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THEMA:   Friedensgedichte...?

 30 Antwort(en).

Antonius begann die Diskussion am 21.02.03 (18:59) mit folgendem Beitrag:

Es gibt von vielen Dichtern aus allen deutschsprachigen Ecken, pardon: Gegenden, Friedensgedichte. Ich bin mal im Bayerischen "wildern" gegangen - und fand dieses erschütternde Gedicht eines leiderprobten Mannes, der häufig nur als "Komiker" angesehen wird. (Wer findet andere, überzeitliche und trotzdem realistische, friedliche Texte...?)

KARL VALENTIN (1882-1948)
Vater unser

Vater unser, der Du bist im Himmel,
erlöse die Menschen nun endlich von den Menschen.
Diese Sippschaft ist nicht mehr wert
als daß Du sie vernichtest.
Sie wissen nichts anderes mehr zu tun
als Blut zu vergießen
indem sie sich gegenseitig abschlachten.
Mache Du nun endlich Schluß
mit den unseligen Kriegen
auf der ganzen Erde.
Du allein bist der Größte Feldherr.
Du brauchst keine Giftgase
und keine Kanonen
keine Tanks und keine Bomben.
Du brauchst nicht so grausame Waffen.
Lasse Du harmlose Schneeflocken vier Wochen lang
Tag und Nacht ununterbrochen auf die Erde fallen,
dann ist der wahre Frieden auf Erden -
Amen
(Aus: Sämtliche Werke. Bd. 2. Piper Verlag. 1994)


Marianne antwortete am 21.02.03 (20:42):

Friedrich von Logau (1604 - 1655)




Fried ist besser als das Recht;
Denn das Recht ist Friedens Knecht.


Barbara antwortete am 21.02.03 (21:22):

Marianne?

Das haut mich ja nun um.....

Friede steht über dem Recht?
Friede ist mehr wert als kriegerisch nach versteckten Waffen im Wüstensand zu suchen????
Auch wenn UNO-Bestimmungen (Recht) nicht ausreichend befolgt werden?

Bin ich noch beim Thema oder nicht?


Marianne antwortete am 21.02.03 (22:55):

Friede ist besser als Recht! einverstanden?

Und in der antithetischen Sprache des 17. Jahrhunderts ausgedrückt, heißt der zweite Teil ungefähr das.
Das Recht ist nur ein solches, wenn es dem Frieden dient.

Das Recht ist nur der Knecht des Friedens, es ist die vornehmste Aufgabe der Rechtshersteller - und die waren im 17. Jahrhundert die absoluten Herrscher - für Frieden zu sorgen. Im Inneren und in den Verhalten der Staaten zueinander.

Logau hat praktisch mit dem Dreißigjährigen Krieg gelebt. Ich denke, wir dürfen ihm das Recht zusprechen, sich so über den Frieden zu äußern. Und ich schließe mich dieser Meinung voll an.

Recht kann nur als solches bezeichnet werden, wenn es dem Frieden dient. Und das das eben nicht so ist, macht mich traurig.




hl antwortete am 22.02.03 (10:23):

Rattenfänger (Rainhard Fendrich)

Es war einmal vor langer Zeit
-- man kann fast sag'n: vor einer Ewigkeit --
a kleiner Mann, a Musikant.
Er war bekannt im ganzen Land
für die Macht und die Magie
seiner Flötenmelodie.
Doch die Leut', dumm wie die Nacht,
war'n bald neidisch auf die Macht.
hab'n ihm g'lacht und g'schrie'n dabei:
"Des kann doch nur der Teufel sei',
der Teufel sei'!"

Seid's ängstlich und paßt's auf!
Paßt's auf die Kinder auf!
Es gibt noch so viel Rattenfänger!
Sie stengan ob'n im Licht
und zarr'n mit jedem Ton
die Kinder euch davon!

