom großen Sturm bezwingen, -
wir würden weit und namenlos.

Was wir besiegen, ist das Kleine,
und der Erfolg selbst macht uns klein.
Das Ewige und Ungemeine
will nicht von uns gebogen sein.
Das ist der Engel, der den Ringern
des Alten Testaments erschien:
wenn seiner Widersacher Sehnen
im Kampfe sich metallen dehnen,
fühlt er sie unter seinen Fingern
wie Saiten tiefer Melodien.

Wen dieser Engel überwand,
welcher so oft auf Kampf verzichtet,
der geht gerecht und aufgerichtet
und groß aus jener harten Hand,
die sich, wie formend, an ihn schmiegte.
Die Siege laden ihn nicht ein
Sein Wachstum ist: Der Tiefbesiegte
von immer Größerem zu sein.

Rainer Maria Rilke


sieghard antwortete am 18.11.02 (15:18):

Der Engel in dir freut sich über dein Licht
weint über deine Finsternis (aus Psalm 91)
Aus seinen Flügeln rauschen
Liebesworte, Gedichte, Liebkosungen
Er bewacht deinen Weg
Lenkt deinen Schritt
engelwärts

Rose Ausländer 1901 - 1988
.


hl antwortete am 18.11.02 (15:31):

der teufel in dir sucht die finsternis,
scheut das licht der engel.

aus seiner dunklen seele
schüttet er hass, gier und
blinde gleichgültigkeit.
er lenkt deine schritte
in den abgrund
der menschlichen hölle
kriegwärts


schutzengel, wo seid ihr?


Marie2 antwortete am 19.11.02 (12:25):

An meinen Schutzengel
Den Namen weiß ich nicht. Doch du bist einer
der Engel aus dem himmlischen Quartett,
das einstmals, als ich kleiner war und reiner,
allnächtlich Wache hielt an meinem Bett.

Wie du auch heißt - seit vielen Jahren schon
hältst Du die Schwingen über mich gebreitet
und hast, der Toren guter Schutzpatron,
durch Wasser und durch Feuer mich geleitet.

Du halfst dem Taugenichts, als er zu spät
das Einmaleins der Lebensschule lernte.
Und meine Saat mit Bangen ausgesät,
ging auf und wurde unverhofft zur Ernte.

Seit langem bin ich tief in deiner Schuld.
Verzeih mir noch die eine - letzte � Bitte:
Erstrecke deine himmlische Geduld
auch auf mein Kind und lenke seine Schritte.

Er ist mein Sohn. Das heißt: Er ist gefährdet.
Sei um ihn tags, behüte seinen Schlaf.
Und füg es, dass mein liebes schwarzes Schaf
sich dann und wann ein wenig weiß gebärdet.

Gib du dem kleinen Träumer das Geleit.
Hilf ihm vor Gott und vor der Welt bestehen.
Und bleibt dir dann noch etwas freie Zeit,
magst du bei mir auch nach dem Rechten sehen.
Mascha Kaleko


Adolf antwortete am 19.11.02 (18:43):

Ein Engel ist jemand,
den Gott dir ins Leben schickt,
unerwartet und unverdient,
damit er dir,
wenn es ganz dunkel ist,
ein paar Sterne anzündet.

PhilBosmans


Marie2 antwortete am 20.11.02 (12:30):

@ Adolf.
Das Gedicht von Phil Bosman kannte ich noch nicht. Es ist sehr schön. Ich habe es gleich meinen Engelgedichten hinzugefügt.


Engel
Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein,
die Engel.
Sie gehen leise, sie müssen nicht schrein,
oft sind sie alt und hässlich und klein,
die Engel.

Sie haben kein Schwert, kein weißes Gewand,
die Engel.
Vielleicht ist einer, der gibt dir die Hand,
oder er wohnt neben dir, Wand an Wand,
der Engel.

Dem Hungernden hat er das Brot gebracht,
der Engel.
Dem Kranken hat er das Bett gemacht,
er hört, wenn du ihn rufst, in der Nacht,
der Engel.

Er steht im Weg, und er sagt: Nein,
der Engel,
groß wie ein Pfahl und hart wie ein Stein-es müssen nicht Männer mit Flügeln sein,
die Engel.

Rudolf Otto Wiemer


sieghard antwortete am 21.11.02 (09:17):

Mein sind die Jahre nicht,
Die mir die Zeit genommen;
Mein sind die Jahre nicht,
Die etwa möchten kommen;

Der Augenblick ist mein,
Und nehm ich den in acht
So ist der mein,
Der Jahr und Ewigkeit gemacht.

Andreas Gryphius
(1616-1664)
.


Adolf antwortete am 22.11.02 (23:22):

Suche
Lautlose Schritte in der Dunkelheit
Verirrte Gedanken in der Nacht.
Ein Sternenlicht,
sich mit einer Seelenträne fest verbindet,
ungesehen zu Boden fällt.
Versteckte Sehnsucht,
das sie niemand findet,
auf der Suche nach dem Licht der Welt.
Ein aufregender Flügelschlag
Vom Schrei der Einsamkeit erschreckt.
Verzeih mir Vogel der Nacht,
ich wollte deine Träume nicht berühren.
Unbekannt

Eine Gute Nacht und ein frohes Wochenende wünscht Adolf.


Wolfgang antwortete am 23.11.02 (18:35):

Die Vier Mütter (von MUCHTAR SCHACHANOW, 1987)

Hüte Dein Schicksal vor der Krankheit der Vergesslichkeit,
Auf seinem langen, schweren Weg hat jeder Mensch
Ausser seiner Mütter, die ihn aus ihrem Leib gebar,
Noch vier Mütter, gleich vier Flügeln:
Die HEIMATLICHE ERDE, unser Wesen und den Grund der Gründe,
Das VERTRAUTE WORT, das uns die Ahnen hinterliessen,
Im SCHATZ DER SEELE und der BRÄUCHE, segensreiche Spuren,
Heiss geblieben durch die Finsternis der Jahre,
Wie auch immer unsre EIGENE GESCHICHTE,
Bitter, traurig, qualvoll, schwer...
Keine Gottheit gleicht den Vier Müttern:
Ohne sie bleibst Du nur Staub im Wind.
[...]

MUCHTAR SCHACHANOW: Irrweg der Zivilisation. Ein Gesang aus Kasachstan - Kapitel III: Am Scholtoksan-Platz oder Rebellion zum Schutz der vier Mütter
Pendo, Zürich 1999, S. 138

Internet-Tipp: https://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/385842353X/avantart/302-3399750-9671247


sieghard antwortete am 23.11.02 (20:39):

Einst, um eine Mittnacht graulich,
da ich trübe sann und traulich
müde über manchem alten
Folio lang vergess'ner Lehr' -
da der Schlaf schon kam gekrochen,
scholl auf einmal leis ein Pochen,
gleichwie wenn ein Fingerknochen
pochte, von der Türe her.
"'s ist Besuch wohl ", murrt' ich,
"was da pocht so knöchern zu mir her -
das allein - nichts weiter mehr."

