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THEMA:   Ausschnitt aus einer Kurzgeschichte

 60 Antwort(en).

katharina begann die Diskussion am 03.02.03 (20:41) mit folgendem Beitrag:

**Anmerkung des Webmasters: Inzwischen gibt es die vollständige Version der Kurzgeschichte weiter unten.**

Feuerwehrfest

(...)
Die Frau des Bürgermeisters bleibt zurück und erzählt vom narrischen Schuster, dem der Leim in den Kopf gestiegen ist.
"Keine Ahnung", sagt sie, "Ich weiß nicht, was aus ihm geworden ist. Kinder hat er auf jeden Fall keine gehabt."
"Den haben die Russen erwischt." An einem der gegenüberliegenden Tische ist eine Frau in Dirndl aufgestanden und hat sich neben die Frau Bürgermeister gesetzt. Auf ihrem Busen liegt ein gewaltiges Herz.
"Die Russen oder die Amerikaner", sagt die Herzfrau und stellt ihr Glas ab. Christine muss sich beherrschen, dass sie nicht andauernd auf das riesige Silberherz starrt, oder noch schlimmer, dass sie es nicht packt und zwischen die faltigen Brüste schiebt. Die Herzfrau lächelt Christine auf dieselbe vorsichtig einladende Art an wie die Frau vom Bürgermeister. Christine schweigt und die Herzfrau spricht zu Bernhard.
"Wir haben uns als Kinder vor dem Schuster gefürchtet, weil komisch war der schon. Meiner Cousine, die lebt heut' nicht mehr, hat er einmal irgendein Eisentrumm nachgeschossen. Muss ein Werkzeug gewesen sein."
"Aber praktisch war das schon, mit dem Schuster im Ort", redet nun auch die Frau vom Bürgermeister mit. Ihr hat der Schuster nie etwas getan und sie hat öfter Schuhe hinbringen müssen. Und die Cousine von der Herzfrau sei ja schon auch eine Krätzen gewesen und da muss ihr die Herzfrau auch wieder Recht geben.
"Heute haben wir fast nichts mehr im Ort, nur noch ein Wirtshaus und den Berger. Und der ist auch nicht mehr selbstständig, der gehört schon seit ein paar Jahren zum Nah&Frisch," fährt sie fort. "Und wenn die Jungen eine Lehrstelle suchen, müssen sie sonst wohin fahren."
"Ja früher, drei Wirtshäuser und zwei Schmiede haben wir gehabt. Den Schreck und den Gegler, - damals hat's ein paar hundert Pferde gegeben, weil jeder ein oder zwei stehen gehabt hat. Und wo heute der Herberger wohnt, war früher ein Tischler und neben dem Berger war der Schlachter."
"Den Bäcker vergiss nicht und den Friseur. Fenz, hat der nicht Fenz geheißen? Mein Vater hat sich bei dem den Bart schneiden lassen und ich hab' von ihm manchmal ein leeres Fläschchen bekommen. Zum Spielen."
Die beiden erzählen und erzählen und wenn ihnen nichts mehr einfällt, fragt Bernhard irgendetwas und sie erzählen wieder.
"Sogar einen Hasenbalghändler hat es gegeben", weiß die Herzfrau. Bernhard muss nachfragen, was ein Hasenbalghändler ist.
"Der hat nach der Hauptjagd die ganzen Hasenfelle eingesammelt und sie dann verkauft."
"Irgendwann im 38er Jahr war er dann aber weg. Über Nacht. Am Morgen war keiner mehr da."
"Hat der nicht eine Tochter gehabt?"
Die Bürgermeisterfrau erinnert sich, dass die Tochter bald nach dem Krieg einmal in Bernersbrunn gewesen ist. Im 45-er oder 46-er Jahr muss das gewesen sein.
"Deutsch hat er geheißen, Gustl Deutsch", fällt der Herzfrau ein und dass die Wiese, auf der alljährlich das Feuerwehrfest stattfindet, seinerzeit zu seinem Haus gehört hat.
"Das Haus gibt's heute aber nicht mehr. Nach dem Krieg war die Gemeinde drin, später haben sie es abgerissen, weil es eh schon alt und außerdem feucht war. Dann haben sie das neue Feuerwehrhaus hingebaut."
"Und der Deutsch?", fragt Bernhard.
Die beiden Frauen zucken mit den Achseln: "Keine Ahnung. Damals sind viele einfach verschwunden."
"Und keiner hat nachgefragt?"
"Sie wissen nicht, wie es damals war. Da haben alle Angst gehabt. Da wäre man ja gleich nachgeschickt worden."
"Und später? Nach dem Krieg? Und wie war das, als die Tochter nach Bernersbrunn gekommen ist?"
"Keine Ahnung", die beiden sind damals ja eigentlich noch Kinder gewesen. Sie wissen das alles nicht so genau.
"Gehen Sie einmal zum Kriegerdenkmal, da können Sie sehen, wie viele von uns im Krieg geblieben sind", sagt die Herzfrau. "Und außerdem hat der Hitler auch Christen umgebracht. Und die reichen Juden hat er eh nicht erwischt, die sind eh nach Amerika gegangen, noch bevor alles angefangen hat."
Christine ist schon oft am Kriegerdenkmal vorbeigegangen und hat überlegt, wer eigentlich dafür sorgt, dass dort alles immer so ordentlich ist. Nicht dass die in Reih und Glied eingesetzten Stiefmütterchen ihr gefallen hätten, aber wie sorgfältig die kleine Anlage gepflegt wird, beeindruckt sie doch jedes Mal. Unkraut hat Christine dort noch nie gesehen.
Bernhard fragt immer noch nach Gustl Deutsch. Sein Gesicht ist gerötet.
Christine will, dass er aufhört, sie hat genug mit ihren dreckigen Fingern zu tun und mit der völlig unpassenden alten Jeanshose und dem verwaschenen T-Shirt und sie will ganz und gar nicht wissen, was da noch kommt, aber da kommt es schon, das Weltjudentum und dass man doch auch heute noch sehen könne ..." Die Herzfrau beugt sich über den Tisch, wie in geheimem Einverständnis wird auch ihre Stimme leiser.
"Nazischeiße", sagt Christine genauso leise. Bernhard stößt sie an.
"Wir waren keine Nazis", sagt die Herzfrau. Sie sitzt wieder gerade. "Die Leute haben nichts gegen den Deutsch gehabt. Ganz im Gegenteil, das war eh ein Lustiger! Aber seinerzeit nach der Bauernbefreiung sind die Bauern von den Juden um alles betrogen worden. Weil sie doch nichts gehabt haben und sich für Wucherzinsen Geld borgen haben müssen. Der Jude hat den Bauern alles genommen."
Bernhard sitzt nun mindestens so gerade wie die Herzfrau, die Frau vom Bürgermeister dreht sich immer wieder um, kann aber ihren Mann nirgends entdecken. Christine trinkt ihren G'spritzen aus.
"Komm Bernhard," sagt sie, "wir müssen gehen, wir wollen nicht zu spät nach Wien kommen. Du hast doch noch zu tun."
"Ja, das ist schon was mit dem Hin- und Herfahren", sagt die Herzfrau. "Ich kenne das von meiner Tochter! Die kommt auch fast jedes Wochenende heraus."
(...)



**Anmerkung des Webmasters: Inzwischen gibt es die vollständige Version der Kurzgeschichte weiter unten.**

schorsch antwortete am 04.02.03 (09:26):

Mein Wunsch wäre: Bei Gedichten und Geschichten angeben, wer sie verfasst hat.
Ich bin jeweils enttäuscht, wenn ich etwas Literatisches hier lese und dann merken muss, dass der/diejenige, der/die das Betreffende in den ST stellte, gar nicht der Urheber ist.


Marianne antwortete am 04.02.03 (16:04):

Feuerwehrfest

Schauplatz ist die Umgebung Wiens.
Milieu- dörflich.
Die Perspektive: personales Erzählen mit deutlicher Symphatie für die großstädtische Christine.

Thema: der moderne (?) Antisemitismus


Beweis: das Gespräch über den Juden Deutsch, der so lustig gewesen sei, von dem man gar nicht begreife, wieso er während des 2. Weltkrieges verschwunden sei.

Ja, die armen Juden ....... ABER die Reichen ... und überhaupt --------


Wer anderer Meinung ist, fürchtet sich, diese auszusprechen. Christine sagt leise Nazischeiße und wird von ihrem Mann unterm Tisch gestoßen.

Der Textausschnitt zeigt, dass zu dem Zeitpunkt, zu dem er verfasst wurde, der ganz normale Antisemitismus durchaus noch aktiv vorhanden ist.