Solang' noch Kinder leb'n,
wird's immer G'schichten geb'n
über so manchen Rattenfänger.
Sie hab'n ihr' ganze Macht,
ihr' Kraft und ihr' Magie
durch eure Phantasie!

Seid's ängstlich und paßt's auf!
Paßt's auf die Kinder auf!
Es lauern immer Rattenfänger!
Auf einmal rennen's los
und alle hinterher,
wie Lemminge ins Meer


hl antwortete am 22.02.03 (10:25):

Schön ist der Friede
Ein lieblicher Knabe
Liegt er gelagert am ruhigen Bach
Und die hüpfenden Lämmer grasen
Lustig um ihn auf dem sonnigen Rasen.

Friedrich Schiller

..
doch die raubvögel lauern
versteckt im dickicht
hütet euch lämmer
bleib wachsam, knabe
die adler fliegen
immer noch


hl antwortete am 22.02.03 (10:28):

imagine

Stell dir vor, es gibt kein Himmelreich,
es ist leicht es zu versuchen,
keine Hölle unter uns,
über uns nur Himmel.
Stell dir vor, alle Menschen,
leben für das "heute".
Stell dir vor, es gibt keine Länder,
es ist nicht schwer es zu tun,
nichts wofür man morden oder sterben müßte,
und auch keine Religion.
Stell dir vor, alle Menschen
leben in Frieden.
Du wirst vielleicht sagen, ich bin ein Träumer
aber ich bin nicht der Einzige.
Ich hoffe du wirst dich eines Tages uns anschließen,
und die Welt wird eins sein.
Stell dir vor es gibt keinen Besitz,
ich frag mich ob du das kannst,
kein Grund für Gier oder Hunger,
alle Menschen wären Brüder.
Stell dir vor, alle Menschen
teilen sich die Welt.
Du wirst vielleicht sagen ich bin ein Träumer
aber ich bin nicht der Einzige.
Ich hoffe du wirst dich eines Tages uns anschließen,
Und die Welt wird eins sein.

von John Lennon


Antonius antwortete am 22.02.03 (10:48):

Ein Gedicht, das Erika Kalkert ([email protected]) schrieb am 21.02.03 (17:30) für das Kapitel "Gedichte", gehört auch hierhin; meinen Dank für den wahrhaftigen Text eines Zeitzeugen von Krieg, Widerstand und Vernichtung:

Glücklichere Verhältnisse können erst eintreten,
wenn alle Völker zu der Erkenntnis gelangen,
dass jeder Krieg, auch der siegreiche,
ein nationales Unglück ist.

Helmut Graf von Moltke


Katharina antwortete am 22.02.03 (12:10):

vater komm erzähl vom krieg
vater komm erzähl wiest eingrückt bist
vater komm erzähl wiest gschossen hast
vater komm erzähl wiest verwundt wordn bist
vater komm erzähl wiest gfallen bist
vater komm erzähl vom krieg

(ernst jandl)


schorsch antwortete am 22.02.03 (14:01):

Das schönste Ding bei uns hienieden
ist eitel Sonnenschein mit Frieden.
Doch bin ich leider ein Realist
und nehm mein Dasein wie es ist....

Schorschs Sprüche


Medea. antwortete am 22.02.03 (20:14):

Friede macht Reichtum, Reichtum macht Übermut, Übermut bringt Krieg, Krieg bringt Armut, Armut macht Demut, Demut macht wieder Frieden.