E.A.Poe, Der Rabe

1. Strophe, das Ganze wäre auf einmal
zu lang, höchstens sukzessive.
Wer hätte es gern?
liebe Grüße
sieghard
..
l


dela antwortete am 23.11.02 (22:02):

.....gerne, lieber sieghard,

und schon jetzt gespannt

gruesst dela


Heidi antwortete am 23.11.02 (23:46):

Ich hätte den Raben gerne komplett als gesondertes Thema :-)


Heidi antwortete am 23.11.02 (23:59):

Denk daran

Denk an den Himmel,
unter dem du geboren wurdest;
vergiß nicht die Geschichte
eines jeden Sterns.
Denk an den Mond;
vergiß nicht, wer er ist.
Denk an die Geburt der Sonne
in der Morgendämmerung;
das ist der mächtigste Augenblick.
Denk an den Sonnenuntergang,
wenn alles der Nacht weicht.
Denk an deine Geburt;
wie deine Mutter sich mühte,
dir Gestalt und Atem zu geben.
Du bist ein Zeuge ihres Leben
und des Lebens ihrer Mutter
und deren Mutter.
Denk auch an deinen Vater;
auch er ist dein Leben.
Denk an die Erde, deren Haut du bist;
rote Erde, schwarze Erde, gelbe Erde,
weiße Ede, braune Erde.
Wir sind Erde.
Denk an die Pflanzen, die Bäume, die Tiere,
die auch alle ihre Sippen haben,
ihre Familien,
ihre Geschichten.
Sprich mit ihnen, hör ihnen zu;
sie sind lebende Dichtung.
Denk an den Wind;
denk an seine Stimme;
er kennt den Ursprung dieses Universums.
Denk daran, daß du alle Menschen bist
und daß alle Mensch du sind.
Denk daran, daß du dieses Universum bist
und daß dieses Universum du ist.
Denk daran, daß alles in Bewegung ist,
wächst,
du ist.
Denk daran, daß daraus Sprache entsteht.
Denk daran, daß Sprache ein Tanz ist;
daß Leben ein Tanz ist.
Denk daran.

Joy Harjo, Cree-Inianerin
(Indianischer Sonnengesang, Rudolf Kaiser)


Adolf antwortete am 24.11.02 (00:54):

Ich wünsche dir Offenheit

Ich wünsche dir offene Augen,
in denen der Himmel sich spiegeln kann.
Nur wenn sie zur Offenheit taugen,
ziehn sie ein anderes Augenpaar an.
Ich wünsche dir offene Ohren,
zu lauschen dem Wort, dem Gesang.
Als Hörender bist du erkoren,.
Glück zu erfahren durch Klang.
Ich wünsche dir offene Arme,
in denen sich Freundschaft beweist,
und daß dein Verstand nicht verarme,
auch einen aufgeschlossenen Geist.
Ich wünsche dir offene Sinne,
es öffne dein Herz sich ganz weit
wie einst bei den Sängern der Minne,
die Laute zum Klingen bereit.
Sich öffnen, das mag dazu führen,
dem andern entgegen zu gehn.
Dann wird vor verschlossenen Türen
kein Mensch mehr als Fremder stehn.

Allen die noch da sind,eine Gute Nacht. Ansonsten wünsche ich einen schönen Sonntag,Adolf


Adolf antwortete am 24.11.02 (00:58):

Nachtrag zu "Ich wünsche dir Offenheit",
Autorin ist Elli Michler


britt antwortete am 24.11.02 (09:15):

Schwebender Genius
über der Erdkugel,

mit der einen Hand nach unten,
mit der andern nach oben deutend

Zwischen oben, zwischen unten,
Schweb ich hin zu muntrer Schau,
Ich ergötze mich am Bunten,
Ich erquicke mich im Blau.

Und wenn mich am Tag die Ferne
Luftiger Berge sehnlich zieht,
Nachts das Übermaß der Sterne
Prächtig mir zu Häupten glüht,

Alle Tag und alle Nächte
Rühm ich so des Menschen Los;
Denkt er ewig sich ins Rechte,
Ist er ewig schön und groß.

Johann Wolfgang Goethe
(...so im reclam...)


Adolf antwortete am 24.11.02 (22:28):

Ich wünsch Dir eine Zuflucht

Barbara Cratzius

Ein Dach wünsch ich Dir,
unter dem Du geborgen,
eine Hütte, eine Zuflucht
jeden Abend, jeden Morgen.

Einen Schutz wünsch ich Dir,
vor der Hitze, vor dem Regen,
einen Mund, der Dich tröstet,
eine Hand, Dir zum Segen.

Die Barmherzigkeit Gottes,
sie hüllt schützend Dich ein;
sie behütet und bewahrt Dich.
Du bist nicht allein.


Marie2 antwortete am 25.11.02 (11:12):

Was tut wohl die Rose zur Winterszeit?

Was tut wohl die Rose zur Winterszeit?
Sie träumt einen hellroten Traum.
Wenn der Schnee sie deckt um die Adventszeit,
Träumt sie vom Holunderbaum.
Wenn Silberfrost in den Zweigen klirrt,
Träumt sie vom Bienengesumm,
Vom blauen Falter, und wie er flirrt...
Ein Traum, und der Winter ist um!

Und was tut die Rose zur Osterzeit?
Sie räkelt sich, bis zum April.
Am Morgen, da weckt sie die Sonne im Blau,
Und am Abend besucht sie der Frühlingstau.
Und ein Engel behütet sie still
- Der weiß ganz genau, was Gott will! -
Und dann über Nacht, wie ein Wölkchen, ein Hauch,
Erblüht sie zu Pfingsten am Rosenstrauch.

Kaleko, Mascha (1912-1975


Marie2 antwortete am 29.11.02 (14:34):

Gedichte
Gedichte sind gemalte Fensterscheiben!
Sieht man vom Markt in die Kirche hinein,
da ist alles dunkel und düster;
und so sieht�s auch der Herr Philister.
Der mag denn wohl verdrießlich sein
und lebenslang verdrießlich bleiben.

Kommt aber nur einmal herein!
Begrüßt die Heilige Kapelle;
da ist�s auf einmal farbig helle,
Geschicht und Zierrat glänzt in Schnelle,
bedeutend wirkt ein edler Schein.
Dies mag euch Kindern Gottes taugen,
erbaut euch und ergötzt die Augen.
_Goethe-


Adolf antwortete am 29.11.02 (22:31):

Lieber Gott,
gib uns ein verständiges Herz,
damit wir von deiner Schöpfung nicht
mehr nehmen, als wir geben,
damit wir nicht willkürlich zerstören,
nur um unserer Habgier willen,
damit wir niemals von der Erde nehmen.
was wir nicht wirklich brauchen.
- Indianisches Gebet -


sieghard antwortete am 30.11.02 (17:15):

ADVENT

Der Frost haucht zarte Häkelspitzen
perlmuttergrau ans Scheibenglas.
Da blühn bis an die Fensterritzen
Eisblumen, Sterne, Farn und Gras.