Und Rechtsparteien, die laufend Zuspruch bekommen, belegen das von einer anderen Seite. Wobei heutzutage die Juden unter dem Begriff Ausländer subsumiert werden.


angelika antwortete am 04.02.03 (19:12):

toll erklärt - soll man nun als schlichter mensch so verstehen, das antisemitismus bestandteil der wiener vorstadtfolklore ist? da gehen einem die nackenhaare hoch...
literarisch umschrieben bekommt das ja geradezu etwas ehrbares und jenes klassische phänomen des antisemitismus nimmt aktuelle gestalt an und greift auf das ST über...

"Der Antisemitismus ist das Merkzeichen einer zurückgebliebenen Kultur." (Friedrich Engels (1820-1895), deutsch. sozialistischer Politiker u. Schriftsteller)


katharina antwortete am 04.02.03 (19:55):

angelika, beim besten willen, ich verstehe dein posting nicht. *wo* bitte im text, bzw. in den reaktionen machst du eine antisemitische haltung fest? (falls das deine absicht gewesen ist, denn die erschließt sich mir ja eben nicht).

falls du hier nur herumrotzen willst, dann mach bitte einen rotzordner auf und verschone diesen hier.

wenn du wirklich was inhaltliches äußern möchtest, möchte ich dich um konkretisierung und um einen etwas umgänglicheren ton bitten. und vielleicht wäre es auch angezeigt, den text zu lesen, dann wüsstest du z.b., dass der ort des geschehens nicht die wr.vorstadt ist.

schorsch: das ist ein ausschnitt aus einem text von mir.
maranne: danke für deine genaue beschäftigung mit dem text!

liebe grüße
katharina


Marianne antwortete am 04.02.03 (20:12):

@ Angelika

Es tut mir leid, dass Du aus Text und Kommentar herauslesen könntest, dass Wien antisemitisch sei.

Es ist der ganz normale Ausländerhass, geboren oft aus irrationaler Angst der Leute nicht nur in Österreich, sondern auch in Deutschland sagen lässt: ich bin ja kein Ausländerfeind, aber
Ich bin ja kein Antisemit, aber
Und dann kommen noch ganz andere Aberargumente,als die in Katarinas Text angegebenen.
Wenn Du solche banalen Worte aus unberufenem Munde noch nie gehört hast, beweist das nur, dass du viel im Ausland mit Menschen geredet haben magst, aber nicht bei uns. Es bedarf der Nähe zum Menschen, will man hören, was sie sagen.

Und wenn Katarina dieses aufzeigt, hat es die Zielrichtung, diese Form des Antisemitismus deutlich zu machen.

Und das sollte jede/r von uns tun, halt mit den Mitteln, die ein jeder zur Verfügung hat.

Nichts für ungut, aber nicht immer ist es gut, unreflektiert die Haare aufzustellen.


angelika antwortete am 04.02.03 (20:57):

seit wann hat hier irgend jemand ausser dem webmaster das recht, einem anderen forenmitglied das schreiben zu einem thema zu verbieten! wer so undifferenziert einen text hier einstellt ohne ihn auch nur ansatzweise zu kommentieren, der muss es sich gefallen lassen, dass andere annehemn, er/sie wolle ihre persönliche meinung in pseudoliterarischer mogelpackung hier unterjubeln.
ich zitiere dich:
""Wir waren keine Nazis", sagt die Herzfrau. Sie sitzt wieder gerade. "Die Leute haben nichts gegen den Deutsch gehabt. Ganz im Gegenteil, das war eh ein Lustiger! Aber seinerzeit nach der Bauernbefreiung sind die Bauern von den Juden um alles betrogen worden. Weil sie doch nichts gehabt haben und sich für Wucherzinsen Geld borgen haben müssen. Der Jude hat den Bauern alles genommen."
Bernhard sitzt nun mindestens so gerade wie die Herzfrau, die Frau vom Bürgermeister dreht sich immer wieder um, kann aber ihren Mann nirgends entdecken. Christine trinkt ihren G'spritzen aus.
"Komm Bernhard," sagt sie, "wir müssen gehen, wir wollen nicht zu spät nach Wien kommen. Du hast doch noch zu tun."
"Ja, das ist schon was mit dem Hin- und Herfahren", sagt die Herzfrau. "Ich kenne das von meiner Tochter! Die kommt auch fast jedes Wochenende heraus."

leider bin nicht nur ich der meinung, dass da ein brauner kondenzstreifen in deiner geschichte ist. hinterher zu erklären, das sei dramaturgisch wichtig, geht nun leider nicht mehr. ich habe den link mit verlaub mal an 2 leute, beide jüdischer abstammung, geschickt und auch an 2 andere - die entdeckten durchaus auch den zarten keim antisemitischr tendenz in deinem werk..

und bitte - auch wenn du mich offenbar nicht ausstehen kannst - ausdrücke wie "rotzen" und dergleichen kannst du dir in zukunft bitte sparen. oder spricht man so in deinen kreisen ?

tztztz


katharina antwortete am 04.02.03 (21:24):

den wahrheitsgehalt deiner aussagen kann ich ja nicht überprüfen. so wie du mir vermutlich auch nicht glauben wirst, dass ich *diese* leseweise des textes noch nie erlebt habe.
der text lässt sich jedoch sehr wohl überprüfen.
kernstück dieses ausschnittes ist die gegenüberstellung des (stets gepflegten) kriegerdenkmals und dieses feuerwehrhaus, das dort steht, wo zuvor das haus des gustl deutsch gestanden ist. wo es noch nicht mal eine tafel gibt, die daran erinnert. wo schon das anstoßen dieses themas eine art verteidigungsreflex auslöst.

aber was rede ich da. wer den text liest, kann das ja eh erkennen.

katharina


hl antwortete am 04.02.03 (21:33):

Ich würde sehr gerne den kompletten Text lesen


Marianne antwortete am 04.02.03 (21:49):

Aber, Angelika,
ist Dir denn noch nie die Argumentationskette: Ja, aber-
begegnet. Schon die Sprachlogik sagt, dass dieses Konstrukt
bejaht,was es einschränkt, also folgendes heißt:

Ja, du sagst a, aber ich b I

Im übrigen bezweifle ich, dass in der Kürze der Zeit deine jüdischen Bekannten den Textauszug von Katarina aufmerksam gelesen haben können. Ich habe dafür zwei Stunden gebraucht.

Und warum glaubst oder unterstellst Du der Katharina eine " pseudoliterarische Mogelpackung". Ihre beachtliche Parodie "Trauerpiranhas" weist doch für mich schon Professionalität aus.

Also: ich glaube nicht, dass man in so kurzer Zeit "braune Kondensstreifen" in einem Text von der dargestellten Länge feststellen kann.: im Gegenteil, ich glaube, dass ich auf die Schnelle (2Std. Beschäftigung) Aufzeigen von Antisemitismus im Gewand biederer Geschäftigkeit erkannt habe.
Und wer aufzeigt, klagt an!


angelika antwortete am 04.02.03 (22:00):

@marianne: der beitrag wurde bereits gestern gepostet und hat mich da bereits sehr stutzig gemacht. und bevor ich mich so äussterte, wie ich es empfinde, habe ich freunde/verwandte um ihre meinung gefragt. du ahnst nicht, wie schnell juden sein können....
kondenzstreifen erkennt man sehr schnell. da die verfasserin es versäumt hat, gleich klarheit zu verschaffen, sind verschiedene interpretationen möglich. meine hast du gelesen. egal ob du nun b sagst oder nicht. du kommentierst nur

"Der Textausschnitt zeigt, dass zu dem Zeitpunkt, zu dem er verfasst wurde, der ganz normale Antisemitismus durchaus noch aktiv vorhanden ist."

ob du das nun gut heisst oder nicht, das ist aus deinem ersten beitrag auch nicht zu erkennen.

es steht nunmal da ...

angelika


Marianne antwortete am 04.02.03 (22:10):

Angelika, willst Du, dass ich Dir sage, dass die Wertung nicht in Pro oder Kontra- Verbalkaskaden liegt, sondern im
Aufzeigen von Fakten, auch in künstlerisch gestalteter Form.

Oder willst du, dass ich hier noch einmal - wie schon in einem anderen Beitrag- sage, dass ich Täter und Opfer in der Verwandtschaft habe; Opfer auch im KZ.
Also: ich weise den Anwurf des Antisemitismus entschieden zurück. Mein Spezielgebiet in Zeitgeschichte war: Die Judenfrage im 19. und 20. Jahrhundert.

Und wenn du jetzt noch unterstellst, dass ich das ja aus verstecktem Antisemitismus gewählt haben könnte, kann ich nur resignierend den Kopf schütteln.


angelika antwortete am 04.02.03 (22:28):

ja auf sowas hab ich gewartet - "ich kannte auch leute, die im kz waren"... "einige meiner besten freunde sind juden" ...usw ...ja, marianne - hab ich alles schon einmal gehört...wenn du meine beiträge aufmerksam gelesen hast, weisst du auch welchen bezug ich persönlich dazu habe.

ich habe mich nur auf das bezogen, was hier oben steht - und dass man da eine menge hineininterpretieren kann. hier lesen eben nicht nur leute mit spezialgebieten.
WENN jemand so etwas wie katherina postet, tut er/sie gut daran, vorab erklärungen zu geben - oder aber manmuss es hinnehmen, dass die dinge nicht so verstanden werden, wie man es im nachhinein gerne hätte. aber warten wir doch ab, was andere leser dsazu meinen.


