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THEMA:   Von Nutzen und Nießen und Kriegen und Kriegsgegnern

 37 Antwort(en).

Katharina begann die Diskussion am 23.02.03 (20:25) mit folgendem Beitrag:

Die Ich-Erzählerin ist Grafikerin. Sie ist ebenso eine fiktive Figur wie alle anderen. Thematisch hängt dieser Ausschnitt jedoch mit den Diskussionen im PolitForum zusammen.
Aus Gründen des Umfangs zwei Teile!

lg
Katharina

Eigentlich sieht er gar nicht so übel aus, ein wenig zu klein geraten und auch nicht mehr der Jüngste, aber sein Haar ist noch voll und in seiner Stämmigkeit liegt allerhand Kraft, die er doch für Besseres verwenden könnte, als mich rauszuschmeißen: Guten Morgen, Herr Ingenieur.
Vor Köller türmen sich Papierstöße, der Köllerarm kommt zwischen ihnen hervor und deutet auf den Sessel: Setzen Sie sich doch, setzen Sie sich doch.
Er ist beschäftigt, muss dieses noch von hier nach dort und jenes noch von dort nach hier schieben, hoffentlich fällt ihm kein Aktenhaufen um, aber da ist er auch schon fertig, jetzt bin ich an der Reihe, jetzt bin ich dran, wird er mir den Auftrag kündigen?
Das wäre doch nicht notwendig gewesen, dass Sie extra herkommen.
Ich hatte ohnehin in der Nähe zu tun.
Wir hätten das auch telephonisch abklären können.
Aber wo ich doch in der Nähe war.
Ein Duett im Arschkriecherton, gleich wird mir übel, wann rückt er endlich heraus.
Setzen wir uns doch hinüber, der Besprechungstisch. Den Entwurf für den ersten Folder nimmt er mit.
Ist gut geworden, sagt er. Ich nicke mechanisch, während ein ganzer Maschinenpark in meinem Kopf zusammenfällt, nur noch Erleichterungshelligkeit im Gemüt, aber gleich kommen meine Rädchen wieder in Schwung, greifen ineinander und knitzer-knatzer, jetzt ja kein Patzer:
Finde ich auch.
Cool. Das ist wirklich cool aus mir herausgeflutscht, ich bin sehr zufrieden mit mir, und natürlich, das Interview mit Helmbrecht kann ich noch herausheben. Das ist eine Kleinigkeit. Kein Problem. Ja, die Photos sind echt gut geworden, dynamische Kraft von der Schraube bis zur Mutter. Die Begeisterung über den Folder greift über. Als ich den Blick auf Köller richte, wird auch er von ihr erwischt. In der Tat, diese immer noch dunklen Locken, die hohe Stirn, die Augen, so voller Leben. Ein guter Mann, der Köller, ein guter Mann. Ich lächle so hinreißend, dass mir schon das Gesicht weh tut. Köller, der gute Mann, hat sich zurückgelehnt, spornt mich mit kleinen Zwischenbemerkungen über die Qualität meiner Arbeit weiter an. Kurz bevor mir mein Gesicht auseinanderreißt, steht er auf und holt eine kleine Mappe.
Wollen Sie unterschreiben? Sie wissen ja, gegen die Krieg im Irak.
Das nenne ich Überraschungstaktik, das nenne ich Überraschungsangriff, das nenne ich einen Überfall. Da habe ich seinen Kugelschreiber schon in der Hand, welch edles Stück!, da unterschreibe ich auch schon.
Ja, ein Wahnsinn ist das mit den Amis. Muss man wirklich was tun dagegen.
Aus Köller kollert nun eine Bush-Schandtat nach der anderen heraus, jede Menge unfassbare Aussagen, jede Menge unfassbare Tatsachen, harte, blitz-blank geriebene Fakten, er kann gar nicht mehr aufhören damit, es ist, als ob in ihm eine Perlenkette gerissen wäre, und eine Perle nach der anderen fällt auf den Boden. Springt ein oder zwei Mal auf, kullert davon, aber da fällt schon die nächste.


Katharina antwortete am 23.02.03 (20:26):