(Geiler von Keyserberg bei Zinkref)


hl antwortete am 22.02.03 (20:57):

Krieg Macht Menschen Tod

Krieg macht Menschen tot
Krieg macht Menschen tot
Krieg macht Menschen tot
Krieg macht Menschen tot
Krieg macht Menschen tot
Krieg macht Menschen tot


Marie2 antwortete am 22.02.03 (22:24):

Ersehnt

Ich sehe ein Land mit neuen Bäumen.
Ich seh ein Haus aus grünem Strauch
und einen flinken Fischen.
Und einem Himmel aus Hortensien seh ich auch.
Ich seh ein Licht von Unschuld weiß
und einen Berg der unberührt.
Im Tal des Friedens geht ein junger Schäfer,
der alle Tiere in die Freiheit führt.
Ich höre ein Herz, das tapfer schlägt
in einem Menschen, den es noch nicht gibt,
doch dessen Ankunft, mich schon jetzt bewegt,
weil er erscheint und seine Feinde leibt.
Das ist die Zeit die ich nicht mehr erlebe.
Das ist die Welt, die nicht von unsrer Welt.
Sie ist aus feinstgesponnenem Gewebe,
und, Freunde, glaubt und seht: Sie hält.

Hans Dieter Hüsch


schorsch antwortete am 23.02.03 (09:39):

Friede auf Erden.....



Millionen Tränen fliessen Tag und Nacht
auf unsere nackte, wundgebrannte Erde.
Und tausend Kriege werden neu entfacht,
von uns, der ignoranten Menschenherde.


Millionen Kinder finden nicht ihr Täglich Brot.
Unschuldig müssen sie für Sünden zahlen.
Ohnmächtig schliessen wir die Augen ob der Not.
Denn keiner will sie sehen, ihre Qualen.


Millionen Frauen werden totgequält,
in gottverdammten Männerkriegen.
Der Teufel hat sich aus dem Ei geschält
und ruft: "Seid Männer, ihr müsst siegen"!


Ich frage euch, wie soll das weitergehn?
Was die hier tun, ist doch der bare Graus.
Warum lässt dies der Alte Gott geschehn?
Wir rotten uns ja selber aus.





März 1993 schorsch


Antonius antwortete am 23.02.03 (11:43):

Erich Mühsam (1878-1934 im KZ ermordet):
Kriegslied
(März 1917)

Sengen, brennen, schießen, stechen,
Schädel spalten, Rippen brechen,
spionieren, requirieren,
patrouillieren, exerzieren,
fluchen, bluten, hungern, frieren ...
So lebt der edle Kriegerstand,
die Flinte in der linken Hand,
das Messer in der rechten Hand -
mit Gott, mit Gott, mit Gott,
mit Gott für König und Vaterland.

Aus dem Bett von Lehm und Jauche
zur Attacke auf dem Bauche!
Trommelfeuer - Handgranaten -
Wunden - Leichen - Heldentaten -
bravo, tapfere Soldaten!
So lebt der edle Kriegerstand,
das Eisenkreuz am Preußenband,
die Tapferkeit am Bayernband,
mit Gott, mit Gott, mit Gott,
mit Gott für König und Vaterland.

Stillgestanden! Hoch die Beine!
Augen gradeaus, ihr Schweine!
Visitiert und schlecht befunden.
Keinen Urlaub. Angebunden.
Strafdienst extra sieben Stunden.
So lebt der edle Kriegerstand.
Jawohl, Herr Oberleutenant!
Und zu Befehl, Herr Leutenant!
Mit Gott, mit Gott, mit Gott,
mit Gott für König und Vaterland.

Vorwärts mit Tabak und Kümmel!
Bajonette, Schlachtgetümmel.
Vorwärts! Sterben oder Siegen
Deutscher kennt kein Unterliegen.
Knochen splittern, Fetzen fliegen.
So lebt der edle Kriegerstand.
Der Schweiß tropft in den Grabenrand,
das Blut tropft in den Straßenrand,
mit Gott, mit Gott, mit Gott,
mit Gott für König und Vaterland.

Angeschossen - hochgeschmissen -
Bauch und Därme aufgerissen.
Rote Häuser - blauer Äther -
Teufel! Alle heiligen Väter! ...
Mutter! Mutter!! Sanitäter!!!
So stirbt der edle Kriegerstand,
in Stiefel, Maul und Ohren Sand
und auf das Grab drei Schippen Sand -
mit Gott, mit Gott, mit Gott,
mit Gott für König und Vaterland.


