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THEMA:   Brecht, 1952

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Ursula J. begann die Diskussion am 16.03.03 (15:20) mit folgendem Beitrag:


Das Gedächtnis der Menschheit für erduldete Leiden
ist erstaunlich kurz.
Ihre Vorstellungsgabe für kommende Leiden ist fast
noch geringer.
Die weltweiten Schrecken scheinen vergessen.
Der Regen von gestern macht uns nicht naß, sagen viele.
Diese Abgestumpftheit ist es, die wir zu bekämpfen haben,
ihr äußerster Grad ist der Tod.
Allzu viele kommen uns schon heute vor wie Tote,
wie Leute, die schon hinter sich haben, was sie vor sich haben,
so wenig tun sie dagegen.
Und doch wird nichts mich davon überzeugen, dass es
aussichtslos ist, der Vernunft gegen ihre Feinde beizustehen.
Laßt uns das tausendmal Gesagte immer wieder sagen,
damit es nicht einmal zuwenig gesagt wurde!
Laßt uns die Warnungen erneuern, und wenn sie schon
wie Asche in unserem Mund sind!
Denn der Menschheit drohen Kriege, gegen welche die
vergangenen wie armselige Versuche sind,
und sie werden kommen ohne jeden Zweifel,
wenn denen, die sie in aller Öffentlichkeit vorbereiten,
nicht die Hände zerschlagen werden.

Brecht, 1952