Das hab' ich auch gehört. In der ZiB 2 gestern wurde das gesamte Interview ausgestrahlt. Ein Wahnsinn, ein Wahnsinn.
Haben Sie die Bilder gesehen, gestern, im Spiegel? Die Kinder? Plötzlich trieft die Köllerstimme vor Geilheit: geil aufs Anprangern von Unrecht, das ist Köller jetzt und mir wird schlecht. Und keiner sagt: Du Wichser. Weil Köller ein Guter ist, einer von denen, die jedes Unrecht aufspüren und an den Pranger stellen. Koste es, was es wolle. Und sei es die Menschenwürde. Aber ohne solche wie den Köller dämmerte das Unrecht ungesehen und unangeprangert vor sich hin, deshalb ist der Köller gut, gleich kotz ich mich an.
Furchtbar, murmle ich also nur und Bitte, denk ich, Bitte nicht über die verstümmelten Kinder reden. Ich werde sie vor dir in Schutz nehmen und das wird mich den Auftrag kosten.
Gott sei Dank, er gibt sich mit meinem Furchtbar-Gestammel zufrieden.
Name und Adresse am besten in Druckbuchstaben.
Klar, das ist ja nicht die erste Unterschriftenliste, die ich unterschreibe, ich hebe den Kopf. Ob er sieht, dass ich ganz und gar nicht freiwillig Zustimmung lächle? Dass ich mich keinen Millimeter mit seiner aufgewärmten Alt-68er Pose zu identifizieren gedenke? Schnell schaue ich wieder auf die Liste. Ich bin nicht die Erste, die unterschrieben hat.
Ich erinnere mich: Es ist ein goldenes Gebot, dass die ersten beiden Unterschriftzeilen schon ausgefüllt sein müssen, will man Leute zum Mitunterschreiben bewegen. Das ist der Herdentrieb. Sagt der Wolf im Schafspelz. Wenn er mittlerweile nicht unter die Tierschützer gegangen ist und sich auf Kunstpelze verlegt hat.
Ob Sie vielleicht auch ein paar Listen haben möchten?
Ich nehme sie, schließlich bin ich ja gegen den Krieg, auch wenn ich nicht für Köller bin. Und die FranzensAG liegt mir auch am Herzen. Nein, im Magen liegt sie mir. Es gibt Gerüchte, dass sie übernommen werden soll, und wenn sie dann von Deutschland oder gleich von Amerika aus geführt wird, dann ist Schluss mit mir. Die haben ihre Agenturnetze, kein Platz für Einzelkämpferinnen.
Weiß man was von Colloway?, frage ich Köller, denn jetzt sind wir Vertraute, gemeinsam gegen den Krieg, das schweißt zusammen und da muss eine kleine vertrauliche Frage samt Antwort schon drin sein. Köller beißt an: Nein, ist alles eingefroren. Alles auf Wartestellung. Sie wissen ja, der Krieg.
Weil bisher alles so gut gelaufen ist, werde ich übermütig: Na dann hat der Krieg ja auch was Gutes!, aber da bin ich beim Köller am absolut Falschen. Ich muss meine Stimme sofort zwölf Stufen in die Ernsthaftigkeitstiefe fahren und hundert Mal sagen: Nein, so kann man das wirklich nicht sehen. Natürlich, da haben Sie vollkommen Recht. Man darf nicht immer alles vermischen.
Etliche Demutsbekundungen und den sofortigen Entzug der Vertrauensstellung, das kostet mich diese blöde Bemerkung, aber dafür ist das kleine Meeting jetzt auch beendet, Köller ist ein vielbeschäftigter Mann und ich bin - dank Köller - eine beschäftigte Frau.


hl antwortete am 23.02.03 (21:18):

von nutzen und nießen und kriegen und kriegsgegnern:

WHITEHOUSE.* ist für alle da *fg*

whitehouse.org - sehr empfehlendswert ;-)

whitehouse.gov - auch darüber sollte man informiert sein

whitehouse.com - eigentlich überflüssig und nicht jugendfrei

Internet-Tipp: https://www.whitehouse.org/


sofia204 antwortete am 24.02.03 (01:34):

hl,
Dein Link ist gut,
der Konterfeis noch lange nicht überdrüssig,
ist doch mein Bedürfnis längst nicht gesättigt :
"Der Charme der Feigheit"
immer wieder frisch


sofia204 antwortete am 24.02.03 (01:45):

Katharina,
wer könnte, wenn er wollte sich noch einfacher unterordnen ?


bernhard antwortete am 24.02.03 (09:11):

Das war ein langer Tag gewesen. Missmutig packte Köller seine Aktentasche und machte sich auf den Heimweg. Es war seine Angewohnheit zu laufen, es waren ja nur wenige Minuten bis zu seiner Mietswohnung. Sein Weg führte über verkehrsberuhigte Straßen, vorbei an Grünanlagen, auf denen sich im Sommer Liebespaare räkelten. Aber jetzt war es kalt und neblig und Köller fand, dass dies seine Stimmung gut wiedergab.

Er hatte die Ablehnung gespürt und sich nicht wohl gefühlt. Er war ärgerlich, über sich selbst. Musste er versuchen jeden zu überzeugen, wenn es doch nur Überzeugen wäre! Seine Frustration machte ihn wütend und er trat heftig gegen einen Stein, der davon kullerte und in einem Gulli verschwand.

Köller hatte sich sein Leben anders vorgestellt. Er war in die Jahre gekommen und sass in dieser beschissenen Firma fest. Manchmal war alles zum Kotzen. Warum musste er sich mit solchen verbogenen Menschen auseinandersetzen? Er wusste sehr wohl, dass sie nur unterschrieben hatte, um ihm gefällig zu sein, nicht aus Überzeugung. Arschkriecher! Wieder trat er nach einem Stein, aber diesmal daneben.

Als er jung war, jünger war, hatte er noch Mitstreiter gehabt. Er erinnerte sich gern an die 68er Zeit als er Arm in Arm in vorderster Reihe gegen Vietnam, gegen die Professoren in ihren tausendjahre alten Talaren, gegen die Ungerechtigkeiten der Welt demonstriert hatte. Was war davon geblieben. Die Freunde? In alle Welt zerstreut, teilweise konnte er von einzelnen lesen. Sie hatten es weit gebracht im Establishment. Einer sogar bis zum Minister. Und er? Er sammelte Unterschriften gegen einen neuen Krieg, ohne Hoffnung irgendetwas ändern zu können. Seine Frustration wuchs an. Wie sollte es weitergehen?

Mechanisch steckte er den Schlüssel ins Schloß und stieg die vier Treppen zu seiner Dachgeschosswohnung hoch. Er nahm nie den Aufzug, das war sein Trimmprogramm. Vor vier Jahren war er hier eingezogen als seine Frau ihn verlassen hatte. "Du bist mit deiner Arbeit verheiratet" hatte sie ihm vorgeworfen. Wenn es doch nur so wäre.

Er hatte es sich auf seinem Sofa bequem gemacht und fast schon im Halbschlaf schwor er sich: Er würde nachdenken, aus diesem Trott ausbrechen.

Fortsetzung folgt (vielleicht)


Katharina antwortete am 24.02.03 (09:23):

feinfeinfein, bernhard! eine "parallelaktion"? hier wie es in meinem text weitergeht. dort spielt köller aber nur eine kleine nebenrolle. zum verständnis: frieda ist die frau, mit der die ich-erzählerin zusammenwohnt.

liebe grüße an hl und vor allem an sophia
katharina

(...)