Karl antwortete am 04.02.03 (22:54):

Ich habe eben die Kurzgeschichte von Katharina gelesen. Sie hat mich betroffen gemacht. Verstehen kann ich nicht, wie der Schreiberin Antisemitismus unterstellt werden kann. Ich lese das ganz anders:
-----Zitat------
"Christine ... will ganz und gar nicht wissen, was da noch kommt, aber da kommt es schon, das Weltjudentum und dass man doch auch heute noch sehen könne ..." Die Herzfrau beugt sich über den Tisch, wie in geheimem Einverständnis wird auch ihre Stimme leiser.
"Nazischeiße", sagt Christine genauso leise.
------
Die lebensnah erzählte Geschichte soll in meinen Augen herausarbeiten, dass viele heute immer noch nicht wirklich aus der Vergangenheit gelernt haben. Betroffen macht mich die Argumentation "Die Leute haben nichts gegen den Deutsch gehabt. Ganz im Gegenteil, das war eh ein Lustiger! Aber seinerzeit nach der Bauernbefreiung sind die Bauern von den Juden um alles betrogen worden." Denn so ist es ja immer. Wird nach einem einzelnen Schicksal gefragt, dann wird es bedauert und die betroffene Person als eine ganz nette bezeichnet, aber gleichzeitig werden die pauschalen Vorurteile gegen die Gruppe warm gehalten.

Ich finde die Kurzgeschichte gut, weil sie dem nachdenklichen Leser genau das verdeutlicht. Darin Antisemitismus zu erkennen, heist die Botschafterin mit der Boschaft "Es gibt ihn noch, den Antisemitismus" zu verwechseln.

Leider ist der Rassismus nicht nur in Form des Antisemitismus allgegenwärtig, er hat viele Spielarten.

Mit freundlichen Grüßen

Karl


Angelika antwortete am 05.02.03 (00:00):

...es liegt eben ales im Auge des Betrachters, Karl. Aber wie Du schon sagts - er hat viele Spielarten, der Rassismus und der Antisemitismus. Wie nachdenklich und professionell die Verfasserin auf Kritik reagiert, ist für den angeblich so sensiblen Text dann gleich wieder zu .... deutlich:

"falls du hier nur herumrotzen willst, dann mach bitte einen rotzordner auf und verschone diesen hier."

Die Verfasserin hätte alle Zweifel im Vorfeld vermeiden können - und nicht einfach einen Text ohne Bemerkung zur Diskussion stellen sollen. Wie gut, dass das Siegerdenkmal so schön sauber ist.


pilli antwortete am 05.02.03 (00:56):

nun, lange hat es nicht gebraucht, den üblen gestank zu orten..,*ggg*

und das "rumrotzen" sollte vielleicht das kriegerdenkmal
zum ziel haben...


MariaM. antwortete am 05.02.03 (02:41):


Na, Karl - wie fühlt man sich denn so, wenn man sich
soeben distanziert hat von einer Mitstreiterin, die
ausgerechnet Katharina "Antisemitismus" unterstellt (mit
Bemerkungen wie "Mogelpackung", "brauner Kondenzstreifen"
etc.) - und plötzlich bist Du, Karl, ihr Kumpel?

Willkommen im Club derer, denen das Wort im Mund herumgedreht wird!

Katharina - warum nur ein�Ausschnitt? Bitte, her mit der
Fortsetzung! Danke für den Mut, "Alternativ-Themen"
anzubieten. Wie lautete der Rat einer gewissen
Dame? "Überlies doch einfach alles, was ich poste"! Das
hat was: Lass Dich doch um Himmels willen nicht wieder auf
ein SM-Niveau ein...

@ Angelika.
1. Was greift auf das ST über??? Die schlichten
Menschen??? Du spinnst doch! Sorry, ich habe soeben
beschlossen, mich auf Dein Niveau zu begeben, um Dir adäquat kontern zu können...
2. Ausgerechnet DU beklagst Dich über einen
Rotzordner? "Wer hier mehr die Hosen runterlässt",
wer "rumschleimt" usw. usw., ausgerechnet Du stellst die
Frage: "... spricht man so in Deinen Kreisen?"
Ausgerechnet Du!!? Ich zitiere Dich wörtlich: "Wie
gut,dass das Siegerdenkmal so schön sauber ist."

KATHARINA, einen Ausdruck hab' ich nicht verstanden:
"Und die Cousine von der Herzfrau sei ja schon auch eine KRÄTZEN gewesen." Was ist das, eine Krätzen?
(Österreichisch?)

Herzliche Grüße, Maria.


Marianne antwortete am 05.02.03 (03:02):

Für das Wort "Krätzn" kann ich auch die Übersetzung liefern.
(Kann heute Nacht nicht schlafen.)

Krätzn heisst so viel wie lästiger Mensch - Nervensäge-.


Du, Maria, ich versteh Deine Kritik an Karl nicht. Er hat doch Katharinas Text als einen, der sich gegen den Antisemitismus, gegen die Ewig-Gestrigen wendet, für sich gelesen.


Ich zitiere Karl:

Ich finde die Kurzgeschichte gut, weil sie dem nachdenklichen Leser genau das verdeutlicht. Darin Antisemitismus zu erkennen, heist die Botschafterin mit der Boschaft "Es gibt ihn noch, den Antisemitismus" zu verwechseln.

Leider ist der Rassismus nicht nur in Form des Antisemitismus allgegenwärtig, er hat viele Spielarten.

Mit freundlichen Grüßen

Karl
Ich finde, er sagt , dass diejenige, die Antisemitismus aufzeigt ( die Botschafterin) nicht Antisemitin ( die Botschaft) ist.

Also, schlaf gut (ich hoffentlich auch!)


[email protected] antwortete am 05.02.03 (03:11):

an Maria M.

Du, vielleicht unterliegst Du einem Irrtum, die Worte "Mogelpackung" " braune Kondensstreifen" habe ich gestern um 21. 49 gebraucht, um sie zu widerlegen. Das sind Worte von Angelika, die sie Katharinas Textintention unterlegen wollte.

So gesehen wären Deine Worte an Karl doppelt bedauerlich, denn Du hast doch zweifelsfrei erkannt, dass auch ich Katarinas Text so wie Karl es tat und wie Katharina es auch will,gelesen habe.


katharina antwortete am 05.02.03 (06:23):

(Anfang und Schluss der Kurzgeschichte)

