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THEMA:   noch ein Politgedicht

 3 Antwort(en).

Katharina begann die Diskussion am 25.01.03 (19:39) mit folgendem Beitrag:

Dem Dichter auf dem Kamm zu blasen

Jeden Missstand ungeniert
Der forsche Dichter dekuvriert
Denn mit seinen Dichterworten
Kann er all das Übel orten
Das die Erde führt ins Leid
Wie Habgier, Bosheit oder Neid
Und hat er's lieber linkspolitisch
Äußert er sich doppelt kritisch

Ist er jedoch Pluralist
Er für alles offen ist
Solange es nicht dorthin splittert
Wo es den Dichter selbst erbittert
Relevanzlos, unpolitisch
Eigenschau und gar nicht kritisch
Ruft er und hat flugs erklärt
Wie es wo und warum gärt

Die Welt jedoch, die kann das
Die läuft trotzdem anders


Marianne antwortete am 25.01.03 (23:28):

Ist er jedoch `ne schöne Seele,
spricht er ohne Schuld und fehle;
Politisch Lied - garstig Lied,
mich es zu der Schönheit zieht.
Und ich reime unverdrossen
Romanzen über Mondenglanz.

Dabei übersieht er ganz,
dass neben ihm geschossen.

Bumm - bumm
Jetzt is er dot.
Jetzt fällter um.


Angelika antwortete am 26.01.03 (22:46):

Immer wieder das gleiche Muster:
Sie kommen während des Morgengraun
bei sanfter Dünung und nach den Bomben,
die Terroristen des Pentagon,
die Fressen geschwärzt, in Kugelwesten,
schießen auf alles was sich bewegt und dann
verteilen sie Kekse und Schokolade
und hören sich die Hitparade an.

Immer wieder das gleiche Muster,
sie gröhlen es in ihrem Schlächter-Choral:
Von den Tempeln des Montezuma
bis in den Dschungel von Vietnam �
die Blutspur for right and for freedom,
und kennen nicht mal die wirklichen Herrn,
nur die Zeichen auf Waffen und Schokolade
der Rüstungs- und Nahrungsmittelkonzern.

(Text von F.J. Degenhardt, 30 Jahre alt)


pilli antwortete am 26.01.03 (23:52):

Trotz Alledem!

Is there, for honest poverty
that hings his head, and a' that;
the coward-slave, we pass him by,
we dare be poor for a' that!
For a' that and a' that,
our toils obscure and a' that,
the rank is but the guinea's stamp,
the man's the gowd for a' that.

Das war 'ne heiße Märzenzeit
trotz Regen, Schnee und alledem.
Nun aber, da es Blüten schneit,
nun ist es kalt trotz alledem.
Trotz alledem und alledem,
trotz Wien, Berlin und alledem,
ein schnöder, scharfer Winterwind
durchfröstelt uns trotz alledem.

Wir hofften in den Sechzigern
trotz Pop und Spuk und alledem,
es würde nun den Bonner Herrn
scharf eingeheizt, trotz alledem.
Doch nun ist es kalt, trotz alledem,
trotz SPD und alledem,
ein schnöder, scharfer Winterwind
durchfröstelt uns trotz alledem.

Noch gibt es Armut in der Welt,
trotz Wohlstand, Fortschritt, alledem.
Im Mittelpunkt, da stehen Geld
und Reichtum, Macht � trotz alledem.
Trotz alledem und alledem,
trotz Dummheit, Gier und alledem,
wir hoffen doch die Menschlichkeit
behält den Sieg, trotz alledem.

(Text: Burns/Freiligrath/Wader Ohl/
Musik: trad. = Lady Macintosh's Reel)