Frieda streicht Butter auf ihr Brot und kratzt sie wieder herunter, als ob ihr Leben davon abhinge, Frieda schweigt, Frieda bockt.
Frieda? Was ist denn mit dem Handy?, einmal nachfragen.
Frieda? Bist du taub geworden?, einmal ansticheln.
Frieda, einmal den Jetzt-Benimm-Dich-Doch-Nicht-Wie-Ein-Kleines-Kind-Ton anschlagen.
Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig. Und wenn ich hundert Handys habe.
Aber warum hast du es denn nicht gesagt?
Frieda zuckt mit den Schultern. Einfach so, sagt sie und ich sage: Na super.
Ich beiße in mein Brot, schönes, frisches Landbrot!, und als ein paar Minuten ohne Friedareaktion vergangen sind, erzähle ihr von Köller. Dass ich mich in ihm getäuscht hätte, dass er überhaupt kein Arschloch sei. Dass er mich in den Husaren eingeladen habe und zwar so charmant, dass nicht einmal sie abgelehnt hätte.
Wenn du glaubst, sagt Frieda und hat jetzt den abwesenden Blick. Wieder einmal hängt sie in Gedanken ganz wo anders.
Das Handy liegt auf dem Tisch zwischen Käseteller und Brotkorb.
Wenn du es nicht einschaltest, wirst du nicht besonders viel davon haben.
Frieda kaut und kaut, sie ist damit beschäftigt, einen Käsebrotbissen runter zu kriegen, um so Kleinigkeiten wie ausgeschaltete Handys kann sie sich jetzt nicht kümmern. Wenn ich ihr noch länger zusehe, vergeht auch mir der Appetit.
Schnell schneide ich mir ein großes Stück vom Bergkäse ab und schiebe es gleich als Ganzes in den Mund.
Was hast du denn? Schmeckt doch gut!, sage ich und höre mich an wie meine Mutter. Beschwörungsformeln, getarnt als munteres Erstaunen. Leichtgewichtig in den Ring geworfen und wehe dem, der so was auffängt. Kann man schon ersticken dran.
Mensch Frieda, schluck doch runter. Das ist ja nicht zum Anschauen.
Frieda springt auf, würgt, rennt zum Klo.
Friedaschätzchen, rufe ich ihr nach, das mit Köller hat eh nicht gestimmt. Er ist ein Arschloch. Das allerletzte Arschloch. Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich mit dem essen gehe?
Dass er mich gar nicht eingeladen hat - Nein, das muss ich ihr nicht sagen. Schließlich hat sie mich wegen dieses depperten Handys sogar belogen.
Ich höre die Klospülung, das Auf und Zu der Klotür, trapptrapptrapp, jetzt geht sie ins Bad. Wasserplätschern.
Räumst du ab?, ruft sie zu mir in die Küche. Ich hab' noch was zu tun.
Okay, rufe ich zurück. Trapptrapptrapp, sie geht durchs Vorzimmer.
Du solltest mit der Kotzerei aufhören. Du machst dich ganz kaputt damit.
Ihre Antwort kann ich nicht verstehen, irgendein Gegrummel vom anderen Ende der Wohnung. Dann das Tür-Auf-Tür-Zu, schnapp. Weg ist sie. Verschwunden in ihrem Zimmer.


Wolfgang antwortete am 24.02.03 (09:52):

Bei SPIEGEL ONLINE gibt es ein interessantes Interview mit dem Psychologen JO GROEBEL... Der spricht über die Vermarktung der Kriegsentscheidung der Bush-Krieger, die Entscheidung, die längst gefallen ist, aber jetzt an den Mann respektive an die Frau gebracht werden muss, damit dieser Krieg konsumierbar wird.

Er spricht auch über die Bedeutung von Bildern bei der modernen Kriegführung:

Groebel: [...] Die Bilder eines Krieges sind viel wichtiger geworden als Hintergrundinformationen ohne Bilder. Im Vordergrund steht nicht mehr, warum ein Ereignis stattgefunden, sondern welchen Effekt es ausgelöst hat. [...]

Und weiter:

Groebel: Der Irak-Konflikt ist auf einer Stufe angelangt, auf der man Argumente liefert, die offensichtlich nicht überzeugend sind, nur um den Ritus der Kommunikation aufrecht zu erhalten. Andere Faktoren sind längst wichtiger geworden.

SPIEGEL ONLINE: Was bedeutet das für die Entscheidung der US-Regierung für oder gegen einen Krieg?

Groebel: Die zentralen Schwächen der Argumente der Kriegsbefürworter sind ein Zeichen dafür, dass die Entscheidung für einen Krieg bereits gefallen ist.

Webtipp...

SPIEGEL ONLINE - 24.02.2003
MEDIENPSYCHOLOGE ZUR IRAK-KRISE
"Die Entscheidung für einen Krieg ist bereits gefallen"
Unbeirrbar scheint die US-Regierung auf einen Krieg im Irak zuzusteuern, ungeachtet der Schwäche ihrer eigenen Argumente. Der Medienpsychologe JO GROEBEL erläutert im Interview mit SPIEGEL ONLINE die Funktionsweise der US-Propaganda und den Prozess der Kriegsentscheidung - den GROEBEL längst für für abgeschlossen hält.
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,236994,00.html

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,236994,00.html


katharina antwortete am 24.02.03 (10:14):

lieber wolfgang,

was ich hier einstelle, sind literarische texte. und über literarische texte lässt es sich sehr, sehr schlecht via spiegel-ausschnitte sprechen. weil zeitungsartikel und literarischer text zwei sehr unterschiedliche gattungen sind.

einer der zentralen unterschiede liegt im verhältnis zur "realität": während sachtexte (wie eben auch zeitungsartikel) den anspruch erheben, "die welt" 1:1 abzubilden, schafft ein literarischer text eine "sprachliche wirklichkeit". es handelt sich (mit wenigen ausnahmen wie z.b. biographien) um eine fiktionale wirklichkeit. wie ja auch die figuren fiktionale sind. über die form der anbindung an die nicht-fiktionale realität lässt sich aber natürlich diskutieren. allerdings nicht im spielgel-zitaten-ton.
also: auch wenn ich dir konzidere, dass du mit literarischer theorie nicht viel am hut hast, frage ich mich, was du mir mit dieser reinkopiererei sagen willst.