Als Christine das Glas zum Mund hebt, bemerkt sie den schwarzen Rand unter ihren Fingernägeln. Also nicht nur die falsche Kleidung, sondern auch noch ungewaschen. Sie versteckt die Hände unter dem Tisch und ärgert sich, dass sie Bernhards Drängen nachgegeben hat.
"Du musst dich ab und zu schon auch anschauen lassen. Das gehört dazu," hat er gesagt und das hat sie eingesehen. Deshalb sitzt sie jetzt auf der schmalen, harten Heurigenbank und weiß nicht, wohin mit ihren Händen.
Bernhard ist mit dem Bürgermeister in ein Gespräch vertieft, irgendetwas über moderne Kunst. Der Bürgermeister macht ein wichtiges Gesicht und seine Frau nickt zustimmend. Ab und zu lächelt sie Christine an, die jedoch nicht reagiert. Bernhard skizziert mit großen Handbewegungen etwas in die Luft, vielleicht das riesige, rosa Ei, das ein paar hundert Meter vom Dorf entfernt mitten am Feld aufgestellt ist. Unter der Eierschale ist ein Stahlgerüst, weiß Christine vom Haslinger Franzi, dem Sohn vom Nachbarn, und dass ihm die Frau Fachlehrer das Hinaufklettern verboten hat. Obwohl er es hundertprozentig geschafft hätte, ohne hinunter zu fallen. Ob er auch nicht aufs Gießen vergessen wird, wenn sie wieder in Wien ist? Wäre sie nicht hergekommen, hätte sie den Rittersporn hochbinden, die ersten verblühten Rosen abschneiden und das Gemüsebeet noch einmal kräftig gießen können. Es soll auch an den kommenden Tagen sehr heiß sein und lieber würde sie sich nicht ganz auf Franzi verlassen müssen.
"Originale", hört Christine Bernhard sagen, der jetzt ziemlich laut redet, weil die Musik einen schwungvollen Marsch spielt. Es sei ein Jammer, dass es im Dorfleben keine Originale mehr gebe, dass jeder nur noch sein Fertigteilhaus und seine Sat-Schüssel im Sinn habe und dass jede Individualität darüber verloren gehe. Christine kennt das schon: Was nicht älter als fünfzig oder noch besser hundert Jahre ist, findet Bernhard beklagenswert. Zumindest am Land, denn in Wien kann es ihm nicht modern genug sein. Der Bürgermeister fällt in Bernhards Klagen ein, die Frau Bürgermeister versucht es erneut mit einem Lächeln, das Christine halbherzig erwidert.
Da übertönt ein lauter Tusch alle Gespräche. An den Heurigentischen wird es still, die Bernersbrunner und ihre Gäste recken die Hälse, die Frauen der Musiker stecken die Köpfe aus dem Feuerwehrhaus, sogar die Kinder unterbrechen ihr lautstarkes Basketballspiel.
Nun spricht der Kapellmeister. Es muss etwas Wichtiges sein. Oder etwas Lustiges, denn manchmal lachen alle. Als er fertig ist, wird geklatscht, dann spielen die Musikanten wieder.
Christine entdeckt endlich den Haslinger Franz, er sitzt in der dritten Reihe. Er sieht in der hellblauen Musikeruniform so ungewohnt aus, dass sie ihn zuerst nur an den dichten, schwarzen Haaren erkannt hat. Sie winkt ihm zu.
Die Kinder toben wieder um den Korb herum, unter ihnen Franzi, der wie seine Schwester und sein kleiner Bruder das dunkle Haslingerhaar geerbt hat. Hermi, die Mutter, ist bei den Frauen, die sich jetzt wieder ins Feuerwehrhaus zurückziehen, um weiter Brote zu belegen, Torten in Stücke zu schneiden und Kaffee auszuschenken. Hinter der provisorischen Schank klappern wieder die Gläser und Flaschen, die Feuerwehrmänner nehmen wieder Bestellungen auf und tragen die randvollen Tabletts zu den Tischen, wo die Gespräche wieder aufgenommen werden. Der Bürgermeister wechselt zum Nachbartisch, an dem der Herr Vizebürgermeister sitzt. Seine Gattin bleibt zurück und erzählt vom narrischen Schuster, dem der Leim in den Kopf gestiegen ist.

(...)

"Ja, das ist schon was mit dem Hin- und Herfahren", sagt die Herzfrau. "Ich kenne das von meiner Tochter! Die kommt auch fast jedes Wochenende heraus."
Christine nickt unbestimmt. Sie ist schon aufgestanden, sie wartet nur noch auf Bernhard.
"Eine Leistung ist das schon, wie Sie das alte Haus hergerichtet haben, und den Garten erst! Meine Tochter sagt das auch. Schade, dass sie gerade jetzt auf Urlaub ist. Nach Italien ist sie gefahren."
"Ich bewundere den Garten auch jedes Mal! Wenn man bedenkt, wie es dort vorher ausgeschaut hat!" Auch die Frau vom Bürgermeister ist voll des Lobes.
Endlich ist Bernhard aufgestanden. Immer noch zögernd verabschiedet er sich, Christine hebt nicht einmal die Hand, sondern murmelt nur ein "Auf-Wiedersehen".
"Schönen Abend noch!", sagt Bernhard, dann muss er sich beeilen, damit er seiner Frau nicht hinterherlaufen muss.
Als sie die Wiese vom Gustl Deutsch verlassen, winkt Christine noch schnell dem Franz zu, der zum Gruß die Augenbrauen hochzieht. Mehr geht nicht, weil er gerade in seine Trompete blasen muss.
"Wenigstens wissen, wo er gestorben ist. Wenigstens eine Gedenktafel anbringen", sagt Bernhard, als sie auf der Straße sind.
"Da werden wir uns aber verdammt unbeliebt machen", sagt Christine. "Und nützen wird's auch nichts." Aber Bernhard nimmt sich vor, in Wien nach Gustl Deutsch zu forschen. Er kennt da jemanden im Widerstandsarchiv, der ihm helfen wird.
"Da müssten wir dann schon mindestens einem Bernersbrunner Kind das Leben retten, damit sie uns das durchgehen lassen", sagt Christine und stellt sich vor, wie sie Franzi auffängt, der gerade vom Bernersbrunner Riesenei herunterfällt.


katahrina antwortete am 05.02.03 (07:04):

die kurzgeschichte umfasst ja wesentlich mehr als die 500 wörter, weswegen ich zunächst nur einen (ohnehin sehr langen!) ausschnitt gepostet habe.

ein herzliches dankeschön an marianne, karl und maria m., die sich mit dem text auseinandergesetzt haben.
das österreichische wort "krätzen" wurde ja schon erklärt (sehr, sehr lästig, aber nicht wirklich bösartig).

angelika und pilli, wahrscheinlich wäre es am besten, ihre kommentare zu ignorieren. sie sind so gut wie immer destruktiv und führen über kurz oder lang dazu, dass der ordner, den sie beglücken, zu einem ordner über angelika wird. wenn man allerdings mit derart üblen unterstellungen, auch wenn sie noch so abstrus sind, konfrontiert ist (und maria m. hat das ja auch schon erlebt!), dann fällt es zugegebenermaßer schwer.

mit morgendlichen grüßen
katharina


WANDA antwortete am 05.02.03 (08:29):

@sofia204 ich hoffe, Du kannst mich verstehen.


Karl antwortete am 05.02.03 (08:35):

Liebe Marianne, liebe Maria,


ich fühle mich durch Maria nicht missverstanden. Sie kritisiert mich nicht (korrigiere mich bitte, wenn doch). M.E. zeigt das nur wieder einmal wie kompliziert es manchmal ist, den anderen richtig zu verstehen. Das Geschriebene hat nicht wie das Gesagte auch noch ein begleitendes Mienenspiel.

Ich denke jeder hat so seine Schlüsselerlebnisse. Eines meiner ist die Ermahnung meines Vaters gewesen, zuerst das Positive in den Argumenten des anderen zu suchen. Manchmal vermisse ich in den Foren sogar den Hauch dieses Bemühens.

Wie unsensibel die Interpretation der Kurzgeschichte als "antisemitisch" war, wird nun, da sie als Ganzes vorliegt, sicherlich allen deutlich und ich hoffe, dass es möglich sein wird, friedlich darüber zu schreiben.

Mit freundlichen Grüßen

Karl


webmaster antwortete am 05.02.03 (08:43):

Ich werde die Kurzgeschichte, die jetzt kompliziert zu lesen ist, da aus Mittelteil, dann Anfang, dann Ende bestehend, richtig zusammensetzen und hier im Zusammenhang posten. Wenn Katharina erlaubt, würde ich sie auch im Autorenteil des Seniorentreffs (s. Link) gern veröffentlichen.

Mit freundlichen Grüßen

Karl

Internet-Tipp: https://seniorenstadt.de/autoren/


Katharina antwortete am 05.02.03 (08:43):