Marie2 antwortete am 23.02.03 (17:25):

Gestern abend war ich beim Abtippen des Gedichte von Hüsch wohl schon ein wenig müde, jetzt sehe ich diverse Tippfehler. Ich beschränke mich darauf, die 3. Zeile zu berichtigen, da hier Wörter fehlen.
"und einen Fluß mit flinken Fischen"

Ich schicke gleich noch einen "Friedenstraum" von Rudolf Otto Wiemer mit.

Ein Kind sagt:

Ich will groß sein,
ich will mir ein Haus bauen aus Luft
und einen Garten machen aus Löwenzahn.
Lieder sollen darin wachsen,
die ich jeden Tag esse,
und ich will reich sein wie ein Kuckuck,
dem der ganze Wald gehört,
und ich will viele Kinder haben,
die schicke ich in die Schule,
damit sie den Krieg verlernen
und wissen, wie man ein Gewehr
aus Lachen macht und eine Kugel
aus Wind und einen Vater,
der nie fortgeht.

- Rudolf Otto Wiemer �


Wolfgang antwortete am 24.02.03 (02:12):

With God on their side (von BOB DYLAN)

Oh my name it is nothin'
My age it means less
The country I come from
Is called the Midwest
I's taught and brought up there
The laws to abide
And that land that I live in
Has God on its side.

Oh the history books tell it
They tell it so well
The cavalries charged
The Indians fell
The cavalries charged
The Indians died
Oh the country was young
With God on its side.

Oh the Spanish-American
War had its day
And the Civil War too
Was soon laid away
And the names of the heroes
I's made to memorize
With guns in their hands
And God on their side.

Oh the First World War, boys
It closed out its fate
The reason for fighting
I never got straight
But I learned to accept it
Accept it with pride
For you don't count the dead
When God's on your side.

When the Second World War
Came to an end
We forgave the Germans
And we were friends
Though they murdered six million
In the ovens they fried
The Germans now too
Have God on their side.

I've learned to hate Russians
All through my whole life
If another war starts
It's them we must fight
To hate them and fear them
To run and to hide
And accept it all bravely
With God on my side.

But now we got weapons
Of the chemical dust
If fire them we're forced to
Then fire them we must
One push of the button
And a shot the world wide
And you never ask questions
When God's on your side.

In a many dark hour
I've been thinkin' about this
That Jesus Christ
Was betrayed by a kiss
But I can't think for you
You'll have to decide
Whether Judas Iscariot
Had God on his side.

So now as I'm leavin'
I'm weary as Hell
The confusion I'm feelin'
Ain't no tongue can tell
The words fill my head
And fall to the floor
If God's on our side
He'll stop the next war.

Von der LP "The Times They Are A-Changin' " (1964)


Marusa antwortete am 25.02.03 (10:38):

Das Weltenspiel

Millionen Tote, Millionen zuviel!!!
Millionen Tote im Weltenspiel.
Im grausamen Spiel um Macht und Ruhm,
um schnöden Mammon, um Herrschertum.
Regierungen wechseln, es wechselt die Macht,
der Schmerz bleibt der gleiche, der durch sie entfacht
in den Herzen der Menschen, ob schwarz oder weiß.
Sie bringen die Opfer! Zu hoch ist der Preis.
Der Preis, den sie zahlen, meist ungewollt.
Ein einsames Grab, das ist ihr Sold.

Millionen Tote, Millionen zuviel!!!
Wann wird es nur enden, das grausame Spiel?