Kristalle schaukeln von den Bäumen
die letzten Vögel sind entflohn.
Leis fällt der Schnee. In unsern Träumen
weihnachtet es seit gestern schon.

- Mascha Kaleko -
.


Marie antwortete am 01.12.02 (10:04):

Verse zum Advent
Noch ist Herbst nicht ganz entfloh'n,
aber als Knecht Ruprecht schon
kommt der Winter hergeschritten,
und alsbald aus Schnees Mitten
klingt des Schlittenglöckchens Ton.
Und was jüngst noch, fern und nah,
bunt auf uns hernieder sah,
weiß sind Türme, Dächer, Zweige,
und das Jahr geht auf die Neige,
und das schönste Fest ist da.
Tag du der Geburt des Herrn,
heute bist du uns noch fern,
aber Tannen, Engel, Fahnen
lassen uns den Tag schon ahnen,
und wir sehen schon den Stern.
Theodor Fontane


britt antwortete am 02.12.02 (20:38):

...mhm...

Das sah ich heut auf abendlichen Höhn:
- in meinem Herzen brannte alle Glut -
Es ist doch alles nur aus Liebe schön!
Es ist doch alles nur aus Liebe gut!

Will Vesper


sieghared antwortete am 03.12.02 (18:02):

Advent

Es treibt der Wind im Winterwalde
Die Flockenherde wie ein Hirt,
Und manche Tanne ahnt, wie balde
Sie fromm und lichterheilig wird;

Und lauscht hinaus. Den weißen Wegen
Streckt sie die Zweige hin - bereit,
Und wehrt dem Wind und wächst entgegen
Der einen Nacht der Herrlichkeit.

Rainer Maria Rilke (1875 - 1926)
.


Wolfgang antwortete am 03.12.02 (22:19):

Stille Nacht, heilige Nacht! (von DIETER SÜVERKRÜP)

Weihnachtsgeld wird gebracht
durch Herrn Ruprecht vom Lohnbüro.
Schweigend geht die Belegschaft aufs Klo,
zählend, wie viele Krümel
gnädig vom Herrntisch gefalln.
Stille Nacht, heilige Nacht!
Falscher Trost. Oh, wie lacht
der Direktor mit randvollem Mund,
singt uns gnädig zur göttlichen Stund':
"Arbeitsfriede auf Erden!"
Wir fall'n mal wieder drauf rein.
Billige Nacht, eilige Nacht!
Ratenkauf, leichtgemacht
durch der Engel Alleluja.
Die gehören zum Werbe-Etat.
Denn der Vater im Himmel
ist Präsident vom Konzern.
Stille Nacht, heilige Nacht!
Lichterbaum angemacht.
Und ein liebliches Liedlein gesingt!
Und ein Eierlikörchen getrinkt!
Und die Kinder geprügelt,
bis sie hübsch andächtig sind.
Gute Nacht, peinliche Nacht!
Fernsehspiel ausgemacht.
Und im Magen ein flaues Gefühl,
weil die Liebe nicht hochkommen will.
Noch zwei Nächte zum Schlafen.
Dann wieder rinn in' Betrieb!
Stille Nacht, heilige Nacht!
Weihnachtsfest rumgebracht.
Grosses Gähnen im Portemonnaie.
Überstunden tun immer noch weh.
Falschen Frieden auf Erden
feierten wir mit den Herrn.
Wilde Nacht, streikende Nacht!
Eines Tages, nicht ganz sacht,
pfeifen wir auf die Gnade der Herrn,
übernimmt mal das Volk den Konzern
und die Führung im Staate.
Das wird ein Weihnachtsfest wer'n!!!


Heidi antwortete am 03.12.02 (22:23):

und weil es so gut passt singen wir jetzt alle zusammen:


Morgen, Kinder, wird's nichts geben!
Nur wer hat, kriegt noch geschenkt.
Mutter schenkte euch das Leben.
Das genügt, wenn man's bedenkt.
Einmal kommt auch eure Zeit.
Morgen ist's noch nicht soweit.

Doch ihr dürft nicht traurig werden.
Reiche haben Armut gern.
Gänsebraten macht Beschwerden.
Puppen sind nicht mehr modern.
Morgen kommt der Weihnachtsmann.
Allerdings nur nebenan.

Lauft ein bisschen durch die Straßen!
Dort gibt's Weihnachtsfest genug.
Christentum, vom Turm geblasen,
macht die kleinsten Kinder klug.
Kopf gut schütteln vor Gebrauch!
Ohne Christbaum geht es auch.

Tannengrün mit Osrambirnen -
Lernt drauf pfeifen! Werdet stolz!
Reißt die Bretter von den Stirnen,
denn im Ofen fehlt's an Holz!
Stille Nacht und heil'ge Nacht -
Weint, wenn's geht, nicht! Sondern lacht!

Morgen, Kinder, wird's nichts geben!
Wer nichts kriegt, der kriegt Geduld!
Morgen, Kinder, lernt fürs Leben!
Gott ist nicht allein dran schuld.
Gottes Güte recht so weit ...
Ach, du liebe Weihnachtszeit!

Erich Kästner


Dietlinde antwortete am 05.12.02 (10:42):



Gestern am 4. 12. hatte Rainer Maria Rilke Geburtstag. Zum Andenken an ihn und seinen Geburtstag hier zwei Gedichte von ihm:

Die Engel

Sie haben alle müde Münde
und helle Seelen ohne Saum.
Und eine Sehnsucht (wie nach Sünde)
geht ihnen manchmal durch den Traum.


Fast gleichen sie einander alle;
in Gottes Gärten schweigen sie,
wie viele, viele Intervalle
in seiner Macht und Melodie.


Nur wenn sie ihre Flügel breiten,
sind sie die Wecker eines Winds:
als ginge Gott mit seinen weiten
Bildhauerhänden durch die Seiten
im dunklen Buch des Anbeginns

Rainer Maria Rilke



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Lied vom Meer


Capri. Piccola Marina

Uraltes Wehn vom Meer,
Meerwind bei Nacht:
du kommst zu keinem her;
wenn einer wacht,
so muss er sehn, wie er
dich übersteht:
uraltes Wehn vom Meer
welches weht
nur wie für Ur-Gestein,
lauter Raum
reißend von weit herein...

O wie fühlt dich ein
treibender Feigenbaum
oben im Mondschein.


Rainer Maria Rilke, vor dem 26.1.1907, Capri


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Allen Freunden und Gästen des Seniorentreffs wünsche ich eine besinnliche Vorweihnachtszeit.

Liebe Grüße
Dietlinde

Internet-Tipp: https://www.haikulinde.de


sieghard antwortete am 06.12.02 (08:44):

Am fünften Dezember

Wer hat uns die silberne Nuss auf die Schwelle
gelegt? Es kleben drei schwarze Haare
aus einem Borstenschwänzchen daran.

Wer hat auf der finsteren Kellertreppe
den Handschuh verloren, der weißer als Schnee ist?
Er duftet so seltsam nach Äpfeln und Weihrauch.