Feuerwehrfest

**Vollständige Version**


Als Christine das Glas zum Mund hebt, bemerkt sie den schwarzen Rand unter ihren Fingernägeln. Also nicht nur die falsche Kleidung, sondern auch noch ungewaschen. Sie versteckt die Hände unter dem Tisch und ärgert sich, dass sie Bernhards Drängen nachgegeben hat.
"Du musst dich ab und zu schon auch anschauen lassen. Das gehört dazu," hat er gesagt und das hat sie eingesehen. Deshalb sitzt sie jetzt auf der schmalen, harten Heurigenbank und weiß nicht, wohin mit ihren Händen.
Bernhard ist mit dem Bürgermeister in ein Gespräch vertieft, irgendetwas über moderne Kunst. Der Bürgermeister macht ein wichtiges Gesicht und seine Frau nickt zustimmend. Ab und zu lächelt sie Christine an, die jedoch nicht reagiert. Bernhard skizziert mit großen Handbewegungen etwas in die Luft, vielleicht das riesige, rosa Ei, das ein paar hundert Meter vom Dorf entfernt mitten am Feld aufgestellt ist. Unter der Eierschale ist ein Stahlgerüst, weiß Christine vom Haslinger Franzi, dem Sohn vom Nachbarn, und dass ihm die Frau Fachlehrer das Hinaufklettern verboten hat. Obwohl er es hundertprozentig geschafft hätte, ohne hinunter zu fallen. Ob er auch nicht aufs Gießen vergessen wird, wenn sie wieder in Wien ist? Wäre sie nicht hergekommen, hätte sie den Rittersporn hochbinden, die ersten verblühten Rosen abschneiden und das Gemüsebeet noch einmal kräftig gießen können. Es soll auch an den kommenden Tagen sehr heiß sein und lieber würde sie sich nicht ganz auf Franzi verlassen müssen.
"Originale", hört Christine Bernhard sagen, der jetzt ziemlich laut redet, weil die Musik einen schwungvollen Marsch spielt. Es sei ein Jammer, dass es im Dorfleben keine Originale mehr gebe, dass jeder nur noch sein Fertigteilhaus und seine Sat-Schüssel im Sinn habe und dass jede Individualität darüber verloren gehe. Christine kennt das schon: Was nicht älter als fünfzig oder noch besser hundert Jahre ist, findet Bernhard beklagenswert. Zumindest am Land, denn in Wien kann es ihm nicht modern genug sein. Der Bürgermeister fällt in Bernhards Klagen ein, die Frau Bürgermeister versucht es erneut mit einem Lächeln, das Christine halbherzig erwidert.
Da übertönt ein lauter Tusch alle Gespräche. An den Heurigentischen wird es still, die Bernersbrunner und ihre Gäste recken die Hälse, die Frauen der Musiker stecken die Köpfe aus dem Feuerwehrhaus, sogar die Kinder unterbrechen ihr lautstarkes Basketballspiel.
Nun spricht der Kapellmeister. Es muss etwas Wichtiges sein. Oder etwas Lustiges, denn manchmal lachen alle. Als er fertig ist, wird geklatscht, dann spielen die Musikanten wieder.
Christine entdeckt endlich den Haslinger Franz, er sitzt in der dritten Reihe. Er sieht in der hellblauen Musikeruniform so ungewohnt aus, dass sie ihn zuerst nur an den dichten, schwarzen Haaren erkannt hat. Sie winkt ihm zu.
Die Kinder toben wieder um den Korb herum, unter ihnen Franzi, der wie seine Schwester und sein kleiner Bruder das dunkle Haslingerhaar geerbt hat. Hermi, die Mutter, ist bei den Frauen, die sich jetzt wieder ins Feuerwehrhaus zurückziehen, um weiter Brote zu belegen, Torten in Stücke zu schneiden und Kaffee auszuschenken. Hinter der provisorischen Schank klappern wieder die Gläser und Flaschen, die Feuerwehrmänner nehmen wieder Bestellungen auf und tragen die randvollen Tabletts zu den Tischen, wo die Gespräche wieder aufgenommen werden. Der Bürgermeister wechselt zum Nachbartisch, an dem der Herr Vizebürgermeister sitzt. Seine Gattin bleibt zurück und erzählt vom narrischen Schuster, dem der Leim in den Kopf gestiegen ist.

"Keine Ahnung", sagt sie, "Ich weiß nicht, was aus ihm geworden ist. Kinder hat er auf jeden Fall keine gehabt."
"Den haben die Russen erwischt." An einem gegenüberliegenden Tische ist eine Frau in Dirndl aufgestanden und hat sich neben die Frau Bürgermeister gesetzt. Auf ihrem Busen liegt ein gewaltiges Herz.
"Die Russen oder die Amerikaner", sagt die Herzfrau und stellt ihr Glas ab. Christine muss sich beherrschen, dass sie nicht andauernd auf das riesige Silberherz starrt, oder noch schlimmer, dass sie es nicht packt und zwischen die faltigen Brüste schiebt. Die Herzfrau lächelt Christine auf dieselbe vorsichtig einladende Art an wie die Frau vom Bürgermeister. Christine schweigt und die Herzfrau spricht zu Bernhard.
"Wir haben uns als Kinder vor dem Schuster gefürchtet, weil komisch war der schon. Meiner Cousine, die lebt heut' nicht mehr, hat er einmal irgendein Eisentrumm nachgeschossen. Muss ein Werkzeug gewesen sein."
"Aber praktisch war das schon, mit dem Schuster im Ort", redet nun auch die Frau vom Bürgermeister mit. Ihr hat der Schuster nie etwas getan und sie hat öfter Schuhe hinbringen müssen. Und die Cousine von der Herzfrau sei ja schon auch eine Krätzen gewesen und da muss ihr die Herzfrau auch wieder Recht geben.
"Heute haben wir fast nichts mehr im Ort, nur noch ein Wirtshaus und den Berger. Und der ist auch nicht mehr selbstständig, der gehört schon seit ein paar Jahren zum Nah&Frisch," fährt sie fort. "Und wenn die Jungen eine Lehrstelle suchen, müssen sie sonst wohin fahren."
"Ja früher, drei Wirtshäuser und zwei Schmiede haben wir gehabt. Den Schreck und den Gegler, - damals hat's ein paar hundert Pferde gegeben, weil jeder ein oder zwei stehen gehabt hat. Und wo heute der Herberger wohnt, war früher ein Tischler und neben dem Berger war der Schlachter."
"Den Bäcker vergiss nicht und den Friseur. Fenz, hat der nicht Fenz geheißen? Mein Vater hat sich bei dem den Bart schneiden lassen und ich hab' von ihm manchmal ein leeres Fläschchen bekommen. Zum Spielen."
Die beiden erzählen und erzählen und wenn ihnen nichts mehr einfällt, fragt Bernhard irgendetwas und sie erzählen wieder.
"Sogar einen Hasenbalghändler hat es gegeben", weiß die Herzfrau. Bernhard muss nachfragen, was ein Hasenbalghändler ist.
"Der hat nach der Hauptjagd die ganzen Hasenfelle eingesammelt und sie dann verkauft."
"Irgendwann im 38er Jahr war er dann aber weg. Über Nacht. Am Morgen war keiner mehr da."
"Hat der nicht eine Tochter gehabt?"
Die Bürgermeisterfrau erinnert sich, dass die Tochter bald nach dem Krieg einmal in Bernersbrunn gewesen ist. Im 45-er oder 46-er Jahr muss das gewesen sein.
"Deutsch hat er geheißen, Gustl Deutsch", fällt der Herzfrau ein und dass die Wiese, auf der alljährlich das Feuerwehrfest stattfindet, seinerzeit zu seinem Haus gehört hat.
"Das Haus gibt's heute aber nicht mehr. Nach dem Krieg war die Gemeinde drin, später haben sie es abgerissen, weil es eh schon alt und außerdem feucht war. Dann haben sie das neue Feuerwehrhaus hingebaut."
"Und der Deutsch?", fragt Bernhard.
Die beiden Frauen zucken mit den Achseln: "Keine Ahnung. Damals sind viele einfach verschwunden."
"Und keiner hat nachgefragt?"
"Sie wissen nicht, wie es damals war. Da haben alle Angst gehabt. Da wäre man ja gleich nachgeschickt worden."
"Und später? Nach dem Krieg? Und wie war das, als die Tochter nach Bernersbrunn gekommen ist?"
"Keine Ahnung", die beiden sind damals ja eigentlich noch Kinder gewesen. Sie wissen das alles nicht so genau.
"Gehen Sie einmal zum Kriegerdenkmal, da können Sie sehen, wie viele von uns im Krieg geblieben sind", sagt die Herzfrau. "Und außerdem hat der Hitler auch Christen umgebracht. Und die reichen Juden hat er eh nicht erwischt, die sind eh nach Amerika gegangen, noch bevor alles angefangen hat."
Christine ist schon oft am Kriegerdenkmal vorbeigegangen und hat überlegt, wer eigentlich dafür sorgt, dass dort alles immer so ordentlich ist. Nicht dass die in Reih und Glied eingesetzten Stiefmütterchen ihr gefallen hätten, aber wie sorgfältig die kleine Anlage gepflegt wird, beeindruckt sie doch jedes Mal. Unkraut hat Christine dort noch nie gesehen.
Bernhard fragt immer noch nach Gustl Deutsch. Sein Gesicht ist gerötet.
Christine will, dass er aufhört, sie hat genug mit ihren dreckigen Fingern zu tun und mit der völlig unpassenden alten Jeanshose und dem verwaschenen T-Shirt und sie will ganz und gar nicht wissen, was da noch kommt, aber da kommt es schon, das Weltjudentum und dass man doch auch heute noch sehen könne ..." Die Herzfrau beugt sich über den Tisch, wie in geheimem Einverständnis wird auch ihre Stimme leiser.
"Nazischeiße", sagt Christine genauso leise. Bernhard stößt sie an.
"Wir waren keine Nazis", sagt die Herzfrau. Sie sitzt wieder gerade. "Die Leute haben nichts gegen den Deutsch gehabt. Ganz im Gegenteil, das war eh ein Lustiger! Aber seinerzeit nach der Bauernbefreiung sind die Bauern von den Juden um alles betrogen worden. Weil sie doch nichts gehabt haben und sich für Wucherzinsen Geld borgen haben müssen. Der Jude hat den Bauern alles genommen."
Bernhard sitzt nun mindestens so gerade wie die Herzfrau, die Frau vom Bürgermeister dreht sich immer wieder um, kann aber ihren Mann nirgends entdecken. Christine trinkt ihren G'spritzen aus.
"Komm Bernhard," sagt sie, "wir müssen gehen, wir wollen nicht zu spät nach Wien kommen. Du hast doch noch zu tun."
"Ja, das ist schon was mit dem Hin- und Herfahren", sagt die Herzfrau. "Ich kenne das von meiner Tochter! Die kommt auch fast jedes Wochenende heraus."