@bernhard: ich finde das sehr anregend, wie du da den köller zu "weiterem leben" erweckst. vor allem gefällt mir, wie du ihn in einer zwar dezenten, aber dennoch parallelität zur ich-erzählerin anlegst. beides sind figuren, die weder "gut" noch "schlecht" sind, beide leben nicht gerade in harmonie mit ihren wünschen, ideen, zielen, beide haben was leicht verbiestertes an sich.
spannend!

liebe grüße
katharina


hl antwortete am 24.02.03 (10:27):

Wer das

"..Thematisch hängt dieser Ausschnitt jedoch mit den Diskussionen im PolitForum zusammen..."

vor einen literarischen Text setzt, darf sich nicht wundern wenn das

"..Der spricht über die Vermarktung der Kriegsentscheidung der Bush-Krieger, die Entscheidung, die längst gefallen ist, aber jetzt an den Mann respektive an die Frau gebracht werden muss, damit dieser Krieg konsumierbar wird.

Er spricht auch über die Bedeutung von Bildern bei der modernen Kriegführung.."

nachgesetzt wird.


katharina antwortete am 24.02.03 (10:41):

@hl: ja, das stimmt schon, ich kenne das auch aus den anderen foren, in denen ich "unterwegs" bin, dass man es nicht so genau nimmt mit dem beim-thema-bleiben. aber eigentlich müsste es schon klar sein, dass es um den text gehen sol, lwenn in einem "kunst, literatur"-forum ein text einstellt wird. und bei den bisherigen text-beiträgen gab's da ja auch keine probleme.

dass dieser textausschnitt thematisch etwas anspricht, das hier in einem anderen forum besprochen wurde, sollte doch bloß ein hinweis zur text-entstehung sein.

vielleicht liegt das missverständnis aber auch in lesegewohnheiten: texte, die einen literarischen anspruch stellen, erfordern (auch) anderes lesesverhalten als zeitungsartikel und sachbücher.

mit lieben grüße
katharina


hl antwortete am 24.02.03 (10:56):

nun gut, reden wir über den text bzw. über das, was meiner meinung nach die autorin rüber bringen will.

reden wir über die unverschämtheit der protagonistin, verstümmelte kinder in schutz nehmen zu wollen, über die unverfrorenheit der protagonistin, dem Köller "triefende geilheit auf's anprangern von unrecht" zu unterstellen, über die feigheit der protagonistin, ihre meinung nicht zu äussern weil es sie einen auftrag kosten könnte

und last not least über die absicht der autorin, einen zusammenhang mit den aktuellen politischen foren und deren schreibern herzustellen.


Wolfgang antwortete am 24.02.03 (11:06):

Ja, das Internet und seine öffentlichen (!) Foren... Manch einen hat das schon zur Verzweiflung getrieben, dass dauernd "Querköpfe" dazwischen kommen, die alles andere schreiben, als das, was man so gerne hören würde. ;-)

Kommen wir als zum Thema zurück - "Von Nutzen und Nießen und Kriegen und Kriegsgegnern":

Beaknntlich wird vor dem eigentlichen Krieg von interessierter Seite gelogen, dass sich die Balken biegen. Beim Irak-Krieg I. war es auch so... Die "Citizens for a Free Kuwait" - eine Truppe von Rüstungslobbyisten und Informationskriegern - landeten damals den entscheidenden Werbespot. Um die Öffentlichkeit kriegsbereit zu machen, hatten die "Citizens" im Herbst 1990 die Werbeagentur "Hill & Knowlton" engagiert. Die präsentierten das Mädchen "Nayirah" vor dem Menschenrechtsausschuss des US-Kongresses. Unter Tränen berichtete "Nayirah", wie irakische Soldaten kuweitische Babys aus den Brutkästen eines Krankenhauses geholt und auf den Boden geworfen hätten.

Nun, die Geschichte war frei erfunden... "Nayirah" war auch keine kuweitische Krankenschwester, sondern die Tochter des kuwaitischen Botschafters in Washington. Millionen AmerikanerInnen heulten ob der gefälschten Story. Später kam dann alles heraus. Aber da war der Krieg schon vorbei. "Nayirah" hatte ihre Funktion erfüllt.


katharina antwortete am 24.02.03 (11:10):

Literatur kann Ideale darstellen, positive Utopien, die als eine Art Wegweiser angesehen werden können. Und Literatur kann Bruchstellen, Unfertiges, Widersprüchliches,.. eben Offenes darstellen. (Beides übrigens sowohl inhaltlich als auch formal)

Dieser (wie alle meine) Text(e) hat Zweiteres zum Ziel. Ist auch der (mein) Versuch, gegen Denk- und Sprachbetonierungen jeglicher Couleur anzugehen. Lieber die "Mühen der Ebene" mit ihren Widersprüchlichkeiten abzubilden, als irgendwelche noch so edlen und hehren Dinge und Gesinnungen als edel und hehr zu erfinden. Was mir (das am Rande) in schöner Regelmäßigkeit Schelte von rechts und von links einbringt.