Wer holt heut nacht aus dem Bäckerladen
heimlich die süßen Kletzenbrote
und streut den Vögeln Rosinen im Schnee?

Womit wird er alles bezahlen:
Nüsse, Äpfel und Pfefferkuchen?
Schau durchs Fenster: mit goldenen Sternen.

[Christine Busta 1915 - 1987]
.


sieghard antwortete am 07.12.02 (17:48):

Brief ans Christkind

Was ich mir wünsche?
Dass die, die ich liebe,
mich für das Weilchen, das ich noch lebe,
wirklich lieb hat,
und dass ich ihr das
immer leicht machen kann.
Vielleicht vergisst sie mich
dann auch nachher
nicht ganz.

[Christine Busta 1915-1987]

.
Gruß auch an Maria


Dietlinde antwortete am 09.12.02 (11:18):



Winter

Die Kälte kann wahrlich brennen
Wie Feuer. Die Menschenkinder
Im Schneegestöber rennen
Und laufen immer geschwinder.

O, bittre Winterhärte!
Die Nasen sind erfroren,
Und die Klavierkonzerte
Zerreißen uns die Ohren.

Weit besser ist es im Summer,
Da kann ich im Walde spazieren,
Allein mit meinem Kummer,
Und Liebeslieder skandieren.

Heinrich Heine
(1797-1856)

aus: Neue Gedichte Zur Ollea V

Biographielink:
https://gutenberg.spiegel.de/autoren/heine.htm

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sieghard antwortete am 09.12.02 (22:41):

Weihnacht 1890
Noch einmal ein Weihnachtsfest.
Immer kleiner wird der Rest,
Aber nehm ich so die Summe,
Alles Grade, alles Krumme,
Alles Falsche, alles Rechte,
Alles Gute, alles Schlechte -
Rechnet sich aus all dem Braus
Doch ein richtig Leben raus.
Und dies können ist das Beste
Wohl bei diesem Weihnachtsfeste.
Theodor Fontane
.


Marie2 antwortete am 11.12.02 (19:10):

Dezembernächte
Es gibt so wunderweiße Nächte,
drin alle Dinge Silber sind.
Da schimmert mancher Stern so lind,
als ob er fromme Hirten brächte
zu einem neuen Jesuskind.
Weit wie mit dichtem Demantstaube
bestreut, erscheinen Flur und Flut,
und in die Herzen, traumgemut,
steigt ein kapellenloser Glaube,
der leise seine Wunder tut.

Rainer Maria Rilke


sieghard antwortete am 18.12.02 (09:04):

Weihnachtsabend

Am dunklen Fenster stand ich lang
Und schaute auf die weiße Stadt
Und horchte auf den Glockenklang.
Bis nun auch er versungen hat.

Nun blickt die stille reine Nacht
Traumhaft im kühlen Winterschein.
Vom bleichen Silbermond bewacht.
In meine Einsamkeit herein.

Weihnacht! - Ein tiefes Heimweh schreit
Aus meiner Brust und denkt mit Gram
An jene ferne, stille Zeit.
Da auch für mich die Weihnacht kam.

Seither voll dunkler Leidenschaft
Lief ich auf Erden kreuz und quer
In ruheloser Wanderschaft
Nach Weisheit, Gold und Glück umher.

Nun rast ich müde und besiegt
An meines letzten Weges Saum,
Und in der blauen Ferne liegt
Heimat und Jugend wie ein Traum.

Hermann Hesse
.


sieghard antwortete am 19.12.02 (13:39):

Der Mensch war Gottes Bild.
Weil dieses Bild verloren,
wird Gott als Menschenbild
in dieser Nacht geboren.

[Andreas Gryphius]
.


eva3 antwortete am 19.12.02 (15:14):

Dieses Gedicht ist aus dem Gedächtnis zitiert und daher
vielleicht fehlerhaft; es gehört zu meinen Lieblingen :


Hätt� einer vielleicht auch mehr Verstand
als alle drei Weisen aus Morgenland,
und wenn er meinte, er wäre wohl nie
dem Sternlein nachgereiset, wie sie -
so fällt doch, wenn das Weihnachtsfest
seine Lichtlein wonniglich leuchten läßt,
auch auf sein verständig Gesicht,
er mag es wollen oder nicht,
ein freundlicher Strahl
des Wundersternes von dazumal.



glaublich Theodor Storm - oder Wilhelm Busch ??


Ich wünsche allen ein frohes Weihnachtsfest ! eva3


Marie2 antwortete am 19.12.02 (18:51):

Hallo eva3 - das Gedicht ist von Busch und Dein Gedächtnis gut.


Weihnachtswunsch eines Liebhabers

Hol Dir beim Einkauf nicht den Rest
und gib nicht zuviel aus:
Ich wünsche mir zum Weihnachtsfest
nur dich, wenn auch frei Haus.

Wenn du's genau nimmst, sparst du dir
dadurch enorm viel Last.
a) brauchst du kein Geschenkpapier
und weißt, dass du mir passt.

b) ist die Gabe endlich mal
was Ungewöhnliches
und außerdem auf jeden Fall
was sehr Persönliches.

c) wäre ich bei dem Geschenk
vor Weihnachtsfreude stumm.
Und dann sei dessen eingedenk:
ich tausch dich niemals um.

Mia Jertz


Adolf antwortete am 20.12.02 (22:57):

Weihnachtszeit

O schöne, herrliche Weihnachtszeit!
Was bringst du Lust und Fröhlichkeit!
Wenn der heilige Christ in jedem Haus
teilt seine lieben Gaben aus.
Und ist das Häuschen noch so klein,
so kommt der heilige Christ hinein,
und alle sind ihm lieb wie die Seinen,
die Armen und Reichen, die Grossen und Kleinen.
Der heilige Christ an alle denkt,
ein jedes wird von ihm beschenkt.
Drum lasst uns freuen und dankbar sein!
Er denkt auch unser, mein und dein!
Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)

Einen schönen vierten Advend wünscht Adolf


Marie2 antwortete am 21.12.02 (13:58):

Du findest den Weg ....

Wieviel Meilen nach Babylon ?
Siebzig. Wenn`s hoch kommt, noch zehn.
Kann ich dorthin bei Kerzenlicht ?
Ja, auch zurück kannst du gehn :
Wenn deine Fersen flink sind und leicht,
Kommst du bei Kerzenlicht hin - vielleicht.

Wieviel Meilen nach Bethlehem ?
Unterm Stern dort das letzte Stück.
Kann dorthin meine Seele gehn ?
Ja, und muss nie mehr zurück :
Wenn dein Glaube und deine Hoffnung reicht,
Findest du den Weg nach Bethlehem leicht.