Christine nickt unbestimmt. Sie ist schon aufgestanden, sie wartet nur noch auf Bernhard.
"Eine Leistung ist das schon, wie Sie das alte Haus hergerichtet haben, und den Garten erst! Meine Tochter sagt das auch. Schade, dass sie gerade jetzt auf Urlaub ist. Nach Italien ist sie gefahren."
"Ich bewundere den Garten auch jedes Mal! Wenn man bedenkt, wie es dort vorher ausgeschaut hat!" Auch die Frau vom Bürgermeister ist voll des Lobes.
Endlich ist Bernhard aufgestanden. Immer noch zögernd verabschiedet er sich, Christine hebt nicht einmal die Hand, sondern murmelt nur ein "Auf-Wiedersehen".
"Schönen Abend noch!", sagt Bernhard, dann muss er sich beeilen, damit er seiner Frau nicht hinterherlaufen muss.
Als sie die Wiese vom Gustl Deutsch verlassen, winkt Christine noch schnell dem Franz zu, der zum Gruß die Augenbrauen hochzieht. Mehr geht nicht, weil er gerade in seine Trompete blasen muss.
"Wenigstens wissen, wo er gestorben ist. Wenigstens eine Gedenktafel anbringen", sagt Bernhard, als sie auf der Straße sind.
"Da werden wir uns aber verdammt unbeliebt machen", sagt Christine. "Und nützen wird's auch nichts." Aber Bernhard nimmt sich vor, in Wien nach Gustl Deutsch zu forschen. Er kennt da jemanden im Widerstandsarchiv, der ihm helfen wird.
"Da müssten wir dann schon mindestens einem Bernersbrunner Kind das Leben retten, damit sie uns das durchgehen lassen", sagt Christine und stellt sich vor, wie sie Franzi auffängt, der gerade vom Bernersbrunner Riesenei herunterfällt.


angelika antwortete am 05.02.03 (10:09):

katharina: dies ist kein angelika-ordner, dies ist ein ordner in dem es um antisemitismus ja oder nein geht. du hast des öfteren schon empfohlen, mich in einen extra ordner zu sperren - wegschliessen, ausgrenzen, wollen wir nicht, weg damit, rotzt nur rum ... willst du mir und andernen andersdenkenden das schreiben verbieten? da sollen sich einem nicht die nackenhaare hochgehen? ....
ich staune ...


katharina antwortete am 05.02.03 (10:24):

pass mal auf, angelika, ich hab schon langsam die nase voll von deinem diskussionsstil. ich habe nie eine ordnersperrung empfohlen.
ich habe dich zwei mal (vielleicht auch drei mal) gebeten/aufgefordert, doch bitte meine ordner nicht durch bemerkungen zu stören, die am thema vorbeigehen und/oder übergriffig, unterstellend, usw. sind.
und es geht in diesem ordner nicht um antisemitisch oder nicht, es geht in diesem ordner um einen text, der von antisemitismus und umgang mit geschichte handelt. und wieder einmal: wenn du gerne darüber diskutieren möchtest, ob ich antisemitisch bin und du mein opfer, dann eröffne doch bitte einen eigenen ordner dafür.

irgendwelche nicht-belegten und belegbaren unterstellungen und beleidigungen auszustoßen, hat übrigens wenig mit diskutierbaren meinungsäußerungen zu tun. wenn sich jemand dagegen zu wehren sucht, dann macht einen das auch nicht zum opfer. wenn es dich jedoch dessen ungeachtet danach gelüstet, dich als opfer zu stilisieren, dann sei dir auch das unbenommen - aber bitte: in einem eigenen ordner.

katharina


pilli antwortete am 05.02.03 (11:09):

wann endlich besteht die hoffnung, nicht mehr reglementiert zu werden?

noch deutlicher kann katharina sich nicht outen hehe...die verbale peitsche schmückt sie allerdings nicht so wie eine namensvetterin, an die ich gerade denke...*ggg*


angelika antwortete am 05.02.03 (11:13):

ist das deine art und weise, höflich zu bitten..:

"falls du hier nur herumrotzen willst, dann mach bitte einen rotzordner auf und verschone diesen hier."

???? wenn du nicht wünscht, dass jeder und auch ich sich einmischen kann und eine andere sicht der dinge hat, solltest du nicht in ein weltweit offenes forum schreiben, oder?

deine "opfertheorie" ist haltlos, psychologisch aber nicht uninteressant. ich fühle ich mich sicher nicht als opfer, bestimmt nicht in einer diskussion und am wenigsten als deines - nicht ich verzerre immer mehr und personifiziere, sondern das machst ganz allein du ...

es ist doch merkwürdig, dass du dich dermassen angegriffen fühlst und dich mit mitteln verteidigst, die einer so gebildeten frau wie dir unwürdig sind.

ich schrieb eingangs nur eine vermutung, ohne bezug auf deine person und die lautete

"soll man nun als schlichter mensch so verstehen, das antisemitismus bestandteil der wiener vorstadtfolklore ist? da gehen einem die nackenhaare hoch...
literarisch umschrieben bekommt das ja geradezu etwas ehrbares und jenes klassische phänomen des antisemitismus nimmt aktuelle gestalt an und greift auf das ST über..."

und woher sollte man wissen, dass du die urheberin der geschichte bist? meine meinung über die wirkung des textausschnitts hätte das jedoch nicht geändert.

stets gerne unbequem

angelika


sofia204 antwortete am 05.02.03 (12:45):

Wetten abschließen ?
wer zieht sich zuerst zurück -
die Drexlerin wohl nicht, finde ich


Karl antwortete am 05.02.03 (13:21):

Schade, wie ein guter Text zerredet werden kann.


RoNa antwortete am 05.02.03 (13:55):

Du müßtest konsequenter und gerechter sein, Karl.

Zwei bestimmten Damen hast Du schon einmal das Einloggen gesperrt. Sie verhalten sich genau so wie damals, als Deine Sperre notwendig wurde, und sie graulen manche aus Deinen Foren hinaus.
So aber könntest Du auch "bello" wieder reinlassen. Der hat Dich vielleicht genervt, aber niemals Leute so angemacht wie die Betreffenden siehe oben. Ist selber ständig von denen "des Teufels" gemacht worden.


Antonius antwortete am 05.02.03 (14:14):

Was für ein kommunikatives, sinnloses Unglück - mit Rechthaberei, Vorwürfen und Streitereien!!
("Die Menschen glauben fest an das, was sie sich wünschen." Caesar - der Machtvolle!)
I c h habe auf den Ausschnitt der Erzählung nicht reagiert, weil es unsinnig ist, raten oder festlegen zu wollen, wie die Personen charakterisiert sind, wie sie sich entwickeln, wie sie sich verstricken - in summa: Wie die Intention der Autorin auszumachen ist.

Über den Bruchteil eines Textes sich zu fetzen -
muss jede und jedermann verletzen!
Ohne den blauen Dunst vermehren zu wollen,
würd ich gern dem ganzen Text Kritik oder Ehre zollen.


Karl antwortete am 05.02.03 (14:33):

@ Antonius,

den vollständigen Text habe ich oben am 05.02.03 (08:43) in Katharinas namen ja bereits eingegeben (zusammengesetzt aus ihren drei Fragmenten).

MfG Karl


WANDA antwortete am 05.02.03 (16:59):

ganz bescheiden möchte ich daran erinnern, dass es hier Stimmen gab, die davor warnten, eigene Kurzgeschichten auseinanderzunehmen. Aber jedem das Seine. Für mich herrscht hier nur noch der Intellekt und der Humor, oder die Menschlichkeit bleiben total auf der Strecke.


Katharina antwortete am 05.02.03 (17:21):

@Wanda: Soweit ich mich erinnere, wurde der Ausdruck "auseinandernehmen" seinerzeit von den Kritisierten verwendet und bezog sich auf (in ihren Augen) übertriebene Analyse ihrer Texte. Diesen Text hier habe ich selbst "auseinandergenommen", weil er eigentlich viel zu lang war. Ich habe einen wichtigen Ausschnitt gewählt, in dem gezeigt wird, wie in diesem Dorf mit dem Andenken an die im Krieg Gefallenen und mit dem Andenken an die, denen Hab und Gut und Leben umgegangen wird. Es ist ein durchaus übliches Verfahren, Texte in Ausschnitten vorzustellen, wenn sie (aus verschiedenen Gründen in speziellen Fällen) zu lang sind.