Hl, ich mag mich irren, aber mir kommt das gehässig vor, was du da schreibst. Und noch einmal: ich habe dezidiert NICHT einen Zusammenhang zu den im polForum Schreibenden hergestellt. Ich wollte genau das vermeiden, weswegen ich auf die Fiktionalität der Figuren extra hingewiesen habe.
Dieses Ich in dem Text, das bin doch auch nicht ich.
Ich habe keine Freundin, die wie Frieda ist, meine Mutter hat mit der in diesem Text abgebildeten überhaupt nichts zu tun, ich habe weder eine Katzenallergie und überhaupt liebe ich Katzen, ... Ich bin außerdem um Häuser sympathischer als diese Ich-Erzählerin. :-)
Im Ernst: Es gibt diese Figuren nur in der sprachlichen Wirklichkeit dieses Textes, sie sind zusammengepuzzelt aus verschiedensten Elementen.


katharina antwortete am 24.02.03 (11:20):

naja, wolfgang, darauf möchte ich sagen, dass ich viele meiner texte genau gegen solche sachen schreibe. eben gegen so "runde" darstellungen wie sie diese Nayirah-Geschichte ist. wie sie auch (halt anders rund, aber strukturell eben gleich) von der anderen seite her passieren kann. weinende babys, hungernde kinder u.ä. lassen sich eben von jeder seite gut verwenden. zum objekt machen.
in meinem text lasse ich die hauptfigur diese anschauung vertreten.

gruß
katharina


Wolfgang antwortete am 24.02.03 (11:49):

Die Methoden, Katharina, der Kriegsbefürworter und die der Kriegsgegner sind NICHT die gleichen. "Nayirah" beweist das: Die Geschichte war nicht wahr.

Wenn aber Fotojournalisten (die vom Grauen leben) von SADDAM HUSSEIN's Soldateska massakrierte Kurden ablichten und diese Fotos und Filme verbreiten, dann ist das ein wichtiger Job, denn die Öffentlichkeit soll den Krieg so sehen, wie er ist.

Das gleiche gilt, wenn die US-Soldateska mit weit entwickelteren und effizienteren Waffen irakische Menschen killen... Die Kinder, die den Krebs im Gesicht haben, weil uranhaltige Geschosse ihr Gift in diese Kinder gebracht haben, soll die Öffentlichkeit das sehen.

Zu Deinen literarischen Figuren - Köller und die Ich-Erzählerin... Im wirklichen Leben wären mir beide Personen unsympathisch... Der eine - Köller -, weil er seine Position ausnutzt für seine privaten Zwecke, und die andere - die Ich-Erzählerin -, weil sie ein Ausbund an Anpassung ist, zwar kurz aufbegehrt, aber schnell wieder den Kopf einzieht. Ich weiss nicht, wen ich mehr verachte. Aber ich weiss, dass die Ich-Erzählerin die notwendige Bedingung jeder selbsternannten Obrigkeit und ihrer Herrschaft darstellt.

Die Faust nicht nur im Sack ballen, sondern die Faust herausholen und auch zuschlagen (in welcher Form auch immer), wenn es darauf ankommt... Sich verweigern... Unbequem werden... Kämpfen (nicht Krieg führen, das ist etwas anderes)... Literarische und wirkliche "Figuren", die das repräsentieren, die gefallen mir. :-)


Karl antwortete am 24.02.03 (12:02):

@ Katharina,

jedenfalls kann eine Geschichte mit "politischer" Aussage nicht verlangen, politisch nicht kritisiert zu werden. War dieses Thema als Flucht vor der Kritik gedacht?

M.E. ist es nur ärgerlich, wenn mit dem Vorwand die Persönlichkeitsrechte von Kinder schützen zu wollen, schreckliche Bilder verbannt werden sollen. Lass uns die Welt weiß anstreichen, alle schrecklichen Bilder verdrängen, dann wird es uns/ihnen schon gut gehen?

Mit freundlichen Grüßen

Karl


katharina antwortete am 24.02.03 (12:39):

Die Faust nicht nur im Sack ballen, sondern die Faust herausholen und auch zuschlagen (in welcher Form
auch immer), wenn es darauf ankommt... Sich verweigern... Unbequem werden... Kämpfen (nicht Krieg
führen, das ist etwas anderes)... Literarische und wirkliche "Figuren", die das repräsentieren, die gefallen
mir. :-)


ja, das glaub ich gern. jedem topf seinen deckel.
ich bin aber eben materialistin (im philosophischen sinn) und nicht idealistin (ebenfalls im philosophischen sinn).
außerdem halte ich es auch und vor allem in hinblick auf eine gerechtere weltordnung eben für sinnvoll, sich mit den schwierigkeiten, die der weg dorthin bereithält, zu beschäftigen, als nur noch so schöne bilder und noch so grässliche gegenbilder in die luft zu malen.

und ich bin auch dort realistin, wo du von "unbequem-sein" und "sich-verweigern" sprichst. weil die welt eben nicht aus schwarz und weiß besteht und weil es eben verschiedene sichtweisen gibt. aber genau an diesem punkt dürften wir uns zentral unterscheiden. auch wenn ich bestimmte standpunkte habe und auch vetrete, weiß ich doch, dass es andere gibt und dass die nicht (im gegensatz zu meinen "guten und richtigen") per se schlecht und falsch sind. dass also das bezugsfeld in relativität zum "unbequem-sein" und "sich-verweigern" steht.
dieses "unbequem-sein" sich selbstgefällig an die brust zu heften, macht aus nervig herausgetröteten 0-8-15-schablonen auch kein goldkrönchen und wenn man sich komplexeren gedankengängen verweigert, ist das auch kein ruhmesblatt. - also das ist jetzt überspitzt ausgedrückt, aber wenn ich mit solchen anhäufungen von phrasen konfrontiert sehe, dann kann ich einfach nicht anders.