Weihnachtsstrophe aus dem englischen Volksgut
(übersetzt von Erich Fried)


dela antwortete am 22.12.02 (12:38):

frohe festtage und ein gesundes 2003 wuensche ich euch.
gruss dela
_______________________________________________________


Die Luft riecht schon nach Schnee

Die Luft riecht schon nach Schnee, mein Geliebter
Trägt langes Haar, ach der Winter, der Winter der uns
Eng zusammenwirft steht vor der Tür, kommt
Mit dem Windhundgespann. Eisblumen
Streut er ans Fenster, die Kohlen glühen im Herd, und
Du Schönster Schneeweißer legst mir deinen Kopf in den Schoß
Ich sage das ist
Der Schlitten der nicht mehr hält, Schnee fällt uns
Mitten ins Herz, er glüht
Auf den Aschekübeln im Hof Darling flüstert die Amsel

(Sarah Kirsch)


Gila antwortete am 22.12.02 (14:51):

Ladislaus und Annabella

In der Ecke eines Fensters
Unten rechts im Warenhaus,
Sitzt die Puppe Annabella
Mit dem Bären Ladislaus.

Annabella weint und jammert,
Ladislaus, der grunzt und schnauft:
Weihnachtsabend ist gekommen,
Und die zwei sind nicht verkauft.

"Armer Bär!" seufzt Annabella,
"Arme Puppe" schluchzt der Bär.
Tränen kullern in die Ecke,
Und das Herz ist beiden schwer.

In dem leeren Warenhause
Löscht man langsam Licht um Licht,
Nur in diesem einen Fenster,
Da verlöscht die Lampe nicht.

Voller Mitleid mit den beiden
Läßt der brave alte Mann
Von der Wach- und Schließgesellschaft
Diese Lampe an.

Dann verläßt er Annabella
Und den Bären , welcher klagt,
Und mit sehr gepreßter Stimme
"Lebewohl" und "Servus" sagt.

In der menschenleeren Straße,
Abendstill und schneeverhüllt,
Sind die beiden in dem Fenster
Ein betrüblich Jammerbild.

Traurig vor der großen Scheibe
Fallen Flocken, leicht wie Flaum,
Und im Haus gegenüber
Glänzt so mancher Lichterbaum.

Zehn Uhr schlägt's vom nahen Turme,
Und fast schlafen beide schon,
Da ertönt im Puppenhause
Laut das Puppentelefon.

"Hallo!" fragt der Bär verschlafen.
"Hier im Kaufhaus. Wer ruft an?"
Da vernimmt er eine Stimme,
Und die brummt: "Der Weihnachtsmann!"

Oh!" ruft Ladislaus erschrocken.
"Was darf's sein ich bitte sehr?"
"Eine schöne Puppenstube,
Eine Puppe und ein Bär!"

"Das ist alles noch zu haben!"
Ruft die Puppe Annabella.
"Kommen Sie zum Warenhause
Unten rechts, doch bitte schnell!"

Das ist eine Überraschung!
Ladislaus kämmt schnell den Schopf
Und die Puppe Annabella
Flicht ein Schleifchen in den Zopf.

Und schon zehn Minuten später
Kommt ein Schlitten, kommt ein Roß,
Und ein Alter steigt vom Schlitten,
Und ein Schlüssel knarrt im Schloß.

Ladislaus, der quiekt und jodelt,
Annabella lacht und singt,
Als der Weihnachtsmann die beiden
In den Pferdeschlitten bringt.

Grad in diesem Augenblicke
Kommt der brave alte Mann
Von der Wach- und Schließgesellschaft
Wieder zur Kontrolle an.

Höflich grüßt er die Gesellschaft,
Springt zurück ins Warenhaus,
Holt die schöne Puppenstube,
Und dann trägt er sie hinaus.

Leise sagt er zu der Puppe:
"Frohes Fest, mein kleines Kind!"
Während eine kleine Träne
in den großen Schnurrbart rinnt.

"Frohes Fest!" sagt Annabella.
"Frohes Fest sagt Ladislaus,
Dann wird's dunkel in dem Fenster
Unten rechts im Warenhaus.

James Krüss (1926)

Frohe Weihnachten
wünscht Gila


Erika Kalkert antwortete am 22.12.02 (16:45):

Liebe Gila,
das Gedicht von Ladislaus und Annabella ist ganz reizend.
Frohe Weihnachten wünscht Erika


Erika Kalkert antwortete am 22.12.02 (16:46):

Liebe Gila,
das Gedicht von Ladislaus und Annabella ist ganz reizend.
Frohe Weihnachten wünscht Erika


hl antwortete am 24.12.02 (20:17):

FRIEDEN AUF ERDEN

Morgen brennt 'nur' ein Land,
dann die Welt.
Überall zündeln
kleine Flammen des Krieges:
der Westen zündet den Osten an,
der Norden verbrennt den Süden.
Atomare Streichhölzer
in den Händen von Wahnsinnigen.

Vor langer Zeit
wurde Wasser zu Wein verwandelt,
so steht es geschrieben.
Wenn es wahr ist
wäre es an der Zeit,
den Wein in Wasser zu verwandeln
denn es wird viel Wasser brauchen
um die Flammen zu löschen
und dem WORT
"Frieden auf Erden"
einen Sinn zu geben

hl


sofia204 antwortete am 27.12.02 (11:57):

Neujahrs-Glocken

von Conrad Ferdinand Meyer


In den Lüften schwebendes Gedröhne,
Leicht wie Halme beugt der Wind die Töne:

Leis verhallen die zum ersten riefen,
Neu Geläute hebt sich aus den Tiefen.

Große Heere, nicht ein einzler Rufer !

Wohllaut flutet ohne Strand und Ufer


dela antwortete am 29.12.02 (11:10):

Nie

(Rose Ausländer)

Nie
werde ich
die Drossel erreichen

nie mit drei Lauten
umzugehen wissen
als wären sie
alles


sieghard antwortete am 29.12.02 (11:52):

Anbetung des Kindes
Josef Weinheber

Als ein behutsam Licht
stiegst du von Vaters Thron.
Wachse, erlisch uns nicht,
Gotteskind, Menschensohn!

Sanfter, wir brauchen dich.
Dringender war es nie.
Bitten dich inniglich,
dich und die Magd Marie -

König, wir Bürgersmann,
Bauer mit Frau und Knecht:
Schau unser Elend an!
Mach uns gerecht!

Gib uns von deiner Güt
nicht bloß Gered und Schein!
Öffne das Frostgemüt!
Zeig ihm des andern Pein!

Mach, daß nicht allerwärts
Mensch wider Mensch sich stellt.
Führ das verratne Herz
hin nach der schönern Welt!

Frieden, ja, ihn gewähr
denen, die willens sind.
Dein ist die Macht, die Ehr,
Menschensohn, Gotteskind.
.


Marie2 antwortete am 30.12.02 (17:21):

Sylvester

Was fange ich Silvester an?
Geh ich in Frack und meinen kessen
Blausamten Strümpfen zu dem Essen,
Das Herr Generaldirektor gibt?
Wo man heut� nur beim Tanzen schiebt?
Die Hausfrau dehnt sich wild im Sessel
- Der Hausherr tut das sonst bei Dressel,
- Das junge Volk verdrückt sich bald.
Der Sekt ist warm. Der Kaffee kalt -
Prost Neujahr - !
Ach, ich armer Mann!
Was fange ich Silvester an?