@Antonius: Ich gebe dir Recht, dass sie die Gesamtintention eines Textes nur erkennen lässt, wenn der gesamte Text vorliegt. Allerdings: Dass der zunächst vorgestellte Ausschnitt keine antisemitischen Tendenzen hat, ist sehr wohl zu erkennen. Es sei denn, ein Leser ist von einer bestimmten Leseerwartung getrieben.

@roNa: Was mich betrifft, liegst du mit deiner Vermutung richtig: Ich werde mich aus dem ST wieder zurückziehen. Was mir einerseits Leid tut, weil es an manchen Stellen wirklich interessante Gespräche gibt. Andererseits teile ich meine Gedanken nicht gerne in einem Umfeld mit, in dem ich beständig Gefahr laufe, auf übelste Weise der übelsten Dinge bezichtigt zu werden.

@sofia 204: Leider kann ich deinen Beitrag nicht "entschlüsseln", ich weiß nicht, was du mit ihm sagen willst.

@hl: Danke für die Äußerung deines Interesses am Text - Mittlerweile liegt er ja vor.

Mit freundlichen Grüßen
Katharina


sofia204 antwortete am 05.02.03 (17:39):

Katharina,
ich bin TRAURIG, daß Du es bist,
die sich zurückzieht,
- und nicht die Verdreherin.


Medea. antwortete am 05.02.03 (17:48):

@ Liebe Katharina

bitte bedenke doch Deine Meinung noch einmal, Dich aus dem ST zurückzuziehen. Daß Du zum Beispiel keine Kurzgeschichten o.ä. mehr vorstellen möchtest, verstehe ich, aber hier im ST ist doch noch so ein weites Feld, Diskussionsbeiträge einzubringen - und Deine lese ich immer mit besonderem Interesse. Sie regen mich zum Nachdenken und auch zum Mitschreiben an - es ist ja wahrlich nicht nur der pure Zeitvertreib, der mich hierher zieht. :-))
Ich habe es schon einmal an anderer Stelle gesagt, ich finde es um jeden schade, der geht. Die Diskussionslandschaft wird um so viel ärmer.

Grüße von Medea.


WANDA antwortete am 05.02.03 (22:01):

-_@katharina, es mag an Wortklauberei grenzen, aber für mich hat Du Deinen Text nicht auseinandergenommen (bello wählte das Wort tranchieren)für mich hast Du Teile Deines Textes vorgestellt und in Anbetracht der
Tatsache, dass hier nur 500 Worte erlaubt sind, blieb Dir nichts anderes übrig
Du hast genau das erfahren, was andere hier auch erfahren haben. Vielleicht verstehst Du jetzt etwas besser, was wir damals meinten. Ich kann das vollkommen verstehen, dass Dir im Moment die Lust vergangen ist - mach Pause, solange Du sie brauchst - aber komm irgendwann wieder. Liebe Grüsse Wanda.


Simba antwortete am 05.02.03 (23:04):

Ich verstehe nicht, wie man Katherina antisemitische Neigungen unterstellen kann? In ihrem Text hat sie sich höchst kritisch mit der sogenannten Vergangenheitsbewältigung, wie sie leider noch vielerorts praktiziert wird, auseinandergesetzt. Manche Texte sollte man wirklich langsam und genau lesen...


Angelika antwortete am 05.02.03 (23:46):

...der zuerst gepostete text ist aus einer geschichte und somit aus dem zusammenhang gerissen.
...verfasserIN war unbekannt
...ursprung des textes war ebenfalls unbekannt - er hätte in einer satirischen zeitung genau so stehen können wie in der mitgliederzeitung der haider-freunde
...es wurde von mir nicht behauptet, katharina sei antisemitin, ich habe mich einzig und allein auf den TEXT bezogen und die MÖGLICHKEITSFORM verwendet, VERMUTUNGEN ausgedrückt. (siehe: "soll man annehmen das ..." und "literarisch umschrieben (..) bekommt es gestalt". Ferner "brauner Kondenzstreifen" : was ist an dem Ausdruck zu kritisieren? Wenn ich einen Kondenzstreifen sehe, weiss ich noch nicht, wer ihn verursacht hat. Desweiteren äussere ich die Vermutung, dass da ein zarter antisemitischer Keim spriesst -

Nicht ein einziger Ausdruck bezieht sich auf Katharina persönlich sondern auf meine ganz persönlichen Gedanken beim Lesen des Textes -

3/4 der sogenannten Diskussion hier bezieht sich auf die bösen bösen schlimmen Sachen, die ich anderswo geschrieben habe (übrigens ist "Hose runterlassen" ein Ausdruck beim Skat, der nichts ehrenrühriges hat".
Katherina und einige anderen scheinen mittlerweile leider so konditioniert zu sein, dass sie nur "Angelika" lesen müssen und blutunterlaufene Augen kriegen. Ich finde es äusserst unsachlich, einen von mir nicht persönlich beleidigenden sondern themen- und sachbezogenen, wenn auch beabsichtigt polemischen Beitrag so unsachlich und persönlich zurückgeschlagen wird und sich hier Leute melden, die nur zu der bösen, bösen Angelika stellung nehmen und zu dem, was sie an anderer Stelle geschrieben hat. WAS bitte hat das mit dem Thema zu tun? Nicht ich habe das hier zum Thema "böse doofe Angelika so weg und gute kluge Katharina soll bleiben" Thread gemacht - vielleicht überlegt sich die eine oder andere das einmal.

Wer behauptet, dass "früher alles besser" war im seniorentreff, der irrt. Ich habe mir einmal uralte Archivbeiträge angesehen und muss sagen, dass alles, was ich hier bisher passiv und aktiv miterlebt habe, eher noch sehr harmlos ist gegen das, was da an Beleidigungen und Streitereien zu lesen ist.

Dass einige man meine Meinung und Denkungsart nicht besonders schätzen, soll ihnen unbenommen sein - bedauerlich und beschämend für die VerursacherInnen ist die Unfähigkeit, sich über ein Thema durchaus auch heftig streiten zu können, ohne es persönlich werden zu lassen oder sich persönlich angegriffen zu fühlen. Ich habe mit Leuten hier aus dem Forum, mit denen ich sehr kontrovers debattiere, einen sehr netten und persönlichen Emailkontakt, der über alle unterschiedlichen Lebensauffassungen erhaben ist. Sicher kann man das nicht von jedem erwarten.

Vielleicht gibt es in diesem Forum ja doch noch User, die den kompletten Thread doch etwas nachdenklicher lesen und nicht gleich wieder wutschnaubend in die Tasten greifen.

Dieser Beitrag ist nur eine Zusammenfassung und eine persönliche feststellung - gleichzeitig mein Dank an die anonyme Emailerin, die mich mit "Dreckschwein, verschwinde aus dem Forum, sowas wie Dich will da keiner!! Wir wollen Dich nicht!" und anderen Sätzen beglückte, die ich hier lieber nicht zitieren will.

Das Thema Antisemitismus ist in Österreich offenbar eine offene Wunde - wie beiliegender Link zeigt. Die Reaktionen gewisser Teilnehmerinnen entschulden das war nicht, machen aber einiges klar.


Keine Sorge, weiteres werde ich zu dem Thema nicht schreiben - meine Waden brauche ich für anderes.

Internet-Tipp: https://tatblatt.mediaweb.at/153lesy-antisemitismus.htm


hl antwortete am 05.02.03 (23:49):

Katharina, deine Geschichte ist gut. Ich komme morgen noch darauf zurück.
Lass' dich bitte nicht von unqualifizierten Äußerungen vertreiben.

Herzlichen Gruss.. Heidi


MariaM. antwortete am 06.02.03 (01:49):


Liebe Katharina,

scheinbar mühelos und mit einfachsten Mitteln beschreibst Du einen Ausschnitt Leben. Und webst wie nebenbei die Muster ein, die von Generation zu Generation weitergegeben werden: die Juden haben schon immer...

Aber auch Deine Christine ist (für mich) keine Kämpferin, wenn sie sich auch - angewidert vom "Nazischeiß" - verweigert. Hat sie die Sinnlosigkeit eines solchen Unterfangens an einem solchen Ort erkannt? Ja, und damit ist sie für mich im Grunde ebenso verstrickt in Zwänge. "Da werden wir uns aber verdammt unbeliebt machen", sagt Christine. "Und nützen wird's auch nichts." Etc. Sie hat zwar begriffen und ist erzürnt, aber - wäre sie nicht hergekommen, hätte sie "den Rittersporn" hochbinden können"...

Ich möchte mehr wissen über den Schauplatz. Über Christine. Und bleibe allein mit meinen Erinnerungen, die plötzlich lebendig werden. Deine Erzählung, wenn man sich denn auf sie einlässt, löst Unglaubliches aus.