ich habe in meinem leben schlichtweg genug ideologien, rechte wie linke, scheitern sehen und in meinem studium genug darüber erfahren, als dass ich (bei aller sympathie und durchaus auch sehnsucht nach den schönen, einfachen welterklärungsmustern) an derlei dinge noch glauben kann.
wie gesagt: die sehnsucht nach einer klaren und klar zu erklärenden welt, die teile ich, kampfgeschrei aber (mit und ohne weihrauch) macht mich im mindesten fall skeptisch, egal ob es aus religiösen oder linken oder sonstwie berufenen mündern erschallt.

da wird kein zusammenfinden sein, fürchte ich, zwischen deiner und meiner sicht.

katharina


katharina antwortete am 24.02.03 (12:55):

"War dieses Thema als Flucht vor der Kritik gedacht?"
aha, wird jetzt flott weiterunterstellt? oder was meinst du da? ist das deine textkritik? oder ist das eine politische kritik?

weiß du, karl, wenn du nicht siehst, dass es entwürdigend ist, wenn (egal zu welchem zweck) mit grauenhaften kinderbildern richtiggehend hausieren gegangen wird, dann hat es eben keinen sinn. hat halt jeder seine suppentellerchen vor sich.
aber denk doch bitte mal an den anlass: du hast es missluka an den kopf geknallt, weil sie das verbot von bush-als-terrorist-bezeichnenden t-shirts erklärt und als teil der schulordnung dargestellt hat. was sind denn das für relationen??? tut mir leid, das ist für mich, als ob man spielkarten in der tasche hat. und die verstümmelten kinder sind echte trumpfkarten.
nur das. kannst du diese gedanken von mir nicht nachvollziehen?
wobei - und das weiß ich eh - meine einwände ohnehin sinnlos sind - steht doch eine ganze medienmaschinerie bereits gewehr-bei-fuß, um die besten photos zu schießen. also keine angst: die welt ist nicht und wird auch nicht unterversorgt werden mit bildern des grauens.

übrigens hat das alles ziemlich wenig mit dem text zu tun,

grüße
katharina


Wolfgang antwortete am 24.02.03 (13:29):

Davon bin ich überzeugt, Katharina, dass wir nicht zusammenfinden und das ist gut so. :-) Denn in der Tat gibt es zwei idealtypische Sichtweisen der Dinge (in praxi mischen die sich allerdings allzu oft):

Die Sicht aus der Täterperspektive und die Sicht aus der Opferperspektive... Auf der politischen Ebene heisst das: Man kann sich auf die Seite derer "da oben" stellen oder auf die Seite derer "da unten".

Das führt zu völlig unterschiedlichen Sichtweisen des gleichen Sachverhalts, und ob die eine oder die andere oder irgend etwas dazwischen "richtig" ist, darüber wird oft und viel geschwätzt.

Kann man die Welt verändern, indem man sie anders interpretiert? - Die These lautet: "Nur das Zusammenfallen des Änderns der Umstände und der Selbstveränderung kann als revolutionäre Praxis gefasst und rational verstanden werden". Oder: "Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert - es kommt darauf an, sie zu verändern." (KARL MARX)

In meinen schlichten Worten: Aktivitäten (mögen sie noch so gering erscheinen) gegen den Krieg der Bush-Krieger sind angesagt, nicht das rechthaberische Schwätzen darüber. :-)


kat5harina antwortete am 24.02.03 (13:34):

noch einmal, @ wolfgang, der schrieb:

"Die Faust nicht nur im Sack ballen, sondern die Faust herausholen und auch zuschlagen (in welcher Form
auch immer), wenn es darauf ankommt... Sich verweigern... Unbequem werden... Kämpfen (nicht Krieg
führen, das ist etwas anderes)... Literarische und wirkliche "Figuren", die das repräsentieren, die gefallen
mir. :-)"

die ganze zeit dachte ich: das kenn ich von irgendwoher! und jetzt ist es mir eingefallen: das ist der amerikanische (sic!) lonesome cowboy. der da einsam durch die steppe reitet, ein harter hund, zu aufrecht, um sich wo einzuordnen, er reitet also allein durch die steppe und kämpft für freiheit und recht, schlägt zu, wenn es drauf ankommt. letzteres unterliegt seiner definition, weil er sich ja - kraft seiner außerordentlichen persönlichkeit nirgends einreiht.

ja, das ist eine amerikanische (film)männerphantasie. und wenn du die dem bush schickst: auch er wird sich damit identifizieren. nur dass er - weil er ja eben auch einer von denen ist, die es im urin haben, was richtig und was falsch ist, auch kriege befehligen kann.

gruß
sqaw katharina, die froh ist, dass es nicht erlaubt ist zuzuschlagen, wann es einen in den fäusten juckt


katharina antwortete am 24.02.03 (13:47):

jössas, der marx würde sich im grab umdrehen, wäre er nicht atheist gewesen und wäre erdeshalb mittlerweile ratzebutz verschwunden.
ich empfehle dir - um die grundzüge des marx'schen materialisums zu verstehen - eine beschäftigung mit der dialektik.

lieber wolfgang: was mich betrifft, meine deja-vu-erlebnisse in erinnerung an meine studentenzeit habe ich nun ausreichend genossen. ist alles aufgefrischt, ist alles wie gehabt. verändert hat man sich ja schon damals nicht gern.

also, lieber wolfgang, mach du mal schön in schwarz und weiß, in oben und unten, in richtig und falsch. und ich werde mir gestatten, die zwischenräume aufzusuchen.

mit freundlichem gruß
katharina


Wolfgang antwortete am 24.02.03 (13:59):

So alleine sind die angeblich lonesome cowboys und -girls gar nicht... Die Schätzungen gehen zwischen 6 und 11 Millionen Menschen, die sich alleine am vorletzten Wochenende gegen den Krieg weltweit zusammengerottet haben.