Wälz ich mich im Familienschoße?
Erst gibt es Hecht mit süßer Sauce,
Dann gibt's Gelee. Dann gibt es Krach.
Der greise Männe selbst wird schwach.
Aufsteigen üble Knatschgerüche.
Der Hans knutscht Minna in der Küche.
Um zwölf steht Rührung auf der Uhr.
Die Bowle - ? ( Leichter Mosel nur - )
Prost Neujahr!
Ach, ich armer Mann!
Was fange ich Silvester an?

Mach ich ins Amüsiervergnügen?
Drück ich mich in den Stadtbahnzügen?
Schrei ich in einer schwulen Bar:
"Huch, Schneeballblüte! Prost Neujahr - !"
Geh ich zur Firma Sklarz Geschwister -
Bleigießen? Ist`s ein Fladen klein:
Dies wird wohl Deutschlands Zukunft sein...
Prost Neujahr!
Helft mir armem Mann!
Was fang ich bloß Silvester an - ?

(Kurt Tucholsky)


Rosmarie.V. (Ruzenka) antwortete am 04.01.03 (16:03):

So wie die Jahreszeiten sich vom klimatischen her unterscheiden, unterscheiden sie sich auch in der Küche.
Jede Jahreszeit hat ihre spezifischen Gerichte. Typisch ist da wohl das Sauerkraut. Mein Landsmann Fridolin Tschudi hat darüber ein wie ich meine, recht hübsches Gedicht verfasst:

Sauerkraut
__________


Wohl denen, welche Sauerkraut und Speck vertragen
und Räucherwurst mit rosig zartem Rippenstück!
Die Backen glänzen feist vor Wohlbehagen,
und aus den Äuglein strahlt ein irdisch reines Glück.

Ein leichter Landwein muß die frohe Mahlzeit krönen,
nicht allzu säuerlich,jedoch auch nicht zu rund,
kredenzt von einer würtembergisch drallen Schönen
mit Wangengrübchen, blondem Haar und weichem Mund.

Dazu gehört ein warmes Jägerstübchen,
voll Zinngeschirr auf dunkelbrauner Täfelung,
und, wie gesagt, der Sinn für kecke Wangengrübchen,
nebst einem Schuß Romantik und Begeisterung.

Wohl denen, welche Sauerkraut zu schätzen wissen
und denen sich dabei der Magen nicht verkrampft
wenn zu den liebevoll geschilderten Kulissen
das Herz sich kindlich freut und die Kartoffel dampft.


Adolf antwortete am 05.01.03 (02:51):

Zu Neujahr

Will das Glück nach seinem Sinn Dir was Gutes schenken, Sage Dank und nimm es hin Ohne viel Bedenken.
Jede Gabe sei begrüßt, Doch vor allen Dingen:
Das, worum du dich bemühst, Möge dir gelingen.
Wilhelm Busch
Einen schönen Sonntag wünscht Adolf


Cara antwortete am 05.01.03 (14:49):

Heute fürchte ich nichts,
heute zeige ich mich
freimütig schutzlos dem Tag
und wage mich zu freuen,
weil ich lebe
weil ich auf eine Art lebe,
die nur ich weiß und kann,
ein Leben unter Milliarden,
aber das meine, das etwas sagt,
was kein anderer sagen kann.
Das Einmalige eines jeden Lebens.
Es macht heiter zu wissen,
dass jeder recht hat mit sich selbst.

Schön ist es älter zu werden,
erlöst von sich selbst,
von der gewaltigen Anstrengung
"etwas zu werden",
etwas darzustellen in dieser Welt,
gelassen sich einzufügen
irgendwo, wo gerade Platz ist
und überall man selbst zu sein
und zugleich weiter nichts
als einer von Milliarden.

Luise Rinser


sieghard antwortete am 05.01.03 (18:09):

Ein neues Jahr tritt froh herein
mit aller Welt in Frieden!
Vergiss, wie viel der Plag und Pein
das alte Jahr beschieden.
Du lebst, sei dankbar, froh und klug,
und wenn drei bösen Tagen
ein guter folgt, sei stark genug,
sie alle vier zu tragen.

[Friedrich Wilhelm Weber]
.


Adolf antwortete am 05.01.03 (18:29):

Das neue Jahr hat grad begonnen, die ersten Vorsätze sind zerronnen.
Was soll�s! Es gibt jetzt kein Zurück! Zum neuen viel Erfolg und Glück!
Ein Jahr ist nichts, wenn man�s verputzt, ein Jahr ist viel, wenn man es nutzt.
Ein Jahr ist nichts, wenn man�s verflucht, ein Jahr ist viel,
wenn man es ganz durchdacht. Ein leeres Jahr ist Wahn, ein volles wahr.
Sei jedem voll dies gute, neue Jahr.
Ich bringe euch zum neuen Jahr die allerbesten Wünsche dar und hoffe,
dass es bis zum Ende euch lauter gute Tage sende!
Prosit Neujahr - rufen wir nun aus.
Das neue Jahr bringt Glück ins Haus! Was wir im alten falsch getan,
das fangen wir von neuem an.
Wirds besser? Wird�s schlimmer? fragt man alljährlich.
Seien wir ehrlich: Leben ist immer lebensgefährlich!
Erich Kästner


Rosmarie.V. (Ruzenka) antwortete am 06.01.03 (16:54):

Winternacht
___________

Nicht ein Flügelschlag ging um die Welt,
still und blendend lag der weiße Schnee,
Nicht ein Wölklein hing am Sternenzelt,
keine Welle schlug im starren See.

Aus der Tiefe stieg der Seebaum auf,
Bis sein Wipfel in dem Eis gefror,
An den Ästen klomm die Nixe herauf,
Schaute durch das grüne Eis empor.-

Auf dem dünnen Glase stand ich da,
Das die schwarze Tiefe von mir schied;
Dicht ich unter meinen Füßen sah
Ihre weiße Schönheit Glied für Glied.

Mit ersticktem Jammer tastet sie
an der harten Decke her und hin.
Ich vergaß das dunkle Antlitz nie,
Immer, immer liegt es mir im Sinn.


Gottfried Keller


Marie2 antwortete am 06.01.03 (22:35):

Januar


Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege.

Der Weihnachtsmann ging heim in seinen Wald.

Doch riecht es noch nach Krapfen auf der Stiege.

Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege.

Man steht am Fenster und wird langsam alt.



Die Amseln frieren und die Krähen darben.

Und auch der Mensch hat seine liebe Not.

Die leeren Felder sehnen sich nach Garben.

die Welt ist schwarz und weiß und ohne Farben

und wär so gerne gelb und blau und rot.



Umringt von Kindern wie der Rattenfänger

tanzt auf dem Eise stolz der Janauar.

Der Bussard zieht die Kreise eng und enger.

Es heißt, die Tage werden wieder länger.

Man sieht es nicht. Und trotzdem ist es wahr.