Ich weiß, wovon ich schreibe, habe den letzten Krieg mit all seiner Grausamkeit kennengelernt.


katharina antwortete am 25.02.03 (19:10):

ist vielleicht eine themenverfehlung, aber dafür ganz dichtungs-frisch aus meiner friedesfeder!

lg
katharina

Der Krieg nährt auch den braven Mann
Der den Krieg nicht leiden kann
Denn Männerego auch erwacht
Wenn es den Gegenkrieg entfacht
Fröhlich lodert's Widerstand
manch Täubchen ist dabei verbrannt
Weshalb die Friedenstäubelein
Wollen nur noch Vögel sein


schorsch antwortete am 26.02.03 (09:52):

Eine weisse Friedenstaube
suchte Körner mal im Laube
und wurd vom Fuchs da überrascht
der hat sie allsogleich vernascht!

schorsch


sofia204 antwortete am 26.02.03 (13:49):

Die Geilheit dieser Blutgerünste
bestürmt den Ältesten der Künste :-))


hl antwortete am 26.02.03 (14:39):

Sand im Getriebe (von Günter Eich)

Schlaft nicht,
während die
Ordner der Welt
geschäftig sind!

Seid misstrauisch gegen ihre Macht,
die sie vorgeben
für euch erweben zu müssen!

Wacht darüber,
dass Eure Herzen nicht leer sind,
wenn mit der Leere Eurer Herzen
gerechnet wird!

Tut das Unnütze, singt die Lieder,
die man aus eurem Mund
nicht erwartet!

Seid unbequem,
seid Sand,
nicht das Öl
im Getriebe der Welt!"



Wolfgang antwortete am 26.02.03 (21:53):

Lied (von SELMA MEERBAUM-EISINGER, 1924-1942)

Nimm hin mein Lied -
Es ist nicht froh,
Der Regen weint und weint.
Und wer ihn sieht
Weiß sowieso,
Wie es das Glück gemeint.

Es ist vorbei
Die helle Zeit,
Die Lachen uns gelehrt.
Sie ging entzwei,
Zwiespalt gedeiht -
Wenn auch die Welt sich wehrt.

Kehrt sie zurück?
Ich weiß es nicht.
Vielleicht weiß es der Wind.
Er kennt das Glück,
Wenn's nicht zerbricht,
So sagt er 's uns geschwind.

Doch sieh, der Wind
Verbirgt sich doch -
Er ist ja gar nicht da.
Ganz wie ein Kind,
So glaubt er noch:
Nur er weiß, was geschah.

Nimm hin mein Lied.
Vielleicht bringt es
das Lachen einst zurück.
Und wer es liest,
Der sagt: Ich seh 's,
und meint damit das Glück.

30.6.1941


Webtipp...

SELMA MEERBAUM-EISINGER als Vertreterin der deutsch-jüdischen Frauendichtung aus der Bukowina (von NATALJA SHCHYHLEVSKA)
https://www.ruhr-uni-bochum.de/ost-west/owp4.htm

Internet-Tipp: https://www.ruhr-uni-bochum.de/ost-west/owp4.htm


dirgni antwortete am 26.02.03 (22:26):

danke Wolfgang für diesen Beitrag


Barbara antwortete am 27.02.03 (00:00):

Mit Gewalt dient man nicht der Gerechtigkeit,
mit Krieg dient man nicht dem Frieden
und mit dem Töten von Menschen
dient man nicht dem Leben.

(Eugen Drewermann)


Antonius antwortete am 28.02.03 (11:40):

Das einzige Friedensgedicht, das ich in meiner Schulzeit - vor 1965 - kennen lernte, was das folgende Claudius-Gedicht; es durfte ja damals nichts Reales aus der Hitlerzeit auf den Pulten der Schüler-Unmünder landen. - Trotzdem ist die Zeile "Und ich begehre, / Nicht schuld daran zu sein" mir immer im Gedächtnis geblieben. So dass ich, wenn es irgendwo um Streit geht (auch im Ehe-Krieg), mir immer der Anteil des eigenen Nicht-Friedlichen auffällt; na, ich versuch, ich begehr's; jedenfalls bild ich mir das ein...
*
Matthias Claudius
Kriegslied
1778

's ist Krieg! 's ist Krieg! O Gottes Engel wehre,
Und rede du darein!
's ist leider Krieg - und ich begehre
Nicht schuld daran zu sein!