Und es werden mehr... Es wird eng im (wilden) Westen für die Bush-Krieger . :-)


Barbara antwortete am 24.02.03 (15:28):

Mich interessiert die Mitbewohnerin Frieda....

Warum schweift ihr Blick ins Leere, wenn sie der Ich-Erzählerin zuhört?

Warum bekommt sie bei den Worten ihrer Lebensgefährtin das Kotzen, obwohl sie sich krampfhaft bemüht, ihr nicht zuzuhören?

Kann sie die Falschheit ihrer Mitbewohnerin nicht mehr ertragen?

Würde sie sich gern dem "Cowboy" anschließen, fehlt ihr nur der Mut dazu?

Wird sie von ihrem eigenes Versagen innerlich auseinander gerissen?


katharina antwortete am 24.02.03 (17:32):

liebe barbara, danke, dass du wieder zum text zurückkehrst! ja, das ist immer blöd mit den ausschnitten, hier kurz informationen zum vorgeschehen:
war das verhältnis zwischen frieda und der erzählerin lange zeit ein sehr vertraut-freundschaftliches, ist es zum zeitpunkt des ausschnittes einige zeitlang schon angespannt. das deshalb, weil frieda plötzlich geheimnisse vor der erzählerin zu haben scheint: so hatte sie geleugnet, ein handy zu haben, so hat sie eben neuerdings sehr oft diesen abwesenden blick. so verbringt sie sehr viel zeit vor dem computer.
das kotzen: auf der handlungsebene kommt es von diesem käsebrotbissen, den sie nicht runterkriegt. es kann sein (dafür spricht einiges), dass sie bulimie hat. es kann aber auch sein, dass sie an den "beschwörungsformeln" der erzählerin fast erstickt. wie es dieser offensichtlich fast bei den entsprechenden muttersätzen ergangen ist. vermutlich hängt es zusammen.

einen cowboy gibt es nicht innehalb des textes. da gibt es (hier) nur diesen köller, den frieda nur aus erzählungen kennt.

wenn frieda dich interessiert, hier ein kleiner ausschnitt, in dem sie gewissermaßen vorgestellt wird.
und versprochen: dann kleistere ich den st nicht mehr mit meinen texten zu! :-)

liebe grüße und danke für dein interesse
katharina

(...)
Eines Tages ließ Ulrich Rose ein Seidenblatt fallen und von diesem Tag an weiß ich: Der oder keiner. O Ulrich Rose, sage ich wieder und wieder, du oder keiner!, aber ich sage es nur ganz leise, damit Frieda mich nicht hört. Sie würde mich sonst für verrückt halten oder Schlimmeres. Frieda mit ihren stets geschürzten Lippen und ihrem ausgetrockneten Hintern, der noch nicht einmal eine 34er Jeans ausfüllen kann. Frieda, die in der Wohnung sitzt und auf mich wartet. Damit ich ihr die Welt erzähle. Aber bitte komm mir nicht mit Liebesgeschichten nachhause!
Eine Rosa-Allergie, so nenne ich das, ums Verrecken kein Rosa für Frieda. Sie nennt es Realismus. Frieda ist so realistisch, dass sie die Wohnung seit Monaten nicht mehr verlassen kann. Sie würde an einer Realistik-Überdosis krepieren. Elendiglich. Das muss ich verstehen. Klar, sage ich, das verstehe ich. Natürlich. Mit so Allergien ist nicht zu scherzen, da ist ja nicht erst eine draufgegangen. Milla zum Beispiel, die ist jämmerlich erstickt. Weil so ein Bienenstich und dann noch einer und das Ganze in irgendeinem Ausland, wo weit und breit kein Arzt, geschweige denn ein Spital zu finden ist. Wie aus Leder, so war ihre Haut, erzählt Frieda und es beutelt sie schon bei der Erinnerung. Und dann ist ihr das Gesicht aufgegangen wie ein Germteig. Hätte sie nicht gewusst, dass es Milla war, die da vor ihr am Wiesenstreifen lag, sie hätte sie nicht erkannt. Das betont Frieda jedes Mal ganz speziell. Und dann das Röcheln und der Schweiß auf der Stirn, die Lederhaut rot und dann ist endlich ein Auto stehen geblieben. Aber da war es schon zu spät.
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sofia204 antwortete am 24.02.03 (18:19):

Katharina,
nicht allein Barbara interessiert sich für diese Geschichte. Ich finde sie hochspannend und sehr entgegenkommend, daß ich dem Sinn nicht nachlaufen muß und doch noch nicht weiß was eigentlich läuft... ein Alltagsgeschehen in sandkornhafter Veränderlichkeit
wie geht es jetzt weiter ?


pilli antwortete am 25.02.03 (19:19):

himmel, soviel frust...ist da eigentlich kein friseur in der nähe, dem frau das leid klagen könnte???

die frau scheint mir hier wie auch in der tierzeitschrift-story in ihrem bisherigen dasein nicht einen tag wirklich gelebt zu haben. sich an den schwachen messen und überheblich feststellen, wie gut frau doch ist...neee, nu tut sie mir richtig leid...watt für ein elend...wenn ich mir vorstelle so mein brot verdienen zu müssen!

mal ne frage an katharina:

wer verlegt solche geschichten und kauft die bücher jemand?


katharina antwortete am 25.02.03 (19:26):

na pilli, kleine giftspritze, ich hab dich ja schon direkt vermisst. um ein haar hätte sich hier ja glatt das niveau gehoben!

katharina


pilli antwortete am 26.02.03 (00:17):

nun, niveau hin und niveau her...so ein forum lebt von der bunten mischung. :-)

schon Max Fritsch wußte zu sagen:

"Wieso haben die Intellektuellen, wenn sie scharenweise vorkommen, unweigerlich etwas Komisches?"