Die Wolken bringen Schnee aus fernen Ländern,

und niemand hält sie auf und fordert Zoll.

Silvester hörte man's auf allen Sendern,

dass sich auch unterm Himmel manches ändern soll.



Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege

und ist doch hunderttausend Jahre alt.

Und träumt von Frieden - oder träumt's vom Kriege?

Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege

und stirbt in einem Jahr. Und das ist bald.



Erich Kästner


Rosmarie.V.(Ruzenka) antwortete am 07.01.03 (17:50):

Vertrauen
_________

in die Falten
der Nebelwand
zog der Wind
ein Muster.

In eine Nische
des Musters
baute ein Vogel
sein Nest.

Die hielt
die Zeit
den Atem
an.

Anneliese Eberling-Ostertag

aus Lyrik heute.Edition L


Dietlinde antwortete am 08.01.03 (15:46):



Winter
Du lieber Frühling!
Wohin bist du gegangen?
Noch schlägt mein Herz,
was deine Vögel sangen.
Die ganze Welt war wie ein Blumenstrauß,
längst ist das aus!
Die ganze Welt ist jetzt,
o weh,
Barfüßle im Schnee.
Die schwarzen Bäume stehn und frieren,
im Ofen die Bratäpfel musizieren,
das Dach hängt voll Eis.
Und doch: bald kehrst du wieder,
ich weiß, ich weiß!
Bald kehrst du wieder,
o nur ein Weilchen,
und blaue Lieder
duften die Veilchen!
Arno Holz

Mit ein wenig Hoffnung auf den Frühling, läßt sich der kalte Winter besser ertragen!

Liebe "Frühlingsahnungs-Grüßchen"!
Herzlichst
Dietlinde

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Dietlinde antwortete am 11.01.03 (10:45):



alle,
welche dich suchen
versuchen dich.
und die, so dich finden,
binden dich an bild und gebärde.

ich aber will dich begreifen,
wie dich die erde begreift.
mit meinem reifen
reift mein reich.

ich will von dir keine eitelkeit,
die dich beweist.
ich weiß,
dass die zeit anders heißt
als DU

tu mir kein wunder zulieb.
gib deinen gesetzen recht,
die
von geschlecht zu geschlecht
sichtbarer sind.


r.m.rilke

Ich wünsche allen Freunden und Gästen des Seniorentreffs
ein wunderschönes Wochenende!

Schneeflockengrüßchen
Dietlinde

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britt antwortete am 11.01.03 (13:17):

.... ja - so schön ... hier auch noch ein anderes...

O Das Neue, Freunde, ist nicht dies,
daß Maschinen uns die Hand verdrängen.
Laßt euch nicht beirren von Übergängen,
bald wird schweigen, wer das <Neue> pries.

Denn das Ganze ist unendlich neuer
als ein Kabel und ein hohes Haus.
Seht, die Sterne sind ein altes Feuer,
und die neuern Feuer löschen aus.

Glaubt nicht, daß die längsten Transmissionen
schon des Künftigen Räder drehn.
Denn Äonen reden mit Äonen.

Mehr, als wir erfuhren, ist geschehn.
Und die Zukunft faßt das Allerfernste
ganz in eins mit unserem innern Ernste.

R. M. Rilke


Iris antwortete am 11.01.03 (14:11):

Heute ein Rilke-Tag?


Wachsende Ringe

Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,
die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,
aber versuchen will ich ihn.

Ich kreise um Gott,um den uralten Turm,
und ich kreise jahrtausendelang;
und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm
oder ein großer Gesang.

Rainer Maria Rilke


waltraud fuchs antwortete am 11.01.03 (16:39):

Die Angst vor einem Krieg der USA gegenüber dem Irak hat schon viele erfaßt. Erheben wir unsere Stimme, dass unser Land sich nicht daran beteiligt. Zum Thema ein Gedicht von Wolfgang Schwarz, ersch.in Nationalbibliothek des deutschsprachigen Gedichtes, Ausgewählte Werke,I:

ICH SEHE WAS , WAS DU NICHT SIEHST...!

Ich sehe was, was du nicht siehst;
Not und Leid und Angst und Schmerz;
Menschen, die der Hunger quält;
Systeme - blind und ohne Herz.

Nur stumpfer Haß regiert die Köpfe;
Morden um des Glaubens willen;
Ein Gott als Vorwand für das Grauen,
nur um die Mordeslust zu stillen.

Die Angst frißt alle Seelen auf;
der Wunsch nach Freiheit wird erdrückt;
ein Widerstand wird nicht geduldet
und mit Gewalt im Keim erstickt.

Ich sehe was, was du nicht siehst;
ein Mensch der hier in Frieden lebt;
der immer dann die Augen schließt,
wenn's and'ren an den Kragen geht.

Der sagt:" Was kann denn ich schon tun?
Ich habe alles schon versucht."
In Wahrheit hat er unentwegt
nur für sich den Weg gesucht.

Geh nicht blind durch unsre Welt
in der auch du gefordert bist,
damit du nicht mehr nur das Licht,
sondern auch den Schatten siehst.


sieghard antwortete am 12.01.03 (22:05):

Einst, wenn der Winter begann,
du hieltest von seinen Schleiern,
den Dämmerdörfern, den Weihern
die Schatten an.

Oder die Städte erglommen
sphinxblau an Schnee und Meer -
wo ist das hingekommen
und keine Wiederkehr.

Alles des Grams, der Gaben
früh her in unser Blut - :
wenn wir gelitten haben,
ist des dann gut?

[Gottfried Benn 1886-1956]
.


britt antwortete am 13.01.03 (13:17):

... wenn wir gelitten haben,
ist es dann gut??....

Viele Herbste

Wenn viele Herbste sich verdichten
in deinem Blut, in deinem Sinn
und sie des Sommers Glücke richten,
fegt doch die fetten Rosen hin,

den ganzen Pomp, den ganzen Lüster,
Terassennacht, den Glamour-Ball
aus Crepe de Chine, bald wird es düster,
dann klappert euch das Leichtmetall,

das Laub, die Lasten, Abgesänge,
Balkons geranienzerfetzt -
was bist du dann, du Weichgestänge,
was hast du seelisch eingesetzt?

Gottfried Benn (1953)


ewita antwortete am 13.01.03 (17:54):

Komm kleiner Vogel.....

Komm,kleiner Vogel,denn es schneit
setz dich auf meine Hand
es bleibt uns nur noch wenig Zeit
vorm Einbrechen der Dunkelheit
vertrau dich meiner Hand.

Bleib kleiner Vogel,denn es stürmt
schlupf unter meine Hand-
wenn sich die schwarze Wolke türmt
bist du hier drinnen wohl beschirmt.
vertrau dich meiner Hand.

Komm mit mir,ich muss weitergehn
gen unbekanntes Land
dort weiss ich eine Mauer stehn
zu hoch,um drüberweg zu sehn-
flieg über diese Wand.

Dann,kleiner Vogel,komm zurück.
Sag,liess man dich hinein
und sag,erspähtest du ein Stück
vom prophezeiten Jenseitsglück???
Ich würd gern sicher sein.