Das Hochzeitsbild der Eltern, das Parteiabzeichen sorgfältig übermalt - bis hin zu einem Zeitzeugenbericht eines Mannes aus Frankfurt/Main, Mitglied einer Gruppe, die den Stolz Hitlers, die Autobahn, mehrmals sabotierten. Habe ich jemals davon erfahren? Die Sendung lief nachts zu einer Zeit, wo eh normalerweise keiner mehr sieht.

Es gibt Romane oder Krimis, die so spannend sind, dass man sie in der Nacht nicht aus der Hand legt bis zum Ende. Dann aber für immer. Punkt, Schluss, Ende. Deine Erzählung, Katharina, öffnet eigene Lebenskapitel. Darauf kannst Du stolz sein. Es gibt nur wenige Erzähler (Autoren), die das von sich behaupten können.


RoNa antwortete am 06.02.03 (08:43):

An Wanda zu 5.2. - 16.59
"ganz bescheiden möchte ich daran erinnern, dass es hier Stimmen gab, die davor warnten, eigene Kurzgeschichten auseinanderzunehmen."


An Medea zu 5.2. - 17.48
"Ich habe es schon einmal an anderer Stelle gesagt, ich finde es um jeden schade, der geht"

Einige sind gegangen wegen der Unerträglichkeit, wie hier Themen und Beiträge auseinandergenommen werden. Einige haben sich gewehrt und sind wegen ihrer zornigen Worte gegangen worden.

Die Verursacher solcher Zwiste aber bleiben.


pilli antwortete am 06.02.03 (08:47):

@ RoNa

du bleibst?


RoNa antwortete am 06.02.03 (09:13):

@ pilli,
soll ich etwa auch abhauen, damit Du hier mehr Platz hast?


katharina antwortete am 06.02.03 (09:33):

ein herzliches dankeschön an karl, sofia 204, hl, medea, roNa, simba, wanda, maria!
ich freue mich natürlich, wenn ich rückmeldungen bekomme und wenn die kurzgeschichte anklang findet, ist's natürlich umso schöner!
wenn sie, wie es maria beschreibt, "türen zu eigenem öffnet", dann ist das ein besonders schönes kompliment. danke!
es ist ein text, mit dem ich mir auch besonders viel mühe gemacht habe, weil ich (mehr noch als sonst) darauf geachtet habe, in keine klischees zu geraten. die auch der guten sache ja oft ganz und gar nicht dienlich sind.

mit freundlichen grüßen & dank
katharina


pilli antwortete am 06.02.03 (10:50):

@ RoNa

ich erinnerte mich an einen deiner beiträge und habe nur eine frage gestellt :-)

nicht mehr und nicht weniger...

------------------------------------------------------------

RoNa antwortete am 01.10.02 (15:12):

Wir können es doch einmal probieren. Bei "webstories" wird das viel gemacht.
Ich setze jetzt gleich einmal nebenan ein neues Thema "Fortsetzungs-Geschichte" ein und dazu den Eröffnungstext, der genau 200 Wörter hat.
**************
Danach möchte ich mich aus dem ST verabschieden, wobei ich allen Wohlgesonnenen danke. (Dies soll - bitte! - nicht diskutiert werden.)

Internet-Tipp: https://www.webstories.cc


katharina antwortete am 06.02.03 (11:08):

wahnsinn pilli, deine boshaftigkeit ist wirklich bemerkenswert. also da können sich die jungen, die hier mitlesen und mitschreiben, wirklich noch ein scheibchen abschneiden! wenn es ihnen nicht (wie mir) zu blöd ist.

und sag, protokollierst du mit, wen du schon aller rausgegrault hast?

k.


katharina antwortete am 06.02.03 (11:14):

p.s.: in diesem ordner bleibe ich noch, um zu lesen, ob noch kommentare zu meiner geschichte kommen. und weil ich denn doch nicht möchte, dass hier jemand blöd angemacht wird, ohne dass jemand was dazu sagt.

katharina


pilli antwortete am 06.02.03 (11:48):

@ katharina

es bedarf keiner protokollierung :-)

Karl hat dankenswerterweise auf der startseite des ST die spezielle google/ST suche eingerichtet. so ist sehr schnell nachzulesen, was vielleicht interessieren könnte.

mann/frau gibt den nick ein und schwupps werden die einträge sichtbar und bieten jederzeit einen vergleich an.

gerne weise ich bei schulungen auf diese möglichkeit hin; es erleichtert manchmal den newbies das erkennen von zusammenhängen...

by the way...zu blödes...da gebe ich dir gerne recht, kommentiere auch ich nicht :-)


Marianne antwortete am 06.02.03 (12:35):

Jetzt nach Lesen des gesamten Textes sehe ich, dass ich mich in der Kernaussage (Intention) nicht geirrt habe und sehe es so ähnlich wie Heidi,dass im Ganztext Christine eine viel größere Rolle spielt: eine Figur, die eigentlich in Ruhe gelassen werden will, aber gezwungen ( vom eigenen Ethos in Sachen Ausgrenzung) wird,sich zu äußern.Und zwar ganz deutlich Stellung nehmend gegen den Alltagsfaschismus.

Übrigens; Antonius, gebe ich Dir nicht Recht, wenn Du bezweifelst, dass Auszüge aus einem Text nicht Sinnhaftigkeit herstellen können. Karl und ich haben es gekonnt, denn wir haben uns zum Text vor der Ganzschrift geäußert.


MariaM. antwortete am 07.02.03 (19:29):



Ja - die Christine beschäftigt mich immer noch stark.
Sie lässt mit ihrem "Nazischeiß" zwar absolut keinen
Zweifel an ihrer Einstellung. Sie sagt aber auch zu
ihrem Mann "Und nützen wird's auch nichts".

Was würde denn nützen? Gibt's überhaupt eine andere
Möglichkeit, auf dieses festgefügte (unglaublich gut
beschriebene) Dorfsystem zu reagieren? Ist das sich
lieber Raushalten und im Garten werkeln (und damit
eigentlich resignieren) nicht Zeitgeist? Bin ich
selbst eine Christine? Ich hab ja auch erst auf Karls
Unterschriftenreaktion reagiert mit dem Gedanken, was
ändert das schon...

Kennt Ihr keine Christines? Würd' mich interessieren,
falls Ihr Zeit habt.


Marianne antwortete am 07.02.03 (21:57):

@ Maria M.

Frei nach Kennedy sage ich: Ich bin eine Christine!


Du,Maria, da das ja eine Idee von dir ist, bitte ich Dich, formuliere eine etwas allgemein gehaltenere Frage und stelle sie neu ins Forum.

Ich stellte mir da eine interessante Diskussion vor.


pilli antwortete am 08.02.03 (07:33):

https://tatblatt.mediaweb.at/153lesy-antisemitismus.htm

diesen link hat uns Angelika angegeben.

mich interessiert in diesem zusammenhang die sicht der österreichischen ST `ler zu diesen aussagen.

ich bin entsetzt und frage mich, warum das nicht kommentiert wurde.

Internet-Tipp: https://tatblatt.mediaweb.at/153lesy-antisemitismus.htm


hl antwortete am 09.02.03 (11:53):

zur Form der Kurzgeschichte: Es fehlt mir ein wenig der Hintergrund der Personen Christine und Bernhard

zum Inhalt: beeindruckt hat mich die perfekte Darstellung des alltäglichen und scheinbar unüberlegten Antisemitismus bzw. Rassismus", der nicht nur in Österreich sondern auch in Deutschland immer noch aktuell zu hören ist. Hinterfragt man Äußerungen wie die nachstehend zitierten, wird mit Empörung reagiert ("..ich doch nicht!") und niemand will etwas gewusst haben und niemand will etwas wissen.

("Irgendwann im 38er Jahr war er dann aber weg. Über Nacht. Am Morgen war keiner mehr da."
"Keine Ahnung. Damals sind viele einfach verschwunden."
"Gehen Sie einmal zum Kriegerdenkmal, da können Sie sehen, wie viele von uns im Krieg geblieben sind", sagt die Herzfrau. "Und außerdem hat der Hitler auch Christen umgebracht. Und die reichen Juden hat er eh nicht erwischt, die sind eh nach Amerika gegangen, noch bevor alles angefangen hat." "..und sie will ganz und gar nicht wissen, was da noch kommt")


hl antwortete am 09.02.03 (21:03):

kleiner Nachsatz, weil mir die Zeit heute mittag weggelaufen ist - ich würde mich sehr freuen, Katharina, wenn ich hier noch mehr Kurzgeschichten oder ähnliches von dir lesen dürfte.

Herzlichen Gruss ..Heidi


sofia204 antwortete am 09.02.03 (21:49):

hl, lieber nicht,
das käme den Destruktmonstern ja sehr gelegen


hl antwortete am 09.02.03 (21:56):

:-) Wen interessiert schon das Geschreibsel von "Destruktmonstern" (schönes Wort), Sofia. Einfach überlesen den Quatsch.

Wäre doch schade, wenn uns dadurch schöne Geschichten entgingen.