und dennoch strebe ich an, mich aufzuschwingen in ungeahnte höhen...obwohl, da hatte ich doch mal im www bei dem versuch das niveau zu finden diesen witz gelesen...mmmhhh...vielleicht lieber doch nicht ???
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"Ein Truthahn plauderte mit einem Bullen. "Ich würde gerne auf die Spitze dieses Baumes kommen können" meinte der Truthahn, "aber ich habe die Energie dazu nicht." Der Bulle gab zur Antwort: "Nun, warum isst Du nicht ein wenig von meinem Dung? Da sind sehr viele Nährstoffe drin."
Der Truthahn pickte ein wenig am Dung und siehe da, es gab ihm tatsächlich genügend Kraft, um auf den ersten Ast zu fliegen. Am nächsten Tag, als er noch mehr Dung gefressen hatte, erreichte er bereits den zweiten Ast. Schlussendlich, nach vier Tagen Dung essen, erreichte er stolz die Spitze des Baumes. Aber schon bald entdeckte ihn ein Bauer, welcher ihn sogleich mit der Schrotflinte erschoss!

und die niveauvolle moral von der geschichte :

"Bullenscheisse kann dich vielleicht zur Spitze bringen, aber es wird dich nicht für immer dort oben halten!"
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andererseits, es könnte schon gut sein "a bissel" niveaulos zu sein...du kannst sagen, was du willst, weil dir eigentlich gleichgültig ist, was andere leute über dich denken. :-) und wiederum watt is denn nu eigentlich niveau?

zu lachen, wenn ich auf "olis witze.de" lese:

- dass 8 jahre, 7 monate und 6 tage schreien bedeutet, daß genug energie produziert wird um 1 tasse kaffee zu erwärmen...
- dass das quaken der ente kein echo erzeugt und niemand weiss darum...
- dass schlangenscheisse glitschig ist, die dicke eines daumens hat und mindestens 50cm lang ist...
- dass experten solange wenig lernen, bis sie alles über nichts wissen...
- dass trübsal nicht alles ist, was man blasen kann...

nu schwing ich blondes köpfchen wild hin und her...mal sehen, watt da so kütt :-)


schorsch antwortete am 26.02.03 (09:43):

Dazu kommt mir noch das Gedicht in den Sinn vom Frosch der auch fliegen wollte wie der Vogel, mit Mühe und Not auf den Baum kletterte, sprang und auf dem Boden platzte. Der letzte Vers geht so:

Wenn einer, der mit Mühe, kaum
geklettert ist auf einen Baum,
schon meint, dass er ein Vogel wär,
so irrt sich der!


Nuxel antwortete am 26.02.03 (12:28):

Ja,lieber Schorsch

Wilhelm Busch schrieb diesen Vers als letzten in dem Gedicht:
Fink und Frosch.

und die Moral von der Geschicht?

"det kann ick och" sollte man mit Bedacht sagen....


Wolfgang antwortete am 26.02.03 (14:39):

Wo Du Recht hast, pilli, da will ich nichts gegen schreiben (entgegen einer weit verbreiteten Foren-Gepflogenheit, schon beim Auftauchen eines Namens in die Kampfstellung zu gehen). - "Literarischer Text" ist ein so grosses Wort. Aber: Keine Geschichte muss meinem Geschmack entsprechen und massgebend ist mein Geschmack schon gar nicht. Vielleicht gefällt jemandem der Text. Mir "schmeckt" er nicht.

Über Geschmack kann man wenigstens trefflich streiten, mit dem angenehmen Nebeneffekt, dass zuweilen mehr literarische Qualität zu finden ist beim anschliessenden Gespräch, als beim Streitobjekt selbst. ;-)


katahrina antwortete am 26.02.03 (17:18):

schadeschade, aber ich werde mich wegen wolfgang und pilli mit meinen texten nicht auf die ebene des köllschen humors begeben, und auch diese vorliebe fürs fäkkalische gedenke ich nicht in meinen texten zu thematisieren.

im ernst. das ist eines jeden gutes recht, einen text für schlecht, misslungen, völlig daneben, geschmacklos und was auch immer zu halten. wie es das gute recht eines autors ist, manchen meinungen mehr und manchen meinungen weniger wert beizumessen.

mit grüßen an alle
kathariba


schorsch antwortete am 26.02.03 (17:50):

Danke Nuxel für die Nennung des Autors. Ich habe schon Jahre lang nach dem Namen desselben gesucht.


pilli antwortete am 26.02.03 (17:54):

hehe Katharina,

aber das "kotzen" das magst du schon immer wieder gerne als besonderes ereignis einbauen, gelle?

warum auch nicht :-) wem es gefällt...


katharina antwortete am 26.02.03 (18:04):

immerhin - auch wenn ich nur selten was mit deinen bemerkungen anfangen kann - möchte ich dir konzidieren, dass du gelesen hast, worüber du dich lustig machst. und das finde ich - ehrlich - denn doch schwer in ordnung.

es stimmt nämlich, dass in diesem text das kotzen eine rolle spielt. einerseits auf der handlungsebene (diese frieda kotzt öfter, die ich-erzählerin verwendet es öfter als synonym für maximale ekelempfindungen), andererseits auf der ebene des subtextes. worüber ich mich hier dann aber nicht weiter äußern möchte, weil dafür hier nicht der richtige ort ist. so zwischen lauter kämpfern und widerstandskämpfern! ;-)

liebe grüße
katharina


henner antwortete am 26.02.03 (20:51):

zum gleichen Thema vom selben Autor ein ähnlicher Vierzeiler mit ähnlichem Inhalt und anderen Worten kommt mir da in den Sinn:
Der harte Kopf will durch die Wand
Die aber leistet Widerstand
worauf der Kopf-derart belehrt
bescheiden nach der Tür begehrt