Sonnenblume antwortete am 13.01.03 (22:15):

Mascha Kaléko
Das graue Haar
Ein welkes Sommerblatt fiel mir zu Füßen.
�Dein erstes graues Haar. Es sprach zu mir:
Mai ist vorbei. Der erste Schnee lässt grüßen.
Es dunkelt schon. Die Nacht steht vor der Tür.
Bald wird der Sturmwind an die Scheiben klopfen.
Im Lindenbaum, der so voll Singen war,
Hockt stumm und düster eine Krähenschar.
Hörst du den Regen von den Dächern tropfen?

So sprach zu mir das erste graue Haar.
Da aber ward ich deinen Blick gewahr,
Da sah ich, Liebster, lächelnd dich im Spiegel.
Du nicktest wissend: Ja, so wird es sein.

Und deine Augen fragten mich, im Spiegel,
lässt mich die Nachtigall im Herbst allein?
Und meine Augen sagten dir, im Spiegel:
Kommt, Wind und Regen, kommt! Wir sind zu zwein.

Das graue Haar, ich suchte es, im Spiegel.
Der erste Kuss darauf, das war mein Siegel.


Dietlinde antwortete am 14.01.03 (13:41):



Heute hat Albert Schweitzer Geburtstag:

14.1.1875: Albert Schweitzer (�4.9.1965)

Französischer evangelischer Theologe, Arzt, Musiker und Philosoph. 1905 teilte er seinen Verwandten und Freunden mit, dass er sich entschlossen hätte, Arzt in Äquatorialafrika zu werden und daher Medizin zu studieren. Zwischen 1905 und 1912 war er, nebst seinem Medizinstudium, in seinen drei Hauptgebieten Theologie, Philosophie und Musik äußerst aktiv und veröffentlichte mehrere Bücher. Schweitzer verschrieb sich der Bekämpfung von Tropenkrankheiten, besonders Lepra, in dem von ihm 1913 gegründeten Krankenhaus von Lambarene. Für sein Lebenswerk erhielt Schweitzer 1952 den Friedensnobelpreis.


www.pcisys.net/~jnf/...

Private Homepage mit einer umfangreichen Sammlung von Zitaten aus Schweitzers Schriften und Werken über ihn.
(Englisch)

www.schweitzer.org...

Homepage der Albert-Schweitzer-Stiftung mit Informationen zu Leben und Werk Schweitzers.
(Englisch, Französisch, Deutsch, Niederländisch, Italienisch)

***********************

Im Anschluß noch wunderbare Gedanken von ihr:

Internet-Tipp: https://www.haikulinde.de


Dietlinde antwortete am 14.01.03 (13:48):


Hier sind wunderbare Gedanken von Albert Schweitzer:


Du bist so jung
wie deine Zuversicht
____________________

Jugend ist nicht ein Lebensabschnitt -
sie ist ein Geisteszustand.
Sie ist Schwung des Willens,
Regsamkeit der Phantasie,
Stärke der Gefühle,
Sieg des Mutes über die Feigheit,
Triumpf der Abenteuerlust über die Trägheit.
Niemand wird alt,
wenn man seinen Jdealen Lebewohl sagt.
Mit den Jahren runzelt die Haut,
mit dem Verzicht auf Begeisterung
aber runhzelt die Seele.
Sorgen, Zweifel, Mangel an Selbstvertrauen,
Angst und Hoffnungslosigkeit,
das sind die langen,langen Jahre
die das Haupt zur Erde ziehen
und den aufrechten gang in den Stab beugen.
Ob siebzig oder siebzehn,
im Herzen eines jeden Menschen
wohnt die Sehnsucht nach dem Wunderbaren
das erhebende Staunen,
beim Anbick der ewigen Sterne
ud der ewigen Gedanken und Dinge,
das furchtlose Wagnis,
die unersättliche, kindliche Spannung,
was der nächste Tag bringen möge,
die ausgelassene Freude und Lebenslust.
Du bist so jung wie deine Zuversicht,
so alt wie deine Zweifel.
So jung wie deine Hoffnung,
so alt wie deine Verzagtheit.
Solange die Botschaften
der Schönheit, Freude, Kühnheit, Größe, Macht
von der Erde den Menschen und dem Unendlichen
dein Herz erreichen,
solange bist du jung.
Erst wenn die Flügel nach unten hängen
und das Innere deines Herzens
vom Schnee des Pessimismus
und dem Eis des Zynismus
bedeckt sind,
dann erst bist du wahrhaftig alt geworden.
Albert Schweitzer

Liebe Grüße
und einen schönen Dienstag wünscht

Dietlinde

Internet-Tipp: https://www.haikulinde.de


Adolf antwortete am 16.01.03 (21:50):

Hallo Waltraud,
ist schön wieder etwas von Dir hören. wir wünschen Euch ein gutes und
gesundes Neues Jahr. Nach Deinem Schreiben nach geht es Dir nicht gut.
Schreib mal wieder. Herzliche Grüße Adolf
Leider stimmt Dein Adresse "[email protected]" nicht mehr, darum im ST.



Ein Lächeln andern zugedacht
behält und hat stets große Macht,
erhellt es doch die Seele gleich,
als wie ein warmer Sonnenstreich!

Oft ist's dies kleine Lächeln nur,
das uns den Tag verschönt
und uns so unser Tagesmüh'n
erleichtert und verschönt!
Unbekannt


Marie2 antwortete am 17.01.03 (14:14):

Erstes Schneeglöckchen
Verlassen steht im Januar
das Weißhäuptlein, das kleine.
Einsam an der Südwand blüht
das Schneeglöckchen, das meine.

Kein Bienchen ist bei ihm, nicht eines
wagt sich zum Loch heraus.
Nur ich besuch das Frühlingskind,
das mutige. vor meinem Haus.
- Josef Guggenmos �

In unserem Garten blühen sie.


sieghard antwortete am 17.01.03 (15:54):

Für Einen

Die Andern sind das weite Meer.
Du aber bist der Hafen.
So glaube mir: kannst ruhig schlafen,
Ich steure immer wieder her.

Denn alle Stürme, die mich trafen,
Sie ließen meine Segel leer.
Die Andern sind das bunte Meer,
Du aber bist der Hafen.

Du bist der Leuchtturm. Letztes Ziel.
Kannst, Liebster, ruhig schlafen.
die Andern...das ist Wellen-Spiel,
Du aber bist der Hafen.

Mascha Kaléko
.


hl antwortete am 18.01.03 (15:07):

für einen toten Dichter


"It's a Small World"

It's a world of laughter
A world of tears
It's a world of hopes
And a world of fears
There's so much that we share
That it's time we're aware
It's a small world after all
There is just one moon
And one golden sun
And a smile means
Friendship to ev'ryone
Though the mountains divide
And the oceans are wide
It's a small world after all

It's a small world after all
It's a small world after all
It's a small world after all
It's a small, small world


(Richard S. Sherman and Robert B. Sherman)