Was sollt ich machen, wenn im Schlaf mit Grämen
Und blutig, bleich und blaß,
Die Geister der Erschlagnen zu mir kämen,
Und vor mir weinten, was?

Wenn wackre Männer, die sich Ehre suchten,
Verstümmelt und halb tot
Im Staub sich vor mir wälzten, und mir fluchten
In ihrer Todesnot?

Wenn tausend tausend Väter, Mütter, Bräute,
So glücklich vor dem Krieg,
Nun alle elend, alle arme Leute,
Wehklagten über mich?

Wenn Hunger, böse Seuch' und ihre Nöten
Freund, Freund und Feind ins Grab
Versammelten, und mir zu Ehren krähten
Von einer Leich herab?

Was hülf mir Kron' und Land und Gold und Ehre?
Die könnten mich nicht freun!
's ist leider Krieg - und ich begehre
Nicht schuld daran zu sein!


schorsch antwortete am 28.02.03 (17:48):

Maikäfer flieg,
schon bald ist wieder Krieg;
Herr Dümmlich-Grins klopft auf den Busch;
schon kuschen Alle, husch, husch, husch;
Herr Dümmlich glaubt an Sieg.

Maikäfer flieg;
schon sein Paps glaubte an Sieg;
hat leider zu früh aufgehört,
sein Söhnchen fand das unerhört;
drum kriegt er brech und bieg....


Karin E. antwortete am 05.03.03 (22:11):

Keinen Krieg

Marienkäferchen flieg
vielleicht gibt's bald wieder Krieg
der große Bruder klopft auf den Bush
schon machen viele wieder kusch

Tod und Verwüstung ist ihm egal
das alles gab's doch schon hundert Mal
werden die Bosse niemals schlauer
ginge ich hin, dann gäbe es Haue

doch ich bin nur ein kleines Licht
auf mich, dazu noch Frau, hört eh keiner nicht
Männer fühlen sich stark, wenn sie spielen Krieg
doch wie viele Opfer gab's - nach dem Sieg

das ist egal, auch daß Mütter weinen
könnt ich's ändern, das will ich meinen,
würd' ich Waffen versenken im Meer
am besten abschaffen das ganze Heer

ich bin traurig, daß das uralte Spiel
in Köpfen steckt, 'der Krieg ist das Ziel'
alle könnten die Hände sich reichen
der Haßgedanke dem .... Frieden weichen.

K.E.(01. März 2003)


Antonius antwortete am 07.03.03 (08:46):

Ich fürchte, wir befinden uns nur noch wenige Tagen vor der Eröffnung des Bombenkriegs auf Bagdad. Damit ein Präsident seine "Pax Americana" - im Krieg - verbreiten kann...

Daher ein Ausschnitt, der Abschluss des Textes "Requiem für einen Freund" von Wolfgang Borchert (erst 1996 veröffentlicht)

(...)- Zu Hause - sagst du und das ist dein letztes Wort. Dann geh deine Seele mit dem Wind, der abends um euer Haus flüstert und im Gebälk knistert - und deine Augen suchen den Himmel ...
Wo ist Gott - schreien die Granaten!
Wo ist Gott - schweigen die Sterne! Wo ist Gott - beten wir!
Gott ist das Leben und Gott ist der Tod - sagtest du immer.
Bist du nun bei Gott?
Ich sitze auf deinem Grabe - Hunger und Kälte betäuben den Schmerz um dich nicht - und die Tränen sind eingefroren.
Aber vielleicht bist du glücklich? Denn du bist wieder eingereiht in den großen unendlichen Kreis, den Reigen, in dem es keinen Tod gibt: Denn es gibt nur das ewige Leben.
Hast du das Bild von dem Haus hinterm Deich mit hinübergenommen? Und die Stimme von deiner blonden Braut? Hörst du die Dampfer noch tuten auf der Elbe - riechst du noch das Meer?
Oh, du warst so voll Leben, daß du nicht tot sein kannst - ich weiß, daß du lebst.
- Sonne und Erde - sagtest du, wenn du an einer Blume rochst - Und nun wirst du selbst wieder Erde sein und die Erde wird voll Sonne sein. Die Blumen, die im Frühling aus deinem Grab wach-sen, werden nach Erde und Sonne duften - und ich werde denken, daß du mich ansiehst, wenn ich vor ihnen stehe und Zwiesprache mit dir halte,
Und dann will ich dir von dem Meer erzählen, das zu Hause noch immer vor den Deichen rauscht - und von dem Mädchen und einem blonden Jungen.
Und dann heißt es wieder: fertigmachen - und ich muß dich allein in der fremden Erde lassen und ringsum ist wieder die Schlacht!
Aber als in der grausamen Nacht die Angst und die Verzweiflung ihre Finger nach mir ausstreckten, da fühle ich, daß du bei mir bist und mir beistehst. Da gelobe ich dir, daß ich aushalten will - für dich. Denn in mir bist du - du warst mein Bruder und hattest den heiligen Glauben an das ewige Leben. Du mußtest darum sterben - wir wollen, wenn es uns vergönnt ist, dafür kämpfen und leben!
Und als es in der Frühe tagt, sitzt auf dem Helm, den wir dir auf das Birkenkreuz taten, ein kleiner grauer Vogel und singt -
Und ganz weit im Osten geht groß die Morgensonne auf.

(W.B.: Allein mit meinem Schatten und dem Mond. Briefe, Gedichte und Dokumente. 1996. S. 257f.)


hl antwortete am 25.03.03 (16:42):

Die weißen Tauben müssen wieder fliegen
(Margit Marion Mädel)


Dunkle Schatten ziehen übers Land,
es sind keine Regenwolken,
die den Menschen machen Angst.
Bomben und Raketenschläge übersäen das Land.

Kinder, Frauen unschuldige Opfer
Sitzen in düsteren Kellern und zittern vor Angst.
Haben sie doch nichts als ihr nacktes Leben,
wollt ihr ihnen das nun nehmen?

Weiße Tauben fliegt hin zu diesem Land,
bringt Friedensbotschaft an jedermann.
Fliegt in die Köpfe und Herzen der Menschen,
damit der Wahnsinn bald beendet.

Auch fliegt in die Herzen der Diktatoren,
damit deren Macht endlich geht verloren.
Fliegt in die Herzen eines jeden Soldaten,
damit er die Waffen niederlegt.

Ein jeder soll durch euch erkennen,
das Krieg das übelste Mittel ist,
und es immer nur die unschuldigen trifft.
Fliegt weiße Tauben, fliegt in das Land.

Fliegt in den Irak, fliegt in die USA.
Fliegt in die ganze Welt, vergesst kein Land.
Frieden tragt in die Herzen der Menschen hinein
Und sagt ihnen Krieg darf nicht sein.

Ersetzt die schwarzen Jagdflugzeuge,
Bomben und Raketen mit dem Symbol des Friedens,
Weiße Tauben sollen übersäen jedes Land,
damit der Krieg endlich wird gebannt.


Copyright by MMMädel 23.März2003


schorsch antwortete am 25.03.03 (17:29):

Raketenkreischen, Kanonengrollen;
Panzer durch die Wüste rollen;
Blut im Sand, zerfetzte Leiber;
erstarrte Kinder, weinende Weiber;
das Grauen zieht ein in mein Herz;
mein ganzer Körper nur noch Schmerz;
ich träume stets den selben Traum:
Blut erfüllt den ganzen Raum.

Alle lechzen nach dem Frieden;
obs das wohl noch gibt hienieden?

März 2003, Schorsch